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Wütend genug?

Das hat Konsequenzen...
von

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Die Welt ist mein

Wütend genug?
 

Kapitel 2: Die Welt ist mein
 

„Die Welt gehört also dir?“

Der Spott Russos lief brandheiß an meinem Rücken runter, wie frisches Blut. Vermischt mit Gift. Ich stand ihm gegenüber, starrte in seine Augen. In diesen Augen war einfach nichts zu sehen – außer vielleicht die innere Rückwand seines Schädels. Schade eigentlich, ich fand Blau auch immer sehr schön. Blau stand für Weite, Träume und Sehnsucht – in diesem Falle stand es für die pure Psychopathie.

Ich beobachtete die blonden Strähnen, die in sein Gesicht fielen, die Blutspritzer auf seiner Haut. Er war definitiv kein Herr der Folter, lediglich ein Psycho-Killer. Ein Kenner-Auge sieht so etwas.

„Ja, die Welt gehört mir!“

erklärte ich geduldig,

„Ich bin der Mittelpunkt des Geschehens und der Erzähler zugleich – meine Figuren tun, was ich will.“

Ich dachte nicht im Traum daran, meinen Blick nur für einen Bruchteil einer Sekunde aus der Schussbahn des seinen zu entfernen. Dies war ein Machtkampf. Ein Machtkampf unter hohen Tieren. Unter Bestien. Wer wegschaute, verlor. So lautete die Regel der Natur.
 

» Macht dich das wütend genug? «
 

Nun galt es, den Spieß um zu drehen. Ladd hatte mein Blut zum Kochen gebracht, war mit seinem Haufen hirnloser Berserker in mein Territorium eingebrochen. Das sollte er bezahlen. Nun war es sein Blut, welches kochen sollte. Und es sollte VERkochen.

„Und was schreibst du als nächstes in deine Gute-Nacht-Geschichte, oh großer Erzähler?“

noch mehr Spott. Noch mehr „typisch-Ladd-Russo“.

Ein verächtliches Schnauben entglitt mir.

Oh ja, ich war so wütend. Doch die langen Jahre, die mein Leben schon mit sich genommen hatte, hatten mich Geduld und Beherrschung gelehrt.

„Du wirst von diesem Zug springen, Russo.“

„Du kennst mich also schon…“

„Die Ehre ist ganz meinerseits.“

Noch bevor er sein Geschoss – viel zu spät für diese Aktion – nachgeladen hatte, war ich aus seinem Weg gewichen. Er kämpfte mit viel Kraft, ja. Und ich mit Schnelligkeit. Und Geschick.
 

» Macht dich das wütend genug? «
 

Es schien ein Leichtes, meine Fähigkeiten gegen die seinen aus zu spielen. Ladd Russo war stark, manchmal auch schnell – aber eben nicht schnell genug für den Rail Tracer!

Der „Flying Pussyfoot“ hatte mittlerweile seine ungehaltene Höchstgeschwindigkeit erreicht, der Fahrtwind riss einzelne Bluttropfen von meiner Nasenspitze. Eine der ersten Elektro-Loks der ganzen Welt. Und somit bisher definitiv die schnellste. Das machte sich mir bezahlt, denn sie war im Moment nicht zu stoppen – und mittlerweile so schnell, dass selbst ein stürzender überleben könnte…

Mein Plan ging noch besser auf, als ich erst vermutet hatte.

Eiserne Kugeln schnellten in Millimeterabständen an mir vorbei, schlugen auf das metallene Dach des Waggons auf dem wir uns befanden. Wäre ich noch so impulsiv wie Jahre zuvor, hätte ich lang meine Waffe gezogen, um zurück zu schießen, doch dieser Mann war die teuren Kugeln nicht wert. Nein, das war er nicht. Er war trotz aller Erfolge zu schwach, als dass ich ihn hätte erschießen müssen. Er war auch so zu beseitigen. Ob er dabei umkam, würde ich sicherlich niemals erfahren…
 

» Macht dich das wütend? «
 

„Warum sollte ich von diesem Zug fallen?“

„Du fällst nicht – du springst!“

Ich muss ein Lachen unterdrücken, doch bringe dem bald anbrechenden Tag ein breites Grienen entgegen. Oh wie schön die Welt doch war – nicht?

„Bastard!“

Ich spürte den Lauf des Gewehrs in meinen Rippen. Mein Zeitpunkt war gekommen. Der Zeitpunkt für mich und die psychischen Herdplatten in seinem Schädel. Der Zeitpunkt für mein breites Grinsen.

„Vergiss nicht, ich kann nicht sterben…“

Gab ich ihm den weichen Hinweis auf das Gussmetall, welches er mir mit aller Kraft auf die Knochen presste. Der Druck verstärkte sich.

„Das werden wir sehen, wie unglaublich unsterblich du bist!“

Wieder trat sein krankes Grinsen dem noch scheinenden Mondlicht und auch mir entgegen. Darauf hatte ich gewartet. Welch Schauspiel, diese Mimik.

„Unsterblicher, als du es bist!“

Ich ließ meine Hand in meine Hosentasche schnellen, um nun doch meine Pistole zu ziehen. Er war mir zu sehr auf die Pelle gerückt – ein Warnschuss musste drin sein. Ich hatte keine Angst, ich war nur vorsichtig. Mut war nicht mit Übermut zu vergleichen.

Sein Schrei zog wohlig durch meine Knochen, als er vor mir auf die Knie sank. Ich beobachtete, wie sein Blut seine Finger, welche er auf sein Ohr presste, benetzte, während der frische Wind mir das Haar aus dem Gesicht pustete und meine blutrote Maske freilegte.
 

» Für mein Ziel, für meine Liebe, für mein Spiel «
 

„Ich hätte dich schon lange erschießen können, wenn ich es gewollt hätte, Ladd.“

langsam versenkte ich meine Notwaffe wieder,

„Aber ich weiß, dass ich dich auch so erledigen kann.“

Es war befriedigend, auf ihn hinab schauen zu können. Dieses Gefühl von Überlegenheit war berauschend. Es machte gar süchtig. Nur für eine Millisekunde wich mein Blick von meinem Gegner ab, zu dem Wesen, welches ich mit dieser Aktion mehr oder minder offensichtlich beschützte. Es war ein zauberhaftes Wesen. Ich sah schwarzen Tüll, verweht vom Wind, welcher den dünnen, dunklen Stoff an den weiblichen Körper schmiegte. Noch immer verharrte sie in steifer Kämpferposition, wartete förmlich darauf, dass sie wieder an der Reihe war, es mit ihm auf zu nehmen. Doch das ließ ich nicht zu. Dieses hübsche Gesicht war nicht für Blutflecke gedacht.
 

» Genug, Genug, für mein Ziel, «
 

„Du elender…“

„Na, na, na…“

Wieder war es an mir, die Biege zu machen. Es wurde Zeit, die Angel aus dem Wasser zu ziehen…

„Du springst.“

„Warum sollte ich?“

„Darum…“

Ich griff nach dem Seil zu meinen Füßen und richtete meinen Blick nur kurz schräg nach hinten, um danach genüsslich zu beobachten, was sich in Ladds Gesicht abspielte.
 

» nur für dich bleibt mir nicht viel. «



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