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Es hätte alles so einfach sein können...

Glaube an dich selbst!
von

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Mütter und andere furchtbare Dinge

„Aki, Crow ist da!“, rief meine Mutter.

„Ich komme!“

Langsam stand ich von meinem Schreibtischstuhl auf, betrachtete noch einmal kurz das Blatt, das bis gerade noch vor mir auf dem Tisch gelegen hatte, drehte mich schwer atmend um und verließ mein Zimmer.

Ich nahm auf unserer riesigen Treppe immer zwei Stufen auf einmal und sah ihn schon früh unten in der Eingangshalle unseres bombastischen Hauses stehen.

Crow sah sich interessiert um und schaute hoch zur aufwendig bearbeiteten Decke mit ihrem silbernen Kronleuchter. Irgendwie sah er komisch aus, mit seinem verblüfften Ausdruck auf dem Gesicht und ich blieb leicht verunsichert auf der Hälfte der Treppe stehen.

„Hey…“, sagte ich in Zimmerlautstärke, die Augenbrauen misstrauisch zusammengezogen. „Warum bist du denn hier?“

Crow lachte. „Ach, komm schon, Aki, sag bloß, du kannst dich nicht mehr an unser kleines Abkommen erinnern?! Schockierend… Alzheimer lässt grüßen!“

Ich spürte, wie ich rot anlief.

„Aber, hey…“ Crow breitete die Arme aus. „Stör ich dich etwa?“

Seufzend ließ ich mich auf eine Stufe fallen und vergrub den Kopf in den Händen.

„Nein, du störst nicht. Im Gegenteil! Du hast mich vor dem Monster namens „Hausaufgaben“ gerettet, was oben auf meinem Schreibtisch liegt und nur darauf wartet, mir den letzten Rest meines Verstandes zu rauben!“

Crow kam die Treppe zu mir herauf und ließ sich neben mir nieder. Dann legte er tröstend einen Arm um meine Schulter. „Ach, komm schon! Du packst das! Du kannst doch alles!“

Ich lachte missmutig auf.

„Na, wenn du das sagst, Crow…“

Meine Mutter kam aus dem Wohnzimmer in die Eingangshalle, blieb stehen und schaute Crow und mich mit riesigen Augen an. Dann watschelte sie weiter in die Küche, ohne auch nur einen Ton zu sagen.

„Warte mal, Crow.“, seufzte ich und stand auf. „Ich fürchte, ich muss da was klären. Geh einfach geradeaus weiter und du stehst vor meinem Zimmer. Warte da auf mich. Ich bin in einer Minute zurück.“

Damit rauschte ich die Treppe hinunter zur Küchentür, die ich ohne zu zögern aufstieß.

Meine Mutter stand an der Spüle und trocknete Gläser ab.

„Mutter“, stieß ich vorwurfsvoll aus, „Du weißt, dass du das nicht tun musst! Dafür haben wir schließlich Putzfrauen eingestellt.“

Sie antwortete nicht, drehte sich noch nicht einmal zu mir um. Plötzlich fing sie unvermittelt an zu kichern.

„Findest du nicht auch, dass er etwas zu klein für dich ist, Schatz?“

„BITTE?“

Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Ich hatte mir zwar gedacht, dass sie die Szene in den falschen Hals bekommen hatte, aber dass sie das WIRKLICH glaubte, war doch irgendwie schockierend.

„Mutter, es ist nicht so, wie du denkst. Crow ist EIN Freund, nicht MEIN Freund.“ Sorgfältig betonte ich „ein“ und „mein“.

Endlich drehte sie sich zu mir um und sah mir fest in die Augen.

Typisch.

So testete sie, ob ich log. Ohne weitere Probleme hielt ich ihrem Blick stand und schon nach wenigen Sekunden schien sie doch zu dem Entschluss gekommen zu sein, dass ich die Wahrheit sagte.

„Schlimm, dass du mir nicht so glaubst“, murmelte ich und zog herausfordernd eine Augenbraue hoch.

Sie tat es mir gleich und lehnte sich dabei gegen die Spüle. „Du wirst erwachsen, Aki. Dann muss man als Mutter schon mal etwas skeptischer sein.“

„Aber meinst du nicht, dass gerade wenn ich erwachsen werde, dich mein Leben eigentlich herzlich wenig angeht?“

Sieg!

Sie schaute zur Seite, verlegen, schuldbewusst… und irgendwie verletzt.

Sofort überkam mich das schlechte Gewissen.

Sie atmete schwer ein, und als sie aufblickte, meinte ich zu sehen, dass ihre Augen feucht waren. Sie antwortete mit leicht erstickter Stimme.

