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Shadow of the Black Cat

von

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Riskantes Spiel...

Mit leisen, fast schon lautlosen Schritten schleicht er durch den dunklen Flur des Anwesens. Alle paar Meter fällt ein Streifen silbrig hellen Morgenlichts durch eines der Fenster auf der rechten Seite des breiten Gangs auf die hölzernen Dielen vor ihm. Zu seiner Rechten reihen sich mehrere bunt bemalte Schiebetüren aneinander, deren dünne Papierwände die einzige Trennung zwischen ihm und den einzelnen Zimmern des Hauses darstellen. In seiner rechten Hand hält er einen kleinen, zerknüllten Zettel, mit der Anderen umschließt er angespannt die schwere schwarze Schusswaffe. Während er langsam weitergeht, hinterlässt seine durchnässte Kleidung eine Spur aus kleinen Wassertropfen. Er ist sich nichtmal ganz sicher, warum er eigentlich so angestrengt darauf bedacht ist, keinen Laut von sich zu geben... Eigentlich sollte er wohl jemanden auf sich aufmerksam machen, unbemerkt hier herumzuschleichen würde ihn schließlich nicht weiter bringen. Aber irgendetwas an der Atmosphäre in diesem Haus zwingt ihn dazu sämtliche Verteidigungsmechanismen, die er sich in den letzten Monaten antrainiert hat, aufrechtzuerhalten. Er kann förmlich mit jeder Faser seines Körpers spüren, dass die Menschen in diesem Haus gefährlich sind... als würde ihre Aura, ihre Mordlust, durch jede Wand des Altbaus dringen... Sein Herz macht ohne Vorwarnung einen leichten Satz, und er hält mitten in der Bewegung inne, als wäre er zu Stein erstarrt. Er kann es nicht richtig deuten, aber etwas sagt ihm, dass er beobachtet wird...Es vergehen mehrere Sekunden in denen er unschlüssig so verharrt und darauf wartet, dass etwas passiert. Als es um ihn herum aber still bleibt, atmet er etwas erleichtert auf und wischt mit seinem Handrücken über seine noch immer leicht geröteten Augen. Der Gedanke daran in dieser misslichen Lage von jemandem beobachtet zu werden gefällt ihm ganz und gar nicht, denn egal wie sehr er sich auch bemüht, hin und wieder findet doch noch die eine oder andere vereinzelte Träne ihren Weg über seine Wangen... Die Vorstellung daran, welchen erbärmlichen Anblick er jetzt wohl gerade liefert, verschlimmert das leise Pochen in seinem Kopf noch, und er schließt für einen Moment die Augen um tief durchzuatmen. Als er seinen Weg fortsetzten will, blicken seine gelben Katzenaugen plötzlich direkt auf die Klinge eines schmalen, silbernen Schwertes. Nicht nur, dass die Waffe innerhalb des kurzen Augenblicks, in dem er seine Auen geschlossen hatte, auf ihn gerichtet wurde, er hatte in dem leeren Gang weder ein einziges Geräusch gehört, noch die direkte Anwesenheit einer anderen Person ausmachen können. Jetzt stand sie allerdings genau vor ihm und er konnte an ihrer bedrückenden Präsenz spüren, dass es keinen Sinn hatte, sich auf einen Zweikampf mit ihr einzulassen... Als die zierliche Gestalt vor ihm noch einen Schritt auf ihn zu, und damit in das hereinfallende Licht der Morgensonne, tritt, hält er für einen Moment überrascht die Luft an. Vor ihm steht eine junge Frau, nein, eher ein Teenager, mit langen blonden Haaren, die in sachten Wellen über ihren Rücken fallen. Er schätzt sie auf etwa 15 oder 16 Jahre und stellt fest, dass sie für ihr Alter recht klein ist, kaum mehr als 30cm größer als er selbst, und er ist gerade mal 11... Angesichts ihrer Erscheinung schöpft er für einen Moment wieder etwas Mut, hebt blitzschnell die dunkle Schusswaffe in seiner Hand und richtet sie ohne zu zögern auf ihr Gesicht.

