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Haltet Stille in den Hallen

von

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Warten auf das Fleisch

Warten auf das Fleisch
 

Liko führte Saber einen ganz anderen Weg, als er selber hätte genommen. Er verspürte eine große Dankbarkeit gegenüber dem kleinen, jungen Outrider, der sich tapfer von Flur zu Flur mit ihm schlich. Die Dunkelheit war zermürbend. Immer wieder mussten sie stehen bleiben, um sich zu orientieren.

„Die meisten sind in den oberen Ebenen. Ich weiß nicht wieso. Dort haben sie die Kommandobrücken und die oberen Quartiere in Beschlag genommen.“, erzählte er flüsternd. „Ich glaube, sie kommen nur nach unten, wenn sie etwas hören und Beute vermuten.“

Saber dachte nach. „Was ist denn oben anders als unten?“, wollte er wissen.

Liko blieb stehen und legte den Kopf leicht schief. Eine Geste, die er schon unbewusst von seinem Kommandanten übernommen hatte, obwohl er diese hasste.

„Ich bin mir nicht sicher, ich glaube, es ist die Temperatur. Oben ist es deutlich wärmer, so oder so.“

„Die Temperatur....“

Liko nickte. „Hier unten ist als erstes alles ausgefallen und somit war es oben sowieso länger wärmer als hier unten. Da ist es bestimmt immer noch recht mollig. Unser Stoffwechsel ist langsamer als eurer. Deswegen haben wir es gerne ein bisschen wärmer.“ Liko stockte in seinen Erzählungen und musste kurz an Jesse denken, der fast jeden Morgen fluchend die Heizungen runter gestellt hatte und teilweise unter Strafe verboten hatte, sie wieder rauf zu stellen. Das Ergebnis war folgendes: Hunderte frierende Outrider, ein zufriedener Kommmandant. Liko schüttelte missmutig den Kopf.

An einer kleinen Tür blieb er stehen. „Da durch, da kommen wir zu den Waffenkammern.“

Saber öffnete sie einen Spalt breit, schaute angestrengt ins Dunkeln und versuchte, etwas zu hören. Alles war ruhig, bis auf das zornige Summen der Notfallbeleuchtungen.

Liko hatte sich hinter ihm versteckt und Saber stellte verwundert fest, dass er den jungen Outrider zittern spüren konnte.

Er leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Gang, der sich vor ihm auftat...und wunderte sich. Direkt ihm Gegenüber konnte der Jesses Stiefel sehen. Sie waren wieder am Ausgangspunkt.

Aber wo waren Colts Stiefel. Sie waren nicht da. Saber schöpfte Hoffnung. Wenn Colts Stiefel nicht da sind, musste es bedeuten, dass er sie geholt hatte, nachdem die Wesen sie angegriffen hatten. Das würde dann wiederum bedeuteten, dass er lebte und das es ihm gut ging. Er warf einen Blick auf Likos Schuhe. „Klappern die?“, fragte er.

Liko guckte überrascht, verstand dann aber und schüttelte den Kopf, „Die sind ganz leise.“

Dann traten sie gemeinsam in den Gang.

Saber erkannte die Richtung, in der er gerannt war und begriff, dass er im Kreis gelaufen war, als er vor den Ding weggerannt war. Liko hatte ihn einfach wieder von der anderen Seite zurück gebracht, war dem Kreis also praktisch weiter gefolgt. Nun sah er wieder die Gabelung vor sich. Links zu den Waffen, rechts war er hinunter gelaufen und Colt war hier in den Flur geworfen worden.

Saber ließ den Schein der Taschenlampe über den Flur gleiten, bis er auf zwei tote Wesen fiel, die an einer Tür lagen. Dem einem hingen fremde Gedärme aus dem aufgerissenem Unterleib. Um dem Kopf des anderen hatte sich eine eklige grüne Pfütze gebildet. Liko gab einen kehligen Laut von sich und schüttelte sich unwillkürlich.

