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Aufklärungsunterricht

von

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Atsushi starrte gebannt in die Gesichter der Umstehenden.

„Das ist nicht euer Ernst", flüsterte er beinahe. Die ganze Situation war ihm offensichtlich unheimlich. „Ich wollt wirklich, dass ich das tue?" In seinen Augen stand nackte Panik geschrieben, doch die Anwesenden besiegelten sein Schicksal: sie schoben ihn in die Höhle des Löwen...
 

Lautes Gehämmere auf eine Gitarre schlug ihm entgegen, das abrupt aufhörte, als sich der Spielende seiner bewusst wurde.

„Acchan", quiekte es fröhlich und sprang ihm an den Hals, was den Älteren geschockt taumeln ließ. Mit einer solchen Begrüßung hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Etwas pikiert schob er das Bunte Vieh von sich und musterte es.

„Ich bin hier, weil die anderen wollen, dass ich dir etwas erklären."

„Mir? Gesangstraining?"

„Da kommt jede Hilfe zu spät..."

Die großen Augen des anderen begannen zu schwimmen, was Atsushi instinktiv aufseufzen ließ. Er war einfach zu weich... Freundschaftlich nahm er den anderen in den Arm und ignorierte einen Moment die Luftknappheit, die aus der Erwiederung der Umarmung resultierte. Bis er es nicht mehr aushielt. Er presste Miyavi von sich und holte einige Male tief Luft.

„Es geht um etwas viel... fundamentaleres. Und da ich damit schon Erfahrung habe, soll ich es dir erklären." Das Sugizo oder Hyde das genauso gekonnt hatten, aber zu feige gewesen waren, ärgerte Atsushi noch immer. „Du hast allen immer wieder wegen einer Sache in den Ohren gelegen... etwas, was du dir mehr wünschst, als alles andere...“

Miyavi sah ihn an, wusste offensichtlich nicht, worum es ging.

„Den Weltfrieden?“

'Tief durchatmen, Acchan, tief durchatmen...', mahnte sich der Ältere.

„Nein, du wolltest ein...“ Allein die Vorstellung war schon so absurd, dass es Atsushi schwer viel das auszusprechen, aber er musste es tun! Die anderen hatten immerhin seine Katzen als Geiseln genommen. „Du wolltest ein Baby.“ Endlich war es raus.

„JA!“ Miyavis Augen leuchteten auf. „Machst du mir eines?“

„WAS?“

„Ob du mir... naja... eines machst...“

„Aber.. ich bin verheiratet!“, entrüstete sich der Sänger, der panisch nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau hielt.

„Vergiss deine Katzen nicht“, hörte er plötzlich Gackts Stimme in seinem Inneren und erstarrte. Was sollte er tun? Dieser... ihm viel kein passendes Wort für Miyavi ein... sah ihn mit bettelndem Blick an.

„Was hat das mit Verheiratet sein zu tun?“

„Naja... ich will nur mit meiner Frau...“

„Nur mit deiner Frau? Kann sie das denn so gut?“

Ob man es glauben wollte oder nicht, Sakurai Atsushis Wangen überzog flammende Röte bei dieser Frage und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Besser als jede andere. Und an Männern habe ich kein Interesse.“

„Ja, aber die besten Konditoren sind doch Männer.“

„Konditoren?“

„Ja, Babys werden doch gebacken, oder?“

„Nicht wirklich“, murmelte Atsushi, der langsam das Ausmaß der Katastrophe zu begreifen begann. Wer hatte den Jungen aufgeklärt? Er würde die Person eigenhändig erwürgen.

„Nein, Kinder werden nicht gebacken. Was denkst du denn, wieso Frauen so dicke Bäuche bekommen und dann plötzlich Kinder haben!“

„Ich dachte, die hätten einen integrierten Backofen. Man spricht doch auch vom Braten in der Röhre...“

Hier lief eindeutig etwas schief! Atsushi war kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

„Du hast doch jetzt schon eine ganze Weile eine Freundin. Hast du nie mit ihr...?“

„Mit ihr was? Gebacken? Sicherlich, aber keine Kinder.“

„Nein, das meinte ich nicht... hattest du Sex mit ihr?“

„Was hat das mit Kindern zu tun?“

Wo war nur ein Beißholz, wenn man es brauchte, oder eine Tischkante, um den Kopf darauf zu schlagen? Atsushi wusste nicht, wie er das angehen sollte. Wie konnte ein Mann von knapp dreißig Jahren nur so... naiv sein. Er hatte ja von den anderen gehört, dass Miyavi da ein wenig hinten dran hing, aber so... Wie konnte das nur passiert sein?

„Das wollte ich dir erklären...“

„Ja!“, krähte der andere. „Und dann backst du mir eines! Denn du musst das gut können! Du bist immerhin Vater und vor allem werdet ihr oft genug 'BACK-TICK' geschrieben. Deswegen habe ich auch verstanden, wieso Gackt dich als schlüpfrig bezeichnet.“

'Mentale Notiz an mich selbst: Gackt hierfür erwürgen!'

„Also, Miyavi. Zuallererst: Kinder werden nicht gebacken, sie werden gezeugt.“

„Aber? Meine Mama hat das mit Hefeteig verglichen, der im Bauch dann aufgeht und durch die Wärme und so...“

„Das ist Unfug!“

„Aber wie geht es dann?“

„Dank Sex!“

„Sex macht Babys?“ Miyavi riss die Augen regelrecht auf, was in Atsushi die Sehnsucht nach einer guten Flasche Rotwein weckte. Wie sollte er diese Unterhaltung nur bei gesundem Menschenverstand überstehen?

