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Digimon Armor

von

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Die fremde Welt

„Wo bin ich hier bloß gelandet?“ Diese Frage drang dem Mädchen wieder und wieder durch den Kopf, während sie durch einen Wald schritt. Sie war an diesem Sonntagmorgen extra früh aufgestanden um für ihre Eltern frische Brötchen zu machen. Doch als sie nur kurz ihre Nachrichten auf dem Computer nachsehen wollte wurde ihr plötzlich schwindlig und sie hatte sich hier wieder gefunden. Tsubaki, so hieß das Mädchen, hatte das alles erst für einen Traum gehalten, schließlich konnte man nicht einfach mal so eben in einem Wald landen, ohne vorher aus Osaka hinaus zu kommen, aber eben das hatte sie nicht getan. Außerdem verrieten ihr die Kratzer an sämtlichen freien Körperstellen, als auch die leichten Kopfschmerzen, dass es kein Traum war. Die Kratzer stammten von den Dornenbuschen, die sie hin und wieder streifte und die Kopfschmerzen von einem Ast, gegen den sie unabsichtlich gelaufen war. Und noch etwas war seltsam. Auch wenn sie es nicht sonderlich schlimm fand, sie hatte bisher noch keine Tiere, Menschen oder gar Gebäude gesehen. Noch nicht einmal Vogelgezwitscher oder Motorengeräusche drangen an ihr. Außerdem kam ihr die Luft so ungewohnt klar vor und die Bäume wirkten zum Teil etwas unwirklich. Es gab Nadel- und Laubbäume, was nicht ungewöhnlich war, doch Ulmenbäume waren schon eine echte Seltenheit. Tatsächlich hatte sie bisher nur einen in ihrem Leben gesehen. Doch viel wichtiger als das, was sie sehen und nicht sehen konnte, war ein Weg zurück. Doch wusste sie auch, dass man erstmal wissen musste woher man kam, damit man den Rückweg finden konnte und eben daran mangelte der Informationsfluss. Der Weg wurde zum Glück immer weniger dicht. Tatsächlich konnte sie das Plätschern von Wasser hören. Sie beschleunigte die Schritte und stolperte dabei das eine und andere Mal, doch letztlich trat sie aus dem Unterholz und wurde von hellem Sonnenlicht geblendet. Für wenige Sekunden war sie blind, doch dann klärte sich ihre Sicht. Sie stand wirklich an einem Bach, der einen kleinen Wasserfall hatte. Tsubaki setzte sich an das Wasser und hielt ihre Hände kurz hinein. Das Wasser war sehr klar und angenehm kühl. Nach kurzem Zögern hatte sie auch ihre Hausschuhe ausgezogen und saß nun mit im Wasser hängenden Füßen am Ufer.

„Schön frisch“, entfuhr es ihr aus versehen laut und sah sich genauer um. Normaler Weise trieben sich viele Tiere an solchen Wasserstellen rum, am meisten Insekten der verschiedensten Arten, doch nichts in dieser Art war zu sehen. Kein Insektensummen, kein Vogelgesang, nicht mal das böse Knurren eines Tieres durchschnitt die Melodie des plätschernden Baches. Das Mädchen ließ sich langsam nach hinten fallen und schloss die Augen. Das Glücksgefühl den Wald nicht mehr sehen zu müssen hatte schon nachgegeben und leichte Verzweiflung machte sich in ihr breit. Wie sollte sie bloß nach Hause kommen? Sie hatte ja nicht einmal eine Ahnung wo und wie sie hier gelandet war. Die Traumidee kam ihr wieder in den Sinn und sie machte einen Test. In einem Traum spürte man bekanntlich keine Schmerzen. Also kniff sie sich ohne lange nachzudenken so feste sie konnte in den Bauch. Durch den Druck bohrten sich ihre Fingernägel leicht in die Haut und der Schmerzen ließ sie leicht aufkeuchen. Also schien das alles real zu sein. Trotzdem ergab dies keinen Sinn. Sie öffnete ihre Augen wieder. Der Himmel war wolkenlos und gewohnt blau. Gerade überlegte sie, was sie als nächstes tun wollte, als das Mädchen plötzlich stutzte. Sie blinzelte und setzte sich leicht auf, wobei ihren Oberkörper mit ihren Armen abstützte. Ihre Augen folgten einer Bewegung am Himmel. Sie blinzelte erneut. Das Objekt blieb. Zuerst hatte sie es für ein rotes Flugzeug gehalten, doch das Summen, das die Luft plötzlich durchströmte, ließen keine Andere Möglichkeit offen. Es war ein Insekt, ein Käfer. Ein riesiger Käfer. Und jetzt wo sie genauer hinsah, erkannte sie seine Umrisse. Ein riesiger, roter Hirschkäfer. Der Käfer schien über dem Wasser seine Kreise zu ziehen, dann ging er in einen Sinkflug. Je näher er kam, desto mehr gelang es Tsubaki die Größe des Insekts einzuschätzen. Er musste gut zwei bis drei Meter groß sein, sofern er auf zwei Beinen stehen konnte, was natürlich unmöglich war. Käfer waren Sechsbeiner. Doch langsam kam in ihr ein mulmiges Gefühl hoch. Das Tier kam auf sie zu, genau auf sie und es schien keine Anzeichen zu machen seinen Kurs zu ändern. Sie blinzelte. Und als sich ihre Augen wieder geöffnet hatten, stieß sie einen spitzen Schrei aus, sprang auf und rannte in den Wald zurück, keine Sekunde zu früh. Der Käfer hatte seine mit spitzen Zähnen besetzte Kiefer geöffnet, als er nicht mehr weit entfernt war und ein lautes Grölen drang aus dessen Kehle. Ein dumpfer Aufschlag verriet Tsubaki, dass der Hirschkäfer soeben mit seinem massigen Körper gelandet war. Sie rannte weiter, ihre Schuhe hatte sie vergessen und die Äste am Boden stachen Schmerzhaft in ihre Fußsohlen. Doch das war egal. Ihr Herz raste. Das Gebrüll der Käfers verklang nicht und noch etwas schreckliches durchzuckte die Luft. Die Bäume hinter ihr knacksten als würden sie von einer Maschine bei Seite gedrückt werden. Stampfende Schrittgeräusche folgten ihr und das Mädchen mobilisierte alle Kräfte um einfach nur wegzulaufen. Doch schon nahe wenigen Minuten spürte sie schmerzhafte Stiche in den Seiten, ihre Füße waren schon taub und ihre Hals brannte. Dann sah sie erneut Licht. Noch einmal gab sie alles. Ihre Zwei in Sport sollte nicht unverdient sein. Die letzten zwei Meter sprang sie und flog gerade zu zwischen den Bäumen nach draußen ins Licht. Doch noch im Flug verlor sie die Kontrolle ihres Fluges und landete bäuchlings auf weichem Gras. Sie schnappte nach Luft und lauschte. Nichts war zu hören, außer das Plätschern eines weiteren Baches. Noch mal Glück gehabt. Schwerfällig drehte sie sich auf den Rücken und hielt sich den Bauch. Ihre Brust hob sich schnell und heftig auf und ab um die Lunge mit Luft zu füllen. Ihre Beine waren wie aus Pudding und ihre Füße fingen nun langsam an heftig zu schmerzen. Nach wenigen Minuten setzte sie sich auf und sah an sich runter. Ihr Pyjama war total zerfetzt. Risse und Löcher bedeckten ihr Oberteil und ihre Hose und ihr linker Ärmel fehlte fast ganz. Ihre Füße bluteten leicht und Dreck bedeckte die Wunden. Als sie kriechend den Bach erreicht hatte, hing sie erneut ihre Beine ins Wasser um ihre Wunden auszuwaschen und etwas Wasser zu trinken. Das Wasser schmeckte ungewohnt. Ob es daran lag, dass es frisch aus der Natur kam? Der Nachgeschmack erinnerte sie ein wenig an Zitrone.

