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Akira - Das Erwachen von Konricia

Black Sword of Souls
von

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Kapitel 2

Akira - Das Erwachen von Konricia
 

~Black Sword of Souls~
 

Kapitel 2
 

Sie schloss die Tür ab und legte ihren Schlüssel in eine der zahlreichen Nachttischschubladen. Er setzte sich auf ihr Bett, da es keinen Stuhl in ihrem Zimmer gab. Sie schaute Akira mit einem verführerischen Lächeln an. Dieser allerdings wäre am liebsten im Boden versunken. Schweiß rann von seiner Stirn und die Hitze schien ihm unerträglich, als hätte er Fieber. »So lange habe ich darauf gewartet. «, nuschelte die Prinzessen leise und begann ihren Kopfschmuck abzulegen. Akira hätte sich nichts sehnlicher gewünscht, als wenn es dabei geblieben wäre, aber Hizashi war eine sehr leidenschaftliche Person. Nicht wie Akira vermutet hatte, besaß die Prinzessin eine Pracht von Haaren, die bis zu ihren Kniekehlen reichte.
 

Vorsichtig öffnete sie das Kleid, das geschmeidig an ihren hellen, seidigen Beinen zu Boden glitt. Darunter trug sie nur noch ein hellblaues Nachthemd und ein weißes Spitzenhöschen. »I, ich bin doch noch fast ein Kind, Miss...«, stotterte er. »Das macht nichts, Akira-sama, ich bin ganz vorsichtig. «, antwortete sie mit entspannter Stimme. Akira rutschte in ihrem Bett immer tiefer, so dass das Laken Falten schlug. Breitbeinig und unfähig irgendetwas zu tun saß, oder besser, lag, er da. Schon dicht an die Wand gedrückt. »Sie m, missverstehen mich Pr, Prinzessin. Ich... Ihr... w, was, was macht Ihr da?! «, versuchte er sich zu retten, aber vergebens. Die Prinzessin entledigte sich ihres Nachthemdes und trug nichts weiter darunter. Akira starrte voller Entsetzen auf ihre großen gleichmäßig geformten Brüste. Unter ihrer rechten Buse befand sich ein Tattoo in Form eines Tribles und ihr Bauchnabel war geziert von mehreren funkelnden Edelsteinen. Er versuchte sich von diesem Anblick zu lösen, dachte an seine kleine Schwester, aber auch dieser Gedanke verblasste, als Hizashi sich ihm näherte.
 

»Du hast mich so lange schon nicht mehr besucht. Warum nur?« »Euch besucht? Aber, ich kenne Euch doch überhaupt nicht. «, brachte er hervor. »Nicht? Aber du bist doch Akira, der Anführer des Dämonenvolkes. Ich irre mich doch nicht? « Sie sah ihn verwundert an und lächelte verschmitzt. »A, Akira schon, aber ich bin kein Anführer, oder so etwas. « Akira war kaum in der Lage zu antworten. Diese Frau bedrängte ihn immer weiter und Akira fürchtete, dass man ihm seine Scham mehr ansah als nötig. »Doch. Du warst es einst vor langer Zeit. Du liebtest mich mehr, als je jemand zuvor. Und ich liebte Dich mehr als jeden anderen meiner vielen kurzweiligen Partner und Konkubinen. « Hizashi beugte sich über den verängstigten Jungen und legte Ihre Hand auf seinen Schritt. »Lie, liebtest? Wie, Wie meint ihr das? «
 

»Akiralein Warum sollte ich sonst so vor dir stehen? «, sie zog eine Schnute. Der arme Junge schluckte ein paar Male heftig, um den dicken Kloß in seinem Hals herunterzuwürgen.
 

»Sie, Ihr wollt doch nicht etwa wirklich...«, er wagte es gar nicht auszusprechen, »Mit mir...«
 

»Ich sehe schon. Du bist wohl noch nicht bereit.«, Bedauerte sie dann. »Aber später wirst du dich mir schon noch fügen. « Sie lächelte böse.
 

Es ist nicht so, als hätte es Akira noch nie getan. So verboten wie es war, so süß war doch das Sündigen mit seiner Schwester. Und sie hatten es nicht nur einmal getan. Oft genug bestraften sie ihre Eltern, doch die Finger konnten sie nie voneinander lassen. Umso größer nun der Schmerz, als auch sie von ihm gegangen war.
 

»Wie später? Ihr habt wirklich vor mich...« Ihm war diese Art von Körperkontakt zwar alles andere als fremd, aber er wollte es so nie wieder tun. Schon gar nicht mit so einer Art von Frau wie die Prinzessin eine war. »Eigentlich schon. «, antwortete sie enttäuscht. Akira war geschockt und leichenblass.
 

»Eigentlich schon? Findet Ihr mich nicht noch etwas zu jung? « Sie schaute niedergeschlagen drein. »Saîsha würde mich umbringen, wenn ich Euch auch nur mit der Fingerspitze berühre, geschweige denn...«, er sprach nicht weiter. Den Rest des Satzes hätte sie sich aber auch selbst denken können. »Geschweige denn, was? «, sie tat unheimlich neugierig, dabei wusste sie es ganz genau. Es gefiel ihr wohl ihn damit aufzuziehen. »Na. Ihr wisst schon. « Akira wirkte verlegener denn je und ärgerte sich über die fehlende Diskretion der Prinzessin.
 

Hizashi wollte ihn dann doch nicht weiter quälen und ließ endlich ab. »Schon gut. «, grinste sie, »Die Jungend ist immer so schüchtern. Besonders so süße Jungen wie du.«, sie zwinkerte, zog sich einen, mit Perlen bedeckten, festlichen Kimono über, den sie wohl auch zum Ausgehen trug, schloss die Tür auf und wollte das Zimmer verlassen, als: »Warten sie. Ich meine, Hoheit. Sie-, Ihr wolltet mir doch etwas erzählen, oder etwa nicht? « Sie drehte sich noch einmal um und sah ihn fragend an, dann lächelte sie. »Später.« Damit verließ sie den Raum endgültig. Akira saß nur verstört da und sah ihr verständnislos hinterher. Er war völlig erschöpft, verschwitzt und hitzig. Sein Puls raste und er hatte Mühe, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. »Was für eine Frau...«, dachte er.
 

