Zum Inhalt der Seite

Xont, der Ladenhüter

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Xont vs. Kampfkreisel

„Ja das ist es!“ Xont nahm freudig das kleine Paket entgegen, riss die Schnur herunter und den Karton auf.

Er überflog den Brief der darin lag:
 

Lieber Xont,
 

Anbei was du aus dem Lager haben wolltest. Bitte mach keinen Unsinn und komm bald zurück damit…
 

„BlaBlaBla… prügel dich nicht… und so weiter…, in Liebe deine Hilde“, murmelte Xont und steckte den Brief achtlos weg.

Dann griff er nach dem gut gepolsterten und in ein rotes Samttuch gewickelten Inhalt des Pakets. Mit Fingerspitzen umfasste er den eingewickelten Gegenstand und schlug behutsam Stück für Stück das schützende Tuch bei Seite. Wenn der Postjunge unachtsam gewesen war, und es zerbrochen sein sollte, dann würde er dafür büßen. Xont wickelte es weiter aus, und sah, das es keinen Grund gab, den armen Postjungen büßen zu lassen. Der Gegenstand war heil geblieben und einwandfrei angekommen.

Zufrieden steckte Xont das kleine Ding, das er mit seiner großen Faust fast komplett umschließen konnte, in seine Manteltasche. „Komm JarJar, wir gehen ein paar Abenteurer verprügeln!“

Aus Vorfreude kläffend folgte der kleine Hund dem Ladenhüter aus dem Gasthaus von Nibelheim heraus, und auf den Dorfplatz.

Diesmal hätten die Abenteurer keine Chance gegen ihn, da war Xont sich sicher! Von einem Gast hatte er erfahren, dass eine Gruppe Abenteurer früh am Morgen in die Berge aufgebrochen war. Und der Typ mit den übertrieben gegeelten und gezackten Haaren war auch dabei!

„Komisch“, dachte sich Xont, „das ich gestern Abend niemanden von dieser Gruppe bemerkt habe, dabei waren sie vielleicht sogar im gleichen Gasthaus wie ich gewesen?! Vielleicht war ich zu sehr abgelenkt von dem vielen Bier und der jungen Frau…“. Egal, beim Gedanken an den garstigen Kerl brannte die Wut in ihm wieder auf, und er freute sich darauf, es ihm endlich mit barer Münze heimzahlen zu können.

Doch kaum war er zehn Schritte weit durchs Dorf gegangen, da quäkte ihn eine heisere Stimme von der Seite an.

„Hey Alter, was grinst du so?!“

Eine kleine Gruppe Jugendlicher hatte sich um den Dorfbrunnen herum versammelt. Xont musterte die Gruppe mit Abscheu. Sie trugen billige Discounter-Waffen und Rüstungen mit so einfallsreichen Bemalungen wie Flammen, fernöstlichen Schriftzeichen oder Tribals. Xont rümpfte die Nase. Diese pubertierenden Kids mit Ihren viel zu weiten Hosen, und Waffengurten die so tief hingen das sie am Boden schleiften, waren das Einzige, was ihm noch mehr auf den Sack ging als Abenteurer: Möchtegern-Abenteurer!

Ein Junge aus der Gruppe, dem gerade anfing ein schmales Oberlippenbärtchen zu wachsen, stand auf: „Was kuckst du, Mann?! Hast noch nie Abenteurer gesehn?“

Das Wort Abenteurer aus dem Mund dieses Halbstarken scheuerte wie Schleifpapier durch Xonts Ohren.

„Wir sind die Besten Abenteurer in der ganzen Stadt, Mann!“, rief ein Mädchen von hinten, deren kurzer Rock eigentlich schon gar kein Rock mehr war, sondern eher ein Gürtel, so kurz war er.

„Ja genau.“, bekräftige der Junge im Vordergrund und streckte seine schmale Brust nach vorne, „wir sind die Besten der Besten!“

Mit diesen Worten drehte er sich um und griff nach einem nicht allzu langen, aber sehr sehr sehr sehr (und noch ein paar Mal sehr) breiten Schwert, das an der Brunnenmauer lehnte. Auf die Klinge waren zwei Teufelshörner gemalt, und der Griff hatte zwei schief angeklebte „Flügel“ an der Seite. Unter Auferbietung all seiner kläglichen Kräfte stemmte der Junge es hoch und posaunte angestrengt schnaufend: „Wir sind die ‚Killers of Sephiroth’!“

Dann ließ er das Schwert scheppernd zu Boden fallen, denn der Versuch die schwere Klinge in einer Siegerpose über seinen Kopf zu stemmen, scheiterte gnadenlos am Gewicht der Waffe und der Dünne seiner Ärmchen.

Dennoch riefen die anderen Jugendlichen triumphierend „Yeah, das sind wir, Killers of Sephiroth sind die Größten!“, und klapperten ihrerseits mit ihren billigen Poser-Waffen, unterließen es aber schlauerweise, sie über ihre Köpfe zu stemmen.

