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Twelve lives

Urlaub für den Kazekage!
von

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Day one - Shino

Day one – Shino
 


 

Das Grün des Blätterreichs ließ mich echt noch mal an früher denken.

Nicht das ich ein Mensch war, der in der Vergangenheit lebte.

Ich war mir nicht sicher, ob ich das jemals getan hatte.

Aber nun war ich mir eines bewusst: es ist die Gegenwart, die zählt, und die Zukunft, die sie erschafft.

Und genau die konnte ich beeinflussen.

Das war es, was mir Uzumaki gezeigt hatte.

Menschliche Bindungen erschaffen – und nicht im Hass versinken…
 

Für einen Moment schloss ich die Augen und setzte trotzdem meinen Weg fort.
 

Vertrauen.

Freundschaft…
 

„Meister Kazekage, alles in Ordnung?“, einer meiner Begleiter war anscheinend meine Nachdenklichkeit aufgefallen.
 

„Ja“
 

Langsam öffnete ich meine Augen wieder.

Tot.

Ich war tot.

Dunkel…

Überall um mich herum.

Einsam.

Ich war dort so einsam gewesen.

Für einen kurzem Schreckmoment strömten die Erinnerungen an dieses schreckliche Erlebnis auf mich ein.

Es war als würde mir jemand das Herz abschnüren.

So wie damals.

Der Hass.

Aber es war noch kälter.

Mit einem Schmerzensschrei sank ich zu Boden.
 

„Meiser Kazekage!“, riefen alle drei Bewacher gleichzeitig und versuchten mir aufzuhelfen.

Ganz deutlich konnte ich spüren, wie sie mich wieder auf die Beine zerrten, doch obwohl ich meine Augen so weit es ging aufriss, blieb es stockdunkel um mich herum.

Entsetzt schnappte ich nach Luft und meine Hände tasteten zu dem Fleck an dem mein Herz sitzen musste, wo aber im Moment nichts als unsäglicher Schmerz hauste.
 

So schnell wie sie gekommen waren, so schnell verschwanden sie auch wieder, die Schmerzen, zogen sich in meinem Körper zu einem dumpfen Pulsieren zurück, um irgendwann erneut zuzuschlagen.
 

Ich fühlte mich so unsäglich schlapp. Mit ein paar kraftlosen Bewegungen befreite ich mich von dem festen Griff meiner Begleiter und fiel auf die Knie.

Schnaufend stützte ich mich mit den Händen ab und schloss noch einmal die Augen.
 

Das war jetzt schon das fünfte Mal allein innerhalb den drei Tagen gewesen.

Diese Anfälle – immer wieder suchten sie mich heim, so wie ein grausamer Alptraum.
 

Wenigstens schienen sie immer seltener zu kommen.

Noch vor einer Woche waren sie fast stündlich gekommen.

Fragend beugten sich die Wachninjas über mich, warteten auf Anweisungen oder Bitten.

Mit einer fahrigen Handbewegung befahl ich ihnen Abstand zu halten.
 

Ein paar Minuten blieb ich noch ruhig im Gras sitzen, bis ich mir sicher sein konnte, dass mich meine Beine auch tragen würden.

Steif richtete ich mich auf und teilte meinen Leuten die Weiterreise mit.
 

Es war so dermaßen demütigend.

Eigentlich sollte ich ihr Anführer sein, war ich doch der Kazekage, der Beschützer des Dorfes und einer der stärksten Ninjas. Doch nun musste wegen mir ständig irgendwo angehalten werden und diese dauernden Zusammenbrüche waren nur noch peinlich.

Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so schwach gefühlt.
 

Deswegen stapfte ich nun umso zielstrebiger meinem Ziel, Konoha, entgegen.
 

_ _ _
 


 

Summend landete einer meiner Käfer auf meinem Finger.
 

Er war also schon fast da.
 

„Na Shino, kommt er bald?“, fragte mich Kotetsu neugierig und stützte dabei sein Kinn auf beide Hände.
 

„Ja…“, brummelnd rückte ich mich auf dem Stein, auf dem ich saß zurecht.

Ich hockte hier jetzt schon eine gute Stunde herum, nur um auf ihn zu warten. Dabei hatte mich Shizune ganz aufgeregt und hektisch zu Meisterin Hokage geschickt, die mir dann meine Mission mit ein paar groben Worten umrissen hatte.