In seiner Hosentasche suchte er nach einem Taschentuch, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Da er keines fand suchte er in ihrem Gemach, mit der Hoffnung wenigstens irgendetwas zu finden, dass diesem gleichkam. Er öffnete die Schubladen des Nachttisches. Fand nichts und wieder nichts.
 

Als er die Vierte öffnete erschrak er. Königliche Unterkleidung. Akira zögerte kurz und ging das Szenario kurz durch, welches eintrat, sollte er erwischt werden. Aber er konnte so unmöglich den Raum verlassen. Mit dieser Einstellung nahm er sich ein feines Unterhemd und trocknete seine Stirn. Doch dann sollte genau dieses Szenario eintreffen.
 

Die Tür ging auf und Saîsha stand darunter. Akira ergriff die nackte Panik. Er wurde mit der Unterwäsche der Prinzessen in der Hand erwischt, wie er in seinem Gesicht damit herumwischt. Aus Reflex warf er es in hohem Bogen von sich. Er mochte sich nicht vorstellen wie dieses Verhalten auf Saîsha wirkte und sah ihn nur mit schreckensweiten Augen an.
 

Dieser kochte vor Wut. Er zog sein Schwert und ging langsam auf den, sich in die Ecke kauernden Akira zu. »Du wagst es. «, hauchte er. »E, Es ist anders als du denkst. Sie, die Prinzessin wollte mich, nein«, er schüttelte heftig den Kopf, in der Hoffnung seine Gedanken so zu ordnen, »Ich dachte, dass sie mich verführen wollte und da lief mir der Schweiß in Strömen. Ich hatte kein Tuch zum Abwischen, deswegen suchte ich etwas zum Abtrocknen. Nur um mir das Gesicht...« »Schweig! « Saîsha brachte ihn mit einer üblen Geste zum Schweigen. Die Spitze seiner Klinge stach schmerzhaft in Akiras Kehle, grade so, dass noch kein Blut hervortrat. »Du hast es ja nicht anders gewollt. «
 

»Sei vernünftig, Saîsha. «, sprach Hizashi, die plötzlich hinter ihm aufgetaucht war. »Er sagt die Wahrheit. Du weißt, wie gerne ich immer aufdringlich bin, wenn ich meinen Geliebten wiedersehe. Ich wusste nicht, dass er so panisch reagieren würde. Ihn betrifft keine Schuld. Also lass ab von ihm. «, sagte sie ruhig aber wirkungsvoll.
 

Saîsha ließ das Schwert sinken und steckte es wieder in die Scheide. Er kam ganz nah an Akiras Gesicht und flüsterte ihm ins Ohr: »Glück gehabt. Nächstes Mal ist niemand dabei der dich vor mir schützen kann. « Er grinste böse, verließ aber mit schnellem Schritt das Zimmer. »Das war unüberlegt von dir, Kleiner. « Sie warf ihm seine Taschentücher zu. »Mach dich bitte frisch, wir wollen zu Tisch. « Sie ging ohne ein weiteres Wort.
 

Akira sah ihr nur sprachlos und verwirrt nach.
 

Wo war er hier nur gelandet. Da eine leidenschaftliche Prinzessin, dort ein Irrer, der alles geben würde ihm den Kopf abzuschlagen. Seine dämonische Dienerin schien die einzig Normale zu sein.
 

Er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Es bereitete ihm nur weitere Kopfschmerzen. Akira stand auf und ging langsam, fast torkelnd Richtung Esssaal.
 

Viele Räume waren zu durchqueren, doch eine Dienerin wartete vor Hizashis Schlafgemach um ihn zum Saal zu begleiten. Dort angekommen setzte er sich zu Maila und den anderen an die riesige, prächtig gedeckte Tafel.

»Itadakimasu«, rief Akira aufgeregt. Normal war das für ihn nicht. Er war immer ziemlich verschwiegen und wusste sich zu benehmen aber diese vielen Ereignisse brachten ihn völlig aus dem Ruder. Er hatte auch wirklich großen Hunger und alles sah so appetitlich aus. »Was bedeutet dieses Ita-dings...? «, fragte die Prinzessin neu-gierig.
 

»Itadakimasu heißt soviel wie: Danke für dieses appetitliche Festmahl, bei den Menschen aus Akiras Welt. «, tat sich Maila schlau. Hizashi lächelte ihre beiden Gäste freundlich an.

Die Dienerinnen der Prinzessin waren allesamt wahre Schönheiten, so, wie die Hoheit selbst. Sie deckten den Tisch, räumten ihn ab und hielten auch sonst den ganzen Palast in sauberer Ordnung. Nach dem köstlichsten Essen, das Akira je gegessen hatte, trat Saîsha einen Schritt auf ihn zu. »Ich möchte mit Euch reden. «, flüsterte er, »Allein! «
 

Akira schluckte erneut einen großen Kloß in seiner Kehle, schwer und schmerzhaft hinunter. Zögernd und ohne ein Wort, nickte er. Ohne jede hastige Bewegung schob er den Stuhl, auf dem er saß ein Stück nach hinten und stand langsam auf. Er sah Saîsha die ganze Zeit nicht in die Augen.
 

»Draußen in meinem Arbeitsgemach warte ich auf Euch. Ich gehe schon vor. «, sagte er noch bevor er verschwand. Akira wunderte sich, dass er nicht auf ihn wartete und die Personen um ihn blickten ihn unangenehm mitfühlend an.
 

Akira wartete noch ein, zwei Minuten, bis sich alle wieder ihren eigenen Dingen zuwandten und er ihm möglichst unauffällig folgen konnte. Er wandte sich in ein Zimmer, welches weniger geschmackvoll und mehr Zweckmäßig eingerichtet war. Es standen nur ein großer Tisch, ein paar Stühle rings herum und zwei, drei volle Bücherregale in diesem Raum. Er wunderte sich, dass es so etwas Kaltes in diesem Schloss überhaupt gab. Saîsha wartete schon. Er saß auf einem kaputten Hocker, dem ein Bein fehlte. »Was willst du von mir? «, fragte Akira unsicher. Saîsha sah ihn mit einem Ausdruck an, der Akira erstarren ließ. So kalt waren seine Augen.
 