Saber schien nun in die andere Richtung. In der, wo die Waffenkammer war. „Komm,“, flüsterte er und schlich an der Wand entlang, versuchend, die Augen überall zu haben. Liko folgte ihm und klammerte sich dabei an Sabers Jacke.

Vor der Tür zur Waffenkammer schob er Liko behutsam von sich weg und drehte den Knauf. Nichts. Verschlossen.

Liko lächelte sonnig und zeigte auf einen kleinen, grauen Kasten mit einer Schalttafel, auf der Symbole waren, die Saber nicht kannte.

„Da kannst du ja froh sein, dass du mich hast“, flüsterte Liko und lächelte von einem Ohr zum anderem. Saber wuschelte ihn über den Kopf und brachte das ohnehin zauselige Haar durcheinander, was dem jungen ein fröhliches Glucksen entlockte.

Sein blauhäutiger Begleiter drückte eine Tastenkombination und nach und nach leuchtete Lämpchen von rot nach grün auf, bevor die Tür mit einem Summen aus dem Schloss fiel.

Der Anführer der Star Sheriffs stand in einem Raum, der mit Regalen und Metallgestellen voller Waffen ausgestattet war.

„Ich glaube, das wird doch noch ein guter Tag.“, meinte er und zog Liko mit sich, um ihn mit den Funktionen einer leichten Waffe vertraut zu machen.

Das erwies sich als schwieriger wie erwartet. Liko hatte tatsächlich noch nie in seinem Leben eine Waffe gehalten. Es war nicht mal so, das Liko zu dumm wäre, um sich Wissen über die Waffe anzueignen, die Saber für ihn ausgewählt hatte. Liko hatte schlichtweg Angst vor dem Ding. Er traute sich kaum, es in den Händen zu halten, aber als Saber sie dann entsicherte und Liko anwies auf ein Ziel innerhalb des Raumes zu schießen, hatte Liko die Augen zugemacht, einen Finger in ein Ohr gesteckt und versucht, mit der anderen Schulter das andere Ohr zu bedecken. Saber schüttelte resigniert den Kopf. So wird das nichts werden, dachte er, als er sah, wie Liko bei dem Schuss zusammen zuckte und die Waffe auf den Boden fiel.

„Vielleicht machen wir das lieber anders,“, sagte er und nahm sie ihm wieder aus der Hand. Liko lächelte dankbar aber verschämt. „Tut mir echt Leid. Ich kann ja so einfach viele tragen, für den Fall das deine dann mal leer sind.“

Saber lachte. „Für den Fall nehmen wir besser nur Munition mit, das ist leichter.“

Saber packte sich die Taschen voll Munition und gab dann Liko welche, die er umsichtig in seinen Taschen verstaute.

„Nun Komm, ich muss nach Fireball schauen. Dazu müssen wir wieder zwei Stockwerke hoch durch den Leiterschacht.“

Sein grünlockiges gegenüber verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte Angst, durch den dunklen Schacht zu klettern. Aber er hatte mehr Angst alleine zu bleiben.
 


 

Es war schon komisch. Es war, als wäre die Wirklichkeit, wie er sie kannte, durch ein großes, schwarzes Loch einfach aufgesaugt worden. Genau so, wie auch diese Wesen das Blut ihrer Opfer einfach in sich aufsaugten, existierte nun für ihn keine Realität mehr. Er bewegte sich mit einem völligem Automatismus, der über ihn gefallen war wie die Nacht.

Colt lag schwer zwischen ihnen, immer noch ohne Bewusstsein, aber Lühr trug die meiste Last.

Schwach rote Deckenleuchten huschten über sie hinweg, während sie durch fremde Flure schlichen, von denen einer aussah wie der nächste. Fireball konnte sich nicht mehr orientieren. Selbst wenn er nur versuchte sich zu erinnern, in welcher Richtung sie nach der letzten Biegung gegangen waren, er schaffte es nicht. Er schaffte keinen zusammen hängenden Gedanken mehr. Lühr warf ihn über Colts Schulter hinweg einen besorgten Blick zu. Der Junge hatte ein dreckiges Gesicht. Unter seinen Augen hatten Tränen kleine, helle Kanäle hinterlassen.

