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You keep me alive

von

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Get out alive

Hallo? Kennt ihr diese Story noch? Fast ein halbes Jahr ist seit dem letzten Update her... =(
 

Von nun an werde ich wöchentlich ein neues Kapitel hochladen.

Ich danke an alle, die mir mails und reviews hinterlassen haben.... Nur deshalb hab ich mich endlich an eine längst überfällige Fortsetzung gesetzt.

Macht mir einfach Druck, damit ich in die Gänge komme.
 

Es werden keine weiteren Epovs Folgen... bislang habe ich vor, eine lange Zeit in Bellas Sicht zu schreiben.
 

Ok, es geht also los... und dieses Mal bleibe ich am Ball.
 

Enjoy.
 


 

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Kapitel 4: Get out alive
 

Absolut jedes Gelenk schmerzte. Es wollte mir nicht mehr einfallen, wie man sich aufrichtete, geschweige denn zur Seite rollte.
 

„Kann ich noch etwas mehr haben?“ krächzte ich und suchte in den dunklen Winkeln des Raumes nach dem Fremden… Jungen… Mann.
 

Und dann war er neben mir- ich hatte nicht einmal die Zeit gehabt, um zu blinzeln, ihn herkommen gesehen hatte ich auch nicht. Alles hier war so unheimlich. Er war unheimlich. Doch mir blieb nichts anderes übrig, ich musste mit dem, was mir gegeben wurde, zurechtkommen.
 

„Ich kann dir keine Schmerzmittel mehr geben.“ sagte er zu mir gebeugt.
 

„Bitte?“
 

Mein Körper konnte sich nur noch durch Medikamente aufrecht erhalten- immer mehr dieser kleinen Tabletten wollte ich zu mir nehmen, sehr zur Unzufriedenheit dieses Fremden. Zu meiner Verteidigung allerdings musste ich sagen, dass die Medikamente mir wirklich halfen, lange und tief zu schlafen, außerdem lähmten sie meine Gefühle, sowohl die körperlichen Schmerzen als auch die Angst. Leider hielt das nie lange genug an und beides holte mich immer schneller wieder ein, als mir lieb war.
 

Außerdem schrie meine Blase nach Erlösung- es war ohnehin ein Wunder, dass sie die drei, fast vier Tage hier überstanden hatte, ohne Schwäche zu zeigen. Allerdings würde sie nicht mehr lange durchhalten, soviel stand fest.
 

Der dicke Umhang, in dem ich vor ein paar Stunden aufgewacht war, schenkte mir etwas Wärme. Es reichte mir locker über den gesamten Körper, zumal ich meine Beine ohnehin immer angezogen hatte, und schloss die undichten Stellen, um die spärlich vorhandene warme Luft nicht entkommen zu lassen.
 

Ich hatte jetzt auch etwas zu essen- und das regelmäßig. Nur rührte ich es nicht an, denn ich hatte andere Sorgen.

Ich war erschöpft, doch selbst die Anzeichen nach Müdigkeit gingen in den Krämpfen meiner Blase unter. Statt permanente Angst zu haben, bevorzugte ich es zu schlafen, denn im Schlaf war ich mir meiner Lage nicht bewusst. Aber seit ich dieses kleine Problem hatte, fand ich selbst im Schlaf keine Ruhe.

Ich wollte hier weg, ich wollte nicht über die Dinge, die der Fremde gesagt hatte nachdenken, also vergeudete ich meine Zeit damit, an mich und meinen ausgelaugten Körper zu denken.
 

Langsam streckte ich die Knie, atmete tief ein und hielt die seltsam süße, berauschend wohltuend duftende Luft in meiner Lunge gefangen. Der Mantel roch, im Gegensatz zu der Höhle hier, ausgezeichnet.

Nachdem ich meine Beine einigermaßen ausgestreckt hatte, fand ich aus Verzweiflung endlich den Mut zu fragen, denn wenn ich noch länger nichts tat, würde ein feuchtes Unglück geschehen.
 

„Uh… gibt es hier… eine… Toilette?“
 

Mein Aufpasser schreckte aus seiner seltsamen statuenhaften Starre und richtete seine plötzlich weit aufgerissenen Augen auf mich.

„Oh.“ War seine etwas verzögerte Reaktion. „Das ist… ein Problem. Bleib wo du bist, ich bin in ein paar Minuten wieder da.“
 

Und ein weiteres Mal löste er sich in der Luft auf. Das überraschte mich zwar, doch es erschreckte mich nicht mehr wie zu beginn. Entweder die Leute hier waren wirklich übernatürlich schnell und so abscheulich, wie ich vermutete, oder aber ich war einfach nur so verrückt und so in Nöten, dass ich halluzinierte.

Außerdem war es überflüssig von ihm, mir zu sagen, dass ich hier bleiben sollte, denn ich konnte noch nicht einmal aufrecht stehen und das wusste er. Selbst jetzt konnte ich nicht sicher sein, dass ich tatsächlich allein war in diesem Raum.
 

