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Apple Core

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Eine Krankheit die sich 'Liebe' nennt

Die Wissenschaft ist nur eine Perversion ihrer selbst, wenn sie nicht das Wohl der Menschheit zu ihrem Ziel hat.“ (Elissa 'Schneewittchen' Cura, Krankenschwester)
 

Kapitel XII 'Eine Krankheit die sich 'Liebe' nennt''
 

Mit letzter Kraft zog er sich die Treppen hoch in das Büro von Direktor Lazard um seine unversehrte Ankunft mitzuteilen. Gut, unversehrt war vielleicht das falsche Wort dafür. Er war mental ein bisschen hin und her gerissen. Er war...glücklich. Ja, er fühlte sich wirklich glücklich und das auch noch grundlos. Beinahe wäre er Lazard, der ahnungslos an seinem Schreibtisch saß und gerade telefonierte, um den Hals gesprungen vor Freude...
 

Aber er klopfte diskret gegen den Rahmen der ständig offen stehenden Tür (Lazard bestand darauf, dass die Tür offen blieb, warum auch immer) bevor er eintrat und leicht lächelte. Der blonde Direktor sah mit einem konzentrierten Blick hinter der Brille auf das Papier an seinem großen Schreibtisch und hielt den Telefonhörer in der rechten Hand während er hastig mit seinem Kugelschreiber einige Notizen auf die pinkfarbenen Post-It's kritzelte. Genesis räusperte sich leise, da er ihn anscheinend gar nicht bemerkt hatte. Lazard wechselte das Ohr und legte den Hörer an die linke Seite als er gleichzeitig auf sah...
 

Genesis wandte den Kopf etwas schräg und lächelte zynisch. „Tut mir Leid wegen der Verspätung.“
 

Er unterbrach rasch das Gespräch, sprach irgendwas von 'kleinen Moment' und legte das Telefon dann beiseite. Der SOLDIER stellte sich gegen die Wand und sah seinem Gegenüber in die Augen. Da schien wohl jemand regelrecht überrascht zu sein...
 

„Genesis! Du bist zurück! Was ist passiert?“
 

Was passiert war? Ich bin von der Platte in eine Kirche gefallen, hab mir den Schädel dreimal geprellt, hätte beinahe einmal das Zeitliche gesegnet, mir wurde durch den Schlag eines Mädchens fast die Nase gebrochen, wurde in Würmerschleim gebadet und nun kennt mich jeder in den Slums als die Tunte 'Lady Genny'...ich hab' mir da einen super Ruf eingehandelt und SOLDIER damit fast am Ende ins Lächerliche gezogen...sonst nichts, überhaupt nichts...ich bin Genesis Rhapsodos, SOLDIER 1st Class und stehe zu meinem Job!
 

Ja, er war verärgert, dass sie nicht jemanden ausgesendet hatten um ihn zu suchen wo er keine Chance hatte Kontakt aufzunehmen zum Hauptquartier. Sein Telefon war kaputt gegangen und die Slums hatten kein Netz...es war alles ziemlich blöde verlaufen...
 

„Nichts besonderes. Ich bin in Ordnung...“, antwortete Genesis sarkastisch und hob die Arme um seinen Worten Ausdruck zu verleihen. Erst dann stellte er sich wieder mit einem ironischen Lächeln an die Wand des Büros und verschränkte die Arme vor der Brust...
 

Lazard nahm den Hörer wieder ans Ohr und sprach mit der Person am anderen Ende. Wer auch immer es sein mochte, Genesis interessierte das gerade herzlich wenig. Er hatte die Zugfahrt gut überstanden ohne Schwierigkeiten, wäre da nicht irgendwo dieses merkwürdige Gefühl in seinem Bauch, wenn er an die Dame dachte, die er zurückgelassen hatte...
 

Vor dem Schreibtisch wählte Lazard eine andere Nummer und Genesis konnte diesmal wirklich erahnen, wer derjenige sein konnte, mit dem er da redete. Angeal...hast du dir Sorgen gemacht? Es tut mir wirklich Leid...
 

Als Lazard wieder auflegte, wandte er sich wieder Genesis zu, der sich die Hand an die Stirn gelegt hatte und dabei hoffte, dass die Kopfschmerzen endlich verschwanden. Er war müde und energielos und er wollte einfach nur noch schlafen...baden, essen und schlafen. Was würde er nicht alles geben für ein warmes Schaumbad...?
 

„Jetzt erzähl wo du gesteckt hast. Konntest du die Täter finden, die wir gesucht haben?“, fragte Lazard ernst und erhob sich um am Schreibtisch herum zu gehen bevor er sich davor stellte und dem SOLDIER in die Augen sah.
 

Irgendwas...war anders.
 

„Ich...“
 

So, Genesis. Jetzt bist du im Grunde gerade dabei, deinen lieben, netten Herrn Chef anzulügen. Wenn du schon lügst, dann bitte auch originell und geschickt.
 

„...also ich...hatte keinen Erfolg. Ich war nach meinem Sturz eine kurze Zeit außer Gefecht gesetzt.“
 

Damit hast du deinen Kopf riskiert. Verdammt...also bin ich doch kein so schlechter Lügner wie Angeal immer meinte...
 

„So so, dann müssen wir neue Teams aussenden und in die Slums schicken.“
 

Danke, sehr fürsorglich. Das ich fast dabei drauf gegangen wäre, ist also nebensächlich...

Aber die Slums...genau, die Slums...
 

„Direktor? Ich habe eine Frage. In den Slums wimmelt es nur so von Monstern und-“
 

„Ich weiß, Genesis. Deswegen will ich ein paar Trupps in die Viertel schicken. Eine Säuberung ist dringend angebracht.“
 

„Genau...das wollte ich sagen.“
 

„Die Kontamination durch Monster steht schon seit längerem im Auftragsplan. Ich werde die SOLDIER aus dem ersten Ausbildungsjahrgang aussenden.“
 

Erstes Ausbildungsjahr...war da nicht dieser kleine Welpe von Angeals Schützlingen dabei?
 

