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Pyaara Khatra

Liebliche Gefahr
von

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Zwei Monate später
 

Srikanth hatte seinen guten Freund Amar (1) nach Pataliputra begleitet, wo dieser ein wichtiges Geschäft für den Seidenhandel seines Vaters abgeschlossen hatte. Zur Feier des Tages hatte Amar beschlossen, erst am nächsten Morgen zurückzureisen und die Nacht durchzumachen. Alkohol floss in Strömen, doch mit den Frauen wollte es nicht so recht klappen. Während Amar es zwar darauf anlegte und immer wieder scheiterte, versuchte Srikanth es erst gar nicht. Seine Lavali geisterte ihm noch immer durch den Kopf. Zu gern hätte er sie `näher´ kennengelernt, doch mittlerweile hatte er die Hoffnung auf ein Wiedersehen aufgegeben. Er musste noch immer an ihre Misshandlungsspuren denken und fragte sich, ob sie überhaupt noch lebte. Wer immer ihr das angetan hatte, wäre sicher noch zu Schlimmerem fähig gewesen.

„Arre, Yaar!“, störte Amar lallend Srikanths Gedanken. „Denkst du immer noch über dieses Mädchen nach?! Vergiss sie! Es gibt genug andere wunderschöne Frauen auf der Welt und wir haben die freie Auswahl!“ Srikanth winkte jedoch ab. „... Sicher... Und wie viele Abfuhren hattest du heute?“ Amar wackelte mit dem Kopf und meinte: „Nach der neunten habe ich aufgehört zu zählen...“ Doch plötzlich erhellte sich sein Blick. „Aber darum geht es hier nicht. Man kann sich schöne Frauen schließlich auch kaufen, hai na?!“ Srikanth verstand, worauf er hinaus wollte, folgte aber dennoch seinem Blick, um sich Gewissheit zu verschaffen und er hatte Recht. Ein Tanz- und Freudenhaus.

„Arre nahin... Ich bin wirklich nicht in der Stimmung für...“, versuchte er sich herauszureden, doch Amar unterbrach ihn sofort und verkündete euphorisch und gestenreich: „Für schöne Frauen ist man immer in der Stimmung! Chalo!“ Amar griff nach Srikanths Hand und zog ihn mit sich in Richtung des Bordells. „Arre, schau dir das Haus doch mal an. Das können wir uns nicht leisten. Das ist nur für Fürsten und...“, versuchte Srikanth seinen Freund noch einmal umzustimmen, doch der war fest entschlossen. „Mach dir über das Geld keine Gedanken. Heute übernehme ich alle Rechnungen, Yaar!“ Geschlagen, aber mit dem Vorsatz, sich in eine stille Ecke zu setzen und zu warten bis Amar sich vollkommen abgeschossen hat, folgte Srikanth ihm schließlich.

Das Innere des Hauses war überall mit Kerzen und Laternen beleuchtet. Die Wände waren mit edlen, schimmernden Stoffen behangen oder mit kunstvollen Landschaftsgemälden versehen, während der Boden aus Mamor war. In einer Ecke des großen Raumes gab es einen Ausschank, neben dem rechts eine Treppe in die obere Etage des Gebäudes führte. Im restlichen Raum waren mehrere Sitzgruppen mit Teppichen und Kissen verteilt, in deren Mitte jeweils eine Frau tanzte, die von einem bis fünf Männern umgeben war, die ihr zuschauten und mitunter laut johlten. Die Musik, zu der die Frauen tanzten, kam von einer kleinen Gruppe Musiker, die links neben dem Ausschank saß.

Amar fühlte sich sofort wohl und ging geradewegs auf den Ausschank zu, an dem auch der Kassierer des Hauses saß. Srikanth folgte ihm, doch im Gegensatz zu seinem Freund gefiel ihm die Atmosphäre hier nicht. Vielleicht war er noch nicht betrunken genug, doch er fühlte sich nicht wohl in Bordellen, in die Amar ihn schon des Öfteren geschleift, aber deren Dienste er noch nie in Anspruch genommen hatte. Er mochte schöne Frauen, aber sie für Geld zu kaufen, behagte ihm nicht.

Amar allerdings schien sich daran nicht im Geringsten zu stören, denn nachdem er sich ein großes Glas Alkohol bestellt und heruntergestürzt hatte, meinte er grinsend zum Kassierer: „Und jetzt schickt uns euer bestes Mädchen. Wir wollen heute Abend Spaß haben.“ Während Srikanth die Augen verdrehte, schaute der Kassierer Amar skeptisch an. Als dieser allerdings seinen kleinen Beutel mit Goldmünzen klingeln ließ, erhellte sich sein Gesicht und er rief in Richtung Treppe: „Ganga! Kundschaft!“
 

„Nehmt dort hinten Platz. Sie wird gleich bei Euch sein.“, meinte der Kassierer und deutete mit seiner Hand auf eine Sitzgruppe in der anderen Ecke des Raumes, die durch einen Vorhang von den anderen getrennt war. Triumphierend grinste Amar in Srikanths Richtung und torkelte los. Srikanth hingegen senkte seinen Blick, denn das Verhalten seines Freundes war ihm peinlich, auch wenn die anderen Männer im Etablissement keine Notiz von ihnen zu nehmen schienen.