Der Fremde, Edmund, Edgard, Edward oder Edwin, ich war mir nicht mehr ganz sicher, hatte während den vergangenen Stunden mehrmals versucht, etwas über mich zu erfahren, doch jedes Mal hatte ich geschwiegen oder die Antwort hatte mir nicht einfallen wollen.

Dabei waren es einfache Fragen gewesen, Fragen, an dich ich mich jetzt trotzdem nicht mehr erinnern konnte. Seufzend rieb ich mir die Stirn. Ich hatte definitiv den Verstand verloren.
 

Nach einigen Minuten richtete ich mich in Sitzposition und massierte meine steifen Schultern. Auf dem Boden zu schlafen hatte meinem Körper sehr zugerichtet, wirklich entspannen konnte man sich nie. Nicht, dass ich mich in einem Bett hätte entspannen können, immerhin war ich inmitten einer Sekte, gefangen unter Wahnsinnigen.
 

Mit meiner unverletzten rechten Hand strich ich mir die verklebten Haarsträhnen von der immer noch geschwollenen Stirn. Anschließend lehnte ich meinen Körper gegen die Wand und dachte über das nach, was vor mir lag.
 

Ich musste etwas unternehmen, soviel war klar. Egal wie, ich musste es schaffen hier raus zu kommen. Wen mir schon niemand sagte, was hier vor sich ging, konnte man es mir auch nicht verübeln, wenn ich um meine Freiheit kämpfte. Wenn man meinen direkten Tod wollte, hätte man schon etwas unternommen.

Mit einem kalten Schauer kam mir der Gedanke an Folter- was, wenn man mich hier Stück für Stück auseinander nehmen wollte? Was, wenn ich nur hier war, um dem Vergnügen dieser Sekte zu dienen? Oh Gott.
 

Mein merkwürdiger Aufpasser benahm sich komisch, das war mir selbst in meinem traumatischen Zustand nicht entgangen.

Er schluckte oft, viel zu oft, und seine Körperhaltung war seltsam Steif, als würde er ständig leiden, als würde er unter Strom stehen und jede Bewegung Schmerzen verursachen. Dabei war ich doch diejenige, die litt.
 

Es gab sicher eine Möglichkeit, ihm zu entkommen. Er konnte nicht sehr viel älter sein als ich, vielleicht Anfang zwanzig.

Jetzt, wo ich ihn ohne diesen alten Umhang gesehen hatte, wusste ich, dass er nicht so alt war wie die anderen Männer, die ich in der schrecklichen Halle gesehen hatte.

Als ich etwas Säuriges meinen Hals emporsteigen fühlte, schlug ich mir auf den Mund und hielt die Luft an, konzentrierte mich auf eine regelmäßige Atmung und schaffte es, das brennende, bittere Zeug daran zu hindern auszutreten.
 

Plötzlich ging die Türe auf, die Taschenlampe sorgte für genügend Sicht und der, der mich hier gefangen hielt, trat herein. Er lief auf mich zu und instinktiv drückte ich mich enger an die Wand. Meine Arm und Nackenhaare standen plötzlich ab und mein Herz begann schneller zu schlagen, obwohl ich eigentlich im Moment keine Angst hatte. Mein Körper reagierte ohne meine Zustimmung, mein Selbsterhaltungstrieb schrie mir Warnungen entgegen.
 

Seit einigen Stunden fühlte ich wieder, dass auch dieser Fremde gefährlich war, auch wenn er mir etwas anderes vorspielte. Meinem Körper ging es besser und ich war wieder in der Lage, meine Umgebung wahrzunehmen und die Atmosphäre zu deuten.

Dieser gemeine Mann war nicht anders als die anderen Typen, er verstellte sich nur meisterhaft. Mein Körper log mich nicht an, ich wusste, dass ich es hier höchstwahrscheinlich mit einem Schwerverbrecher, einem Massenmörder zu tun hatte. Mit einem gut ausgebildeten, starken Verbrecher.
 

Er starrte mich, ausdruckslos wie immer mit seinen bissigen Augen an, intensiv und durchdringend, bis ich wegschauen musste, weil mir wieder übel wurde und seine Blicke dem eines wilden Tieres glichen, der gerade ein Stück rohes Fleisch entdeckt hatte.
 

„Wir haben eine halbe Stunde. Ich führe dich hinaus.“
 

Hinaus? Raus,raus?! Draußen warteten Menschen, menschliche Menschen, draußen war die Hilfe, meine Zukunft, mein Leben. Alles, was hier geschehen war rückte in den Hintergrund, einfach so, lockte die versteckten restlichen Reserven aus meinem Körper, denn jetzt war es an der Zeit, sie zu benutzen.

Ich musste jetzt stark sein, nur für eine kurze Zeit, gewiss würde ich irgendwie jemanden kontaktieren können. Ich würde schreien und um mich schlagen und dafür brauchte ich Kraft.

Ich nickte und wickelte mich, trotz meiner Abneigung, fest in den Umhang. Einerseits weil mir kalt war und andererseits, weil meine kurzen Shorts nicht auf ihrem Platz bleiben wollten.

Plötzlich fühlte ich eine Hand an meiner Schulter, fest und hart, und ich erschreckte mich so sehr, dass ich kurz aufschrie und zurückwich. Die Hand nahm er jedoch nicht weg, im Gegenteil, meine Bewegung sorgte dafür, dass er seinen Griff nur noch verstärkte.
 

