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Glück im Unglück

von

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Sonntag

Noch zwei Stunden. Mir ist schon ganz anders.

So langsam wird es zeit sich anzuziehen. Ich ziehe einen weiten roten Pulli an und binde dann die Schnürung an der Rückseite zusammen, bis der Stoff schon anliegt. Bevor ich den schwarzen Rock mit Rüschchen anziehe, schlüpfe ich in eine rot-schwarz gestreifte Strumpfhose. Soweit wäre ich fertig. Ich muss mich nur noch ein wenig mit meinen Haaren beschäftigen und schminken. Nein. Die Schminke lass ich weg. Nur etwas schwarzen Kajal.

Meine Nägel hab ich schon am Vorabend schwarz-rot lackiert.

Wieso mach ich mir so ein Kopf wie ich aussehe? Es sind sowieso nur Idioten da.

Ich sollte eigentlich in Jeans und Schlabberpulli hingehen.

Doch das erwartet jeder.

Was soll’s.

Ich ziehe meine roten Chucks an, schlüpf in meine Jacke und häng mir meine Tasche über.

„Ich bin dann weg.“

„Viel Spaß mein Schatz.“

Und los geht es.
 

Hier steh ich nun, vor dem riesigen Haus von Jasmin, wo auch immer die Klassenfeiern statt fanden.

Mit einem Seufzer drück ich den Knopf und mach mich bereit.

Bleib stark, lass nichts an dich ran kommen und immer schön lächeln.

Jasmin öffnet die Tür. Sie hat sich nicht verändert, ich schon. Ein Grinsen huscht über mein Gesicht.

„Hallo? Und du bist?“ Eine Tussi wie sie leibt und lebt. Zu viel Make-up und zu wenig Stoff.

„Hey. Ich bin es. Alex. Sag bloß du erkennst nicht DAS Opfer der Grundschulzeit.“

Damit lass ich sie in der Tür stehen und geh an ihr vorbei.

Das wäre geschafft.

Meine Jacke häng ich an der Gardarobe auf und begebe mich ins Wohnzimmer.

Alles verstummt als Jasmin neben mir verkündet das ich Alexandra bin.

„Schaut mal Leute. Unser Ehrengast.“

Alle Lachen.

Ich wusste, dass das passiert.

Es hat sich nichts geändert.

„Was soll der Mist? Ich dachte ihr wärt erwachsen geworden.“

Wer war denn das?

Sie saß auf dem Sessel und schaute ein wenig düster in die Runde. Sie hatte schwarze Haare, doch ihre Spitzen waren Rot gefärbt. Sie war ganz in Schwarz gekleidet und hat einen Lippenpircing.

War das…

„Halt die Klappe Melissa. Dich hat keiner gefragt.“

Ich starrte sie an. Das soll die kleine schüchterne Melissa aus der Grundschule sein?

Das gibt es nicht. Hat sich also doch jemand verändert.

Mit einem Seufzer stand sie auf.

„Ich wusste, dass ich es nicht mal eine Stunde hier aushalte.“

Damit verschwand sie, doch wie erwartet interessierte es alle anderen nicht einmal.

Nur ich starrte zur Tür. Sie hat sich für mich eingesetzt?

Aber ich merkte das, das niemanden juckte.

Sie fingen wieder an und ich war ihr Opfer.

Und wie immer ließ ich es über mich ergehen, bis sie mir den Pulli ausziehen wollten.

Das ging zu weit.

„Nein. Hört auf. Bitte.“ Ich bin schwach.

Sie blendeten meine Worte einfach aus.

„Dann schauen wir mal wo deine Fettschwarte geblieben ist.“

„Verdammt. HÖRT AUF!“

Doch es war zu spät.

Ich stand ohne Oberteil da und alle starrten auf den Verband an meinem Linken Arm, was eigentlich nichts Besonderes ist.

Doch über meinen ganzen Arm ziehen sich lange und kurze Narben.

Ich reiße den Pulli aus Jasmins Händen und stürme aus dem Zimmer. Meine Jacke lass ich hängen und renne aus dem Haus.

Am Treppenabsatz stolpere ich jemandem in die Arme. Als ich aufsehe blicke ich in Melissas Gesicht. Sie war wieder gekommen.

Jetzt kann ich meine Tränen nicht unterdrücken. Ich bin schon ein paar Schritte von ihr weg, doch sie packt mich am Arm und zieht mich zu ihr. Ich fühle wie sich mich in den Arm nimmt.

