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In eine neue Welt

von

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Die Entführung

Die Entführung
 

Mitten in der Nacht wache ich auf. Chloe schreit, es hört sich an, als wenn sie wieder einen Alptraum hat. Ich lausche kurz und überlege, ob ich sie wecken soll, da höre ich plötzlich andere Stimmen.

“Los, nehmt sie mit. Gebt ihr das Zeug!”

Eindeutig eine Männerstimme. Schnell springe ich aus dem Bett und stürme in ihr Zimmer. Sofort erblicke ich drei Männer die Chloe festhalten. Sie strampelt und schlägt um sich, versucht sich loszureißen, hat aber keine Chance. Wie versteinert bleibe ich auf der Türschwelle stehen.

“Sarah, lauf weg!” ruft Chloe mir entgegen.

Chloe hat die pure Panik in den Augen.

“Lassen Sie sie los!” rufe ich während ich auf die Männer zu laufe. Ich weiß nicht, warum ich das tue. Wie von selbst führen mich meine Beine ins Verderben. Ich denke gar nicht darüber nach, was geschehen könnte.

Sofort hält mich einer der Männer fest. Ich versuche mich von ihm loszureißen, doch er verdreht mir die Arme hinter dem Rücken. Dann beobachte ich, wie die anderen Beiden Chloe eine Spritze in den Hals jagen und meine Freundin sofort bewusstlos zusammensackt. Erneut versuche ich mich mit aller Kraft loszureißen, doch ich habe keine Chance. Schmerzen ziehen sich durch meine Oberarme. Was haben diese Typen nur mit Chloe vor? Hat Lex sie geschickt?

“Los weg hier,” sagt der Typ der mich festhält. “Aber der Kleinen darf nichts passieren! Nicht mal ein Kratzer!”

Die beiden Männer schleppen Chloe hinaus.

“Tut mir leid, Kleine,” wendet mein Peiniger sich an mich. “Du hast zu viel gesehen!”

Er lässt mich los, doch ich kann nicht schnell genug reagieren. Etwas schlägt auf meinen Rücken und ich falle zu Boden. Dann umgibt mich Schwärze.
 

Als ich wieder zu mir komme, spüre ich die Stelle am Rücken, an der ich niedergeschlagen wurde. Ich erahne den blauen Fleck, den ich davongetragen haben muss. Sofort fällt mir wieder ein, was geschehen war. Ich sehe Chloes bewusstlosen Körper vor meinem inneren Auge und wie die Männer sie aus der Wohnung tragen. Vorsichtig rappele ich mich auf und zücke mein Handy. Ich rufe mir Clarks Worte in Erinnerung, egal was passiert, ich solle immer erst ihn anrufen. Mir ist schwindelig und ich muss mich sehr auf mein Tun konzentrieren. Nervös suche ich im Handy nach Clarks Nummer und lasse es schließlich bei ihm klingeln.

Verschlafen höre ich seine Stimme im Telefon.

“Ja?”

“Ich bin’s! Sarah! Chloe wurde entführt, du musst sofort kommen,” bricht es aufgeregt aus mir heraus.

Ich hatte den Satz kaum beendet, da geht die Tür auf. Panisch gucke ich in die Richtung. Sind die Männer etwa zurückgekommen?

Doch erleichtert stelle ich fest, dass es Clark ist, der hereinkommt, gerade sein Handy zuklappend.

Ich stelle keine Fragen, es wird sowieso wieder mit seinem Geheimnis zu tun haben und im Moment ist es nur Chloe, die mir wichtig ist.

“Was ist passiert?” fragt er und lässt seinen Blick durch den Raum schweifen.

Dann kommt er näher und stellt sich zu mir. Aufmerksam sieht er mich an und blickt an mir hinunter. Mir war bisher völlig unbewusst, dass ich nur in meinem Pyjama bekleidet, vor ihm stehe. Doch ich lasse mich nicht davon ablenken, es stört mich nicht, dass er mich so sieht.

Stattdessen berichte ich ihm kurz was geschehen ist.

