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First day we met

Akame =)
von

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First day we met

First day we met
 

Ein neuer Tag. Eine neue Schule. Wie er diese Prozedur doch satt hatte. Aber es ging nicht anders. Aufgrund des Jobs seines Vaters, musste er unentwegt umziehen und es gab nichts, was er dagegen tun könnte. Die neue Uniform war ihm ein wenig zu groß. Die schwarze Jacke hing an ihm, fast wie ein Kartoffelsack. Ein leiser Seufzer entfuhr ihm. Er würde diese Uniform eh nicht lange tragen müssen, also kein Grund zur Besorgnis. Ein kurzer Blick zur Uhr sagte ihm, dass es Zeit wurde und eilig verließ er das Haus. Sein Vater war schon fort.
 

~~~
 

Das Schulgebäude lag im Zentrum der Stadt und machte auf ihn nicht gerade einen seriösen Eindruck. Ein Gebäudetrakt war baufällig und überall mit Graffiti beschmiert.

>Da waren wohl kreative Köpfe am Werk.< dachte er sich, aber kein Lächeln begleitete diesen Gedanken. Sein starrer Blick änderte sich auch nicht, als er sich im Büro des Direktors vorstellte und seine Klasse zugeteilt bekam.

„Können wir es wirklich verantworten, ihn in diese 1D zu stecken?“

„Was sollen wir sonst tun? Die anderen Klassen sind alle voll.“

„Entweder überlebt er das nicht oder er wird einer von denen.“

„Sensei!“

Ein wenig überrascht hörte er dieses Gespräch der Lehrer mit. War diese 1D so schlimm? Nun, ihm konnte es auch egal sein. Er würde eh nicht lange hier bleiben. Sein Blick verfinsterte sich und fast ein wenig besorgt musterten ihn die Senseis.

„Dieser Blick! Es ist wohl wirklich besser, wenn er zu denen kommt.“

„Ah, da stimme ich Ihnen zu.“

Nun reichte es ihm endgültig. Beinahe überkam ihn ein Gefühl der Dankbarkeit, als sich der Klassenlehrer der 1D endlich aufraffte, um ihn zum Klassenzimmer zu bringen. Aber wie langsam sich dieser Lehrer fortbewegte. Bald würden sie stehen bleiben. Sehr eilig hatte es sein Sensei anscheinend nicht, seine Pflichten zu erfüllen. Auch gut. Dieses Mal war er anscheinend in eine Problemklasse gekommen, um die sich die Lehrer lieber gar nicht, als überhaupt, kümmerten. So hatte er wenigstens seine Ruhe. Den Stoff bis zur Uni konnte er sowieso spielend. Wozu hatte sein Vater sonst diese ganzen Privatlehrer seit seiner frühesten Kindheit angestellt? Er besuchte die Schule nur noch der Form halber. Wie er schon vermutet hatte, betraten sie den abgelegenen Trakt, der von oben bis unten mit Farbe bepinselt war. Auf dem Flur lagen Müll, Tische und Stühle im Weg, über die sie klettern mussten und er hörte schon jetzt den Lärm, der aus dem Klassenzimmer, am Ende des Ganges kam. Als sein Lehrer vorsichtig die Tür öffnete, kam ihm schon ein leiser Verdacht, doch er sagte nichts. Der Lehrer, der anscheinend aufatmete, weil ihm nichts ins Gesicht geflogen kam, wollte gerade zur Begrüßung ansetzen, als sich ein Eimer Wasser auf dessen Haupt entleerte. Mit hochgezogener Augenbraue musterte er erst den durchnässten Lehrer und anschließend die grölende Klasse. Erst nachdem sich die Schüler wieder einigermaßen beruhigt hatten, fiel ihnen der Neue im Türrahmen auf.
 

~~~
 

Mit schriller Stimme und nicht jugendfreien Worten, schimpfte der Lehrer auf die Schüler, doch diese beachteten ihn nicht weiter.

>Idiot.< fuhr es ihm durch den Kopf und ohne seinem Sensei weiter Beachtung zu schenken, stieg er lässig über den Eimer und schob sich vorsichtig und auf Abstand bedacht, an dem Mann vorbei. Nach einem kurzen überfliegenden Blick über das Klassenzimmer, machte er den einzigen freien Tisch, vorne in der Ecke, aus und steuerte darauf zu. Plötzlich nahm er etwas aus dem Augenwinkel wahr und drehte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, sodass er den fliegenden Gegenstand auffangen konnte. Ohne ihn sich genauer anzusehen, erkannte er, dass es ein Baseball war. Dieses Gefühl war ihm noch von früher vertraut, als er noch regelmäßig diesen Sport ausübte. Allerdings musste er aufgrund der ganzen Umzüge seiner Familie auch auf dieses Hobby irgendwann verzichten.

