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Blindes Vertrauen.

Mit den Augen eines anderen [Grimmjow x Ulquiorra]
von

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"Stimmen."

Platzregen. Er konnte hören, wie die Tropfen hart gegen die Fensterscheibe schlugen, konnte die Vibration fühlen, wenn er seine Hand darauf legte. Wahrscheinlich war das das große Finale, bevor endlich das Sommerwetter wieder zurückkehren würde. Er würde ihn vermissen, den Regen, auch wenn er da wohl der einzige war. Er konnte es an den Stimmen der Menschen um ihn herum hören. Die Aussicht auf Sonne und Wärme ließ sie fröhlicher werden.
 

Doch nun war es still um ihn herum. So früh am Morgen befand sich niemand - weder Patient noch Angestellter - im Aufenthaltsraum im vierten Stock. Das Blindenheim wirkte noch wie ausgestorben. Nur er war wach. Er brauchte nicht zu warten, bis jemand kam, der ihm half. Nur weil er blind war, hieß es noch lange nicht, dass er nicht mehr in der Lage war, aus dem Bett zu steigen und sich selbstständig anzuziehen. Die Bewegung waren immer das gleiche, ein routinierter Ablauf, den er sich längst eingeprägt hatte.
 

Wie immer saß er an dem gleichen Platz im Aufenthaltsraum. Einem runden Tisch, der direkt an der großen Glasfront des Raumes lag. Seinen Kopf hatte er gegen die Scheibe gelehnt. Wenn seine Augen nicht offen wären, würde wohl jeder, der den Raum betrat, denken, dass er schlafen würde.
 

"Hast du nicht kalt?"
 

Ein abwesendes, freudloses Lächeln huschte über seine Lippen, als er sich plötzlich an den jungen Pfleger erinnerte. An seine Stimme. Sie hatte ruhig geklungen, doch er hatte die unterdrückte Wut, den Widerwillen herausgehört. Es war das einzige, was er von der Begegnung vor ein paar Tagen noch in Erinnerung hatte. Den Namen hatte er bereits vergessen.

Stimmen waren immer das gewesen, an was er die verschiedenen Personen unterscheiden konnte, das er sich im Gedächtnis behielt. Wie die seiner Eltern, deren Gesichter mit der Zeit einfach - verschwunden waren.
 

Die Stimme seiner Mutter war beruhigend gewesen, leise. Ständig darauf bedacht, nicht zu sehr Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Unterwürfig.

Sein Vater hatte sich immer darauf verstanden, Befehle zu erteilen, war harsch gewesen. Kalt, emotionslos - genau wie er.
 

Leicht richtete er sich auf, als er Schritte hörte, die auf ihn zukamen. In der Stille halten sie lauter wieder, als sie eigentlichen waren.
 

"Da bist du ja, Ulquiorra. Ich habe dich schon überall gesucht."

Vergnügt, freundlich. Matsumoto Rangiku. Die Zeit musste schnell vergangen sein, ohne, dass er es gemerkt hatte. Die Frühschicht war nun eingetroffen.
 

Die große, blonde Frau schüttelte den Kopf, als sie keine Reaktion von dem jüngeren erhielt. Jedes Mal das gleiche mit ihm. Wenigstens arbeitete sie schon lange genug hier, um zu wissen, wo Ulquiorra normalerweise zu finden war, wenn er sich nicht mehr in seinem Zimmer aufhielt.

Sie seufzte leise und drehte sich um. Eigentlich hätte sie gerne noch ein wenig auf ihren Patienten eingeredet, wie sie es immer tat, einfach, um ihn ein wenig zu ärgern und um ihm das Gefühl zu geben, dass sich jemand um ihn kümmerte.

Obwohl sie sich langsam fragte, ob ihre Bemühungen noch umsonst waren. Aber heute hatte sie eh und je schlichtweg keine Zeit. Zwei ihrer Kollegen hatten sich kurzfristig krankgemeldet und sie waren schon vorher unterbesetzt gewesen. Doch dann schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, als sie am Eingang Hisagi erblickte, der sich gerade mit einem blauhaarigen, jungen Mann unterhielt. Oder besser gesagt hitzig diskutierte.
 

Grimmjow gab ein genervtes Stöhnen von sich. Er hasste es, früh aufzustehen, auch wenn er sich dank Neliels Weckmethoden nicht darum drücken konnte. Doch heute hatte alles nichts genützt, weswegen er erneut zu spät gekommen war. Nun hatte sich Hisagi vor ihm aufgebaut und der sonst eher ruhige schwarzhaarige schien kurz davor zu sein, ihm an die Gurgel zu gehen.
 