Genesis nickte abfällig und gähnte danach einmal laut bevor er sich das rechte Auge mit dem Finger rieb...wenn er wollte, könnte er nun im Stehen einschlafen...
 

Wunderbar, dann wäre das auch geklärt. Ich hoffe ja nur sie kümmern sich darum und sorgen dafür, dass das Ungeziefer in den Slums gebändigt wird. Es war immerhin Athenas Wunsch und der Wunsch aller Bewohner in den Slums...ich denke Direktor Lazard weiß sich schon zu helfen...
 

Keine zwei Minuten später stürmte auch schon Angeal in das Büro des Direktors und blickte die Personen im Raum entgeistert an. Erst als er Genesis sah, trat er sofort auf ihn zu, hielt aber inne, als er ihn umarmen wollte...nur lud er nicht wirklich dazu ein, sich umarmen zu lassen...
 

„Ich sehe gut aus, nicht wahr?“, fragte Genesis sofort wieder ironisch und strich sich über die feuchte, schmutzige Hose und die strähnigen Haare. Angeal betrachtete seinen Freund skeptisch bevor er leicht lächelte. Man konnte sehen, dass seine Augen die Gefühle widerspiegelten, die er gerade empfand...er war wirklich froh und erleichtert, dass er zurück war...
 

Trotzdem konnte Angeal sich nicht ablenken lassen von dem eigenartigen Geruch, den sein Freund verströmte. Auf eine Art war es ja wirklich eklig und er rätselte die ganze Zeit wo er sich aufgehalten hatte...aber er entdeckte auch schon die Schramme an seiner Stirn und die Beule an seinem Kopf die danach schrie gekühlt zu werden als er ihn rundherum musterte...dann diese Klamotten...als er in sein müdes, durchzechtes Gesicht sah, wurde ihm ganz komisch in der Magengegend.
 

„Trägst du neuerdings...Lippenstift?“, fragte der Schwarzhaarige argwöhnisch und deutete zögernd in das Gesicht seines Freundes. Auch Lazard trat ungläubig ein Stückchen näher und sah sich die Lippen des roten Generals an, bis dieser mit dem Handrücken und einem verärgerten Grummeln die Farbe vollständig wegwischte...
 

Athena! Nicht einmal darauf hast du mich aufmerksam gemacht! Dein verfluchter Lippenstift hat mich schon wieder blamiert! Was Dümmeres konnte mir jetzt echt nicht passieren...
 

Der Direktor grinste leicht, schüttelte kurz den Kopf. „Es scheint so als hätte der Herr Rhapsodos eine durchaus interessante Mission erlebt unten in den Slums...“
 

„Wo warst du? Ich habe versucht dich anzurufen nachdem du gestürzt bist...mein Gott, ich dachte du bist tot!“, fragte Angeal nun deutlich und sah seinen Kindheitsfreund besorgt an.
 

„War ich auch...fast.“
 

„Genesis...“
 

„Was denn? Hör mal...es ist alles in Ordnung. Ich war nur ein bisschen in der Kanalisation schwimmen.“
 

„Riecht man.“
 

Genesis zuckte mit den Schultern und ging ohne ein weiteres Wort an Angeal vorbei, der ihm zweifelnd hinterher sah. Irgendwie benahm er sich schon seltsam. Er könnte wenigstens Auskunft darüber geben, was er gemacht hatte den ganzen Tag. Angeal hatte ein schlechtes Gewissen dafür, dass er auf Shin-Ras Befehl hin keine Berechtigung bekam, die Slums zu durchsuchen. Allein wäre es sicher auch schlecht gewesen, da das Armenviertel unglaublich riesig und unübersichtlich war...
 

„Wir treffen uns in der Lounge, ja?“
 

„Jetzt warte doch mal!“
 

Angeal lief voraus und hielt Genesis am Arm fest, der sich darauf hin umdrehte. Ja, sein Freund hatte sich wirklich Sorgen gemacht. Vielleicht sollte er diese Emotionen nicht so auf die leichte Schulter nehmen, denn wenn Angeal sich Sorgen machte, dann musste er sich wenigstens dafür entschuldigen...
 

„Hey Partner...tut mir echt Leid. Ich bin durch Sektor 6 gegangen und habe die Slums ein wenig aufgeräumt und...ja, es hat etwas gedauert, bis ich den Bahnhof gefunden habe.“
 

Angeal verschränkte die Arme vor der Brust, verzog den Blick skeptisch und legte den Kopf danach schief. Er konnte sich förmlich imaginär vorstellen wie die Nase des Mantelträgers immer länger und länger wurde...
 

„Du lügst.“
 

„W-was?“
 

„Irgendwas ist anders.“
 

„Ach wirklich?“
 

„Warum trägst du Lippenstift und Augen-Make-Up?“
 

Genesis wandte sich mit einem Stöhnen ab und ging auf den Fahrstuhl zu. Nein, das kann ich ihm nicht erklären! Ich kann es einfach nicht, er wird mich auslachen! Aber wenn ich nichts sage, dann hält er mich sicher für ein Schwein...nein, auch wenn ich die Wahrheit gestehe, wird sich das irgendwann sowieso im ganzen Hauptquartier verbreiten wie ein Lauffeuer! Dann bin ich derjenige, der seinen Ruf verliert und dann kann ich wirklich einpacken und aufgeben den Helden zu spielen!
 

„Infinite in mystery...is the gift of the goddess. We seek it thus, and take it to the sky. Ripples form on the-“
 

„Genesis! Ich meine das ernst! Was ist passiert während du da unten warst? Hast du dir den Kopf so hart angeschlagen, dass du jetzt nur noch belanglose Antworten gibst?!“, fuhr Angeal ihn sauer an und er wusste, dass er das Recht dazu hatte, wütend zu sein. Das Maß war nun eindeutig zu voll. Genesis antwortete auf Fragen, die ihm unangenehm oder zu aufdringlich waren stets mit einem Zitat aus LOVELESS, aber diesmal war die Sache wirklich ernst und Angeal hasste es zutiefst, wenn sein Freund sich auch in solchen Dingen nicht zusammenreißen konnte...manchmal hatte er wirklich Bedenken, dass er teilweise geistig minderbemittelt war...
 