„Was machst du hier, Mädchen?“, erklang eine ernste Stimme hinter Tsubaki. Das Mädchen unterdrückte einen Aufschrei, verschluckte sich leicht und wandte sich um. Ein Mann stand hinter ihr, aber war es ein Mann? Er sah so aus, doch das wirklich eigenartige waren seine engelhaften Flügel auf dem Rücken, der seltsame Metallhelm auf den Kopf, der sogar seine Augen verdeckte, die blauen Bänder, die an seinem Körper hängen, seine weiße Ganzkörperkleidung und der goldene Stab in seiner rechten Hand. Als der Mann Tsubakis verängstigtes Gesicht war wurden seine ernsten Gesichtszüge etwas weicher.

„Ist etwas passiert?“, fragte er und klang nun sehr neugierig und sogar etwas besorgt. Sie nickte knapp und ließ ihn nicht aus den Augen. Bei fremden Männern war immer Vorsicht geboten. Der Fremde ging nun in die Knie, lächelte sanft und sagte: „Erzähl mir bitte was passiert ist. Ich bin mir sicher ich kann dir helfen. Und danach, werde ich dich sicher nach Hause schicken können.“ Bei dem letzten Wort horchte sie auf.

„W-Wirklich?“, fragte sie leise. Der Fremde nickte. Tsubaki überlegte noch mal kurz, dann fing sie langsam an. Sie erzählte alles. Dass sie aufgewacht war, wie sie sich verlaufen hatte und dass der Käfer sie durch den Wald gehetzt hatte bis zu diesem Bach. Der Mann horchte aufmerksam und als das Mädchen geendet hatte nickte erneut und stand auf.

„Ich verstehe. Dieser Hirschkäfer ist mir bekannt. Wegen ihm bin ich hier. Du hattest noch einmal Glück, er ist sehr gefährlich. Seine Gräueltaten reichen von Diebstahl bis Mord. Aber du brauchst keine Angst mehr zu haben. Trotzdem sollten wir verschwinden, kannst du laufen…“ Es klang als wollte er noch einen Namen dahinter setzen, doch natürlich konnte er ihren nicht wissen.

„Tsubaki“, sagte sie um seinen Satz zu beenden. „Und ja, ich denke das schaffe ich.“ Der Fremde lächelte als er sagte: „Tsubaki also? Hübscher Name, meiner lautet Angemon.“ Der Name allein war schon verwunderlich, doch richtig überrascht war das Mädchen, als sie aufstand und ihre Füße völlig gesund waren. Keine Schmerzen mehr, nichts. Als wäre dies ein Zauberwasser, das Wunden heilen könne.

„M-Mein Fuß…“, sagte sie überrascht. Angemon schien nicht verwundert.

„Alle Quellen und Wasserstellen hier, sind für ihre Heilkräfte bekannt. Deswegen ist dein roter Käfer auch hier, er hat es geschafft sich zu heilen und nun werde ich ihn mit seiner vollen Kraft bekämpfen müssen. Aber erst bringe ich dich von hier weg, komm mit. Und du musst wirklich keine Angst vor mir haben“, fügte er hinzu, denn Tsubaki zögerte immer noch mit ihm mitzugehen. Dann aber dachte sie, dass sie doch keine andere Wahl hatte. Also folgte sie ihm. Doch mehr als ein paar Meter kamen sie nicht, denn ein Summen ließ Angemon sofort erstarren und den Stab zücken.

„Versicht, Kuwagamon ist hier“, sagte er und sah sich um.

„Der Kärfer?“, fragte Tsubaki ängstlich und hielt sich unbewusst an seinem freien Arm fest.

„Genau der. Tsubaki, du musst mir noch einmal vertrauen. Wenn ich dir ein Zeichen gebe, rennst du zurück in den Wald und versteckst dich, verstanden?“, fragte Angemon und sie nickte. Einige Sekunden hörten sie nichts, außer einem dumpfen Aufschlagen und schwerfällige Schritte, die sich näherten. Dann, urplötzlich, war alles still. Tsubaki atmete zittrig und zitterte am ganzen Körper.

„Jetzt!“, schrie Angemon und überrascht über ihre eigenen Reflexe, machte das Mädchen einen Hechtsprung zur Seite. Aus dem Augenwinkel sah sie die Bewegung. Dieses Kuwagamon war ohne Vorwarnung, mit dem Kopf voran, aus dem Wald gesprungen und hatte seine Scheren, samt Kiefer weit geöffnet. Angemon hatte den Stab neben sich fallen gelassen und mit den bloßen Händen die Kiefer gepackt. Er hatte offenbar alle Mühe die Waffen des Käfers auseinander gedrückt zu halten. Aus dem Mund des Hirschkäfers rang der Speichel und tropfte zu Boden. Die Zunge des Monsters schlug nach Angemon aus, als wollte es seine Beute erst kosten, ehe es ihn zerfleischen würde. Mit einem Schrei, als würde sich der Mann wie niemals zuvor anstrengen, schaffte er es Kuwagamon umzuwerfen. Der Käfer lag allerdings nur kurz am Boden, doch Angemon reichte die Zeit offenbar um seinen Stab aufzuheben. Mit diesem versetzte es den Hirschkäfer mehrere gezielte Schläge. Mit dem letzten und kraftvollsten schlug er dem Monster eine Schere ab. Der Käfer schrie auf vor Schmerzen. Er musste Höllenqualen leiden. Der Mann sprang zurück. Den Stab legte er weg und holte mit seiner rechten Faust aus. Diese fing seltsamer Weise an golden zu leuchten. Tsubaki, die sich hinter einem Baum versteckt hielt, weitete die Augen. Dann schlug Angemon zu, zwar in die Luft, doch aus seiner Faust schoss ein Strahl goldenen Lichts, der Kuwagamon zu verschlingen schien. Als das Licht erlosch, stand nur noch Angemon auf dem Gras. Der Käfer war verschwunden. Tsubaki kam wieder zu ihrem Beschützer.

