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Die Liebe ist schon eine verrückte Sache...

xXDaikenXx
von

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Die Wahrheit

++++Kapitel 24++++

Die Wahrheit
 

Weitere Tage verstrichen, in denen sich die beiden wieder schrittweise von ihrer Erkältung erholt hatten und nun stand Ken sein erster Arbeitstag bevor. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend verließ er am frühen Morgen die Wohnung, ohne einen seiner drei Mitbewohner dabei geweckt zu haben. Am liebsten hätte er noch ein wenig länger Krank gefeiert, aber früher oder später musste er ja wieder arbeiten gehen. Seufzend betrat er den Fahrstuhl. ‚Na ja, was soll’s.‘

Zur gleichen Zeit drehte sich Daisuke im Bett auf die andere Seite und bemerkte, dass die andere Betthälfte inzwischen leer war. Verschlafen rieb er seine Augen und besah sich einen Moment lang die leere Seite. Er wusste nicht genau warum, aber irgendwie bekam er just in diesem Augenblick ein ungutes Gefühl, als würde heute etwas Einschneidendes geschehen.

So unrecht hatte er damit auch nicht, denn als Ken am späten Nachmittag wieder nach Hause kam, wirkte dieser kaputter denn je.

Da Miyako aber mit ihrer Tochter zu Hikari und Takeru gegangen war, war nur Daisuke da und dieser konnte seinen Augen kaum trauen, als er in das müde Gesicht Kens sah, das sogar eine Spur blasser war, als es das ohnehin schon war. „Ken, was hast du? Geht’s dir nicht gut?“ besorgt ging er einige Schritte auf den Schwarzhaarigen zu, der ihn wiederum nur ausdruckslos anschaute.

„Mach dir keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung… Es war nur ein harter Tag gewesen.“ Sehr schwach lächelte Ken den Brünetten an, ehe er an ihm vorbei schritt um ins Badezimmer zu gelangen.

Misstrauisch sah Daisuke ihm hinterher. So recht konnte er das nicht glauben, aber er wusste, dass Ken ihm heute sicher keine wahrheitsgetreue Antwort geben würde. Das Rauschen von Wasser drang an seine Ohren und ließ ihn noch misstrauischer werden. ‚Er hat es ja ganz schön eilig…‘ Wieder im Wohnzimmer angekommen setzte er sich und versuchte aus allem, was sich in den vergangenen Wochen hier passiert war, schlau zu werden. ‚Erst klappt er am Tag meiner Anreise zusammen, dann dieser Albtraum – an den er sich angeblich nicht erinnern kann – und dann diese Sache mit seinem rauchendem Kollegen und den darauf folgendem Sex im Auto neulich und jetzt kommt er halbtot von der Arbeit. – Okay, das kann auch andere Gründe haben. ABER da stimmt definitiv etwas nicht mit ihm! Ich muss herausfinden was es ist. – Nur wie?‘ Ihn darauf ansprechen wäre sinnlos. Er kannte den Schwarzhaarigen einfach zu gut, um davon ausgehen zu können, dass er dann auch die Wahrheit sagen würde.
 

Derweil war Ken wirklich nach Heulen zumute. Aber er konnte es nicht. Wenn er das tun würde, würde Daisuke etwas bemerken und genau das wollte er nicht. Da stand er jetzt lieber unter der Dusche und schruppte sich wie ein Bekloppter. Inzwischen hatte er sich an einigen Stellen wund geschruppt, aber aufhören konnte und wollte er noch nicht. Egal, wie sehr es schmerzte. Dieser Schmerz war tausendmal besser als der, den er empfinden würde, wenn er sich wie in der Anfangszeit zusammengekauert ins Bett gelegt hatte.

Besonders heute hatte er es als schlimm empfunden. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass das letzte Mal so lange her gewesen war und er sich gewissermaßen an eine andere Lebenssituation gewöhnt hatte. Seufzend legte er den Schwamm weg und ließ nur noch das heiße Wasser auf sich niederprasseln. ‚Was mach ich mir hier eigentlich wieder für Gedanken? Solange er sich meiner nicht überdrüssig wird, werde ich nie meine Ruhe haben.‘

Nach einigen weiteren Minuten trat Ken aus der Dusche raus und begann sich abzutrocknen.

