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Haltet Stille in den Hallen

von

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Vorgeschichte

Vorgeschichte
 

"Weisen sie sich aus! Sie steuern geradewegs auf die Basis zu! Stoppen sie das Schiff!", Liko knallte mit der Faust auf die Amatur vor sich. Das Schiff, dass mit einer beängstigenden Geschwindigkeit auf die Basis zutrudelte regte sich nicht, gab keine Antwort und machte nicht die Anstallten zu drehen oder zu wenden.

Der Tag hatte relativ angehem für ihn begonnen. Trotzdem er verschlafen hatte war er noch mal ohne irgendwelche fantasievollen Betrafungen davon gekommen. Nicht, dass sein Chef ihn nicht einen Blick zugeworfen hätte, der ihm sagte :" Das wird noch ein Nachspiel haben, Dumpfbacke", aber letztendlich würde das schon wieder in Vergessenheit geraten.War es schon, wenn er sich die nun doch recht prikäre Situation vor Augen hielt. Liko entdeckte das Schiff, wahrscheinlich ein Frachter, möglicherweise auch ein Versorgungsschiff, vor nicht weniger als einer halbe Stunde. Es war nicht ungewöhnlich das Schiffe, die von der Anwesenheit der Outriderbasis keine Ahnung hatte, oft dicht an ihnen vorbeischlingerten, aber hier war es anders. Das Schiff schlingerte nicht vorbei, es kam auf sie zu und es hatte anscheinend auch nicht vor, das zu ändern. Zuerst hatte Liko über Intercom dezent darauf Aufmerksam gemacht, dass sich das Schiff in einer Gefahrenzone befand und sollte es nicht sofort verschwinden, ....es folgten ein paar interessante Drohungen. Niemand anwortete. Über einen Scan wollte Liko herausfinden, ob sich überhaupt eine lebende Person dort befand. Zu seiner Überraschung zeigten die Scans zwar lebende, sich bewegende Objekte...aber irgendetwas stimmt nicht. Und nun war das Schiff bedenklich nahe.

"Ich sage es jetzt zum allerletztenmal, sie wenden sofort oder ich werden dem Überfallkomando die Anweisung geben, das Schiff zu katern, verdammt noch mal!", brüllte er in den Com doch weiterhin regte sich nichts.

Liko fuhr sich nervös mit der Hand durch das lockige grünliche Haar und rief seinen Komandanten.
 

***
 

Es war nicht mal Wut, die ihm überkam. Und zwar deswegen, weil dieser kleine, nichtskönnende Outrider seine Arbeit nicht machen konnte, sprich, einfach eine eigene Entscheidung dazu zu treffen. Es war pure Verzweiflung. Ja, er selbst war bald an dem Punkt, an dem er nicht übel Lust gehabt hätte, sich in seinen Badlander zu setzten, nach Yuma zu fliegen, sich in ein Cafe zu setzten und einfach einen Cappuchino zu trinken.

Liko schilderte ihm die Situation und für Sekunden war es ruhig am anderen Ende. Liko konnte sich seinen Boss in diesem Moment bildlich vorstellen während er selbst nervös wartete, was geschehen würde. Wahrscheinlich stand er grad in irgendeinem Flur, hatte die Augen frustriert geschlossen, versuchte innerlich den Kampf mit sich selbst zu gewinnen, nicht einfach los zu brüllen und legte bestimmt grade eine Hand vor die Augen.

Nach unendlich erscheinenden Sekunden, wobei Liko fast schon wieder aufgelegt hätte : "Wo ist das Problem?" Seine Stimme klang noch ruhig, geradezu geduldig, aber mit einem doch vibrirenden Unterton, der schnell zu einem Erdbeben werden konnte. Liko blickte da auf gute und zuverlässige Erfahrungswerte zurück.

"Nun ja, was soll ich denn jetzt machen?"

Wieder Stille, zwei, drei Sekunden, die Liko eine Gänsehaut auf dem Rücken bescherten.

In Gedanken sah er das Mimikspiels seines Bosses. Kalter Blick, hochgezogene Augenbraue, das leichte Muskelspiel der Kaumuslulatur in den Wangen.

"Soll ich..".begann er, schluckte es aber gleich wieder.

"Nein, schon gut, ich komme", sagte der blauhaarige Mann, der tatsächlich versucht war, mit den Zähnen zu knirschen.
 

