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Silberfuchs

Das Elementaratifakt
von

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2. Deine Melodie

Jetzt gehts los!
 

Alles begann im blauen Meer, dem Reich der Wassergöttin Lesya.

Meistens gab es schönes Wetter, mit wenigen, weißen Wolken. Die Strände besaßen feinen Sand, die Pflanzen waren grün und die Wasserquellen rein.

Es lag recht in der Mitte des Viertels eine Inselkette, die mit Brücken verbunden war - gleich hinter der breiten Wiese der kleinsten der Inseln begann das Dorf. Die Bauern dort waren fröhlich und sehr freundlich; denn ihre Ernte war von Jahr zu Jahr fruchtbar. Dieses nahrhafte Obst und Gemüse wurde den Händlern am Marktplatz verkauft, die es wiederum den Bewohnern der kleinen, hellen Insel verkauften.

Die Häuser und Gassen waren aus Holz, Stein und Lehm gebaut, die Wege bestanden aus gepflasterten Steinen. An fast jeder Ecke standen hohe Laternen, in denen an dunklen Abenden eine dicke Kerze flackerte. Da es ein kleines Dorf war, kannte fast Jeder Jeden. Es gab öffentliche Gebäude, wie eine Bibliothek, eine Schule und natürlich einem Arzt.

Zu diesem Arzt ging in letzter Zeit immer öfters eine junge Frau. Jeden Nachmittag, wenn sie die Praxis verließ, ging sie auf die große Wiese vor dem Dorf und setzte sich auf einen Stuhl hohen Stein. Was sie dort machte? Nichts. Sie starrte über die Wiese, hinaus aufs Meer – zum Horizont. Sacht wehte der Wind und bewegte die Grashalme. Ihre langen, geflochtenen braunen Haare flogen im Takt mit auf und ab. Sie dachte nach. Nebenbei streichelte sie sich den Bauch.

Eine Hand berührte sie auf ihrer rechten Schulter, holte sie aus ihren Gedanken. Langsam schaute sie zur Seite, ins Gesicht ihrer Nachbarin und besten Freundin – sie lächelte sanft.

Nach einem räuspern klemmte sie ihre kurzen schwarzen Haare hinters Ohr und begann zu reden: „Nara… jetzt sitzt du schon wieder hier. Du wartest auf ihn… stimmts?“

Leicht schüttelte die Braunhaarige den Kopf. „Ich habe eine dunkle Vorahnung.“

„Ach…“, ihre Freundin kniete sich neben sie, sah auch in die Ferne, „Sag das nicht. Bis jetzt ist er immer von seinen Ausgrabungen heimgekehrt. Bin nur froh dass mein Mann kein Archäologe ist.“

„Oh ja Sien, damit hilft du mir wirklich sehr.“, schielte Nara sie sarkastisch an.

Nach einem verlegenen Lächeln deutete die Freundin auf Naras Bauch: „Hey! Du bist ja richtig aufgegangen! Wie ein Knödel siehst du aus!“

„Ja warum glaubst du denn schleppe ich mich jeden Tag zum Arzt?“

Sanft streichelte Sien ihr über den Bauch, legte ein Ohr an: „Bin gespannt was es wird. Wenn es ein Mädchen ist, gebe ich ihr dann gerne die Puppe meiner jüngeren Schwester.“

„Es ist ein Junge.“

„Was?“, schaute sie auf.

Nara wiederholte sich: „Es ist ein Junge.“

„Ach… ja? Woher willst du das wissen?“

Leicht schmunzelnd schüttelte Nara wieder den Kopf. „Mein Traum hat es mir offenbart.“

„Könntest du direkter werden …?“, Sien zog eine Augenbraue hoch.

„Hattest du schon einmal das Gefühl du wärest wach, obwohl du schläfst? Da war eine schöne Frau… sie trug… Silber, wenn ich mich nicht irre. Sie hat mir verraten dass es ein Junge wird.“

Lange wurde Nara von ihrer Freundin angestarrt. Dann nahm diese ihre Hand und meinte: „Du meine Güte, vielleicht solltest du besser bis zur Geburt beim Arzt bleiben; du redest wirr, meine Freundin… zuminderst verhältst du dich in letzter Zeit sehr merkwürdig.“

„Sien…“, lächelte Nara, „Mir geht es gut, wirklich. Es ist nur…“

„Ja..?“

„Ich vermisse ihn.“

„Ich weis.“

Beide senkten den Kopf. Die Freundinnen wussten, dass der Vater wahrscheinlich nicht bei der Geburt seines Kindes anwesend sein würde.

