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Ein letzter Hauch von Winter

Wichtelstory für Catkin
von

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Ein letzter Hauch von Winter

Ein letzter Hauch von Winter
 

Herzlich willkommen in Count D’s Pet Shop.

Wie verkaufen Träume, Wünsche und Fantasien.

Doch beachte, werter Kunde, wenn du die Regeln brichst, werden wir keinerlei Verantwortung übernehmen für das, was dir dann blüht.
 


 

„Pet Shop? Nein, hier gibt es keinen. Gab es auch nie.“

„Verdammte Scheiße!“, fluchte Leon, den Chinesen vor sich ignorierend, genau wie dessen empörter Blick.

„Verdammter Hurensohn, er hat mich schon wieder dran gekriegt!“

Er stapfte davon, ignorierte den Verkehr und behielt sein Leben nur dank der Tatsache, dass der Mann, der ihn beinahe anfuhr, kein gebürtiger Londoner war und damit die Fähigkeit zu Bremsen noch beherrschte.

„Wo bist du, D?“, fragte er in die kalte Winterluft hinein und zündete sich eine Zigarette an.

Drei Jahre suchte er den Pet Shop und dessen Inhaber nun schon und jedes Mal war er entweder zu spät oder zu früh.

Er folgte Spuren seltsamer Mordfälle, von denen ihm Jill und andere Polizisten berichteten und dennoch fand er niemals auch nur den Hauch eines Kimonos.

Er hatte Soho inzwischen verlassen und durchquerte Mayfair. Nicht, dass Leon wüsste, in welchem Stadtteil er sich grade befand, er registrierte nur, dass es momentan nach ’Reicherer Gegend’ aussah.

Er ging einfach geradeaus, immer weiter, wie er es schon seit Jahren tat.

Er war in halb Amerika gewesen, in Bangkok, Berlin und Paris.

Und nun London.

Überall hatte es seltsame Morde gegeben, die den Geschehnissen in L.A. ähnelten, damals, als D noch dort lebte.

Doch hier schien es falscher Alarm gewesen zu sein.

Leon seufzte.

Sein Ziel, D zu finden, ihm das Bild von Chris wieder zu geben und ihn dann gnadenlos zu verprügeln, war inzwischen nur noch zweitrangig.

Irgendwann, auf dem Flug zwischen Zürich und Berlin, hatte er gemerkt, dass ihn nur noch eine Sache vorwärtstrieb: Die Hoffnung, D wieder zu sehen.

Mit ihm zu reden, den widerlich süßen Tee zu trinken, Kuchen zu essen und T-chan, Pon-chan und all die anderen Tiere zu ärgern.

Leon wollte vergessen, was damals in dem Hochhaus geschehen war, wollte vergessen, das

Q-chan eigentlich D’s seltsamer Großvater gewesen und D selbst ein Klon war.

Er wollte nur wieder zurück zu den alten Streitereien, dem Leben im Pet Shop.

Im Hyde Park angekommen, beobachtete er einige Schüler beim Hot Dog essen.

„Wo bist du, D?“, murmelte er erneut in den kalten Wind.
 


 

„Hey, Schnecke, wie wär’s mit uns?“

Seine Augenbraue zuckte, aber als er sich umdrehte, und den beiden Typen entgegensah, lächelte er.

„Wie meinen?“

Die beiden kamen näher, sie stanken nach Alkohol und billigen Zigaretten, außerdem sahen sie viel zu abgerissen aus, um den Eindruck einer geregelten Bleibe verbreiten zu können

„Na, du weißt schon… Du bist heiß, wie wäre es mit ein bisschen Spaß?“

Das Lächeln wurde breiter, doch wer genau hinsah, erkannte, dass es niemals die zweifarbigen Augen erreichte.

„Ich denke ich verzichte, vielen Dank.“

Damit drehte er sich wieder um und ging davon, hinein in eine leere Gasse.

Wie erwartet, folgten die beiden Todgeweihten ihm auf den Fuß.
 