„Ich probiere dich nur vor dem zu schützen, wovon du noch nichts verstehst!“

Okay, das war jetzt aber doch leicht übertrieben!

Dennoch seufzte ich, ging die letzten paar Meter auf meine Mutter zu und legte ihr versöhnend einen Arm um die Schulter.

„Mama, ich weiß doch, dass du es nur gut meinst! Aber es ist mein Leben, und ich muss meine eigenen Erfahrungen machen. Und das werde ich NICHT mit Crow.“ Ich musste lachen.

Sie stimme mit ein.

„Du hast recht, Schatz, ich reagiere wirklich manchmal über! Das tut mir sehr leid. Weißt du, ich will dich einfach nicht noch einmal verlieren!“

„Das wirst du auch nicht.“

Einen Moment standen wir schweigend nebeneinander. Jedes weitere Wort wäre eh sinnlos gewesen.

„Weißt du“, meinte meine Mutter plötzlich, „Ich wusste, dass zwischen dir und Crow nichts läuft.“

„Wieso?“, fragte ich verwirrt.

„Dann hättest du dich wirklich extrem schnell umverliebt.“

Ich zog die Augenbrauen zusammen.

„Na… Yusei gibt’s doch auch noch, oder etwa nicht?“

„WUHAAAAAAAA!“ Ich machte einen Satz von ihr weg. „DU-WEIßT-ES?“

Sie kugelte sich förmlich vor lachen.

„Weißt du, jeder, der das nicht weiß, ist entweder taub, blind, dämlich oder alles zusammen.“

Wie deprimierend es doch sein kann, wenn man sich soviel Mühe gibt, Gefühle zu verbergen, und erst schrecklich viel später gesagt bekommt, dass alle Anstrengungen vergebens waren.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ ich den Raum.

Irgendwie war ich verletzt.

Als ich mein Zimmer betrat, stand Crow an meinem Fenster und schaute hinaus auf den von der Sonne beschienen Garten. Er drehte sich um, als er mich kommen hörte, mit einem Lächeln auf den Lippen.

Dieses erstarb jedoch, als er mir ins Gesicht sah.

„Aki?“

Schlaff ließ ich mich auf mein Bett fallen.

„Was ist denn los?“, fragte Crow besorgt und setzte sich neben mich.

„Merkt man wirklich so sehr, dass ich in Yusei verliebt bin?“ Meine Stimme klang merkwürdig blechern.

Crow antwortete nicht, zögerte nur.

Schön! Auch ´ne Antwort!

Ich verbarg mein Gesicht in den Händen und stöhnte verzweifelt auf.

„Nein, Aki, hör doch mal zu…“ Crow nahm mir meine Hände vom Gesicht und schaute mir in die Augen. „Selbst WENN es wirklich jeder gemerkt hat… Yusei ganz sicher nicht! Yusei würde das noch nicht mal merken, wenn du mit einem Zettel vor seiner Nase herumwedeln würdest, auf dem „Ich liebe dich“ steht!“

„Na super, dass sind ja Aussichten!“

„Nein, so war das nicht gemeint!“ Er verhaspelte sich fast, so schnell sprach er. „Wir beide, wir bekommen das schon hin!“

„Und wie?“

Auf diese Frage hatte er scheinbar gewartet. Ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Du wirst dich mit ihm treffen. Oft.“

„Oft? Wie oft genau ist „oft“?“

„Ähm… täglich?“

„Er wird mich hassen.“ Ich verdrehte die Augen.

„Wird er nicht. Versteh doch, wenn du dich häufig mit ihm triffst, lernt ich euch kennen. Du erfährst mehr über seine Gewohnheiten, über seine Sicht der Dinge und außerdem…“

„Und außerdem kannst du versuchen, dich mit Nicky zu treffen, wenn Yusei und ich ausgebucht sind.“, beendete ich den Satz für ihn. „Toller Plan, Crow. Darauf wäre ich auch selber gekommen!“

„Fällt dir was Besseres ein?“, fragte Crow, sichtlich gekränkt.

„Nein.“ Ich seufzte. „Nein, mir fällt nichts Besseres ein.“

„Super!“, rief er, klatschte in die Hände und sprang auf. „Dann lass uns den Fisch mal an Land ziehen.“

Wieder seufzte ich. Worauf hatte ich mich eigentlich eingelassen? Das hätte ich doch auch selber hingekriegt.

Oder?

Vielleicht ja doch nicht.

Schließlich war die Angst immer noch da. Die Angst, Yusei anzusprechen, ihn nach einem... DATE zu fragen…

Ob ich das wohl jemals schaffen würde?