Nach einem Augenblick der Stille zog Nara eine kleine Spieluhr, in Form eines Herzanhängers, aus ihrem Kleid. Sie war golden und hatte winzige Saphire in der Oberfläche.

„Wow.“, meinte Sien, „Sie ist wunderschön. Ist sie von ihm?“

„Ja.“

Nara öffnete die Spieluhr. Leise begann eine Melodie zu spielen, eine schöne, ruhige.

„Das war unser Lied.“, redete Nara, „Wann immer wir beisammen waren, spielten wir diese Melodie…“, ihr Blick wurde traurig, „…Heute erinnert sie mich nur noch an ihn. Es ist seine Melodie.“

Sien umarmte ihre Freundin. „Keine Sorge. Ich werde dich nicht in Stich lassen, ok?“

„Danke, Sien.“ meinte Nara, traurig lächelnd.
 

Am Tag darauf regnete es heftig, es gab zwar keinen Sturm, doch durch die warme Sommerluft entwickelte sich ein Gewitter. Überall war der Duft vom Regen wahrnehmbar.

Draußen gingen nur Personen, die etwas Dringendes zu erledigen hatten, eben das allernötigste. Auch die Wiese blieb an diesen späten Nachmittag unbetreten. Nara war in ihrem Haus und bereitete das Abendessen zu – Sien wollte heute zum Essen vorbeikommen.

Summend schnitt sie die Karotten in feine Blättchen, bis keine mehr übrig waren. Kurz das Messer abgewischt und ab ging es mit den Karotten in den Topf – als Vorspeise gab es eine kräftige Suppe.

Es dauerte nicht lange und der erste Blitz zuckte draußen am Himmel. Nara sah zwar überrascht aus dem Fenster, kümmerte sich aber dann nicht weiter um das Gewitter: schließlich durfte der Braten nicht aus den Augen gelassen werden.

Hier und da Blitzte es also am Himmel, gerade als Sien ihr Haus verlies und eilig zum Heim ihrer Freundin lief.

Doch plötzlich bemerkte sie etwas: ihr Blick fiel zum Hafen. Ein Schiff war am anlegen! Könnte Naras Mann am Bord sein?

Schnell die Kapuze aufgesetzt, lief Sien los, Richtung Hafen.

Inzwischen wurde der Braten fertig. Hastig legte ihn Nara auf den vorbereiteten, großen Teller – schließlich ist er heiß.

„Puh.“, sie wischte sich über die Stirn und sah wieder aus dem Fenster, während sie die Hand auf ihren Bauch legte. Etwas verriet ihr, dass der Tag der Geburt immer näher rückte, immer schneller.

Kaum drehte sie sich dem Herd zu, wurde ihre Eingangstüre aufgestoßen: „Nara! Nara, komm schnell!“, es war Sien, „Beeile dich!“

„Was ist denn los?“, konnte Nara gerade noch von sich geben, bevor sie Sien aus dem Haus zog.

Sie warf Nara im Laufen einen Regenmantel zu: „Hier, zieh das an!“

„Warte!“, ihre Freundin blieb stehen und sah leicht keuchend zu ihr rüber, „Warum hast du es so eilig? Was ist los?“

Jetzt blieb auch Sien stehen. „…Es gab einen Unfall. Er ist noch im Hafen… wir müssen uns beeilen, sonst verpassen wir ihn!“

Nun begann Nara zu verstehen: ihr Mann war zurück. Mit großen Augen starrte sie wortlos zu ihrer Freundin, bevor sie selber anfing zu laufen, an Sien vorbei.

„Nara, warte! Es ist nicht so wie du denkst…!“

Siens warnende Worte überhört lief sie weiter, immer weiter. Sie hatte nur einen Gedanken: Er war wieder da!

Fröhlich und außer Atem am Hafen angekommen, suchte sie erstmals umher – Seemänner hier, Mitarbeiter ihres Mannes da. Und plötzlich: Nara verzog den Blick. Ohne jegliche weitere Gedanken ging sie einfach auf ihn zu.

Kniete sich hinab.

Seine schwarzen Haare hingen ihm ins Gesicht, sein Körper war völlig durchnässt; nicht nur durch den Regen. Naras Mann lag auf einer Trage, reglos.

„Nara!“, kam Sien angelaufen, „Nara, es tut mir so leid…!“

Wortlos hob Nara ihre Hand von ihrem Mann, starrte auf das viele Blut, das nun auf ihr klebte.

„…was ist geschehen...?“, fragte sie leise.