Er stand auf und ging ein paar Schritte auf Akira zu. »Es ist wegen Hizashi-Hime. « Er blieb stehen und blickte enttäuscht zu Boden. »Was ist mit ihr? «, fragte Akira daraufhin. »Sie will jeden Mann, den sie auch nur annähernd attraktiv findet. Dich und auch mich, aber ich entwickelte wirkliche Gefühle für sie. Ich fühle mich für sie verpflichtet. « Immer noch schaute er Akira nicht an. »Ich war vorher genau so wie du. Ich empfand nichts, für nichts und niemanden. « Nun sah er ihm wieder so direkt in die Augen, dass Akira noch stärker versteifte als zuvor. »Lass die Finger von ihr. Sie würde dich auch nur ausnutzen! Es wäre dein Ende, wenn ich es erführe! « Akira lächelte abschirmend »Keine Sorge. Ich will nichts von ihr. Sie mag ja ganz hübsch sein, aber für mich gibt es schon jemand anderen. « »Und wen, wenn man fragen darf? « Akira wich seinem Blick aus. »Das, das ist unwichtig für dich...« »Schon okay. Es geht mich ja nichts an. Solang es sich nicht um Maila handelt. Sie hat sich nämlich mir verschrieben und ist nicht mehr frei. « Saîsha zog eine Grimasse. »Ich würde dir gern die Hand schütteln, aber ich kann nicht. Deiner Aura wegen könnte ich dich auf der Stelle töten. Sei also auf der Hut und pass auf, dass dir kein Finger ausrutscht. «, drohte Saîsha ihm darauf mit finsterem Blick.
 

»Das werde ich. Ach ja. was ist eigentlich so furchtbares an mir, das alle meiden? «, wollte Akira wissen, ohne daran zu glauben, dass der junge Ritter ihm darauf ehrlich antworten könnte. Saîshas Blick wurde wieder ernst. »Du bist der zukünftige Anführer des Dämonenvolkes. Maila scheint es zwar noch nicht zu wissen, aber-«, er stockte, »Du wurdest kurz vor deinem Erwachen. Du bist dazu geboren um gegen uns zu kämpfen. Genau wie ich, um dich und dein Volk zu vernichten, sollte es sich unserem Frieden in den Weg stellen. Und wenn du erst der finstere Lord bist, wirst du es tun. «
 

»Ich, Ich kann mich nicht mehr zum Guten wenden? « Akira hatte eigentlich geglaubt, dass er die Wahl habe, sich zwischen zwei Seiten zu entscheiden. So wie Saîsha es darstellte, war das aber nicht der Fall. »Ich glaube nicht. Und wenn. Unser Gott müsste uns schon ein Wunder schicken, damit das geschieht...« Er wirkte in einem Moment tatsächlich bedrückt. »Verstehe. Tut mir leid...«, Akira erschrak vor sich selbst. Er hatte sich doch tatsächlich entschuldig und dann auch noch bei diesem…

Er verscheuchte den Gedanken. »Ist schon gut. Wie gesagt, du kannst eigentlich nichts dafür. Du wurdest dazu geboren. Deswegen werde ich dich jetzt noch nicht töten. Aber merk dir eins: Ich werde es tun. Früher oder später, wirst du durch meine Hand deinen sicheren Tod finden. «
 

Akira zitterte. Man sah es nicht, aber er zitterte am ganzen Leib. »Adieu, Feind.« Mit diesen Worten verließ Saîsha wieder den Raum. Akira saß nur da, unfähig sich zu bewegen.
 

Das war nun wirklich zuviel für ihn. Diese ganzen schrecklichen Ereignisse auf einen Schlag.
 

Seine Bestimmung, seine Zukunft, sein Tod.... Akira würde sterben...
 

Gott müsse schon ein Wunder schicken, damit das nicht geschieht.
 

Er hielt seine Tränen nun nicht länger zurück und stützte sich grade so mit Armen und Knien vom Boden ab, als er zusammenbrach. Unter ihm entstand eine salzige Pfütze aus Tränen. Akira weinte. Er weinte hemmungslos und unerbittlich. Niemand könnte ihn jetzt noch trösten. Er schluchzte tief und laut. Seine Wangen röteten sich, des nassen Salzes wegen.
 

Früher oder später würde er durch die Hand des Prinzen den sicheren Tod finden. So zitierte es Saîsha.
 

Maila stürzte plötzlich ins Zimmer. »Akira, oh Gott! Was ist geschehen? «, rief sie erschrocken auf. »Ich, ich will jetzt nicht darüber reden. «, schluchzte er. Nicht jetzt und nicht später. »Ich bring dich in dein Gemach. « Mit diesen Worten legte sie auch schon Akiras Arm über ihre Schulter und stützte ihn. Der erschöpfte Junge wehrte sich nicht. Ihm war in diesem Moment einfach alles egal. Maila half ihm vorsichtig die Stufen hinauf, den breiten Gang entlang in sein vorbestimmtes Gemach und setzte ihn auf seine feine Matratze. »Danke. Es tut mir leid. « Er legte sich auf die Seite. »Das muss dir nicht Leid tun. «
 

Sie sah ihn freundlich und mit großen neugierigen Augen an: »Was eigentlich? « »Maila? «, fragte er zusammenhanglos. »Wie werde ich denn zu diesem Dämonenanführer? « Maila erschrak: »Wie?! «
 

»Na ja. Es gibt doch bestimmt einen Grund. Irgendetwas muss mich doch dazu bewegen, oder? Eine Handlung, ein Wort oder ein Gegenstand.« Er rutschte ein Stück zu ihr. »Das kann ich dir nicht sagen. «, wich sie aus. »Aber wenn ich es weiß, kann ich es doch verhindern. «, jammerte Akira mit zitternder Stimme.
 

Sie schüttelte traurig den Kopf: »Nein. Dein Wille mag stark sein, aber deine Neugier ist stärker. « Akira verstand. Beide senkten die Häupter. »Ich glaube, ich gehe noch ein bisschen raus an die frische Luft. « Akira erhob sich mühsam und schlich an ihr vorbei aus dem Zimmer. Maila sah ihm traurig nach.
 