„Du wirst keinen Ton von dir geben.“ Mahnte er und kam ein Schritt auf mich zu.

Diese unangenehme, alarmierende Nähe jagte Angst und Adrenalin durch meinen erschöpften Körper, der in seiner bislang jämmerlichsten Verfassung war.
 

„Weiche nicht von meiner Seite, es sei denn, du willst sterben, wovon ich dich, wenn es nach mir ginge nicht abhalten würde.“
 

Mit diesen Worten umfasste er den Stoff des Umhangs an meinem Ellenbogen und zog mich grob mit sich.
 

Mein Puls raste so schnell, dass meine Ohren rauschten und mein Blickfeld verschwamm. Mit einer raschen Handbewegung zog er die schwere Tür auf und einen Moment später fand ich mich auf einem engen, dunklen Flur, der den Eindruck machte, sich endlos zu erstrecken. Der Boden hier war aus demselben weißem Marmor, den ich aus dem großen Saal kannte und die Kälte unter meinen Füßen ließ sie taub werden. Nun kam mir die Aussicht auf Flucht lächerlich vor, schon der Gedanke allein war zum Scheitern verurteilt. Alles hier war so abartig, widerlich, furchteinflößend, so als würde ich direkt in das Maul einer Bestie hineinlaufen.
 

Mein Aufpasser, oder Geiselnehmer, von dem ich jetzt sicher war, dass er Edwin hieß, lief nach einem kurzen zögern los und ich kämpfte gegen die Taubheit in meinen Füßen, um mit seinen schnellen, langen Schritten mitzuhalten. Seit Tagen hatte ich nicht gestanden und jetzt zerrte er mich hier, ich musste beinahe rennen. Und mir war so kalt, dass mein ganzer Körper zitterte.

Dazu kam, dass ich leider immer wieder stolperte, entweder gab mein Bein nach oder ich versuchte zu viele Schritte auf einmal zu machen und meine tauben Zehen halfen mir nicht dabei, mich zu orientieren. Edwin zerrte mich jedes Mal wieder hoch.
 

Dabei sah er körperlich nicht einmal so stark aus, im Saal hatte ich viel größere, muskulösere Leute gesehen. Mit einem robusten Stock oder einem harten, großen Felsen konnte ich den hier sicher umhauen.
 

Sie schienen eine ernste Organisation zu sein, Profis, die wissen, was sie tun. Aus den wenigen Kriminalromanen und CSI Folgen, die ich mir reingezogen hatte, wusste ich, dass solche Organe überall verwurzelt waren. Möglicherweise arbeiteten sie inkognito in der italienischen Polizei, hatten Männer in der Schweizer Garde und Kontakte zu europäischen Sicherheitsbehörden. Wie weit waren ihre schmutzigen Finger verbreitet? Hatte ich eine Chance in Amerika, wenn ich mich an das FBI wendete?
 

Das italienische Wort Mafia kam mir in den Sinn- konnte es sein, dass mehr hinter dieser Sekte steckte, als ich annahm? Was hatte man mit mir vor? Ich, ein durchschnittliches Mädchen aus der Mittelklasse? Ich war keine versteckte Prinzessin oder Präsidententochter oder ein Weltstar, ich war, zur Hölle nochmal, einfach nur die unscheinbare, normale Isabella Swan. Isabella Swan, die mit ihrem Glück bald zerstückelt und deren Organe vielleicht in den nächsten Stunden verkauft werden würden.

Bella, komm wieder runter.

Oh Gott, ich bekam Größenwahn. Das hier war nur eine kleine Sekte, nichts mehr, keine Weltorganisation von Mördern. Ich spürte, dass ich mich übergeben musste und nur einen Hauch davon entfernt war, es zu tun.
 

Wir bogen ab, nach links, dann nach etwa 50 Schritten nach rechts, dann nach wenigen Metern wieder andersherum. Inzwischen war es stockdunkel, was mich aber nicht viel ausmachte, denn ich war nur noch damit beschäftigt mich nicht zu übergeben. Meine Füße waren eiskalt und Wind blies mir entgegen, so als würde ich in einer Achterbahn sitzen. Wage nahm ich noch wahr, wie meine Füße unter mir baumelten und nicht mehr in Kontakt mit dem Boden waren.

Ich fühlte, dass wir ein weiteres Mal die Richtung wechselten, nur schien es nun nach oben zu gehen. Bevor ich verstehen konnte, wohin er gewendete hatte, verschwand die Kälte um meinen Körper herum und wurde durch warme, weiche Luft ersetzt.
 

Erschrocken riss ich die Augen auf, nahm tief Luft und sah, roch und spürte die Freiheit, die Luft einer warmen Sommernacht.
 

Ich saß auf dem Boden, fühlte aber Edwins Anwesenheit neben mir. Wie von Sinnen fuhren meine Hände über die Erde und meine Finger spürten das weiche Gras, hießen den warmen und weichen Boden willkommen. Dies war der glücklichste Augenblick in meinem bisherigen Leben, auch wenn ich in absehbarer Zeit sterben würde, auch wenn mein Leben keine Bedeutung mehr hatte, in diesem Moment spürte ich nichts anderes als pure Erleichterung. Nie wieder würde ich die Freiheit für selbstverständlich hinnehmen, nie wieder über mein Alltag meckern.