"Ich verstehe die Aufregung nicht", versuchte er sich eher halbherzig zu verteidigen, "es war doch nur eine halbe Stunde."

Sein gegenüber schnaubte verächtlich und atmete dann tief durch, bevor er mit leiserer Stimme als vorher wieder zu sprechen begann.
 

"Das ist jetzt deine zweite Woche hier, Grimmjow. Deine dritte Frühschicht und jedes Mal kommst du zu spät. Wenn du hier fest angestellt wärst, wärst du schon längst geflogen."

Der blauhaarige verdrehte die Augen, sah dann jedoch, wie jemand zu ihnen herantrat. Er war sich sicher, der Frau schon öfters begegnet zu sein, aber ihren Namen ... er sollte in Zukunft wirklich versuchen, sich solche Kleinigkeiten zu merken. Dann wanderte sein Blick an ihr vorbei blieben schließlich an einer anderen bekannten Person hängen.
 

"Ist das nicht-"

Doch er wurde von Matsumoto unterbrochen.
 

"Du kennst Ulquiorra also schon? Dann macht es dir sicher nichts aus, dich ein wenig um ihn zu kümmern, oder?"

Grimmjow zuckte zusammen und warf ihr einen empörten Blick zu.
 

"Kann er sich nicht alleine beschäftigen?"

Er sah nun Hisagi an, der jedoch einen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, der ihm gar nicht gefiel. Offensichtlich kam nun die Rache für sein zu spät kommen.
 

"Es kann dir nicht schaden, dich mit den Patienten auseinanderzusetzten.", meinte der Schwarzhaarige und aus den Augenwinkeln sah Grimmjow, wie die andere Pflegerin zustimmend nickte. "Unterhalte dich einfach mit ihm. Es gibt sonst niemanden, der normalerweise mit ihm redet."
 

Da half nun auch kein wenn und aber mehr. Dabei wusste er selbst nicht so genau, warum er das Gefühl hatte, sich von Ulquiorra - endlich sagte ihm Mal jemand den Namen - fernzuhalten. Er hatte ihm, nichts getan und bis jetzt hatte er nur einmal näheren Kontakt mit ihm gehabt.

Er hatte die Szene im Regen immer noch nicht vergessen. Aus irgendeinem Grund schien sie sich hartnäckig in seinem Gedächtnis festzuhalten. Schließlich setzte er sich in Bewegung, nachdem er Hisagi noch einen letzten, wütenden Blick zugeworfen hatte. Nach nur wenigen Sekunden war er bei dem Schwarzhaarigen angekommen, der wie erstarrt auf seinem Stuhl saß, die grünen Augen beharrlich nach draußen gerichtet, als ob er tatsächlich in der Lage wäre, irgendetwas dort zu sehen. Entschlossen packte Grimmjow den anderen Stuhl, der ebenfalls am Tisch stand, zog ihn ein bisschen zurück und ließ sich darauf fallen.
 

"Du erinnerst dich nicht mehr an mich, oder?"

Es war das einzige, was ihm einfiel, doch trotzdem war ihm die Frage ernst. Obwohl die Antwort eigentlich offensichtlich war.
 

Ulquiorra wandte leicht seinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Er hatte sie erkannt. Immer noch schwang in ihr diese unterdrückte Wut mit und er wunderte sich das erste Mal, woher sie wohl kam. Ob sie wohl nur auftauchte, wenn der Pfleger mit ihm sprach oder war sie immer präsent?
 

"Das habe ich fast erwartet.", murmelte Grimmjow und fuhr sich gestresst durch seine Haare, zerzauste sie dadurch nur noch mehr. "Als ob mein Name so kompliziert wäre."

Er schnaubte und lehnte sich nach vorne, um sich mit den Ellbogen auf den Tisch aufzustützen. Mühevoll unterdrückte er ein gähnen. Er würde es Neliel irgendwann heimzahlen und ihr zeigen, dass sie nicht die einzige mit einer sadistischen Ader war.
 

"Wenn Sie sich nicht mit mir unterhalten wollen, dann müssen Sie das auch nicht. Ich komme sehr gut alleine klar."

Schweigen trat ein. Ulquiorra war sich bewusst, dass er unhöflich war, aber er wollte nicht, dass sich jemand nur mit ihm abgab, weil er dazu gezwungen wurde. Man gewöhnte sich mit der Zeit daran, alleine zu sein. Die einzige, die sich noch daran zu erinnern schien, das er existierte, war Orihime. Auch wenn er meisten den Anschein machte, als würde er von ihren Besuchen am Wochenende genervt sein, so waren sie doch das einzige, das die ewige Monotonie in seinem Tagesablauf durchbrach.
 