Akira wollte vorher noch einmal bei Hizashi vorbeischauen, um sie abermals nach seinem Geheimnis zu fragen. Vor ihrer Tür stoppte er schlagartig. Er vernahm Stimmen aus ihrem Gemach. Sie war nicht allein. Vorsichtig öffnete er die Tür, sodass er durch einen sehr schmalen Spalt hinein schielen konnte. »Entspannt euch, mein Prinz. Er wird es schon nicht bemerken. «, säuselte Hizashi. Akira sah, wie Saîsha und die Prinzessin auf einem Himmelbett lagen und sie sich dicht an seinen nackten Oberkörper schmiegte.
 

Er hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. »Wenn er dieses verdammte Schwert in seine verschmutzten Pfoten bekommt, ist das unser aller Todesurteil! «, antwortete Saîsha unruhig und grob. Akira traf ein Schlag, der wie ein Blitz, eisig und in hohem Tempo, durch seinen Körper fuhr. Ein Schwert? Er lauschte weiter, doch das Gespräch war wohl beendet, denn niemand sagte mehr ein Wort. Hizashi streichelte dem jungen Prinzen sanft über die Brust, dann küsste sie ihn. Akira konnte das nicht mehr mit ansehen und trat zwei drei Schritte von der Tür zurück. Er knirschte mit den Zähnen: Dieser Frau ist es wohl egal, wann und mit wem. Aber das war jetzt sicher nicht das Problem. Was hatte es nun wieder mit diesem Schwert auf sich? Akira war am Grübeln. Er wusste einfach nicht weiter.
 

Er ging nach draußen, an den Wachen vorbei und auf die riesige, strahlend grüne Wiese.
 

Es war schon dunkel, aber trotzdem konnte man alles erkennen. Alle paar Meter stand eine Laterne, die alles in ihrem Bereich hell erleuchtete. Er setzte sich in das feuchte Gras und sog den frischen Geruch durch die Nase intensiv ein. Man konnte nicht sehen, ob nun Tautropfen, oder seine eigenen Tränen in seinem Gesicht ruhten. Es ging alles so schnell. Erst sieht er dieses Mädchen auf der Straße und im nächsten Moment findet er sich in einem märchenhaften Land, mit Prinzessinnen, Elfen und Dämonen, wieder. Und was bedeutete nur dieses Schwert. Er musste es unbedingt herausfinden.
 

Nachdenklich sah er in den sternenklaren Nachthimmel. Nicht ein Wölkchen ließ sich blicken.
 

Der Himmel, nein Alles, das ganze Land war ein einziger wunderschöner Traum aus Farben und Formen aus dem man nicht wieder erwachen mochte. Fabelwesen hüpften durch die Nacht und weit entfernt hörte man ein Heulen, welches nur von verzauberten Wölfen stammen konnte. Nur... Warum war Akira hier? Er war ein ganz normaler Junge aus dem ganz normalen Japan, aus dem noch normaleren und langweiligen Osaka. Gehörte er hierhin? Was hatte es mit ihm auf sich?
 

›Es ist deine Bestimmung‹ Eine leise innere Stimme flüsterte zu ihm.
 

»Meine Bestimmung? «, wiederholte er.
 

›Die Bestimmung das Volk der Dämonen zu führen. Dafür wurdest du geboren‹
 

»Für das Dämonenvolk.« Akira drückte sich die Hände auf die Ohren.
 

»Nein! Nein! Ich will das alles nicht hören! «, rief er verzweifelt.
 

›Du kannst dich nicht wehren... Du musst es tun... Es ist deine Bestimmung‹, fuhr die Stimme ruhig fort.
 

»Das kann nicht sein! Wer bist du? Warum tust du mir das an? «, er schluchzte kläglich. Er wusste nicht, sich alles nur in seinem Kopf abspielte, oder er seine Klage durch die Nacht geschrien hatte

›Deine Schwester‹
 

Akira wurde hellhörig. »Was, was ist mir ihr?! «
 

›Du willst sie doch wiedersehen‹
 

»Was? Wo ist sie? «

›Komm zu mir... und ich bringe dich zu ihr... vertrau mir... Du wirst sie wieder sehen... Aber du musst zu mir kommen‹.
 

»Wo, wo bist du? «, fragte er aufgebracht.
 

›...Komm zu mir... komm...‹. mit diesen Worten verschwand diese merkwürdige Stimme.
 

Akira sah sich hektisch und verstört um. Was war das? »Meine Schwester? Komiko? «, dachte er. »Ich, ich werde sie wiedersehen? Das, das ist doch unmöglich! Oder etwa nicht?« Akiras Kopf begann heftig zu pochen, als wollte etwas Fremdes in seine Gedanken vordringen und er verlor die Besinnung.
 

»Akira? Hey, Akira!« »Komiko…” unruhig wälzte sich Akira hin und her. Zwei un-sanfte Schläge auf seine Wangen ließen ihn wieder erwachen. Erschrocken fuhr er hoch. Vor ihm standen Maila und ein anderes Mädchen, welches ganz in grün gekleidet war; eine Dienerin der Prinzessin. »Alles in Ordnung mein Herr? «, fragte diese besorgt. Akira nickte abfällig, sah aber dabei Maila fragend an. »Das ist Meriaka. Sie hat dich ohnmächtig, in der Wiese liegend, gefunden und gab mir bescheid. Was ist geschehen? « »Ich, Ich weiß es nicht. «, antwortete Akira wahrheitsgemäß. »Schon gut. Gehen wir ein bisschen spazieren, oder fühlst du dich noch zu schwach? «, lenkte Maila vom Thema ab. »Meinetwegen. «, grummelte er. Meriaka stützte ihn. Akira sah Maila nach einer Weile fragend an. »Wo ist das Schwert? « »Was? Akira! Warum willst du so etwas wissen! « Der Junge blieb stehen und Meriaka fiel dadurch beinahe hin, konnte aber noch rechtzeitig Halt finden. »Wo es ist, habe ich gefragt! «, wiederholte er und sah die Frauen verschwörerisch an. Maila trat einen Schritt zurück, als die feurigen, roten Augen Akiras ihre streiften.
 