Alles hier oben in der Freiheit war wundervoll.

Die Wärme war so angenehm auf meinem Gesicht, ich schloss die Augen und spürte, wie mich die Müdigkeit wieder einholte.
 

„Wir laufen ein Stück.“ Erklang plötzlich Edwins harsche Stimme und ich schreckte auf, legte meine Hände auf den Schoß und richtete mich kurz darauf mit wackeligen Beinen auf. Jetzt war nicht die richtige Zeit um dankbar zu sein, ich musste an meinen Plan denken. Flucht.

Instinktiv suchten meine Augen die Umgebung nach einem Gegenstand ab, mit dem ich mich wehren konnte.
 

Wir befanden uns irgendwo in der Wildnis, auf einer grünen, hügeligen Landschaft, die man unter normalen Umständen bewundert. Dunkle Büsche und vereinzelte Bäume standen um uns herum, doch am atemberaubendsten waren die riesige Landschaft, die runden Hügel und die sternenklare Nacht. Noch nie hatte ich eine ähnliche Nacht gesehen- nicht in der Realität. So viele Sterne kannte ich nur aus dem Fernsehen und Landschaftsfotos, hatte nie geglaubt, das jemals mit eigenen Augen sehen zu können.
 

Ich dachte an mein Zuhause und ein fester Knoten bildete sich in meinem Hals, Tränen drohten auszutreten. Würde ich meine Mutter jemals wiedersehen? Würde ich jemals wieder die helle Nacht in Phoenix bewundern, jemals wieder den Regen in Washington hören, wenn ich meinen Vater besuchte? Die Chancen waren sehr gering. Höchstwahrscheinlich galt ich bereits als tot und würde es in kurzer Zeit auch wirklich sein.
 

„Komm endlich.“

Eine harte Hand packte mich am Oberarm und als Edwin loslief, schritten meine Beine automatisch voran. Mit nassen Augen und der Übelkeit im Rachen folgte ich ihm und nach einigen Metern ließ er mich los und stolzierte in einem schnelleren, flüssigeren Tempo voran, sodass ich joggen musste, um auch nur die geringste Chance zu haben, einigermaßen mitzuhalten.
 

Ich ballte meine Finger zu Fäusten, der Gips hatte sich in den vergangenen Stunden gelockert und den sicher vorhandenen Schmerz in meinem kleinen Finger spürte ich nicht, weil mein Körper mit vielen Schmerzmitteln vollgepumpt war. Einen Ast auf dem Boden musste ich in der Dunkelheit übersehen haben, denn etwas knackste und ich fiel zu Boden, mit dem Gesicht voraus. Sofort begann mein Magen zu rebellieren und ich rollte mich zur Seite, kroch zu einem Naheliegenden Busch und gab endlich den Protesten meines Körpers nach. Obwohl ich angenommen hatte, nicht viel entleeren zu können, schleuderte mein Körper meine letzte kleine Mahlzeit wieder hinaus.
 

Einige Minuten saß ich ganz still und versuchte, wieder klaren Kopf zu bekommen. Für gewöhnlich ging es einem doch besser, nachdem man sich übergeben hatte, doch bei mir schien sich diese Funktion verabschiedet zu haben. Mir war immer noch schlecht. Sehr schlecht. Meine Ohren rauschten und meine Augen tränten, jeden Augenblick würde auch meine Blase ihren Widerstand aufgeben.
 

Ich wurde wieder auf die Beine gezerrt und musste loslaufen. Entsetzt schaute ich auf und sah die angespannten Schultern von Edwin, der mich einen Hügel hinaufzog. Oben blieb er nicht stehen und lief geradewegs hinunter, schnell und meisterhaft, während ich immer wieder stolperte und drohte, nach vorne zu fallen und mich zu überschlagen. Er hielt mich so eisern am Arm fest, dass ich befürchtete, mir den Arm auszukugeln sobald ich einen falschen Schritt machte.
 

Als der Boden unter meinen Füßen wieder einigermaßen eben wurde, ließ er mich los und lief weiter. Ich sah ihm hinterher und erblickte nicht weit entfernt eine Art Bauernhof. Wir waren umgeben von weiten Kornfeldern, wie ich sie während der Busfahrt hier her gesehen hatte.
 

„Da vorne.“ Edwin deutete in Richtung einer Scheune, direkt neben dem Hauptbauwerk.
 

Alles hier sah verlassen, etwas heruntergekommen aus und ich war mir nicht sicher, ob hier noch Menschen hausten. Da kam mir ein Gedanke.

Das hier musste ein Quartier dieser Sekte sein. Ich war nicht frei, ich war noch immer eine Gefangene.

Edwin lehnte sich gegen einen dürren Baum und verschränkte die Arme vor der Brust, während er mit dem Kopf in Richtung der Scheune deutete.
 

