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Die geheimen Tagebücher aus dem Hause Akatsuki

Ich mag Wahnsinn gern gedruckt
von

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Special - Kabuto ist kaputto

Liebes Tagebuch (das mir natürlich nicht so lieb ist, wie du weißt schon wer),
 

habe gestern großes Lob bekommen, nachdem ich den Puppenkünstler zu Sägemehl verarbeitet und unter die große Achterbahn gestreut hatte. Oro-sama sagte, er sei wirklich sehr zufrieden mit mir und meiner Streutechnik und wenn er sich das Ergebnis so ansieht, dann muss er zudem zugeben, dass Sasori weitaus saugfähiger ist, als das Billig-Sägemehl von Aldi. Für besseren Geruch hatte ich noch etwas Zimt hineingemischt – meine Geheimzutat – aber niemandem verraten!

Wie dem auch sei, jetzt, nachdem ich Oro-sama in die Badewanne gelegt habe, habe ich einige Minuten Zeit um einen Eintrag zu machen. Der Morgen verlief wie immer sehr ruhig und befriedigend.

Erst wecke ich Oro-sama ganz liebevoll, indem ich mich eine halbe Stunde, bevor er aufstehen muss, in sein Zimmer stelle und ihn mit sanftem Vogelzwitschern, das immer lauter wird, aus dem Schlummer hole. Dazu ziehe ich die Vorhänge langsam auf, immer Stück für Stück, damit ihn die Morgensonne an seiner bleichen Nase kitzelt. Dann muss Oro-sama aufs Klo, also halte ich ihm die Tür auf und warte davor, bis er erledigt hat, was er erledigen muss. Für eventuelle Notfälle bin ich allerdings immer in Kreischweite. Anschließend gibt es Frühstück. Oro-sama bevorzugt Weizenkeimlinge auf Roggentoast mit einem doppelt gebratenen Spiegelei ohne Öl und mit frisch gepresstem Orangensaft. Er isst wie ein magersüchtiges Model, aber anders kann man seine Figur ja auch kaum halten, ich weiß, wovon ich rede!

Während dem Frühstück lese ich ihm die Zeitung vor – Aktienkurse, Böses aus aller Welt, das Wetter und natürlich die Peanuts. Ich kann ganz super meine Stimme verstellen und mache das auch immer richtig mit Elan. Ich bin sogar so gut, dass vor einiger Zeit Leute von RTL2 angerufen haben um mich als Synchronsprecher abzuwerben, aber ich kann meinem Meister nicht untreu werden, nicht nachdem er mich als Gossenkind aufgelesen, ernährt und mich 3 Jahre lang auf das Internat für zukünftige Leibeigene geschickt hat! War übrigens immer der Klassenbeste im Hinternabwischen, aber das wird nur gebraucht, wenn Oro-sama mal wieder die Arme vom Wi-…Wischen des Bodens weh tun. (Memo an mich: Darf hier nicht zu sehr ins Detail gehen, für den Fall, dass das fremde Leute in die Finger bekommen!)

Nach dem Essen nimmt Oro-sama meist ein Bad. Es ist meine Aufgabe es einzulassen, die Temperatur mit dem Ellbogen zu testen, ihm hinein zu helfen, seine schuppige Haut mit einem Schwamm abzurubbeln, alle paar Minuten warmes Wasser nachlaufen zu lassen und aufzupassen, dass er beim U-Boot-Spielen in der Wanne nicht absäuft.

Gerade in dem Moment sitze ich auf dem Klodecke und schreibe, während er mit einer lila Schaumstoffwurst herumspielt, die er auch hin und wieder als Gürtel missbraucht.

„Malst du da schon wieder ein Bild von mir, Kabuto?“ Ein blubbernder Kopf mit langen schwarzen Haaren taucht aus dem Wasser auf.

„Ähh, heute nicht, nein“, gebe ich zu. „Ich schreibe Tagebuch. Sasori und Deidara hatten zwei Bücher dabei, steht aber nichts Besonderes drin. Für Sie hab ich auch eins in Ihr Zimmer gelegt.“

„Und was mach ich damit?“, er schwimmt auf seiner Schaumstoffwurst ans Ende der Wanne und planscht mit dem Fuß rum.

„Das macht man auf…“, ich demonstriere es ihm ganz geduldig, „und dann drückt man den Stift darauf, nicht zu fest, und dann macht man Buchstaben und Wörter. Die Buchstaben, die wir letztes Jahr alle gelernt haben. Sie wissen schon: A, B, C, D, E, F, G…“

„Jajaja, ich kenn das DBZ!“

„Sie meinen ABZ… i-ich meine ABC“, verbessere ich ihn mit nachsichtigem Nicken.