»Es, das Schwert ist in einer Kammer tief unter dem Palast, aber, es ist zu gut bewacht um dort lebend anzukommen. Akira. was ist mit dir? Warum siehst du mich so an? « Akira war entschlossen. »Bring mich hin! « »Wa...«, Maila verstummte. Ihre Augen wurden leer und ihre Seele war auf einmal willenlos. »Sehr wohl, Herr.« Die Dienerin erschrak bis ins Mark und sprang einen Satz beiseite. »Diese Aura! «, keuchte sie, » Ich muss es der Prinzessin berichten! « Sie drehte sich um und rannte so schnell sie konnte zurück zum Schloss. Akiras flammender Blick sah ihr hinterher. Er war erbost darüber, kümmerte sich aber wieder um Maila. Er packte sie unsanft am Arm und befahl ihr, ihn zum Schwert zu führen. Sie nickte und setzte sich in Bewegung. Meriaka war bereits am Palast angekommen und rannte stolpernd die Stufen zum Thronsaal hinauf.
 

Doch nicht die Prinzessin, sondern Saîsha nahm sie in Empfang. »Meriaka! Was ist los?”, rief er. »Die Prinzessin, wo ist sie? « »Sie nimmt gerade ein Bad. aber warum willst du das wissen? « Ohne ihm zu antworten stürzte sie wieder aus dem Saal und auf den Gang hinaus, in Richtung Bad. Die Tür des Badezimmers ließ sich nicht verschließen und so rannte Meriaka einfach gegen. Sie fiel in den Raum und landete auf dem weißen Marmorfußboden. Hizashi und die anwesende Dienerin zuckten zusammen und ließen vor Schreck Bürste und Seife fallen. Die gestürzte Dienerin schnitt sich an einer scharfen Kante tief ins Fleisch, das Blut aus der Wunde trat. »Meri?!« »Hoheit«, unterbrach sie Meriaka stöhnend. Der weiße Marmor wurde langsam von einer leuchtend roten Schicht bedeckt.
 

Meriaka erblasste. »Fürst Akira. Er… es ist bald soweit. Seine Seele wurde ... das Schwert hat von ihm Besitz ergriffen. Und Maila, steht unter seiner Führung«, Meriaka verlor vor Erschöpfung die Besinnung. Hizashi sprang aus ihrem Bad und beugte sich zu ihr. »Keine Sorge meine Liebe. Wir schaffen das schon. « Mit diesen Worten richtete sich die Prinzessin wieder auf, griff sich ein trockenes, rosa Badetuch und verschwand. Saîsha stand immer noch verwirrt am Eingang des Thronsaals, als auch Hizashi ihn fast über den Haufen rannte. Diesmal konnte er aber rechtzeitig bei Seite springen. »Halt! Majestät! Wartet! « er lief Hizashi nach. »Jetzt wartet! Verdammt noch mal! « Das war ihr zu viel. Die Prinzessin stoppte und drehte sich drohend um. »Äh, könnte ich bitte erfahren was hier los ist? «, fragte er zögernd und mit gesenktem Blick. »Komm mit. « Ohne ein weiteres Wort zu vergeuden, fasste sie seine Hand und hetzte weiter.
 

Akira und Maila näherten sich dem Palast.
 

Am Tor angekommen machten die Beiden sich keine Mühe zu läuten. Maila hob die Hände und das Haubtor öffnete sich wie von selbst. »Wir gehen einen anderen Weg, ist das in Eurem Sinne? «, fragte sie mit ihrer nun ausdruckslosen Stimme. »Mir ist es gleich. «
 

Inzwischen hatten Hizashi und Saîsha viele Wachen und einen teil ihres Heeres vor dem Raum, in dem das geheimnisvolle Schwert verborgen lag, aufgestellt. Sie selbst befanden sich darin. Saîsha setzte sich wütend in eine Ecke und betrachtete eine mit Schnörkeln und Gold verzierte Truhe, in der anderen Ecke des Raumes. »Darin liegt Dark Silence, oder? « Hizashi antwortete ihm nur mit einem stummen, fast traurigen Blick. »Es ist fast soweit, hm? Lange hat seine Verwandlung dieses Mal nicht gedauert. «, beantwortete er sich grimmig seine eigene Frage. Hizashi blieb stumm.

»Dieser verdammte Mistkerl!« Er stand auf und trat gegen einen kleinen Schrank. »Bitte! Das Schwert ist schuld, nicht er! «, sagte Hizashi jetzt doch. »Aber…« »Wie auch immer«, unterbrach sie, »Wir müssen es um jeden Preis verteidigen. Es ist schade um ihn, aber da kann man nichts machen. Das ist unser aller Schicksal, seit tausenden von Jahren. « »Und was habt ihr vor? «, fragte Saîsha genervt. »Wir warten ab und sehen was passiert. Dann überlegen wir weiter. «, erklärte sie. »Na toll. super Idee Hoheit. «, dachte er verachtend. Hizashi verzog die Miene:« Warum muss er denn nur sterben? Im Prinzip ist er doch ein guter Mensch. « Saîsha sah sie zornig an: »Was redet ihr da? Das ist doch Unsinn! Er ist ein Dämon! Der Schlimmste von allen! Nichts an ihm ist gut! « »Wie du meinst. « Sie legte traurig die Hände in den Schoß. Beide schwiegen für eine nicht endende Zeit.
 

Maila stockte und ihre Hände wurden feucht. »Was ist mit dir? «, fragte Akira. »Sie, Sie haben jetzt eine Barriere errichtet! Eine große Anzahl von Soldaten erwartet uns. Seid ihr sicher, dass wir das tun sollten? « Akira leckte über seine scharfen Eckzähne. »Ich weiß nicht warum, aber ich weiß, dass es sein muss. « Plötzlich hielt er sich den Kopf als hätte er Schmerzen. »Was habt ihr, Meister? «, fragte sie besorgt. Doch er stieß sie nur zurück: »Lass! Es ist nichts! « »Sehr wohl. «, antwortete sie erneut tonlos.

Sie drehte sich um und ging weiter. Nach einer Weile blieb sie jedoch wieder stehen, wie von einem Blitz getroffen und flüsterte:« Es geht nicht, Herr. Ich kann nicht. Überlegt es euch bitte noch einmal! Ich flehe euch an! « Sie sank vor ihm auf die Knie und stützte sich mit den Händen vom Boden. Tränen der Verzweiflung tropften von ihren Wangen, als hätte sie die anhaltende Trance, in die sie Akiras Blick zog endlich ein Ende gefunden. Sein Blick wurde zornig, dann flimmerte er auf eigenartige Weise.

