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Tausend Diamanten

Was wäre, wenn Bella in Volterra zu spät gekommen wäre?
von

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Tausend Diamanten

Was wäre, wenn Bella zu spät gekommen wäre? Wenn die Uhr das zwölfte Mal schlägt, bevor sie Edward erreicht?
 

Die Idee hatte ich schon länger, allerdings hat mich Enovies OS "Überreste" dazu gebracht, diesen auch zu schreiben.
 

Hana Nestle - Need

http://www.youtube.com/watch?v=sXg83qiuSiY&feature=related


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Dong.
 

Meine Beine schmerzen, doch ich ignoriere es.
 

Dong.
 

Die Sonne blendet mich, doch ich stolpere weiter. Schritt für Schritt.
 

Dong.
 

In meinem Schädel dröhnt der Klang der Turmglocke und droht, jede Sekunde zu zerspringen. Wie der Jäger seine Beute hetzt er mich, jagt mich und jeder weitere Schlag zeigt mir, dass er erneut ein Stück näher gekommen ist.

Ich versuche, das Geräusch zu ignorieren, nur daran zu denken, ihn zu retten. Ich will ihn davor bewahren, einen Fehler zu machen.
 

Dong.
 

Mit jedem Millimeter schrumpft meine Hoffnung jedoch, aber ich gebe nicht auf. Ich kämpfe mich weiter voran, weil ich nicht anders kann. Weil ich schuld an allem bin.
 

Dong.
 

Ich kann ihn immer noch nicht sehen. Die Zuversicht schwindet und die Frustration nimmt zu.

Ich schreie seinen Namen, so oft ich kann. Selbst als meine Lungen mir den Dienst verweigern wollen, zwinge ich mich zu mehr.

Damit er mich hört.

Damit er versteht, dass ich nicht tot bin.

Damit er leben kann.
 

Dong.
 

Die Menschen stehen dicht an dicht. Nur schwer kann ich mich zwischen ihnen behaupten. Und jeder einzelne hindert mich an meinem Vorankommen. Als hätten sie sich gegen mich verschworen. Als wollten sie seinen Tod um jeden Preis.
 

Dong.
 

Ich schubse, ich drängle. Von überall wütende Zurufe. Man versucht mich zu packen und mich zum Anhalten zu bewegen, doch ich entgleite dem Griff, reiße mich los und renne weiter.
 

Dong.
 

“Edward!”
 

Dong.
 

Die Verzweiflung kriecht meinen Rücken empor, bis zu meinem Nacken. Wie ein Lauffeuer, das niemand löschen kann, breitet sie sich aus. Ich spüre es. In jeder Faser meines Körpers. Es schleicht in jede Ecke, verursacht nur noch mehr Schmerz, erschwert meine Bewegungen und will mich zur Aufgabe zwingen. Ich kann es verdammt noch mal nicht aufhalten!
 

Dong.
 

“Edward!”
 

Dong.
 

Noch immer ist er nicht in Sichtweite.

Kalter Schweiß liegt auf meiner Stirn.

Ich zittere.

Meine Augen werden feucht und mein Blick verschwimmt. Ich versuche, die Tränen weg zu blinzeln.

Ich habe Angst!

So sehr, dass es mich fast lähmt. Doch ich widersetze mich der Versuchung, einfach anzuhalten und mich dem Schicksal zu ergeben.
 

Dong.
 

Der letzte Schlag.

Er durchzieht mich wie ein Blitz. Er zwingt mich zum Stehenbleiben. Er bringt meine Funktionen zum Erstarren. Sämtliche. Nichts in mir regt sich mehr.

Denn genau in diesem Augenblick lasse ich den letzten Menschen hinter mir und sehe ihn nicht weit entfernt von mir.

Und dann auch wieder nicht.

Seine Silhouette wird von den Sonnenstrahlen umrahmt. Seine Haut reflektiert das Licht und bricht es in allerlei bunte Farben. Ganz fein. Wie tausend kleine Diamanten.

Das Funkeln blendet mich und verhindert die Betrachtung einzelner Gesichtszüge.

Nur das Leuchten seiner bronzenen Haare sondert sich vom Rest ab.

Wenn ich könnte, würde ich meine Augen abschirmen, doch der Schock lässt es nicht zu. Stattdessen sind sie weit aufgerissen. Ich kann erkennen, dass seine Arme zu beiden Seiten ausgestreckt sind. Als hieße er den Tod willkommen…

Noch nicht einmal seinen Namen kann ich aussprechen.

Zu unwirklich ist das, was ich da sehe.

Zu unwirklich die Bedeutung, die dieses Bild in sich trägt.
 

Als wäre der Schauplatz von einem Bann belegt, friert alles und jeder um uns herum ein.

Ich weiß nicht, wie lange wir so verharren. Minuten? Stunden?

Warum dreht sich niemand zu uns um? Warum schreit niemand los?
 