„Bist du sicher, dass du das tun willst, Kleiner? Mein Schwert ist kein Spielzeug, weißt du...“

Sie sieht toternst zu ihm hinab und er glaubt ihrer Drohung aufs Wort, doch er ist es gewohnt einem übermächtigen Gegner gegenüberzustehen, ohne den Hauch einer Chance, schließlich war Zagine sein Trainingspartner gewesen. Also schenkt er ihr ein keckes Lächeln.

„Meine Waffe ist auch kein Spielzeug...“

Sie rümpft die Nase über seine Frechheit und rückt ihre Hände am Griff des Schwertes, sowie ihre Füße ein wenig zurecht, so als würde sie in Gedanken eine Checkliste durchgehen, um ihre Angriffspose auch wirklich fehlerfrei auszuführen. Schließlich wirft sie einen erneuten, abschätzenden Blick auf die kleinere Gestalt vor sich, die ihr, über den Lauf einer viel zu großen Schusswaffe hinweg, einen eiskalten Blick zuwirft.

„Was willst du hier, du Zwerg?“

Bei dem Wort >Zwerg< scheint ein leichtes Schaudern durch den Dunkelhaarigen zu fahren und ein bedrohliches Funkeln blitzt in seinen goldenen Katzenaugen auf.

„Von jemandem, der sein eigenes Schwert gerade so um 10cm überragt, lass ich mich doch nicht als Zwerg bezeichnen, du Barbie!“

„Wie war das??!“

Mit wütend zusammengebissenen Zähnen holt sie mit ihrer Klinge aus, um ihm für diese Dreistigkeit eine Lektion zu verpassen, doch zu ihrem Erstaunen, prallt die Schneide ihres Schwertes auf den Körper der Pistole in der Hand des Jungen, der nicht einen Schritt vor ihr zurückweicht, sondern sich mit seinem ganzen Gewicht gegen ihren Angriff stemmt. Verblüfft darüber, dass er ihre perfekt ausgeführte Attacke blocken konnte, tritt sie einen Schritt zurück und mustert ihn eindringlich.

„Wo hast du das gelernt?“

Er lässt die Waffe sinken und wendet den Kopf von ihr ab, ohne Anstalten zu machen ihr zu antworten. Ihrem durchdringenden Blick entgeht aber nicht das sachte Glitzern in seinen geröteten Augen, das er schnell mit dem Ärmel beiseite wischt. Mit einem Seufzen stellt sie ihr Schwert an der Wand neben sich ab und nähert sich langsam der durchnässten Gestalt, die, trotz der Waffe, die er bei ihrer ersten Bewegung sofort wieder auf sie richtet, so ganz und gar nicht bedrohlich wirkt.

„Was sucht du hier, Kleiner?“

Der warme Tonfall der plötzlich in ihrer Stimme liegt, lässt ihn aufsehen. Nach kurzem Zögern hebt er langsam seine rechte Hand und hält ihr wortlos den zerknüllten Zettel hin.

Ihre Augen schweifen kurz über die bereits verwischte, kurze Notiz und es fällt ihr schwer, die engen, hingekritzelten Buchstaben zu entziffern. Während sie noch versucht, den Namen des Verfassers der Nachricht zu enträtseln, nimmt der Junge ihr diese Arbeit ab.

„...Zagine hat mir gesagt ich sollte hier herkommen... bevor er...“

„Zagine?“

Sie hatte diesen bekannten Profikiller zwar nie selbst kennengelernt, doch sie hatte von ihm gehört... Wenn diese Nachricht, wirklich von ihm stammt, erklärte das wohl auch, warum dieser kleine Zwerg ihren Angriff so einfach abwehren konnte. Sie lässt den Zettel in ihrer Hosentasche verschwinden und greift mit einem Lächeln nach der freien Hand des Jungen.

„Komm mit... ich glaube, du bist hier genau richtig... Mein Name ist Sephiria...“
 

Der Hauch eines Lächelns liegt auf Trains Gesicht, als er lautlos durch den breiten Gang des Hauses schleicht, auf dessen alten Dielenboden hier und da das Licht der Morgensonne fällt. Dieses Anwesen hat sich in all den Jahren kaum verändert... Nur das Gefühl, das es vermittelt ist jetzt ein anderes. Die einzelnen Zimmer links von ihm sind jetzt verlassen und die leichte Spannung, die immer in der Luft lag, ist Vergangenheit, seit das Gebäude seine Aufgabe verloren hat. Die Zeiten, in denen Chronos hier noch Kinder mit einem Talent zum Töten ausbildete, sind vorbei. Die Einzige, die nach all der Zeit noch immer hier ist, ist Sephiria... Auch wenn alle anderen bereits gegangen sind, sie hat diesen Ort immer als ihr Zuhause betrachtet. Dieses nostalgische Gefühl, das ihn durchdringt, seit er den Fuß über die Schwelle des Grundstücks gesetzt hat, gibt Train den Hauch einer Ahnung, warum sie geblieben war...