Aber nur manchmal. Genesis war realistisch gesehen eine wahre Intelligenzbestie. Nur zeigte er das leider zu selten...
 

Der Rotschopf legte mit geschlossenen Augen eine Hand auf seine Brust und seufzte leise...mit leidenschaftlichem Blick strich er Angeal mit dem Finger zuckersüß über die Wange und lächelte dabei anzüglich. Sein Ärger schmolz sofort dahin wie Eiswürfel in der prallen Mittagssonne, dennoch konnte er nichts anderes tun als seinen Freund total verdutzt anzuschauen...
 

„Angeal...ich bin glücklich.“, antwortete Genesis dann nun endlich mit ruhiger, warmer Stimme, wandte sich um und ging ohne ein weiteres Wort zum Aufzug. Er ließ den armen Angeal in seiner Unwissenheit einfach stehen, jedoch ließ dieser sich das nicht einfach auf sich sitzen und folgte seinem Freund...
 

„Genesis...ich...bring dich ins Lazarett, okay? Keine Sorge, es wird alles gut...“
 

Besorgt betätigte Angeal den Knopf hinunter in das medizinische Abteil, wurde jedoch von Genesis aufgehalten. Er griff nach seinem Handgelenk und hielt ihn davon ab, den Fahrstuhl zu bedienen. Er war nicht krank. Er war weder krank, noch anderweitig verhindert.
 

Er was bloß verliebt.
 

„Oh bitte, Partner...mir geht es wirklich ausgezeichnet. Ich würde nur gerne einfach eine heiße Dusche nehmen und mich sofort ins Bett legen, mehr nicht.“
 

„Du bist krank, Genesis.“
 

Mit einem finsteren Blick traf der rote General die Augen seines Freundes und stellte sich trotzig nach hinten an die Wand des Aufzugs. Vielleicht musste er einfach versuchen Angeals Worte zu ignorieren, denn er merkte schon wieder, dass er damit provoziert wurde. Dabei wusste er ganz genau wie Genesis sich jetzt fühlte...
 

„Du leidest an einer Krankheit die sich 'Liebe' nennt.“
 

„Tja, und selbst wenn, ist das ein Problem?“
 

Angeal grinste breit als Genesis ihn ziemlich beleidigt ansah. Schon wieder hatte er den wunden Punkt getroffen. Das war bei dem Rotschopf wirklich keine Schwierigkeit. Allerdings machte ihn das umso neugieriger, denn er wollte schon gerne wissen, wer das Herzblatt seines Freundes war.
 

„Ist ja schon gut. Nun sei nicht gleich beleidigt. Trotzdem solltest du ins ärztliche Abteil und dich wenigstens einmal durchchecken lassen nachdem du dich in der Kanalisation aufgehalten hast. Nur für den Fall der Fälle, du weißt schon...“
 

„Ich weiß, ja. Aber mir geht es ausgezeichnet, wirklich. Wenn ich Beschwerden habe, dann melde ich mich schon, keine Angst. Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen.“
 

„Aber die Inkubationszeit von zum Beispiel...Cholera, beträgt ca. 3 Tage.“
 

„Angeal...ich habe kein Cholera.“
 

„Woher willst du das so genau wissen?“
 

„So oft wie ich mit einer Magen-Darm-Grippe zu kämpfen hatte, bin ich mittlerweile immun gegen so was wie...wie...Cholera.“
 

„Trotzdem. Geh runter und lasse dich untersuchen, ja? Bitte.“
 

Genesis seufzte aufgebend. Angeal konnte wirklich schrecklich sein...jetzt fing er an ihm Angst zu machen mit irgendwelchen Krankheiten.
 

„Ich werde bei Gelegenheit vorbei schauen.“
 

Und eigentlich hatte Genesis ziemlich viele Beschwerden. Sein Schädel dröhnte, er fror und war hungrig und unglaublich müde. Seine Ausdauer ließ leider zu wünschen übrig in der letzten Zeit wo er fast jeden Tag Nachtschichten hatte...
 

„Also, wir sehen uns in der Lounge, ja? Ich bin in einer halben Stunde unten.“
 

Als der Aufzug stoppte, trat Genesis einen Schritt nach vorn und wartete darauf, dass sich die Tür öffnete. Angeal seufzte einmal, blieb aber im Fahrstuhl stehen um nach unten in den Aufenthaltsraum zu gelangen. Es hatte doch irgendwo auch keinen Zweck. Genesis war meist so oder so nicht daran interessiert, was er ihm sagte.
 

Dem Rotschopf ging seinen Weg durch den langen Korridor auf der SOLDIER-Ebene als ihm eine recht bekannte Person entgegen kam. Dunkelgraues, kurzes Haar zu einer recht modernen, jungenhaften Frisur gestuft geschnitten und unter denen zwei dunkelblaue SOLDIER-Augen hervor blitzten, charakterisierten Simeon Farram's Beschaffenheit. Es war das erste Mal, dass Genesis ihn ohne seinen weißen Arbeitskittel sah. Er trug zu seiner Überraschung ziemlich zeitgemäß und seinem jungen Alter entsprechende Kleidung, war relativ dunkel angezogen. Seine Füße steckten in schwarzen Springerstiefeln und Genesis verkniff sich innerlich zuzugeben, dass Simeon nicht gerade schlecht aussah. Diesmal erschien er als das komplette Gegenteil der gewöhnlichen Laborratte und zeigte sich von seiner besten, männlichsten Seite...er war immerhin nur zwei Jahre älter als Genesis.
 

Der SOLDIER versuchte ihn weitgehend zu missachten als sie sich in den Fluren begegneten. Allerdings blieb Simeon vor dem Ausgang stehen und wandte sich zu Genesis um. Er hatte nur mitbekommen, dass der poetische SOLDIER vermisst wurde und nun sah er mit eigenen Augen, dass er sich wieder im Hause befand...
 