„Ken? Bist du fertig?“ wollte Daisuke von der anderen Seite der Badezimmertür wissen.

„Wieso?“

„Ich wollte anfangen mit dem Kochen und wissen, ob du schon gegessen hast.“

Eigentlich hatte er ja nichts gegessen, den ganzen Tag schon nicht, aber so richtig Appetit hatte er nun auch wieder nicht. Andererseits wollte er Daisuke nicht noch misstrauischer machen, als es dieser ohnehin schon war. „Nein hab ich nicht.“ antwortete er zögerlich und hoffte, dass man das nicht herausgehört hatte.
 

Voller Schmerz krallte sich Ken in den Schreibtisch und unterdrückte einen Schmerzenslaut. ‚Gleich ist es vorbei. Gleich ist es vorbei!‘ rief er sich in Gedanken zu, versuchte diese widerwärtigen rauen und zugleich kalten Hände an seinem Körper auszublenden, die ihn fest an der Hüfte gepackt hielten und kein Entkommen zuließen. Er war nur heilfroh, dass er dieses Mal nicht in das Gesicht seines Peinigers blicken musste, lediglich dessen Stöhnen und Keuchen in den Ohren hatte.

Warum nur musste es ausgerechnet ihn treffen? Hatte er nicht schon genug durchmachen müssen? Hatte er denn kein Glück verdient?
 

„Man, seit wann ist Ken denn nur so vergesslich? Jetzt muss ich ihm auch noch sein Zeug zur Arbeit schleppen. Hoffentlich ist er auch auf dem Revier und nicht unterwegs.“ murmelte Daisuke verärgert vor sich hin, machte sich bei dem kalten Wind und dem Schneefall warme Gedanken. Wenigstens wusste er inzwischen, wo sein Freund arbeitete und musste sich nicht durch das Ausquetschen der anderen bis zu ihm quälen.

Aus der Ferne konnte er bereits das gesuchte Gebäude sehen und beschleunigte seine Schritte etwas. ‚Ob seine Vergesslichkeit heute vielleicht etwas mit letzter Woche zu tun hat? Ich glaub, er hätte besser noch eine Weile zuhause bleiben sollen, so wie ihn bereits der erste Arbeitstag fertig gemacht hatte. Gerade mal Kuscheln war da drin gewesen… dabei hatte ich wirklich Lust gehabt. Und seit drei Tagen scheint er nicht mehr genug zu bekommen…‘ Drinnen angekommen fegte er sich den Schnee von den Schultern und ging anschließend weiter. ‚Hm, wo war sein Büro noch mal?‘ Im Gegensatz zum letzten Mal, als er hier gewesen war, waren die Gänge erstaunlich leer.

„Motomiya?“

Verwundert drehte sich der gerufene um. „Ah, Takeshi-san.“ stellte Daisuke erleichtert fest. – Immerhin ein bekanntes Gesicht.

„Was treibt Sie denn hierher?“

„Ich wollte Ken nur etwas vorbeibringen.“

„Soso… Da hat Sie wohl Tanemura angerufen, was?“

Bejahend nickte Daisuke.

„Ichijouji müsste im Büro sein. – Finden Sie alleine hin?“

„Äh, ich hoff doch.“ sagte er unsicher.

Freundlich lächelte der ältere Mann ihn an. „Sie müssen jetzt nur noch eine Etage höher und dann die dritte Tür rechts.“

„Ah, danke.“ Höflich verbeugte er sich. Der ältere schien wirklich so etwas wie Gedanken lesen zu können.

„Keine Ursache. Er wird sich sicher freuen über Ihren Besuch.“

Leicht lächelte Daisuke darauf zurück. ‚Ob freuen das richtige Wort ist?’

„Takeshi-san, könnten Sie mal bitte kommen?“ fragte jemand aus einem der ganzen Räume hier den älteren.

„Natürlich. – Sie kommen alleine zurecht?“ Doch etwas unsicher sah der ältere den jüngeren vor sich an. Er hatte schließlich schon allerlei Geschichten über Motomiya gehört.

„Ja.“

„Dann bis zum nächsten Mal.“ verabschiedete sich Takeshi dann doch und verschwand in einem der Büros.