„Ich warte hier. Lass dir nicht zu viel Zeit.“
 

Wackelig lief ich der kleinen Hütte entgegen und glaubte, nie wieder normal laufen zu können. Die alte Holztür war nicht verriegelt und knarrte Laut, als ich sie öffnete. Ich trat hinein und war überrascht, dass es hier etwas belichtet war, denn die Decke bestand nur aus einer Art dünnem Holzbrett, kombiniert mit Strohwürfeln, zwischen den Rinnen drang Mondlicht rein.
 

Ich lief durch den dunklen Raum und atmete den Bauernhofgeruch ein, suchte in dieser komischen Scheune nach so etwas wie einer Toilette. Es dauerte nicht lange, bis ich feststellte, dass ich hier auf so etwas nicht hoffen konnte, oder ich war einfach zu verwirrt um den Eingang zu finden.
 

Wollte sich der Kerl über mich lustig machen? Warum konnte ich nicht ins Haus, wenn hier schon niemand hauste, oder seine Leute hier verweilten? Verwirrt lief ich auf und ab, stolperte und fiel, richtete mich immer wieder und wollte mich gerade in irgendeiner Ecke erleichtern, als mir die Hintertür der Scheune auffiel. Mit neuentflammter Hoffnung lief ich ihr entgegen und schob sie auf.
 

Nun war ich auf der anderen Seite des Bauernhofs und in weiter Ferne konnte ich Lichter der Zivilisation sehen. Nie würde ich es in meinem aktuellen Zustand und so einem schnellen Verfolger dort hin schaffen.
 

Da fiel mir etwas anderes auf- ein kleiner, alter Brunnen aus Stein, in etwa zwanzig Metern Entfernung. Er sah heruntergekommen und schmutzig aus und hätte mich im Normalfall angewidert, doch jetzt war er mein Rettungsring- mein Ticket in die Freiheit.
 

Nur ein einziges Wort hatte noch einen Platz in meinem Kopf: Flucht, Flucht, Flucht. Immer und immer wieder. Flucht war das Einzige, an das ich denken konnte.
 

Leise lief ich aus der Scheune und rannte dem Brunnen entgegen. Ich legte meine Hände auf das Gestein und schaute über meine Schulter, auf der Ausschau nach meinem Verfolger. Ich konnte ihn nirgends sehen und war überzeugt, dass er noch vorne auf mich wartete. Wie tief war dieser Brunnen? Ein halber Meter, oder zwei Meter? Oder mehr?

Was hatte ich denn zu verlieren? Woanders verstecken konnte ich mich nicht, in der Scheune würde man überall nach mir suchen.
 

Mit zusammengekniffenen Augen liftete ich meine Beine, schwang sie über die Schwelle und ließ mich fallen. Der Fall nach unten dauerte länger als erwartet und endete wiederum zu schnell, um es wirklich wahrzunehmen. Ich kam mit Wasser in Berührung und ging zeitweise sogar unter, ehe ich den hölzernen Eimer ergreifen und mich über Wasser halten konnte. Wasser hatte ich nicht in meinen tollen Plan mit einbezogen. Der Eimer half mir kaum, aber irgendwie gelang es mir durch strampeln und noch mehr strampeln, meinen Kopf über Wasser zu halten.
 

Jetzt steckte ich zwar in einer Matschbrühe fest und strampelte um mein Leben, aber wenigstens würde er mich hier unten nie suchen, der Gedanke, in dieses Loch zu schauen würde ihm gar nicht erst einfallen. Nach längerem strampeln und humpeln spürte ich, wie mich meine Kräfte Stück für Stück verließen.

Wie schwer war es, sich über Wasser zu halten? Warum hatte ich nie an einem der Schwimmkurse teilgenommen?

Weil ich das Wasser hasste und nie geglaubt hätte, jemals von einer blutsaugenden Sekte in der Toskana gefangen genommen zu werden.

Aus Erschöpfung hörte ich mit dem strampeln auf und stützte mein Kinn auf den Holzeimer, um wenigstens meine Nase über Wasser an der Luft zu halten.

Zwar steckte ich in einer miserablen Lage, doch selbst das hier war viel, viel angenehmer als da oben mit diesen Verrückten zu sein. Bei Tagesanbruch würde ich mich irgendwie davonschleichen- vorausgesetzt, ich kam hier wieder raus.
 

Die plötzlichen Eigenbewegungen des Eimers rissen mich aus meinem Dösen und ich wich vor Schreck zurück, versuchte an der glatten, feuchten Steinwand irgendwo vergebens nach Halt zu suchen. Entsetzt beobachtete ich, wie der Eimer langsam nach oben gezogen wurde und schließlich hinter dem dunklen Kreis, der sich einige Meter über mir befand verschwand.
 

Hatte er mich entdeckt? Ich versuchte, keine Geräusche von mir zu geben, doch da ich nicht die geringste Ahnung hatte, wie man schwamm, gelang mir das überhaupt nicht. Nachdem ich versehentlich einen guten Schluck des ekelhaften Wassers verschluckt und wieder ausgespäht hatte, setzte endlich die Panik ein.