Er wechselte sich im selben Moment zu einem mitfühlenden Ausdruck und er hockte sich zu ihr. »Maila, ich...« Seine Gefühle schmerzten im Herzen und sein Kopf dröhnte immer heftiger, als würden Tausende von Menschen auf ihn einschlagen und laut lachen, so stark, dass Akira es nicht mehr aushielt. Er schrie plötzlich aus voller Kehle, dass ihm die Tränen in die Augen schossen und drückte seine Hände auf die Ohren. Maila sah auf und klammerte sich um seinen Körper. »Oh, Akira! «, flüsterte sie und beide fielen in tiefes Schluchzen. Akira ertrug diese schrecklichen Schmerzen nicht länger und verlor kurz darauf die Macht über sein Bewusstsein. Er sackte zu Boden und Maila kauerte neben ihm, weinend und mit dem Kopf auf seiner Brust.
 

Ein Mädchen, welches das ganze Spektakel von einem nahen Wäldchen aus mitverfolgte, sprang auf die Lichtung und schlich sich leise an. Maila schreckte auf, doch nichts war mehr von ihr zu sehen. Das Mädchen war verschwunden. Jedenfalls aus ihrer Sicht. Denn man hörte man einen Gesang. Eine wunderschöne Melodie. Maila blickte verstört um sich. In dem kompliziertem Gezweige eines nahen Laubbaumes entdeckte sie eine Junge Frau mit kurzem schwarzem Haar. Mit dem Rücken an den Stamm gelehnt sah sie zu Maila. »Wer bist du? «, fragte Maila. »Das ist unwichtig und tut nichts zur Sache. «, antwortete das fremde Mädchen. »Das ist Fürst Akira, richtig? Man erkennt ihn an seinen feurigen, entschlossenen Augen. « Maila sah in Akiras kraftloses Gesicht. »Ja. «, antwortete sie traurig, »Er will das Schwert. « Das Mädchen grinste: »Dann gib es ihm doch. « »Was? Bist du verrückt? Er wird diese Welt zerstören! «, rief Maila aus. »Du willst ihn also noch länger leiden lassen, hm? Siehst du denn nicht, was er die ganze Zeit durchmachen muss? Ha! Das ist doch wohl nicht dein Ernst! ... Saîsha sieht noch keinen Grund ihn zu töten. Hat Akira aber das Schwert, wird der Prinz ohne Rücksicht kämpfen. und das, bis einer von den Beiden das Leben lässt. Lass den armen Fürsten nicht länger leiden. Ich habe dir hiermit noch ein wenig Aufschub gewährt. « Maila schaute noch immer zu Akira, wendete sich aber dann zu dem Mädchen: »Wie ist dein Name? « Wieder grinste die junge Frau am Baum: »Du gibst wohl nie auf. Nun gut. Mein Name ist Aritas. Ich bin Jägerin im Wald von Morass. Sobald der Führer der Dämonen erwacht werde ich seine Dienerin sein. « Sie sprang zu Boden. »Was? Du bist auch...? « Maila wusste nicht wie sie ihren Satz fortsetzen sollte. Sie war sprachlos. »Sieht ganz so aus. Eine Dienerin fehlt also noch, um sein enges Gefolge zu komplettieren. Nun gut. Denke gut über meine Worte nach und quäle ihn nicht noch länger. «
 

Damit verschwand sie. Hecktisch drehte sich Maila um, als sie ein leises Stöhnen vernahm. Akira wachte auf.
 

»Ich frage mich wirklich, wie lange er braucht um unsere Truppen zu durchdringen. «, dachte Saîsha laut in der engen Waffenkammer, in der er und Prinzessin Hizashi sich verschanzten.
 

»Er wird nicht kommen. «, antwortete die Prinzessin ruhig. Vom Schreck gebannt sah er Hizashi an: »Was soll das heißen? « »Er hat es sich überlegt. Akira hat über das Schwert gesiegt. Jedenfalls vorerst.« »Ich verstehe. « Eine nachdenkliche Miene legte sich über beide Gesichter. Man vernahm ein leises pochen und Saîsha erhob sich, um zu schauen, von wem es wohl kam. Er ging zur Tür und schloss auf. Meriaka war der Grund für das Klopfen. »Was ist? «, fragte Saîsha unfreundlich. »Akira wird nicht...« »Das wissen wir schon! «, unterbrach er. Doch Meriaka ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Die Jägerin hat sie überzeugt umzudrehen. « »Sag den Soldaten, dass sie sich zurückziehen können. «, fügte Hizashi an.
 

»Falscher Alarm.« Lächelte Meriaka erleichtert. »Wie ihr wollt. « Die Dienerin verbeugte sich höflich, drehte sich auf der Stelle um und ging. Saîsha grummelte noch immer vor sich hin. »Los, Hoheit, gehen wir! « Er hielt ihr seine Hand hin um ihr aufzuhelfen. »Danke. « Beide verließen die Kammer und bahnten sich ihren Weg durch die Soldatenreihen die sich allmählich wieder zu ihren alten Positionen begaben.
 

Akira erging es nicht gut. Ununterbrochen wimmerte und schluchzte er, sodass sich Maila rührend um ihn sorgte. Er lag noch immer auf dem bloßen Waldboden. Weiches Laub, welches Maila von Nahem gesammelt hatte, schützte seinen Kopf. Ihr Haarband war um seine Stirn gebunden, um die Schmerzen zu lindern. Es handelte sich um kein gewöhnliches Haarband, sondern um eines mit heilenden Fähigkeiten. »Entspannt euch ein wenig. Ich kümmere mich hier schon um alles. « »Kasumi...? Bist du das? Wo, wo ist Komiko? ... Oh! Mein Kopf! «, stöhnte er. »Akira, Ihr... Du hast sicher ein paar Lücken in deinem Gedächtnis, nicht wahr? Desto länger in Du in diesem Reich bleibst, desto mehr vermischen sich deine neuen Erinnerungen und überblenden andere. Deine Schwester ist nicht mehr am Leben. Ich werde dich nach Hause bringen, warte hier. «
 