„Wie ich sehe, scheinst du Spaß an unserem kleinen Ausflug zu haben, Train...“

Creeds geflüsterte, belustigte Stimme holt ihn aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit.

Erst jetzt bemerkt er selbst sein Lächeln und lässt es augenblicklich hinter einer Fassade mürrischer Langeweile verschwinden. Creed macht jedoch keine Anstalten seine eigene Vergnügtheit zu verbergen.

„Ich wusste, dass du wieder du selbst werden würdest... Der Tod dieses Wachmanns vorhin hat deine Mordlust wieder geweckt, hab ich recht? Black Cat hat wieder Blut geleckt, nicht wahr?“

In Creeds Worten liegt eine freudige Glückseligkeit, die in Train ein widerliches Gefühl des Verrats an sich selbst auslöst... Es verunsichert ihn, dass sein Plan, den herzlosen, kaltblütigen Killer Black Cat zu spielen, ihn wieder so gefährlich nahe an Black Cat sein heranbringt, auch wenn er den Wachmann draußen nicht wirklich tödlich verwundet hatte... Er hat die Befürchtung, dass Creed völlig bewusst in sein Spiel eingestiegen ist, und dass er selbst drauf und dran ist seine Führung zu verlieren... Er kann spüren, dass der Sturz der Chronos Ältesten für Creed nur an zweiter Stelle steht und dass er es eher darauf abgesehen hat, Train zu zwingen aus seinem Rollenspiel Realität zu machen...

Er kann Creeds durchdringenden Blick in seinem Rücken spüren, während er wortlos vor ihm durch den Flur, zum Zentrum des Hauses schleicht...
 

Ein altbekanntes Gefühl lässt Sephiria von ihrem Buch aufsehen. Für einen Moment lauscht sie konzentriert ins Halbdunkel des spärlich erleuchteten Dojos. Nach einigen Sekunden schüttelt sie seufzend den Kopf. Kurzzeitig hat sie das Gefühl gehabt, als wäre sie nicht allein, aber sie führt dieses paranoide Verhalten auf die Ereignisse des heutigen Tages zurück. Sie ist heute Wege gegangen, die eindeutig von ihrem vertrauten Pfad abdriften... Es ist nur natürlich, dass sie etwas aufgewühlt ist. Das ist schließlich der Grund, warum sie sich hierher zurückgezogen hat... In den Raum, in dem sie die meiste Zeit ihrer Jugend verbracht hatte... Wenn sie irgendwo wieder zu sich finden kann, dann eindeutig hier. Sie atmet erneut tief ein und konzentriert sich wieder auf ihr Buch. Nachdem sie ein und den selben Satz bereits ein drittes Mal gelesen hat, klappt sie den Wälzer frustriert zu und greift stattdessen nach ihrem Schwert. Mit einem Finger fährt sie nachdenklich über die glänzende, schwarze Klinge, bevor sie sich aufrichtet und lautlos in die Mitte des quadratischen Raumes geht, um sich mit ein paar Schwertübungen abzulenken. Sie setzt gerade zum ersten Schwung an, als ein Geräusch sie innehalten lässt. Reglos fixiert sie die Richtung aus der die leisen Schritte kamen. Ihre Atmung verlangsamt sich und sie kann spüren, dass ihr Gefühl sie vorhin doch nicht getrügt hatte. Jemand versucht sich an sie heranzuschleichen... Sie kann die, auf sie gerichtete, Blutlust spüren...

„Wer auch immer du bist, zeig dich gefälligst!“

Die Bestimmtheit ihrer Stimme wird von der schleichenden Drohung, die in ihren Worten steckt, noch verstärkt. Plötzlich wird direkt vor ihr die dünne Schiebetür des Dojos grob beiseite gestoßen.