Derweil wäre sowieso so viel Zeit gewesen.
 

Und je länger ich über meinen Auftrag nachdachte, umso weniger mochte ich ihn.

Das war eigentlich komisch, denn, wenn ich es mir so recht überlegte, war mir noch nie eine Aufgabe zuwider gewesen.

Nun ja, gefreut hatte ich mich zwar auch nie direkt darauf, das war eben nicht meine Natur, aber mir waren sie, wie soll ich das am besten ausdrücken, recht. Aber dieser hier…
 

Kommunikation war noch nie mein Ding gewesen, warum auch, als Ninja war das ja gar nicht mal so relevant. Da war Geheimhaltung doch viel wichtiger.

Lange Reden hielt ich nie, und nur wenn es von Bedeutung war, konnte man mal längere Sätze von mir hören.
 

Unnötige Floskeln waren mir so was von zuwider!

Und nun sollte ich wirklich den Fremdenführer mimen – was hatte sich Hokage-sama nur dabei gedacht?!
 

Missmutig zog ich eine Schnute, die aber durch den hohen Kragen den anderen verborgen blieb.

Deshalb lächelte mich Izumo auch an und wünschte mir viel Spaß bei der Betreuung.

Dann begannen sich die beiden Torwächter untereinander zu unterhalten.

Noch ein paar Minuten würde es dauern, dann würde er doch das Tor schreiten und ich konnte dann zusehen, wie ich ihn beschäftigen sollte.

Bis dahin lehnte ich mich weiter zurück und genoss noch einmal die Ruhe.
 

...
 

„Ich hoffe, Meisterin Tsunade hat auch meinen Brief bekommen…“
 

Da war er.

Obwohl es doch schon eine Zeit her war, konnte ich seine Stimme noch von früher erkennen.

Für einen Augenblick rann es mir noch mal kalt den Rücken hinunter.
 

Er war damals der Schrecken persönlich gewesen.
 

Doch er war ja jetzt ein anderer, so hieß es zumindest, aber dennoch, so schwor ich mir, würde ich wachsam sein.

Entschlossen öffnete ich die Augen und erhob mich.
 

Er war mit ein paar Begleitern gekommen, die anscheinend recht fähige Ninjas waren.

Sie alle blickten zu mir herüber.

Gelassen kam ich näher.
 

„Mein Name ist Shino Aburame, es freut mich sehr Sie hier zu treffen, Kazekage-sama, denn ich werde ab hier ihr Begleiter sein und sie durch Konoha führen“, beinahe hätte ich noch die Verbeugung vergessen, die ich dann aber noch kurz andeutete.

Ganz deutlich konnte ich seinen Blick, der auf mich gerichtet war spüren, doch er sagte kein Wort.
 

Anscheinend war er auch kein großer Redner.

Doch bevor die ganze Situation in unangenehmen Schweigen enden würde, tauchte auch schon Shizune auf.

Mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen stellte sie sich vor und erklärte sowohl den Kazekage als auch seine Begleiter den geplanten Ablauf:

„Es tut mir sehr leid, euch mitteilen zu müssen, dass wir ein bisschen improvisieren mussten. Da zurzeit die Gasthäuser in Konoha überfüllt sind bitten wir sie, als Begleiter des Kazekages in den Räumlichkeiten der Angestellten zu wohnen, wo wir noch ein paar Plätze freihalten konnten.

Und euch, Kazekage wird jeweils immer ein Ninja aus unserem Dorf begleiten. Es sollte ja laut Ihres Briefes eine Art Urlaub sein, deshalb gehen wir davon aus, dass sie Ihre Begleiter nicht benötigen, weshalb wir einen von unseren Ninjas zur Verfügung stellen würden. Sehen sie es als eine Art Fremdenführer an, er wird euch das Dorf zeigen und auch für eure Unterkunft sorgen. Ich hoffe ihr seid mit den bisherigen Vorbereitungen zufrieden.“
 

Gaara nickte nur stumm und seine Begleiter verbeugten sich kurz, um dann Shizune zu folgen.

Nun war ich wirklich allein mit dem Typen.
 

_ _ _
 

Schweigend starrten wir uns an.

Ich kannte diesen Ninja, er war bei der Chu-Nin-Auswahlprüfung dabei gewesen.