„Wie auch immer. Hast du mein Nachthemd gewaschen?“

„Ja, natürlich. Es wird strahlend grau-weiß sein, für ihren Auftritt bei The Ring 3.

„Gut, Samara kann nämlich nicht mit Marmeladeflecken auf dem Kleid rumlaufen. Die Autoren sind sehr einfallsreich, diesmal geht es um ein Lied aus dem Radio, und wer das hört, dem fallen nach sieben Tagen die Ohren ab und er kann keine Brille mehr tragen!“

„Seeeehr gruselig!“, pflichte ich sofort bei und richte meine Brille.

„Und wenn sie dann halb blind sind, komme ich und zerhacke sie mit einem stumpfen Beil.“

„Ja, das ist wirklich etwas Neues.“

„Und dann setze ich sie wieder zusammen und hocke sie mit wild verzerrtem Mund in den nächst besten Sessel.“

„Das wird die Leute schocken!“

„Und dann krieche ich wieder ins Radio zurück und warte darauf, dass wieder jemand es einschaltet.

„Wie absolut hinterhältig!“

„Und das Lied, das einem die Ohren abfallen lässt, geht ungefähr so:

I shaved me everywhere for you~

I even did my breasts for you~

I bought me underwear, they’re clean~

and I’m your whore for every day -

Wir werden unterbrochen, als die Türglocke schrillt und mich vor Schreck fast vom Klodeckel springen lässt.

Ich helfe Oro-sama schnell aus der Wanne und weise ihn an, ruhig im Bad zu bleiben, bis ich wieder komme um ihm beim Abtrocknen zu helfen.

Vor der Tür wartet ein Mann in Gelb und gibt sich als Mitarbeiter der örtlichen Post zu erkennen. Im Gepäck hat er ein paar Briefe für mich und einen winzigen Karton mit Löchern drin, aus dem leises Knurren dringt. Ich unterschreibe die Quittung und mache schnell die Tür wieder zu, bevor der Postmann Oro-sama sehen kann, der mit wedelnden Armen und nackt durch die Bude rennt, um sich Lufttrocknen zu lassen.

„Die Post!“, rufe ich laut, um mir Aufmerksamkeit zu verschaffen und Oro-sama bleibt tropfend, aber ruhiger vor mir stehen, als er die Briefe und das Paket in meinen Armen sieht.

„Was für mich dabei?“

„Ja, das hier muss das letzte Accessoire für Ihr Karl-Lagerfeld-Kostüm sein“, antworte ich und balanciere das Paket auf dem Arm. „Ziehen Sie sich an, dann machen wir es auf. Und nicht unser Merklied vergessen!“

„Nein, nein, ich kanns ja!“, antwortet Oro-sama, wippt leise im Takt, fängt an vor sich hinzusingen, und während er um die Ecke wandert, bekomme ich noch den Anfang mit, den er in seiner wundervoll kratzigen Stimme zum Besten gibt.

Erst in die Unterhose rein, dann die Hose ganz geschwind~

Vergiss die Bandagen nicht, damit die Knöcheln nicht kalt sind~

Und dann das Shirt noch dazu, das ist pechschwarz wie die Nacht~

Darüber meinen Mantel, damit mir die Kälte nichts ausmacht~“…

Früher hatten wir ein Merkwort dafür, und zwar Unhobashimagüschuh, aber das war ihm zu kompliziert und so haben wir ein Merklied verfasst – sicher ist sicher, sonst läuft er wieder mit den Socken an den Händen und der Unterhose auf dem Kopf herum.

Während sich Oro-sama also anzieht, bringe ich die Post zum Wohnzimmertisch und fange an meine Briefe zu öffnen:

Werbung – Bei Ikea gibt’s neue Möbel und billige Kerzen. Jaah, diese Schweden verstehen es, fast alles mitzuschicken, was man braucht.

Rechnung – Gas und Wasser ist gestiegen, was wohl daran liegt, dass es im Märchenschloss von Dornröschen, wo wir seit kurzem wohnen, ziemlich kalt ist.

Werbung – Scientology versucht uns anzuwerben, aber die sind mir nicht radikal genug.

Werbung – Prospekte und Gutscheine vom örtlichen Supermarkt. Die könnte ich noch brauchen.