‚Und weiter geht’s.‘ Etwas beruhigter ging er weiter und fand für seine Verhältnisse erstaunlich leicht das Büro Kens. Einmal klopfte er, ehe er die Tür öffnete und eintrat. Doch das, was er da gerade sah, entsetzte ihn zutiefst.
 

Unter einem kräftigeren Stöhnen kam Kens Peiniger in ihm, jedoch ließ dieser nicht wie sonst sofort von ihm ab.

Noch außer Atem und erschöpft hob Ken den Kopf und sah auf. Verschwommen konnte er die Umrisse eines Mannes an der Tür ausmachen, die er zunächst für Einbildung hielt. Doch umso mehr sich sein Blick klärte, umso deutlicher wurden die Umrisse und ließen ihn stocken. ‚Nein!‘

Unfähig sich zu regen starrten sich die beiden an, bis sich der Mann aus Ken dann doch entfernte und der Schwarzhaarige dann schmerzend das Gesicht verzog.

Als Ken wieder zu Daisuke schaute, ging dieser einen Schritt zurück. „Wa… Warum?“ war alles, was Daisuke herausbrachte, musste gegen die aufkommenden Tränen ankämpfen.

„Es… es ist nicht so wie es aussieht!“ versuchte Ken mit kratziger Stimme sich zu verteidigen, jedoch ohne Erfolg, denn kaum dass er das ausgesprochen hatte, rannte sein Freund weg. Alles ignorierend zog sich Ken die Hose wieder hoch und sah zu, dass er ihm hinterher kam. Beim hinterher rennen zog er sich den Gürtel zu und versuchte zumindest ein paar Knöpfe seines Hemdes zuzubekommen. „Dai! Warte!“ Er wusste nicht woher er plötzlich diese Kraft nahm ihm hinterher zu rennen, aber es war ihm momentan auch egal. Er musste Daisuke einholen. Er musste es sofort klären. Es fiel ihm noch nicht einmal auf, dass man ihn nicht versuchte aufzuhalten.

Die Schritte des Brünetten verlangsamten sich bis er zum Stehen kam.

Völlig außer Atem erreichte Ken ihn. „Bitte glaub mir, es ist wirklich nicht so wie du denkst.“

„Wie ist es denn dann?“ fragte Daisuke verletzt und drehte sich zum Schwarzhaarigen um, sah ihn mit Tränen in den Augen an.

Schwankend kam Ken auf ihn zu und konnte selbst jetzt seinen Atem nicht unter Kontrolle bringen. Er wollte ihm ja antworten, doch alles drehte sich vor seinen Augen und seine Kehle fühlte sich so an, als würde sie sich zuschnüren. Als sie nicht einmal mehr ein Meter voneinander trennte, wurde ihm schwarz vor Augen und er fiel Daisuke in die Arme.

Erschrocken konnte Daisuke ihn gerade so noch auffangen und ging mit ihm in den Armen in die Knie. „Ken! Was hast du? Ken!“ panisch schüttelte Daisuke ihn, versuchte ihn zu einer Reaktion zu bewegen, doch auch weiterhin blieb der Schwarzhaarige bewusstlos.

Durch Daisukes Rufe kamen immer mehr Leute auf den Flur, die zunächst nur gebannt auf die beiden schauten. Die sich bildende Menschenschar wurde nun auch von Takeshi und Tanemura durchstreift, die eher verwundert diesen Auflauf beäugten. Erst als sie ins Zentrum gelangt waren verstanden sie das Warum.

„Oh Gott!“ besorgt eilte Tanemura zu Daisuke und Ken. „Was ist passiert?“

„Das ist jetzt egal. Wir sollten lieber einen Krankenwagen rufen.“ mischte sich Takeshi ein, noch ehe Daisuke auch nur zu einer Antwort ansetzen hätte können.
 