Durch seine dicken, dunklen Brillengläser konnte ich keine Augen erkennen und auch Kragen und Kapuze versteckten jeglichen Ausdruck seines Gesichtes.

Und doch konnte ich ganz deutlich seine Ablehnung spüren.
 

Die Stille wurde langsam unerträglich.

Scharf zog ich die Luft ein.
 

„Ich wusste ja, dass es langweilig werden würde, aber so langweilig…“, ich nahm meinen Blick von ihm und betrachtete lieber die Umgebung.

Meine Aussage schien dem Kerl Leben eingehaucht zu haben, auf jeden Fall begann er sich zu räuspern.
 

„Kazekage-sama, was möchten Sie zuerst unternehmen? Wir könnten durch das Dorf gehen und ich würde Ihnen etwas über die einzelnen Gebäude erzählen, wir könnten aber auch etwas essen gehen, wenn Ihr hungrig seid…“

Seine Worte waren zwar leise, aber sehr gezielt. Nur durch den schleppenden Unterton konnte ich seinen Unmut erkennen.
 

Nein, ich hatte wirklich keine Lust, mit ihm durch Konoha zu gehen.
 

„Zeig mir lieber einen ruhigen Ort, an dem man sich entspannen kann…“

„Etwa ein Onsen?“

„Nein, es kann ruhig etwas in der Natur sein…“

Und mit einem Mal hatte ich das Gefühl, dass seine Stimmung wechselte und er mit wesentlich freundlicher Stimme antwortete: „dann wüsste ich auch schon wohin!“
 

_ _ _
 

Ich hatte keine Ahnung, warum ich plötzlich das Verlangen hatte, gerade ihn an diesen Ort zu führen. Vielleicht lag es ja daran, dass ich einen Auftrag immer so gut wie möglich ausführen wollte und da ich heute sowieso dort hin wollte traf sich das eigentlich recht gut.
 

Nach ein paar Minuten ließen wir die Häuser Konohas hinter uns zurück und gingen schweigend durch den Wald. Diese Stille war anders als vorhin, mir kam es vor, als wolle er gar nicht, dass ich etwas sage und auch mir war das natürlich mehr als recht.
 

Während wir über verschieden große Baumstämme kletterten, uns immer am Boden haltend, behielt ich ihn ständig im Auge. Er schien sich recht genau umzusehen und hielt manchmal kaum merklich an, um etwas genauer zu betrachten.

Er schien eine gute Beobachtungsgabe zu besitzen.
 

Nach einiger Zeit erreichten wir die Felswand.

„Wohin jetzt?“, fragte er mich ruhig, als wir vor den kalten Wänden des rauen Gesteins standen.
 

„Folge mir…“

Ein paar Meter weiter gab es eine kleine Senke, in die wir hinabstiegen. Dort war der Felsen dicht bewachsen, ihn umgab ein Dickicht aus großblättrigen Büschen.
 

Zielstrebig trat ich auf die Büsche zu und schob an der gewohnten Stelle die Zweige auseinander.

Mit der Hand winkte ich Gaara zu mir und zwängte mich dann durch das Grünzeug. Der Suna-Nin tat sich schon wesentlich schwerer, da er auch noch seine große Kürbisflasche mit ihm Gepäck hatte. Doch auch er erreichte die Stelle im Felsen, die einen Eingang bildete.
 

Genau dort hinein lotste ich ihn und es wurde stockduster um uns herum.

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass er im Dunkeln wohl seine Probleme haben könnte. Ich hingegen hatte meine Insekten ausgeschickt, die mich nun surrend umschwärmten und mein Augenlicht waren.
 

„Kommen Sie zurecht?“
 

Der Rotschopf antwortete erst nicht, sondern grummelte leise, als er sich den Kopf an der niedrigen Decke stieß.

„Passen Sie auf: Es ist ein sehr niedriger Durchgang und es ist ziemlich steinig. Ich werde Sie führen…“

Da es wohl nicht anders ging, ergriff ich seine Hand und ging voran.
 

Ich sagte ihm, wenn er seine Füße heben und seinen Kopf einziehen musste und gab ihm die Richtung vor, in die ich weitergehen würde. Stumm folgte er meinen Anweisungen und rempelte auch nirgends mehr an.
 

Nach nicht allzu langer Zeit erreichten wir auch schon das Ziel: es wurde langsam wieder heller, bis wir endlich, durch einen noch schmaleren Ausgang in eine Art Höhle gelangten.