Sein Blick verfinsterte sich jedoch, als er aufsah und in die überraschten Gesichter der Schüler blickte. Ihm entfuhr lediglich ein leises, für die anderen unhörbares,

„Th.“ und dann holte er aus und warf den Ball zur Wand, geradewegs in den Basketballkorb.

Höhnende Bemerkungen wurden losgelassen, doch er ignorierte diese geflissentlich. Es brachte nichts, sich mit Idioten abzugeben. Er bemerkte nicht, dass ihn einige mit Erstaunen und andere sogar mit Bewunderungen betrachteten. Eindruck geschindet hatte er schon mal, auch wenn das niemand zugeben würde. Ein dunkles Paar Augen musterte ihn allerdings besonders gründlich, jedoch so unauffällig, dass es niemand realisierte.
 

~~~
 

Die ersten Tage vergingen wie im Flug. Natürlich versuchten die anderen Schüler immer wieder etwas, um ihn hinauszuekeln, aber nichts was sie probierten überraschte ihn sonderlich. Bald schon hatte er erkannt, dass es in dieser Klasse eine Hierarchie gab, die sich Yabuki Hayato nannte. Es reichte, dass dieser einmal seine Stimme erhob und gleich darauf verstummte die ganze Klasse und eine beängstigende und ungewohnte Stille brach herein.

Er hatte Respekt vor Yabuki Hayato, weil dieser anders war.

Anstatt sich, wie die anderen unentwegt mit Blödsinn zu beschäftigen, sorgte sich Hayato die meiste Zeit nur darum, wie er sich und seine Klassenkameraden vor den Lehrern schützen konnte. Natürlich bekam das niemand mit. Außer ihm. Er erkannte die wahren Absichten des Klassenanführers und deshalb respektierte er ihn. Aber er zeigte es nicht. Er hatte auch noch kein Wort mit ihm gewechselt.

Genau genommen hatte er noch kein einziges Wort in dieser Klasse gesprochen und die Schüler zogen ihn bereits damit auf, dass er stumm wäre. Allerdings reichte dann ein kurzer Blick von ihm und er wurde in Ruhe gelassen. Es war nicht ganz klar warum, aber auch vor ihm, hatten die Schüler Respekt. Obwohl er nie etwas sagte und sich an keinem ihrer Streiche beteiligte.

Yabuki Hayato wurde schnell klar, dass er eine wichtige Position in ihrer Klasse einnahm. Nur ihm selbst war es nicht bewusst. Was diesen Punkt anging, war ihm Hayato einiges voraus.
 

~~~
 

Die Pausen verbrachte er gerne oben auf dem Dach. Dort ließ er sich in der Ecke nieder und las ein Buch oder beobachtete einfach nur den Himmel. Allerdings sollte er nicht lange ungestört bleiben, denn bald schon fand Hayato heraus, wo er seine Freizeit verbrachte und folgte ihm dorthin.

„Sag mal, wie heißt du eigentlich?“ fragte er gutgelaunt und setzte sich neben ihn. Wie Hayato es schon erwartet hatte, kam keine Antwort, doch das entmutigte ihn in keinerlei Weise.

„Du scheinst dich schon gut eingelebt zu haben. Ich bin beeindruckt, wie gut du dich durchsetzen kannst, ohne auch nur ein einziges Wort von dir zu geben. Hast du überhaupt schon mal etwas gesagt, seit du hier bist?“

Immerhin gehörte nun seine ganze Aufmerksamkeit Hayato. >Der Anführer ist beeindruckt – von mir?< dachte er für sich und seine rechte Augenbraue fuhr skeptisch nach oben. Das brachte Hayato zum Lachen.

„Dieser Blick ist gut. Den muss ich mir merken!“ Hayato versuchte ebenfalls diese skeptische Grimasse, allerdings schien ihm das so sehr zu misslingen, dass er ihn zum schmunzeln brachte. Überrascht und gleichzeitig auch erfreut bekam Hayato das mit.