Sie hatte das Bedürfnis nach einer Pause, wollte ihn gern einfach in den Arm nehmen und ihn trösten.

Sie hatte viele Freunde und Kollegen verloren, aber, so dachte sie, für ihn war es sicherlich, als hätte er alles verloren. Sein Cowboyfreund so gut wie tot, der andere war es vermutlich schon und noch hatte der Junge keine Ahnung was dank Jesse noch auf ihn zukommen würde. Colt machte ihr auch Sorgen. Selbst wenn sie es schafften, bis in den Hangar zu gelangen, so stellte sich doch die Frage, ob er einen Dimensionssprung überhaupt überleben würde. Sie bezweifelte es doch stark. Für Menschen war es ohnehin nicht ungefährlich, aber wenn diese noch verletzt waren, standen die Chancen gleich Null.

„Jesse, wir müssen eine Pause machen.“ flüsterte sie.

Jesse drehte sich zornig nach ihr um. Das Funkeln in seinen Augen wollte ihr heute gar nicht gefallen.

„Sei still, verflucht noch mal, willst du uns alle umbringen?“, zischte er. Lühr setzte Colt vorsichtig ab und lehnte ihn an einer Wand. Es waren nur noch wenige Meter, aber sie wollte Zeit schinden. Sie wusste, dass sie in der Lage war, auch in Jesse Dinge wach zu rufen, die er in den Jahren bei den Outridern nicht vergessen hatte. Sie zeigte auf Colt und Fireball, der teilnahmslos neben seinem Freund Platz nahm und sich an dessen Schulter lehnte.

Jesse verdrehte die Augen. „Schon gut, wir machen fünf Minuten Pause, aber leise.“, presste er zwischen den Zähnen hindurch und bemerkte nicht die Crawler, die sich am Ende des Flures gesammelt hatten und zwar genau dort, wo der Durchgang zum Hangar war. Sie gaben keinen Laut von sich, wiegten sich still in der Menge und hielten ihre dünnen Spinnenbeinchen eng am Körper.

Oh ja, sie waren ganz still.

Sie hatten gelernt.

Still gelernt...
 

Sie ...
 

...rochen das Fleisch, das blutende Fleisch. Und den Schweiß, den salzigen Saft, den sie ausschieden. Sie sahen sie nicht, aber sie hörten ihr Flüstern. Ihr leises Gemurmel. Hörten es wie Donnern ihn ihren Köpfen.

Sie rochen auch ihre Angst. Den bitter – süßen Geruch von Angst, vermischt mit anderen Dingen.

Doch sie waren immer leise. Immer leise und regten sich nicht, bewegten sich nicht, bliesen nicht ihren Atem aus, wenn sie in der nähe waren.

Dachten, dass sie schlau sind.

So schlau, mit ihren Körpern voll Blut und ihren sehenden, wissenden Augen.

Augen, die groß wurden wenn sie sie sahen und sich für immer schlossen, wenn sie gingen.

Nun war es Zeit, selbst still zu sein, sich nicht zu rühren.

Denn sie lernen,

lernen langsam, aber sie tun es.

Und nun warten sie.

Warten auf das Fleisch.....
 

.....
 

....
 

Fireball schaute Lühr zu, wie sie nach Colts Puls fühlte. Noch war er da. Sie lächelte ihn aufmunternd zu und Fireball lächelte müde und erschöpft zurück. Jesse hatte sich neben Fireball gesetzt und an die Wand gelehnt und sah die hellen Schieren auf dessen Gesicht. Nicht nur das. Der Junge strahlte auch eine fiebrige Hitze aus. Er hatte auf jeden Fall Fieber bekommen. Fuck, er hasste das. Er hasste das Gefühl, dass sich dabei in ihm ausbreitete. Es schmeckte nach Schuld und fühlte sich an wie kleine Nadelstiche unter der Haut. Hier zu sitzen und den Kleinen neben sich zu haben, machte ihn krank. Nervös strich er sich mit den Händen durch das blaue, mittlerweile sehr strähnige Haar und seufzte.