„Nicht schlecht, D. Dein Aussehen kommt uns wirklich immer zu Gute.“

D lächelte und klopfte sich die Kleider ab. „Herzlichen Dank, T-chan, wie freundlich von dir.“

Der Totetsu grinste und leckte sich über die blutbeschmierten Lefzen.

„So… Wo sind wir eigentlich genau?“ Pon-chan sah sich etwas unsicher um.

D’s Lächeln verblasste. „Nun, wir sind etwa 30 Meilen entfernt von London.

Ich habe gehört, die Stadt soll sehr… inspirierend sein. Ein guter Platz für einen neuen Laden, findet ihr nicht?“

Die beiden zuckten mit den die Schultern.

„Was immer du für richtig hältst, Count“, meinte der Waschbär und schüttelte sich kurz.

„Aber ich hätte mich gefreut, wenn wir wohin gegangen wären, wo es wärmer ist.“

D nahm sie auf den Arm. „Es wird bald Frühling, Pon-chan. Der Winterwind zieht weiter, der Schnee schmilzt, die Blumen erblühen… Das Leben erwacht erneut zu vollem Glanze.“

Tetsu schnaubte. „Werden wir poetisch, D? Sag mir lieber, wie der dämliche Detective uns in Bangkok so schnell finden konnte. Wir sind ihm knapp entkommen. Was will er eigentlich noch von uns?“

D’s Lächeln kehrte zurück, doch es schien dünner.

„Ich weiß es nicht, Tetsu. Wer weiß, was im Kopf dieses dummen Detectives vor sich geht.“

Er wusste es wirklich nicht. Und das beunruhigte ihn.

Normalerweise war es leicht für D, die Menschen zu verstehen. Sie waren eigensinnig, selbstsüchtig und egozentrisch. Sie lebten nur für ihre eigenen Ziele und Wünsche, andere Kreaturen neben sich selbst kümmerten sie nicht.

Doch Leon Orcot war anders.

Er wusste nicht mehr, wann sich seine Sichtweise auf den jungen Detective geändert hatte, doch irgendwann hatte er angefangen, ihn mit anderen Augen zu sehen.

Er hatte sich ihm gegenüber geöffnet, auf eine Weise, wie er es sonst niemandem gegenüber tat.

Leon, Chris und zum Teil auch Jill waren ein Teil seines Lebens geworden.

Ein Teil, der ihm nun fehlte, so wenig er das auch zugeben wollte.

Es war immer lebhaft gewesen, wenn die Tiere bei ihm waren.

Doch Leon hatte sein Blut in Wallung gebracht, auf eine Art, die ihm neu gewesen war.

Er war wütend gewesen, schockiert, entsetzt… und die Träne, die er vergossen hatte, als er Leon für immer aus dem Shop verbannt hatte, konnte er sich immer noch nicht erklären.

Menschen waren niemals wichtig gewesen.

Alles, woran er glaubte, war, dass sie vernichtet werden mussten, so war er erzogen worden.

Doch Leon und Chris hatten sich in sein Leben geschlichen und ihm gezeigt, dass nicht alle Menschen so schlecht waren, wie er immer glaubte.

Sicher, Leon bevorzugte Menschenleben vor den von Tieren… aber das war reiner Überlebensinstinkt, nicht wahr?

Es war nicht so, dass Leon Tiere rein aus der Freude heraus tötete, nicht so wie manche anderen… Suchte er gerade wirklich Ausreden für den Detective?

Er schnaubte, was ihm verwirrte Blicke seiner Begleiter einbrachte.

Wen versuchte er zu belügen? Er tat dies seit drei Jahren.

Immer wieder vor Leon davon laufen und gleichzeitig an ihn denken, ihn in Gedanken verteidigen… ihn vermissen.

Der Koffer fiel aus seiner Hand und er setzte sich auf einen Stein am Straßenrand.

„Oh je“, seufzte er.

„Count? Bist du verletzt? Müde? Hungrig?“

Pon-chan legte ihre Hand auf die Knie des Mannes und sah ihn besorgt an.