“Du zitterst ja,” stellt er besorgt fest, nachdem ich alles erzählt habe, und berührt sanft meinen Oberarm mit seinen Fingerspitzen.

Er hat Recht. Erst jetzt bemerke ich, wie sich kalte Schauer einen Weg durch meinen Körper bahnen und mich zum Zittern bringen. Während ich mir die Arme um den Körper lege, schaut sich Clark erneut langsam und genau um.

“Und du sagst, sie haben Chloe nicht verletzt?” fragt er plötzlich und sieht mich einen kurzen Augenblick stutzig an.

“Nein, sie haben ihr nur eine Betäubungsspritze gegeben. Einer sagte sogar noch, sie solle ohne einen Kratzer weggebracht werden,” bestätige ich noch einmal.

“Aber woher kommt dann das ganze Blut?”

Clarks Blick fällt auf einen Punkt am Boden und bleibt nachdenklich darauf ruhen.

“Welches Blut?”

Ich drehe mich fragend um und sehe dann die riesige Blutlache, genau dort, wo ich gelegen hatte.

“Oh mein Gott,” höre ich Clark hinter meinem Rücken wispern.

Ich wende mich ihm wieder zu und sehe in seine weit aufgerissenen Augen. Er nimmt mich ohne Vorwarnung in den Arm und hält mich fest. Ich spüre wie entsetzt er ist. Er muss ein paar Mal schlucken, bevor er Worte über seine Lippen bringt.

Was ist denn los? Was bringt ihn so plötzlich aus der Fassung?

“Hör zu, Sarah, du darfst dich nicht bewegen!” bittet er mich nachdrücklich und presst mich noch fester an sich.

“Warum? Mir geht’s gut!” versuche ich mich zu rechtfertigen.

Was soll das? Mir ist ein bisschen schwindelig, na und! Das wird mich schon nicht gleich umbringen! Ich versuche ihn von mir weg zu schieben, doch mein Körper rührt sich keinen Millimeter in seiner Umarmung. Warum klammert er sich so an mir fest? Ich bin völlig verwirrt, verstehe nicht, was sein Problem ist. Auch wenn ich seine Nähe genieße, im Moment gehen mir andere, wichtigere Dinge durch den Kopf. Erneut höre ich Clarks Stimme in mein Ohr flüstern:

“Du stehst unter Schock! Du hast viel Blut verloren!”

Wie, ich habe viel Blut verloren? Warum spricht er so in Rätseln? Da wird mir schlagartig klar, was er meint:

“Was... Du meinst... Das ist mein Blut!”

Ich begreife noch immer nicht so recht was er will. Ich fühle mich doch ganz gut. Okay, da sind der Schwindel und der Schmerz an meinem Rücken, aber schließlich wurde ich gerade niedergeschlagen. Diese Blutlache am Boden, sie kann unmöglich von mir sein. Das würde ich doch merken!

Clark löst seine Umarmung kein bisschen, sondern hält seine Hände weiterhin auf meine Schulterblätter gepresst. Er atmet einmal schwer durch, bevor er mit verzweifeltem Ton sagt:

“Du... Ich meine.... Oh Gott, Sarah… dir steckt ein Messer im Rücken!”

Ein Messer? Aber das…

Ich kann nicht weiter denken, die Schwärze holt mich wieder ein und ich sacke in Clarks Armen zusammen.
 

Ich höre einen gleichmäßigen, immer wiederkehrenden, Piepton. Er hört sich weit weg an, aber scheinbar kommt er immer näher. Ich versuche mich zu bewegen, doch ich fühle mich schwach und kann kaum meine Hand bewegen.

“Sarah!”

Eine tiefe, sanfte Stimme dringt an mein Ohr, die direkt neben mir erklingt. Sie kommt mir bekannt vor, doch ich kann sie im ersten Moment nicht einordnen. Wo bin ich? Was passiert mit mir?