Hier würde ich unmöglich wieder herauskommen- ach, ich würde nicht einmal versuchen können, hochzuklettern, denn ich war nicht einmal in der Lage mich länger über Wasser zu halten. Also würde ich ertrinken. Es würde langsam und qualvoll geschehen.

Da war es mir fast lieber, von Edwin getötet zu werden, vielleicht würde er Gnade zeigen und es schnell machen.
 

Warum, oh warum nur dachte ich nur an das Ende? Diese ständige Angst, der Stress, sie machten mich wahnsinnig. Ich wollte nach Hause, ich wollte aus diesem Albtraum aufwachen. Als wäre ich nicht nass genug, begannen dicke Tränen aus meinen Augen zu fließen, immer mehr, immer schneller und wärmer. Ich ächzte nach Luft, konnte mich aber nicht länger über Wasser halten. Meine Gelenke gehorchten mir nicht mehr, sie waren es leid, diesem ständigen Druck ausgesetzt zu sein. Zu viel Adrenalin.

Fight or Flight?
 

Wie wäre es mit die or be killed?

Wenn ich noch zu leben hätte, würde ich ein Buch darüber schreiben, wie sinnlos es war, sich einer blutsaugenden Sekte von Mördern, die alle übermenschlich stark und schön waren, zu widersetzen. Sowohl das Kämpfen, als auch das Fliehen. Mit manchen Situationen musste man sich einfach zufrieden geben, so sehr man es auch nicht wollte oder akzeptieren konnte.

Aber ich wollte nicht sterben. Ich wollte nicht.
 

Meine Angst in der Kammer war nicht so groß gewesen wie die, die ich im Augenblick spürte. Ich hatte gar nichts mehr, keinen Halt, keine Möglichkeit, um mein Leben zu rennen oder zu flehen. Die wenige Kraft, die ich als Reserve für die Flucht versteckt gehalten hatte, war aufgebraucht.
 

Ich nahm meinen letzten, verschluckten Atemzug, schloss die Augen und spürte das Brennen in meiner Lunge, als sie nach Luft verlangte, sie aber nicht mehr zugänglich war. Es war weitaus schmerzhafter, als ich angenommen hatte. Ich wartete und wartete, jede Sekunde, in der mein Körper nach Luft schrie und sie nicht bekam fühlte sich nach Minuten an. Meine Arme und Füße kribbelten, wurden taub.
 

Das Rauschen des Wassers um mich herum drang in den Hintergrund, als ich spürte, wie die letzten Sekunden meines Lebens tickten und mich langsam verließen.
 

Erst ein harter, erschütternder Schlag auf meine Brust ließ mich wieder fühlen. Wasser spritzte aus meinen Lungen, hinaus durch Nase und Mund. Ein natürlicher Reflex füllte mich sie wieder mit Luft, kostbare, liebe Luft. Ich verstand nicht, wo ich mich befand und was geschehen war, ich wusste nur, dass ich noch lebte. Ich lebte.

Jemand warf mich nach oben und als ich über einer breiten Schulter hing und kopfüber eine auf Jeansstoff blickte, erkannte ich Edwin.

Hatte er mich herausgefischt und mich im letzten Augenblick gerettet? Sollte ich ihm danken?
 

So sehr ich ihn für meine Rettung beschuldigen und beschimpfen wollte, ich konnte es nicht, denn ich spürte nichts außer Erleichterung… und Dankbarkeit, nur ein kleines bisschen.
 

Mir war, als würde im Hintergrund noch ein wildes Tier lauern, denn merkwürdige Geräusche schallten um mich herum. Dann wiederum hatte ich das Gefühl, mich geirrt zu haben, denn der menschliche Felsen, an den ich gedrückt wurde, vibrierte und zitterte und das Zucken übertrug sich auf meinen Körper, zwang sich durch meine Glieder, als würde ich vom Tod persönlich umarmt und untersucht werden.
 

„Schwache Vorstellung. Tu mir den gefallen und bring dich um, wenn ich nicht in der Nähe bin. Wenn du in Zukunft so etwas unternimmst, wird selbst Aro die Geduld verlieren. Loyalität ist seine oberste Priorität, wenn du also sein Wort hintergehst, kann auch ich dir nicht mehr helfen.“
 

Meine Beine und Arme taumelten regungslos über seine Schulter.

„Das werde ich nicht widerholen.“
 

Die juckenden Augen schließend, fühlte ich den warmen Wind gegen mein Gesicht schlagen, es roch nach Wiese, vermischt mit dem metallischen Geruch des unsauberen Wassers, in das ich mich gestürzt hatte. Um mich herum war es ganz still, außer meiner unregelmäßigen Atmung und den leisen Geräuschen der Natur drang kein Laut in meine Ohren.
 

Als ich meine Augen nach kurzer Zeit wieder öffnete, war der Bauernhof mysteriöser weise nur noch ein ungenauer Punkt in der Ferne
 

„Wo… wohin bringst du mich?“
 

„Zurück.“ War seine barsche Antwort und jede Faser meines Körpers schlug durch dieses Wort wieder auf höchste Alarmbereitschaft.