„Wow, wenn du lächelst, macht das gleich einen vollkommen anderen Menschen aus dir. Das solltest du öfter probieren.“

>Wo ist der coole Anführer hin? Er benimmt sich hier ganz anders als im Klassenzimmer< fuhr es ihm durch den Kopf und als ob Hayato seine Gedanken lesen könnte, plapperte er munter weiter drauflos.

„Du brauchst den anderen nichts davon erzählen, wie gerne ich rede. Die würden dir das nie abnehmen. Obwohl, da du nichts redest, wird das sowieso nicht eintreten, nicht wahr? Keine Ahnung wieso, aber du hast etwas an dir, dass mir das Gefühl gibt, ich könnte mit dir über alles reden.“

Ein verlegenes Grinsen machte sich auf Hayatos Gesicht breit und eilig erhob er sich.

„Die Pause ist gleich zu Ende, also wirst du eh bald wieder ins Klassenzimmer kommen. Wir sehen uns dann dort. Bye, bye.“

Mit einem lässigen Peace-Zeichen ließ Hayato ihn zurück.

>Anscheinend weiß ich doch noch nicht so viel über ihn, wie ich dachte. Das wird interessant…<
 

~~~
 

Den beiden blieb jede Menge Zeit, sich gegenseitig zu analysieren, denn fortan verbrachten die beiden jede Pause zusammen auf dem Dach. Zwar war es jedes Mal nur Hayato der redete, aber das reichte ihnen vollkommen aus. Sie lernten eine Menge übereinander und sie entwickelten gegenseitige Sympathien. Seinen Namen hatte Hayato allerdings noch immer nicht herausgefunden. Er hatte auch nicht mehr danach gefragt. Diese Frage hatten sie in den Hintergrund geschoben, allerdings war sie ihnen beiden noch bewusst. An diesem Tag hatte Hayato ihm ein Onigiri mitgebracht und seine Augen leuchteten vor Freude, als es angenommen und aufgegessen wurde. Verwundert stellte er fest, dass es tatsächlich genießbar war. Das hätte er Hayato nicht wirklich zugetraut. Dankbar nickte er und sah anschließend wieder zum Himmel. Keine einzige Wolke war zu sehen, also sollte eigentlich nichts seinen Blick dort oben festhalten, aber er starrte trotzdem immer weiter hinauf.

„Gibt es etwas Interessantes zu sehen?“ fragte Hayato belustigt, aber anstatt zu antworten, deutete er lediglich mit dem Finger nach oben. Hayato folgte der angezeigten Richtung und starrte angestrengt in den blauen Himmel. Es dauerte einen Moment, aber dann sah auch er die kleinen funkelnden Punkte.

„Sterne!“ jauchzte er überrascht. „Sterne, am helllichten Tag. Geht das denn?“ fragte er neugierig, obwohl Hayato es doch selbst sehen konnte und als er diese naive Frage hörte, konnte er nicht anders, als zu lächeln. Und dieses Lächeln erreichte dieses Mal auch seine Augen und Hayato konnte funkelnde Punkte darin erkennen.

„Wow!“ entfuhr es ihm und schlagartig schlug ihm ein fragender Blick entgegen, was ihn aus seiner Faszination wieder herausholte. „Ahm, ich meine die Sterne. Die Sterne, Baka! Ich habe sie noch nie am Tag gesehen.“

Das Klingeln der Pausenglocke befreite ihn aus dieser Verlegenheit und mit einem eleganten Sprung, kam Hayato wieder auf die Beine. Hilfsbereit streckte er ihm seine Hand hin und diese wurde auch dankbar angenommen.

>Wow… das denke ich auch. Aber ich meine nicht die Sterne< dachte er, als er die weiche Hand wohl oder übel wieder losließ. Er wandte sich zu dem Treppenhaus, aber bevor er die Tür dorthin öffnete, hielt er noch einmal inne und wandte sich zu Hayato um. Dieser blieb überrascht stehen, denn beinahe wäre er in ihn hineingelaufen. Erwartungsvoll sah er ihn an.

„Ne, Hayato. Die Sterne sind immer da. Wir nehmen uns nur selten die Zeit, nach ihnen zu suchen.“ Mit diesen Worten ließ er ihn perplex stehen und ging in Richtung Klassenzimmer.

Hayato starrte noch lange auf die Tür vor sich, die langsam aber sicher ins Schloss gefallen war und ihm die Sicht auf seinen neuen Klassenkameraden versperrte.

Er war wie benebelt.

Endlich hatte er diese Stimme hören dürfen, nach der er sich mehr gesehnt hatte, als es ihm wirklich bewusst gewesen war. Ein wenig rauchig und doch samt. Ja, so ließ sich diese Stimme beschreiben. Immer noch ein wenig benommen schüttelte er den Kopf.

„Reiß dich zusammen, Hayato!“ sagte er zu sich selbst, allerdings schien er seinen Vorsatz nicht wirklich umsetzen zu können, denn als er das Klassenzimmer betrat, fragten ihn seine Freunde sofort, wo er denn gewesen wäre, dass er dieses zufriedene Grinsen im Gesicht hatte. Mit einem bisschen aufbrausenden Ton und Fluchen brachte er die lachende Meute wieder zur Räson, allerdings war es ihm, in der ersten Reihe, nicht entgangen. Ein zufriedenes Grinsen? So, so. Wie viel ein paar Worte, doch ausmachen konnten.
 

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Auch wenn er die nächste Zeit in Hayatos Gegenwart ein paar Worte aus sich heraus kitzeln ließ, so blieb er trotzdem immer noch schweigsam und sagte die meiste Zeit nichts, sondern hörte Hayato zu. Doch das störte die beiden nicht sonderlich. Ohne zu realisieren wie sehr, genossen sie diese gemeinsame Zeit.

