Zum Inhalt der Seite

Kaffee mit Hindernissen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aufstehen. Das war bekanntlich die erste Tätigkeit eines Menschen am Morgen. Sofern man nicht Augen öffnen oder den Wecker erschlagen mitzählte. Oder den vergeblichen Versuch, sich noch einmal umzudrehen und weiterzuschlafen. Denn als verantwortungsbewusster Mensch hatte man natürlich den Wecker nicht wirklich erschlagen, sondern lediglich die Schlummertaste gedrückt, weil man wusste, dass man sonst hoffnungslos verschlafen würde, zu spät zur Arbeit erschien und der Tag damit einfach nur verkorkst war. Noch verkorkster als ein normaler Tag, der nur mit rechtzeitigem Aufstehen begann. Auch wenn das für jeden Morgenmuffel aus Leidenschaft schon verkorkst genug war.

Dem Aufstehen folgte der Gang ins Badezimmer. Blase erleichtern war eine Notwendigkeit, über die nicht weiter gesprochen werden musste. Und es war etwas, das man auch im Fastschlaf oder Halbschlaf hinbekam. Ebenso das Duschen. Es mochte ja so wahnwitzige Gestalten geben, die tatsächlich der Ansicht waren, dass die morgendliche Dusche auch ein paar Minuten unter eiskaltem Wasser beinhalten sollte, aber diese Menschen waren bestimmt keine Morgenmuffel. Der Morgenmuffel mochte seine Dusche warm, schließlich würden sonst seine noch vom Schlaf entspannten Glieder sich aufgrund des Kälteschocks dermaßen verspannen, dass jede Art der weiteren Fortbewegung an diesem Tag eine Qual wurde.

Nach Zähneputzen, Waschen und Kämmen folgte das Anziehen. Es sei denn, man war Nudist und zudem reich genug, sich diese Lebenseinstellung leisten zu können. Die wenigsten Menschen waren dies (also reich genug) und so verlangten die gesellschaftlichen Regeln, dass man seinen Körper in eine oder mehrere Lagen Stoff einhüllte. Für den Morgenmuffel, der nun zwar schon einigermaßen geradeaus sehen konnte, ohne dass seine Sicht dabei vom zuvor allgegenwärtigen Gähnen eingeschränkt wurde, aber immer noch nicht ansprechbar war, gab es an dieser Stelle der Morgenroutine zwei Möglichkeiten: Entweder er legte sich in weiser Voraussicht am Vorabend Kleidung heraus, oder er stellte seine gesamte Garderobe dergestalt zusammen, dass egal, was er noch im Viertelschlaf aus dem Schrank nahm, zusammen passte. Lila getupft und rot gestreift vertrugen sich nun mal längst nicht so gut miteinander wie schlichtes Schwarz mit simplem Weiß oder noch mehr Schwarz. Es sei denn, man gehörte zu jenen Menschen mit überdimensional ausgeprägtem Selbstbewusstsein, dass man so modische Fehlgriffe wie lila getupft und rot gestreift absichtlich trug. Der Morgenmuffel gehört aber seltenst dieser Gattung Mensch an, denn eine solche Kleiderkombination würde unweigerlich eine Menge ungebetener Kommentare vor der ersten Tasse Kaffee nach sich ziehen.

Und genau diese erste Tasse Kaffee war es, auf die der Morgenmuffel seit dem Aufstehen hinarbeitete. Man sollte überhaupt auch erst danach wagen, den Morgenmuffel mit der Erwartung einer Antwort anzusprechen.
 

Professor Severus Snape, Zaubertranklehrer an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei, würde wohl nie verstehen, weshalb die Menschen in seiner Umgebung diese offenkundigen Signale eines Morgenmuffels, die er aussandte, ignorierten.