„Wahnsinn, wie haben Sie das gemacht?“, fragte das Mädchen neugierig und verwirrt zugleich. Doch ehe sie eine Antwort erhalten konnte, sah der Befragte auf und auch sie hatte es gehört. Der Schrei. Dann ertönte direkt neben ihnen ein Scheppern und Staub wurde aufgewühlt.

„Er ist ausgewichen, indem er gesprungen ist“, sagte Angemon und hielt sich die Hand vor dem Mund. Tsubaki machte es ihm nach und als sich der Staub gelegt hatte, sahen sie Kuwagamon, welches vor ihnen stand. Es wirkte erschöpft und sein einzelner Scherenarm wirkte nun weit weniger bedrohlich.

„Gib auf Kuwagamon. Egal was du tust, du wirst dich für deine Taten verantworten müssen. Das Urteil für dich lautet: Läuterung.“ Das Mädchen wusste zwar nicht, ob das Monster diese Worte des Mannes auch nur ansatzweise verstehen konnte, doch die Antwort schien sofort zu folgen. Der Käfer schrie wieder auf, diesmal gen Himmel, als wolle es um Hilfe rufen. Dann fing es an wie ein Leuchtkäfer zu leuchten. Das Licht war grell, trotz dunkler Farbe.

„Das glaube ich jetzt nicht, es digitiert“, sagte Angemon und schien entsetzt. Ein weiterer Stampfer war zu hören und als das Licht erlosch stand an Stelle des roten, riesigen Hirschkäfers ein noch riesigerer, grauer Monsterkäfer.

„W-W-Was ist das? Was ist passiert?“, fragte das Mädchen und nun versagten ihr vor lauter Angst doch die Beine und sie sank zu Boden.

„Kuwagamon hat seine letzten Energiereserven gesammelt und ist zu Okuwamon digitiert“, erklärte Angemon und ging in Stellung. Tsubaki hatte zwar alles gehört, verstand jedoch kein Wort. Wieso nur passiert ihr so etwas? Wieso war sie nicht zuhause vor dem Backofen und würde Brötchen backen? Nein, eigentlich wäre sie jetzt schon draußen und würde Freunde besuchen gehen. Aber ausgerechnet sie und ausgerechnet zu der Zeit hatte sie sich in einer fremden Umgebung mit einem Ungetüm vom Insekt und einem Engel wieder gefunden. Ihre Gedanken rankten sich sehr lange um dieses Thema. Dann riss sie ein Schrei in die wahrscheinliche Realität zurück: „Tsubaki!“ Sie schrak hoch und sah auf. Angemon lag verletzt vor ihr.

„Lauf weg! Schnell, ich kann ihn nicht aufhalten, dafür habe ich dir etwas Zeit verschafft.“ Sie sah zu Okuwamon. In dessen Gesicht steckte Angemons Stab.

„A-Aber was… was ist mit dir?“, fragte sie und selbst wenn sie daran gedacht hätte laufen zu wollen, hätten es ihre Beine eh nicht geschafft. Angemon keuchte auf. Ein tiefer Schnitt zog sich über seine Brust, den er sich hielt.

„Das ist egal, als Virus Buster ist es meine Pflicht Unschuldige bis zum Tot zu verteidigen. Mein Leben ist unwichtig, nun geh schon, los, solange du noch kannst und sieh nicht zurück!“ Doch eine dritte Stimme ließ Tsubaki erneut zusammenschrecken. Die Person, die sprach, stand genau hinter ihr und sagte: „Sehr heldenhaft, Angemon. Dumm, aber heldenhaft.“ Das Mädchen wandte den Kopf. Ein Junge stand hinter ihr, sah allerdings zu Angemon und machte ein ernstes Gesicht. Das Herz des Mädchens machte einen Hüpfer. Sie kannte ihn, endlich ein bekanntes Gesicht.

„Hi-Hiroshi…“, hauchte sie fast und total erleichtert. Der Junge wandte sich ihr zu, musterte sie kurz und grinste.

„So siehst du richtig süß aus Tsubaki. In zerrissenem Pyjama und dieser angstvolle Ausdruck in deinen Augen. Genau so stelle ich mir die Gesichter derer vor, die von mir gerettet werden wollen. Einen kurzen Moment.“ Hiroshi ging zwei Schritte auf Angemon zu und blieb dann stehen. Tsubakis Freude war verflogen. So hatte Hiroshi nie mit ihr gesprochen. Seid einigen Wochen ging es nun so, dass er von einem schüchternen, lieben Jungen, zu einem Rabauken und Angeber geworden war. Sie mochten diesen neuen Jungen nicht.

„Dieser Schnitt, sieht übel aus. Tut weh, was?“, meinte Hiroshi und sah den am Boden liegenden Mann ausdruckslos an. Angemon sah ihn wütend, ja fast sogar zornig an.

„Was kümmert dich das, Junge?“, fragte er leicht vor Schmerzen stöhnend.

„Eine Menge, bevor du stirbst, will ich mein Eigentum zurück. Und stell dich nicht blöder als du bist, ich weiß genau, dass du es hast. Was hältst du von einem Handel? Du gibst es mir und ich rette dich und das Mädchen und werde sogar deine Wunden versorgen. Na?“, fragte Hiroshi und lächelte unecht süß. Angemon lachte röchelnd auf und sagte: „Für wie blöd hältst du mich, Junge? Wenn ich es dir gebe, wirst du nur wieder deine eigene Justiz ausüben und erneut das Gleichgewicht der Welt stören.“

„Wie kann man nur so dumm sein, sein eigenes Leben und das Leben eines anderen unter diese so genannte Justiz zu stellen?“, schrie der Junge und trat Angemon Dreck ins Gesicht. Dieser hustete auf. Tsubaki stand plötzlich wieder, machte einen Satz, stellte sich schützend vor Angemon und packte den Jungen an der Schulter. Ein Klatschen ertönte und ein Handabdruck zeichnete sich aus Hiroshis linker Wange ab. Dieser hatte die Augen geweitet und auch Angemon schien überrascht.

„Was bildest du dir ein, hah? Wieso bist du nur so Hiroshi? Früher warst du so lieb zu mir und zu allen anderen und jetzt bist du ein… ein echtes Arschloch! Ich hasse dich!“ Den letzten Satz schrie sie so laut und schrill, dass er noch mehrere Kilometer weiter weg hörbar sein musste. Hiroshi tat nichts. Er stand einfach nur da. Dann blinzelte er, als wäre er aus einem Traum.

„Du… du… du hast mich geschlagen…“, sagte er dann und betastete seine gerötete Wange. Tsubaki holte heftig Luft. Der Junge sprach weiter: „Du hast mir mal geschworen, mich niemals zu schlagen. Hast du das etwa vergessen?“ Das Mädchen sagte erst nichts, dann meinte sie trocken: „Du hattest es verdient, schon länger.“

„Vielleicht stimmt das sogar, jedenfalls…“, doch ehe einer auch nur erahnen konnte was Hiroshi sagen wollte, hatte er Tsubaki unsanft an den Schultern gepackt und drückte sie zu Boden. Erst wollte sie sich wehren, doch dann spürte sie den Luftzug und hörte das Sausen. Okuwamon hatte sich offenbar letztlich von dem Stab befreit und war in Rage und zum Kampf bereit.