D schüttelte den Kopf. „Nein, keine Sorge… Mir ist nur gerade etwas klar geworden.“

Er stand wieder auf.

„Lasst uns weiter gehen.“

Für den Rest des Weges entschied D, das es besser wäre, kein Wort mehr zu sagen.

Wer wusste schon, was seinen Mund verlassen würde?
 


 

Wie so oft, wenn Leon keine neuen Spuren fand, nahm er sich ein Zimmer in der Stadt, die er zuletzt aufgesucht hatte, und verbrachte die Zeit grübelnd und sich erholend.

Reisen war teuer, manchmal tat es seinem Konto gut, nicht ständig den Standort zu wechseln und auch er brauchte hin und wieder eine Pause.

Außerdem liebte Chris es, wenn er ihm immer neue Karten schrieb oder Berichte über die Städte, die er sah, schickte.

London hätte seinem Bruder sicher gefallen.

Leon lächelte leicht, während er Fotos vom Armorbrunnen am Piccadilly machte.

Die Stadt galt als eine der Weltmetropolen und auch, wenn Leon seine Schwierigkeiten mit den Engländern hatte (an den Linksverkehr hatte er sich in Bangkok schon gewöhnt) fühlte er sich hier seltsam wohl.

Seine übliche Unruhe schien verschwunden und zum ersten Mal seit langem erlaubte er sich einen kleinen Urlaub von seiner Suche.

Er besuchte sogar die National Portrait Gallery und das Tate Museum, um Chris alles haarklein berichten zu können.

Er fühlte sich gelöst, frei und fröhlicher, ohne sich erklären zu können, woher diese Gefühle kamen.

Nur nachts, wenn er sich wieder und wieder die Zeichnung von ihrer kleinen ’Familie’, wie Chris sie genannt hatte, ansah, kam die Schwermut zurück und er kämpfte mit Albträumen, die im Morgenlicht sofort verblassten.
 

So vergingen drei Tage.
 


 

„So, ich denke, wir sind bereit für die Eröffnung.“

„Was, wirklich? Bist du sicher?“

„Was soll der Sarkasmus?“, entgegnete D und sah den Totetsu verwirrt an.

Der schnaubte. „Normalerweise kommen wir an, platzieren den Laden und eröffnen. Dieses Mal hat es drei Tage gedauert! Wie kommt’s?“

D zuckte die Schultern. „Ich weiß auch nicht. Ich musste mich erst einmal einleben.“

Pon-chan zog Tetsu am Ohr. „Und das ist überhaupt nicht schlimm!“

Sie lächelte D zu. „Wir haben es doch nicht eilig.“

Der Mann erwiderte ihr Lächeln, wurde jedoch sofort wieder ernst, als die Türglocke klingelte und jemand den Laden betrat.

„Guten Abend“, begrüßte D die fein herausgeputzte Frau, die sich naserümpfend umsah.

„Willkommen in Count D’s Pet Shop. Wir handeln in…”

„Ja, schon verstanden“, unterbrach sie ihn und hielt sich ein Taschentuch vor die Nase, als würde der Geruch des Ladens ihre feinen Sinne beleidigen.

Tetsu fauchte.

„Ich suche ein Tier für meinen… Neffen. Es sollte möglichst keinen Dreck machen und auch nicht zu laut sein. Ich bin eine vielbeschäftigte Frau und brauche nicht irgendein Mistvieh, dass mich stört, aber er gibt ja keine Ruhe. Also, haben Sie etwas, um ihn ruhig zu stellen?“

Erst jetzt fiel D’s Blick auf den etwa 13-jährigen, der immer noch an der Tür stand.

Er schien ihr Ebenbild zu sein, jedoch war er sehr viel ärmlicher gekleidet.

„Definitiv nicht ihr Neffe“, knurrte Tetsu, doch D lächelte nur.