Sie hatte ungefähr einen Durchmesser von zwanzig Metern und war annähernd kreisrund. Die Decke wölbte sich nach oben, so dass der Raum eine Art Kegel bildete, wobei an der obersten Stelle das Sonnenlicht hereinflutete und einen Teil der Höhle mit goldenen Mustern überdeckte.

Man konnte die Staubpartikel erkennen, wo das Licht seine Bahnen zog und eine unglaubliche Stille ging von dem Ort aus.

Der Boden selbst war mit einem wuchernden Gewächs bedeckt, dunkelgrün und mit übergroßen Blättern. An langen Stilen hoben sich tausende kleiner roter Knospen empor, alle noch geschlossen.
 

Andächtig verharrten wir einige Sekunden und ließen die Ruhe in uns wirken. Vorsichtig zeigte ich ihn einen Weg durch das Grünzeug, von Felsen zu Felsen bewegten wir uns, bis ich endlich, das was ich ihm zeigen wollte in nächster Nähe gefunden hatte.
 

„Dieses Gewächs ist eine sehr seltene Pflanze, die nur im Dämmerlicht wächst. Der Grund warum wir hier sind; nun genauso wie die Pflanze selten ist, ist auch das Tier, das auf ihr wohnt besonders“, langsam kniete ich mich hin und hob ein Blatt an, an dem ein langer, dunkelblauer Kokon baumelte. Gaara beugte sich zu mir hinunter und betrachtete ihn genau.
 

„Was schlüpft da heraus?“

„Lassen Sie sich überraschen…“, meinte ich nur.
 

Die vergangene Woche hatte ich die Kokons sehr genau beobachtet und bin so oft es nur ging an diesen Ort gekommen. Heute müsste es eigentlich so weit sein.
 

„Die Sonne wird erst in ungefähr einer Stunde hier direkt hineinfallen, dann erst blühen die Knospen auf und die Insekten schlüpfen. Aber Sie wollten ja sowieso einen ruhigen Ort zum Entspannen, also nur zu“, ich bot dem Suna-nin an sich irgendwo hinzusetzen. Einige Felsen waren von weichem Moos bedeckt und so war es durchaus bequem sich darauf niederzulassen.

Ohne weitere Worte zu wechseln versank jeder in seinen Gedanken.
 

_ _ _
 

Dieser Ort schien die Zeit zu verschlucken.

Auf jeden Fall kam es mir vor, als hätten wir uns gerade erst hingesetzt, als mir Shino auch schon mit einer Handbewegung bedeutete aufzustehen.

Es war unruhig in der Höhle geworden.
 

Ein leises Knistern und Knacken hatte sich ausgebreitet und schien den ganzen Raum zu füllen.

Vorsichtig hob der Konoha-Ninja eines der Blätter an, an denen ein Kokon gehangen hatte.

Nun war dieser von oben bis unter aufgeschlitzt, der Spalt sah ziemlich glatt aus. Daneben hielt sich das Insekt mit den filigranen Füßen gut fest. Es schien noch ziemlich bewegungsunfähig.
 

Interessiert betrachtete ich die großen, braunen Flügel des Schmetterlings, die er leider noch verschlossen hatte und man so seine Musterung noch nicht erkennen konnte.
 

„Wartet noch ein bisschen, bis sie fliegen können“, Shino ließ das Blatt wieder vorsichtig los und erhob sich.

Auch ich setzte mich wieder auf meinen Platz und betrachtete mein Umfeld.

Von überall konnte man die Schmetterlinge hören, und da einige auf die Blätter gekrabbelt waren auch sehr gut sehen. Die Knospen der Blüten dagegen waren noch unverändert und das Sonnenlicht hielt sich noch in Grenzen.

Wir mussten anscheinend doch noch eine ganze Weile warten.
 

Währenddessen setzte sich der Konoha-Ninja direkt neben mich und kramte in seinem Rucksack.

„Eigentlich wollte ich sowieso heute hierher kommen…“, erklärte er mir mit ruhiger Stimme und wühlte noch ein bisschen mehr herum.

Dann endlich schien er es gefunden zu haben.
 

„Wir vom Aburame-Clan beschäftigen uns sehr mit Insekten. Deshalb hatte ich mir vorgenommen, einige von den Schmetterlingen einzufangen und mitzunehmen.