„Unsere Zeit läuft ab“, sagte Hiroshi als würde er eine mathematische Rechnung soeben lösen.

„Recht hast du“, stimmte Angemon zu, griff in seinen Gürtel und warf dem Jungen etwas zu. Es sah aus wie ein Handy und wiederum ganz anders. Hiroshi fing das Geräte gekonnt in der Luft auf.

„Geht doch. Hast wohl angefangen zu denken, was du Idiot? Aber eine Frage… wieso?“, fragte Hiroshi und das Gerät piepte kurz auf und das Display fing an zu leuchten, nachdem er es sich mit der Oberseite an die Stirn gehalten hatte. Angemon kicherte, was aber in ein husten abgeändert wurde.

„Das wirst du schon noch sehen. Nun ist jemand da, der dich aufhalten kann.“, sagte er und lächelte Tsubaki an.

„Keine Ahnung was du meinst aber…“, begann der Junge und ein komischer Ring bildete sich an seiner Hand. „Danke trotzdem. Nach dem Kampf bringe ich dich ins nächste Dorf, versprochen.“ Und damit hielt er sich das handyähnliche Gerät mit der Oberseite an den Ring. Es brummte laut auf, dann leuchtete das Display stärker.

„DigiDNA-Code, scannen, Upload!“, rief Hiroshi und entfernte das Gerät. Tsubaki trat zurück und geriet leicht in Panik, als sich sie aus dem Nichts Flammen um Hiroshis Körper züngelten und ihn fast gänzlich eindeckten.

„Was geschieht hier?“, rief das Mädchen Angemon zu und dieses antwortete betroffen: „Der Neubeginn einer Katastrophe…“ Sie sah wieder zu den Flammen. In den kurzen Lücken konnte sie sehen, wie Hiroshis Kleidung von den Flammen verzehrt wurde. Seine Mimik wurde animalischer und sein gesamtes Äußeres veränderte sich. Dann verdeckten ihn die Flammen gänzlich und die Stimme des Jungen ertönte seltsam verzerrt: „Hiroshi, Armordigitation zu Flamedramon!“ Die Flammen erloschen genauso plötzlich wie sie erschienen waren. Doch der Junge war verschwunden. Statt ihm stand ein Monster an seiner Stelle. Ein Drache, der auf zwei Beinen stand und von einer rötlichen Rüstung an Kopf, Brust, Hände, Knie und Füße bedeckt war. Tsubaki traute sich kaum zu fragen, doch dann stotterte sie: „H-Hi-Hiroshi?“ Doch der Drache ignorierte sie.

„Nicht mehr“, antwortete Angemon. „Hiroshi ist zu Flamedramon digitiert. Damit wurde das Biest, erneut von der Leine gelassen.“

„Red nicht so ein dummes Zeug, blöder Engel“, meinte Flamedramon und trat langsam auf Okuwamon zu, welches leicht verunsichert schien. „Spar dir lieber deinen Atem für die Luft und überlass den großen Jungs das Kämpfen.“ Damit rannte er mit einem Kampfschrei auf den Käfer zu und sprang in die Luft. Erneut drang eine Frage in Tsubaki hoch: Was um alles in der Welt wurde hier bloß gespielt?

Alte Bekannte

Okuwamon schlug zu. Seine Arme waren lang und sahen sehr massiv aus. Statt Hände hatte es Greifklauen, die es bedrohlich weit geöffnet hatte. Doch Flamedramon störte die nicht. Im Sinkflug machte er einen Salto, um sich mit den Krallen an den Arm des Gegners festzuklammern und den übrigen Schwung dazu zu nutzen, sich in Richtung des Kopfes zu schwingen. Dabei holte er mit der freien Hand aus und streckte die Klauen aus.

„Nimm das, Schnellkralle!“, rief der Drache und stieß zu. Auch wenn das Geräusch sich sehr ekelig anhört, so hinterließ der Angriff nicht mehr als einen leichten Kratzer im Chitinpanzer von Okuwamon. Dieses nahm nun den Anderen Arm und schlug zu, doch Flamedramon war schnell. Es stieß sich mit den Beinen zur Seite ab und entging dem Angriff scheinbar mit Leichtigkeit.

„Harte Schale, Respekt. Aber jetzt mach ich dir Feuer unterm Hintern!“, rief er und streckte seine rechte Hand nach dem Feind aus, wobei sich seine Finger in dessen Richtung drehten und er rief: „Feuerrakete!“ Seine Finger schossen heraus und trafen Okuwamon genau im Gesicht. Dieses schrie kurz auf, taumelte leicht, fing sich dann aber und stieß mit den Scheren an seinem Kiefer zu. Da sich Flamedramon noch immer im Flug befand, konnte es nicht ausweichen und nahm die Attacke hin. Doch ergriff er, wie Angemon zuvor, die Greifer seines Gegners und hielt sich auseinander. Der stinkende Atem schwellte dem Drachen entgegen und als er endlich festen Boden unter den Füßen hatte brachte er nach einem recht langen Bremsweg das Ungetüm zum stehen. Lange Zeit standen sie einfach so da und versuchten sich gegenseitig an Kraft zu übertreffen. Dann geschah es. Flamedramon stieß einen weiteren Kampfschrei aus und langsam hob es seinen Gegner von den Füßen. Die Beine des Käfers zuckten kurz, dann ließ sich der Drache nach hinten fallen und Okuwamon fiel ungebremst auf den Rücken. Der Aufschlag ließ sogar die Erde leicht erzittern. Normaler Weise bräuchten Insekten sehr lange um sich wieder aufzurichten, doch der Käfer schaffte es sofort stand nur kurze Zeit wieder auf den Beinen. Flamedramon schnappte leicht nach Luft.

„Man bist du fett. Egal, Attackenupload“, sagte er trocken und langsam begann sich Feuer um seine rechte Faust zu sammeln.

„Aber jetzt ist es genug. Ich weiß zufällig was dir vorgeworfen wird. Du hast zu viele Unschuldige getötet und dein Verstand ist zu verwirrt, als dich frei herumlaufen zu lassen. Tut mir Leid, aber du wirst eh in der Stadt des Neuanfangs wiedergeboren!“, rief er und rannte los, mit weit ausgeholter Faust. Okuwamon stieß zu, doch Flamedramon sprang und stieß sich mit einem Fuß ab um noch weiter in die Höhe zu fliegen.

„Schluck das! Brennende Faust!“, schrie er und stieß mit der rechten Faust zu. Der Schlag saß. Der Kopftreffer war so stark, dass der Gegner in den Boden gerammt wurde und Flamedramon noch weiter in die Luft stieß. Er streckte seine Arme in die Luft, noch während er vom Schwung getrieben aufstieg und rief: „Schau her Angemon, erinnerst du dich an diese Attacke? Attackenupload!“ tatsächlich sah nicht nur Tsubaki, sondern auch Angemon, beide mit geöffneten Mündern, dem Kampf zu. Über Flamedramons Krallen entstand, immer größer werdend, eine gewaltiger Feuerball, der wie eine kleine Sonne aussah. Langsam sank er wieder ab und der Käfer hob scheinbar leicht benommen den Kopf etwas an. Als er aufsah war es bereits zu spät. Der Drache riss die Arme runter und der Feuerball fiel hinab.

