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Trapped within memories

von

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Oneshot

Je mehr des Schmerzes ich begreifen kann, desto mehr wird mir mein zerrissenes Selbst bewusst. Je weiter mein Herz zerreißt, desto tiefer werde ich fallen. Und irgendwann kommt dann ein Punkt, an dem ich nicht weiter fallen kann. Dann werde ich weder atmen, noch weinen, noch zittern, noch lieben. Dann werde ich frei sein…
 

Doch alle sagen, es gäbe keinen Grund zu fallen. Sie sagen es nicht zu mir, aber ich weiß, dass sie es sagen. Durch ihre Augen und ihre Gesten, die mir zeigen, dass sie nie irgendetwas verstanden haben.
 

Habe ich verstanden?
 

Es ist anstrengend, nicht daran zu denken, was ich gerade am meisten vermisse. Es scheint unmöglich; es ist unmöglich. Und wenn ich an dich denke, merke ich, dass gerade dein lächelndes Gesicht meine Erinnerung zu etwas Unerträglichem macht.

Und keine Träne kann es zurückholen. Aber sie helfen mir.
 

Niemand kannte dich wirklich, niemand außer mir. Von niemandem wolltest du gekannt werden, und gerade ich sollte derjenige sein, der diesem Willen etwas entgegenzusetzen hatte. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, wirklich ehrlich geliebt zu werden. Das Gefühl, an erster Stelle zu stehen, das Gefühl, dir das Wichtigste zu sein, währenddessen du mir das Wichtigste warst. All das existierte bis dahin nur in meinen Fantasien von einer Welt, in der ich glücklich sein darf. Glücklich, nicht nur ein paar Stunden, sondern immer.

Nun weiß ich, dass solche Fantasien utopisch sind. Ich ahnte es immer, wollte es nicht begreifen oder verstehen, verschloss die Augen und wehrte mich gegen die bittere Erkenntnis von einer Welt, die nicht meiner Fantasie entsprach. Wieso auch sollte es sie nicht geben? Wieso gibt es nur eine Welt, in der ausschließlich Oberflächlichkeit eine Grundlage für ewiges Glück bieten kann? Wieso eine Welt, in der jeder ehrliche und tiefgründige Mensch leidet, währenddessen die anderen glücklich sein dürfen, weil sie nie wirklich spüren, was es heißt, etwas zu vermissen oder zu verlieren? Wieso soll so etwas gerecht sein?

Doch nun weiß ich, dass es einfach keine Gerechtigkeit gibt. Man wird hineingeboren in eine Welt, die dich leitet und prägt und an der du nichts verändern kannst. Wenn jemand etwas anderes behauptet, ist er ein Lügner. Vielleicht jemand, der glücklich ist, weil er nicht fühlt.

Du hast gefühlt. Du hast ehrlich gelächelt und gelacht, du hast ehrlich geliebt und ehrlich geweint. Auch, wenn du nie weinen wolltest, denn du wolltest mich beschützen und stark sein. Du sagtest, durch mich habe dein Leben einen Sinn bekommen. Durch mich hättest du einen Grund, nicht aufzugeben, zu kämpfen, und ich habe dasselbe gesagt.

Nie hast du gelogen, nie habe ich gelogen. Niemand kannte uns beide, und wir kannten uns gegenseitig fast besser als uns selbst. Als wärest du diese Fantasie, die sich erfüllen und mir beweisen sollte, dass sie nicht unmöglich ist. Das Spiegelbild meiner Gedanken und Wünsche, das Spiegelbild meiner selbst, das Spiegelbild dieser Welt, die ich mir so sehr ersehnte.

Doch diese Welt zerbrach und mit ihr meine Seele und meine Hoffnung, mein Glaube. Nun weiß ich, dass all das, was glücklich macht, nichts außer brennenden Narben hinterlässt und vorbeizieht wie ein Vogel im Herbst. All das, was wirklich glücklich macht. Die Dinge, die die Leere vertreiben und in denen man den Sinn sieht, den man solange suchte. Doch wenn man ihn einmal verloren hat, wird man ihn nie wieder finden. Man wird nicht mehr genug Hoffnung haben, danach zu suchen oder an ihn zu glauben, denn man wird begriffen haben, dass alles nur eine große Lüge war. Und alles eine große Lüge sein wird.

Du hast nicht gelogen, nie. Aber das Leben hat uns belogen, als es uns auseinander reißen musste, nachdem es uns erst versprochen hatte, miteinander glücklich zu sein. Es waren nicht einmal zwei Jahre gewesen, in denen niemand verstehen konnte, weswegen ich dich liebte, mehr als mein eigenes Leben, mehr als alles andere auf der Welt. Es war das erste Mal, dass ich liebte, und ich hatte Angst davor gehabt. Angst vor dem, was ich nun Tag für Tag durchlebe, und dennoch kann ich nicht bereuen, dich kennengelernt zu haben. Auch, wenn das Glück uns nur belügen konnte, zeigtest du mir, was es überhaupt bedeutet, dieses Gefühl zu spüren. Für einen kurzen Moment wusste ich, dass ich nicht allein war.