Allerdings interessierten sich logischerweise auch die übrigen Schüler der Klasse 1D für ihren sonderbaren Neuling und stellten ganz eigene Untersuchungen an. Bis es zur Konfrontation in der Klasse kam.

Der Lehrer hatte es, wie sonst auch, nicht lange in der Klasse ausgehalten und war Hals über Kopf geflohen.

Da bauten sich auch schon ein paar Schüler vor seinem Tisch auf und versuchten seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie versuchten ihn zu provozieren, aber er ging nicht darauf ein, was Hayato mit einem wachsamen Schmunzeln registrierte. Die Schüler schienen ihre Taktik zu ändern und legten gleich alle Karten auf den Tisch.

„Du brauchst nicht mehr so cool zu tun. Wir wissen Bescheid über dich.“ Gelangweilt sah er zu ihnen hoch. Was wollten sie schon über ihn wissen?

„Dein Vater ist ein hohes Tier bei der Polizei.“

„Wahrscheinlich haben die dich hier rein geschmuggelt, damit ihr uns etwas anhängen könnt.“

„Hast du eine Ahnung, was wir mit Typen wie dir machen?“

Inzwischen herrschte angespannte Stille im Raum. Jeder hörte die Anschuldigungen und als bekannt wurde, dass sein Vater bei der Polizei war, ging ein leises Zischen durch die Reihen.

Überrascht stand Hayato auf. Er hatte keine Ahnung gehabt. Aber das war ihm auch egal.

Er konnte – er wollte nicht glauben, dass derjenige, mit dem er all die schöne Zeit verbracht hatte, ihn verraten wollte. Das konnte einfach nicht wahr sein.

Die Ankläger wurden inzwischen ungeduldig, weil sie noch immer keine Antwort bekommen hatten und ihr Sprecher packte ihn unsanft am Kragen und zerrte ihn auf die Beine.

„Nun sag endlich etwas!“ schrie er, doch damit reiste ein Geduldsfaden.

Seiner.

Er holte zum Schlag aus und mit einem lauten Getöse stolperte sein Angreifer zurück und hielt sich überrascht die schmerzende Wange. Aber das reichte ihm noch nicht. Er verprügelte auch die anderen Schüler, die sich um seinen Tisch versammelt hatten, ohne selbst etwas einstecken zu müssen und beförderte einen nach dem anderen zu Boden.

Kurz darauf stand er, schwer atmend, inmitten der Verprügelten und Zorn flackerte in seinen Augen auf.

Dann erhob er, zum ersten Mal in dieser Klasse, die Stimme und alle starrten ihn, erschrocken und auch ein bisschen unsicher an. Alle, bis auf Hayato, der sich langsam wieder setzte und bei dem sich keine Miene regte. Lediglich seine Mundwinkel zuckten freudig, als er wieder diese schöne Stimme zu hören bekam.

„Wagt es ja nicht, mir noch einmal so etwas zu unterstellen! Mein Vater und ich haben nichts miteinander zu tun!“ rief er wütend und niemand wagte es noch einmal, gegen ihn das Wort oder die Faust zu erheben. Immerhin hatte er es ganz alleine mit einer Hand voll Schüler aufgenommen. Er war ein ausgezeichneter Kämpfer, das erkannten sie mit geübtem Blick.

Sein Ansehen stieg unmerklich bei ihnen. Aber seine Wut war noch nicht verraucht, daher schnappte er sich seine Tasche und verließ schließlich, mit einem verächtlichen Blick auf die Verprügelten, das Klassenzimmer.

Zunächst herrschte noch Stille, aber bald schon wurden Stimmen laut und alle wandten sie sich an Hayato, warum dieser nicht eingegriffen hätte.

„Wieso sollte ich? Er hat doch Recht.“ Meinte dieser lässig, woraufhin ihm verständnislose Blicke zugeworfen wurden.

„Nani?“

„Stehst du auf seiner Seite, Hayato?“ Mit einem lauten Knall, fiel Hayatos Stuhl auf den Boden, als dieser ruckartig aufstand und mit funkelnden Augen in die Runde sah.

„Ich stehe auf der Seite, der Klasse 1D! Und er gehört zu dieser Klasse. Wer solche Anschuldigungen vorbringt, muss mit den Konsequenzen rechnen.“

„Demo, Hayato…!“

„Ruhe! Ich will nichts mehr davon hören! Oder soll ich euch noch buchstabieren, wie idiotisch eure Behauptungen sind? Hat nicht auch von euch jemand einen Politiker als Vater? Und ein anderer hat, soweit ich weiß, eine Lehrerin als Mutter. Könntet ihr nicht auch Verräter sein? Nur weil er noch nicht so lange hier ist und uns der Beruf seines Vaters nicht gefällt, heißt das noch lange nicht, dass er ein Verräter ist!“

Seine letzten Worte schrie Hayato förmlich. Es war ganz klar, er duldete keine Verräter in der Klasse, aber genauso wenig wollte er, dass jemand unschuldig des Verrats bezichtigt wurde. Dies war ebenfalls ein Grund, weshalb er Anführer sein konnte. Es widersprach ihm auch keiner mehr. Sie alle, auch die , die wie begossene Pudel auf dem Boden saßen, sahen ein, dass sie zu weit gegangen waren.

„Aber,…“ fuhr Hayato, nun ein wenig belustigt fort, „Kämpfen kann er, ne?“

Zustimmendes Gelächter war die Antwort. Ja, kämpfen konnte er. Und damit hatte er sich auf jeden Fall einen festen Platz in der Klassengemeinschaft gesichert. Vielleicht sogar mehr als das, denn wenn Hayato an jemandem Interesse zeigte, dann konnte das nur Hochachtung bedeuten.
 