„Finaler Angriff, Megaflamme!“, schrie er und seine Attacke wurde ein Volltreffer. Die Explosion war laut, hell und heiß. Tsubaki sah nur noch Flammen, doch etwas hatte sich schützend vor sie gestellt um sie vor den Flammen zu bewahren. Als sich die Geräusche und die Wärme beruhigt hatten löste sich der lebende Schild von ihr. Sie sah auf. Es war Flamedramon. Oder war es nun doch Hiroshi?

„Alles klar?“, fragte er knapp und sah sie sehr ernst an. Sie nickte nur, dann stand er wieder auf und sah zu dem Engel, der die Explosionsdruckwelle wohl sehr gut verkraftet hatte. Der Kampfbereich stand in Flammen. In den Flammen konnte Tsubaki eine Bewegung erkennen. Sie hielt den Atem an. Es war Okuwamon, doch durch die Hitze des Feuers grässlich entstellt. Es sah aus, als würde er bei lebendigem Leibe schmelzen. Doch das hielt ihn nicht ab weiter kämpfen zu wollen. Er ging in die Hocke und sprang vor.

„Vorsicht!“, schrie Tsubaki, doch Flamedramon hatte sich bereits bewegt, bevor sie gerufen hatte. Er drehte sich schnell um und sprang ebenfalls vor. Um seinen Körper begannen sich im Sprung Flammen um seinen Köper zu züngeln.

„Feuerschweif!“, rief er und schlug zu. Die Flammen erloschen und bei seiner Landung musste er die Vorderkrallen benutzen um stehen zubleiben. Okuwamon flog noch etwas durch seine Sprungkraft, dann fiel es ins Gras und blieb nun endgültig liegen. Mit einem leisen Geräusch verschwand es dann einfach. Besser gesagt es zerfiel, wie es für Tsubaki aussah, zu Staub, der gen Himmel flog.

„Chitin wird durch Hitze weich, deshalb hatte er von Anfang an keine Chance“, sagte Flamedramon locker und ließ die Nackenknochen knacken. Er benahm sich, als sei dies lediglich ein Aufwärmtraining gewesen. Jemand drückte an seiner linken Hand. Er wandte sich um, sah erst niemanden und senkte dann leicht den Blick.

„Was ist?“, fragte er Tsubaki, die in angetippt hatte.

„Ähm… also… was bist du?“, fragte sie, denn wer er war, wollte sie erst danach fragen. Der Drache musterte sie kurz, dann meinte er nur: „Du siehst fertig aus. So ging es mir am Anfang auch. Du brauchst eine Ruhepause und neue Klamotten“, sagte er rechthaberisch und zupfte leicht an ihrem Oberteil rum, welches dabei nur noch mehr einriss. Sie stieß seine Hand weg und hielt die letzten Fetzen zusammen, wobei sie leicht rötlich anlief. Flamedramon sah demonstrativ weg.

„Ich frage noch mal… was bist du?“, fragte das Mädchen erneut und sah ihn aus den Augenwinkeln an. Der Drache sah weiterhin weg, dann aber sagte er: „Ich bin ein Digimon. Das ist kurz für digitales Monster und das hier, wo wir sind, ist die Digiwelt. Sie existiert im Computernetzwerk der Welt. Auch Angemon ist ein Digimon, alles was hier lebt, ist digital.“ Als er Angemons Name erwähnte ging er zu ihm.

„Lebst du noch?“, fragte er und klang nicht sonderlich interessiert.

„Ja“, antwortete Angemon und grinste ihn an. Das Drachendigimon weitete leicht seine Augen und fragte: „Wieso grinst du so? Bist du nicht geschockt, dass ich nun wieder voll dabei bin?“ Der Engel grinste weiterhin.

„So unglaublich es auch klingen mag, aber ich glaube du bist nicht mehr ganz so rebellisch wie früher. Damals hättest du Okuwamon ohne lange zu zögern ausgelöscht. Diesmal wolltest du ihn sogar eine Chance geben und hast ihn liegen lassen. Außerdem greifst du mich nicht mehr an. Ich glaube, das Mädchen hier hat einen guten Einfluss auf dich“, erklärte es und hielt sich weiterhin die Wunde.

„Sei nicht albern“, antwortete Flamedramon, strich sich aber unweigerlich über die linke Wange, die jedoch nicht mehr rot war. Angemon kicherte jetzt sogar.

„Siehst du Flam… nein, Hiroshi? Du kannst nicht leugnen, dass du ziemlich durch den Wind bist.“ Erst sah es so auf, als wollte er darauf antworten, doch er ließ es. Er packte Angemon an dem Arm, mit dem er sich nicht die Wunde hielt und stemmte ihn hoch. Der Engel stieß ein schmerzerfülltes Stöhnen aus.

„Hör auf zu jammern“, meinte Flamedramon und grinste nun ebenfalls, dann sah er zu Tsubaki und fügte hinzu: „Komm her, Tsubaki.“ Sie stutzte. Es war seltsamer Weise kein befehl, es klang nach einer Bitte oder einer Empfehlung. Sie trat langsam näher an ihn heran. Als sie nah genug war, ging er leicht in die Hocke und hielt seine ausgestreckte Hand zu ihr hin.

„Setz dich drauf“, sagte er und sah sie an. Tsubaki nickte leicht. Sie wusste nicht wieso, doch sie vertraute ihm. Als sie sich auf die rötliche Rüstung gesetzt hatte, zog er seine Hand wieder zu sich heran und hielt sie so, dass sie sich an ihm festhalten konnte.

„Alle festhalten“, sagte er und ging langsam los.
 

Sie gingen gut eine halbe Stunde und die Umgebung veränderte sich langsam. Von Gras und Wald, änderte die Umgebung in eine Steppe, an deren Horizont sich große Berge abzeichneten. Aber weiterhin gab es weit und breit kein Zeichen von animalischem oder humanoidem Leben. Die Wärme ließ Tsubaki stark schwitzen. Lange Zeit hatte sie jetzt geschwiegen, doch sie musste sich einfach unterhalten.

„Sag mal, liegt das hier in der Nähe eines Vulkans, oder wieso ist das hier so warm?“, fragte und sah zu Flamedramon auf.

„Fast“, sagte er, sah sie zwar nicht an, sprach aber weiter: „Unter uns, sehr weit unter uns, verläuft ein Lavastrom. Dieser lässt das Grundwasser kochen und dieses wiederum erwärmt den Boden und den Rest des Gebietes. Hier gibt es viele heiße Quellen, aber auch Geysire, deshalb muss man ständig aufpassen.“ Angemon fing wieder an zu lächeln.