"Erwischt.", meinte Grimmjow, nachdem er begriffen hatte, dass er durchschaut worden war. Er sollte den Schwarzhaarigen eindeutig nicht unterschätzen. Merkwürdigerweise brachte dieser Gedanke ihn zum Grinsen. "Ich heiße übrigens Grimmjow. Merk dir es dieses Mal einfach."

Nun wandte sich der andere ihm ganz zu, sah jedoch auf irgendeinen Punkt zur Rechten des Blauhaarigen, der sich jedoch nicht darüber wunderte. Blinde blickten einem selten direkt ins Gesicht, auch wenn sie mit einem sprachen.
 

"Ulquiorra Schiffer."

Seine Worte waren leise gesprochen und wurden vom Prasseln des Regens an der Fensterscheibe fast übertroffen, doch er war sich sicher, gehört worden zu sein. Er wusste nicht, warum er sich vorstellte, aber er wollte nun nicht mehr, das der andere ging. Vielleicht lag es daran, dass der aggressive Unterton plötzlich abgeflaut war. Die Stimme des Pflegers - Grimmjow - klang rau, angenehm, vertraut.
 

Grimmjow grinste erneut. Das war doch ein Fortschritt. Während sich wieder stille zwischen ihnen ausbreitete, nun jedoch längst nicht mehr so unangenehm, wie die letzte, musterte er Ulquiorra, sich bewusst, dass dieser wahrscheinlich seine Blicke spüren konnte. Sein Vergleich damals war nicht einmal so verkehrt gewesen. Die blasse Haut Ulquiorras sah tatsächlich aus wie Porzellan.
 

"Du siehst krank aus.", stellt er schließlich fest.
 

"Machen Sie sich sorgen?"

Der blauhaarige hob eine Augenbrau an. Das Gesicht seines Gegenübers jedoch blieb vollkommen blank.
 

"Ich wollte es nur anmerken." Er schwieg. "Und jetzt hör endlich auf mich zu siezen. Das hab ich schon einmal gesagt."

Ulquiorra kippte seinen Kopf leicht zur Seite und wirkte dadurch jedoch keineswegs unschuldig, sondern eher berechnend.
 

"Ich wollte nur höfflich sein. Aber wenn Sie-"
 

"Du!"

Grimmjow hatte das untrügliche Gefühl, dass es dem Schwarzhaarigen wohl Spaß machte, ihm mit seinem ständigen "Sie" in den Wahnsinn zu treiben. Er fand es weniger witzig.
 

"Wenn du meinst, Grimmjow."

Ulquiorra sprach seinen Name auf eine Art und Weise aus, die in einem Schauer über den Rücken laufen ließ. Auch wenn er es nicht gerne zugab, der junge Mann faszinierte ihn immer mehr und er schien keine Chance zu haben, dem zu entkommen.
 

Der Regen nahm erneut an Kraft zu und Grimmjow konnte förmlich sehen, wie die großen Tropfen die Fensterscheibe zum wackeln brachten. Nur am Rande bekam er mit, wie Ulquiorra sich von seinem Stuhl erhob, dann jedoch fast schon abwartend stehen blieb.
 

"Ich gehe spazieren."

Der Blauhaarige warf einen zweifelnden Blick nach draußen in das Unwetter, das dort tobte. Man konnte es auch mit seiner Liebe zum Regen übertreiben. Trotzdem war er sich sicher, das in den Worten eine versteckte Aufforderung gelegen hatte. Schließlich stand er ebenfalls auf.
 

"Dann werde ich dafür sorgen, dass du dieses Mal einen Schirm mitnimmst."
 

Wenn Grimmjow nun genauer auf die Mimik des Schwarzhaarigen geachtet hätte, hätte er mitbekommen, wie sich dessen Mundwinkel nur kurz und kaum zu erkennen zu einem ehrlichen Lächeln verformt hatten.
 

Neliel war zugegebener Massen perplex. Vor einer Stunde war Grimmjow von der Arbeit zurückgekommen. Normalerweise war er dann furchtbar schlecht gelaunt und kaum zu ertragen, vor allem, wenn er so früh hatte aufstehen müssen. Doch offensichtlich schien er heute einen guten Tag gehabt zu haben. Er hatte ein Grinsen aufgesetzt, dass sie das letzte Mal an ihm gesehen hatte, als sie in der ersten Klasse gewesen waren. Es hatte damals ebenfalls geregnet und der Blauhaarige hatte es geschafft, Ichigo in eine riesige Wasserlache zu stoßen, so dass der andere danach vollkommen durchnässt gewesen war.
 

