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Idol

You will never be alone..
von

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Der Brief

Kaoru rieb sich die Schläfen nachdem sie so losgebrüllt hatte, aber er konnte es ja verstehen. Außerdem war er schreiende Menschen ja schon gewohnt, immerhin kannte er Kyo. Naoko starrte ihn völlig entsetzt an. Kaoru sollte ihr Vater sein?! Das war doch wohl ein schlechter Scherz! Ihr Idol und sie verwandt? Aber da fiel ihr ein, was ihre Mutter immer über ihren Vater gesagt hatte. Sie war bei einem One-Night-Stand entstanden, ihr Vater wollte sie nicht haben und hatte ihre Mutter verlassen, als sie keine paar Wochen mit Naoko schwanger gewesen war. Und er hatte sich auch nie wieder für sie interessiert, da seine Karriere für ihn wichtiger gewesen war. So verfinsterte sich ihre Miene nun und sie schoss ihm böse Blicke zu. Am liebsten hätte sie ihn nun gleich vor die Tür gesetzt.

Sofort hob Kaoru abwehrend die Hände. "Hey, hey, ganz ruhig!" Er konnte sich denken, dass Naokos Mutter ihr irgendwelche Lügengeschichten über ihn erzählt hatte, also war ihre Reaktion nur all zu verständlich für ihn. Sie ballte die Hände zu Fäusten, als ob sie ihm am liebsten gleich eine verpassen würde. Er ließ seinen Nacken knacken, bevor er fort fuhr. "Bitte höre mir erst zu, danach kannst Du mich immer noch rauswerfen, ok?"

Erst musterte sie ihn eine ganze Zeit lang und er glaubte schon nicht mehr daran, dass sie ihm zuhören würde, doch schließlich nickte sie. "Ok.", grummelte sie leise. "Gut." Er nickte ebenfalls. "Also... wo soll ich anfangen... Uhm... ich weiß. Ich kannte Deine Mutter praktisch schon von der ersten Klasse an. Wir haben uns immer gut verstanden und waren gute Freunde. Das blieb auch so bis zur Highschool, doch da verliebte sie sich in mich. Ich hatte jedoch keine solchen Gefühle für sie. Klar, sie war eine sehr gute Freundin, aber eben nicht mehr." Er fuhr sich durchs Haar. "Wie dem auch sei... Eines Tages waren wir beide auf einer Party, ein bisschen zu viel Alkohol.... Nun ja... Du verstehst..." Es tat ihm wirklich leid, wie sie entstanden war, weshalb er sie nun etwas zerknirscht betrachtete. Naoko starrte nur böse zurück. Ein leises seufzen entwich Kaoru. "Ich habe mich natürlich am nächsten Tag bei ihr entschuldigt und habe versucht ihr klar zu machen, dass sie trotzdem weiterhin nur eine gute Freundin für mich ist und habe versucht diese Freundschaft auch aufrecht zu erhalten... Doch deine Mutter wollte danach nichts mehr von mir wissen. Ich habe alles versucht, doch sie hat immer abgeblockt. Ein paar Wochen später erfuhr ich, dass sie schwanger war. Natürlich konnte ich eins und eins zusammen zählen." Er kratzte sich am Kopf. "Jedenfalls haben mich ihre Eltern sofort wieder hinaus geworfen, als ich deshalb mit ihr reden wollte. Ich habe es jedoch immer wieder versucht, schließlich konnte ich sie doch nicht einfach so alleine damit lassen. Aber nichts. Wieder ein paar Wochen später teilte sie mir mit, dass sie einen Termin für eine Abtreibung hatte... Das hat mich sehr bestürzt, denn ich bin absolut dagegen gewesen. Ich hätte ihr doch geholfen und sie unterstützt und sie sogar geheiratet!", meinte er verzweifelt. "Doch sie ließ sich nicht erweichen und zog noch kurz darauf mit ihrer Familie weg. Danach habe ich sie nie wieder gesehen." Er war wirklich traurig darüber.

Naoko musste schwer schlucken. War das die Wahrheit? "Jedenfalls... das bringt uns ins hier und jetzt." Er räusperte sich und trank einen Schluck von seiner Cola, die er bisher noch gar nicht angerührt hatte. "Wie gesagt vor 2 Wochen erhielt ich diesen Brief, in dem Deine Mutter mir schrieb, dass sie zwar wirklich einen Termin zur Abreibung gehabt hatte, aber es dann doch nicht übers Herz gebracht hatte... Du kannst dir vorstellen wie seltsam es war das zu lesen. Ich war plötzlich Vater! Ich habe daraufhin erneut versucht wieder Kontakt mit Deiner Mutter aufzunehmen, aber sie wollte mich immer noch nicht sprechen. Erst vor ein paar Tagen bekam ich einen weiteren Brief mit deiner Adresse darin. So und deshalb bin ich heute hier.", endete er mit einem erneuten Seufzer. Naoko betrachtete ihn forschend, um heraus zu finden, ob er ihr die Wahrheit sagte. "Sie... Du.. meinst also, dass meine Mutter mich die ganze Zeit belogen hat?"

Sie legte den Kopf schief. "Na ja... belogen klingt so hart... Sagen wir, sie wollte dir nicht die Wahrheit sagen..." Er fand es nicht gut schlecht über eine Tote zu sprechen. "Hmm..." Sie musste nicht mehr, was sie dazu noch sagen sollte. Schließlich nahm sie einfach den Brief, der immer noch auf dem Tisch lag und las ihn sich durch. Es war die Handschrift ihrer Mutter. Alles was er gesagt hatte stimmte. Sie war überwältigt. Kaoru - ihr Idol- war also tatsächlich ihr Vater und er wollte sie anscheinend wirklich kennen lernen, warum wäre er sonst zu ihr gekommen? "Und... jetzt..?", fragte sie leise. Ja, was jetzt? "Ich bin hergekommen, um dich kennen zu lernen und dir einen Vorschlag zu machen."