Ich spüre, wie jemand meine Hand ergreift und drückt. Langsam öffne ich die Augen. Erst nehme ich alles nur verschwommen wahr, dann schärft sich das Bild. Ich schaue auf eine weiße Decke, das Licht blendet. Ich wende den Blick von der Decke ab und versuche mich umzusehen. Links von mir steht ein Gerät, das den Piepton erzeugt, den ich als Erstes vernommen hatte. Langsam verstehe ich, ich bin in einem Krankenhaus. Aber warum? Was war geschehen und wieso kann ich mich an nichts mehr erinnern? Vorsichtig drehe ich meinen Kopf zur rechten Seite. Dort sitzt Clark. Es war seine Stimme, die so sanft an mein Ohr gedrungen war. Er lächelt mich an. Doch ich kann die Besorgnis sehen, die in seinen Augen ruht.

“Sarah, “ wispert er scheinbar erfreut und drückt meine Hand stärker.

Ich versuche zu antworten, aber es kommt nur ein leises Flüstern über meine Lippen:

“Was ist passiert?”

“Du bist im Krankenhaus! Du wurdest operiert und hast zwei Wochen im Koma gelegen!”

Clark schluckt, seine Augen sind glasig und fixieren die meinen.

“Ich bin so froh, dass du wieder wach bist!” haucht er erleichtert.

Er greift nun auch mit der anderen Hand nach meiner Rechten und legt sie zwischen seine Hände. Eindringlich sieht er mich an und wirkt beruhigt und traurig zugleich.

Währendessen hallen seine Worte in meinem Kopf nach. Operiert? Koma? Zwei Wochen!? Ich bin schockiert und sehe ihn fassungslos an.

Doch plötzlich erinnere ich mich wieder an alles, als wäre es gerade erst geschehen. Deutlich sehe ich Chloes Entführung vor meinen Augen und höre die Worte der Verbrecher, die ihr das angetan haben. Ich spüre wie die Kraft in mir zurückkehrt. Von einen Moment auf den Anderen durchflutet ein völlig neues Gefühl meinen Körper, als wäre die Schwäche herausgeschwemmt worden und Stärke und Kraft hätten ihren Platz eingenommen. Meine Stimme wird wieder fester und lauter.

“Was ist mit Chloe?” frage ich schnell, denn es ist die einzige Frage die nun in mir brennt.

“Lois kümmert sich darum! Sie hat schon ein paar Leute informiert, die heute endlich kommen werden, um uns bei der Suche zu helfen!” erklärt Clark ruhig.

“Gut,” nicke ich, doch zugleich wird mir bewusst, dass zwei Wochen ohne ein Lebenszeichen von Chloe vergangen sind. Hoffentlich würden wir sie noch finden können!

Ich fühle mich von Sekunde zu Sekunde wieder besser und versuche mich aufzurichten. Sanft drückt mich Clark jedoch zurück:

“Du musst liegen bleiben, schone dich noch,” fordert er bestimmend.

“Nein, ich muss helfen Chloe zu finden,” versuche ich gegen seinen sanften Druck anzugehen und mich weiter hoch zu rappeln.

“Du musst erst mal untersucht werden! Ich sage einem Arzt bescheid,” meint Clark eindeutig besorgt und steht auf. Dann beugt er sich zu mir hinab, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und geht hinaus.

Sofort überkommt mich das angenehme Kribbeln, dass Clarks Berührungen bisher immer auf meiner Haut hinterlassen haben. Auch dieses Mal, als seine weichen Lippen auf meine Stirn treffen, durchflutet ein warmer Schauer meinen Körper.

Ich ergreife die Gelegenheit, mich nun doch aufzurichten, um wenigstens im Bett zu sitzen. Ich fühle mich, als wäre nichts geschehen. Vor wenigen Sekunden erst erwacht und nun fühle ich mich schon, als könnte ich Bäume ausreißen! Wie kann das sein? Irgendetwas stimmt doch nicht!

Da höre ich auch schon Clarks Stimme und sehe, wie er den Raum eilig betritt, als könnte er mich nicht mal eine Minute unbeaufsichtigt lassen:

“Der Arzt kommt gleich!”