"Die Arbeit beginnt dir wohl langsam Spaß zu machen.", meinte sie und setzte sich neben ihn auf das Sofa im Wohnzimmer. Er zuckte nur mit den Achseln. Aber eigentlich hatte sie gar nicht so unrecht, aber ihm war klar, dass die Arbeit wenig mit seiner guten Stimmung zu tun hatte. Es lag wohl eher an Ulquiorra.
 

Trotz der Schirme waren sie nach einer Stunde im Park herumlaufen - sie hatten während der Zeit kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt - total nass gewesen, was Hisagi erneut zu einem Wutanfall getrieben hatte, als er sie zu Gesicht bekommen hatte. Wobei ihm natürlich die größte Schuld zugeschoben worden war. Ulquiorra war nur die ganze Zeit stumm neben ihm gestanden, mit feuchten Haaren, die ihm wirr in die Stirn hingen und hatte gewirkt, als sei er gerade ganz woanders.
 

"Was ist denn passiert?", fragte Neliel nun, als sie auf ihre vorherigen Worte keine Erwiderung bekam.
 

"Ich bin spazieren gegangen.", meinte Grimmjow nur. "Mit einem Patienten."

Die Grünhaarige nickte, immer noch verwirrt. Sie war sich nun jedoch ganz sicher, dass ihr bester Freund langsam aber sicher nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.
 


 


 

[Nachwort]

Hallo.
 

Gott, endlich habe ich dieses Kapitel fertig. Aber ich habe es besiegt! *kichert komisch vor sich hin* Nun, es ist dann doch halbwegs so geworden, wie ich wollte. Mir ist nur aufgefallen, dass es mit leichter fällt, aus Grimmjows Sicht zu schreiben. Ulquiorra bereitet mir immer ein wenig Probleme.
 

Ich hoffe trotzdem, dass es euch gefallen hatte!

Noch einen großen Dank für die Kommentare für das letzte Kapitel!
 

Liebe Grüße,

Silent



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Sehun
2010-08-15T09:29:03+00:00 15.08.2010 11:29
total schön.
..
ich finde die Story sehr interessant und auch schön (:
dazu mag ich deinen Schreibstil sehr, er ist angenehm zu lesen und du teilst auch die Absätze schön ein.
..
nur hab ich einige kleine Fehler entdeckt, die mich als Deutsch.Freak etwas stören, sonst alles klasse. (:
..
schade, dass es schon so lange nicht weitergeht, aber ich hoffe, dass iwann ein nächstes Kapitel rauskommt.

lieben Gruß, aka (:
Von:  Ragemerize
2010-05-28T16:18:17+00:00 28.05.2010 18:18
aw schade das es hier schon aufhört óo
ich bin wirklich gespannt wies weitergeht, die idee ulquiorra als blinden darzustellen find ich sehr interessant ><;;
*wedel*
kann dich nur loben <3
Von:  WolfswaechterinTala
2010-01-06T22:48:43+00:00 06.01.2010 23:48
Regen is doch was schönes *___*
Grimmjow kommt mal wieder zu spät XD
Och wie schön sie waren zusammen spazieren ^^
Neliel am Schluss XD War aber irgendwie gemein XD
Naja ich hoff das bald das nächste Kapitel on kommt ^^

Ciao Soulhime
Von:  Merylex
2010-01-06T20:58:17+00:00 06.01.2010 21:58
geil ich mag den Regen auch, wir können uns zusammentun ulqui.

ich wil mehr bilde leutchens.

cool wie Grimmjow grinst und sie im regen laufen gehen, böser hisashi nicht schimpfen.

Von:  Shanti
2010-01-06T12:34:56+00:00 06.01.2010 13:34
hi hi

endlich ein neues kappi jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa =)
ich finds geil wie neliel mit grimmi umgeht.
dein schreibsil is gut weiter so. ich freu mich schon aufs nächste kappi. schreib ganz schnell weiter.^^

lg
shanti
Von:  Kalahari
2010-01-06T00:51:29+00:00 06.01.2010 01:51
ein tolles kappi^^
es regnet mal wieder, iwi is die stimmung da voll gut, passt auch total darein
ich finds süß, dass die beiden zusammen spazieren gegangen sind
und neliel hat grimmi mal wieder zur weißglut gebracht*Grins*
ich kann mir vorstellen, wie schwer es sein muss aus ulquiorras sicht zu schreiben, aba ich finde, dass du das torzdem gut gemacht hast; außerdem gehört das auch iwi dazu, man will ja auch wissen, was ihm durch den kopf geht
freue mich auf die fortsetzung


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