"Was für ein Vorschlag?" "Du wohnst hier doch jetzt ganz alleine und kannst die Miete sicher nicht aufbringen... Also entweder ich werde die Miete für dich übernehmen oder du ziehst gleich zu mir." Wie? Was? Was hatte er da gerade gesagt? Sie sollte zu ihm ziehen? Zu Kaoru?! Sie konnte immer noch nicht begreifen, dass er wirklich ihr Vater war und deshalb konnte sie auch noch nicht als solchen von ihm denken. Ob sie sich überhaupt trauen würde ihn Dad zu nennen? Ob er das überhaupt wollte? Ihr Blick sprach wohl Bände, denn Kaoru fuhr auch schon fort: "Ich weiß, das kommt so plötzlich und du musst dich erst mit dem Gedanken anfreunden. Aber ich würde mich freuen, wenn ich dich ab sofort in meiner Nähe hätte. Wir haben viel nachzuholen, meine Tochter."

Da! Er hatte es tatsächlich gesagt! Sie schluckte. "Ich darf... darf... dich Dad nennen?" Kaoru verschluckte sich an seiner Cola und klopfte sich hustend auf die Brust. Verblüfft war gar kein Ausdruck. Damit hatte er nicht gerechnet."Aber natürlich, wenn du das möchtest. Schließlich bin ich dein Vater und werde es immer bleiben." Er lächelte sanft. "Ok... Dad..." Wahnsinn, war das ungewohnt. Schüchtern lächelte sie nun auch. Für Kaoru war das natürlich ebenso ungewohnt. Dann herrschte erst einmal kurzes Schweigen. Kaoru sah sich ein wenig um. "Hmmm.. erzähl mir doch mal ein wenig über dich. So wie ich das sehe, brauche ich dir ja über mich nicht viel zu erzählen." Prompt wurde sie rot. Verdammt nochmal, warum musste er auch ausgerechnet der Gitarrist ihrer absoluten Lieblingsband sein?! Er schmunzelte. "Da musst du doch nicht gleich rot werden." Leise grummelte sie. "Ich weiß nicht, was ich erzählen soll...", meinte sie dann schließlich, um schnell das Thema zu wechseln. "Was hast du denn für Hobbies?" Oh nein, das ging ja gut weiter. "Na ja, Musik hören, meine Band..." "Du hast eine Band?", fragte Kaoru ganz interessiert. "Die Schulband halt..." Er grinste. "So? Was spielst du denn für ein Instrument? Oder singst du?" "Ich spiele Gitarre und Klavier...", murmelte sie leise, war ihr das doch nun wieder peinlich vor ihm. "Aber ich singe auch!", meinte sie dann schnell, um ihn abzulenken, da sie ihm ansah, dass er sie nach der Gitarre fragen wollte. "Stimmt ja, deine Mutter war Sängerin." "Ja, genau. Aber wir haben schon einen Sänger, der verdammt gut ist." "So? Also spielst du hauptsächlich Gitarre, nehme ich an?"

"Ähmm... jaaaa..."

"Das muss dir doch nicht peinlich sein. Was hast du denn für eine Gitarre?"

"Ist es aber...", nuschelte sie. "Meine Gitarre steht bei uns im Probenraum. Mama wollte nie, dass ich spiele. Ich habe sie mir selbst gekauft und das spielen selbst beigebracht, damit sie nichts davon erfährt."

"Oh..." Nun war Kaoru wirklich überrascht. Sie schien ja einiges von ihm zu haben, nicht nur was das Aussehen anging. "Wenn du willst, kann ich dir ein wenig helfen. Oder Die. Wenn du möchtest." Die? Moment mal, halt, stopp! Sollte das jetzt heißen, dass sie bald ganz Dir en Grey kennen lernen würde?

"Ähm...", entkam es ihr sehr intelligent. "Ich... also... Du... ihr... müsst euch wegen mir keine Umstände machen. ich komme schon klar." "Das mag sein, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich von jetzt an immer für dich da bin und dass ich dich gerne in meiner Nähe hätte." So kam er wieder auf den Umzug zu ihm zu sprechen. "Danke."

Aufrichtig lächelte sie ihn an. "Aber... das muss ich mir erst noch überlegen... ist das ok?" "Aber natürlich." Wieder kramte er in seiner Jackentasche und zog diesmal eine Visitenkarte hervor. "Ruf mich an, wenn du es dir überlegt hast." Mit großen Augen sah sie auf die Karte. "J-ja, das mache ich!" Er stand auf und streckte sich. "Es tut mir wirklich leid, aber ich muss schon wieder los. Ich habe noch zu arbeiten." Kaoru der Workaholic. Sie blickte die paar Zentimeter Größenunterschied zu ihm hinauf und nickte. "Ist ok." "Gut und bitte melde dich sofort, wenn du es dir überlegt hast." Wieder nickte sie und begleitete ihn dann noch zur Tür. "Tschüss, Nao, bis bald." Er musste sie einfach kurz in den Arm nehmen. Völlig überrascht stand sie da und traute sich kaum zu rühren. Doch dann legte auch sie langsam die Arme um ihn. "Bis dann... Dad..." Lächelnd trennten sie sich voneinander. Als er gegangen war und sie die Tür hinter ihm schloss, ließ sie sich mit dem Rücken an dieser hinab gleiten. Was für ein Tag!



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