„Madam…“, der Kapitän des Schiffes persönlich kniete sich zu den beiden Frauen, nahm seinen Hut ab. „…es geschah auf offener See, nahe dem Feuerviertel… wir wurden überfallen. Piraten. Er hat die heimreise leider nicht geschafft…“

Blitzartig wechselte Naras Stimmung, sprang auf und schrie: „WARUM!? Wie konnte so etwas geschehen? Wieso??“

Der Kapitän schüttelte den Kopf, murmelte in seinen grauen Bart ein „Mein Beileid.“

Gerade als anfingen Tränen über ihre Wangen zu rollen, zuckte Nara plötzlich unter schmerzen zusammen.

„Nara!“, Sien versuchte sie sofort zu stützen, „Was ist mit dir?“

„Das Kind…“, keuchte Nara, „Ich… nein… nicht jetzt…!“

Der Kapitän drehte sich um, rief zu seinen Männern: „Wir brauchen hier eine Trage, beeilt euch!“
 

Stunden vergingen, Sien wartete bis spät in die Nacht im Wartesaal des Arztes. Unruhig ging sie immer auf und ab, warf hin und wieder einen Blick auf die OP-Tür.

„Bitte setzen Sie sich doch, Madam.“, der Kapitän saß ebenfalls, „Sie gehen wie ein Löwe auf und ab, das macht mich nervös…“

„SIE macht es nervös??“, Sien packte den alten Mann am Kragen, „SIE?? Meine Freundin kriegt da drin ein Baby, nachdem sie erfahren hat dass ihr Mann tot ist – aber SIE werden nervös!“

„Hören Sie Madam, es ist meine Pflicht hier zu sitzen. Meine schlechten Befehle und Reaktionen haben zu dieser Tragödie geführt; wenigstens dem Kind soll es gut gehen.“

„Hmpf.“, Sien beruhigte sich, setzte sich neben ihn. „Als ob es hilft, wenn sie hier rumsitzen.“

Nach ein paar Minuten der Stille öffnete sich leise die OP-Tür: erwartungsvolle Blicke wurden der Krankenschwester zugeworfen.

Kurz hielt sie inne, nickte aber dann fröhlich: „Alles in bester Ordnung. Sie können nun zu ihr, sie lieg im Zimmer Zwei.“

Erleichtert rutschten Sien und der Kapitän vom Stuhl.

Leise klopften sie an Tür Zwei und traten ein. Überglücklich blickte Sien zum Bett, indem Nara mit einem warm umwickelten Baby lag. Wieder nahm der Kapitän seinen Hut ab und näherte sich, wie Sien, dem Bett.

„Es ist ein Junge… oder?“

Erschöpft lächelte Nara. „Ja.“

„Er ist so klein!“, kicherte ihre Freundin darauf.

Der Kapitän schmunzelte dem Baby ins Gesicht: „Ein kräftiger Junge! Ich bin mir sicher, dass aus ihm mal was Großes wird!“

Leicht hörte man ein grummeln vom Baby, das seine kleinen Fäustchen ballte – vielleicht wollte es gerade schlafen. Als es langsam seine Augen öffnete, konnten Sien und der Kapitän einfach nur noch starren.

„Was… habt ihr denn?“, Nara drehte den Kopf schief.

„Seine Augen…“, deutete fassungslos Sien, „sie… sind gelb-“

„Und stechen förmlich durch mich durch!“, unterbrach der Kapitän, „Unheimlich… aber faszinierend!“

Naras antwort klang traurig. „Ich weis. Ich hatte gehofft er würde wie sein Vater aussehen… doch er ähnelt weder ihm, noch mir.“

„Kopf hoch!“, schnell suchte Sien nach einer positiven Antwort, „Ist es nicht viel Wichtiger, dass sein Sohn etwas besonderes ist?“

„…Ja. Du hast recht.“

Der Kapitän setzte seinen Hut wieder auf und stellte noch eine Frage, bevor er aufbrach: „Wie wird der Junge nun heißen?“

„Diese Frage musste ich mir nie stellen.“, war die Antwort, „Er heißt wie sein Vater. Cekiu.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SunnyFlower
2009-04-02T18:28:23+00:00 02.04.2009 20:28
Ohje, die arme Nara! Das mit ihren Mann tut mir Leid óo Wie muss sich wohl der kleine Cekiu fühlen, ganz ohne Vater aufzuwachsen? ^^°

Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht :D
Besonders gefällt mir an den Kapitel, dass du so schön die Landschaften beschrieben hast^^ Und ich finde es supi, dass seine Mutter Nara heisst, das klingt fast wie Sara x3° *kicher*

Freue mich schon, weiterzulesen =D

Gruß,

Sunny^.~


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