„Ja... das tut es.“ Atsushi seufzte tief, als er den fragenden Blick des Gitarristen sah. „Also, beim Orgasmus, treten beim Mann Spermien aus.“

„Wie?“

„Na das weiße Zeug – Sperma... da sind so Kaulquappen drin, die unsere genetische Information tragen.“

„Oh... da ist was drin? Da lebt was?“

„Was dachtest du denn, was das ist?“

„Leim...“ Hätte Atsushi noch fassungsloser werden können, wäre das in diesem Moment geschehen, so jedoch beschloss er, niemals zu Miyavi in die Wohnung zu gehen. Wer wusste schon, ob der andere das nicht auch als Leim einsetzte... „Also meine Schubladen hält es gut zusammen... aber wenn da was drin lebt... dann bin ich ja ein Mörder...“

'Einfach ignorieren... Atmen nicht vergessen... Herz, schlag du auch weiter...'

„Nein, die sind nur Leben, wenn sie auf das Äquivalent bei einer Frau treffen.“

„In einer Frau schwimmen auch Kaulquappen herum?“

„Nein, die haben Eizellen, die die andere Hälfte vom genetischen Material in sich tragen. Und wenn beides miteinander verschmilzt – also ein Spermium mit einer Eizelle – entsteht ein Kind daraus.“

„Aber das passiert nicht jedes Mal, wenn man Sex hat, oder?“

Miyavi schien sehr bleich zu werden, bei dem Gedanken.

„Miyavi? Alles in Ordnung? Das passiert nur zu einer bestimmten Zeit im Monat, wie auch deine Katze nur ab und an rollig ist...“

„Wirklich?“

„Ja, wirklich, sonst wäre ich doch Vater von tausenden von Kindern.“

„Das ist gut... das hat mich jetzt erschreckt. Weil... das wären auch bei mir nicht wenige...“

„Sag mal, wenn du dachtest, es wäre Leim, wieso hast du dann keine Kondome verwendet?“

„Naja... ich dachte immer, das würde mit der Monatsblutung wieder rausgespült, weil sich da doch die Schleimhaut ablöst.“

„Gefährliches Halbwissen... das heißt, du hast nie verhütet?“

„Verhütet? Was haben Hüte damit zu tun?“

Atsushi zuckte zusammen. Oh ja, es würde wirklich bald Tote geben.

„Naja, es gibt Möglichkeiten zu verhindern, dass Kinder entstehen, und dass man sich mit Geschlechtskrankheiten infiziert“, erklärte er geduldig.

„Achso, ja, das mit HIV weiß ich. Deswegen immer ein Kondom benutzen, wenn man einen ONS hat.“

„Na immerhin... aber bei deiner Freundin hast du das nicht gemacht?“

„Nein, wir haben uns beide zu Beginn unserer Beziehung testen lassen.“

„Verhindert ihr anders, dass sie schwanger wird?“, erkundigte Atsushi sich, der die Antwort schon ahnte.

„Nein... nicht, dass ich wüsste.“

Atsushi seufzte, das würde noch eine lange Unterhaltung werden, aber er setzte sich trotz allem hin und erklärte Miyavi in aller Ruhe, welche Möglichkeiten es zur Verhütung gab, während jener ihm mit einem fast treudoofen Welpenblick zuhörte.
 

„Gahaa~ckt“, flötete Atsushi, als er Stunden später aus dem Zimmer kam, in dem Miyavi wie ein Kind zusammengerollt schlief. Alle anderen sahen ihn aufmerksam an, wollten wohl in seinem Gesicht lesen, wie die Unterhaltung verlaufen war. „Er ist jetzt aufgeklärt...“

„Dann komm nachher mit in meine Wohnung, deine Katzen abholen“, brummte Tooru ruhig, während alle anderen noch immer auf Atsushi starrten, der jetzt vor Gackt stand, ihn eindringlich ansah. Solch einen Blick hatte man selten bei dem Sänger gesehen, der sich zwar stets in eine düstere Aura hüllte, aber nie wirklich böse war. Doch jetzt sah er Gackt an, als wäre dieser ein Hamster, der nur darauf warten würde, einen Spieß in den Hintern geschoben zu bekommen.

„Du bezeichnest mich also als schlüpfrig?“, fragte er übertrieben freundlich, während der sonst so gelassene Solist schluckte und lieber einen Schritt zurück trat, wie auch alle anderen um sie herum. Sogar Sugizo wirkte nicht mehr so gelassen wie sonst.

„Bitte, Acchan, keine Gewalt.“

„Oh, ich werde ganz sanft sein, wenn ich ihm die Stimmbänder herausreiße...“

Mit einem entsetzten Schrei wirbelte Gackt herum und rannte davon, während sich die restlichen Mitglieder von 'BACK-TICK' auf Atsushi stürzten, um den tobenden Mann festzuhalten.

„Die Männer mit den 'Hab-mich-lieb' Jacken sind auf dem Weg“, berichtete Yoshiki, der zum ersten Mal in seinem Leben zugab, einen Fehler gemacht zu haben...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hidehiko
2009-10-16T17:38:08+00:00 16.10.2009 19:38
Ein wirklich gelungener Fanfic! <3

Vorallem bei dem Satz "Deswegen habe ich auch verstanden, wieso Gackt dich als schlüpfrig bezeichnet.“ hätte ich mich vor Lachen am liebsten unter den Tisch geworfen. ;D

Von:  Earu
2009-04-17T10:33:00+00:00 17.04.2009 12:33
Hab mich köstlich amüsiert (auch wenn ich wieder mal nur die Hälfte der auftretenden Charas kenne xD) Besonders die Zwischenbemerkungen zur Selbstberuhigung waren doch mal herrlich x3


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