Sie erhob sich und ließ Akira kurz allein im Wald zurück. Ihre Absicht war es, Akira erst einmal wieder in seine Welt zu führen. Da er aber zu schwach war um zu laufen, musste Maila zwei Pferde besorgen auf denen sie reiten konnten. Er war einfach noch nicht bereit diesen weiteren Schritt zu gehen und musste langsamer an seine neue Aufgabe herangeführt werden. Akira wälzte sich auf dem Boden hin und her, wurde aber schon etwas ruhiger. Die Dienerin rannte so schnell wie sie ihre Füße trugen. Sie erreichte das Schloss einige Minuten später, als Meriaka grade dabei war, die Wachen neu einzuteilen. Erschrocken sah sie Maila entgegen. »Du? « sie ging ein paar Schritte rückwärts. »Warte! Renn nicht weg! Ich will Euch nichts Böses! «, rief Maila, als sich ihr zwei der schwer bewaffneten Soldaten entgegenstellten. »Halt. Ich kenne diese Frau. Sie sagt die Wahrheit. Nicht angreifen! «, befahl Meriaka. Die Männer stoppten stolpernd.
 

Die Dienerin Akiras ging auf die Dienerin Hizashis zu. Vor ihr blieb sie stehen, legte die Hände auf die Knie und musste erstmal tief ein- und ausatmen um wieder zu Luft zu kommen. »Was möchtest du? «, fragte Meriaka höflich. »Er hat sich beruhigt. Eine Jägerin namens Aritas hat ihn zweifeln lassen und nun ist er nicht einmal mehr in der Lage zu sprechen. Ich glaube er hält es in dieser Welt nicht mehr lange aus. «, flüsterte sie, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, »Gib mir zwei Pferde. Ich bringe ihn erstmal von hier weg. « »Gut. Die Tiere sollst du haben. «, antwortete diese. »Ich danke dir. « Maila hatte schon fast nicht mehr daran geglaubt. »Schon gut.« Sie lächelten sich an dann entfernte sich Meriaka und erschien nach einiger Zeit wieder mit zwei prächtigen Rössern. Maila übernahm die Tiere und verbeugte sich noch vier fünf mal vor Meriaka, ehe sie sich umdrehte und mit den Pferden verschwand. Als das Schloss ein kleines Stück hinter ihr lag, stieg Maila auf eines der kräftigen Tiere und trabte weiter. Akira wälzte sich noch immer im Laub, als Maila bei ihm erschien. »Sieh, Akira! «, sagte sie mit freudigem Gemüt, »Ich bring dich Heim! «
 

An das was danach geschah konnte sich Akira nicht mehr richtig erinnern. Nur, dass es ihm schwer fiel auf das Pferd zu steigen. Er nutzte dafür seine letzte Kraft. Dann wurde er wieder besinnungslos.
 

Als er wieder erwachte lag er in seiner Wohnung, in seinem Bett, auf Mailas Schoß, die ihm zärtlich über die Wange strich und ihn freundlich anlächelte:« Na? Hast du gut geschlafen? «

»Kasu…«, mehr konnte er nicht sagen. Sein Hals war wie zugeschnürt. »Du brauchst jetzt nicht sprechen. «, flüsterte sie, »Spar deine Kräfte lieber. Du wirst sie noch brauchen. « Akira fühlte sich wohler als noch zuvor. Die Schmerzen hatten nachgelassen und das Chaos in seinem Kopf sortierte sich ganz langsam. Aber umso mehr er versuchte seine Gedanken zu ordnen umso mehr Fragen stellten sich ihm. Er mochte sich nicht damit beschäftigen. Er wollte nur noch ein bisschen so liegen.
 

»Akira? Wie geht es dir jetzt? «, fragte Maila mit einem besorgten Klang in ihrer Stimme.
 

Der Junge hielt sich den Hals: » Na ja. ich habe noch leichte Schmerzen, aber ich werde es überleben. Wie lange habe ich geschlafen? «, fragte er dann. Kasumi überlegte kurz und antwortete: »Hier auf meinem Schoß hast du ungefähr zwei Stunden geruht. « Akira hatte kein Gefühl mehr für die Zeit, die an ihm vorbeiraste.
 

Ein tiefes Schweigen lag in der Luft. Sie streichelte ihm durch sein samtiges, feurig rotes Haar. »Was ist mit dir? «, fragte er sie vorsichtig. »Es ist nichts. Nur, ich frage mich wie es Saîsha jetzt geht. Nach alldem.« »Ist das so interessant für dich? « Akira wurde misstrauisch. Ihm gefiel nicht, dass sie sich um ihn sorgte. »Ja, er war mein Verlobter. Aber die Prinzessin hat für eine Nacht ihr Gemach mit ihm geteilt. Da löste ich die Verlobung auf. Seit dem ist er dort öfter als in seinem Arbeitszimmer zu finden. «
 

Akira hob verdutzt den Kopf. »Du willst mir sagen, dass diese Prinzessin mit ihrem Lebensstil und Männerverschleiß euer gemeinsames Leben zerstörte? « »So ungefähr. «, sie errötete. Es war ihr sichtlich unangenehm mit ihm darüber zu sprechen. »Wie dreist. Gut, dass ich nicht so bin.« Beide lächelten traurig.
 

»Das ist nett von dir. Wir müssen nun anfangen auf jede Kleinigkeit zu achten die uns verdächtig vorkommt, okay? Wir dürfen uns keine Fehler mehr erlauben. « »Weißt du wie lange es noch dauert? «, wechselte er das Thema ohne auf ihren Satz einzugehen. Erst schaute sie verwirrt, dann verstand sie: »Ich weiß es nicht, Akira, und ich will es auch gar nicht wissen. Ich bin froh, dass alles noch einmal glimpflich abgelaufen ist. « Ohne ein Wort sah er sie auffordernd an. »Sicher nicht mehr lange. «, verbesserte sie sich und wich seinen Blicken aus.
 