„Ich werde mal schon vor gehen. Es ist nicht mehr weit. Ich komme gleich zurück und hole euch. Ich mache schon einen Gleiter fertig.“, sagte er und stand wieder auf.

Fireball hielt ihn am Arm zurück. „Warte, geh nicht alleine. Bleib lieber.“

Jesse schüttelte ihn ab. „Schon gut, es sind nur noch ein paar Meter, das pack ich schon und ich Komm ja wieder.“ Er versuchte seine Stimme so ruhig und zuversichtlich wie Möglich klingen zu lassen.

„Du fliegst nicht ohne uns? Ohne ihn?“, frage Fireball und deutete auf Colt.

Jesse hockte sich nochmal nach unten und sah Fireball fest in die Augen. „Ich gehe auf GAR KEINEN Fall ohne euch. Ich komme 100% wieder und hole euch. Ich erwarte nicht, dass du das glaubst, aber Lühr wird bleiben und sie weiß, dass ich nicht ohne sie fliege, oder Lühr?“

„Eiskalt“, dachte sie, nickte aber.

„Gut.“, sagte Jesse zufrieden. „Dann wartet. Wenn ich schon einen Gleiter fertig machen kann, werden wir viel Zeit gewinnen, die wir noch brauchen werden.“

„Pass auf dich auf.“ gab ihm Fireball mit auf den Weg als Jesse aufstand. Missmutig knirschte er mit den Zähnen und schloss die Augen.
 

Jesse legte die Waffe in den Anschlag und lugte um die erste der beiden Ecken, die er noch zu meistern hatte um an den Hangardurchgang zu kommen. Nichts, alles war absolut still. Vielleicht schliefen die Wesen auch um diese Zeit, dachte er und entspannte sich etwas.

Seid ziemlich langer Weile hatte er das schreckliche Kreide auf Tafel Geräusch nicht mehr vernommen und auch das Rasseln, dass sie manchmal von sich gaben, war verstummt.

Jesse war ziemlich zuversichtlich. Er würde hier lebend wieder rauskommen, zwei Geiseln haben und alleine dadurch schon in der Rangordnung einen gutes Stück höher kommen. Wenn Nemesis erst mal sah, wie zäh er war und mehr noch, dass er selbst unter Einsatz seines eigenen Lebens an die Zukunft dachte, würde er ihn hoch belohnen. Ein angenehmes Kribbeln bereitete sich in seinem Bauch aus, dass er allerdings nicht genießen konnte. Das andere Nadelspitzengefühl war stark.

Jesse schaute hoch. Letzte Biegung, dann noch einen kurzen Weg und dann war er da. Der Hangar konnte möglicherweise voll von ihnen sein, aber dann würde er sie jetzt schon bald hören können. Und wenn er dann doch noch den einen oder anderem Wesen begegnete, würde er schon mit ihm fertig werden. Er war nun schon in Übung. Er brauchte nur noch durch zu halten. Und das nicht mehr lange. Grinsend legte er seine Waffe über die Schulter, schritt um die letzte Ecke ....

....und erstarrte in seiner Bewegung. Es waren viele, dutzende. Während er sie anstarrte und vorsichtig mit vor Schreck geweiteten Augen zurückwich, hob das erste Wesen seinen Kopf. Weit riß es sein Maul auf und Jesse sah die lange, zusammengerollte Zunge darin liegen wie eine Schlange. Es stellte seine Fledermausohren auf und das Kreide auf Tafel Geräusch bohrte sich von hinten in Jesses Hirn und drohte durch die Schädeldecke wieder triumphierend durchzubrechen.

Sie hatten ihn entdeckt....schlimmer noch.

Sie hatten auf ihn gewartet.
 

Liko schrie laut auf, als er die Schüsse hörte. Dann hielt er sich die Hand vor dem Mund und starrte Saber mit großen Augen an.

Saber brauchte Bruchteile von Sekunden, um zu schalten.