Wenn Sie wollen, könnten Sie mir helfen…“
 

Das hörte sich schon interessant an, musste ich mir eingestehen. Vor allem, da es Schmetterlinge in Suna nicht wirklich gab und ich noch nie so einen aus nächster Nähe gesehen hatte.

„Gut. Was muss ich tun?“
 

Shino zog rote Tücher aus seinem Rucksack heraus und stellte mehrere große Gläser auf den Felsen. Zudem holte er noch einige Stoffgitter und Befestigungsringe heraus, die anscheinend zum Verschluss der Gläser dienten.
 

„Die Schmetterlinge werden von zwei Sachen angezogen: von der Farbe Rot und dem Duft, der von den Blüten ausgeht. Nach dem sie geschlüpft sind und sie bereit sind zu fliegen, werden sie erst einige Zeit in der Höhle kreisen und sich dann auf den aufgeblühten Blütenkelchen niederlassen.

Bis dahin müssen wir sie einfangen und in die Gläser stecken“
 

Er hielt kurz inne und zog noch eine kleine Flasche heraus, in der eine goldgelbe Flüssigkeit schwappte.

„Das ist ein besonderes Lockmittel, extra für diese Art gedacht. Wenn wir dass auf die roten Tücher kippen, dann werden die Schmetterlinge sehr stark davon angezogen, viel stärker als von den Blumen.

Sie werden also auf den Tüchern landen und wir müssen dann die Tücher vorher in die Gläser legen und sie nur noch verschließen“

Ich nickte, als er kurz zu mir aufschaute.

„Okay, es ist bald soweit…“
 

Stachelkopf hatte recht.

Die Sonne hatte schon ihren Weg hereingefunden und strahlte mittlerweile alles Grünzeug an, das nun kitschig hellgrün leuchtete. Die Knospen waren auch schon aufgeblüht.

Ich beugte mich tief über eine, um sie genauer zu betrachten.

Sie besaß eine Kelchform und hatte einen hellgelben Stempel. Die Blütenblätter endeten in spitzen Zacken und gaben der Blume ein interessantes Aussehen.

Die Grundfarbe war ein äußerst knalliges Rot, das von feinen, kaum sichtbaren schwarzen Fäden durchzogen war, die ein feingliedriges Muster bildeten.

Noch ein paar Sekunden betrachtete ich die Blume, als mich ein Flattern zum Aufschauen drängte.
 

Einige Schmetterlinge erhoben sich zaghaft in die Lüfte, doch es wurden von Wimpernschlag zu Wimpernschlag mehr.

Ihre Flügel wurden von der Sonne durchleuchtet, und sie wirkten wie fliegende Blütenblätter.

Noch dazu war ihr Aussehen denen der Blumen sehr ähnlich, auch sie hatte knallige rote Flügel, die in winzig kleinen Zacken endeten und ein zartes, dunkelblaues Netz an Maserung durchzog die breiten Flächen.
 

Fasziniert beobachtete ich, wie sie begannen in der Höhle zu kreisen, um einen geeigneten Landeplatz zu finden.

Ihre Schatten zogen fremdartige Muster auf den bewachsenen Boden.
 

„Wir müssen sie jetzt einfangen“, Shino zog wieder meine Aufmerksamkeit auf sich.

„Pass auf…“, er zeigte mir, wie er die Flüssigkeit auf eines der roten Tücher träufelte, bis es sich gut damit vollgesogen hatte. Dann legte er es schnell in eines der großen Gläser.
 

Kaum dass er damit fertig war, landeten auch schon drei Schmetterlinge im Inneren der Falle. Flink legte er das Stoffgitter über die Öffnung und zog den Verschlussring darüber.
 

„So, jetzt probieren Sie das mal“, er hielt mir ein Tuch und das Lockmittel hin.

Sorgfältig tränkte ich das Tuch mit dem Mittel.

Doch als ich mich bückte, um es in den Glasbehälter zu legen, wurde es schwarz um mich.
 

NEIN!, schrie es in mir. Nicht jetzt!

Nicht jetzt! NICHT JETZT!
 

Meine Gedanken überschlugen sich und stemmten sich der Ohnmacht entgegen.

Völlig blind torkelte ich ein paar Schritte zurück und verlor dabei den Halt, da der Felsen dort nun mal zu Ende war.
 

