Memories
Er ging durch die eiskalte Nacht. Seinen Kragen hochgeklappt, sodass man sein Gesicht nicht erkennen konnte. Er wollte auch nicht erkannt werden, noch nicht. Sie sollten erst von ihm erfahren, wenn es zu spät war. Erst dann sollten sie sein Gesicht sehen und seinen Namen unter Qualen in die Nacht hinaus schreien. Sie hatten ihn lange genug gequält, nun war es an der Zeit zurück zuschlagen. Er dachte an vergangene Zeiten in dieser verdammten Stadt. An Zeiten, in denen der kleine 8jährige Bryan mit dem Kopf in der Kloschüssel seiner Schule hing und fast ertrunken wäre. An Zeiten, in denen er verprügelt und gequält wurde, indem man ihm die Finger der linken Hand in einem Schraubstock zerquetschte, sodass er einen davon verlor. Kalte Wut stieg in ihm hoch.
Dann dachte er an die letzten 2 Jahre.
Jahre, die sein Leben für immer veränderten.
Es fing alles ganz harmlos an.
Er bekam einen neuen Job als medizinisch technischer Assistent in einem Labor. Hier war er zwar auch nur ein kleines Licht, aber man respektierte ihn.
Als er wie üblich eine Nachtschicht einlegte, und somit allein im Labor war, explodierten einige Chemikalien, die er aus versehen zu nah beieinander gestellt hatte. Gott sei dank konnte er den Vorfall im Labor vertuschen, sodass niemand etwas merkte und er seinen Job nicht verlor.
Doch durch das einatmen dieser eigentlich tödlichen Mischung veränderte sich sein Körper und er wurde zu einem Vampir mit außergewöhnlichen Fähigkeiten.
Ihm machten Sonne und Knoblauch nichts aus und er konnte auch alles essen.
Er hatte übermenschliche Kräfte.
Dieser Vorfall liegt nun schon einige Zeit zurück. Er musste sich erst einmal selbst an die Tatsache gewöhnen, dass er nun kein kleines Licht mehr war.
Er, der kleine Bryan aus der Kloschüssel, war nun der Albtraum seiner Peiniger. Abrupt blieb er stehen. Er hatte nicht bemerkt, dass er bei seiner alten Schule angekommen war.
Ein kaltes Lächeln zog über sein Gesicht, denn er wusste, das einer seiner Peiniger hier Lehrer war.
In den letzten 2 Jahren hatte er seine Freizeit damit verbracht, zu recherchieren, wo wer lebt und was er so trieb.
Alle 3 waren noch in der selben Stadt. Der eine, Oliver Rex, war Lehrer an dieser verhassten Schule, der zweite, Max Brown, wurde Supermarktleiter und der Schlimmste von allen, Tommy Striker, war der Bäcker.
„Tommy heb ich mir bis zum Schluss auf erst sind die anderen dran.“, dachte er hämisch.
Jetzt brauchte er erstmal eine Unterkunft. In ein Hotel wollte er nicht, dass wäre zu auffällig in so einer kleinen Stadt. Ihm viel ein, dass er am Rande der Stadt ein leer stehendes Haus gesehen hatte. Dorthin ging er zurück und verbrachte die restliche Nacht mit dem schmieden von Racheplänen.
Am nächsten morgen machte er sich auf, um im Supermarkt einige Lebensmittel einzukaufen. Der Marktleiter Max Brown scheuchte seine Mitarbeiter herum.
„Na das passt ja zu ihm“, sagte er leise zu sich selbst und wühlte weiter in der Tiefkühltruhe nach rohem Fleisch.
Auf dem Rückweg aus dem Laden prägte er sich die Öffnungszeiten ein, sodass er rechtzeitig zum Feierabend wieder hier war.
„Das wird ein Heidenspaß“ lachte er böse.
Leider etwas zu laut, denn einige ältere Damen drehten sich zu ihm um und schüttelten mit dem Kopf.
Gegen Feierabend baute er sich hinter dem Supermarkt auf und wartete. Die Sonne war schon hinter den Hügeln verschwunden, sodass er in der Abenddämmerung schwer zu erkennen war.
Endlich!
Brown schloss den Laden und begab sich auf den Heimweg. Er folgte ihm
Kurz hinter der nächsten Kreuzung hatte er ihn eingeholt.
„Guten Abend“, hauchte er ihm von hinten ins Ohr.
Brown schrak zusammen und drehte sich abrupt um.
„Wer sind sie und was wollen sie von mir“
Bryan musterte ihn von oben bis unten.
„Man bist du fett geworden, du siehst ja aus wie ein kleines Ferkel“ sagte er und im gleichen Augenblick packte er Brown an der Kehle und schliff ihn aus der Stadt heraus zu dem leer stehenden Haus in welchem er sich einquartiert hatte.
„Wollen doch mal sehen, ob du auch quieken kannst wie ein Ferkel oder ob du schreist wie ein abgestochenes Schwein.
Brown versuchte sich zu wehren und zu schreien, doch bezüglich der Tatsache, dass seine Kehle zugedrückt wurde kamen nur klägliche Laute aus ihm heraus.
Er konnte machen was er wollte, dieser Typ ließ ihn nicht los und so langsam schwanden ihm die Sinne.
Am Haus angekommen schleppte Bryan den mittlerweile Ohnmächtigen in den Keller und fesselte ihn an einen Stuhl. Dann schlug er ihm solange mit der flache Hand ins Gesicht, bis dieser zu sich kam.
„Was wollen sie von mir? Stammelte er und begann zu zittern.
„Du erkennst mich nicht, nicht war?“ „Du weißt echt nicht wer ich bin oder?“
„Na dann werde ich dir mal ein wenig auf die Sprünge helfen!“ lachte Bryan hämisch und präsentierte seine geschundene Hand.
„Und wie siehts aus, jetzt ne Idee?“
Brown schaute ihn ungläubig an.
„Was soll das mit der Hand? Ich weiß nicht was sie meinen“
Und dann viel es ihm wie Schuppen von den Augen. Seine Augen wurden groß.
„Du, du bist Bryan.“ Der Loser Bryan“ Was willst du denn von mir? Doch wohl keine Rache?“ winselte er.
„Mensch wir waren doch noch Kinder, wir wussten doch gar nicht was wir taten.“
Bryan ergötzte sich an dem Gewinsel.„Ja, so habe ich auch um Gnade gefleht, aber ihr habt weiter gemacht. Ihr habt mir die Knochen gebrochen, mich zusammen geschlagen, fast ertränkt und noch vieles vieles mehr. Ihr habt mich zu einem seelischen und körperlichen Wrack gemacht und jetzt ist meine Zeit gekommen euch alles heimzuzahlen.“ grinste er böse und seine Vampirzähne kamen zum Vorschein. Er leckte sich über die Lippen.
„Dein Blut wird das Erste sein, dass vergossen wird.
Ganz, ganz langsam.“