~~~
 

Er kam am nächsten Tag zur Schule wie sonst auch. Den Vorfall von gestern erwähnte niemand mehr, worüber er sehr froh war. Es hatte ihn wirklich angegriffen, dass jemand so etwas niederträchtiges über ihn denken wollte. Aber es tat ihm auch Leid, dass er sich nicht beherrschen konnte. Womöglich hatte er sich nun auf immer Feinde in dieser Klasse gemacht. Dabei fing er an, sich hier richtig wohl zu fühlen.

Seine Gedanken wurden von lautem Getöse unterbrochen.

Zwei seiner Mitschüler stürmten aufgeregt herein und erzählten, dass ein paar Schüler aus ihrer Klasse von den Ara-High Jungs verschleppt wurden. Zufälligerweise waren es genau jene, die gestern auch ihn verdächtigt hatten.

„Hayato, was sollen wir tun?“

„Da fragst du noch? Nichts wie los!“ Gab Hayato das Kommando und einer nach dem anderen stürmten sie aus dem Raum. Es dauerte nur wenige Herzschläge, ehe auch er sich erhob und aus dem Klassenzimmer eilte. Sobald er allerdings die Tür passiert hatte, wurde er am Arm gepackt und festgehalten. Hayato hatte auf ihn gewartet.

„Du kommst auch mit? Obwohl sie gestern diesen Mist über dich erzählt haben?“

Sein erstaunter Blick flackerte auf.