Nun gut, der geistig unterbelichteten Schülerschaft nahm er ja noch ab, dass sie vielleicht der Ansicht waren, er gehöre zu den freudlosen Menschen, die morgens kalt duschten. Aber ehrlich, es war in den Kerkergewölben des Schlosses eh schon kalt – ein Umstand, der im Sommer erfreulich war, im Winter einen aber dazu veranlasste noch vor dem Verlassen des Bettes einen Wärmezauber auszusprechen –, weshalb man also entweder seltsam veranlagt sein musste oder ein hormongesteuerter Teenager, um auf die Idee zu kommen, er würde morgens kalt duschen. Gut, bei seinen Schülern vermutete Professor Snape, dass sie nicht selten beides (also seltsam veranlagt und hormongesteuert) waren. Allerdings waren die Schüler, egal wie dämlich sie sonst waren, meist klug genug, ihn nur höflich zu grüßen, wenn sie ihm begegneten – dies nicht zu tun, hätte zu Punktverlusten für das jeweilige Haus geführt –, ihn aber nicht in irgendein Gespräch verwickeln zu wollen. Mit seinen Kollegen verhielt es sich da leider Gottes ganz anders. Egal wo er sich am Lehrertisch hinsetzte, irgendjemand würde ihn ansprechen, noch ehe die Hauselfen eine Chance gehabt hätten, vor ihm einen Becher Kaffee erscheinen zu lassen.
 

Wenn er Pech hatte, fand er sich neben dem Schulleiter Albus Dumbledore wieder. Sicher, er respektierte den alten Zauberer, betrachtete ihn bisweilen sogar als eine Art väterlichen Freund, aber nicht am frühen Morgen und nicht vor dem ersten Kaffee. Und bestimmt nicht, wenn dieser ihn zu seiner Meinung über seine neusten Roben fragte. Denn egal ob sie giftgrün mit rattenmilzfarbenen Runen bestickt waren oder bubotublereitergelb mit Doxyeierdruck (oder waren es verwaschene schwarze Sterne? Die Reste vom Schokoladenpudding vom Vorabend?), sie waren immer ein schmerzhafter Anblick vor dem ersten Kaffee. (Nach dem ersten Kaffee sahen sie zwar immer noch gewöhnungsbedürftig bis abscheulich aus, aber man hatte als Morgenmuffel mit Hingabe nicht länger das überwältigende Bedürfnis sich die Augen zu bedecken, um irgendwelchen Sehschäden vorzubeugen.)
 

Ebenso großes Pech bedeutete es, neben Hagrid zu sitzen und sich dessen Ausführungen über seinen privaten Streichelzoo – tatsächlich oder nur auf dem Weihnachtswunschzettel existent – anhören zu müssen. Denn auch wenn Hagrid den Großteil der Unterhaltung bestritt, musste man doch aufmerksam sein, sonst fand man sich in der Situation wieder, dass man unwissentlich an der falschen Stelle genickt hatte, einem Besuch bei dem Halbriesen zustimmt hatte (bei dem man bestimmt von irgendeinem neuen Haustier angesprungen, abgeschlabbert und halb aufgefressen wurde) und wenn man diese Verabredung nicht einhielt, sah man sich mit einem Schulleiter konfrontiert, der einem erklärte, wie enttäuscht er sei und dass er Hagrid versprochen habe, der Professor käme dafür zweimal zu Besuch und so weiter. Keine sehr verlockende Aussicht.
 

Mit Professor Kesselbrand verhielt es sich ähnlich, nur dass man zusätzlich noch den Appetit verdorben bekam, indem dieser einem erzählte, welcher liebenswerten Kreatur er welchen Körperteilverlust verdankte. Natürlich wurde dann auch gezeigt, wo dieses Körperteil hätte sein müssen – als ob man das nicht aufgrund der allgemeinen, menschlichen Anatomie wüsste – und mit gelegentlichen Füßen auf dem Tisch und allerlei grotesk-akrobatischen Verrenkungen, war es schwer, seinen Kaffee ungestört zu genießen.
 