Xont brach derweil in schallendes Gelächter aus: „Wenn ihr nicht so jung wärt, würde ich euch jetzt den Arsch versohlen, beim Garuda! Aber Danke für die Witzvorstellung so früh am Morgen. Vielleicht lässt man euch Mal im Theater oder im Fernsehen auftreten. Und nun ab nach Hause mit euch Bälgern, ich hab keine Zeit für solche Scherze!“

Der alte Ladenhüter machte eine eindeutige Geste, drehte sich um und wollte schon gehen, als eine der angehenden Abenteurerinnen immer roter im Gesicht wurde, bis sie schier zu platzen schien.

Ein Schwall hasserfüllter Worte schoss aus ihr heraus: „Niemand beleidigt uns so, du hast keine Ahnung wer wir sind, dafür wirst du büßen!“ Ihre Stimme wurde immer schriller, und ihr Kopf noch roter, soweit das überhaupt möglich war. „Wir sind nämlich die Besten Abenteurer die wo es gibt überhaupt!“

Xont lachte weiter und machte sich darauf gefasst, das der Kopf der Göre gleich explodieren würde. Der kleine Jar-Jar stimmte mit einem freudigen Bellen in Xonts Lachtyraden ein.

Das Gör schrie weiter, während ihre Freunde um sie herum angestrengt versuchten, möglichst böse und bedrohlich dreinzuschauen, was natürlich so ganz und gar nicht funktionierte, und Xont nur noch härter lachen ließ.

„AHHHHHHHHHHHHHHHHHH!“ schrillte das Mädchen, du wirst gleich nicht mehr lachen, wenn du uns kämpfen siehst. Nimm das!“

Sie zog etwas hinter ihrem Rock/Gürtel hervor, holte kurz aus, warf, und kreischte: „Kampfkreisel flieg!“.

Ein kleines rotierendes Ding flog in Xonts Richtung.

Der hielt kurz inne, die Augen auf das gerichtet, was da nun am Boden auf ihn zuträllerte, und gefasst darauf, dass es sich um eine echte Waffe handeln könnte. Auch Jar-Jar verstummte und hüpfte hastig hinter Xont in Deckung.

Doch der kleine Kreisel verlor schnell an Bewegung, und kullerte mit den letzten paar mühevollen Drehungen mehr schlecht als Recht so weit vor Xonts Füße, das er fast im Schatten der großen Plauze des Ladenhüters verschwand.

Xont setzte gerade zu einem erneuten Lachen an, als das drollige Ding zum stehen kam, und mit einem *Plupp* seine orange Farbladung direkt über Xonts Beste Schuhe entlud.

Das war eindeutig zu viel! „Jetzt reichts!“ donnerte er den Kinder-Abenteurern entgegen, „Jetzt zeige ich euch Mal, wie richtig gekämpft wird!“

Blitzschnell griff Xonts Hand in die Innentasche seines Mantels und umschloss das kleine, runde Etwas. Er spürte die Energie bereits verlockend durch seine Hand und seinen Arm pulsieren, bereit ihre Kraft auf jedes Ziel zu entladen, das er für sie auswählte.

Doch Halt! Er musste sich besinnen. Das hier waren doch noch Kinder. Er durfte nicht gegen sie kämpfen, auch wenn sie ihn provozierten. Sicher wussten sie einfach nicht wohin mit ihrer Zeit und Energie. So wie Xont, als er in seiner Jugend die Nachbarskinder verprügelt hatte, weil sie ihn als fett beschimpften. Bei den echten Abenteurern würde er diese Waffe noch früh genug einsetzen können.

Langsam löste der Ladenhüter den Griff um das Ding in seiner Tasche, und das Beben und die Gier danach es einzusetzen verschwanden augenblicklich.

Lieber jagte er diese Kinder mit seinem Stock quer durchs Dorf. Xont holte ein paar Mal mit seinem Reisestock aus, schlug nach den Rabauken, haute dabei natürlich absichtlich daneben, und wirbelte jede Menge Staub auf dem Dorfplatz auf. Die jungen Abenteurer stoben auseinander und flüchteten unter wildem Gekreische – und sehr zum Amüsement der Dorfbewohner, die die Szenerie beobachteten – in alle Richtungen davon, wobei einigen von ihnen vor lauter Panik vor der Wut des dicken alten Ladenhüters ihre Waffen verloren, oder einfach gleich liegen ließen.

Zufrieden kam Xont zur Ruhe, und wischte sich die orange Farbe des Kampfkreisels mit „Dem Großen Cheat- und Lösungsbuch“ von den Schuhen, das einer der Halbstarken liegen gelassen hatte.

Wenn es doch nur mit den richtigen Abenteurern auch so leicht wäre. Leider wussten die jedoch besser mit ihren Waffen umzugehen. Aber nun hatte Xont den unüberwindbaren Vorteil in seiner Manteltasche, und er würde ihn einzusetzen wissen…

„Komm JarJar, jetzt schnappen wir uns endlich wirklich die Abenteurer!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück