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Wie ein Silberstreif am Horizont

von

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Trunks Position oder „Fallen in der Sehnsucht“

Ich falle tief und schnell. Seine Lippen berühren meine und ich kann trotz der Schmerzen in meinem Innern spüren, wie er mich fängt. Wie er mich dran hindert hart auf dem Boden aufzuschlagen und zu zerschellen, so wie das Herz in meiner Brust, welches bereits zerborsten ist. Seine Sanftheit ist es, mit der er mich umfangen hält. Mich sicher wiegt in dem Glauben, dass alles wieder so ist, wie es sein müsste. Wie es immer war. Aber ich weiß es besser. Denn auch wenn der Sturz ausbleibt, seine Lippen können den Schmerz nicht auslöschen. Können den Stich nicht verdrängen oder ungeschehen machen. Behutsam schiebe ich ihn von mir.
 

„Tu es nicht.“ Mehr brauche ich nicht zu sagen. Er begreift auch so.

„Trunks…“

„Lass es einfach sein. Ich kann nicht.“

„Ich verstehe“, sagt er und tritt einen Schritt zurück.
 

In Goten´s Gesicht steht die Verletzung geschrieben. Offen und klar, so wie sein Charakter es immer schon war. Wie also ist es ihm gelungen mich die vergangen Monate so sehr zu täuschen? War es, weil ich ihm seine Lüge glauben wollte? Oder war es doch, weil es wirklich war? Hatten wir, die wir immer nur uns hatten, niemals Mädchen, niemals Frauen, einander tatsächlich für eine Weile satt? Ängstlich lausche ich in mein Herz, durchwühle die Scherben mit meinem eigenen schlechten Gewissen, doch ich finde nichts. Keine Schuld. Keine Selbstbetrügerei.
 

„Was machen wir jetzt?“, fragt er mich. Von dem Mann, den er mir zeigen wollte ist nichts geblieben. Vor mir steht der gleiche kindliche Goten, den ich schon mein Leben lang kenne. Sein Blick ist unsicher, sein Körper zittert vor Nervosität.

„Ich weiß es nicht.“

„Aber..“, setzt er an, unterbricht sich jedoch selbst. Unschlüssig sieht er auf den Boden. Beobachtet eine Spinne, die sich nun, wo der Krach und meine pulsierende Aura verstummt sind, wieder aus ihrem Versteckt getraut hat.
 

So wie er dort einfach steht, weckt er in mir das Bedürfnis zu ihm zu gehen. Den Abstand zu überbrücken und ihn erneut in meine Arme zu nehmen. Ihn zu küssen, nur um ihm dann zu sagen, dass er keine Angst haben soll. Ich würde ihm vergeben. Aber ich tue es nicht, denn ich kann nicht. Wie nur könnte eine einfache Entschuldigung, ein einzelner Kuss, die Monate der Verzweiflung ungeschehen machen? Goten weiß zu genau was er mir angetan hat. Seiner kompletten Gestik entnehme ich die Schuld. Sehe ihm an, dass er teilweise sogar mit meiner Ablehnung gerechnet hat, auch wenn die tatsächliche Aussprache ihn schockiert und verletzt hat. Es breitet mir ein Mindestmaß an Genugtuung, denn so kann er am eigenen Leib jenen Kummer erfahren, welchen man spürt sobald man von demjenigen zurückgestoßen wird, den man liebt.
 

„Du weißt dass ich auf dich warten werde?“, sagt er zu mir. Sieht mich fest und entschlossen dabei an.

„Ja.“ Was soll ich auch anderes sagen, wenn mein Herz sich doch eigentlich längst entschieden hat.

„Ich habe eine Wohnung für uns besorgt. Habe einen guten Job angefangen und trainiere jetzt fleißiger als früher.“

„Wieso?“, frage ich Goten und er regt fast schon trotzig sein Kinn vor.

„Ich sagte doch schon – Ich will ein besserer Mann für dich werden.“
 

Sein Geständnis rührt mich, denn erst jetzt erkenne ich wie ernst es ihm wirklich damit ist. Fast schon führt er mich in Versuchung ihm doch noch zu vergeben. Eines jedoch hindert mich daran. Nicht die Tatsache, dass ich ihn nicht liebe. Nein, denn ich liebe ihn noch immer. Habe in den vergangen Monaten niemals aufgehört ihn zu lieben, aber es ist der Schmerz in mir. Mein Vertrauen in Goten ist erschüttert. So erschüttert wie ich niemals glaubte erschüttert zu sein.
 

„Trunks“, sagt er und sieht mich ernst an. So ernst dass sein Blick fast schon beängstigend wirkt. „Ich möchte dein Vertrauen wiedererlangen. Egal was ich dafür tun muss, egal wie lange ich darauf warten muss, aber ich will wieder an deiner Seite sein.“

„Goten…“, weiche ich ihm aus. Was soll ich ihm nur sagen, wo ich doch selbst hin und her gerissen bin. Mein Herz ist gespalten in Liebe und Schmerz, doch noch überwiegt der Verrat.