***

Liko traf inzwischen eine Entscheidung. Er hatte das Schiff mit einem Leitstrahl gefangen und hielt es nun dadurch in einem gebürenden Abstand von der Basis. Er fuhr mit den Scans fort, die ihm zwar zeigten, dass sich bewegende Lebensformen auf dem Schiff aufhielten, aber keine eindeutige Aussagen über dessen Art machten.

Jesse starrte auf den Monitor, der den Blick auf das Schiff hergab und legte den Kopf leicht schief. Eine Geste, die Liko kannte. Sie bedeutete entweder, dass er einen Gedanken verfolgte oder schon längst eine interessante Idee hatte.

Nun beugte sich sein Chef über ihn und betrachtete die Resultate der Scans. "Sind das Menschen?", fragte er und setzte sich neben den jungen Outrider, der sich schlagartig unwohl fühlte. In seiner Nähe hatte Liko jedesmal den Eindruck erfrieren zu müssen. Unwillkührlich rieb er sich über die nackten Unterarme, um dem kribbligem Gefühl zu entkommen.

Jesse drückte ein paar Knöpfe auf der Konsole vor ihm, drehte ein paar Regler und der Scan änderte sich in Art der Ausführung.

"Versuch ein Signal über die Schirme der Anderen zu bekommen. Können wir ihre Cams anzapfen? Ich meine, können wir sehen, was darin vor sich geht?", fragte Jesse.

Liko dachte kurz darüber nach, dann nickte er. Nach kurzer Zeit flackerte vor ihnen auf einen der Monitore das Innenleben des Schiffes auf. Man sah eine Kommandobrück, eine graue, unbesetzte Satteleinheit stand einsam in einem offenen, dunklen Raum, der nur durch das Blinken von verschiedenen Konsolenlichtern erhellt wurde. Auf dem Boden lagen verstreut einige Gegenstände herum. Jesse konnte eine Mütze ausmachen, eine umgeworfene Tasse, um der sich eine braune Pfütze gebildet hatte. Leere Kisten aus Holz zierten den kargen Boden.

"Sie haben noch Schwerkraft", bemerkte Jesse und klopfte auf dem Monitor.

"Was immer passiert ist, es hat sich nicht auf alle technischen Bereiche ausgewirkt."

Liko nickte, sagte aber nichts. Er wollte nicht unbedingt in ein Gespräch mit seinem Boss verwickelt werden. Nicht, wenn es nicht nötig war.

Das Bild, dass über die Monitore flackerte machte Jesse neugierig. Nicht nur das Bild, auch die ungewöhnliches Scans. Waren es noch Menschen da, oder waren es Tiere, vielleicht Haus oder Nutztiere?

Licht und Schattenspiele huschten über seinem Gesicht, hervorgerufen durch das leicht gedämpfte Licht der Monitore in dem kleinem Raum, und machten aus seinem hübschen Gesicht eine verzerrte Fratze mit stahlblauen Augen.

"Hohl es mit dem Leitstrahl näher ran. Ich will da rein."

"Da rein?", Liko klang überrascht, obwohl er es nicht hätte sein dürfen. Es war ihm klar, dass es für seinen Chef nur zwei Alternativen gab. Entweder zerstören oder erforschen, wobei die Entscheidungen von der Tageslaune abhängig waren. Im Übrigen bedeutete das aber nicht, das ihn immer der Forscherdrang überkam, wenn er gute Laune hatte. Ganz und gar nicht.

"Soll ich...." begann Liko, aber sein Chef hatte sich bereits wieder erhoben und sich auf den Weg zum Südhanger gemacht, wo das Objekt wie von einer unsichtbaren Kraft gehalten, vor der Basis schwebte.
 

***
 

Drei kleine Schiffe waren nötig, um das beinahe 100 Meter lange Objekt langsam aber beständig an eine Andockstelle zu bringen, weitere drei Schiffe postierten sich am Heck und versuchten das Schiff in eine ruhige Lage zu bringen, während einige riesge, bewegliche Arme an der Außenhülle angebracht wurden, die es zu halten versuchten. Jesse hatte sich in einem Außenraumanzug gequält und begann beinahe reflexartig darin zu schwitzen. Er hasste diese Dinger, aber für den Fall, dass sich dort Krankheiten exotischer Art verbreitet hatten, wollte er auf Nummer sicher gehen und lieber geschützter sein, als in seinem normalen Anzug.