„Sieh mal einer an...Genesis Rhapsodos, der LOVELESS-Held ist zurück gekehrt.“
 

Er wollte es eigentlich vermeiden, sich angesprochen zu fühlen als er die ruhige, aber durchaus sehr provokante Männerstimme vernahm, die seinen verbilligten Spott komponierte. Aber es war schwierig. Es war verdammt schwierig, diese Intelligenzbestie zu ignorieren. Also drehte er sich mit finsterem Ausdruck zu Simeon um, der den rothaarigen SOLDIER abwegig anlächelte und bereitete sich mental darauf vor zu kontern. Gott war er falsch, so unglaublich scheinheilig...
 

Es störte Genesis ungemein, dass sein schrägster Konkurrent von damals nun vor ihm stand und ihn ansprach wo er sich geschworen hatte, nicht ein Wort mehr mit diesem Mann zu wechseln. Er fühlte dieses Knistern zwischen ihnen, fast so als würde jeden Moment der gesamte emotionale Druck entweichen, der aufgestaucht in der Luft hing...
 

...aber es passierte nichts.
 

Genesis behielt seine Worte bei sich, kehrte wieder um und machte sich auf den Weg in sein Quartier. Allerdings hatte er Simeon vorher ein paar Sekunden lang in die Augen gesehen. SOLDIER-Augen. Mako-Augen...es waren eindeutig die Augen eines SOLDIER. Dann hatte Angeal also recht gehabt...
 

Er öffnete den Raum mit der Schlüsselkarte aus seiner Manteltasche und betrat das Zimmer. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, griff er nach seinem Mobiltelefon welches er nun wegwerfen konnte aufgrund der Beschädigung. Das nächste Mal würde er sich garantiert eins zulegen welches nicht so empfindlich war obwohl Genesis die Optik eher bevorzugte. Allerdings war ein sensibles Telefon für einen SOLDIER nicht gerade angebracht, denn immerhin musste man immer mit den verzwicktesten Situationen rechnen...und da konnte schon einmal schnell das ein oder andere Gerät den Geist aufgeben.
 

Langsam schälte er sich aus seinem Mantel und seiner Uniform, legte all die dreckigen Kleidungsstücke auf den Haufen Schmutzwäsche um sie nachher nebenan in die Waschräume zu bringen. Früher gab es für SOLDIER nicht so einen Luxus mit einem eigenen Apartment und Badezimmer. In seinem ersten Ausbildungsjahr hatten sie noch Gemeinschaftsduschen bis dann nach einem halben Jahr das mittlere Stockwerk zu Nachtquartieren umgebaut wurde...

Aber es gefiel ihm was er zur Verfügung hatte. Genesis war von zu Hause natürlich viel besseres gewohnt und es war auch eine Umstellung für ihn, als er das erste Mal nach Midgar kam...aber letztendlich hatte er sich gut eingelebt und kam mit seinen Kollegen bestens aus...
 

Vor der Balkontür blieb Genesis stehen und öffnete diese. Draußen dämmerte es mittlerweile auch schon und es erleichterte ihn, dass er wieder den Himmel sehen konnte...nur jetzt musste er an Athena denken, die irgendwo unter dieser Platte darum kämpfte nicht zu verkommen in den verwahrlosten Elendsvierteln. Der Gedanke an sie...ließ in ihm ein schlechtes Gewissen aufkeimen...warum und weshalb, das wusste er selbst nicht einmal genau.
 

Er trat halbnackt auf den Balkon und überblickte kurz die Stadt. Athena...du hattest dir gewünscht, den Sonnenaufgang von oben aus zu sehen, nicht wahr? Vielleicht schaffe ich es irgendwann, dir ihn zu zeigen. Unter der Platte ist es unmöglich die Schönheit des Sonnenaufgangs, diesem roten, warmen Licht Aufmerksamkeit zu schenken...
 

Genesis wandte sich wieder ab und schloss fröstelnd die Tür des Balkons bevor er schnell in das Badezimmer huschte um dort die Wanne mit heißem Wasser aufzufüllen.
 

Angeal wartet unten...ich muss mich beeilen. Zwanzig Minuten müssen reichen...
 

Zu guter Letzt streifte er seine ebenfalls feuchte Unterhose ab und öffnete den Schrank neben dem Spiegel um nach einem geeigneten Schaumbad zu suchen. Genesis hatte regulär eigentlich nie richtig Zeit um zu baden und zu entspannen, nur jetzt nahm er sich einfach die Zeit, die er brauchte um sich im heißen Wasser zu erholen...
 

Und wie gut das tat. Im Moment wollte er einfach nichts anderes, als sich zu wärmen und ein Schaumbad war da einfach die beste Methode. Nachdem er sich zurück gelehnt hatte, strich er seine Haare zurück und fuhr mit den Händen über sein Gesicht...er war wirklich glücklich wieder zurück zu sein und wenn er nun ehrlich zu sich selbst war, hatte er gar keinen Bedarf noch einmal zurück in die Slums zu gehen...aber momentan hatte er zu gar nichts Lust, nicht einmal mehr mit Angeal in der Lounge zu sitzen, zu reden und ein Bier zu zechen...
 

Jetzt wo er allein war, die Augen geschlossen hatte, nur den Duft des Schaums vernahm und die Wärme des Wassers am Körper spürte, konnte er nicht verhindern wieder zurück an seinen Traum zu denken, der ihn in der letzten Nacht ziemlich geprägt hatte...
 

Athena, siehst du, was du angerichtet hast? Kaum bin ich allein und höre deine Stimme nicht mehr, dringst du automatisch in mein Köpfchen ein. Genesis...wenn Angeal schon wieder Recht hatte damit, dass du liebeskrank bist, dann hast du ein Problem. Und zwar dann, wenn alle wissen wollen, auf wen ich ein Auge geworfen habe...
 