Fanpost – Ein kleiner Junge schreibt mir, dass er mich mehr liebt, als Pikachu.

Und dann noch mal so etwas wie Werbung, aber doch nicht… ich lese mir den Brief genau durch, während Oro-sama ankommt und sein Paket aufmacht.
 


 

Sehr geehrter Herr Kaputto Jackuschi!

Offizielle Gewinnbenachrichtigung

Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie bei unserem Gewinnspiel X-6532532 in der Kategorie 36 gewonnen haben! Wie von Ihnen richtig getippt, waren die Gewinnzahlen 02-06-09-48-57!

Somit steht Ihnen eine Gewinnauszahlung von € 3.000.000,00 (3 Millionen Euro) zu – Herzlichen Glückwunsch!

Aus Sicherheitsgründen wurde Ihr Gewinn versichert, bis eine Bestätigung von Ihnen in Höhe von € 1000 bei uns eingelangt ist, um die Versicherungskosten zu decken.

Bitte schicken Sie uns einen gedeckten Scheck, damit wir sicher sein können, dass Sie den Betrag entgegen nehmen wollen. Wir senden Ihnen anschließend unverzüglich Ihre € 3.000.000,00 zu!

Hochachtungsvoll

Ihr Lottowissenschaftsinstitut unter der Leitung von Klara B. Trug
 

„…oh Mann, ich hab gewonnen!“, schreie ich auf und springe von meinem Stuhl, obwohl ich mich im Moment nicht daran erinnern kann, an so etwas teilgenommen zu haben – aber was solls!

Oro-sama, der gerade seinen Chihuahua ausgepackt hat, fährt erschrocken zusammen und lässt das Vieh fallen, das in seinem Wasserglas landet und dort hektisch hin- und herpaddelt.

„Ich bin reich! Ich bin reich!“, meine Freude kennt kaum Grenzen. Wie viele Fielmann-Brillen ich mir davon kaufen könnte oder wie viele Stifte und Papier um jedes kleine Detail meines Lebens festzuhalten, oder ich könnte mir davon einen eigenen Assistenten leisten, der mir assistiert, während ich Oro-sama assistiere! Und Oro-sama freut sich genau so wie ich, diese Finanzspritze wird unsere Pläne sehr unterstützten. So haben wir endlich das Geld um Pinocchio aus der Reparaturwerkstätte auszulösen, wir können dem Frosch-König einen neuen Anstrich verpassen und jemanden einstellen, der die Kondome im gesamten Märchendorf zusammen fegt. Seit wir Otogakure umgebaut haben, um damit unsere Schulden zu tilgen, arbeiten wir uns die Hintern wund und tuckern doch immer noch in den roten Zahlen rum. Auch mein Klau der Muster und Schnitte der Akatsukimäntel hat uns nicht viel Kohle eingebracht, da Oro-sama sich nicht mit Karl Lagerfeld einigen konnte und der einen kleinen Unfall mit mehreren Schlangen und einer großen Schaufel hatte. Somit fand ein weiteres Kostüm seinen Weg in Oro-samas Schrank, um die Illusion aufrecht zu erhalten.

Da wir also nicht einfach so 1000 € herumliegen haben, müssen wir erstmal zusehen, dass wir das Geld zusammenkratzen, um die Gesamtsumme zu bekommen. Total aufgeregt macht sich jeder dran, Kleingeld, Scheine und halbwegs verkaufbare Habseligkeiten zusammenzukratzen.

Während Oro-sama in den Sofaritzen pult, sammle ich Münzen und Zahnprothesen unter dem fliegenden Teppich ein, der die Leute durch die Luft schleudert. Im Wunschbrunnen findet sich auch noch so einiges, der Preis für die Zuckerwatte wird radikal erhöht und die Luftballone sind jetzt auch nicht mehr gratis. Oro-sama findet auch noch ein paar Kinder, die sich verlaufen haben, und verscherbelt sie für Wucher-Finderlöhne an die Mütter zurück. Meine Sammlung von hochwertigen Pokemon-Karten, auf deren Rückseite ich Informationen über alle möglichen Ninja gekrakelt habe, muss ich zum Schleuderpreis an einige Jugendliche verkaufen, die gleich darauf anfangen Karten zu ziehen, eigenartige Namen zu rufen und sich dann mit den Karten zu beschmeißen. (Kleine Kackbratze: „Au, AU, mein Auge!“)

Nach mehreren Stunden haben wir schließlich satte 56,99 € zusammen und mein Blick wandert ganz ganz langsam zu Oro-samas schönem langem Haar, das sich gut als Perücke verkaufen ließe.