Ungeduldig biss sich Daisuke auf die Unterlippe. ‚Jetzt ist er schon seit Ewigkeiten da drin und noch keiner der Ärzte, die hier rein und raus rennen, verliert auch nur ein Wort über seinen Zustand!‘

„Beruhigen Sie sich. Er wird es schon überleben.“

„Das weiß ich auch. Aber was ist denn so schwer daran einfach nur ein Wort über seinen Zustand an uns zu verlieren?“

Verständnisvoll legte Takeshi seine Hand auf Daisuke Schulter. „Er hat Ihnen wohl nicht erzählt, was ihm fehlt, oder?“

„Hm? Wovon sprechen Sie? Meinen Sie seine Krankheit? – Ich weiß nichts Genaueres darüber. Immer wenn ich ihn danach gefragt habe, meinte er dass es mich nichts anginge.“

„Da ist er aber ein ganz schön großes Risiko eingegangen. – Oder hat er Inoue-san doch etwas erzählt?“

„Nicht dass ich wüsste. Aber was meinen Sie mit Risiko?“

Einen Moment sah der Ältere Daisuke an, überlegte kurz, ehe er seufzend weiter sprach. „Er leidet am Burnout-Syndrom.“

Geschockt starrte Daisuke ihn an. Er hatte als er in den Staaten gewesen war durch einen seiner Stammkunden davon gehört und jetzt im Nachhinein könnte er sich ohrfeigen, dass er die Symptome bei seinem blauäugigen Freund nicht bemerkt hatte.

„Anscheinend war die Arbeit doch zu anstrengend für ihn geworden und er ist deswegen zusammengebrochen.“

„Äh, so ganz stimmt das nicht.“ Traurig sah Daisuke zur Seite. Das war vielleicht zum Teil der Grund für Kens Zusammenbruch, aber diese andere Sache war zumindest dieses Mal der Hauptauslöser.

„Wie meinen Sie das?“

Gerade in diesem Augenblick trat ein Arzt, etwa ende zwanzig, auf die Beiden zu und ersparte Daisuke so vorerst eine Antwort zu geben. Sich räuspernd zog der Mann im weißen Kittel die Aufmerksamkeit auf sich.

„Wie geht es ihm?“ fuhr Daisuke den Arzt unverblümt an, nachdem er aufgesprungen war.

„Den Umständen entsprechend gut.“

Erleichtert atmeten Takeshi und Daisuke synchron auf.

„Wer von Ihnen ist Motomiya Daisuke?“

Eine Augenbraue hebend sah der Brünette den Arzt an. „Ich. Wieso?“

„Ich habe noch etwas mit Ihnen unter vier Augen zu besprechen. – Wenn Sie mir bitte folgen.“

„Mmh, ok.“ Sich wundernd, was man ihm denn so wichtiges sagen wolle, trottete er dem Arzt hinterher, bis sie irgendwann in ein leeres Krankenzimmer gingen und der Arzt hinter Daisuke die Tür schloss.

„Er, Ichijouji-san, hat erzählt, dass er mit ihnen eine Beziehung führt – stimmt das?“

Nichts verstehend nickte Daisuke wage. ‚Was soll das? Sonst leugnet er es doch auch immer…‘

„Gut. Nach einigen Untersuchungen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass sein Zusammenbruch im Zusammenhang steht mit –“

„Wie bitte? Wollen Sie MIR die Schuld jetzt daran geben?!“ entfuhr es dem Brünetten aufgebracht und es war ihm wirklich egal, dass er seinen Gegenüber so respektlos unterbrochen und dieser sich geschockt an die Brust gefasst hatte. Doch schon im nächsten Moment dämmerte es ihm, was Ken mit der Offenbarung ihrer Beziehung bezwecken wollte. ‚Na warte, dafür bist du mir eine Erklärung schuldig!‘ Eingeschnappt verschränkte er die Arme vor der Brust. „… er ist mindestens genauso schuld dran…“ murmelte Daisuke beleidigt, sodass man es noch gut hören konnte.

Nachdem der Arzt den kleinen Schock überwunden hatte, erhob er wieder das Wort. „Wie dem auch sei, seien Sie das nächste Mal beide vorsichtiger. Besonders in dem Hinblick darauf, dass er –“

„Ja ja, am Burnout-Syndrom leidet… schon klar.“

„Wissen Sie, ob er sich an die Anweisungen gehalten hat?“

„Welche meinen Sie?“

„An die, nach denen er sich ausruhen soll, jeden Stress vermeiden und sich auch in psychiatrische Behandlung begeben soll.“

„Auf ersteres kann ich ein definitives Ja antworten. Beim zweiten ist das so eine Sache mit einer gewissen Mitbewohnerin und von drittens weiß ich nichts. – Aber vielleicht hat er auch ohne mir etwas zu sagen einen aufgesucht. Was weiß ich. – War es das jetzt? Kann ich zu ihm?“

„Na gut. Aber nur kurz.“
 

Wenig später betrat Daisuke auch schon das Zimmer Kens, versuchte ruhig zu bleiben und trat an dessen Bett heran. Auf ihn machte es den Anschein, als ob sein Freund schlafen würde, doch als dieser ihn hörte schlug er schwach die Augen auf und sah Daisuke müde an. „Wie fühlst du dich?“

„War schon mal besser.“ antwortete Ken recht leise.