„Morgen, Sephni... Mann.. der Ton in deiner Stimme gerade, hat mich wirklich an die alten Zeiten erinnert...“

„Ich hatte nicht damit gerechnet, dich so schnell wiederzusehen, Heartnet... soll das heißen, dass du deinen Auftrag nicht erfüllen kannst?“

Genau wie sie es erwartet hat, huscht ein kleines Lächeln über Trains Gesicht. Trotzdem spürt Sephiria einen Hauch Unsicherheit in sich aufsteigen. Ein solches Lächeln war sie von Train nicht gewohnt... es wirkte irgendwie... falsch... Mit einem kalten Gesichtsausdruck tritt er einige Schritte auf sie zu, wobei seine Hand langsam und unauffällig nach Hades' Griff tastet.

„Mach dich nicht lächerlich, Sephiria... Gab es jemals einen Auftrag, den Black Cat nicht hätte erfüllen können..?“

Der Tonfall in seiner Stimme verwirrt sie, genau wie die Tatsache, dass er wie eine hungrige Raubkatze um sie herumschleicht... Die Hand fest am Griff ihres Schwertes folgt sie mit den Augen misstrauisch jeder seiner Bewegungen.

„Soll das heissen, dass du Diskens bereits aus dem Weg geräumt hast?“

Train lässt ein sarkastisches Lachen vernehmen.

„Immer der Reihe nach... du weißt warum ich hier bin...nicht wahr? Also, wo ist es?“

Nach kurzem Zögern greift Sephiria in ihre Jackentasche und zieht ein schmales Glasröhrchen hervor, das mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt ist. Trains Augen fixieren das unscheinbare Objekt für einen Moment, woraufhin Sephiria es blitzschnell wieder im Innern ihrer Tasche verschwinden lässt.

„Du kriegst es, sobald ich Ergebnisse sehe.“

Wieder wandert ein seltsames Lächeln über Trains Gesichtszüge, das Sephiria einfach nicht entschlüsseln kann und das ihr das beunruhigende Gefühl gibt, als hätte er sich in den letzten Stunden völlig verändert...

„Keine Sorge,... Ich habe deinen Auftrag zwar nicht ganz nach deinen Angaben ausgeführt, aber ich denke was ich dir zu bieten habe, ist sogar noch besser...“

Sephiria mustert ihn misstrauisch.

„Inwiefern besser?“

Train hebt lächelnd seine Waffe und feuert ohne große Worte eine Kugel in das Dach des Dojos ab, sodass einige kleine Holzspäne neben ihm zu Boden rieseln. Gerade als Sephiria den Mund öffnet, um ihn dafür zurechtzuweisen, spürt sie eine bedrohliche Präsenz direkt hinter sich. Das Geräusch zerreisenden Papieres lässt sie herumwirbeln, als ihre Augen jedoch die Person, die grinsend in den Raum tritt, erkennen, gefriert sie mit erhobenem Schwert zu Eis, nicht in der Lage auch nur ein Wort zu sagen. Das Einzige, das den Hass, der mit Creeds Anblick in ihrem Innern zu brodeln beginnt, noch überschattet, ist die Erkenntnis, dass sie ausgespielt wurde, und das von jemandem, den sie eigentlich, trotz allem noch als eine Art Partner betrachtet hatte. Sie wirft einen Blick über die Schulter zu Train, dessen eiskalte Miene keinen Spielraum für Zweifel lässt. Er hat sie verraten und sich mit ihrem schlimmsten Feind verbündet um sie zu töten... Noch viel schmerzhafter für Sephiria, als diese grausame Wahrheit, ist aber die Gewissheit in ihrem Herzen, dass es ihre eigene Schuld war... Schließlich hatte sie Train durch ihren verachtenswerten Plan allen Grund für seinen Verrat gegeben... Und jetzt muss sie einsehen, dass sie in der Falle sitzt... Gegen Black Cat und Creed Diskens würde selbst ihr nur eine gewaltige Ladung Glück helfen... Ihre einzige Chance besteht also darin, dass eine der Wachen Trains Schuss vorher gehört hat und sie lange genug Zeit schinden kann, bis ihr Hilfe geschickt wird... Sie wirft Train einen beherrschten Blick zu.