„Da fragst du noch?“ Grinsend schüttelte Hayato seinen Kopf, wurde aber gleich darauf wieder ernst.

„Dann los! Ich kenne eine Abkürzung.“ Sie rannten, als hinge ihr Leben davon ab. Und als sie in der alten Lagerhalle ankamen, welche die Ara-High Jungs gerne als ihr „Revier“ bezeichneten, waren sie tatsächlich vor dem Rest der 1D da. Von ihren Klassenkameraden sahen sie nichts, denn die Ara-High Jungs standen um sie herum und traten auf sie ein, während sie erniedrigende Sprüche losließen.

„HOI!“ Mit seinem kräftigen und guttrainiertem Stimmorgan schaffte es Hayato, dass die Typen von den fast bewusstlosen Jungs die Finger ließen und sich ihm und seinem Begleiter zuwandten.

„Yabuki! Und ein neues Gesicht, eh? Was wollt ihr denn hier?“ fragte der Anführer der Ara-High Gang und belächelte diesen kleinen Rettungstrupp spöttisch.

„Wir wollen nur unsere Kassenkameraden abholen.“ Antworte Hayato lässig und das Grinsen seines Gegenübers verschwand schlagartig.

„Sag mal, spinnst du? Du und dieser Schwächling neben dir? Ist das dein Ernst?“

Sie brachen in lautes Gelächter aus, doch Hayato und er ließen sich nicht einschüchtern. Aus den Augenwinkeln heraus sahen sie sich an, nickten kurz und stürmten dann los.

Die Ara-High Jungs waren total überrascht und unvorbereitet und ehe sie sich versahen, lagen bereits zwei von ihnen auf dem Boden und rührten sich nicht mehr. Damit fing der Kampf erst wirklich an und Rücken an Rücken kämpften sich die beiden gegen die Übermacht durch. Mit lautem Gebrüll kamen nun auch die übrigen 1D-Schüler angerannt, aber ihre Kampfeslust wurde im Keim erstickt, als sie sahen, wie die Ara-High Typen, einer nach dem anderen zu Boden wanderten.

Und die Ursache für dieses Phänomen waren, natürlich ihr Anführer Hayato und – der Neue?! Sprachlos beobachteten sie diese Szene und keiner von ihnen kam auf die Idee in den Kampf einzugreifen. Das war auch nicht nötig, denn bald darauf, stand keiner ihrer Gegner mehr auf zwei Beinen.

Allerdings sackten auch Hayato und sein Mitstreiter erschöpft auf den Boden und lehnten sich mit dem Rücken aneinander. Sie wurden nicht sehr oft getroffen, aber es strengte doch an, gegen so viele Gegner auf einmal zu kämpfen.

Besorgt rannten alle Schüler zu ihnen, auch die, die ursprünglich verschleppt wurden.

„Ist alles in Ordnung?“

„Ah. Nur eine kleine Verschnaufpause.“ Murmelte Hayato grinsend und machte das Peace-Zeichen. Zahlreiche Hände streckten sich ihm entgegen um ihm aufzuhelfen und er griff ganz willkürlich irgendeine.

Der Kampf gemeinsam mit Hayato war zwar anstrengend, aber er konnte nicht sagen, dass es ihm missfallen hätte. Er strich vorsichtig über eine Blessur an seiner Unterlippe, als sich auch ihm einige Hände entgegenstreckten. Es waren die Jungs von gestern, die er geschlagen hatte. Ein wenig unsicher nahm er die Hilfe an und stand kurz darauf, verlegen neben Hayato.

Allerdings bemerkte, außer Hayato, niemand diese Verlegenheit. Also war diese Schwäche verzeihlich. Solange sie unter ihnen blieb.

„Ihr beide wart einfach unglaublich!“

„Ihr habt es echt ganz alleine, mit einer ganzen Gang aufgenommen!“

„Mit euch, sollte man sich lieber nicht anlegen.“

Lautes Gelächter war zu hören und inmitten dieser Heiterkeit entschuldigten sich die Jungs bei ihm, für ihr gestriges Verhalten.

Zu sagen, dass er überrascht war, wäre wohl untertrieben. Er nickte nur, woraufhin ihm Hayato einen freundschaftlichen Rippenstoß verpasste. Nach einem Seitenblick zu diesem, räusperte er sich und versuchte es erneut.