„Tut mir Leid.“

Ich bekomm kein Wort heraus, weine und bemerke nicht wie die Anderen in der Haustür stehen und uns ansehen.

Außer den Autos ist nichts zu hören.

Ich winde mich aus Melissas Umarmung, auch wenn ich es nicht will und wisch mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich muss schrecklich aussehen.

Vor mir steht Jasmin und streckt mir meine Jacke entgegen.

„Hier du Freak.“

Ich nehme mir meine Jacke und dreh mich um und möchte nur noch nach Hause.

„Du bist ja krank.“

Alle lachen.

„Geh heulen.“

Melissa stürmt an mir vorbei auf Jasmin zu.

„Ihr wisst ja gar nichts.“ Und schon liegt Jasmin am Boden. „Ihr solltet euch schämen, euch schuldig fühlen.“

Ein paar der Jungs zerren Melissa von ihr runter.

Ich steh immer noch mit dem Rücken zum Geschehen.

„Ihr wisst wirklich nichts.“ Ich dreh mich um. „GAR NICHTS!“

Ich bin so schwach, so zerbrechlich.

„Wieso gerade ich? Wieso müssen immer alle auf MIR rumhacken?“

Die Straße entlang, einfach weg. Ich weiß nicht wo meine Beine mich hintragen. Nur weg von den Menschen die ich so sehr verachte, so sehr hasse. Die, die mir mein Leben versaut haben, die mir eingeredet haben nichts wert zu sein, die jeden Tag meine Grundschulzeit zu Hölle gemacht haben und die, die mich jede Nacht im Traum verfolgen.

Ich HASSE sie.

Mich verlässt die Kraft und ich sacke zusammen, doch ich steh noch mal auf und schleppe mich zu einer Schaukel auf einem Kinderspielplatz. Er ist leer.

Ich suche in meiner Tasche nach dem was ich jetzt unbedingt brauche. Gefunden.

Dann kremple ich mein Ärmel hoch und wickle den Verband ab. Noch die Narben von letzter Woche. Wo ich mir doch gesagt hab, dass ich es nicht mehr tu.

Aber das sag ich mir oft.

Ich setzte an und lasse all den Schmerz fließen. Einfach raus.

Erst zwei, drei kleine Schnitte, doch dann überkommt mich diese Angst. Die letzten zwei schnitte werden Tief und bluten ohne aufzuhören.

Wie oft hatte ich Panik, dass es nicht mehr aufhört, doch diese Zeiten sind vorbei.

Es wäre mir egal.

Soll ich doch sterben.

Nun fließt nicht nur Blut, sondern auch tränen.

„Warum? …. Verdammt.“

Ich lass mich hängen.

Ein Warmer Fluss rinnt meinen Arm hinunter und färbt den Schnee rot.

„Alex!“

Melissa. Ich steh auf und will weglaufen, doch meine Beine wollen mich nicht mehr tragen und so sack ich auf dem Schnee zusammen.

Sie hat mich gefunden, aber ich will nicht, dass sie mich so sieht. Ich will nicht, dass mich irgendjemand so sieht.

„Da bist du ja.“

Sie zögert kurz als sie das Blut sieht, doch dann streckt sie mir ihre Hand entgegen.

„Wollen wir gehen?“

Sie lächelt, was soll das?

„Geh weg.“

Sie hockt sich zu mir in den Schnee.

„Nein.“

Dann nimmt sie meine Hände und zieht mich auf die Beine.

„Ich wohn hier gleich um die Ecke.“
 

Und jetzt sitze ich, mit einem frischen Verband am Arm, in Melissas Wohnzimmer.

Sie hatte mich nicht einmal danach gefragt warum ich mich schneide, was mir irgendwie recht war, denn so genau wusste ich es manchmal selber nicht.

„Du hast dich verändert.“

„Hab ich das?“ Sie lächelt.

„Ja, du bist nicht mehr das schüchterne, stille Mädchen von früher.“

„Zum Glück.“ Sie macht es sich auf dem Sessel bequem. „Wäre ja schrecklich.“

Ich musste lächeln.

„Danke.“

„Gern geschehen.“

Stille.

„Ich glaub ich sollte jetzt gehen.“ Ich stehe auf.

Melissa steht auf und schiebt mich sanft wieder auf das Sofa. „Schön hiergeblieben. Nicht so schnell.“

„Aber..“

„Nichts da aber. In dem Zustand kann ich dich nicht heim lassen. Bleib über Nacht.“

Sie lehnte noch immer an der lehne des Sofas. Mir wurde irgendwie anders.