Ich hab mich doch nicht...wirklich verknallt, oder? Verdammt, ich kenne diese Frau überhaupt nicht! Vielleicht...ist es bloß eine Art Schwärmerei...genau, so wie die Männer auf gut aussehende Frauen abfahren egal wie charakterlich verkommen sie sind.
 

Aber es ist nicht ihr Aussehen, was mich fasziniert...ihr Lächeln, ihre Art wie sie mit mir redet, ihre zärtlichen Gesten wenn sie nach meinem Arm greift und sich daran festhält um nicht in der Menschenmenge verloren zu gehen...ihr herzliches Lachen wenn sie mich wieder ärgert und provoziert...auch wenn ich mich dabei jedes Mal blöd dabei vorkomme, so steckt sie mich an mit ihrem Lachen und...es ist wie ein riesiger Eisblock in mir der plötzlich schmilzt...und zu einer Pfütze wird...
 

Wenn sie lacht und mich anschaut, dann merke ich, wie meine Knie weich werden und ich vor Nervosität gar nicht mehr richtig denken kann...und das nur wenn sie mich ansieht, mich beobachtet mit diesen warmen, grünen Augen...
 

So etwas hatte ich bei keinem anderen Mädchen vorher verspürt. Da konnte sie so gut aussehen wie sie wollte, es war mir einfach egal...
 

Aber Athena, verdammt...was soll das alles? Vielleicht bilde ich mir das ganze auch nur ein, so! Es ist nur Einbildung und ein bisschen Schwärmerei, mehr nicht...
 

Er könnte niemals die Wahrheit sagen, selbst wenn es sein gutes Recht war, sich in ein normales Mädchen zu verlieben. Dabei sollte er bedenken, dass Athena nicht ganz so normal war wie die anderen grauen Mäuse aus Midgar. Ehrlich gesagt, erhob sie sich total von den Mädchen, die Genesis kannte und jeden Tag sah. Er konnte dieses Gefühl nicht beschreiben...für ihn war sie etwas Besonderes. Aber trotz allem hatte er starke Bedenken, Zweifel und Angst, wenn er ihren Namen aussprechen und ihre Existenz damit verraten würde. Sie sagte, sie kannte Shin-Ra und wurde mit 14 Jahren eine kurze Zeit lang von dem Konzern betreut. Genesis wusste nicht, wie alt Athena nun war, aber es wäre interessant in diese Richtung hin nach zu forschen was Shin-Ra dazu getrieben hatte, sie aufzuziehen...nur leider hatte der SOLDIER keinerlei Berechtigungen die Aktenräume zu betreten wo einige, verräterische Dokumente sicherlich verborgen lagen aus dieser Zeit...
 

Er würde trotzdem irgendwie nachforschen, auf jeden Fall. Die Vergangenheit und Herkunft dieses Mädchens ließen ihm einfach keine Ruhe mehr...
 

Unten im Aufenthaltsraum ging es ausnahmsweise mal weniger ruhig zu als sonst um diese Uhrzeit. Die Azubis, die dieses Jahr neu hinzugekommen waren, sorgten öfters mal für eine lautere Stimmung in der Lounge. Angeal und Sephiroth hatten sich ihren Stammplatz in der Sofaecke jedoch nicht nehmen lassen, auch nicht durch die vielen Jugendlichen, die hier teilweise auf den Tischen saßen und sich lautstark unterhielten. Für die beiden SOLDIER erster Klasse war es eine Art Aufsichtsposition, einen Überwachungsjob, die sie leisten mussten wenn sie sich schon in der Lounge aufhielten. Sie sollten einfach ein Auge auf die Jüngeren werden laut Befehl von Direktor Lazard. Zurzeit gab es den einen oder anderen Stress zwischen den Jungs im schwierigen Alter und als SOLDIER war es nicht so angemessen, sich zu verhalten wie ein Kind...
 

Selbst Zack Fair, Angeals Welpe mit der schwarzen Stachelmähne, hatte den Weg gefunden in den Raum. Er kam soeben wieder ein bisschen irritiert durch die Tür hinein und sah sich um bis er sofort gezielt einen der Tische ansteuerte. Angeal lächelte leicht und schüttelte den Kopf. Zack hatte er nun schon öfters beim Training begleitet und ihm mal den einen oder anderen hilfreichen Tipp gegeben aber irgendwie war dieser Junge ein schwieriger Fall für sich. Zack war so hektisch und ungeschickt, ein richtiger Trampel...wie ein Welpe halt.
 

Sephiroth ließ seinen Blick über die Jugendlichen gleiten. Nachdem er auch gehört hatte, dass Genesis wieder zurück war, musste er sich gestehen ebenfalls sehr erleichtert zu sein. Zwar hätte er niemals geglaubt, dass sein Freund sich durch diese Art und Weise umbringen lassen würde, aber dennoch sorgte er sich schon ein wenig um ihn. Um so überraschter war er, als Genesis dann in kurzen Schlabberklamotten nach Zack den Aufenthaltsraum betrat und sich noch mit frottierten, feuchten Haaren zu ihnen setzte.
 

Angeal war durchaus froh und erleichtert darüber, dass sein Freund doch noch einen Abstecher ins Lazarett machte. Genesis trug eine weiße Bandage um seine Stirn um die eiternde Platzwunde wenigstens vor äußerlichen Einflüssen zu schützen und links ein Pflaster auf der Backe.
 

Heute war Samstag. Eine Mission am Samstag die so dermaßen fehlschlug, vermieste einem doch das ganze Wochenende...
 

„Genesis, schön zu sehen, dass es dir gut geht.“
 

Der Rotschopf ignorierte Sephiroth ohne einen tödlichen Blick oder schneidendes Wort zu erwidern und schnappte sich ein kühles Bier vom Tisch. Mit einem zischenden Geräusch öffnete er diese mit der Kante eines Teelöffels (Der Flaschenöffner war aus unbekannten Gründen ständig unauffindbar) und warf den Deckel achtlos zu den leer getrunkenen Flaschen...erst dann sah er auf in das skeptische Gesicht des Generals, der noch immer ungeduldig auf eine gescheite Antwort wartete... Es wäre nicht fair, ihn komplett zu ignorieren, oder?
 