Er schüttelt den Kopf als er sieht, dass ich mich hingesetzt habe.

“Hey, du bist gerade aus dem Koma aufgewacht, meinst du nicht, du solltest noch liegen bleiben?” fragt er entrüstet und guckt mich abfällig an.

“Nein, ich fühle mich gut,“ erwidere ich etwas genervt von seiner Fürsorge.

Plötzlich drängt sich mir eine Frage auf, sie mich sehr beunruhigt:

“Clark, was ist, wenn die rausfinden, dass ich noch lebe? Meinst du nicht, sie werden mich finden und...”

Ich muss schlucken bei dem Gedanken. Wenn diese Männer tatsächlich erfahren, dass ich noch am Leben bin, dann bin ich sicherlich nirgends vor ihnen sicher. Sie werden mich jagen, bis sie mich haben und dann beiseite schaffen, um keine Zeugen zu hinterlassen. Panik macht sich in mir breit und ich sehe Clark nervös an.

Er setzt sich auf meine Bettkante und schaut mir zuversichtlich in die Augen. Doch kein Wort kommt über seien Lippen.

Ein kurzes Schweigen tritt ein und ich versuche an Clarks Gesicht zu erkennen, was er denkt. Er scheint mit sich zu ringen. Als würde er mir etwas sagen wollen und nicht wissen, ob es wirklich richtig ist. Schließlich ergreift er das Wort in einer Tonlage, die ich noch nicht von ihm kenne und die ich nicht zu beschreiben vermag. Es klingt fürsorglich, liebevoll und gleichzeitig so voller Macht und Gewissheit:

“Ich war die ganzen zwei Wochen, als du hier lagst, bei dir. Ich beschütze dich, mach dir keine Sorgen! Ich...”

“Clark, diese Leute kannst du nicht aufhalten! Wenn sie Jemanden aus den Weg räumen wollen, dann schaffen sie das auch,” unterbreche ich ihn angsterfüllt. Er braucht nicht anfangen, zu versuchen, mir meine Angst zu nehmen. Schon gar nicht mit einer Rede, die ich ihm sowieso nicht abkaufe. Wie sollte er mich allein beschützen? Bei Chloe war es ihm auch nicht gelungen!

“Glaub mir, ich kann sie aufhalten!” sagt er selbstsicher und sieht mir tief in die Augen.

Ein leichter Schauer breitet sich, bei seinen Worten, auf meinem Rücken aus. Er strahlt in diesem Moment so viel Energie und Kraft aus, wie ich es zuvor, in dem Maße, noch nicht bemerkt hatte. Eine unglaubliche Geborgenheit umfängt mich und von einem Moment auf den Anderen glaube ich ihm.

Er kann auf mich aufpassen! Er wird mich beschützen und mir wird, mit ihm an meiner Seite, niemals etwas geschehen, dessen bin ich mir nun ganz sicher.

“Hör zu Sarah, ich... “ beginnt er, nun deutlich nervöser, und bricht sofort wieder ab.

Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen. Scheinbar überlegt er, was er sagen soll. Ich merke, wie schwer es ihm fällt und kann mir nicht vorstellen, was er mir mitteilen will. Seine Pause kommt mir ewig vor. Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf. Was belastet ihn so, dass er nicht die richtigen Worte findet? Weiß er doch mehr, als er bisher erzählt hat?

Langsam rutscht er näher zu mir und ergreift meine Hand. Ich verehre seine großen, warmen Hände, sie vermitteln eine ungeheure Sicherheit. Erneut erfüllt das bekannte, wohlige Gefühl meinen Körper und nimmt meine Sinne mit ein. Pures Glück scheint durch meine Venen zu fließen, als er meine Hand so wunderbar zärtlich drückt. Sanft lächele ich ihn an, hoffe ihm so die Angst zu nehmen, weiterzureden.