„Ich gebe zu, du überraschst mich, Heartnet... Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du mich so eiskalt verraten würdest...“

Train erwidert ihren Blick nur kühl.

„Du wolltest, dass Black Cat zurückkehrt... Und du hast bekommen was du wolltest, Sephni...“

Er richtet mit ruhiger Hand seine Hades auf Sephiria, während sein Blick zu Creed wandert, als dessen leises Kichern durch den Raum hallt.

„Ich muss mich wirklich bedanken, Train... Es ist Ewigkeiten her, seitdem ich einen derart unterhaltsamen Morgen erlebt habe....hehe...“

Creeds Zunge fährt begierig über seine Oberlippe, während er langsam die unsichtbare Klinge seines Schwertes aus der Scheide zieht.

„Erst Sephiria Arks... und dann die Ältesten... und am Ende dieses Tages wird die Welt frei sein von Chronos...“

Sephiria stockt bei seinen Worten der Atem und ihre Hände umschließen den Griff ihres Schwertes so fest, dass es beinahe schmerzt, doch Train unterbricht die Spannung, die Creed mit seinen Worten in den Raum geworfen hat.

„Immer langsam, Creed...“

Er wirft ihm einen ernsten Blick zu, der ihm zu verstehen gibt, dass er das Zeichen zum Angriff gibt. Schließlich kann Train es nicht riskieren, dass das Fläschchen mit dem Serum während des Kampfes zerstört wird. Er lässt seine Hades wieder in dem Halfter an seinem Bein verschwinden und geht mit betont lässigen Schritten auf Sephiria zu, die augenblicklich ihr Schwert auf ihn richtet.

„Wow... nur keinen Stress, Sephni... wie wärs, wenn du so ehrlich wärst, mir meinen Lohn zu übergeben? Schließlich habe ich dir Creed Diskens geliefert, und das war es doch, was du dir gewünscht hast...“

„Tss, für wie blöd hältst du mich Heartnet? Sobald ich dir das Serum gebe, werdet ihr beide mich töten!“

Für einen Moment ist Sephiria über ihre eigene Vernunft überrascht. Sie hatte beinahe damit gerechnet sie würde, sollte sie Creed Diskens noch einmal gegenüber stehen, sämtliche Vernunft verlieren und all ihre Gedanken nur noch auf seinen schnellen Tod lenken... Doch in diesem Augenblick ist ihr Kopf hellwach... und konzentriert...

Train wirft ihr einen gespielt beleidigten Blick zu.

„Für wie herzlos hältst du mich... Nein, ich mache dir ein ganz anderes Angebot... Ich biete dir die Gelegenheit, Creed selbst zur Strecke zu bringen... Gib mir das Serum, und ich gebe dir die Chance auf einen Eins-gegen-Eins-Kampf mit Creed... ich schwöre, dass ich mich nicht einmischen werde, ehe einer von euch tot ist.“

Creed wirft Train einen fragenden, doch auch teilweise neugierigen Blick zu.

„Das ist nicht was wir abgesprochen haben, Partner...“

„Soll das heissen, dass du es dir nicht zutraust sie zu besiegen, Creed?“

Das Grinsen auf Creeds Gesicht verblasst für einen Moment.

„Du solltest über so etwas nicht scherzen, Train...“

„Schön, ich nehme den Deal an!“

Überrascht von Sephirias plötzlicher Kooperation starrt Train einige Sekunden auf ihr unergründliches Gesicht.

„Aber ich gebe euch eine Bedingung... Bei diesem Kampf werde ich alles geben müssen und ich will nicht, dass dieser Ort hier zerstört wird... Wir tragen das Duell in den unterirdischen Übungsräumen der Numbers aus...“

Mit einer selbstbewussten Geste wirft sie ihre goldene Mähne nach hinten und sieht Train fest in die Augen.

„Und sobald ich mit Creed fertig bin, wirst du als nächster durch meine Klinge sterben, Heartnet...“
 


 

Sven weiß nicht recht, was er mit sich anfangen soll. Da er keine einzige Zigarette mehr besitzt, trinkt gerade seinen dritten Becher Kaffee, die er im übrigen nicht zu bezahlen gedenkt, und lässt den Blick nervös über seine Umgebung streifen. Eve betrachtet ihn gleichzeitig besorgt und mit einem grimmigen Ausdruck in ihrem schmalen Gesicht. Der Besitzer des Kiosk, vor dem die Beiden nun seit beinahe einer Stunde wortlos herumlungern, betrachtet das eigenwillige Paar ungehalten. Schließlich hält Eve Svens Schweigen nicht mehr Stand.