„Warum so gesprächig, Hiroshi?“ Doch Flamedramon gab ihn nur einen leichten Hieb in die Seite und der Engel verstummte mit einem Keuchen. Tsubaki überlegten nun schon zum hundertsten Mal, wieso die zwei sich nur so benahmen. Vor allem verstand sie nicht, wie Hiroshi einen solchen Hass gegen den lieben Angemon hegte und warum er ihm anderer Seits solche Mühe machte ihm zu helfen. Nicht zum ersten Mal kam ihr das Wort Schizophrenie in den Kopf, welches man als Zweigespaltene Person übersetzen konnte. Vielleicht gab es ja zwei Hiroshis?

„Wir sind da“, sagte Flamedramon so plötzlich, dass sich Tsubaki erschrak und fast runter fiel.

„Was ist los?“, fragte er verwirrt und sah sich um, als erwartete er einen Feind.

„N-Nichts Wichtiges…“, antwortete das Mädchen schnell und klammerte sich leicht an seinen Hals. Dann sah sie nach vorne. Sie erkannte Mauern aus Stein und ein Tor. Nach wenigen weiteren Minuten gingen sie schon durch den Durchgang und standen mitten auf einer Straße. Sie war zwar nicht betoniert, aber der Boden war schon so platt gedrückt worden, dass es einen ähnlichen Effekt hatte. Einige Digimon, die wie Dinosaurier aussahen sahen sie an. Wenige tuschelten, die meisten kümmerten sich nicht groß um sie. Dann trat aus einem Haus ein Mann hervor. Zumindest sah er so aus. Er trug eine rote Rüstung, die fast den gesamten Körper bedeckte. Nur das Gesicht war an wenigen Stellen unbedeckt und seine blonden Haare lagen frei. Er trat auf sie zu und blieb mit einem leichten Lächeln auf den Lippen vor Flamedramon stehen.

„Hiroshi, mein Freund. Willkommen zurück, Held“, sagte er und nickte anerkennend. Der Angesprochene nickte ebenfalls und sagte: „Hallo Agunimon, lange nicht gesehen. Und hör bitte auf mich Held zu nennen, du weißt wie ich dazu stehe.“ Agunimon nickte erneut und nahm Flamedramon das Engeldigimon ab, um es zu einem Lehmhaus zu bringen, auf dessen Schild ein weißer Kreis befand, in dem wiederum ein rotes Kreuz abgebildet war. Tsubaki saß nun auf dem Boden und das Drachendigimon lehnte neben ihr und mit verschränkten Armen an der Wand.

„Ähm, kennt ihr euch?“, fragte das Mädchen dann.

„Wie man sieht, oder? Agunimon ist hier eine Art Bürgermeister und Maskottchen. Alle hier vertrauen ihm blind. Er hat mir alles beigebracht, sogar Down- und Upload habe ich von ihm gelernt. Man könnte sagen, dass ich sein Schüler bin“, erklärte Flamedramon.

„Vergiss nicht, dass ich das nicht alleine war“, sagte Agunimon, welches soeben die Hütte wieder verlassen hatte und dich neben Tsubaki setzte. Diese sah ihn kurz an, wandte aber den Blick beschämt ab, als er sich ihr zuwandte.

„Du brauchst nicht so schüchtern zu sein, keiner hier tut dir etwas. Zumindest solange du dich vernünftig verhältst. Du bist Tsubaki oder? Hiroshi hat schon früher oft von dir erzählt“, sagte Agunimon und lächelte. Das Mädchen horchte auf und wandte sich Flamedramon zu, welches protestierend zu ihnen hinunter sah und sogar leicht rosa um die Wangen wurde und schrie fast: „Hör auf so was zu erzählen Agunimon!“ Der Angesprochene kicherte leise, sah zu dem Drachendigimon und sagte: „Wir können und gerne unterhalten mein Freund, aber zuerst verwandelst du dich bitte wieder in deine wahre Gestalt zurück.“ Flamedramon schnaufte kurz, als würde er einen Kommentar durch die Nase hinausdrücken, dann leuchtete er kurz auf und in der nächsten Sekunde stand Hiroshi wieder als Mensch vor ihnen. Er setzte sich zwischen Agunimon und Tsubaki. Ihr fiel auf, dass er sich recht nah zu ihr setzte.

„Es ist in den letzten drei Monaten so einiges passiert Hiroshi. Die Welt ist in Aufruhr. Der Virus verbreitet sich immer weiter. Sogar Meramon hat es nun erwischt. Er ging vor wenigen Tagen von uns.“ Tsubaki sah wie sich Hiroshis Augen bei den letzten zwei Sätzen weiteten und nach dem letzten sich die Fäuste ballten.

„Ja, es ging uns alle sehr nah. Aber er starb ohne viele Schmerzen. Es geschah im Schlaf. Ich weiß, wie nah ihr euch standet. Ebenso wie mit Greymon…“ Doch Hiroshi unterbrach ihn sofort und laut: „Greymon wurde umgebracht! Angemon, Piddomon und D´Arcmon haben ihn einfach umgebracht, weil er unter Verdacht stand, sich angesteckt zu haben! Im Namen ihrer verdammten Justiz! Welche Gerechtigkeit fordert bitte Leben, vor allem wenn es keine Beweise gibt? Hauptsache die Gefahr wird möglichst gebannt, egal wie!“ Das Mädchen zuckte zusammen und nahm den zittrigen Ton in der Stimme sehr wohl nah.

„Ich weiß Hiroshi, du teilst meine Ansicht. Trotzdem können wir nicht so einfach etwas dagegen unternehmen. Alles was wir tun können, ist es die Quelle des Virus zu finden und ihn so zu vernichten. Der Virus, der X-Antikörper, steckt dich nicht an, deshalb bist du die einzige Waffe, die dagegen hilft. Und nun hör mir bitte zu. Angemon muss sich nun erholen. Deshalb, wirst du zu nach Minetown gehen. Dort habe ich von randalierenden Digimon gehört. Wenn sie angesteckt sind, müssen wir versuchen ihnen zu helfen.“ Der Junge sah ihn an. Seine Augen schienen ausdruckslos.

„Du willst also… dass… dass ich diese Digimon… bei Bedarf…“, begann er und Agunimon fügte nickend hinzu: „Läuterst.“ Hiroshi nickte leicht. Dann stand das Digimon auf und sagte: „Ruh dich aber erstmal auf. Candlemon wird sich freuen dich zu sehen. Ach, Tsubaki, dürfte ich dich kurz sprechen?“ Das Mädchen sah fragend zu dem Jungen. Dieser nickte nur knapp. Also stand sie auf und folgte dem Digimon in ein etwas weiter entferntes Haus. Dort kramte es eine Weile und hielt den Mädchen dann eine kleine Kiste entgegen.

„Hier, nimm es bitte. Ich will etwas ausprobieren. Öffne sie und nehme den Inhalt fest in deine Hand.“ Sie zögerte. Die Kiste war wirklich nicht sonderlich groß, sogar recht klein, aber schwer, da sie aus Metall bestand. Dann aber und nachdem Agunimon ihr noch einmal zugenickt hatte, öffnete sie die Kiste. Darin befand sich ein Gerät. Dasselbe wie es Hiroshi hatte, zumindest fast. Während seines einen Mix aus den Farben Orange und Blau hatte, war dieses Rosa und Schwarz gefärbt.