„Mir geht’s immer gut.“, antwortete er ironisch und schob sich eine der Salzstangen in den Mund bevor er sich mit dem Bier an das schwarze Brett stellte, welches neben ihm an der Wand hing. Unbeeindruckt überflog er die vielen Zettel und Bilder bis er auf einen Aushang stieß und ihm dabei beinahe das Gebäck im Halse stecken blieb...

Es war ein Flugblatt über die gesuchten Diebe aus der Waffengalerie. Der Verdacht von Simeon Farram wurde nicht bestätigt. Das war eine der Erklärungen, warum Genesis ihn vorhin noch auf dem SOLDIER-Korridor gesehen hatte...
 

Irgendwie fühlte er sich ziemlich schlecht.
 

Angeals Augen scannten den sündigen Auftritt seines Freundes. Diese Schuhe, diese...eingetretenen, braunen, hässlichen Herren-Hausschlappen sind die reinste Modesünde...wie kann er nur damit herum rennen?
 

„Gen, deine Hausschuhe sehen scheiße aus.“
 

Genesis wandte sich vom Zettel ab und sah an sich runter als Angeal ihn auf seine ziemlich beschädigten Schlappen darauf aufmerksam machte. Okay, die Schuhe sehen sehr gelatscht aus und ich habe mir auch schon seit fünf Jahren keine neuen mehr gekauft, aber muss er das so direkt ins Gesicht sagen?
 

„Lass meine Hausschuhe in Ruhe, die waren teuer und vor fünf Jahren noch in Mode. Außerdem sehen Seph's Badelatschen nicht viel besser aus, hast du dir die mal angesehen? Ihr habt euch wohl während meiner Abwesenheit köstlich amüsiert, richtig?“
 

"Wir haben nur über dich abgelästert.", antwortete Angeal schmunzelnd.
 

"Es gibt doch gar nichts worüber man bei mir lästern könnte..."
 

Mit einem leichten, arroganten Lächeln strich Genesis sich durch die feuchten Haare bevor er sich zwischen Angeal und Sephiroth setze. Gelangweilt hob er die Flasche hoch und legte die andere Hand auf seine Brust.
 

„Also, auf was stoßen wir an?“
 

Angeal lächelte verschmitzt von der Seite. „Auf die gescheiterte Mission.“
 

„Wie ermutigend...“, murmelte Genesis darauf leise und beugte sich vor um sich eine Hand voll Salzstangen zu holen.
 

„Dann auf deine unversehrte Rückkehr.“, meinte Sephiroth letztendlich und stieß das Bier mit seinen anderen beiden Freunden an. Das kurze Klimpern von aneinander stoßendem Glas ertönte im Raum. Die unversehrte Rückkehr war ihm letztendlich doch lieber als wäre er gar nicht mehr wiedergekommen...
 

Vorsichtig ließ Genesis das sprudelnde Getränk auf seiner Zunge zergehen...
 

Alkohol...wie lange hatte er schon kein Alkohol mehr mit Freunden zusammen getrunken? Das letzte Mal im Urlaub wo er zusammen mit Angeal und Sephiroth eine Woche nach Costa del Sol geflogen war. Da wurde eine große Strandparty veranstaltet gegen Ende der Ferien und Genesis hatte übermütig die exotischen Cocktails konsumiert wie Wasser...denn eigentlich waren sie so zusammengesetzt, dass man den Alkohol nicht schmeckte und das war beinahe tödlich für den Rotschopf. Noch am selben Abend musste er mit einer leichten Alkoholvergiftung in das Hospital nach Seven Mile Shore gebracht werden, einem etwas größeren Vorort von Costa del Sol...
 

Seitdem hatte Genesis die Finger von alkoholischen Getränken gelassen und war statt dem Bier am Abend auf einen Kaffee umgestiegen. Nur nachdem er erschrocken gemerkt hatte, dass Kaffee die Zähne gelb färbte, schränkte er jegliches Getränk ein und hing nur noch an der Wasserpulle...
 

„Hey, Genesis. Erzähl mal von deinem tollen Trip durch die Slums. Angeal meinte, du hättest die Liebe deines Lebens getroffen da unten.“
 

Sephiroth lehnte sich zurück, zupfte sich das weiße Hemd, welches er in seiner Freizeit trug zurecht und wartete gespannt auf die Antwort von seinem Freund. Natürlich konnte er es sich nicht verkneifen ihn ein bisschen aufzuziehen, nachdem Angeal ihm berichtet hatte, dass Genesis anscheinend was ganz Tolles erlebt haben musste...
 

Der rothaarige SOLDIER trank einen ausgiebigen Schluck aus der Flasche und blickte Sephiroth dann skeptisch an. Liebe meines Lebens? Jetzt übertreiben sie aber beide...
 

„Ich habe niemals behauptet, dass ich da unten jemanden getroffen habe. Seit nicht albern, ihr übertreibt voll. Und es ist garantiert nicht die Liebe meines Lebens!“
 

Lügner...
 

„Schade, wäre ja auch was gewesen...“, meinte Angeal nur seufzend und erntete von Genesis einen leichten Kniff in den Oberschenkel.
 

„Heute hast du es wieder mich gezielt zu triezen, nicht wahr? Ich liebe dich, Angeal.“
 

„Ich liebe dich auch, Genesis. Dich und dein Sarkasmus.“
 

„Sarkasmus ist mein zweiter Vorname. 'Genesis Sarkasmus Rhapsodos'. Wie findest du das, Angie? Ist das nicht...cool?“
 

„Ich finde 'Orgasmus' passt besser. 'Genesis Orgasmus Rhapsodos'. Klingt eigentlich beides endbescheuert.“
 

Genesis lachte leise los. „Oder wie wäre es mit 'Genesis Sarkasmus Orgasmus von Rhapsodos'?“
 

Sephiroth schüttelte lächelnd den Kopf. „Ihr habt echt interessante Gesprächsthemen...so sinnfrei irgendwie.“
 

Sie liebten Wortspiele. Vor allem Genesis, der sich sowieso für alles mögliche interessierte was mit Literatur zu tun hatte. Und sei es noch so sinnlos...
 