„Warum hast du denen erzählt, dass wir beide miteinander geschlafen haben, bevor du zusammengebrochen bist? Was willst du damit bezwecken?“ wollte Daisuke wissen, denn er konnte nicht länger mit dieser Frage warten. Er musste es wissen. Er musste wissen, warum Ken diesen Typen schützen wollte.

„Tut mir leid… Ich wollte dich da nicht mit hineinziehen, aber ich habe auf die Schnelle keinen anderen Weg gefunden…“

„Warum hast du denen nicht von dem Kerl erzählt?“ Er war verletzt. War der Kerl Ken etwa wichtiger als er?

„Ich konnte nicht…“

„Warum?“

Er schwieg. Müde schloss Ken seine Augen, er konnte Daisuke nicht länger ansehen. Doch selbst jetzt konnte er den verletzten Blick auf sich spüren, bereute jede einzelne Minute, jede noch so winzige Sekunde in den vergangenen Wochen, in denen er ihn wieder an sich heran gelassen hatte, sich ihm wieder Stück für Stück geöffnet hatte. Er hatte es doch gewusst, dass Daisuke es irgendwann erfahren würde und dennoch hat er es zugelassen, hat zugelassen, dass er verletzt wurde. Doch auch er fühlte sich verletzt. Es schmerzte zu wissen, dass er Daisuke zutiefst verletzt hatte. Verwundert öffnete Ken seine Augen wieder, als er spürte, dass Daisuke ihm über die Wangen strich. Er hatte gar nicht bemerkt, dass ihm die Tränen gekommen waren.

„Du hast es nicht gewollt, oder? Er hat dich…“

Ken musste schlurzen. Er wollte nicht hören, wie Daisuke es aussprach, denn er befürchtete dass es dann noch mehr schmerzen könnte. Überrumpelt von seinen derzeitigen Gefühlen fiel er dem Brünetten um den Hals und klammerte sich verzweifelt an ihn.

Schützend legte Daisuke seine Arme um Ken und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. Er konnte sich ungefähr vorstellen, wie sich Ken gerade fühlen musste, aber so recht wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte oder was er sagen und tun sollte. Das einzige, wozu er fähig war, war ihn zu halten und ihm ein Gefühl der Sicherheit zu geben. ‚Ich hätte nicht weglaufen dürfen… Ich hätte dieses Schwein stattdessen vermöbeln sollen! Ihm die Scheiße rausprügeln müssen!! – Der soll es sich nicht noch einmal wagen Ken anzufassen!!‘ Mit der Zeit versiegten Kens Tränen und das leichte Zittern war gänzlich verebbt, sodass Daisuke ihn vorsichtig wieder ins Kissen drückte. „Schlaf.“ befahl er flüsternd und wollte sich eigentlich von ihm lösen, doch noch immer wurde er festgehalten.

„Bitte… geh nicht.“ kam es brüchig von Ken.

„Aber ich durfte nur kurz zu dir. – Die werden mich sicher gleich rausschmeißen… Nicht, dass ich nicht auch länger bleiben will…“

„Könntest du wenigstens bleiben, bis ich eingeschlafen bin?“

Leicht lächelnd fuhr Daisuke durch das schwarze Haar Kens. „Na gut.“ Er wusste, dass Ken so schon kurz davor war völlig wegzutreten, also warum sollte er ihm nicht diesen kleinen Gefallen tun? Wieder mit mehr Bewegungsfreiheit gesegnet setzte er sich auf die Bettkante und nahm Kens Hand in seine.

Glücklich über diese kleine Geste schlich sich ein winziges schwaches Lächeln auf Kens Lippen. Er fühlte sich einfach zu erledigt um noch etwas zu sagen und war froh wenigstens jetzt nicht allein sein zu müssen. Aber eines lag ihm noch auf der Seele, was er unbedingt noch los werden musste, ehe er einschlief und die ganze Situation noch mehr außer Kontrolle lief. „Dai?“ fragte Ken mit schwacher Stimme.