„Das ist hier, hier auf dieser Ebene!“, rief er und drehte sich im Kreis, um heraus zu finden, von woher die Schüsse kamen.

„Liko!! Wo wird geschossen!“, brüllte er und packte den Outrider am Kragen, wobei er ihn heftig schüttelte.

„Ich weiß nicht.....ich...“

„WO?!?!“, brüllte ihn Saber ins Gesicht. „Wo kann dass sein?!“

Liko zwinkerte unentschlossen, drehte sich dann selbst halb um die eigene Achse und als weitere Schüsse fielen, rief er . „Ich glaub, das ist am Hangar!“

Saber packte ihn, schob ihn aus der Waffenkammer und brüllte :“ Hin da, und zwar schnell. Lauf, Liko!“ Und Liko lief.
 

Jesse traf zwei von ihnen sofort, der Dritte strauchelte und und wirbelte tödlich verletzt herum.

Jesse wollte ein weiteres Mal ansetzten, merkte aber, dass er keine Chance mehr hatte, weitere zu treffen. Sie würden ihn erreicht haben, noch bevor er ansetzten konnte. Hinter sich hörte er Lühr seinen Namen rufen, bevor eine Salve von hinten an seinem Ohr vorbei pfiff.

Er duckte sich. „Jesse, runter, weg da!“, brüllte sie und legte erneut an.

Im Dämmerlicht der Notbeleuchtung sah er sie näher kommen, so schnell, dass er Schwierigkeiten hatte, zu zielen.

„Scheiße!“, fluchte er laut und wich weiter zurück bis an die Wand.

„Andere Dinge werden dich dein Leben kosten.“, hörte er immer immer noch Lührs Worte in seinem Kopf, als er durch den brennenden, unglaublichen Schmerz in seinem Unterleib zu Boden gezwungen wurde.
 

Lühr sah, wie sich dutzende von ihnen auf Jesse stürzte. Panik umklammerte ihr Herz, aber nicht ihr Denken. Ruhig setzte sie an, zielte, traf, zielte, traf. Drei taumelten zurück, brachen kreischend zusammen und wanden sich wüst auf dem kalten Metall der Bodenplatten. Zwei waren nun schon über ihn und wühlten mit ihren Rüsseln in blutende Wunden.

Sie setze wieder an, drückte ab....nichts.

Verzweifelt jaulte sie auf und lud routiniert aber mit zittrigen Händen die Waffe nach.

Von sehr weit weg hörte sie wie durch einen Nebel, dass jemand Fireballs Namen rief. Dieser antwortete auch. Nah bei ihr, dann neben ihr und dann nahm ihr Fireball eine Waffe aus dem Halfter.

Der Junge schwankte, aber in seinen Augen konnte Lühr wilde Entschlossenheit sehen, wie sie es nicht für Möglich gehalten hatte.

Nicht du, dachte sie. Weißt du nicht, was er mit euch vorhatte. Fireball feuerte eine schnelle und präzise Salve ab, die eines der Wesen, die sich an Jesse krallten, hart und gnadenlos von seinem Körper riß. Es hinterließ eine lange und dunkle Spur roter Flüssigkeit.

Fireball schoss kurz und hart...und er traf. Erstaunt und bewundernd sah sie ihn an. Die hellen Kanäle auf seinem Gesicht sahen in diesem Licht aus wie Blut.
 

Saber hetzte hinter Liko her um eine weitere Ecke und rief wieder die Namen seiner Freunde. Fireball antwortete ihm, Colt nicht. Saber konnte sich nur schwer ein Schluchzen unterdrücken. Liko gab das Tempo vor und er war schnell. Saber fühlte sich wie ein Hase in einem Feld, der gejagt wurde und nun Haken schlug, um zu entkommen. Zwei mal hätte er beinahe den Bodenkontakt verloren und konnte sich nur mit Mühe und wild um sich wirbelnden Armen auf den Beinen halten.

Schweiß lief ihn in die Augen und verschleierte die ohnehin schon schlechte Sicht.