Aus der Sofaecke ertönte herzliches Gelächter. Ja, Angeal und Genesis hatten oft ziemlich sinnfreie Gesprächsthemen aber gerade das ließ in ihnen die gute Laune aufkeimen. Und Sephiroth steckte sich dabei ja meistens sowieso mit an.
 

„Junge oder Mädchen?“, fragte Sephiroth lächelnd und beobachtete Genesis wie er eine Salzstange nach der anderen knusperte. Er fing erst belustigt an zu lachen als der Rotschopf ihn mit seinem bösesten Blick fast umbrachte. Ja, wenn Blicke töten könnten, dann wäre Sephiroth jetzt mindestens dreimal gestorben.
 

„Ich bin nicht schwul...“
 

„Offiziell...wissen wir das ja...“
 

„Warum fragst du dann?“
 

„Weil wir auf Nummer sicher gehen wollen?!“
 

Angeal und Sephiroth konnten sich ein Gelächter nicht verkneifen. Das machten sie gern. Ihn ärgern. Aber Genesis machte sich selten was daraus und war es ja ohnehin schon gewohnt. Manchmal hatte er absolut keinen Spaß mehr an der Sache, wenn sie zu weit gingen. Aber seine Freunde waren so begabt, dass sie den richtigen Zeitpunkt erkannten, wenn Genesis keinen Spaß mehr verstand...
 

Danke Athena, danke. Daran bist nur du schuld, nur du allein wegen deinem Lippenstift!
 

„Jetzt mal ehrlich, rede Klartext, was hast du in dem Puff gesucht, Gen?“, fragte Angeal grinsend und schüttelte sein fast leeres Bier leicht. „Du bist uns eine Erklärung schuldig, denn Besuche in anstößigen Clubs erwartet man einfach nicht von einem Kerl dir.“
 

Ja, was hatte er da eigentlich zu suchen?
 

Genesis überschlug die Beine und strich sich über die nackte, unrasierte Wade... „Ist ja gut, ihr habt gewonnen! Aber ihr verliert kein Wort darüber, ja? Als ich von der Brücke gefallen bin, da bin ich mit einer netten Dame durch Sektor 6 gegangen. Sie hat mir den Weg gezeigt und als Entschädigung dafür, wollte ich ihr den Glücksbringer besorgen, den sie verloren hat. Der Besitzer des Bordells, ihr wisst schon, dieser dicke Zuhälter, hatte ihr den gestohlen und ich kam da nur rein, in dem ich mich schnell in ein Kleidchen schmeißen musste weil man in dem Gasthaus eine Mitgliedskarte brauch um einzutreten...aber wir hatten Erfolg, ja? Das war alles, wirklich...nichts ernstes.“
 

Angeal und Sephiroth, die ihrem Freund die ganze Zeit aufmerksam zugehört hatten, blickten sich gegenseitig nun äußerst skeptisch an. Sie wussten, dass Genesis sonst eher durchdachte und einleuchtende Geschichten erzählte, aber diese Version klang nun mehr als ungläubig und total schlecht geplant...
 

„Ihr...glaubt mir nicht, richtig? Oh, woher wusste ich das nur?“
 

Angeal fuhr sich einmal durch die schwarzen Haare und schüttelte sie hinten etwas auf eher er dann ansetzte etwas darauf zu sagen. Auch wenn er nicht wirklich wusste, was dazu sagen könnte. Am liebsten würde er sich ja jetzt ein Kommentar dazu sparen...
 

„Das klingt doch irgendwie erdichtet.“
 

„Es ist die Wahrheit.“
 

„Dann ist es eine sehr interessante Wahrheit.“, antwortete Sephiroth und legte den Arm um Genesis. Der Rotschopf linste zu dem General hinüber und zog einmal neckend an den silbernen Haarsträhnen.
 

Wenn sie mir nicht glauben, dann haben sie selber schuld...aber ehrlich gesagt klingt es auch zu bescheuert um es zu glauben!
 

Angeal zuckte mit den Schultern und leerte sein Bier. „Gut, nehmen wir es einfach mal an als wäre es so. Gen hatte auf jeden Fall einen sehr interessanten Tag erlebt.“
 

Eindeutig.
 

„Ich habe beschlossen, dass wir nächste Woche gleich Montag die Fliege machen.“
 

Der Rotschopf stellte die Flasche zwischen seine Beine. Das...kam jetzt ziemlich unpassend. Er wusste ganz genau worauf Angeal hinaus wollte...
 

Stimmt. Gillian...ich wollte Angeal zustimmen mit nach Banora zu kommen sobald ich einen Grund dafür habe...aber...Athena...
 

„Was ist, kommst du mit nach Banora? Ich hatte mir gedacht, dass eine Woche vollkommen ausreicht.“
 

Athena...was mache ich denn wenn ich nach Banora fliege? Wir haben ein Date in meiner freien Woche und auch wenn ich es dir nicht versprochen habe...ich...würde dich gerne wiedersehen... sehr gern sogar...ich habe doch noch so viele Fragen an dich...
 

„Genesis?“
 

Nein...ich kann nicht mit nach Banora. Nicht wenn ich nicht weiß, was hier überhaupt vor sich geht. Wenn ich einfach nach Banora fliegen würde, dann lasse ich dich damit im Stich, Athena...und ich werde niemals erfahren, was Simeon mit seinen ganzen Aktionen bezweckt...wer weiß, was er anstellt...ich bin da sehr misstrauisch, selbst wenn es wohl keinen Grund dafür gibt momentan...
 

Der rothaarige SOLDIER zuckte erschrocken zusammen als Sephiroth ihn leicht mit dem Arm anstieß um ihn aus seinen Gedanken zu holen...
 