„Hm? Was ist?“

„Könntest du diese… Sache für dich behalten?“

Nicht sicher was genau er damit meinte sah Daisuke ihn fragend an. „Was genau meinst du?“ fragte er schließlich, da der Schwarzhaarige seine Blicke nicht bemerkte, aufgrund der Tatsache dass er die Augen geschlossen hielt.

„Das mit… ihm.“ Nach den Augen seines Freundes suchend öffnete er seine wieder und blickte ihn bittend an. Er sah, dass Daisuke seinen Blick verletzt erwiderte, offensichtlich nicht verstand, warum er ein Geheimnis daraus machen sollte. Aber zumindest für die nächste Zeit brauchte er seine Verschwiegenheit.

„Aber… dann wird der damit immer weiter machen, willst du das?“

„Natürlich will ich das nicht. Mir ist es aber wichtiger, dass er dir nichts tut.“

Der Brünette konnte deutlich die Verzweiflung aus Kens Stimme heraushören, er verstand auch worauf er hinaus wollte, aber konnte er das zulassen? Unsicher sah er zur Seite. ‚Schön und gut, dass du dir Sorgen um mich machst, aber du bist doch der von uns, der in Gefahr ist. Wer weiß, wozu der Spinner noch alles fähig ist.’ Einen letzten Versuch starten wollend sah er wieder zu ihm. Doch er hielt inne, denn lautlos formte Ken das Wort „Bitte“.
 

Doch recht angepisst tigerte der Brünette wieder in den Wartebereich zurück, wo Takeshi noch auf ihn wartete. Es regte ihn tierisch auf, dass sein Freund von ihm verlangte wirklich gar nichts zu unternehmen, alles tot zu schweigen, als hätte er nicht gesehen wie dieser vor seinen Augen vergewaltigt wurde. Auch wenn Daisuke anfangs nicht davon ausgegangen war, das ändert nichts an den gegebenen Fakten. – Also wirklich, wie konnte Ken das von ihm verlangen? - Am liebsten würde er diesem Typen den Hals umdrehen. ‚Wie krank kann man denn nur sein, dass man sich an andere vergreifen muss? Dass man sie gegen ihren Willen zu so was zwingen muss? Der Typ gehört weggesperrt! Also wirklich, der ist doch nicht normal in seiner Birne. Es wird wohl langsam Zeit, dass man dem mal so richtig eine reinhaut und auch mal spüren lässt, wie schrecklich und grausam das ist, was er mit Ken macht.’

Takeshi, der einem unguten Gefühl wegen um sich sah, erspähte den Gang runter den jungen Wuschelkopf und wollte ursprünglich ihm entgegen gehen, doch als er merkte, dass dieses ungute Gefühl durch eben diesem ausgelöst wurde, ließ er es lieber sein und wartete geduldig bis Daisuke zu ihm kam. Abschätzend musterte er den jüngeren von seinem Stuhl aus. Er ahnte, dass die offensichtliche schlechte Laune mit Ichijouji zu tun hatte, doch was genau vorgefallen war, wusste er nicht und so hoffte er, dass Daisuke wirklich so schwer Dinge für sich behalten konnte, wie Ichijouji es ihm mal gesagt hatte. ‚Was das angeht, können die beiden nicht unterschiedlicher sein.’ dachte sich Takeshi schmunzelnd.

Böse grummelnd erreichte Daisuke den Warteraum und blieb vor Takeshi stehen.

Erwartungsvoll blickte der ältere auf. „Und haben sie Ihnen etwas über Ichijouji-kun erzählt? Wie geht es ihm?“

Leicht erschrocken zuckte der Brünette zusammen. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er sein Ziel bereits erreicht hatte. „Äh, na ja, soweit ganz gut, würde ich sagen. Die wollen ihn zur Beobachtung über Nacht hier behalten.“ antwortete Daisuke und hoffte, dass sein Gegenüber ihn nicht weiter ausfragen würde. Sein Talent zum Lügen war ja bekannter Maßen begrenzt.