Ich begann mit Armen und Beinen zu strampeln, versuchte mich loszureißen. Mir war, als würde ich gegen Gestein schlagen, mein Entführer schien keinen weichen, untrainierten Muskel an seinem Stahlkörper zu haben.
 

„Bitte, bring mich nicht wieder dort hin! Ich tue auch alles, was du von mir verlangst. Alles, nur nicht wieder runter… bitte.“
 

Er blieb stehen und ließ mich abrupt runter, unsanft schlug ich auf dem Boden auf. Nach Luft schnappend schaute ich zu ihm auf. Edwin stand gut einen Meter neben mir und blickte unberührt in meine Richtung. Mir war, als würden seine Augen in der Dunkelheit das Licht reflektieren und mich blenden, so wie ich es von Katzenaugen kannte.

Erst nach einem Augenblick wurde mir klar, dass meine Worte diesen ungeplanten Halt ausgelöst haben mussten. Vielleicht hatten meine Worte etwas bewirkt, vielleicht würde er mich hier wegbringen.
 

„Du bist jung und gesund, warum tust du dir das hier an? Warum gibst du dich mit solchen Typen ab? Das kann dir doch unmöglich gefallen. Ich schwöre, ich werde niemandem etwas erzählen. Wir können gemeinsam fliehen, du bist doch Amerikaner, oder? Warum bist du hier? I- ich habe meinen Reisepass nicht mehr bei mir, aber wenn wir es bis nach Florenz schaffen und dort zur Polizei gehen- -“
 

„Wer ich bin und woher ich komme hat dich nicht zu interessieren. Ich wiederhole mich nur ungern, Miss. Du kommst hier nicht weg, niemand kann dir dein altes Leben zurückgeben. Wenn du dich beruhigt hast werde ich dir erklären, was auf dich zukommt. Dir bleibt keine Wahl, merk dir das endlich. Wenn du dich wehrst, wirst du früher oder später getötet. Auch wenn es nicht so aussieht, ich versuche dir zu helfen. Entweder du akzeptierst das und tust, was ich dir sage, oder ich kann dich gleich wieder in den Hauptsaal bringen, als Mitternachtshäppchen…“
 

„NEIN!“ schrie ich auf.
 

Edwin beobachtete mich nachdenklich. „Dann bleibt dir nur eine Option.“
 

„A- aber ich verstehe immer noch nicht, warum ihr mir das antut. Was könnte ich schon bewirken, Edwin? Bin ich eine Geisel oder so? Wollt ihr Lösegeld?“
 

„Du bist mehr als eine Geisel. Und im Übrigen, wir haben mehr Geld als du zählen kannst.“
 

Plötzlich, als hätte jemand ein lautes und deutliches Signal abgegeben, drehte er sich von mir weg und nach nur einem Blinzeln ich sah ihn gute fünfzig Meter über mir auf einem der weiter entfernten Hügel. Mein Verstand war wirklich im Eimer.
 

Ich machte einen Schritt in seine Richtung und bemerkte, dass ich wegen dem nassen Umhang, der mir tonnenschwer über die Schultern hing, kaum laufen konnte. Mit einem plumpenden Geräusch fiel es zu Boden und ich stand in meinem geschundenen Top und mir herunterrutschenden Shorts auf einer Wiese unter sternenklarem Himmel, bewacht von einer kriminellen Organisation.
 

Lebensmüde wie ich bin, suchte ich mir Schutz hinter Bäumen und Büschen und setzte mich auf den warmen Boden. Edwin war noch irgendwo auf dem Hügel, ich konnte seine dunkle Statur von hier aus sehen. Seit ich gesehen, oder besser gesagt nicht gesehen hatte wie schnell er sich bewegen konnte, war die Aussicht auf Flucht zwecklos. Ich bräuchte schon ein Fahrzeug, oder noch besser, ein Flugzeug.
 

Vielleicht musste ich dieses kranke Spiel mitspielen, irgendwie sein Vertrauen gewinnen. So schwer konnte das doch nicht sein, oder?

Selbst wenn diese Leute mich verängstigten und mich manchmal wie wilde Tiere anknurrten, untereinander kamen sie schließlich auch klar, oder? Also musste es einen Weg geben, ein Teil von ihnen zu werden. Selbst wenn es nur vorgetäuscht war. Solange sich mir keine weitere Möglichkeit zur Flucht bot, musste ich mich zusammenreißen und das durchstehen.
 

„Ich bringe dich jetzt zurück und ich erwarte, dass du keinen Ton von dir gibst.“ Edwin trat hinter den Büschen hervor, ich schaute nicht zu ihm auf und fixierte meine verletzten Hände.
 

„In die… Kammer?“
 

„Wenn du Glück hast und dich benimmst, finde ich einen angemesseneren Ort für dich.“
 

Nickend stand ich auf, traute mich aber nicht in das Gesicht dieses Junge zu sehen, dessen Stimme mich unter anderen Umständen zutiefst beeindruckt hätte. Es klang musikalisch, weich. Warum besaß so ein widerlicher Mensch so eine Engelsstimme?

Mein Leben schien nur noch aus Fragen zu bestehen.
 

„Was meinst du, wenn ich Glück habe?“ fragte ich leise, noch immer auf meine Hände starrend.
 