Er sieht mich stirnrunzelnd an und folgt dann meinem Blick. Seine Miene wird steinern, meine wird fragend.
 

Drei Monate später sind meine Haare schon fast wieder nachgewachsen, aber vom Lottowissenschaftsinstitut haben wir immer noch nichts gehört. Zudem haben wir jetzt Herbst und der kühle Wind fühlt sich unangenehm auf meiner Kopfhaut an. Um mich davor zu schützen trage ich eine braune Kappe aus dem Fundbüro des Märchendorfes. Nicht sonderlich schick und Oro-sama wird nicht müde zu betonen, dass ich aussehe wie ein Pilz, aber sie erfüllt ihren Zweck.

In wenigen Minuten soll der Bus kommen. Oro-sama ist schon nervös, allerdings nicht so nervös wie ich, denn einer von uns muss hier bleiben und den Laden schmeißen, während ein anderer zur Adresse des Lottowissenschaftsinstituts fährt um die Leute da gehörig aufzumischen und unsere Millionen zu holen.

Die Adresse – 12345 Fake-Street – steht als Absender auf dem Briefumschlag.

Die Fahrt da hin und zurück wird exakt 4h und 25 Minuten dauern. Zudem brauche ich noch mindestens eine Stunde um das Geld zu holen. Das heißt, Oro-sama muss nicht nur alleine Mittagessen, sondern sich auch noch alleine seinen Nachmittagstee warm machen.

Das Mittagessen habe ich schon vorgekocht und portioniert, der Tee steht in der Mikrowelle, wo die Zeit bereits eingestellt ist. Oro-sama ist angezogen, war baden, am Klo, seine Haare sind gekämmt, auf allen wichtigen Gegenständen kleben Postets mit Anweisungen für die Bedienung und für den absoluten Notfall ist auch der Panic-Room voll ausgestattet.

Ich verabschiede mich mit dem Gewissen, ihn noch nie so lange alleine gelassen zu haben, und steige in den Bus, der mich zu meinem Zielort bringen soll.

Oro-sama rennt noch eine Weile neben dem Bus her und winkt, bis er aus Versehen auf seine Haare tritt und hinfällt. Meine Nase klebt an der Scheibe, bis ich ihn nicht mehr sehen kann.

„Hallo, wie heißen Sie?“, plerrt mir eine gebrechliche Stimme von hinten ins Ohr, kaum, dass ich mich gesetzt habe.

Ich drehe mich auf meinem Sitz um, mit Ellbögen habe ich den letzten Fensterplatz ergattert, und erkenne ein altes Omchen hinter mir, mit schlecht sitzender Perücke und vorstehenden Zähnen.

„Ich bin Kabuto“, sage ich mit wenig Enthusiasmus und verkneife es mir zu fragen, wer sie ist, denn im Moment überlege ich immer noch meine Aufmischstrategie für die Mistkerle vom Lottowissenschaftsinstitut.

„Wie bitte?!“, plerrt sie noch etwas lauter.

„ICH BIN KABUTO!“, schreie ich nach hinten und ihre Perücke weht ein paar Zentimeter zur Seite.

„Da müssen Sie doch nicht gleich so schreien, mein Junge!“, erdreistet sie sich und rückt ihre Haare zurecht.

Ich drehe mich wieder nach vorne und beginne damit, alle um mich rum zu ignorieren. Sowohl die alte, schwerhörige Lady, als auch den dicken Kerl neben mir, der mehr Platz braucht, als er dürfte, die Durchsagen des Busfahrers, die mich nicht betreffen, das schmusende Paar vor mir und die zig Kinder, die durch den Bus turnen, laut rumschreien, Seifenblasen blasen, mit ihren MP3-Playern angeben und einfach nur nervig sind.

An mir zieht die Landschaft vorbei und der Kopf des dicken Typen ruht auf meiner Schulter, seit er vor einigen Minuten eingeschlafen ist. Wir fahren nun schon seit über einer Stunde und der Verkehr wird immer zähflüssiger. Mit Sorgenfalten auf der Stirn bemerke ich, dass auch der Bus immer langsamer wird, als plötzlich die Stimme des Fahrers durch den Bus dringt und wir stoppen.

„Aufgrund einer Convention in der Nähe unseres Zielortes, verzögert sich unsere Fahrt ein wenig. Aber ich rechne damit, dass sich der Stau bald auflöst und wir weiterfahren können“, gut gelaunt hängt er das Mikro wieder weg.
 