Zumaz, ein älterer Outrider mit Erfahrungen in dem Gebiet des "fremden Schiffes" erkunden, klopfte ihn vorsichtig gegen das leicht beschlagene Visier und deutete Jesse mit einer Handbewegung an, dass er über den Comunikator in Verbindung mit ihm bleiben würde.

Lühr, Jesses rechte Hand, stand neben ihren Chef und war noch dabei, Verschlüsse an dem umständlichem Kleidungsstück zu verschließen und jene zu überprüfen, die andere geschlossen hatten.

"Ich halte das für eine blöde Idee", sagte sie nun schon zum dritten Mal. Sie war sich im Klaren darüber, dass sie ihn nicht überzeugen konnte, nicht zu gehen, aber es ärgerte sie noch mehr, dass sie ihn nicht überzeugen konnte, sie mit zu nehmen.

"Ich wünschte du würdest bleiben, Jesse." Sie hatte einen strengen und besorgten Ausdruck in den Augen der ihm wieder einmal verriet, wie sehr sie an ihm hing.

Jesse hatte sich die Haare im Nacken mit einem Gummi zusamengebunden und nun zwickte es ihn dort. Als ob Lühr es wissen würde, zupfte sie an den Stoff des Anzuges im Nacken und richtete so seinen Pferdeschwanz. Dankbar lächelte er sie an.

"Ich bin schnell wieder da", versuchte er sie zu beruhigen. Sie schnaubte, sagte aber nichts.

"Das Schiff kann geöffnet werden.Sir", hörte er hinter sich einen Outrider sagen.

Jesse nickte, dann konnte es ja losgehen.
 

Der Innenraum war kalt, unwirklich und dunkel. Auch wenn noch genug Energie vorhanden war. um die Schwerkraft aufrecht zu erhalten, so vermutete Jesse, dass es für Klima und Licht nicht mehr lange gereicht hatte.

Über die Monitore auf der Basis nicht sichtbar, sah man nun deutlich das Ausmaß. Eine schmierige Staubschicht hatte sich auf den Boden, den Seitenwänden und einigen Einrichtungs und Gebrauchsgegenständen gelegt. Über ihm flackerten Notlampen, die ein gespentisches Schattenspiel in den Raum warfen. Summende Generatoren dröhnten rechts von ihm und links von ihm konnte er einzelnen elektrische Entladungen hinter der Wand ausmachen, die zischend und Funken schlagend die Atmophäre wütend für sich beanspruchte und ihn nun scheinbar eifersüchtig beschimpften.

Jesse sah hinter sich, bemerkte, dass er schleifende Fußabdrücke hinterlassen hatte und ärgerte sich kurz darüber, dass er Waffentechnisch relativ schlecht ausgestattet war. Zwar trug er seinen Blaster, aber ein unangenehmes, beinhahe voraussagendes Gefühl hatte Besitz von ihm ergriffen und er wünschte sich im geheimen bessere Waffen. Plötzlich knisterte es nahe seines linken Ohren und er hätte in dieser Stille fast laut aufgeschrien. Über den Comunikator in seinem Helm hörte er nun leise, aber sehr deutlich Lührs Stimme zu ihm sprechen.

"Wenn du die Schleuse durchquert hast, wirst du in einem großem Raum sein...vermutlich ein Lager oder ähnliches. Hälst du sich dann rechts, kommst du auf die Kommandobrücke.", sagte sie. Und dann nocheinmal :" Das war übrigends eine blöde Idee"

Jesse lächelte.

"Ist gut , Lühr, ich weiß es nun auch.", gab er betont lässig von sich, wohl wissend, dass sein Herz raste und sie es mit Sicherheit auch seiner Stimme entnehmen konnte.

Scheiße, er selbst hörte, wie sie zitterte.

"Es ist verdammt kalt hier", fügte er deswegen noch hinzu und hoffe, dass sie das Zittern seiner Stimme darauf schließen würde.
 

Langsam durchschritt er den Vorraum, betrat dann durch eine Schleuse eine Druckkammer und schloss sie hinter sich. Die nächste, eiserne Luke öffnete er mittels eines Ventils von Hand und stand nun tatsächlich in einem Lagerraum. Große Kisten, angebunden mit festen Seilen oder Stahlriemen, standen hier an den Wänden gestapelt. Neugierig ging er näher heran und wischte mit den Händen Staub zur Seite um das Inhaltsverzeichnes darauf lesen zu können.