Meine Verbände hatten sich aufgeweicht und etwas gelöst, mein Finger schmerzte mit jeder kleinen Bewegung die ich machte, um meine Shorts über meiner Hüfte zu halten. Ein bisschen zusätzlichen Schmerz musste ich ertragen, um mir die Erniedrigung zu ersparen, halb nackt vor diesem Monster zu stehen.

Ich wollte ihn nicht auf solche Gedanken bringen. Mir wurde bei der bloßen Vorstellung schlecht, von ihm oder sonst jemandem Misshandelt zu werden und ehe ich mich zusammenreißen konnte, beugte ich mich wieder über die Büsche und spie das im Brunnen verschluckte Wasser aus meinem dehydrierten Körper.
 

Edwin zeigte keinerlei Reaktion und als ich mich wieder gefasst und beruhigt hatte, trat er zu mir her.
 

„Aro möchte dich sehen. Sei einfach still und widerspreche ihm nicht.“
 

Ich nickte, war nicht mehr in der Lage Widerstand zu leisten.
 

Dass er mich wieder tragen wollte, überraschte mich nicht, denn mittlerweile hegte ich den Verdacht, dass er irgendeine Art von Zauber beherrschte, denn gewiss konnte kein Mensch so schnell laufen. Es schockte mich nur festzustellen, dass er mich nicht wie zuvor über die Schulter warf. Stattdessen hob er mich hoch, indem er einen Arm unter meine Beine legte und mit der anderen meinen Rücken umschlang, sodass ich in dem Braut-Stil getragen wurde.
 

Ich biss mir auf die Zunge und genierte mich für meinen absolut grotesken Vergleich.

Wirklich, Bella. Er könnte dich gleich als Nascherei auf dem Silbertablett präsentieren und du denkst an eine weiße Hochzeit? Du bist so gestört…
 

Diese dummen Gedanken allerdings brachten mir eine lang ersehnte Antwort. Während sich Edwins Arme bis eben gar nicht so furchtbar angefühlt hatten, kamen sie mir nach meinem Geistesblitz wie verdreckte, blutverschmierte Ketten vor.

Mein Blut begann schnell zu rasen, sodass es in meinen Ohren wieder laut rauschte. Meine Atmung setzte teilweise aus und ich hielt mir die Hand vor die Brust, um mein wild schlagendes Herz zu beruhigen.

Selbst während meiner Panik Attacke entging mir nicht, dass sich Edwins Muskeln spürbar anstarrten. Seine Brust war stocksteif, es war so als wäre ich auf eine Statue geklettert, er war unmenschlich und regungslos.
 

Ganz leise fand ich wieder zu meiner Stimme und sprach die Antwort zu der Frage aus, die ich mir während meines gesamten Aufenthalts hier gestellt hatte.
 

„Ich weißt, was ihr seid.“
 

Edwin bewegte sich nicht, nur seine Augen rollten sich zu meinen und nahmen mich gefangen. Sie waren nicht braun oder golden, die helle Farbe, die ich ganz sicher zuvor gesehen hatte, war aus ihnen erblasst. Sie waren kohlrabenschwarz, reflektierten weder die Sterne, noch das Mondlicht, als wäre er kein Teil dieser Welt.
 

„Was sind wir?“ fragte er mich so leise und mit tiefer Stimme, dass mein Herz noch schneller zu rasen begann.
 

Seine Augen gaben meine wieder frei und fixierten einen Punkt an meinem Hals und ich sah, dass sich eine mir unbekannte Faszination in seinen pechschwarzen Augen spiegelte.
 

Ich wurde mir meiner Antwort immer sicherer. Endlich begriff ich, warum er mich wie ein Stück Fleisch anstarrte und mich wie Dreck behandelte. Seine Stärke konnte ich nicht nachvollziehen, aber vielleicht steckte eine Droge oder ein Aufputschmittel dahinter. Mich wunderte es, dass ich so lange gebraucht hatte, um zu begreifen, was für Monster um mich herum waren.

Tief Luft holend und meinen gesamten Mut sammelnd, sprach ich das kleine Wort aus.
 

„Menschenfresser?“
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Renesmee-Bella
2010-08-10T10:03:46+00:00 10.08.2010 12:03
Super Kapitel,
Oh herlich wie Bella Edward immer Edwin nennt.
Ich bin mal gespannt was er zu den Menschfressern sagt.

cu R.-Bella
Von: abgemeldet
2010-05-03T20:37:46+00:00 03.05.2010 22:37
Hallo !
Juchu, denn 1. geht es weiter & 2. bin ich fertig mit Lesen ! Und das noch vor Mitternacht! ;D
Das war ein sehr schönes Kapitel & ich bin wirklich sehr darauf gespannt, wie es weiter geht!
Wie Bella einfach "Edwin" sagt, ehrlich, das ist eigentlich ziemlich witzig.
Ja, ich weiß, ziemlich verwirrter Kommentar. ^^'
LG,
Kiara
Von: abgemeldet
2010-05-02T20:25:32+00:00 02.05.2010 22:25
hey...toll das du weiter schreibst...

tolles kap..


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