„Ich bin sicher, wir finden etwas für den jungen Herrn“, sagte er und wies auf den hinteren Teil des Ladens. „Komm, Junge, wir suchen dir ein besonderes Tier.“

Er sah die Frau an. „Ich muss Sie bitten, zu warten, die Bindung muss allein zwischen Tier und Herrchen stattfinden.“

Sie winkte ab. „Jaja, was auch immer…“

Sie setzte sich auf eines der Sofas und sah ungeduldig auf ihre Uhr.

D lächelte den Jungen an und nahm ihn mit in den hinteren Teil des Ladens.
 


 

Leon hatte festgestellt, dass der Hyde Park ihm gefiel.

Es war immer bevölkert, aber nicht überlaufen, geräuschvoll, aber nicht ohrenbetäubend.

Er, der Stadtmensch, fühlte sich dort wohler als auf den Straßen des hektischen Londons.

Hier konnte er in Ruhe die Menschen beobachten; die Schüler, die nach dem Unterricht oder dazwischen hier ihren Spaß hatten, die Familien, die Ausflüge unternahmen, Kinder mit seltsamen Tieren…

Moment, was?

Er sah noch einmal genauer hin.

An einem der Brunnen spielte ein Junge mit einem seltsam aussehenden, hundeähnlichen Wesen.

Leon ging näher heran, sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er sich auf den Brunnenrand setzte.

„Ein hübschen Freund, den du da hast“, rief er dem Jungen zu, der ihn strahlend ansah.

„Ja, nicht wahr? Sein Name ist Ginger, er gehört mir!“

Leon nickte und streckte die Hand aus, um das Tier schnuppern zu lassen.

„Ein schöner Name. Was ist er denn für ein Hund?“

Der Junge sah etwas verwirrt aus. „Hund? Ginger ist doch kein Hund!“

Er legte einen Arm um Ginger, der, so meinte Leon, deutlich grinste. „Ginger ist mein kleiner Bruder. Der nette Chinese hat ihn mir geschenkt, weil Mama keine Zeit für mich hat.“

Leons Herz blieb stehen, er konnte es deutlich spüren.

Er musste sich beherrschen, den Jungen nicht an den Schultern zu packen und zu schütteln, stattdessen schluckte er.

„Schon klar, sorry, mein Fehler… Du weißt nicht zufällig, wo ich diesen Chinesen finde, oder?“

Der Junge runzelte die Stirn und wich einen Schritt zurück. „Wieso? Was wollen Sie von ihm?“

Ginger gab ein kehliges Grollen von sich, woraufhin sich das Gesicht des Jungen wieder aufhellte. Anscheinend war es wieder eine der Situationen, in denen andere mehr hörten als Leon.

„Ach, Sie sind ein Freund des Counts? Sagen Sie das doch gleich!“

Er lächelte wieder. „Also, er wohnt in Chinatown… in der Nähe sind ein Süßigkeitenladen und einer mit Kräutern, gegenüber ist ein Restaurant, das sich besonders auf… eh… irgendwas mit Vogelnestern spezialisiert hat.“

Hoffnungsvoll sah er Leon an. „Hilft Ihnen das?“

Leon nickte nur wie betäubt und strich Ginger über den Kopf. „Ja. Ja, das tut es. Danke euch beiden.“

Es schien, als würde das Tier ihm ein „Viel Glück!“ nachrufen, als er davon rannte.
 


 

„Und, Count? Was stellst du dir vor, kann Ginger in dieser Familie ausrichten?“

D trank einen Schluck Tee und lächelte Pon-chan undurchdringlich an. „Wir werden sehen… Vielleicht wird die Mutter endlich erkennen, was sie an ihrem Sohn hat, wenn er erst einmal jemand anderen hat, den er bewundern kann…“

Die Tiere um ihn herum kicherten.

„Das ist unser Count“, grollte Tetsu, um dann urplötzlich zu verstummen.

Wie auf Kommando starrten alle Tiere in Richtung Tür.

D sah sich verwirrt um. „Ist etwas nicht in Ordnung?“

Er machte sich auf den Weg zum Eingang, doch als er öffnete, war niemand da.

Auf dem Boden lag nur ein Stück Papier.