"Hier drin sind hauswirtschaftliche Geräte", sagte er. "Normale Sachen für den täglichen Bedarf." Er ging eine Kiste weiter, wischte auch hier den Staub vom Zettel. " Hier drin sind Küchengeräte...wenn ihr noch welche gebrauchen könnt", grinste er.

"Mach da nicht so viele Faxen, Jesse!", knisterte Lührs Stimme in seinem Helm.

Jesse zog die Mundwinkel runter, lachte aber innerlich über ihren Ton. Sah so aus als bräuchte er sich keine Gedanken machen, dass seine Stimme ihn verraten würde, ihre Stimme verriet sie schon. Ihre Sorge war klar zu erkennen.
 

Wie von Lühr erleutert, hielt er sich rechts. Mühsam musste er über verschiedene Gegenstände klettern. Eine der gestapelten Kisten hatte sich aus der Halterrung gerissen und nun lagen einige Dinge durcheinader auf dem Boden verteilt. Er konnte Putzutensilien ausmachen, die schon seit einiger Zeit nicht bewegt worden waren. Als er einen Besen mit dem Fuß beiseite schob, konnte er seinen Abdruck darunter erkennen, wo er den Staub keine Angriffläche hatte bieten können.

"Wie lange liegt das hier schon?", fragte er sich und öffnete eine Tür, die zur Kommadobrücke führen sollte.

Er musste sich mit viel Kraft dagegen stemmen um sie überhaupt öffnen zu können.
 

***
 

Chica spürte, dass etwas passierte. Sie merkte, dass der Frachter in eine andere Postion geführt wurde, konnte förmlich fühlen, wie er seine Bahn brach und einen anderen Weg einschlug. Sie hatte ihr Versteck nahe der Brücke bezogen und nach einer Weile, die sie in ihrem Versteck verbracht hatte, hörte sie eine Stimme, die offensichtlich über den Intercom sprach. Erst leise, dann immer lauter und schließlich wurden Drohungen ausgesrochen. Sie beherrschte die Sprache nicht wirklich, wußte aber eines ganz genau.

Sie waren gefunden worden. Irgend jemand hatte den Frachter in einem Leitstrahl gefangen und nun versuchten sie, Kontakt aufzunehmen.

Sie schluckte, fuhr sich mit zitternden Händen durch das schmutzige Gesicht und versuchte Ruhe zu bewahren.

"Was, wenn sie versuchen rein zu kommen", stellte sie sich die Frage in Gedanken.

"Gott, nein", antwortete sie selbst.

Sie war müde, hungrig und sehr, sehr durstig. Ihr Mund fühlte sich an wie eine Wüstenlandschaft und ihre Kehle war rau und schmerzte. Sie war kaum in der Lage zu denken, geschweige denn vernümpftig zu handeln. Ihr Verstand brüllte. "Mach dich bemerkbar, du dumme Kuh, wenn sie hier reinkommen sind alle tot!!!"

Dann hörte sie das, was sie im Leben nicht hören wollte. Jemand öffnete die Tür zur Kommandobrücke. Jemand kam in das Schiff, kam hier rein, verdammt noch mal.

Chica rotierte. Bleiben, Gehen, Laufen, ....Sie wußte es nicht. Sie wußte nur, dass, wenn sie nichts tat, jemand sterben würde. Noch jemand, der in diesem Schiff verfaulen würde. Sie mußte handeln.....und davon ab. Hatte sie nicht insgeheim gehofft, dass so etwas passieren könnte? Was hatte sie denn gedacht? Das sie hier in ihrem Versteck bleiben könnte, bis sie sich selbst zu den Toten in dem Schiff gesellen würde. Hatte sie denn gar keine Hoffung für sich gespürt? Wollte sie hier sterben?

Mit zittrigen Beinen stand sie auf und schob das Gitter des Belüftungsschachtes, in dem sie sich seit Tagen versteckt hielt, zur Seite.

Verängstigt wischte sie sich ihre dreckigen und fettigen Haarsträhnen aus dem Gesicht und hinterließ dabei schmutzige Schlieren auf ihrer Stirn.