„Gaara!“, schrie Shino, ganz deutlich konnte ich ihn hören und spürte auch wie er meine Hand streifte, als er noch versuchte mich aufzufangen.

Doch ich fiel weiter zu Boden und mitten in das Grünzeug hinein. Das war doch weicher als gedacht, doch beim Sturz hatte ich unwillkürlich die Arme nach oben gerissen.
 

Na toll.
 

Mein Blick wurde wieder klar.

Shino beugte sich tief über mich und sah mich, ich könnte schwören, mit ernstem Gesicht an.
 

Ich spürte, wie mir eine Flüssigkeit über die Kopfhaut in den Nacken lief.

Mit ruhiger Stimme fragte ich Shino: „die Flasche ist doch sicher noch genauso voll wie vorher…?“
 

Dieser sagte ohne mit der Wimper zu zucken: „Nein…“
 

Verdammt…
 

Ich raffte mich auf und fand den Behälter mit der Flüssigkeit zwischen ein paar Blättern wieder.

Das Ding war erschreckend leer.

Ich musste also wirklich das ganze Zeug über mich gekippt haben!
 

„Das kann man doch sicher neutralisieren…?“, fragte ich ihn verzweifelt, als auch schon einer der Schmetterlinge auf mir landete.
 

„Na ja, es verfliegt in ungefähr zehn Stunden…“
 

Zu dem einen gesellten sich etwa fünf weitere.

Einige landeten auch auf meinen Schultern und andere auf dem Hals.

Ihre kleinen Füße tasteten sich auf meiner Haut entlang und es begann zu kribbeln.
 

So etwas hatte ich noch nie gespürt.

Berührungen waren von jeher für mich fremd gewesen und nun auch noch so etwas. Mittlerweile hatte ich gute zwanzig Schmetterlinge an mir kleben.
 

„Wir sollten besser gehen…“, meinte Shino knapp und schnappte meine Hand, nachdem er eilig alles wieder in seinem Rucksack verstaut hatte.

Kaum dass wir den Wald erreichten und wieder Richtung Konoha gingen, begann er mich völlig zu ignorieren. Er sprach kein Wort mit mir, was ja keine Seltenheit war, aber er beobachtete mich nicht einmal mehr!

Ich wusste, dass ich einen Fehler gemacht hatte, auch wenn es ja eigentlich nicht wirklich meine Schuld war. War er etwa wütend?
 

Er hatte sich anscheinend in dem Moment, als ich fiel, Sorgen um mich gemacht. Er hatte vor Schreck meinen Titel vergessen und nur noch „Gaara“ geschrieen. Irgendwie war mir das sowieso lieber als dieses ganze förmliche Zeugs.

Aber warum schwieg er mich die ganze Zeit an und warf nicht einmal mehr einen kurzen Blick zurück?
 

An das Krabbeln der Schmetterlinge hatte ich mich währenddessen schon gewohnt. Sie waren mir nicht von der Seite gewichen und einige umkreisten mich ganz glücklich.
 

„Shino?“

Ich hatte dieses Rätseln satt.
 

„Hm…?“

„Warum ignorierst du mich?“, ich machte eine kurze Pause, „wenn es wegen der Insekten ist, nun ja, dann tut es mir…tut es mir…leid…“

Er drehte sich nicht mal um.
 

„Nein. Es ist nicht deswegen…“

Und schon setzte er seinen Weg fort.
 

„Warte!“, ich stellte mich vor ihn, um ihn am weitergehen zu hindern.

„Was ist dann los?“

Er drehte seinen Kopf sofort in eine andere Richtung.
 

„Nichts…“
 

Das ging mir langsam so was von auf den Wecker!

„Dann sieh mich gefälligst auch an!“, als er sich nicht dazu bewegte, wurde es mir langsam zu bunt. „Das ist ein Befehl als Kazekage!“
 

„Wie IHR meint…“, Shinos Stimme hatte einen abfälligen Ton bekommen, doch er leistete mir Folge und starrte in mein Gesicht.
 

Ein Zucken ging durch seinen Körper.

Dann noch eins.
 

„Was…?“
 

Ein Schmetterling landete auf meiner Nase.

Das war zuviel für Shino.
 

Zuerst war es nur ein Kichern, aber dann lachte er lauthals auf.

Ich musste anscheinend einen göttlichen Anblick bieten.