„Nun, was haben wir denn… hier…?“

Schockiert starrte er die Zeichnung, die sich in seinem Koffer befunden hatte, damals, als er L.A. verließ, an.

„Oh nein…“, murmelte er und sah hektisch die Straße hinauf und hinunter.

„Was… Leon…“

Pon-chan zupfte leicht an seinem Kimono, bis er sie ansah, seine Augen flackerten unruhig.

„Er hat uns gefunden, Count“, sagte der Waschbär leise. „Was tun wir jetzt?“

„Wir sollten abhauen“, knurrte Tetsu. „Einfach verschwinden.“

Die anwesenden Raubtiere murmelten zustimmende Worte, die anderen sahen sich eher unsicher an.

„Count?“, hakte Pon-chan zaghaft nach.

D hielt sich krampfhaft am Türrahmen fest und umklammerte die Zeichnung.

„Ich… ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was wir tun sollen… Geschweige denn, was ICH tun soll.“

Tetsu verdrehte die Augen, aber Pon-chan lächelte. „Das ist doch ganz klar“, meinte sie und sah D eindringlich an. „Er hat dich so lange gesucht, glaubst du wirklich, er wollte dir einfach nur die Zeichnung geben?“

D sah auf das Papier. „Ich…“

„Ich bin sicher“, unterbrach sie ihn, „er wollte hereinkommen, hat sich aber nicht getraut. Du weißt doch, wie er ist, Count, im tiefsten Inneren ist er sehr sensibel. Er hatte bestimmt Sorgen, wie du reagieren würdest.“

„Zu Recht!“, fauchte Tetsu. „Es gibt keinen Grund, warum wir ihn willkommen heißen sollten!“

D war immer noch unentschlossen.

Ein Teil von ihm wollte sofort den Laden schließen und davon laufen, der andere Teil…

Du willst ihn wieder sehen.

Er blinzelte kurz, erkannte dann jedoch Shukos Stimme.

„Aber er ist…“, begann er in Gedanken zu protestieren, wurde jedoch unterbrochen.

Leon Orcot!, donnerte Kanan. Wer weiß das besser als wir? Aber du bist nicht mehr derselbe, seit wir diese eine Stadt verlassen haben!

Du bist weniger fröhlich, jammerte Junrei. Es ist, als hättest du etwas bei ihm zurück gelassen, als du gegangen bist.

Shukos Stimme enthielt das Lächeln, das D’s eigenem so sehr ähnelte. Du vermisst ihn. So wie wir alle, auch, wenn wir es selbst nicht wissen. Denn wir und du sind tief in unserem Inneren Eins. Wir teilen deine Gefühle.

Tränen. Schon wieder vergoss er Tränen wegen dieses dummen Detectives.

D lachte leise. „Oh je, was ist nur aus mir geworden?“, fragte er leise und hob Pon-chan auf seinen Arm. „Nun, dann wollen wir doch mal sehen, wohin Orcot sich geflüchtet hat.“

Der Waschbär juchzte und schlang ihm die Arme um den Hals, während Tetsu einen tiefen Seufzer ausstieß. „Warum straft mich das Leben so?“, murmelte er, während er den beiden voranstürmte, um die Witterung aufzunehmen.
 


 

„Du Vollidiot!!!“

Leon hielt sich das Telefon ein paar Zentimeter vom Ohr, während Jill ihn anbrüllte.

Er hatte den Pet Shop gefunden, das war nicht einmal schwierig gewesen.

Doch dann, als er vor der Tür stand und das vertraute Schild ansah, verließ ihn der Mut.

D hatte ihn von seinem Schiff geworfen, und auch, wenn er ihm das Leben gerettet hatte, sagte das noch lange nicht, dass er sich freuen würde, ihn wieder zu sehen.

Er konnte die Tür einfach nicht öffnen und den Laden betreten.

Also legte er die Zeichnung nur auf den Boden und verließ fluchtartig die Gasse, als er von innen D’s Stimme vernahm.

Und Himmel, bei dieser Stimme war ihm schlecht geworden, oder jedenfalls hatte es sich so angefühlt.