Dunkelgraue Schatten tauchen plötzlich hinter ihm auf und ich erkenne die Antwort auf meine Fragen.

Uns beachtet niemand, weil noch nicht einmal eine Sekunde vergangen ist.

Ich blinzle nur ein einziges Mal.

Als ich meine Lider wieder aufschlage, ist er verschwunden.
 

Nein!
 

Ein weiterer Stromschlag, der meinen Körper befällt. Der ihn wieder in Gang bringt und der mir sagt, was gerade passiert ist.
 

“Edward!”
 

Mein Verstand realisiert in diesem Moment die Aussichtslosigkeit, die das Ende des Zeitlimits mit sich bringt.

Doch ich will nicht aufgeben.

Gerade als ich einen Schritt in seine Richtung machen will, taucht einer der Schatten wieder auf. Halb versteckt in der dunklen Gasse.

Ich kann nicht viel erkennen, trotzdem weiß ich - spüre ich -, dass er mich ansieht. Ein Schauer jagt über meinen Rücken und lässt mich kurz innehalten.

Meine Lippen formen gedankenlos das Wort Vampir und mein Gegenüber verschwindet im Nichts.
 

Und dann fühle ich die Kälte, wie sie mich umschlingt. Die Stärke, wie sie mich fast zerdrückt, mich kaum richtig atmen lässt. Den Wind, der an mir vorbeipeitscht und meine Haare wild nach hinten schleudert.

Ich weiß, dass ich mich nicht mehr auf dem freien Platz befinde, sondern in den Armen des Schattens.

Des fremden Vampirs.

Ich weiß, dass er mich zu ihm bringen wird.

Ich weiß, dass es das Ende ist.
 

Ungebremst laufen Tränen meine Wangen hinunter. Aber ich bin nicht traurig. Ich bin sogar unerwartet ruhig.

Mein Unterbewusstsein sagt mir, dass ich ihn wieder sehen werde. Ganz sicher.

Wenn auch nicht in diesem Leben.
 

Meine einzige Sorge gilt Alice. Ich will nicht, dass sie etwas dummes versucht. Unglücklicherweise bin ich nicht in der Lage, sie davon abzuhalten. Dennoch hoffe ich, dass sie meiner Bitte nachkommt. Dass sie sich nicht einmischen wird.
 

Kurz spüre ich, wie wir hinab fallen. Hinaus aus der Gasse und tiefer in die Dunkelheit.

Und dann stoppen wir.

Ich kann nicht sehen, doch ich spüre, dass wir nicht allein sind. Ich fühle ihre Anwesenheit. Ich fühle seine Anwesenheit.
 

“Edward…”
 

Meine Stimme ist ein kaum hörbares Flüstern und ein Lächeln überzieht meine zitternden Lippen.
 

Unterdessen werde ich unter den fremden Vampiren als unerwartete Gefahr dargestellt… Eine kleine Nebensächlichkeit, die sich nicht vermeiden ließ und beseitigt werden muss.

Gleichzeitig ein willkommener Bonus.
 

Ich habe Angst und ich bete, dass es schnell geht.

Dann höre ich das Brechen von Knochen, doch es sind nicht meine.

Knurren aus allen Richtungen, und es hört nicht mehr auf.

Ein Reißen, gefolgt von einem weiteren, und noch einem. Ich versuche, mir nicht vorzustellen, was es bedeutet.

Ich wundere mich, weil ich keine Schreie vernehmen kann. Mir wird klar, dass er sie scheinbar unterdrückt.

Warum tut er das? Mir zuliebe? Oder weil er sich freiwillig zum Tod entschlossen hat?

Ich möchte mir am liebsten die Ohren zuhalten.

Nur würde ich dann nicht die nächsten Worte hören.
 

“Bella…”
 

Seine Stimme hat nicht an Glanz verloren. Ganz im Gegenteil. Sie klingt so wunderschön wie nie.

Und sie ist friedlich.

Aber weshalb?

Weiß er denn überhaupt, dass ich da bin und dass wir beide hier sterben werden? Oder spricht er zu sich selbst?
 

Ich fühle, wie der Schatten meinen Hals berührt und nach mir giert, wie die Umarmung fester wird und mein Körper unbeweglicher.

Jeder Widerstand ist zwecklos, also unternehme ich auch nichts dergleichen.
 

Es soll nur schnell gehen, damit ich zu ihm kann.
 

“Ich bin hier.”
 

Ich wispere zittrig und lächle. Das Knacken und Reißen, das ich vor mir wahrnehme, versuche ich zu ignorieren. Das Beben meines eigenen Leibs kann ich dennoch nicht verhindern.

Meine Augen sind bereits gerötet, meine Wangen nass, und trotzdem kann ich nicht aufhören, zu weinen.

Gerne würde ich ihn noch einmal berühren. Meine Lippen an seine legen.
 

“Ich liebe dich.”
 