Sie durchsuchte aufmerksam mit fiebrigem Blick den kleinen Raum, der ihr bissher Sicherheit geboten hatte. Der Aufenthaltsraum war lediglich fünf mal sechs Meter im Durchmesser. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem verfaulende Lebensmittel schon seit Tagen einen unangenehmen und süßliche Geruch verströhmten. Umgeworfene Tassen und Flaschen hatten diverse Flüssigkeiten auf der Platte des Tisches vergossen, die nun von teilweise recht farbenfrohem Schimmel bedeckt waren. Sechs Stühle standen oder lagen um ihm herum. Am Kopf des Tisches, immernoch in der selben Haltung, inder er auch den Tot gefunden hatte, saß Miller Stein, technischer Angestellter der Nasker. Er lag mit dem Kopf auf der Tischplatte, und hatte in einer Hand eine Waffe, die ihm in den letzen Sekunden seines Lebens den Dienst versagte und ihn somit nicht mehr hatte retten können. Sein getrocknetes und fast schwarzes Blut war in einem kuriosen Muster um seine Stiefel geflossen. In den ersten zwei Tagen hatten sich Fliegen um ihn gekümmert, nun taten es ihre Nachkommen. Maden krochen müde und schwerfällig aus seinen Augäpfeln und tummelten sich gleich einer Armee auf und in seinen Wangen.

Sie konnte den Anblick nicht lange ertragen und wandte sich von ihm ab. Der Belüftungsschacht war in etwa zwei Meter Höhe angebracht. Er war gerade groß genug, dass sie in ihm hocken konnte. Er reichte etwa weitere zwei Meter, bis er in den nächsten Raum mündete. Hier und da hatte sie sich in den nächsten Raum gewagt, es war die Küche, und sich Lebensmittel besorgt. Doch nach einer Weile waren die Versorgungsleitungen unterbrochen worden und Chica musste feststellen, wie schnell Lebensmittel vergammelten.

Sie hatte oft weinend in ihrem Schacht gesessen und versucht, dabei so leise wie möglich zu sein.

Nun breitete sich ein eigenartiges Gefühl in ihr aus, dass wie Hoffnung schmeckte.

Langsam ließ sie sich aus dem Schacht herab und kam mit einem leicht plumpen Geräusch zu Boden, was sie augenblicklich zusammen fahren ließ.

Bisher war sie noch nicht bemerkt worden.
 

***
 

Die Kommandobrücke war nahezu verwüstet. Es war ihm gar nicht aufgefallen, als er über die Monitore der Basis einen Blick darauf werfen konnte. Es zeigte ihm aber auch nur einen kleines Ausschnitt dessen, was nun hier in der Gänze vor ihm lag.

Herausgerissene Geräschaften aus den Amaturen deuteten darauf hin, dass jemand hatte versucht, Daten zu retten. Kabel hingen aus klaffenden Konsolenwunden wie Gedärme.

Die Satteleinheit, die verweist in Mitten der Brücke stand, war nicht nur staubig. Bei näherer Betrachtung konnte Jesse deutliche Flecken rostbraunen Blutes ausmachen, welches sich auf der rechten Armlehne und an der Kopfstütze gesammelt hatte. Außerdem konnte er eine schmierige Spur des getrockneten Lebenssaftes ausmachen, dass von der Satteleinheit bis zur nächsten Tür führte. Jemand hatte eine blutende Person transportiert. Selbst an den Wänden links und rechts von der Tür waren blutige Handabdrücke, die eine grausame Szenerie erahnen ließen.

"Was, verdammt..", flüsterte er. Jesse hatte schon viel Blut gesehen aber hier, in dieser stillen und unheimlichen Atmophäre wirkte es deplaziert und erinnerte ihn an diverse Horrorfilme, die er als Teenager gesehen hatte.

Irgendwo in seinem Innern hatte das für ihn ungewohnte Gefühl der Angst Einzug erhalten, nagte vorsichtig an seinem Herzen und versuchte sich in ihm auszubreiten.

"Was siehts du?", erklang blechern Lührs Stimme. Jesse sah sich um, versuchte in Worte zu fassen, was er sah, schüttelte aber schließlich den Kopf.

"Sieht aus, als hätte hier ein Kampf stattgefunden. Hier ist überall Blut, aber schon alt.", sagte er.

Jesse ging auf die Amaturen zu, betrachtete einige der Anzeigen und fand, wonach er suchte. Die Atmosphäre war gut, Sauerstoff ausreichend vorhanden, keine Anomalitäten....mal von dem abgesehen, das sich ihm hier bot.

"Ich nehme meinen Helm ab, ich kann dadurch nichts richtig sehen.."