Sein Magen hatte sich zusammen gezogen und er wollte nur noch weg vom Shop, gleichzeitig stocksteif stehen bleiben.

Er konnte sich seine Gefühle einfach nicht erklären.

Wieder befand er sich auf dem Weg Richtung Hyde Park und hatte Jill an der Strippe.

Es war mehr eine Reflexhandlung gewesen, sie anzurufen, aber inzwischen bereute er es.

Sie schrie ja sowieso nur rum.

„Du bist ihm drei Jahre lang hinterher gelaufen, und jetzt, wo du ihn findest, zeigst du dich nicht?! Bist du wahnsinnig?!“

Er seufzte. „Verdammt, Jill, ich konnte einfach nicht“, unterbrach er sie. „Ich wusste nicht mal, was ich sagen sollte.“

Sie schnaubte. „Wie wäre es mit: ’Hey, D, hast du mich vermisst?’? Das ist doch sonst deine Masche.“

„Ja, klar“, antwortete Leon sarkastisch. „Sehr gewinnbringend, er schlägt mir doch die Tür vor der Nase zu.“

Es wurde still am anderen Ende. „Das glaubst du wirklich, oder?“, fragte Jill schließlich.

„Ja, was denkst du denn?“, konterte Leon und nun war es an ihr zu seufzen.

„Leon, du bist wirklich ein kompletter Idiot.“

Ihr sanfter Tonfall strafte ihre Worte Lüge. „Weißt du noch, wie ich dir sagte, dass ich den Pet Shop an dir riechen könne?“

Leon nickte, erinnerte sich dann aber, dass sie das nicht sehen konnte, doch sie nahm sein Schweigen wohl bereits als Zustimmung.

„Genauso konnte ich, wenn ich D traf, einen Teil von dir an ihm wahrnehmen. Glaubst du, jemand wie er, würde dich so dicht an sich heran lassen, dass er deinen Geruch aufnimmt, wenn er dich nicht leiden könnte?“

Leon blinzelte. „Das ist ja mal die schwachsinnigste Begründung, die ich je gehört habe“, meinte er dann langsam. „Ehrlich, Jill, das hilft mir überhaupt nicht weiter!“

Sie stöhnte. „Leon, du bist ein hoffnungsloser Volltrottel. Vertrau doch einfach den Instinkten einer Frau! Du bist D sicher nicht gleichgültig.“

„Das glaub ich ja auch gar nicht“, entgegnete Leon. „Ich glaube, ich bin ihm so lästig, dass er mich am liebsten in Stücke reißen würde.“

„Nun, nun, mein lieber Detective, wir wollen doch nicht übertreiben.“
 

Leons Handy zerschellte auf dem Fußweg.

Langsam drehte er sich um, immer befürchtend, dass seine Ohren ihm einen Streich gespielt hatten.

Doch da stand er, D, mit Pon-chan auf dem Arm und Tetsu zu seinen Füßen, mitten auf der Bruton Street, der Geburtsstraße von Elizabeth II.

Einen Moment starrten die beiden sich nur an, dann lächelte D sein ganz eigenes schmales Lächeln, was Leons Herz einen Hüpfer machen ließ.

„Also, Detective. Hätten Sie Lust auf eine Tasse Tee? Ich habe sicher auch noch ein paar Stücke Kuchen da, die ich Ihnen anbieten könnte.“

Langsam aber unaufhaltsam bahnte sich ein Grinsen auf Leons Gesicht.

„Worauf du wetten kannst, Count, worauf du wetten kannst…“

Gemeinsam, als wäre nie etwas gewesen, gingen sie zurück in den Pet Shop.

Leon übernahm Pon-chan, die sich eng an ihn kuschelte und die Blumen auf ihrem Weg dabei beobachtete, wie sie langsam zu blühen begannen.