Um Professor Trelawney, so sie denn zum Frühstück anwesend war, galt es ebenfalls einen Bogen zu machen. Denn egal wie sehr Severus versuchte, die Seherin zu ignorieren, würde es sie nicht davon abhalten, ihm einen frühen und gar grausigen Tod vorherzusagen, wenn er weiterhin so viel Kaffee tränke. Gut, eine solche Weissagung könnte man ja noch ignorieren, unterschied sie sich doch kaum von den alltäglichen Todesprophezeiungen, die Sibyll in ihrem Unterricht zum Besten gab. Aber, um das Wohl ihres Kollegen besorgt, würde Professor Trelawney noch nicht einmal davor zurückschrecken, seinen Kaffee, sein geheiligtes Morgenelixier, postwendend in die Küche zurückzuschicken, wenn es auf dem Tisch erschien, und ihm stattdessen einen gesunden, nach Seifenwasser schmeckenden, knöterichgrünen Tee zu bestellen.
 

Madam Hooch war einfach eine notorische Frühaufsteherin und somit zum Zeitpunkt des Frühstücks schon deutlich wacher, als für den Gemütszustand des Zaubertrankmeisters erträglich war. Gut, Professor Snape konnte verstehen, dass sie die frühen Morgenstunden gerne nutzte, um abseits von Quidditchspielen und Erstklässlerunterricht mit dem Besen ein paar Runden durch die Luft zu drehen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er Verständnis dafür hatte, weshalb sie in ihrem überwachen Zustand dann wild gestikulierend irgendwelche Flugmanöver schon beim Frühstück diskutieren wollte. Und vor allem: Wieso wollte sie diese mit ihm, Severus Snape, diskutieren? Zugegeben, objektiv betrachtet versuchte Rolanda mit jedem ihrer Kollegen, der zufällig neben ihr saß, darüber zu diskutieren. Aber nachdem Madam Hooch ihn mit ihren wild umherwedelnden Händen schon mehrfach dergestalt angestoßen hatte, dass er sich wiederholt seinen geheiligten Kaffee übergeschüttet hatte, machte er um die Fluglehrerin lieber einen Bogen.
 

Seine Hauslehrerkollegen diskutierten zwar nicht ganz so lebhaft das Thema Quidditch, doch wenn es dem jeweiligen Hausteam gelungen war, bei einem Spiel die Slytherinmannschaft zu besiegen, konnte er sicher sein, dass der Hauslehrer des betreffenden Hauses an dem darauffolgenden Morgen kein anderes Thema kannte, sich bewusst neben ihn setzen würde und ihn immer wieder wissen ließ, dass Slytherin verloren habe. Umgekehrt wurde natürlich beharrlich geschwiegen, wenn Slytherin gewonnen hatte und Professor Snape hielt es für unter seiner Würde (und als Morgenmuffel für viel zu anstrengend), sich ähnlich über den Sieg auszulassen, wie dies seine Kollegen taten. Allerdings bedeutete ein von Slytherin gewonnenes Quidditchspiel keineswegs, dass Severus dann am nächsten Morgen sich gefahrlos neben Professor Flitwick, McGonagall oder Sprout hätte setzen können. Denn an diesen Tagen, wie den meisten anderen, normalen, quidditchfreien Tagen, musste Professor Snape sich dann wiederholt anhören, wie ungerecht es doch sei, dass er seine Slytherins so bevorzuge, wie ungerecht es doch sei, dass er diesem oder jenem Haus wieder über Gebühr viele Punkte abgezogen habe, wie ungerecht es doch sei, diesem oder jenem sonst so intelligenten Schüler nicht die perfekte Note gegeben zu haben, die dieser ihrer Meinung nach verdiente, oder wie ungerecht es doch sei, irgendwelche sonst so braven Schüler zum Nachsitzen verdonnert zu haben. Bei den Noten war Severus immer noch der Ansicht, dass er der einzige Zaubertrankmeister an dieser Schule war und folglich kein anderer Lehrer die fachliche Qualifikation hatte, zu beurteilen, ob die erbrachte Leistung eines Schülers nun mangelhaft, akzeptabel oder vielleicht sogar besser war. Ohnegleichen gab es ohnehin nicht in seinem Unterricht, denn eine solche Note würde dem betreffenden Schüler nur zu Kopf steigen und ihn unaufmerksam werden lassen, und Severus durfte sich schon mit genug explodierenden, implodierenden, korrodierenden oder schmelzenden Kesseln in seinem Unterricht herumschlagen. Und die ach so braven Schüler… nun, bei diesen stellte sich die Frage, wieso sie es, wenn sie doch so brav waren, geschafft hatten, von ihm, Professor Snape, bei irgendeinem Regelverstoß erwischt worden zu sein, dessen Konsequenz nun einmal Punktverlust und/oder Nachsitzen war. Das wurde er auch nicht müde, seinen Kollegen deutlich zu machen, zumindest nach der ersten Tasse Kaffee. Davor gab es allenfalls ein unwilliges Knurren. Und zumindest bei Minerva McGonagall war er sich manchmal fast sicher, dass er ein verstecktes Grinsen entdecken konnte, wenn er sie anknurrte. Aber gut, mit der Gryffindor-Hauslehrerin verband ihn eine eigenartige Art von Freundschaft, die auf Respekt vor der Tatsache basierte, dass Professor McGonagall es genau wie er schaffte, in ihrem Unterricht die Schüler auf Trab zu halten. Manchmal, sofern es sich nicht gerade um das Frühstück handelte oder Gryffindor und Slytherin gerade eine Quidditchbegegnung hinter sich hatten, kam es sogar zu einem entspannten, ja beinahe angeregten Gespräch zwischen ihnen beiden. Aber wie schon gesagt: nicht beim Frühstück.
 