Es ist Nacht, dunkel und kalt. Der Typ neben mir gibt nur wenig Wärme ab, die alte Frau hinter mir murmelt leise vor sich hin und aus der Gegenfahrbahn kommen immer wieder Lichter, die hämisch an uns vorbei zischen. Ich bin in einen braunen Kartoffelsack gehüllt, die der Busfahrer vorhin an alle als eine Art Decke verteilt hat. Meine braune Kappe habe ich tief in die Stirn gezogen und meine Brille abgesetzt. Meine Gedanken sind bei Oro-sama, der sicher seit Stunden verzweifelt vor dem leeren Teller fürs Abendessen sitzt. Wahrscheinlich nagt er bald den Tischrand an.

Der Bus kriecht in Schneckentempo voran und vor allem die Kinder sind schon recht ungeduldig. Eines von den Kackbratzen zupft ständig an meiner Kappe rum, haut mir gegen den Hinterkopf und läuft dann kichernd weg. Ich versuche es so gut es geht zu ignorieren, aber langsam geht mir die Geduld aus. Der Kerl neben mir sabbert auf meine Schulter und je weiter ich zum Fenster rücke, desto mehr werde ich eingequetscht.

Eine Hand langt von hinten auf meine Schulter und tippt mich an.

„Ja, Hallo, wer sind Sie denn?“

Ich drehe mich mit einer Miene um, die sowohl Verwirrung, als auch Genervtheit widerspiegelt und sage in so normalem Ton wie nur irgend möglich: „Ich bin Kabuto.“

„Waas, wie bitte?“!, die offensichtlich total verwirrte Alte hält eine Hand über ihr Ohr und dreht es mir zu, damit sie besser hören kann.

Ich lege meine Hände auf die Rückenlehne, drehe mich ganz um und hole tief Luft.

„Ich bin Ka-…GAAAAHHH!“, von der Seite schießt eine Tube Seifenblasen auf mich zu und trifft mich im Gesicht. Die Lauge rinnt mir in Augen, Mund und Nase, macht mich fast blind und treibt mich zur Weißglut. Ich fische hektisch nach meiner Brille, aber ein lautes KNACK sagt mir, dass sie wohl gerade zu Boden gefallen und zu Bruch gegangen ist.

Lautes Kinderlachen und Geschimpfe vom Typ neben mir, den ich gerade aufgeweckt habe, bringt mich wieder halbwegs zur Räson. Ich wickle den Kartoffelsack mehr um mich, drehe mich in eine halbwegs bequeme Position zurück und warte, bis wir endlich ankommen. Wenn ich erst Millionär bin, dann werden sie das bereuen.
 

Es ist kurz nach Mitternacht und der Bus hält mit quietschenden Bremsen am Zielort.

Alles strömt nach draußen, rempelt sich gegenseitig an und verteilt sich in einer breiten Masse aus Menschen, die seltsam gekleidet sind. Ich kann immer noch nichts sehen, meine Augen leuchten wegen der Seifenlauge blutrot in der Dunkelheit und der braune Kartoffelsack, der mir Wärme spenden soll, sowie die braune Kappe, machen mich in der Dunkelheit für andere weniger sichtbar – vor allem für andere Autofahrer.

Ich steige aus dem Bus aus, weiche tänzelnd einigen hupenden Lichtkegeln aus und knalle mit dem Kopf gegen ein Schild, von dem ich schwer hoffe, dass es ein Straßenschild ist.

Mit zusammengekniffenen Augen lese ich „Pokemon-Convention“ – ich suche aber „12345 Fake-Street“ verdammt!

Mit ausgestreckten Armen taste ich mich voran und suche nach weiteren Schildern, als ich gegen einen Menschen stoße.

„Oh, entschuldigen Sie“, sage ich und schiebe mir eine Brille auf der Nase zurecht, die ich gar nicht aufhabe. „Ich suche die 12345 Fake-Street, können Sie mir bitte die Richtung sagen?“

Mein Gegenüber sagt so lange gar nichts, dass ich schon befürchte, in einen Laternenmast geknallt zu sein. Erst nach einigen Sekunden höre ich die zittrige, aber mir vertraute Stimme: „Hallo? Aber Hallo, wer sind denn Sie?“

Meine Augenbraue zuckt, meine Augen brennen, ich habe den Geruch von Seifenlauge in der Nase und einen bitteren Geschmack im Mund. Mir ist kalt, mein Meister ist sicher schon verhungert, ich bin pleite, blind, brillenlos und so weit weg von zu Hause, dass ich fürchte nie mehr ins Märchendorf zurück zu finden … und dann kommt diese Oma an und fragt mich zum x-ten Mal, wer zum Teufel ich denn sei.