„O.. Ok!“

„Geht doch.“ Ich lächeln war so warm. Und ihre Augen. Sie hatte nicht einfach nur Mitleid mit mir. Da war noch etwas anderes.

„Hast du was dagegen wenn wir uns das Bett teilen oder soll ich auf der Couch schlafen?“ Während sie mich fragend anschaute, merkte ich wie ich rot anlief, in meinem Kopf war schon die Entscheidung gefallen.

Melissa musste lächeln.

„Na, an was musst du denn denken, dass du so rot anläufst?“

Ich schüttelte nur den Kopf, in der Hoffnung wieder normale Farbe zu bekommen.

Das war gemein, wieso spielt sich zu jeder Situation auch ein kleiner Film in meinem Kopf ab.

Das war ja schrecklich, ich bekam die Bilder in meinem Kopf nicht mehr weg. Mein Gesicht war sicher schon knall rot.

Jetzt fing Melissa an zu lachen.

„Wie süß. Du bist wirklich süß Alexandra.“

Und wieder wurde ich roter. Ob das überhaupt noch möglich war?

„Ich hol mir eine Decke.“

„Nein…“

Wollte ich unbedingt mit ihr in einem Bett schlafen? Was war nur los mit mir?

Oder wollte ich einfach nur nicht allein sein.

„Das… ich glaub ich möchte…“

„Na dann wäre das ja geklärt.“ Sie setzte sich zu mir. „Mal schauen was im Fernsehen kommt?“

Es kam nichts, woraufhin sie den Fernseher wieder ausschaltete.

„Erst zehn.“

Ich bin inzwischen etwas müde, lehne mich an Melissas Schulter und gähne leise.

Irgendwie fühl ich mich hier wohl.

„Bist du müde?“

„Nein… ein bisschen.“

„Dann lass uns schlafen gehen.“

Sie zeigt mir das Schlafzimmer und legt mir ein T-Shirt zum Schlafen raus.

Während ich mich umzieh verschwindet sie kurz im Bad.

Als ich das Oberteil anhab fühl ich mich noch immer wohl, obwohl man jetzt auch die Narben auf meinen Beinen sehen kann.

Bis Melissa wieder kommt kriech ich schon mal unter die Decke, schön warm.

Als Melissa das Zimmer wieder betritt kann ich mein Blick irgendwie nicht von ihr wenden.

Sie sieht gut aus.

Als mir auffällt wie ich sie anstarre, sehe ich schnell weg und rutsch weiter unter die Decke.

Sie schaltet das Licht aus und kommt dann auch ins Bett.

Zum Glück ist es dunkel, denn als sie mich streift, merk ich wie mein Gesicht wärmer wird.

„Schaf schön.“

„Gu…Gute Nacht.“

Ich hör sie leise lachen.

„Was?“

„Nichts. Du bist nur so wahnsinnig süß.“

Was für Worte, und das aus dem Mund eines Mädchens. Irgendwas läuft falsch.

Oder fühl ich mich wirklich zu ihr hingezogen?

Nein, das ist nur weil sie mir geholfen hat. Das Gefühl verschwindet sicher wieder.

Melissa ist inzwischen eingeschlafen, sie Atmet ruhig.

Kurz zögere ich, doch dann kuschele mich an sie.

Was für ein tolles Gefühl, so ein Kribbeln im Bauch.

Und heute Nacht Träume ich nicht von der Vergangenheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-06-06T21:20:09+00:00 06.06.2009 23:20
Okay, das ging jetzt ein wenig schnell, aber gut.


Von:  kithenay
2009-05-08T19:27:45+00:00 08.05.2009 21:27
woaaah
die doofe klasse-.- *tret*
find die geschichte klasse
weiter so^^
*Alexandra und Melissa knuffen tut*
Von:  Say_Say
2009-05-08T17:42:51+00:00 08.05.2009 19:42
*g**g**g**g**g**g**g**g*
^////////////////^
TollTollTollToll... Bitte lad ganz schnell das nächste Kapitel hoch ich will mehr!

'Gute geschrieben und auch alle gefühle hervorragend beschrieben'

Sasa
Von: abgemeldet
2009-05-08T17:01:28+00:00 08.05.2009 19:01
ah ><
da is das aufhörn zu lesen so schwer..
mir gefällts sehr ^^
finds gut geschriebn.. büdde mehr *__*


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