Charity Burbage, die Muggelkundelehrerin, spielte in Severus Snapes Leben nur eine untergeordnete Rolle, was hieß, dass der Zufall selten genug dafür sorgte, dass er neben ihr am Lehrertisch saß, aber gerade weil dies so selten der Fall war, ließ Professor Burbage keine dieser Gelegenheiten verstreichen, ihn damit zu nerven, er möge doch endlich die Rezeptur eines Trankes namens Cola ergründen, sein Verdienst um die Menschheit sei damit garantiert. Als interessierte ihn die Menschheit als anonymes Ganzes. Außerdem fand er Cola zu süß und zu kohlensäurehaltig, weshalb er also gewiss nicht seine Mußestunden damit verbringen würde, ein Muggelgetränk in dessen Einzelteile zu zerlegen.
 

Professor Vector und ihr Kollege, der Alte Runen unterrichtete, hingegen wussten unglücklicherweise, dass Severus über ein nicht zu unterschätzendes Wissen in ihren jeweiligen Lehrfächern verfügte und versuchten folglich ihn bei jeder Mahlzeit, wo sie den Platz neben ihm inne hatten, in eine Diskussion über die Verflechtungen der einzelnen Fächer miteinander zu verwickeln. An sich eigentlich ein Thema, das interessant war und wo er unter normalen Umständen einem solchen Gespräch nicht abgeneigt gewesen wäre. Aber Frühstück und besonders die Zeit vor der ersten Tasse Kaffee waren alles andere als normale Umstände.
 

Das Frühstück wurde auch dadurch nicht angenehmer, wenn Professor Snape sich neben Professor Binns wiederfand. Dessen monotone Stimme hätte ihm zwar sicher beim Wiedereinschlafen geholfen, aber die eisige Geisterhand durch seinen Arm fahren zu spüren, weil sein verblichener Kollege, der aus reiner Gewohnheit zu den Mahlzeiten erschien, wieder einmal nicht bedachte, dass es keine soliden Hindernisse mehr für ihn gab, wirkte da eher kontraproduktiv und war schlimmer als die ihm von den Schülern unterstellte kalte Dusche.
 