„Dich zu verlassen war mein größter Fehler. Mein einziger Fehler. Ich werde diesen Fehler nicht noch ein weiteres Mal begehen, selbst wenn du mich nicht mehr zurück willst.“
 

Seine Worte dringen in mich ein, brennen sich mit der gesprochenen Intensität in mein Innerstes und verharren dort wie eine Drohung.

„Was meinst du damit?“

„Ob als Liebhaber oder Freund, ich verlasse dich nie mehr.“

„Und wenn ich das nicht möchte?“

„Dann werde ich immer bereit sein. Breit für den Moment an dem du mich brauchst.“
 

Tränen drängen sich in meine Augen. Begehren Freiheit, doch ich bin zu stur, als dass ich sie ihnen schenken könnte. Mein Stolz hindert mich. Meine innerliche Weigerung Schwäche zu zeigen. Nicht vor ihm und nicht jetzt, wo ich am verletzlichsten bin.
 

„Trunks…“, Goten´s Stimme ist so unglaublich sanft, dass ich das Gefühl habe sie streichelt mich und dann handelt er. Seine Geste, seine Mimik – es bestürzt mich. Zerbricht die Grundfesten meiner selbst und schockt mich mit der gleichen Kraft, wie sein Verrat an mir. Aber dass hier ist etwas anderes. Es ist etwas das ich mir nie gewünscht, ihm niemals angetan und nie von ihm gefordert hätte. Die Zeit scheint zu erstarren und ich sehe seinen Sturz wie in Zeitlupe vor mir. Sehe mit einer schieren Unendlichkeit wie er vor mir auf die Knie fällt.
 

Was hat er nur getan? Was?
 

Wo ist sein Stolz? Wo seine Saiyajin-Würde? Wie kann er dass was wir sind verraten? Das Blut in unseren Adern, dass Blut stolzer Krieger mit solch einer Erniedrigung besudeln. Mein Vater hätte so etwas unter keinen Umständen zugelassen, doch ich… ich sehe erstarrt zu, während mein Verstand zu begreifen versucht.
 

„Alles Trunks… Du bedeutest mir ALLES.“

„Steh auf“, weiche ich ihm aus.

„Ich kann nicht.“

„Steh auf!“

„Nein!“
 

„Wieso?“, frage ich und es ist nur ein Flüstern in der Stille.

„Weil ich dich liebe.“

„Ich liebe dich auch.“

„Ich weiß, Trunks, ich kann es in deinen Augen sehen.“ Seine Blick umschlingt meine Seele. Fesselt sie und hält sie fest, fern von jeder Form der Flucht. Ich bin ihm ausgeliefert.
 

„Ich fordere nichts von dir, Trunks. Keine Vergebung, keine Gnade, aber ich flehe dich an mir eine Chance zu geben. Lass mich beweisen, dass ich meine Worte ernst gemeint habe. Erlaube mir wenigstens in der Ferne über dich zu wachen. Mir ist es egal, dass ich meinen Stolz für dich wegwerfe – du bist es wert! Du bist alles was ich jemals wollte und will. Bitte, Trunks. Bitte.“
 

Seine Worte hängen zwischen uns wie ein unsichtbares Band. Zärtlich umschlingen mich die Fäden und ziehen sich allmählich fester um meinen Geist. Alles um mich herum verblasst mit einem Mal. Die Lichtung, der Urwald, all dies existiert in diesem Augenblick nicht mehr. Mein Herz ist es, welches die Kontrolle über mich übernimmt. Sein Hämmern hetzt das Blut durch meine Venen. Ein stummer Befehl, der nicht von meinem Verstand gelenkt wird, lässt mich auf Goten zu gehen. Das Band wird enger. Scheint sich um ihn und mich zusammen zuziehen.
 

Vor ihm angekommen sinke ich ebenfalls auf die Knie. Keine Sekunde, keinen Herzschlag später, berühren meine Lippen die seinen. Ich küsse ihn so gierig, so verzweifelt wie nie zuvor. Ich will ihn schmecken, ihn spüren und ihm gleichzeitig all meinen Schmerz mit diesem Kuss zeigen und Goten versteht mich. Er erwidert den Kuss ihm gleichen Maße. Passt sich mir an wie ich mich ihm anpasse. Wir beide zeigen uns mit diesem einen Kuss mehr als wir uns mit Worten sagen könnten. Wir fallen…
 

Seine Haut lodert unter meinen Fingern, meine Haut brennt unter ihm. Wir küssen uns gierig, ausgehungert, als müssten wir die vergangenen Monate mit unserer Gier vergessen machen. Nichts zählt mehr, keine Worte, kein Denken. Alles ist gleich so lange wir unsere Gefühle für einander in diesem Wirrspiel aus Erregung und Liebe offenbaren. Seine Lippen erkunden mich, als wäre mein Körper ein Neuer. Als hätte Goten nicht schon tausendmal seine Gegebenheit entdeckt, doch auch ich habe das Bedürfnis Goten wieder zu finden. Suche in diesem Körper, der noch stärker, noch fester geworden ist, den Mann den ich liebe und schaudere, als ich ihn finde. Ihn, in den dunklen, vor Lust trunkenen Augen entdecke, deren Tiefe mich zu verschlingen droht.
 