In solchen Momenten wünschte ich mir, ich wäre ein bisschen mehr wie Nicky. Es fiel ihr scheinbar so leicht, einen Typen einfach so anzuquatschen und sich dann später mit ihm zu treffen. Aber sie hatte ja auch nichts zu verlieren. Sie kannte die Jungs ja nie wirklich.

Anders als es bei mir der Fall war.

Yusei war immerhin mein bester Freund. Ich hatte also mehr zu verlieren, als nur meinen eh schon angeknacksten Stolz.

Erst als ich mich zusammenriss und Crow anguckte, merkte ich, dass er mich beobachtete.

„Was ist?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Aki, wenn du deine Augen jetzt sehen könntest…“

„Was? Wie sehen die denn aus?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Man kann es nicht beschreiben… irgendwie… krank. Leblos. Im Grunde genommen sehen sie furchtbar aus!“

„Danke!“, warf ich ihm schnippisch an den Kopf. „Weißt du nicht, dass es ziemlich unhöflich ist, so etwas zu einem Mädchen zu sagen?“

Crow zuckte die Schultern.

„Na ja, wie auch immer. Ich werde mich mit Nicky verabreden… doch ich kann dir nicht dabei helfen, dich mit Yusei zu verabreden. Das wäre SEHR auffällig.“ Er bedachte mich mit einem ernsten, wissenden Blick. „Das heißt, im Grunde genommen liegt der schwerste Part bei dir…“

„Pah.“, maulte ich, „Wie sollte es auch anders sein?“

„Du schaffst das schon!“

Ich merkte, wie Crows Geduld zunehmend schwand. Er stand auf, klatschte erneut in die Hände (das schien irgendwie eine Marotte von ihm zu sein) und sah mich noch einmal kurz an.

„Alles klar… ich… geh dann mal… viel Glück!“

„Danke gleichfalls!“, rief ich ihm noch hinterher, doch er hatte so schnell mein Zimmer verlassen, dass ich mir nicht sicher war, ob er mich noch gehört hatte.

Ich schloss die Augen und streckte mich angespannt auf dem Bett aus.

Plötzlich war mir kalt.

Umständlich krabbelte ich unter meine Decke und zog sie hoch bis zu meinem Kinn. Die wohlige Wärme, die mich schlagartig umfing, machte mich schläfrig, und obwohl es noch nicht sonderlich spät war, merkte ich, wie die Erschöpfung langsam die Überhand gewann.

Als ich früh am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich noch genau, wovon ich in der Nacht geträumt hatte.

Von blauen, strahlenden Augen.

Yuseis Augen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Vanilla_Coffee
2010-10-09T17:26:49+00:00 09.10.2010 19:26
Man na ob dieser Plan gut geht^^
Bin echt schon gespannt wie es weitergeht^^

LG Amalia
Von:  _Sungmin_
2009-10-15T21:19:12+00:00 15.10.2009 23:19
Hab zwar schon zum ersten Kapi geschrieben, was ich als Komi für die ganze FF schreiben wollte, aber ich mach trotzdem nochmal einen zweiten XD

Also ich find die FF einfach nur genial!
Hat echt Spaß gemacht, sie zu lesen :3
besonders die Idee mit dem Treffen und ach, was sag ich, die ganze Idee von Crow ist genial
*lach*
bin ja mal gespannt, wie es weiter geht und wie Aki das bewerkstelligt XD

*winke*
Aki <3
Von: abgemeldet
2009-09-21T16:22:13+00:00 21.09.2009 18:22
ICH BIN ECHT BEEINDRUKT VON DIESEN NEUEN KAPITEL UND DER HAT MIR SEHR SEHR GAFALLEN UND DER IST SOOOOOOOOOO GEEEEEEIIIIIILLLLL. ICH DANKE DIR VON HERZEN DAS DU MIR EINE ENS GESCRIEBEN HAST. BUUUSSSSIII.
Von:  Blackshark00
2009-09-19T10:39:44+00:00 19.09.2009 12:39
Juhu,endlich ein neues Kapitel... und dann auch noch ein tolles dazu.
Hat mir wieder sehr gut gefallen, vor allem die Überraschung für Aki das ja schon jeder (außer Yusei natürlich^^) weiß das Aki verliebt ist.
Da frag ich mich aber echt an was Yusei die ganze Zeit denkt, wenn er das nicht bemerkt :-)
Jedenfalls bin ich mal gespannt wie Aki es nun anstellt nach dem Date zu fragen und vor allem auf die Reaktion von Yusei.
Bei Crow braucht man sich ja anscheinend nicht zu sorgen, der wirkt ja sehr selbstbewusst^^
Freue mich schon auf das nächste Kapitel und hoffe du lässt uns Leser nicht zu lange warten ;-)

LG Blackshark00


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