Clarks Gesicht wirkt angespannt. Was will er mir sagen? Hat er vor, mir sein Geheimnis anzuvertrauen? Nein, bestimmt nicht. Nicht schon jetzt, nach so kurzer Zeit. Aber was ist es dann? Hat es mit mir zu tun? Oder ist es etwas vollkommen anderes? Ich bemerke, wie er einen innerlichen Kampf auszutragen scheint und sehe ihn fragend an. Fast will ich etwas sagen, doch im selben Augenblick öffnet sich sein Mund, um weiter zu sprechen. Ich muss mich anstrengen, um seine Worte verstehen zu können, so leise redet er. Es scheint, als sei er unsicher:

“Mir ist klar geworden was du mir bedeutest, Sarah!”

Er atmet tief durch und fährt leicht stotternd fort: “Ich... Ich liebe dich! Und ich...”

Clark stockt, denn ein unerwartetes Geräusch unterbricht ihn. Der Piepton, den ich als erstes nach meinem Erwachen hörte, wird plötzlich schneller. Ich würde sagen, fast doppelt so schnell und mir wird erst jetzt bewusst, dass dieser Ton meinen Herzschlag an der Maschine darstellt. Mir ist das furchtbar peinlich und ich spüre, wie ich rot anlaufe. Clark muss schmunzeln und sieht mich verliebt an. Verliebt? Ja, wenn ich den Ausdruck seiner Augen nun beschreiben müsste, wäre ’verliebt’ wohl das richtige Wort. Was passiert hier eigentlich gerade? Träume ich? Hatte er mir gerade tatsächlich gesagt, dass er mich liebt? Mein Herz pumpt dermaßen schnell, dass das Gerät diesen Pulsschlag wohl gar nicht mehr wiedergeben könnte. ‘Er liebt mich,’ geht es mir immer wieder durch den Kopf. Ich bin nicht dazu im Stande, noch an etwas anderes zu denken. Es ist, als hätte sich mein Hirn spontan ausgeschaltet und sei nur noch dazu in der Lage, ein und denselben Satz zu denken.

“Clark, ich...” wispere ich verlegen, ohne wirklich zu wissen, was ich sagen will.

“Nein, warte,” unterbricht er mich sanft. “Lass mich ausreden! Ich will mit dir zusammensein... und ich weiß, dass… du das Selbe empfindest. Du hast, während du schliefst, ein paar Mal meinen Namen gesagt. Aber ich möchte ehrlich zu dir sein, dir die ganze Wahrheit über mich sagen, sonst hat es keinen Sinn, dass wir es versuchen!”

Seinen Namen gesagt? Gott wie peinlich! Er musste wirklich die ganze Zeit bei mir gewesen sein. Wer weiß, was ich im Schlaf alles erzählt habe. Schnell verdränge ich diese Gedanken und versuche ihn zu beruhigen:

“Du weißt, ich würde niemals dein Geheimnis verraten! Aber es ist deine Entscheidung, was du mir anvertraust!”

Scheinbar glücklich über meine Aussage, sieht er mich an und meint:

“Ja, und ich möchte, dass du wirklich alles von mir weißt, wenn du dazu bereit bist, das Risiko einzugehen! Ich hätte dich fast verloren, die Ärzte hatten dich schon aufgegeben und jetzt wachst du so plötzlich auf und scheinst fast wieder ganz gesund. Ich möchte nicht noch einmal riskieren, dich zu verlieren ohne dass du weißt, was du mir bedeutest!”

Er spricht unheimlich einfühlsam und ich kann die Liebe spüren, die er empfindet. Ein Gefühl, dass ich nicht kannte steigt in mir empor. Es ist überwältigend. Ich selbst liebe ihn, seid ich ihn das erste Mal sah. Als würden wir uns schon Jahre kennen. Und ich hätte nicht gedacht, dass er, nach der Sache in Metropolis, noch irgendwie das Selbe fühlen würde. Und jetzt sitzt er hier an meinem Bett, hält meine Hand und gesteht mir seine Liebe. Ich muss noch träumen! Vielleicht bin ich auch im Himmel, denn das hier kann unmöglich wahr sein. In welcher Welt bin ich hier gelandet? Kann man sich überhaupt so kopfüber verlieben oder steckt etwas anderes dahinter? Liegt es an Smallville? Hier ist doch alles anders! Ich kann mir diese ganze Sache nicht erklären. Wie kann etwas, dass mit solch starken Gefühlen zusammenhängt, so schnell entstehen und dann auch noch auf Gegenseitigkeit beruhen? Unsägliche Zweifel überkommen mich. Das alles ist so surreal.