Ich will ihn.
 

Wie nur konnte ich mich so lange beherrschen? Wie konnte ich nur glauben, dass ich ihm nicht vergeben könnte? Er hat mich doch schon so lang vollständig vereinnahmt. Mich an sich gebunden auf eine Art und Weise, welche durch nichts zu ersetzen ist. Ich muss ihm vergeben um mich selbst nicht zu verlieren, denn ich bin ein Teil von ihm.
 

„Schlaf mit mir“, flüstere ich.

„Ich dachte, ich bin schon dabei“, scherzt er, während er sich und mich geschickt von den Kleidungsstücken befreit, die von unserem Vorspiel übrig geblieben sind.

Rau lache ich auf: „Aber ich will mehr.“

„Ich…“, sagt er und für einen Moment wird er wieder ernst. „Bist du dir auch vollkommen sicher?“

„Ja“, wispere ich und küsse ihn sanft auf seine sinnlichen Lippen, „Es schmerzt zwar noch, aber ich gebe dir deine Chance. Nur beschütz mich nicht aus der Ferne, bleib bei mir. Hier, an meiner Seite. Ich will dich nicht noch einmal verlieren.“
 

Worte, die verklingen. Bedeutungsschwer und voller Wahrheit. Von einem Stimmungswechsel zeugen, den ich vor wenigen Minuten niemals erwartet hätte. Doch meine Liebe zu Goten, meine Sehnsucht nach ihm ist stärker als der Schmerz. Der Kummer wird nicht verschwinden, zumindest nicht so schnell und jegliche Form von Vertrauen müssen wir einander erst wieder lehren, doch im Moment brauch ich ihn. Nur ihn und diese Liebkosungen, die meinen Körper und Geist zum lodern bringen.
 

Ich küsse ihn, locke ihn mich zu berühren, meinen sündigen, nackten Leib zu erforschen und er zaudert nicht. Das letzte Mal ist viel zu lange her. Gier verschlingt uns. Es wird kein ausgedehntes Vorspiel geben, dafür sind wir beide zu ungeduldig. Ich will ihn! Jetzt! Er weiß es, merkt es meinem Körper an und kommt meiner unausgesprochenen Bitte nach. Ein einziger Stoß und er ist in mir. Hart und Fest. Kurzer, aber heftiger Schmerz jagt durch meinen Körper. Es war wirklich viel zu lange her, doch dann verschwinden alle Gedanken, denn Goten beginnt sich in mir zu bewegen. Berührt mich tiefer als je zuvor und meine Sinne schwinden im Taumel der Lust.
 

Später, irgendwann später, als ich halb auf Goten, halb auf dem Waldboden liegend erwache, fühle ich mich gut. Träge Befriedigung hat sich meiner bemächtigt. Doch es liegt nicht an dieser schweren Befriedigung, dass ich mich so gut fühle, sondern an dem Saiyajin neben mir. Meine Hand auf seiner breiten, trainierten Brust kann seinen Herzschlag spüren. Seine Aura vibriert leise schnurrend wie eine Katze an meiner Seite. Er ist wieder da. Endlich.
 

„Trunks“, flüstert er und beugt sich über mich, damit er mich sanft küssen kann, „Ich liebe dich.“
 

Er hat es mir schon so oft gesagt und immer habe ich ihm geglaubt, aber dieses Mal erscheinen mir seine Worte gewichtiger, noch bedeutungsvoller, ohne dass ich es mir erklären könnte.
 

„Lass es ein Neuanfang sein“, sagt er und küsst mich erneut, „Ich verspreche dir, ich werde dich nie mehr enttäuschen.“

„Idiot“, rutscht es mir heraus, „wir sind doch längst dabei.“
 

Verdutzt blickt er mich an, dann breitet sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus und mein verräterisches Herz beginnt heftig zu pochen.
 

Als wir uns ein zweites Mal an diesem Tag lieben, sehe ich zum Himmel auf. Die Bäume, die meinem Wutanfall zum Opfer fielen haben eine Lichtung geschaffen, die es mir ermöglicht in die Ferne zu sehen. Der Morgenhimmel in seinen leuchtenden Tönen voller Rot und Orange ist wunderschön und noch während ich mich ganz Gotens Leidenschaft hingebe, sehe ich etwas am Horizont schimmern. Ein Silberstreif hebt sich dort wie ein kleines Wunder ab und mir wird bewusst, dass unsere Liebe und unsere Versöhnung genau das ist – Ein ebensolches Wunder, wie ein Silberstreif am Horizont.
 

ENDE



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