„Ich...ich weiß nicht.“
 

Angeal hatte schon mit so einer Antwort gerechnet. Genesis war immerhin nicht wirklich begeistert davon, seine alte Heimat zu besuchen. Und er wusste auch genau weshalb, von daher würde er ihn auch niemals zwingen mit nach Hause zu kommen. Es gab da so ein paar Zwischenfälle, an die sich keiner von beiden gerne erinnerte...als Genesis sich damals dazu entschlossen hatte, SOLDIER zu werden, hatte sein Vater an dem Abend total den Verstand verloren...
 

Vater...wenn man ihn überhaupt so bezeichnen konnte...
 

Noch am selben Abend, wo er seinen Eltern den Ausbildungsvertrag zum SOLDIER auf den Tisch legte, war Genesis mit einem geschwollenen Auge ins Bett gegangen...
 

Der Rotschopf legte nachdenklich die Hand an die Stirn bei dem Gedanken. Nun spürte er wieder den Druck des Schmerzes, dieses kleine Herz, welches in dem Moment, wo er die Faust seines Vaters sah, einfach in tausend Teile zerbrach...dann die Angst, die sich durch seinen jugendlichen Körper zog und ihn zitternd unter die Bettdecke brachte...
 

Das war jetzt fünf...sechs Jahre her und der Schmerz war noch immer da...
 

„Ich meine, du musst natürlich nicht...das ist okay, dann fliege ich eben die Woche allein dort hin.“
 

Nun legte auch Angeal den Arm um seinen Freund genau wie Sephiroth es getan hatte. Genesis lächelte leicht und schüttelte den Kopf. Er wollte wirklich nicht allein hier bleiben und er wusste, dass er Gillian eine Freude machte, wenn er zusammen mit Angeal nach Banora flog. Diesmal...müsste er einfach von seinen Eltern absehen. Auch wenn sie ihn vielleicht nicht willkommen hießen, so hätte er noch immer die Möglichkeit wieder zurück nach Midgar zu gehen...
 

„Nein, nein. Abgemacht. Ich tue es für dich und Gillian, das hatte ich dir doch gesagt. Sieh es als...freundschaftlichen Dienst an.“
 

Angeal brachte ein belustigtes Schmunzeln zustande als er das hörte. Natürlich erhoffte er sich nie irgendwelche 'freundschaftlichen Dienste' wie Genesis das so schön sagte...es blieb dabei, dass sie einfach beste Freunde waren egal wie viel der eine für den anderen tat. Und Genesis war sehr dankbar dafür, dass er so einen guten Kerl wie Angeal als Freund hatte...
 

„Das ist echt lieb von dir. Wäre ich schwul, dann hätte ich dich schon längst geheiratet, Genesis.“
 

Lachend drückte Angeal den Rotschopf an sich und erhielt dabei die teilweise überraschten Blicke der Rekruten, die sich auf den Tischen nun ausgebreitet hatten da die Stühle alle besetzt waren. Es musste auch wirklich unheimlich komisch aussehen wenn drei 1st Class SOLDIER dort in der Couch saßen und sich umarmten und lauthals lachten und sich mit allem möglichen Klatsch und Tratsch gesellschaftlich unterhielten...
 

Aber sie waren doch eigentlich auch nur ganz normale Jungs. Eigentlich...
 

Der Abend ging wieder viel zu schnell vorbei...die jungen Rekruten hatten entschlossen, sich ein paar Filme anzuschauen und irgendwann war Genesis todmüde an Angeals Schulter eingeschlafen und ließ sich auch schlecht wieder wecken...
 

Die Unentschlossenheit hatte er einigermaßen verdrängt. Er war wirklich nicht sicher, ob er mit nach Banora ging...allein wegen seinen Eltern. Er hatte...regelrecht Angst ihnen zu begegnen. Weniger Angst vor körperlichen Übergriffen, als mit Worten verletzt zu werden...
 

Genesis war jemand, den man schnell mit den richtigen Worten kränken konnte. Richtig kränken...
 

Und diesen Schmerz wollte er sich einfach nicht antun.
 

Somit...hatte er auch einen Grund, nicht nach Banora zurück zu kehren. Genesis war sich einfach unschlüssig darüber ob er es nun wollte oder nicht. Sicherlich würde er im Laufe des nächsten Tages eine Entscheidung treffen...
 


 


 

[align type="center"]„Projekt...C?“
 

„Du bist endlich alt genug dafür. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet.“
 

„Gewartet? Ich hatte doch überhaupt keine Ahnung...“
 

„Es ist an der Zeit mich mit Professor Hojo auf eine Stufe zu stellen um endlich Shin-Ras Ansehen zu bekommen, was ich mir verdient habe. Dafür brauche ich deine Unterstützung.“
 

„Würdest du mich bitte vorher aufklären?“
 

„Du bist eine Angehörige des Alten Volkes, Athena.“
 

„Und wenn schon...ich will mich nicht in deine Angelegenheiten einmischen, was auch immer du dir von mir erhoffst.“
 

„Das verheißene Land. Eine unerschöpfliche Mako-Quelle.“
 

„...jemand wie du wird es auf gewöhnlichem Wege niemals finden.“
 

„Shin-Ra ist auf der Suche danach und ich werde der Erste sein, der es findet mit deiner Hilfe. Somit gewinne ich mein Ansehen und stoße Hojo endlich von der Klippe. Wird Zeit, dass der Alte in Rente geht.“
 

„So, und wer sagt, dass du meine Hilfe bekommst?“
 

„Willst du mir in den Rücken fallen nach alldem was ich für dich getan habe?“
 

„Simeon...natürlich nicht...“
 

„Dann komm...begleite mich...lass es uns zusammen suchen...“
 

„Nein! Hör auf!“
 

„...das verheißene Land.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Naoki_Ichigo
2009-09-11T13:56:13+00:00 11.09.2009 15:56
Armer Geni dem bleibt einfach ncihts ersprat. Und Arthene mag ich einfach nicht, aber man muss ja nicht alle mögen. Solange Geni-chan dabei ist, ist für mich alles in Ordnung.
Freu mich auf mehr^^


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