Deshalb hatte er mich also nicht mehr angesehen!
 

Laut schallte sein Lachen durch den Wald, er sah dabei äußerst grotesk aus und er lachte so heftig, dass unter seinen Gläsern auch Tränen herausrannen.
 

Einer der Schmetterlinge gesellte sich zu dem anderen auf die Nase, wo sowieso schon kaum noch Platz war. Für einen Moment stellte ich mir vor, wie ich ungefähr aussehen musste.

Da war es auch schon um mich geschehen. Lachend ließ ich mich ins Gras fallen und konnte kaum mehr aufhören.

Klar und deutlich konnte ich es hören, mein eigenes Lachen, es war als hätte ich eine unbekannte Seite an mir aufgeweckt.
 

Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, blieb ein wohliges Gefühl in mir zurück.
 

Ich hatte noch nie gelacht.

Warum auch, ich hatte noch nie einen Grund dazu gehabt.

Aber nun bereute ich es irgendwie.
 

Shino hatte sich mittlerweile auch schon wieder gefangen und wischte sich ernst die Tränen von der Wange.

„Entschuldigung Kazekage-sama…“, er verbeugte sich tief vor mir.
 

Warum…?

Erst jetzt viel mir auf, dass er das aus reiner Höflichkeit verhindern hatte wollen.

Doch es störte mich kein bisschen, dass er über mich gelacht hatte. Im Gegenteil. Ich fühlte mich um einiges wohler.
 

„Das ist in Ordnung. Ich muss sicher ganz komisch aussehen. Ach ja, und lass den Titel weg, nenn mich einfach Gaara…“

Shino nickte kurz.
 

Mir war es, als hätte ich einen Freund gefunden…
 


 

Das alles ging mir Abends noch einmal durch den Kopf. Wir hatten zu Abend gegessen und ich musste sagen, die Familie Aburame war äußerst freundlich.

Sie entschuldigten sich alle für das Missgeschick, doch ich versicherte ihnen, dass es ja meine Schuld gewesen war. Ich würde heute Nacht unter einem Insektennetz schlafen, damit die Schmetterlinge morgen nicht im ganzen Gästezimmer herumflatterten, denn sie hatten mich noch immer nicht verlassen und so beobachtete ich sie belustigt im Spiegel wie sie auf mir herumkrabbelten oder mich umkreisten.

Es sah wirklich witzig aus.
 

Erneut musste ich grinsen, wie schon so oft an diesem Tag und mein Spiegelbild sah plötzlich ganz anders aus als sonst.
 

Einen grinsenden Gaara hatte sogar ich noch nicht gesehen…
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Fleur_de_Lys
2009-05-11T14:43:10+00:00 11.05.2009 16:43
Bis jetzt ist die FF suuuperklasse! ^^
Die Idee mit den Schmetterlingen ist so genial... dachte erst, dass die Schmetterlinge von Gaara's roten Haaren angezogen werden, ganz ohne diese Tinktur. Nee, also saugeil dass sich außgerechnet DIE Zwei schlapplachen! Bei der Vorstellung konnt ich mich selbst kaum einkriegen! XD
Wäre echt klasse, wenn du die FF weiterführen würdest, die nächsten Urlaubstage werden bestimmt lustig! ^^

lG Lys
Von:  Findemaxa
2009-05-06T16:33:32+00:00 06.05.2009 18:33
hihi, du weißt ja eig. schon, wie ich's finde, aber ich sag'S dir trotzdem nochmal :'D
1. mag ich ja ohnehin deinen schreibstil. *___* das is en fakt, daran ändert sich ja eh nix xD
2. find ich's auch - so im nachhinein, wenn ich drüber nachdenk - lustig, dass ausgerechnet shino (der nie lachende shino, na ja, außer einmal, aber...ausnahmen bestätigen die regel, nich? x)) gaara zum lachen bringt xD überhaupt...die nächsten tage werden sicher noch interessant.

ich bin echt neugierig was du dir sonst noch so einfallen lässt o.o
+so ganz nebenbei chips da lass+
Von: abgemeldet
2009-05-03T13:49:30+00:00 03.05.2009 15:49
LoL!! xD
die vorstellung...gaara mit so nem haufen schmetterlingen an sich...gefällt mir!! ;D
un deine FF übahaupt find ich echt gut! schon allein die idee ;)


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