„Aber das ist doch…“, begann Tsubaki leise und Agunimon nickte zustimmend.

„Ein DigiDNA-Scanner. Ich fand ihn vor langer Zeit in einer alten Bergruine. Einer sehr alten Legende nach, wurden diese Geräte von einem Digimon erschaffen. Den Grund weiß man nicht genau. In der Legende wird angedeutet, dass es um den Sinn einer mehr verzweigten Digitation ging, um die verschiedenen Lebensweisen der Digimon zu beobachten. Jedenfalls, dieses Digimon erschuf drei DDNA-Scanner, doch sie gingen während des großen Krieges verloren. Hiroshi bekam seines von Angewomon. Ihr Plan war es, ihn zu einem weiteren Soldaten der Virus Buster auszubilden. Sie hat nur nicht damit gerechnet, dass ihr Menschen nicht nur klug, sondern auch nachdenklich seid. Ihr denkt über eure Taten nach, statt sie einfach wie Puppen auszuführen. Das führte dazu, dass sich Hiroshi gegen sie wandte und seine eigenen Wege ging. Ich möchte dich bitten, dieses Gerät aufzubewahren. Menschen kommen nicht ohne Grund in die Digiwelt, wahrscheinlich war wieder Angewomon dafür verantwortlich, dass du hier bist.“ Das Mädchen hörte alles und verstand sogar seltsamer Weise alles. Langsam griff sie in die Kiste und nahm das handygroße Gerät heraus. Und plötzlich durchströmte sie etwas. Es fühlte sich warm an und wanderte durch ihren gesamten Körper. Sie holte mehrmals tief Luft. Ihre Augen waren leicht geweitet und ihr Mund stand leicht offen. Das Gerät summte und piepte leise, als würde sich die Hardware darin einschalten. Agunimon war verwundert und zugleich schien es sich in einem verdacht bestätigt.

„Ich wusste es. Auch du hast digitale DNA in dir“, sagte er und als Tsubaki fragen wollte was es mit dieser DNA auf sich hatte, da ertönte ein Klopfen an der Tür.

„Das wird Hiroshi sein. Geh mit ihm. Ich werde nach Angemon sehen.“
 

„Verdammt, wieso hat er dir dieses Ding gegeben?“, fragte Hiroshi und klang aus irgendeinem Grund verärgert. Die Neuigkeit, dass nun auch Tsubaki so ein Gerät besaß gefiel ihm offenbar überhaupt nicht.

„Er meinte, ich hätte digitale DNA“, sagte sie etwas leise und hielt sich weiterhin den Pyjama so fest, dass man nicht zuviel sehen konnte. Der Junge schnaufte.

„Mist.“ Das war offenbar das Einzige, was ihm dazu einfiel. Vor einem etwas kleineren Lehmhäuschen, nahm er plötzlich ihre freie Hand und zog sie bis vor dir Tür. Er klopfte leicht an.

„Was machst du mit mir?“, fragte sie und zog leicht um seinem Griff zu entkommen, doch er hielt sie weiter fest. Dann wurde die Tür aufgezogen. Im Türrahmen stand ein Digimon, was wie eine brennende Kerze auf einem Kerzenhalter aussah und von der Größe her Tsubaki bis zu den Hüften hoch reichte. Als es aufsah, fing es an zu strahlen.

„Aniki!“, rief es mit einer schrillen Stimme und umarmte Hiroshis Beine. Mit seiner freien Hand tätschelte er leicht den Hinterkopf des Digimon und lächelte leicht.

„Hi, Candlemon. Was dagegen wenn ich wieder etwas bei dir einziehe?“, fragte er weiterhin lächelnd. Das kleine Digimon löste sich von ihm und schüttelte energisch den Kopf.

„Unsinn, das wird toll! So wie früher. Ich dachte du seiest für immer weg… wer ist das?“, fragte Candlemon und deutete zu Tsubaki hoch.

„Ach das? Nur eine Bekannte. Sie sitzt in dieser Welt leider fest, kann sie auch eine Weile hier bleiben?“ Sie wusste selbst nicht wieso, aber als sie nur als eine Bekannte abgestempelte wurde, durchzuckte ihre Brust ein leichter Stich. Das Digimon nickte eifrig und sagte fröhlich: „Na klar, kommt rein. Deine Sachen habe ich übrigens noch.“ Und es ging voran zurück ins Innere des Häuschens. Der Junge folgte und zog das Mädchen dabei mit. In einem Raum, zog das Digimon eine Holzkiste hervor und öffnete sie.

„Ah, meine Klamotten sind ja wirklich noch da“, sagte Hiroshi begeistert und begann im Inneren etwas herum zu wühlen.

„Natürlich, ich hatte immer so eine Ahnung, dass du zurückkommst. Ach übrigens…“, begann Candlemon, wandte sich Tsubaki zu und hielt ihr zur Begrüßung eine hand hin. „Mein Name ist Candlemon.“ Das Mädchen war ganz kurz verwundert, dann lächelte sie etwas, schüttelte die angebotene Hand und sagte: „Freut mich, ich bin Tsubaki.“ Das Digimon wurde hellhörig.

„Ach so, du bist also das Mädchen, von dem Aniki manchmal geträumt hat.“ Ein dumpfer Aufschlag war zu hören, als Hiroshis Kopf hoch gezuckt und gegen den Kistendeckel gestoßen war.

„Aua! Candlemon, sei ruhig! Selbst wenn, dann waren es Alpträume!“, rief er aufgebracht und das kleine Digimon sah überlegend drein.

„Nein, du hast eher gelächelt…“

„Ist doch egal! Hier“, meinte Hiroshi etwas aufgebracht und hielt Tsubaki ein T-Shirt, eine kurze Hose und ein Turnschuhpaar hin. „zieh das an, solange wir was richtiges für dich gefunden haben. Und da es langsam spät wird, sollten wir den Tag beenden.“ Sie nahm dankend nickend die Sachen entgegen.

„Er hat also von mir geträumt und von mir geredet? Ja, das klingt nach meinem Hiroshi. Aber wieso gibt er es nicht zu? Was ist in den drei Monaten bloß passiert? Und wie kommen wir wieder zurück?“ Solche und mehr Gedanken durchzuckten ihren Kopf, als sich in einem Nebenzimmer umzog.