Durch dich konnte ich auch verstehen, dass die Gedanken anderer nicht von Bedeutung sind. Durch dich verstand ich so viele Dinge, und sie brennen in meinem Herzen, egal, woran ich denke. Sie erscheinen mir wie eine Lüge, denn die Welt, in der sie galten, ist nun tot. Mit dir ist sie gestorben und schleuderte mich unsanft zurück in das Leben, das ich durch dich vergessen konnte. Und ich weiß nicht einmal, wen ich dafür verantwortlich machen kann. Vielleicht ist das sogar das Schlimmste; vielleicht wäre es einfacher, wenn ich wütend sein könnte. Wenn ich jemanden anschreien oder beschuldigen könnte, wenn ich jemanden hassen könnte, für all das, was mir nun fehlt. Doch da ist niemand, da wird niemals jemand sein. Da bin nur ich selbst und das Leid, das mich fühlen lässt, dass ehrliche Menschen kein Glück spüren dürfen.

Noch immer kann ich nicht begreifen, was überhaupt genau geschah. Von einen Tag auf den anderen stand ich plötzlich alleine dort, wo wir immer zusammen standen. Kein Rufen, kein Schreien, kein Weinen konnte den Platz neben mir wieder ausfüllen, kein Augenschließen konnte dich zurückholen. Egal, wie lange sie geschlossen waren, wenn ich sie öffnete, war ich noch immer allein. Und erst nach einer Weile konnte ich verstehen, dass du nie wieder dort neben mir stehen wirst. Dass du für immer gegangen warst.

Nie wieder wirst du mich beschützen können. Und ich konnte dich nicht beschützen.

Wieder rinnen diese Tränen meine Wange herab, die mich immer wieder daran erinnern, dass ich noch lebe und fühle, selbst, wenn ich oft glaube, schon lange gestorben zu sein. Sie tropfen auf den Boden und auf das Bild, das ich mit zitternden Händen seit Stunden halte, ohne den Blick davon abzuwenden. Du lachst auf diesem Bild, du siehst glücklich aus. Nur bei mir hast du gelacht, nur bei dir habe ich gelacht, ehrliches Lachen.

Dieses Bild ist die schönste und schmerzvollste Erinnerung an dich. Und egal, wie sehr ich leide; ich weiß, dass es nicht umsonst gewesen ist. Dessen werde ich mir immer genau dann bewusst, wenn ich dein Lachen sehe.
 

„Kyo, Essen ist fertig! Kommst du bitte runter?“
 

Mit ausdrucksloser Miene werde ich wieder weitermachen müssen, wie jeden Tag. Da ist nichts mehr, für das es sich zu leben lohnt; nichts außer der Erinnerung. Deine Stimme, die flüsterte, dass ich nicht aufgeben soll, bevor sie für immer verstummte.

Und deswegen werde ich weiterleben. Ich weiß, dass du dann stolz auf mich bist.
 

Je mehr des Schmerzes ich begreifen kann, desto mehr wird mir mein zerrissenes Selbst bewusst. Je weiter mein Herz zerreißt, desto tiefer werde ich fallen. Und irgendwann kommt dann ein Punkt, an dem ich nicht weiter fallen kann. Doch dort werde ich atmen, weinen, zittern, lieben. Denn ich werde niemals frei sein…
 

Ich liebe dich, Die.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-10-21T12:44:24+00:00 21.10.2009 14:44
ist ja schon ne weile her als ich die gelesen hab und jaa...viele sätze bringen mich zum grinsen, wenn auch etwas verbittert..es ist soo traurig und er schmachtet und lobt dais art immer noch so..sie ist schön flüssig zu lesen, obwohl im grunde nichts passiert und er "nur" Erinnerungen nachhängt und versucht, damit klar zu kommen.
aber das haste ja schon immer genial drauf gehabt und die art und weise wie er erzählt, kenne ich auch irgendwie aus den rpgs XD
es ist mir sehr vertraut xD
und yeah, obwohl sie sehr kurz ist, hinterlässt sie eindrucksvoll ne beklemmende Stimmung und man denkt noch ein weilchen nach ^^
und das haste gut hinbekommen mein darling ^^
Von: abgemeldet
2009-08-03T14:51:04+00:00 03.08.2009 16:51
Hey,

also hier bin ich mit meinem Kommentar. Auch wenn ich von dem Fandom nicht wirklich eine Ahnung habe, konnte man sich richtig in Kyo hineinversetzen. Sein Leiden und seine Gefühle, die er für Dei empfunden hat. Es ist dir wirklich sehr gut gelungen die Gefühle von ihm dazustellen und die poetisch-metaphorischen Sätze zwischen durch machen deinen OneShot zu einem Lesevergnügen, denn auch wenn man sich in diesem Fandom nicht auskennt, hat man das Gefühl mittendrin zu sein.

Mach weiter so. Der OneShot ist wirklich sehr gut.

Lg,

Koike


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