"Nein!", schrie Lühr aufgebracht aber es war schon zu spät. Längst hatte er angefangen, an den umständlichen Verschlüssen zu fummeln und hielt bald darauf den Helm in seinen Händen.
 

***
 

Chica duckte sich, als sie den ersten Schreck überwunden hatte. Schnell ließ sie sich auf alle Viere nieder und kroch unter den Tisch. Die blutigen Stiefel Millers nahmen ihr zur Rechten die Sicht, was sie allerdings nicht besonders störte. Schlimmer war der Geruch, der sich wie in einem Gewächshaus unter dem Tisch gesammelt hatte und nun um ihren Kopf kreiste wie Geier. Sie versuchte, ganz flach und leise zu atmen und zog sich den Kragen ihres Pullovers über die Nase. Argwöhnisch behielt sie die Tür im Auge, vor der sie schon vor Tagen eine ganze Menge Klimbim gestapelt hatte. Einige Tassen, zwei Dosen und ein bisschen Besteck, das sie im Raum zusammen suchen konnte. Sollte jemand die Tür öffnen würde ihr kleines Türmchen zusammen fallen und sie warnen. Aufmerksam lauschte sie auf Geräusche die von außerhalp des Raumes kamen. Noch wagte sie nicht, unter ihrem Tisch hervor zu kriechen und den Weg zur Tür zu gehen, geschweige denn, sie zu öffnen. Sie rieb sich die Hände, die schweißnass waren und merkte, dass sich auch auf ihrer Stirn, ihrem Nacken und ihrer Brust Schweiß gebildet hatte. Alles war ruhig, auch derjenige, der die Tür von außen zur Brücke geöffnet hatte, verhielt sich leise.

Sie holte einmal tief Luft....noch einmal...sammelte Mut, schloß für Sekunden die Augen und kroch dann langsam unter ihrem Versteck hervor.

Ihr Herz donnerte in ihrer Brust wie ein Presslufthammer und drohte ihr Brustbein zu sprengen, als sie leise ihre selbstgebastelte Alarmanlage zur Seite räumte.
 

***
 

Zuerst war sie sich nicht sicher, aber von ihrer Sparte sah es so aus, als habe sich im Nebenraum der Brücke etwas bewegt. Lühr starrte faziniert auf den Scan, der von ihr unaufförlich weiter geführt wurde. Die Daten zeigten ihr klare Bewegungen einer lebenden Person ganz dicht bei ihm, nur einen Raum weiter. Die anderen Bioformen, die sie nicht zuordnen konnte hatten sich nicht gerührt seid Jesse das Schiff betreten hatte. Sie hielten sich am Bug des Schiffes auf und sie vermutete das es sich um einen Raum mit Nutztieren handelte.Die Tatsache, dass sich diese Tiere nicht aus den bestimmten Grenzen bewegten ließ sie vermuten, dass sie in Käfigen eingesperrt waren. Die Bioform, die in Zusammensetzung, Temperatur, Größe und Dichte einem Menschen am ähnlichsten war, erschien wie aus dem Nichts, bewegte sich bis in die Mitte des Raumes, blieb dort eine Weile und begab sich dann zur Tür, wo es sich wieder eine Weile nicht bewegte.

"Jesse, da ist Bewegung im Raum nebenan", mahnte sie ihn.

Er sah auf und sein Blick fiel direkt zur nächsten Tür, die aus der Brücke herausführte.
 

***

Chica öffnete die Tür einen Spaltbreit und genoß unwillkührlich den frischen Luftzug, der ihr ins Gesicht wehte. Der Gang auf den sie schaute war kühl, dunkel und ruhig. Rechts von ihr sah sie den geschlossene Durchgang zur Brücke, Links von ihr sah sie den längeren Teil des Ganges mit Duchgang zum Mittelteil des Schiffes, wo man in die medizinischen Bereiche des Frachters kam. In diesem Gang befand sich außerdem die Tür zur Küche, die Chica von innen mit einem Stuhl unter der Türklinke verschlossen hatte. Sollte ihr also hier auf dem Gang etwas passieren und sie nicht zurück in den Aufentahltsraum konnte, würde sie sich auch nicht in die Küche flüchten können. Wobei sie sowieso vermutete , dass sie es nicht lebend weder in den einen noch in den anderen Raum schaffen würde.