„Sven! Was tun wir jetzt?!“

Bei ihren unvermittelten Worten zuckt Sven zusammen und schüttet eine ordentliche Portion Kaffee über den Ärmel seines weißen Anzugs.

„Was-...verdammt.... Was meinst du, Eve?“

Sie verschränkt mit einem strengen Blick ihre zierlichen Arme vor der Brust und starrt wütend zu ihm hinauf.

„Stell dich nicht dumm! Ich will wissen, was wir wegen Train unternehmen!“

„Ich wüsste nicht, was uns das angeht... Es ist allein seine Entscheidung, wenn er plötzlich wieder Spaß daran hat Leute umzubringen...“

Der Kioskbesitzer wirft Sven über seine aufgeschlagene Zeitung hinweg einen misstrauischen Blick zu, sodass dieser Eve einige Schritte beiseite zieht und seine Stimme senkt.

„Ich wüsste nicht was wir dagegen unternehmen sollten...“

Eves Augen, die teils entsetzt und teils enttäuscht zu ihm aufblicken, versetzen Sven einen unangenehmen Stich.

„Du bist ein Idiot so etwas zu sagen, Sven... und du bist ein erbärmlicher Sweeper, wenn du Trains offensichtliche Fassade nicht durchschauen konntest...“

Ihre Stimme ist eher ein leises Flüstern, als das anklagende Murren, dass er sonst von Eve gewohnt war.

„... und du bist ein noch viel erbärmlicherer Freund, wenn du tatsächlich daran glaubst...“

Ihre Worte treffen Sven wie ein Schlag in den Magen. Für einen Moment starrt er Eve, in deren Augen jetzt winzige Tränen glitzern, nur fassungslos an.

„Ich... ich.. weiß, dass du recht hast, Eve...“

Er geht vor dem kleinen Mädchen in die Hocke, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein und greift sachte nach ihrer Hand.

„..Aber ich weiß wirklich nicht, was wir diesmal unternehmen sollten... So wie Train sich verhalten hat, will er uns vermutlich mehr als alles andere aus der Sache raushalten... Und wenn er es wirklich ernst meint, glaube ich kaum, dass wir ihn so einfach aufspüren können... Außerdem hängt das Ganze mit Chronos zusammen und die Numbers sind einfach eine Nummer zu groß, für einfache Sweeper wie uns...“

Sven kommt sich reichlich erbärmlich vor, während er diese Worte ausspricht. Aber er hat das Gefühl diesmal die richtige Entscheidung zu treffen, wenn er sich und Eve aus der Sache raushält. Er kann spüren, dass heute etwas vor sich geht, das einfach oberhalb ihres Möglichen steht... und er ist schließlich nicht nur für sich, sondern auch für Eve verantwortlich... Er kann sie diesem Risiko einfach nicht aussetzen... Seine Entscheidung ist logisch und vernünftig... Warum fühlt er sich also so verdammt schlecht..?

Sein Blick wandert wieder zu Eve, die ihre kleinen Hände zu Fäusten geball hat und auf den Boden zu ihren Füßen starrt.... Hin und wieder fallen einige glänzende Tränen vor ihren Schuhen auf den staubigen Asphalt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KuroMikan
2011-03-28T03:26:40+00:00 28.03.2011 05:26
O.o wieso macht er das???
XD na egal is jedenfalls ein suuuuper geiles kapi^^
freu mich schon aufs nächste
Von: abgemeldet
2011-03-27T18:21:35+00:00 27.03.2011 20:21
Jep, ich gebe zu, das ist mehr so eine Art "Übergangs-Kappi"^^
Keine weltbewegende Wendung drin, aber ansonsten wäre das nachfolgende Kapitel einfach zu lang gewesen... und es dient als vorbereitung auf den großen Showdown! ;DD
Also bitte nich enttäuscht sein, wenn das Kapitel nicht eure Erwartungen erfüllt... wie gesagt: das Finale kommt noch ;)
glg
fuel


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