Dann sah er sie. Erst Fireball, der breitbeinig die Wesen ins Visier nahm, neben ihm Lühr, die mit erhobener Waffe schnelle Salven abschoss. Saber folgte dem Blick der Waffen und sah Jesse am Boden liegen. Vier, fünf von den Wesen hatten sich in seinem Fleisch verfangen und saugten nun gierig.

Liko sackte neben ihm zusammen und legte die Hände vor die Augen. Auf seine Hilfe konnte man nicht zählen. Er konnte froh sein, wenn ihm nicht vor Angst einfach das Herz stehen blieb.

Saber zog seine Waffe und gab die ersten, vorsichtigen und verbitterten Schüsse ab. Auch sie verfehlten ihr Ziel nicht.

Fast hoffte er, sie würden, aber sie taten es nicht.
 


 

Liko zitterte, sein ganzer Körper vibrierte. Er hatte keine Kontrolle darüber. Seine Zähne donnerten aufeinander, so sehr, dass es schmerzte.

In seinen Ohren brüllten die Schüssen, die in dem Flur hallten. Die Lautstärke war unglaublich. Er konnte es im Boden fühlen, konnte fühlen, wie er unter seinen Knien und Händen bebte.

Liko schaute auf und sah die Wesen über den Kommandanten. „Er ist nicht tot!“, wollte er rufen, doch seine Stimme wurde sofort wieder zu ihm zurückgeworfen wie ein Ball im Spiel.

Liko sah, wie die Wesen zu Boden gingen, wie sie sich orientierungslos drehten. Einige hatten nun schon von Jesse abgelassen und nahmen die Angreifer ins Visier, doch die Schüsse kamen von zwei Seiten und der ohrenbetäubende Hall machte es für sie schwer, ein Ziel aus zu machen.

Einige brachen kreischend durch die Wand, brachen einfach durch die Wandlamellen und rissen sich an scharfen Kanten die gläsernen Hinterleiber auf.

Grüner Saft legte sich um die unregelmäßige Öffnung.

Dann fiel der letzte Schuss.

Es war still.

Endlich wieder still.

Likos Ohren rauschten, seine Augen brannten und er schmeckte Rauch auf seiner Zunge.
 

Fireball gab den letzten Schuss ab und sackte dann zusammen. Gerade konnte er sich noch auf den Knien halten. Er merkte, wie jemand ihn unter den Armen griff und leise seinen Namen sagte. War das Saber? Er wusste es nicht.

„Colt...“, brachte er hervor.

„Ich lauf schon.“, sagte Lühr, die sah, dass sich der andere Star Sheriff um den Kleinen kümmerte und ihm vorsichtig auf die Beine half.

„Schon gut,“ hörte er nun Sabers Stimme deutlicher. „Hoch mit dir, wir müssen hier raus, bevor sie wiederkommen.“

„Liko!“ rief er. „Hilf uns!“

Liko sprang auf, sah, dass Lühr mit einem verletzten Mann zu den anderen stieß und lief zu ihr.

„Nimm ihn.“, sagte sie. „Bring sie zum Hangar, schnell.!“

Der Mann war schwer, aber nun nicht mehr völlig ohne Bewusstsein. Stöhnend legte er einen Arm um Likos Hals und versuchte sich schwankend auf den Beinen zu halten.

„Was ist mit ihm?“, fragte Liko sie und deutete auf Jesse, der bleich wie eine Wand am Boden lag.

„Ich kümmere mich um ihn, geh einfach,“ antwortete sie ruhig.

„Und Liko?“... Er drehte sich zu ihr um. „Du brauchst nicht zurückkommen, niemand weiß, dass du noch hier warst. Ich meine nur, wenn du gehen willst...“ Sie sah ihn an.

„Ja M´am, danke.“

Sie nickte.
 

Saber schleifte Fireball zum Hanger und steuerte auf einen der Gleiter zu. Vor ihm mühte sich Liko mit Colt ab, aber er würde es schon schaffen. Hinter ihm konnte sie Lühr hören, die Jesse nun zu einem der Schiffe zog. Vor einem Gleiter warf sie ihn zu Boden.
 