Dann war da noch sein jeweiliger Kollege, der in dem Jahr das Vergnügen hatte, Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu unterrichten. Abgesehen davon, dass neben einer weiteren, unfähigen Person sitzen zu müssen, die statt seiner den Posten bekommen hatte, von Natur aus schon eine Strafe war, hatte jeder dieser Professoren seine eigene Macke. Doch der diesjährige Kollege schoss bei weitem den Vogel ab: Gilderoy Lockhart! Ein arroganter Schönschwätzer, der, so wach wie er wirkte, sicher bereits Stunden zuvor aufgestanden war, um seine Rauschelöckchen in Form zu legen und bis zu diesem Zeitpunkt bestimmt schon drei Tassen Kaffee konsumiert hatte. Außerdem vermutete Severus Snape, dass dieser geistige Flubberwurm von einem Zauberer aufpäppeltranksüchtig war, denn so notorisch gut drauf, so notorisch geleckt gekleidet und so notorisch wach konnte man nicht ohne Zaubertrankhilfe sein. Mit etwas Glück würde Lockhart noch vor dem Halloweenfest wegen einer Überdosis im Krankenhaus landen und so käme er, Snape, als Vertretungslehrer doch noch in den Genuss, die dummköpfige Schülerschaft ordentlich in diesem Fach zu unterrichten. Bis dahin aber musste er wohl oder übel ertragen, dass besagter Schönschwätzer ihn jeden Morgen, an dem der Zufall ihn auf den Platz neben diesem verwies, zutextete und ihm versuchte einzureden, er solle doch mehr lächeln. Professor Snape lächelte aber allenfalls, um die anwesenden Schüler dadurch in Angst und Schrecken zu versetzen.
 

Blieben noch Madam Pince, die Bibliothekarin, Argus Filch, der Hausmeister, Madam Pomfrey, die Schulschwester und Professor Sinistra, die Astronomielehrerin. Die drei ersteren hatten allerdings das zweifelhafte Vergnügen, noch vor dem Frühstück ihren Dienst beginnen zu dürfen, um verzweifelte Schüler mit Literatur zu längst überfälligen und noch nicht erledigten Hausaufgaben, Strafarbeiten wegen unerlaubtem Zaubern in den Korridoren oder Heiltränken, damit sie doch nicht in den Genuss kamen, Schulstunden zu versäumen, zu versorgen. Und so wäre vermutlich Aurora Sinistra Severus’ erste Wahl als Tischnachbarin gewesen, da anzunehmen war, dass sie aufgrund der regelmäßigen, nächtlichen Schulstunden beim Frühstück ähnlich kaffeefokussiert und schweigsam war, wie er selbst. Aber wegen der regelmäßigen Nachtarbeit, wurde ihr vom Schulleiter gestattet, dem Frühstück fernzubleiben. Ähnlich, wie es Professor Trelawney freigestellt war, zu welchen Mahlzeiten sie erschien, weil sie Professor Dumbledore gegenüber glaubhaft dargelegt hatte, dass es ihre übernatürlichen Sinne einschränken würde, sich einem so strikten Zeitkorsett zu unterwerfen. Und da bei den Unterrichtsstunden natürlich keine Zugeständnisse gemacht werden konnten, waren es die Mahlzeiten, wo der Schulleiter ihr entgegengekommen war. Nicht, dass Professor Snape sich gewünscht hätte, die Wahrsagelehrerin wäre häufiger in der Großen Halle anwesend, aber es ging hier ja auch nicht um Sibyll Trelawney, sondern um Professor Sinistra. Denn was den Tränkemeister an der Ausnahmeregelung für die Astronomielehrerin störte, war die Tatsache, dass Albus nicht bereit war, für ihn gleichfalls eine Ausnahme zu machen, obwohl seine Nächte ähnlich kurz waren, wie die von Aurora. War es doch nämlich niemand anderer als der Schulleiter selbst gewesen, der Severus für die Korridorpatrouille zur Geisterstunde eingeteilt hatte, mit der Begründung, niemand könnte so gut dafür sorgen, dass die Schüler sich nach Zapfenstreich auch tatsächlich in ihren Schlafsälen aufhielten, wie Professor Snape. Dass dieser dafür im Gegenzug keine Nacht vor halb zwei Uhr ins Bett kam, das Frühstück aber bereits um halb acht Uhr seine Anwesenheit forderte, wurde schlicht ignoriert. Himmel, er konnte ja noch nicht einmal nach dem Frühstück wieder für ein kurzes Nickerchen ins Bett kriechen, weil der Schulleiter mit der gleichen morgenmuffelunfreundlichen Kurzsichtigkeit ihm irgendeine Gryffindor/Slytherin-Kombination in den ersten Unterrichtsblock gelegt hatte.
 