Diesmal höre ich ihn kaum. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob er es überhaupt gesagt hat, oder ob ich es mir eingebildet habe. Und selbst wenn, ist mein Herz sich doch plötzlich im Klaren, dass die Bedeutung der Realität entspricht - als hätte es die letzten Monate nie gegeben.
 

“Ich liebe dich auch, Edward.”
 

Meine Worte nicht lauter als ein schwacher Windhauch.
 

Nicht einmal eine Sekunde vergeht, da nehme ich wahr, wie mein Kopf mit einer einzigen, ruckartigen Bewegung gedreht wird und mein Genick bricht.

Zähne, die sich in mein Fleisch bohren, lechzen euphorisch nach meinem Blut.
 

Ich weiß, dass wir uns wieder sehen.
 

Und die Schatten verschlingen mich vollends…



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von: abgemeldet
2010-10-20T22:25:40+00:00 21.10.2010 00:25
Ich kann nciht oft genug sagen wie sehr mir dein Schreibstiel gefällt.
Und auch dieses FF ist atemberaubend.
Das Ende ist einerseits traurig, aber irgendwie beruhigt es zu wissen, dass sie im Tode vereint sind.
Ich persöhnlich muss jedoch zugeben, dass mir die Geschichte zweischen Jasper und Alice und ihrer ersten Begegnung besser gefallen hat. Da war noch etwas ungreifbares dabei was hier zu fehlen scheint.
Nicht das mir diese hier nciht gefallen würde...

Es ist abe rwirklich toll, ich kann garnet mehr aufhören deine FFs zu lesen XD

LG KazukiSaeme✖✐✖
Von:  GoldenLynx
2010-08-28T23:22:12+00:00 29.08.2010 01:22
*__* wooow...

Wundervoll. Wirklich, einfach wunderschön.

Die Gefühle von Edward und Bella, man konnte sie richtig spüren.
Ich habe fast angefangen zu weinen... Mensch. Einfach klasse.

Mach so weiter ;D

♥ Svenja ♥

✖✐✖
Von: abgemeldet
2009-07-18T15:29:32+00:00 18.07.2009 17:29
Sehr ergreifend. Sehr rührend. Sehr gut. Echt toll. Weiter so ;)
Von:  NiQiYolo
2009-05-14T08:35:52+00:00 14.05.2009 10:35
Ich finde die FF gut, vorallem u hast den Schreistill von Meyer beibehalten.
Jedenfalls so ähnlich. Vllt hätte sie es ein wenig anders geschrieben, aber an sich finde ich es ist sehr gut gelungen. Es wäre ein schönes Ende, nur das mit dem beißen, das würde ich glaube ich nicht nehmen, aber ansonsten ist es seper
ich würde dir ne eins geben.
Von:  maidlin
2009-04-11T16:12:41+00:00 11.04.2009 18:12
Abgesehen vom Ausgang der Geschichte gefällt es mir wie immer sehr gut. Du hast eine Art zu schreiben, bei der man richtig mit den Leuten mitleiden kann. ;_; Sehr schön. XD (Hab ich schon erwähnt, dass ich SM bin? XDDD)

So und nun werd ich mir noch die anderen durchlesen - wenn ich schon nicht mehr informiert werde. XP

hdl maidlin
Von: abgemeldet
2009-03-31T19:45:46+00:00 31.03.2009 21:45
*heul*
*schnief*
so traurig..... *heuL*
aber doch sehr schön....

Von:  Brid_get
2009-03-26T17:35:17+00:00 26.03.2009 18:35
Uff...*schnief*...*durchatme*
Sehr sehr traurig...die Vorstellung, dass sie bis eben dachte, er würde sie
nicht lieben und dann SOWAS...schrecklich... *schnief*
Besonders der vorletzte Satz "Ich weiß, dass wir uns wieder sehen." ist sehr
sehr rührend.
Abgesehen von dem traurigen Thema, hast du - soweit man das bei so einer
kurzen Story eine wunderschöne Art dich auszudrücken und zu schreiben. Muss
gleich mal gucken, ob es noch mehr von dir gibt ;)
Auf jeden Fall...daumen hoch...tolle Geschichte!!

GLG BIrgit
Von: abgemeldet
2009-03-19T20:58:33+00:00 19.03.2009 21:58
ich heule.... Q-Q
aba iwie doch ein happy end....zumindest nach dem tod haben sie sich ^^
*immer positiv denk* xDDD
aba ich mochte ihn ^^ gleich ma favo machen
Von:  jozu
2009-03-14T18:39:43+00:00 14.03.2009 19:39
najaaa so bad end mäßig is es nun auc wieder nicht xD
okay beide sterben, aber sie sind jedenfalls zusammen ^-^
toller oneshot ;)
lg freak
Von:  _Eisblume
2009-03-14T16:35:38+00:00 14.03.2009 17:35
wow
das ist echt gut gefällt mir total gut
wow


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