“Was ist hier wirklich los? Schlafe ich noch? So etwas kann doch nur im Traum passieren,” flüstere ich ein wenig benommen, überwältigt von den Gefühlen die meinen Körper überfluten.

Clark nimmt meine Hand und führt sie an seine Wange.

“Fühlt sich das wie ein Traum an?” lächelt er fragend.

Ich streiche über sein Gesicht , fahre sanft mit dem Daumen über seine sinnlichen Lippen und das leicht stoppelige Kinn, hinunter zu seinen Schultern, über die starken Oberarme zurück zu seiner Hand, die meine erneut ergreift und an sein Herz hält. Ich spüre seinen gleichmäßigen Herzschlag, der wie meiner eindeutig etwas schneller geht und fühle seinen durchtrainierten Körper. Clark schaut mich erwartungsvoll an.

“Nein, nicht wie ein Traum,” lächele ich ihn an. “Sondern wie mein Traummann!”

Und das meine ich in vollem Ernst. Es soll nicht aufgesetzt oder belustigend klingen, sondern einfach nur ehrlich.

Clark wird leicht rot, lacht verlegen und weicht kurz meinem Blick aus.

“Clark, das ist mein Ernst! Du bist einfach...”

Ich muss kurz überlegen, um das passende Wort zu finden.

“…perfekt!”

Ich nehme seine große Hand, lasse sie über meine Wange gleiten und schmiege mich an sie. Es fühlt sich an, als sei seine Hand extra dafür gemacht meine Wange zu umschließen, wunderbar passen sie aneinander. Eine Wärme, die von seiner Rechten ausgeht, durchläuft mein Gesicht, wie zuvor schon einmal im Park von Metropolis. Dann gebe ich ihm einen Kuss auf die Finger, sehe ihn an und Tränen steigen in meine Augen. Leise hauche ich:

“Ich liebe dich, mehr als du es dir vorstellen kannst!”

Am liebsten würde ich ihn jetzt einfach nur küssen. Aber angesichts der zwei Wochen Koma, ohne Zähneputzen, halte ich es für sinnvoller, diesen Drang zu unterdrücken. Die peinliche Situation bleibt mir auch erspart, denn der Arzt kommt ins Zimmer.

“Was ist denn hier los! Mr. Kent, ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass sich ihre Freundin noch schonen soll! Keine Aufregung!”

Er hastet zu dem Gerät, dessen Gepiepe ich mittlerweile völlig ausgeblendet habe, und schaut auf den Monitor.

“Miss Fort, Ihr Puls ist viel zu hoch! Ich...”

“Doktor, mir geht es bestens. Der Puls hat nichts mit meinem Gesundheitszustand zu tun,” unterbreche ich ihn äußerst verlegen.

“Ach nein, womit denn sonst?” fragt der Arzt mit sarkastischem Unterton.

Clark und ich sehen uns mit einem süffisanten Grinsen an.

“Aha, verstehe!” lenkt der Doktor, etwas belustigt, mit einem Nicken ein.

Dann schaltet er das Gerät aus. Abschätzend sieht er mich daraufhin an:

“Es ist sehr verwunderlich, dass Sie so plötzlich erwacht sind, Miss Fort. Haben sie irgendwelche Beschwerden?”

“Nein, mir geht es bestens,” strahle ich den Arzt an.

Und wie gut es mir geht! Ich lebe, fühle mich zunehmend wieder stärker und gerade hat der wundervollste Mann, dem ich bisher begegnet bin, mir ein Liebesgeständnis gemacht, das mich nicht glücklicher hätte machen können.