Und dann wunderten sich seine Kollegen, weshalb er beim Frühstück so grantig war... Oder wieso er so wenig Geduld für Hausrivalität anschließend in seinem Unterricht hatte, wo er schon genug damit zu tun hatte, durch Unfähigkeit herbeigeführte Explosionen zu verhindern, obwohl er noch viel lieber schlafen würde.
 

All das bedeutete natürlich nicht, dass Severus Snape seine Kollegen geringschätzte. Oh nein! Nun gut, vielleicht mit Ausnahme von Lockhart. Aber dergestalt auf breiter Front noch vor dem ersten Kaffee attackiert zu werden war für einen Morgenmuffel einfach nur Folter!

Und Severus Snape war und blieb ein Morgenmuffel!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Teilchenzoo
2011-02-22T15:07:47+00:00 22.02.2011 16:07
Das ist mal eine wirklich gute Erklärung für seine immerfort schlechte Laune. Einfach und plausibel. Dass da früher noch nie jemand drauf gekommen ist ...

Und ja, um diese Zeit mag ich auch meine Ruhe - ein beschauliches Frühstück, am besten mit Lesestoff vor der Nase, oder dem Ausblick auf einen sonnendurchfluteten Garten, an einem Frühstückstisch aus irgendeiner Familienidylle ... so sieht mein Ideal aus. Hauptsache: RUHIG. Und beschaulich. Ohne Hektik und viel Gequassel vor dem Essen und der ersten Tasse Tee (denn ich gehöre nicht zu den Kaffe-Freaks, wohl aber zur Teefraktion).
Ich kann Snape also nur zu gut verstehen.

Und diese Kollegen würden mich wohl auch leicht in den Wahnsinn treiben. Wobei ich ihnen, meinen stolz vergessend, wohl einfach sagen würde, sie sollen mich bis zur zweiten Brötchenhälfte in Ruhe lassen.

Wunderbare Idee, und wunderbar geschrieben.
Von: abgemeldet
2010-07-28T21:26:09+00:00 28.07.2010 23:26
Ich mag deinen Schreibstil sehr.
Und auch wenn ich Severus Koffeinsucht nicht direkt nachvollziehen kann (da ich selber zur Teetrinkerfraktion gehöre - und wehe einer behauptet Koffein und Thein wären das selbe, da die Kombination die Wirkung bestimmt) könnte ich mir nicht vorstellen 7.30 mit derartigen Gesprächsthemen konfrontiert zu werden.

Also eine Tüte Mitleid für unseren allseits geschätzten und gefürchteten Tränkemeister.

lg
Yuna
Von:  Hotepneith
2010-05-23T10:24:30+00:00 23.05.2010 12:24
Ich kann es dem Armen nachfühlen...
morgens müde und dann auch noch DIE Kollegen...

Sehr nett und amüsant geschrieben.

bye

hotep





Von: abgemeldet
2009-08-16T20:03:49+00:00 16.08.2009 22:03
Obwohl mir die Art, wie die Geschichte geschrieben ist, sehr gefällt und mich zum Schmunzeln gebracht hat, habe ich vollstes Mitgefühl mit Severus Snape -stilles Mitgefühl, versteht sich, ich häng an meinem Leben. ;) Ein Tag ohne Kaffee kann so grausam sein.

Aber die Idee, die Zusammensetzung von Cola zu bestimmen, sollte er nicht so leichtfertig verwerfen. Cola kann eine prima Unterstützung bei mitternächtlichen Patrouillegängen sein.
Er könnte natürlich auch seinen Morgenkaffee nach lockhartschem Vorbild mit Aufpäppeltrank verlängern, aber wer weiß, ob das den Kaffee dann nicht verdirbt. Bleibt ihm nur zu wünschen, dass er doch des Öfteren seinen Kaffee ungestört genießen kann und ihm Professor Dumbledore vielleicht doch hin und wieder etwas Unterrichtsfrei gönnt. ^^

LG

Zwiebel


Zurück