Der Frühling war endlich da.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Idris
2010-02-23T21:07:56+00:00 23.02.2010 22:07
Awwww. *__*
Sehr schön.
Ich liebe die Beziehung zwischen D und Leon. Das ganze Versteckspiel voreinander hat mir sehr gefallen. ;)
Schade fand ich nur, dass man nicht erfahren hat wie es mit Ginger und dem Jungen weitergegangen ist. Die Geschichte klang nämlich sehr interessant. ^_^
Aber sonst - wirklich toll geworden!

~ Rei
Von: abgemeldet
2010-02-09T20:33:34+00:00 09.02.2010 21:33
Öhm, ganz ehrlich? Ich glaub ich hatte umsonst etwas "Angst" vor der Geschichte. Ich seh hier kein Shounen Ai. Was du da beschrieben hast, ist im Prinzip das, was im Manga auch zu sehen war: Diese wahnsinnig enge Bindung von Leon und D, die ich so sehr bewundere. (Und wegen der ich keine explizieten Shounen Ai Sachen lesen will XD")

Ich kann mich im Prinzip nur den anderen anschließen: Eine wunderschöne Geschichte. Sie hat mich fast bewegt - und mich überhaupt ein Stück weit zu bewegen schaffen nicht viele Geschichten. ^^"
Obwohl ich sagen muss, dass ich am Anfang eigentlich mehr gelacht hab. XD Der Anfang war klasse. Einfach klasse. Da war es ein Kinderspiel, den Rest zu lesen. Normalerweise ziehen sich Geschichten gerade am Anfang immer, aber bei dir.. war's einfach klasse. Ich mag Leons aufbrausende Art ja ohnehin gerne - und die hast du einfach super hingekriegt. Vor allem mit dem ganzen Humor XD Das war einfach super! ^^

Ich fand die Charaktere auch total IC, auch wenn wieder (XD) die Beschreibungen gefehlt haben. (Pff, wer braucht schon Beschreibungen - dieses Mal war genug Emotion drin, um das auszugleichen ^^)

Als ich grad auf Seite 5/6 war, hab ich schon geplant, mich zu beschweren, dass es sich viel zu lange zieht, bis Leon D findet, aber du hast es dann echt geschafft, im exakt richtigen Moment Ginger einzusetzen. Fand ich erstaunlich, das hatte ich noch nie. XD

Ich könnte die Geschichte jetzt noch tausende Seiten lang in den Himmel loben, aber das spar ich mir. ^^"
Und um noch etwas konstruktives reinzubringen: Ich hab irgendwo nen das/dass Fehler entdeckt. Aber ich weiß leider nicht mehr wo T..T" Aber war der einzige Fehler, den ich wahrgenommen hab. (Irgendwann hat sich die Geschichte selbstständig gemacht XD")

Kurz und knackig: Eine tolle Geschichte, Favo - und würde es Noten bei FFs geben, wäre eine 1 nicht genug. xP Ich geb dir ne -1 ^^
Von:  Sey-chan
2010-01-18T17:29:10+00:00 18.01.2010 18:29
Wunderschöne PSoH-Geschichte x3
Ich habe nun wirklich schon einige Storys über ein mögliches Wiedersehen zwischen Leon und D gelesen, und deine gehört da zweifelsohne zu meinen Spitzenreitern.
Wie hier schon mehrfach gesagt wurde, hast du die Charaktere wahnsinnig gut getroffen. Außerdem finde ich die Bemerkung von Catkin, dass die Reise der beiden nicht nur auf der Erdoberfläche stattfindet, sehr passend ^^ Man kann sich wunderbar in die Gedankengänge der beiden hineinfühlen :3
Dass Leon, der ja sonst immer eine recht große Klappe hat, in deiner FF am Ende gezögert hat und sich nicht überwinden konnte, den Laden zu betreten und nur das Bild durch die Tür geschoben hat, fand ich wirklich klasse. Überhaupt die inneren Konflikte der beiden sind sehr schön umschrieben. Gegen Ende hatte ich mich dann aber schon gefragt, wie das denn nun ausgehen soll, weil nur noch recht wenig Seiten übrig waren XD Für eine längere Aussprache zwischen Leon und D schien da einfach kein Platz mehr. Und das war auch gar nicht nötig, wie ich dann feststellte ^^ Denn das Ende war hinreißend <3 Du vermittelst dem Leser, dass nun alles gut werden würde, schon allein durch den Schlusssatz "Der Frühling war endlich da." Und über den Rest kann man sich dann selber Gedanken machen~