“Gut, dann lassen Sie mich mal nach ihrer Narbe schauen. Wenn Sie so freundlich wären, sich auf den Bauch zu legen!”

Ich lege mich wieder hin und drehe mich auf den Bauch. Peinlichst genau achte ich darauf, dass die Decke meine tiefer gelegene Rückansicht bedeckt. Der Arzt schiebt mein Nachthemd zur Seite und entfernt ruckartig ein Pflaster an meinem Rücken, das verdammt ziept. Kurz atme ich zischend Luft, zwischen den aufeinander gepressten Kiefern, ein.

“Das ist unmöglich,” höre ich sofort die erstaunte Stimme des Doktors

“Was ist denn?” frage ich drängend.

Was hat das zu bedeuten? Er macht mir Angst mit seiner Bemerkung. Ich wende meinen Blick nach links und versuche Clark zu erspähen, doch der steht hinter dem Arzt am Bettende und ich kann seinen Blick nicht erhaschen.

“Die Narbe! Sie ist vollständig verheilt!”

Ich kann die Ungläubigkeit des Arztes heraushören. Erleichtert atme ich aus. Und ich dachte schon, es wäre etwas Schlimmes.

“Super, dann habe ich wohl gutes Heilfleisch,” schließe ich sachlich aus der Feststellung des Doktors.

“Sie verstehen nicht. Es ist nicht mal eine Narbe zu sehen. Es sieht aus, als wäre nichts gewesen. Unglaublich!”

Jetzt reicht es. Energisch drehe ich mich um und schaue den Arzt an. Er sagt eindeutig die Wahrheit, so verblüfft wie er guckt. Auch Clark schaut mich verdutzt an.

“Wie kann das sein,” wendet sich Clark nun an den Arzt.

“Ich weiß es nicht. So etwas habe ich noch nie erlebt!”

Er schüttelt ungläubig den Kopf. Nachdem er sich etwas gefasst hat, meint er:

“Ich werde Ihnen jetzt Blut abnehmen, Miss Fort. In zwei Stunden haben wir das Ergebnis! Vielleicht wissen wir dann mehr!”

“Doktor! Wann werde ich entlassen? Mir geht es doch gut, kann ich heute noch gehen?” frage ich mit bettelndem Blick.

Auch wenn mir die Sache nicht geheuer ist, will ich so schnell wie möglich hier raus.

“Warten wir ihr Blutergebnis ab! Eigentlich müssten wir Sie nach einem Koma noch einige Tage zur Beobachtung hier lassen. Aber angesichts der merkwürdigen Umstände, spricht nichts gegen eine Entlassung, wenn ihre Werte okay sind,” erklärt der Doktor ernst.

Nickend bedanke ich mich.

Dann nimmt er mir am linken Arm Blut ab, entfernt alle Kabel und Schläuche von mir und verlässt das Zimmer.

Während Clark ihm noch nachschaut, springe ich aus dem Bett. Ich stürze in das angrenzende Bad und ziehe den dunkelblauen Vorhang zu. Ich musste Clarks Ablenkung nutzen, um seinem Blick zu entkommen. Ich bin schließlich nur mit einem der spärlichen Nachthemden des Krankenhauses bekleidet, das auf der Rückseite freien Einblick gewähren lässt.

“Was soll das,” ruft Clark verwundert hinterher.

“Sorry, ich hab zwei Wochen gelegen. Was meinst du wie dringend ich mal für kleine Mädchen muss?” versuche ich zu scherzen.

Nachdem ich mich um gefühlte zwei Liter erleichtert habe suche ich meine Zahnputzsachen. Tatsächlich werde ich fündig. Clark scheint mir alles Wichtige hier her gebracht zu haben, obwohl die Ärzte mir keine Chance gegeben hatten. So wie es aussieht, hat er die Hoffnung die ganze Zeit nicht aufgegeben.

Als ich fertig bin, schiebe ich den Vorhang zur Seite und suche den Raum mit meinen Blicken nach einem Schrank ab.