„Vergesst es.“ Mit einem spöttischen Lächeln applaudierte Hayato, woraufhin er erneut ausholte und so tat, als ob er nun auch Hayato schlagen wollte. Hayato parierte den Schlag und hielt die Faust fest.

Die Klasse war von beiden überrascht. Von ihm, weil er es wagte, ihrem Anführer zu drohen und von Hayato, weil er kurz darauf verkündete, dass der Neue fortan gemeinsam mit ihm die Klasse 1D anführen würde.

„Nani?“

Wie vom Blitz getroffen fuhren alle Köpfe zu Hayato. Und zwar wirklich alle Köpfe. War das etwa sein Ernst?

„Ganz ruhig. Ich will ihn nur zur Unterstützung, in dieser Position. Immerhin ist es nicht gerade leicht euch immer unter Kontrolle zu haben. Außerdem hat jeder Einzelne von euch großen Respekt vor ihm. Damit erfüllt er die Voraussetzungen, ne?“

„Ne? Was soll das heißen? Woher willst du wissen, wie wir über ihn denken?“

Ein wissender Blick Hayatos und es musste nicht mehr gesagt werden. Es stimmte, das wussten sie alle.

Bis auf einen.

Er wusste es nicht.

Und er sah es auch nicht ein.

Er sollte Hayato „unterstützen“? Was sollte das denn jetzt?

„Lasst uns zurück zur Schule gehen, sonst wird das Geplärr hinterher riesengroß.“

„Haa~i!“ Hayato und er blieben als Letzte zurück.
 

~~~
 

Sie waren nun allein unterwegs.

„Was soll dieser Unsinn?“ entfuhr es ihm und Blitze schlugen Hayato entgegen, die dieser allerdings lachend fortwinkte.

„Beruhig dich. Ich wollte dir nur deinen Platz in der Klassengemeinschaft und natürlich hinten bei mir im Klassenzimmer sichern.“

„Eh?“

Mit einem Ruck zog Hayato ihn in eine abgelegene Gasse und drückte ihn dort gegen die Wand. Wo hatte er jetzt noch diese Kraft her? Nun zeigte sich wohl, was es brachte, ein paar Gramm mehr auf die Waage zu bringen und ein wenig größer zu sein.

Er saß fest und sah sich Hayato ausgeliefert.

„Ich will dich einfach nur in meiner Nähe haben, Ryu.“ Flüsterte er leise, beugte sich langsam vor und drückte seine Lippen sanft auf die, seines Gegenübers. Ryu wand sich nur kurz. Denn er wollte nicht, dass dieses Gefühl nachließ und als Hayato ihn losließ, packte er seinerseits die Arme des anderen, hielt ihn so fest und vertiefte ihren Kuss.

Freudig überrascht, erwiderte Hayato diese Aufforderung und es dauerte einige Zeit, bis sie voneinander loskamen. Schwer atmend sahen sie einander in die Augen.

Ohne auf das eben Geschehene einzugehen, stellte Ryu seine Frage. „Ich dachte, du kennst meinen Namen nicht?“

Ein schelmisches Lächeln begleitete Hayatos Zwinkern. „Es gibt ja auch Klassenlisten. Und ich habe nach deinem Namen gleich am ersten Tag gesucht, Odagiri, Ryu.“

Was für ein angenehmes Gefühl das auslöste, wenn Hayato seinen Namen aussprach.

„Schon am ersten Tag?“

„Ah. Immerhin hast du mich schon an dem Tag, an dem wir uns das erste Mal trafen, fasziniert.“

„Eh~.“

Sie warfen einander noch einen kurzen wissenden Blick zu, immerhin wussten sie beide, von welcher Faszination Hayato da sprach, ehe sie sich wieder auf den Weg zur Schule machten.
 

~~~
 

Niemand merkte den beiden etwas bei ihrer Rückkehr an. Und auch zukünftig sollte das bewahrt sein, denn die Zwei verstanden es, ihre Gefühle für sich zu behalten.

Ryu, der inzwischen hinten bei Hayato saß, hatte den uneingeschränkten Respekt der Klasse und Hayato vertraute ihm voll und ganz.

Und für eine lange Zeit verdächtigte niemand mehr den „Neuen“ des Verrats.
 

~~~Ende~~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sehunnie
2011-08-12T14:05:49+00:00 12.08.2011 16:05
Ohayo
Mir gefällt das kapitel und die story sehr gut ;)
Ganz super ^____^

Lg Fogto


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