„Wenn das so ist. Haben sie Ihnen gesagt, weshalb er zusammengebrochen ist?“

„Äh, na ja… also…“ schwer schluckte Daisuke. Was sollte er nur antworten, ohne dass er dabei Kens Bitte missachtete? Und ganz nebenbei sich einen gewissen Ruf ersparte, den Ken ihm wohl anhängen wollte, als gnadenloser und stürmischer Liebhaber, der ohne Rücksicht seine fleischliche Lust befriedigte.

„Also?“ hakte Takeshi nach und sah den jüngeren dabei abschätzend an.

Bei diesen Blicken begann die blanke Panik in Daisuke auszubrechen. ‚Verdammt! Ich weiß nicht was ich sagen soll! Warum ist Ken nie da, wenn man ihn braucht? Sonst hat er immer diesen Part übernommen… Er kann viel besser lügen als ich.’ Schwer schluckend ging er einen Schritt zurück. „Wissen Sie, also, das ist so… ähm…“ wie gerufen begann Daisukes Handy zu klingeln und rettete ihn – vorerst. Entschuldigend grinsend nahm er den Anruf entgegen. „Hallo?“

„Verdammt noch mal! Wo bist du? Und warum geht Ken nicht an sein Handy?!“

„Hey, Miyako… Ja, das ist so ’ne Sache…“ Mit ihr zu sprechen war zwar nicht unbedingt besser, aber immerhin konnte er so die Frage Takeshis umgehen. „Hehe, weißt du was witzig ist?“

„Was?“ fragte sie misstrauisch. Man konnte an ihrem Tonfall schon hören, wie sie ihre Augenbraue hob.

„Reg dich bitte nicht auf, aber er ist wieder zusammengebrochen und liegt wieder im Krankenhaus.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille, bis er einen dumpfen Aufprall von etwas auf etwas anderem hörte. „Miyako? Alles in Ordnung bei dir?“

„Mama? Bist du müde?“ erklang leise die Stimme eines kleinen Mädchens durch den Hörer.

‚Shit. Damit hab ich ja nun wirklich nicht gerechnet. Da klappt die einfach zusammen und das ohne den kleinsten Ausraster vorher zu bekommen.’ Sich an der Schläfe kratzend verzog der Brünette sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen.

„Was ist denn los?“ wollte Takeshi wissen und blinzelte den jüngeren fragend an.

„Sie ist zusammengeklappt, würde ich sagen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo =P
Ja, da bin ich wieder, pünktlich zum Jahresende xD Mit Weihnachten ist es ja nüscht mehr geworden, aber das hatte den schlichten Grund, dass ich eine Weihnachtsfanfic gepostet hab, die seit Anfang Dezember meine ganze Aufmerksamkeit gefressen hat. Natürlich ist diese Fanfic auch eine Daiken ^.^ Ihr könnt ja mal vorbei schaun – falls ihr es noch nicht getan habt.

Zurück zum Thema…

Zu diesem Kapitel hier kann ich jetzt auch nicht viel sagen, müsste eigentlich alles klar sein, beziehungsweise werden, wenn ihr das nächste Kapitel lest. Und wer der „Kerl“ ist, der Ken da unerlaubter Weise vernascht, tja, ratet mal schön, denn die Auflösung wird noch ein paar Kapitel in Anspruch nehmen.
Hab übrigens festgestellt, dass die Kapitel 26 und 27 noch lustig angehaucht sein werden… sie sind zwar auch nicht so ganz ohne Deprifaktor, aber lustiger als die anderen um sie herum…

Joah, mehr fällt mir jetzt auch nicht mehr ein.
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und spielt nicht mit Feuerwerk, nicht dass euch eure Hände oder sonstige Körperteile abhanden kommen… wär sicher kein schöner Anblick… xD

Wir lesen uns in 2011 wieder ♥ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lugia
2011-02-06T11:45:42+00:00 06.02.2011 12:45
wunderbares kapii <3
wie immer eigentlich ^^
also das ken eigentlich das dauerspielzeug von so nem notgeilen kerl ist... also das war hart Ô.o...
kein wunder das er immer so fertig ist...
aber wenn er auch nichts erzählt, kann ja auch nichts besser werden.
aber als miyako aus den schlappen gekippt ist... xDDD
freu mich schon aufs nächste ^.^
LG Koneko~


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