“Hast du mir auch ein paar Klamotten mitgebracht?” frage ich vorsichtig und sehe Clark mit einem Lächeln an.

Dieser steht augenblicklich auf und zieht unter dem Beistelltisch des Betts eine Tasche hervor. Wortlos reicht er sie mir. Seine Blicke mustern mich von oben bis unten als ich die Tasche annehme.

Ich gehe zwei Schritte zurück in das Bad, schiebe den Vorhang wieder zu und ziehe mich dort an.

Als ich wieder heraus komme, steht Clark mit zwei dampfenden Kaffees vor mir.

“Wie hast du die so schnell geholt,” frage ich ihn verwundert.

“Ich bin ziemlich schnell, weißt du? Und ich dachte so ein Kaffee tut uns jetzt gut,” sagt er lächelnd.

Ich muss schmunzeln und kann mir nicht verkneifen, meinen Senf dazu zu geben:

“Cappuccino wäre noch besser, aber...”

Für eine Sekunde verliere ich ihn aus den Augen und sehe auf die Wand hinter ihm. Doch dann steht er wieder vor mir, mit einem Cappuccino in der Hand.

“Wie...,” fehlen mir die Worte.

“Ich sage ja, ich bin ziemlich schnell!”

Jetzt sieht er mich ernst an und langsam beginne ich zu verstehen.

“Dein Geheimnis?” frage ich vorsichtig.

“Eines davon! Wenn wir hier raus sind, erzähle ich dir alles in Ruhe! Aber scheinbar hast du mir auch etwas zu erzählen,” hakt er auf einmal, ein wenig gekränkt klingend, nach.

“Ich? Was denn?” wundere ich mich.

Was soll seine merkwürdige Andeutung?

“Na, über deine plötzliche Wunderheilung!” platzt es aus ihm heraus.

Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass er mich nicht ernst nimmt? Warum redet er so übertrieben? Wunderheilung! Was soll der Quatsch?

“Dazu kann ich dir nichts sagen! Ich weiß nicht wie das kommt!” rechtfertige ich mich energisch.

Er guckt mich ärgerlich an, stellt den Cappuccino zur Seite und sagt nachdrücklich:

“Du willst mir ja wohl nicht erzählen, dass du davon noch nichts wusstest! Sehr überrascht warst du scheinbar nicht!”

“Clark, ich schwöre dir, das ist mir völlig neu!”

Ich bin verärgert, dass er mir unterstellt etwas zu verbergen. Ausgerechnet er! Warum tut er das? Er hat nicht das geringste Recht, so mit mir zu reden!

Da fällt mir eine Narbe ein, die ich von Kindheit an habe. Eigentlich will ich mich nicht weiter rechfertigen,doch ich möchte einfach nur, dass er mir glaubt.

“Hier!” sage ich im barschen Ton. Er soll ruhig merken, was ich von seinem Vorwurf halte.

Ich krempele meine Hose hoch und zeige ihm mein Schienbein.

“Da bin als Kind in eine Glastür gelaufen und die Ärzte mussten mir eine Scherbe aus dem Bein ziehen. Die Wunde wurde genäht und hat diese Narbe hier hinterlassen!”

Clark kneift die Augen zusammen und sucht nach meiner Narbe.

“Ich sehe nichts,” meint er schulterzuckend.

“Na hier!” fahre ich ihn genervt an.

Ich zeige genau unter mein rechtes Knie und schaue nun selbst hin. Doch die Haut ist unversehrt!

“Da ist nichts,” sagt Clark sachlich.

“Das sehe ich auch,” erwidere ich panisch. “Clark, was passiert mit mir?”

Ich bekomme Angst und Tränen laufen mir über das Gesicht.

Was ist hier los? Warum heilen meine Wunden auf einmal wie von selbst? Das ist doch unmöglich!

Clark nimmt mich behutsam in den Arm, drückt meinen Kopf an seine Schulter und flüstert sanft:

“Ich weiß es nicht! Aber wir werden es herausfinden!”
 



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