Danke für diese schöne PSoH-Geschichte ^^
LG, Sey-chan
Von: Karma
2009-11-10T22:46:59+00:00 10.11.2009 23:46
Wenn das doch nur mal wirklich passieren würde! Wenn D und Leon sich doch nur wirklich mal wiedertreffen würden! Genau darauf hoffe ich ehrlich gesagt, seit PSoH:T angefangen hat. Und ich werde nicht aufhören zu hoffen, bis der Manga beendet ist.

So, genug davon. Jetzt lieber zur Story. Die ist nämlich absolut grandios. Du triffst die Charaktere so punktgenau, dass ich nur staunen und Dich beneiden kann. Ich weiss schon, warum ich selbst keine FF zu diesem Thema schreibe. Das würde ich nie so gut hinkriegen. Und genau deshalb bin ich froh, dass es Dich gibt, weil Du eben so gute Stories schreibst. Wann immer Dir der Sinn danach steht, mehr zu schreiben, tu Dir bitte bloß keinen Zwang an, ja? Und bitte, bitte, bitte sag mir Bescheid, damit ich auch gleich wieder was zu lesen habe.

Karma
Von:  Shiva
2009-09-26T18:46:51+00:00 26.09.2009 20:46
Ich glaube, hier wurde schon alles gesagt. Ich fand die Umsetzung wirklich höchst gelungen und habe die Geschichte von Anfang bis Ende genossen.
Es gibt wirklich zu wenig PSoH-FFs, schön, dass du da Abhilfe schaffst. ^^

Von:  Ixtli
2009-06-28T17:23:38+00:00 28.06.2009 19:23
Und ob mir die Geschichte gefallen hat! :D

Das ist sogar die erste FF, die ich je beim Wichteln bekommen habe, wenn ich mich nicht täusche. Ansonsten waren es immer Originale. Nicht, dass ich da Unterschiede mache. Es ist eine Kunst, ein neues Universum zu erschaffen und genauso ist es Kunst, ein bestehendes Universum fortzuführen.

Deine Geschichte gefällt mir von Anfang bis Ende.
Die Charaktere könnten nicht passender geschrieben sein. Ich glaube, im Thread habe ich erwähnt, dass das vor allem daran liegt, dass du die Personen selbst mehr in den Vordergrund gerückt hast. Im Manga bekommt man zum Teil nur über die Geschichten der Kunden des Pet Shop einen Blick hinter die Fassade der Hauptcharakere - und das sind eben nunmal D und Leon.

Auch der Verlauf ist klasse. Man reist praktisch mit (ich war schon in London und wenn ich je wieder die Gelegenheit bekommen sollte, noch einmal hinzukommen, werde ich sicher in Chinatown die Augen nach einem seltsamen Chinesen offen halten... xD).

Eine wirklich schöne Geschichte! Die Spannung, ob die beiden nun tatsächlich aufeinander treffen, bleibt bis zum Schluss und bis dahin hat man einen sehr guten Einblick ins Innere der Charaktere, denn die Reise, die Leon und D machen, findet nicht nur auf der Erdoberfläche statt. :D

Vielen lieben Dank für diese wundervolle Geschichte!
Von:  _Delacroix_
2009-06-07T15:15:20+00:00 07.06.2009 17:15
Ah, da ist sie ja.
Endlich eine neue POH-Story und sogar auf Deutsch.
Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass mich das überrascht hätte, ich hab sie ja schon gesehen^^ Jedenfalls finde ich sie im Großen und Ganzen sehr schön. Ist dir meiner Meinung nach sehr gut gelungen.

Gut, den Rest hab ich dir dazu eh schon gesagt.

MfG

Roryn


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