Nachdem sie Platz genommen hatten, rutschte Amar unruhig hin und her. Obwohl seine Augen vom Alkohol glasig waren, so konnte man darin seine Aufregung sehen. Srikanth wollte gerade etwas sagen, als der Vorhang beiseite geschoben wurde und der Kassierer zu ihnen meinte: „Nur zuschauen, nicht anfassen, verstanden?!“ Amar wollte gerade protestieren, doch Srikanth legte ihm eine Hand auf die Schulter und schenkte ihm einen warnenden Blick, der ihn verstummen ließ.

Kurz darauf hörten sie das Klingen von Fußkettchen und eine junge, verschleierte Frau (2) erschien. Elegant bewegte sie die Hüften (3) zu den Trommeln der Musiker. Entgegen seiner Vorsätze gefielen Srikanth ihre Bewegungen und vor allem ihr wohlgeformter Körper. Ungeduldig wartete er darauf, dass sie ihren Dupatta (4) entfernte, damit er ihr Gesicht sehen konnte. Als es allerdings soweit war, konnte er kaum glauben, was oder besser wen er sah. Lavali! Ungläubig starrte er sie an. Konnte sie es wirklich sein? Eigentlich bestand für ihn kein Zweifel, dass sie es tatsächlich war, doch... Sie war eine Kurtisane? Eine Prostituierte? Nie im Leben hätte er das für möglich gehalten. Aber so ergaben auch ihre Würgemale und das blaue Auge einen Sinn. Sicher war sie von ihrem Zuhälter misshandelt wurden.

Seine Gedanken überschlugen sich beinahe während er sie wie in Trance beim Tanzen beobachtete. Ohne Zweifel war sie sehr talentiert. Jede Bewegung saß, war gleichzeitig elegant und verführerisch. Er fragte sich, ob sie sich an ihn erinnern konnte, ihn vielleicht sogar erkannte, doch es hatte nicht den Anschein. Sie war auf ihr Tanzen konzentriert und schien ihre Kunden nicht einmal wirklich wahrzunehmen.

Auch Amar war vollkommen fasziniert von ihr. Er starrte sie an und ein breites Grinsen war wie in sein Gesicht gemeißelt. Es war ihm anzusehen, dass er sich beherrschen musste, sie nicht zu greifen und zu sich zu ziehen. Als sie ihren Tanz schließlich beendet hatte, johlte er laut und klatschte in die Hände. Er wollte sie festhalten, als sie sich umdrehte, um zu gehen, doch Srikanth hielt ihn davon ab. Erstens wollte er keinen Ärger mit dem Kassierer und zweitens war er nicht gewillt seine Lavali oder Ganga, wieder der Kassierer sie genannt hatte, mit Amar zu teilen. „Warte hier.“, meinte er kurz zu ihm und lief ihr hinterher. Bevor er sie erreicht hatte, war sie allerdings bereits wieder die Treppe neben dem Ausschank hinaufgestiegen. Mit den Worten „Halt! Das kostet extra.“, stoppte der Kassierer ihn. Srikanth kramte alles Geld, das er hatte, aus seinen Taschen zusammen und gab es ihm. Nachdem er durchgezählt hatte, ließ er ihn durch. „Das dritte Zimmer auf der rechten Seite.“, rief der Kassierer ihm noch hinterher, während er die Treppe hinaufhastete.

Vorsichtig schob er den Vorhang zu ihrem Zimmer beiseite und trat ein. Überrascht schaute sie ihn an. „Ihr müsst euch im Zimmer geirrt haben. Ich bin keine...“ „Ich habe mich nicht im Zimmer geirrt.“, unterbrach er sie und ging einen Schritt auf sie zu, was sie zurückweichen ließ. „Ich habe dich gesucht... Lavali...“ Sie musterte ihn misstrauisch und meinte dann: „Ich weiß wirklich nicht, wovon Ihr sprecht. Mein Name ist nicht Lavali. Und Ihr solltet jetzt wirklich mein Zimmer verlassen, denn sonst kann ich für nichts garantieren...“
 


 

(1) http://i42.tinypic.com/r8v95x.jpg

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Miyu-Moon
2009-06-16T18:16:54+00:00 16.06.2009 20:16
Nur zwei kleine Fragen. Warum hast du die Geschichte unter Mittelalter einsortiert wenn 500 n. Chr. noch das Altertum umfasst? Erst ab dem 8 Jahrhundert begann das indische Mittelalter.
Gab es in Indien überhaupt so etwas wie Gemälde? Hm, vielleicht Wandgemälde oder Felsmalereien, aber über gerahmte Bilder wie wir sie kennen, habe ich noch nie gehört.


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