»Du kannst ruhig ehrlich zu mir sein. «, bat der Junge. »Ich bin ehrlich. «, verteidigte sie sich. »Ich sage dir was ich weiß. « Sie wurde unruhig und wollte nicht weiter darüber sprechen. »Ich danke dir für deine Ehrlichkeit. « Beide sahen sich tief in die Augen und kamen sich ein wenig näher. Sie ließen die Augenlieder leicht sinken und schauten sich aus schmalen, seichten Schlitzen an. Maila konnte seinen Atem schon auf ihrer Haut spüren, doch das Schicksal meinte es abermals nicht gut mit ihnen. Das Telefon läutete. Akira sprang erschrocken auf und humpelte verärgert zum Apparat. Nur ein lautes Rauschen war zu vernehmen. »Was soll das? «, fragte er sich leicht zornig.

Kasumi, die, wegen der entgangenen Chance ihm näher zu kommen etwas enttäuscht drein schaute, erhob sich hastig und riss ihm den Hörer aus der Hand. Ihr Blick wirkte plötzlich nachdenklich, schwer grübelnd. »Was ist? «, fragte Akira verwirrt. Er hatte zuvor nur ein Rauschen gehört. Keine Stimmen, keine Töne. Nur ein leises Rauschen.
 

»Ich kann es nicht richtig deuten. «, antwortete sie zögerlich, »Aber wenn ich mich nicht irre ist Saîsha in der Leitung. «
 

»Saîsha? Aber wie will er das anstellen? «, Akira war vollends verwirrt. Saîsha befand sich doch in einer anderen Welt, ohne Telefone oder sonstige Kommunikationsmittel. Wie also sollte er eine Telefonverbindung herstellen. »Durch Telepartie. «, stellte sie klar. »Wir in Zarkunda sind dazu fast alle in der Lage. Aber ich verstehe hier kaum etwas. « Dann riss sie die Augen auf, als hätte sie ein Blitz getroffen.
 

»Das Dark ...lence...«, hörte sie in ihren Gedanken, »... Es ist fort... du mu... schnellstens...«
 

Das Telefon tutete nur noch. »Was bloß? «, fragte sie sich. »Was ist los? «, Akira verstand die Welt nicht mehr. »Ich muss gehen, Akira. Ich muss zurück in meine Welt. Wir sehen uns sicher bald wieder. « »Was? Warum?« Akira fehlten die Worte. »Ich muss etwas erledigen. Den Rest erkläre ich dir später. « Kasumi legte den Hörer auf und ging zur Tür. Er stand nur fassungslos da, nicht in der Lage sich zu rühren.
 

Sie sah ihn mit tränenerfülltem Blick an, fasste mit der Hand sein Haar und küsste ihn innig. Der verwirrte Junge werte sich nicht, sondern ließ es über sich ergehen. Eine halbe Ewigkeit standen beide reglos da, bis Maila ihren Griff löste. Ihre Hand wanderte von der Stirn, über seine Wange, sein Kinn, auf seine Brust und knöpfte vorsichtig sein Hemd auf. Doch er merkte es kaum. Gebannt sah er ihr in die Augen und sie in die seine. Das Hemd war nun bis zum Nabel offen und ihre Finger strichen sanft über seinen sportlichen Körper. Sie kniete sich langsam hin, schloss die Augen und küsste seine Brust wie auch seinen Bauch. Als Akira merkte wie ihm geschah, wollte er sie zurückstoßen, doch durch ihre bloße Anwesenheit schwand seine Kraft zusehends.
 

Kasumi richtete sich grade auf und sah ihm ein letztes Mal in die Augen bevor sie verschwand... Ihr Körper begann zu flimmern, dann wurde er durchsichtig und verschwand dann vollends. Noch lange danach stand er halb nackt und bewegungslos im Raum immerfort an ihr lächeln denkend.

Als er langsam aus seinen Gedanken erwachte ging er ins Wohnzimmer, setzte sich auf seinen orangefarbenen Sessel und vergrub das Gesicht in den Händen. So viel war passiert, so viel Unwirkliches, Fantastisches und Grausames. Vor ein paar Tagen dachte er noch, er würde sein restliches Leben immer so weitermachen. Vor sich hin leben, bis er irgendwann alt und grau würde. Irgendwann würde er endlich erlöst und alles hätte ein gutes Ende genommen, wenn er so wieder zu Komiko gelangte. Er dachte immer, er müsse nur noch ein paar Jahre aushalten um endlich sein Glück zu finden. Und dann tauchte dieses Mädchen auf, die sein ganzes Leben einfach durcheinanderwirbelte, in nur so wenigen Augenblicken.
 

Er musste sich endlich sortieren. Wer war er überhaupt, und warum war er hier und dann auch wieder nicht, Akira war nicht gleich Akira. Er stammte nicht von dieser Welt. Von wem und warum wurde er in diese Welt dann gebracht? Er war ein Nachkomme, nein, eine Wiedergeburt eines Herrschers über das Böse. Akira schmunzelte bei dem Gedanken. Wenn es jemanden gäbe, dem er das hätte erzählen können, so hätte er ihn für völlig verrückt erklärt. Akira konnte es selbst ja kaum glauben. Er versuchte es nur zu akzeptieren, weil er alles mit seinen eigenen Augen gesehen hatte.
 

Dieses Mädchen, dessen verzweifelte Rufe nur er hörte. Diese merkwürdige Straße voller Wüstensand. Diese Unwetter, die in unglaubliche Schwüle umschlugen, von einer Sekunde zur nächsten. Dieses Land, so saftig grün, paradiesisch mit wunderschönen Lebewesen, mit Prinzessinnen, Märchenschlössern und prachtvollen Rittern.
 

Selbst wenn er einfach akzeptierte, dass er ein Teil des Ganzen war, so war er doch ein Teil der anderen Seite. Er gehörte nicht zu der leuchtend schönen, und fröhlichen Gesellschaft. Sie haben ihn alle sehr freundlich aufgenommen, doch auch nur, um ihn nicht zornig zu stimmen und zu riskieren, dass er sie alle vernichtete. Wieder musste Akira schmunzeln. War er doch nur ein einfacher machtloser junger Mann und kein Krieger und kein Herrscher. Von seinen Sinneswandeln in der anderen Welt hatte er nichts mitbekommen. Er wusste nichts mehr von diesem Schwert und auch nichts mehr von seiner Kontrolle über Kasumi, oder besser Maila, während er von diesem Ding kontrolliert wurde.
 

Akira stand auf und ging ans Fenster. Ihm blieb nun nichts mehr anderes als einfach abzuwarten.



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