Sollte sie hier nicht alleine bleiben, hatte sie nur eine Chance. Es mussten sich mindestens fünf bewaffnete Personen auf der Brücke aufhalten. Dummerweise war im Moment allerdings gar nichts zu hören. Chica kroch auf den Flur und behielt mit glänzenden Augen und bebenden Lippen das ausgefranzte Loch im Gitter oberhalb des Durchganges zum Mittelteil des Schiffes im Auge. Aus Kostengründen wurde beim Bau der Nasker über den Durchgangsbereichen lediglich Belüftungsgitter angebracht. Diese waren nun größtenteils zerstört oder komplett aus der Verankerung gerissen. Nur der Bereich zur Brücke war aus Sicherheitsgründen ohne Belüftungsgitter. Sollte es ein Leck in der Hülle geben musste ein abgesicherter und geschützer Bereich als Zuflucht dienen. Diese vermeidliche Zuflucht hatte sich als Todesfalle für die Besatzung erwiesen weil "SIE" schlichtweg durch die Decke brachen. Sie waren noch zu acht, als sie sich auf die Brücke flüchteten, sie waren noch zu viert als sie es geschafft hatten, die verbunkerte Tür zum Durchgang wieder frei zu machen und schließlich schafften es drei von ihnen sich in den Aufenthaltraum zu flüchten. Es war lediglich ihr Glück, dass "Sie" mit ihren Kollegen beschäftigt waren und ihnen von daher nicht folgten. Sie krochen in Panik in den Lüftungsschaft während ihre Freunde vor Schmerzen und vor Angst schrien, flehten und blutige Handabdrücke an den Wänden hinterließen. Nun war es still auf der Brücke. Es waren keine Schreie durch die geschlossene Tür zu hören. Chica strengte sich an und lauschte. Beinahe zweifelte sie daran, ob sie tatsächlich etwas gehört hatte. Vieleicht hatten ihre angespannten Nerven ihr einen Streich gespielt. Möglicherweise hatte die Hoffnung überhand genommen und ihr Wunschdenken sie unvorsichtig gemacht. Tränen brannten unter ihren Lidern und sie verspürte den Drang zu weinen. Hilflos schluchtze sie hinter vorgehaltener Hand. Sie wollte schon wieder zurückkriechen und die Tür leise hinter sich schließen, als die Tür zur Brücke mit einem solchen Ruck aufgestoßen wurde, dass sie zusammenfuhr und einen gellenden, unwillkürlichen Schrei ausstieß. Die schwere, gnadenlose Stille wurde durchbrochen wie Panzerglas. Chica sah mit wachsendem Entsetzten, wie ein junger, blauhaariger Mann in den Flur trat. Er trug einen weiß-blauen Raumanzug, hatte aber seinen Helm unter dem Arm geklemmt.

Er war laut, unglaublich laut. Chica wollte ihn anbrüllen, gefälligst leise zu sein, aber nachdem sie ihrem ersten Entsetzten Luft gemacht hatte, blieb ihr die Stimme, die sie schon seit Wochen nicht mehr benutzt hatte, im Halse stecken.

Der junge Mann sah sie mit großen, blauen Augen fragend an, als er sie sah und stand unendlich andauernde Sekunden einfach da.

Sie mußte handeln, wenn dieser Idiot..und er war offensichtlich alleine, weiter so einen Krach machen würde, wären sie beide innerhalb von Minuten tot...und das war nur der beste Fall.

Ihr Körper spannte sich wie ein Gummiband und entlud sich dann in einem einzigem Satz nach vorne.

"LOS. LAUF!!" , brüllte sie und rannte auf ihn zu.
 

***
 

Jesse sah die junge Frau auf sich zurennen und griff reflexartig nach seiner Waffe. Er war so schnell, dass Chica nicht mal sehen konnte wie er zog. Alles was sie sah. war der dunkle Lauf eines Blasters der ihr finster in die Augen sah. Chica ließ sich sich auf die Knie fallen und legte ihr Gesicht in die Hände. Jesse realisierte, dass die Frau keine Gefahr war, sondern sie sich offensichtlich in dieser befand. Er wollte gerade den Blaster wieder wegstecken, wollte der jungen Frau sagen, das nun alles in Ordnung war, dass sie sich in Sicherheit befand, als der erste von Ihnen geschmeidig durch das Belüftungsgitter über der Tür hinter der Frau durchbrach. Es blieb hinter ihr liegen und hob den Kopf. Jesse glaubte kaum, was er sah. Sekundenlang starrten stahlblaue Augen in eitriggelbe Höhlen...



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