„Lühr, er muss mit uns kommen. Er muss in ein Krankenhaus, sonst stirbt er.“, sagte Fireball, der den Ausdruck in ihren Augen nicht deuten konnte.

„Nein!“, gab sie entschieden zurück. „Er kommt mit mir.“

Sie blickte auf ein paar Anzeigen an der Außenhülle der Gleiter und nickte dann. „Diese haben noch genug Saft um zu eurem Schiff zu kommen. Ich werde diesen nehmen, der hat noch genug Saft für einen Sprung. Danach werden wir schon aufgegabelt.“
 

Fireball zerrte an Saber Jacke. „Wenn sie ihn mit nimmt, stirbt er.“, sagte er.

Lühr trat auf ihn zu , sah ihn streng an und wiederholte beinahe die Selben Worte, die Jesse vor nicht allzu langer Zeit selber gesagt hatte, als es um Colt ging.

„Wenn er stirbt, Pech für ihn, wenn nicht, auch gut.“ dann lächelte sie ihn sonnig an. „Glaub mir, ich werde mich schon um ihn kümmern. Was besseres hat er eh nicht verdient.“ Sie zwinkerte ihn freundschaftlich zu, öffnete den Gleiter und Saber half ihr, Jesse in das Cockpit zu schaffen. Er selbst bezweifelte, dass er überleben würde. Jesse atmete kaum, sein Puls war praktisch nicht mehr tastbar aber er wusste auch, dass er zäh war.

„Hört zu,“, sagte sie nun, während sie selber in den Gleiter stieg. „ Ich will, dass ihr wisst, dass ich euch sehr dankbar für alles bin. Ich weiß nicht , was passiert, wenn wir uns das nächste mal sehen.“

Saber nickte ernst. „Schon gut, das werden wir sehen, wenn es so weit ist. Und es wird so weit kommen.“

Lühr startete die Triebwerke und Saber sah der erstaunlichen, blauhäutigen Frau mit schweren Gedanken nach.
 

Liko hatte Colt in der Zwischenzeit ordentlich angeschnallt und saß nun mit einem zerknirschtem Gesicht neben ihn, als Saber und Fireball sichtlich erschöpft in den Gleiter stiegen.

„Weißt du was, Liko?“, fragte er als nun auch er die Triebwerke startete.

Liko schüttelte den Kopf.

„Ich weiß zwar noch nicht, wo ich dich unterbringen soll, aber ich wette, du kannst jetzt eh erst mal Ferien gebrauchen, oder?“

Als Saber abhob, dachte Liko darüber nach.

Er hatte zwar keine Ahnung, was Ferien waren, aber er dachte, dass es nach etwas leckerem klang.
 

Ende.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LinaW
2009-06-14T12:58:10+00:00 14.06.2009 14:58
Normalerweise bin ich kein Fan von Gruselgeschichten, aber diese FF ist einfach nur genial... Die Mischung aus Spannung und Horror ist perfekt und die Charaktere sind unheimlich gut getroffen. Genauso wie ihre Pseudo-Zusammenarbeit :-) Klasse! Ich bin begeistert!
Von: abgemeldet
2009-06-12T18:47:31+00:00 12.06.2009 20:47
Hallo,

wie ich sehe, ist noch kein Kommentar für deine FF vorhanden, was ich etwas schade finde.
Aber dafür bekommst du einen von mir^^
Ich finde nämlich, dass deine Story dir richtig gut gelungen ist.
Eientlich bin ich der Typ, der nur FF's mit Fire/Aps liest *gesteh*,
allerdings war ich sowas von gefesselt von deiner FF, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen.
Ich habe die ganze Zeit mit gefiebert und gebangt.

Ich kann deine FF nur empfehlen!
Hoffe, man kann mehr von solchen Geschichten von dir lesen.
Einfach Klasse!

*auf Favo-Liste setz*

LG,

Rhianna.


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