Ich packe sie an beiden Schultern, schüttle sie wie wild und schreie sie von wenigen Zentimetern Entfernung an.

„ICH BIN KABUTO! KABUTO, VERDAMMT! ICH BIN KABUTO, KABUTOOOO! ICH BIN KABUTO, KABTUO, DU ALTE FURZKUH!!!“

Plötzlich knallt mir von hinten etwas Rundes an den Kopf und ich lasse reflexartig die alte Frau los. Und da, wieder! Ein rundes Ding, wahrscheinlich ein Ball, knallt mir mitten auf die Nase und ich stolpere erschrocken zurück, als ich mit meiner trüben Sicht und meinen rot-glühenden Augen, kleine Kinder ausmachen kann, die auf mich zurennen.

„Ich fang es als erster ein!“, schreit eines, das von links kommt und schmeißt einen weiteren Ball, der mich mit seiner Wucht fast zu Fall bringt.

„Nein, das Kabuto gehört mir!“, schreit ein anderes, das von rechts kommt und ein weiterer Ball fliegt mir an die Birne, der mich zu Boden wirft.

„Ich will der Allerbeste sein!“ Bälle regnen auf mich hernieder und verpassen mir blaue Flecken und Schürfwunden.

Ich bin auf den Rücken gefallen, verheddere mich in meinem Kartoffelsack und komme nicht mehr hoch. Wie ein Käfer krebse ich auf dem Boden rum und wippe verzweifelt hin und her, in der Hoffnung, ich komme wieder auf die Beine.

Ich verteidige verzweifelt rufend meine Existenzberechtigung und strample mit den Beinen: „Kabuto, Kabuto, Kabuto…“

Das letzte was ich höre ist ein, von Fans verzerrt gesungenes Lied, das meine Ohren abfallen lässt…

I catched the pokemon for you~

I even punched it blue for you~

I bought Kabuto-Shirt, and for you too~

let’s wear it every day~
 

________________________________________________________________

Sooo, Stifte weg, besser wirds nicht mehr. x’D

Ein fettes Danke an alle, die Kommentare in Form von Kritik und/oder Lob dalassen und schon dagelassen haben.

Ein letztes Kapitel von Oro wird’s wohl noch geben. Bis zum nächsten Mal!



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Sternengaukler
2011-02-26T20:16:26+00:00 26.02.2011 21:16
hm... ich finde ja das du mit knapp 90 genug kommis hast Oô davon können andere nur träumen. die umfrage ging hauptsächlich an leute mit wenig kommis.
aber egal. ich habs zumindest (mangels zeit) mal überflogen und finde deinen schreibstil sehr gut.
wenn ich es komplett lesen würde, wäre es sicher fesselnd und was positiv ist: einfach verständlicher text, was den leuten sicher sehr gefällt + guter story.
mach weiter so x)
Von:  Lysette
2010-09-23T15:51:10+00:00 23.09.2010 17:51
omg xDDD
da tut er mir ja schon fast leid xD
das kap ist wie immer echt super geworden.
aber mit pokemon hätte ich das wirklich als letztes in zusammenhang gebracht xD
aber das hat es umo lustiger gemacht^^
mach weiter so^^
Von:  Flecki49
2010-08-15T16:48:44+00:00 15.08.2010 18:48
Hui, ganz schön heftig- Oro ist verhungert^^ Wie ein Kleinkind...
Das Kabuto gehört mir!!! Echt genial, ich liebe es^^
Freu mich schon auf das Oro-kapitel^^
Lg, Flecki^^
Von:  Dwingvatt
2010-08-08T18:24:16+00:00 08.08.2010 20:24
hammer
kabuutooo ich will es haben!!
haha der schluss ist der brüller ^^
Von:  Deoys
2010-08-08T18:23:31+00:00 08.08.2010 20:23
wahaha.. xD zu.. genial. wie gesagt, besser geht es nicht!
konnte mich bei manchen stellen nicht zusammenreißen, und es hat auch einwenig gedauert, bis ich es mich "klarer betrug" gecheckt habe. xD
und die anspielung mit kabuto aus pokemon hat mich als pokemonfan noch mehr gefreut. :>

lG
Deoys


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