Hiroshis Geschichte

„Sag mal, wo wir doch hier so zusammensitzen und uns anschweigen, könnten wir doch lieber ein wenig reden. Uns unterhalten zum Beispiel, was sagst du?“, fragte Tsubaki und nippte an dem Tee, den ihr Candlemon vor wenigen Sekunden gebracht hatte. Hiroshi sagte nichts, sondern starrte nur aus dem Fenster in die Dämmerung. Der Sonnenuntergang der Digiwelt, war dem auf der Erde sehr ähnlich. Der Trubel auf den Straßen versiegte wie eine Pfütze in der Wüste. Candlemon setzte sich zwischen den Beiden und nahm einen Schluck von der dampfenden, weißen und zähflüssigen Substanz in seinem Becher. Das Mädchen vermutete, dass es flüssiger Kerzenwachs war. Warmcity, wie Hiroshi die Stadt genannt hatte, verdiente ihren Namen. Auch jetzt wo die Nacht nahte, sank die Temperatur nur leicht ab. Angemon würden sie morgen besuchen, kurz bevor sie aufbrechen würden. Hiroshi hatte nach einem kurzen Streit aufgegeben und zugestimmt Tsubaki mitzunehmen. Auch das Kerzendigimon würde dabei sein.

„Aniki, Nee-san redet mit dir… antwortete ihr doch wenigstens“, meinte Candlemon und sah leicht besorgt zu ihm rüber. Das Mädchen war einverstanden mit dem Nee-san, denn offenbar hatte das Digimon Probleme damit sich Menschennamen zu merken. Wieder sagte er nichts. Tsubaki war es leid. Sollte er doch ruhig weiter da sitzen und sie beide ignorieren, ihr war das langsam egal. Ihren alten Hiroshi würde sicher nie mehr wieder sehen. Beleidigt trank sie den Becher aus und wollte gerade aufstehen, da hielt sie inne, als Hiroshi endlich zu sprechen anfing.

„Auch ich hatte mich damals in diesem Wald verlaufen. Doch mich erwartete damals eine Frau namens Angewomon. Sie erzählte mir von dieser Welt und welche Probleme es hier gab und dass ich helfen sollte. Ich hielt sie für eine Irre und wollte einfach nur nach Hause. Sie versprach mir mich nach Hause zu schicken, wenn ich dieser Welt hier helfen würde sich zu reinigen. Da ich unbedingt weg wollte, ging ich darauf ein und sie überreichte mir den DDNA-Scanner. Sie und ihre Schwestern trainierten mich und brachten mir bei zu digitieren. Flamedramon würde meine inneren Charakterstärken widerspiegeln, sagten sie. Und tatsächlich bemerkte ich meine Veränderung. Ich sah alles mit anderen Augen. Gewalt war für mich nicht mehr sinnlos. Ich erkannte, dass es sich manchmal einfach nicht vermeiden ließ zu kämpfen. Ich übte den Umgang mit Flamedramons Kräften und sehr schnell erkannte ich, welche Zerstörungskraft in mir steckte. Wie lange ich meine Stärke trainierte weiß ich nicht. Zeit verläuft in der Digiwelt gänzlich anders. Drei Tage hier, sind wie ein Tag in unserer Welt. Außerdem haben wir Menschen einen anderen Stoffwechsel in dieser Welt. Er verläuft wesendlich langsamer, so dass wir um einiges länger ohne Essen und Trinken auskommen können. Deshalb kann ich es nicht genau sagen, doch klar ist, dass ich geblendet war von meiner Kraft. Ich führte die Aufträge aus, egal wie brutal…“
 

Die Explosion riss das Holzgebäude geradezu auseinander. Die Flammen zündeten alles an. In Panik geratene Digimon huschten, krochen und rannten die Wege entlang, während die vier Eindringlinge mehr und mehr Häuser abrissen. Ein roboterähnliches Insektendigimon flog mit seinen kleinen Raketen auf dem Rücken durch die Luft und versuchte zu flüchten. Doch dem brennenden Holzstück, welches durch die Luft flog, konnte es nicht mehr ausweichen und riss es in den Tod. Jene, die nicht fliegen konnten versuchten ihre Flucht zu Fuß. Doch Lichtstrahlen schossen ihnen nach und ließen sie bei Kontakt große Schmerzen erleiden und stürzen. Dann spürten einige die Waffen, die ihre Körper durchbohrten. Das Massaker dauerte nicht lange, doch war umso brutaler.

„Mögen diese Armen Seelen wiedergeboren werden, als friedfertige Digimon, ohne den Virus“, sagte eine junge Frau mit Flügeln und Maske, welche mitten in den Trümmern kniete und ein Gebet sprach. Die zwei männlichen Engeldigimon standen daneben und hatten ihre Hände zum Gebet gefaltet.

„Was ist mit dir Flamedramon?“, fragte das Engeldigimon, welches nur zwei Flügel hatte und wandte den Kopf nach links. Das angesprochene Digimon antwortete nicht, hatte aber soeben einige Trümmer bei Seite geschafft und ein schwer verwundetes Agumon freigelegt. Dieses Agumon hatte seltsame Streifen auf dem Rücken und war etwas größer als normale Artgenossen.

„Es ist infiziert, tu deine Pflicht Gefährte“, sagte die Frau, stand auf und sah zu dem Drachendigimon.

„Ihr feigen Schweine… ihr glaubt wohl, dass ihr euch alles erlauben könnt, nicht wahr?“, sagte das Agumon und hustete Blut. Flamedramon tat nichts, obwohl es die Krallen schon erhoben hatte hielt es inne sah mit geweiteten Augen auf das hilflose Wesen hinunter. Wie konnte er nur daran denken es einfach umzubringen?

„Wie könnt ihr euch das Recht erdenken, über andere richten und urteilen zu dürfen? Denkt doch mal nach, sind wir nicht alle gleich? Sind wir nicht alle Digimon?“, fragte das gelbe Dinodigimon und sah zu den drei Engeln hinüber. Angemon, welches das dritte Engeldigimon war, hob bedrohlich den Stab und sagte forsch: „Schweig dummes Kind! Wir sind rein, ihr seid verdorben! Aber hab keine Furcht vor deinem Ende, der Virus wird dich nicht im nächsten Leben wieder heimsuchen. Du wirst als reines Wesen wiedergeboren werden, darauf hast du unser Ehrenwort.“ Agumon spuckte in ihre Richtung.

„Ihr seid blind! Wir sind anders, aber nicht weniger dumm und auch nicht mehr gefährlich als andere Digimon! Früher hattet ihr noch so was wie Stolz und Ehre, aber jetzt seid ihr hirnlose Killermaschinen!“ Mit wässrigen Augen sah es zu Flamedramon auf.

„Sag mir, Armordigimon… woran glaubst du?“, fragte Agumon und Tränen rangen ihm übers Gesicht. „Woran glaubst du jetzt noch? Bitte sag es mir.“ Flamedramon schwieg. Der bemitleidenswerte Anblick des Digimon, welches schon fast die Schwelle des Todes hinter sich hatte, öffnete eine Flügeltür weit hinten in seinem Kopf. Langsam, erhob er dann seine Stimme: „Ich glaube, ich bin ein blinder, dummer, hirnloser Narr.“ Agumons Augen schlossen sich und es fiel schlaff zu Boden.

„Warte! Stirb nicht, lass mich…“ Doch zu spät. Vor seinen Augen löste sich das Dinodigimon auf. Die Frau seufzte, dann sagte sie teilnahmslos: „Der Kleine hätte nicht so viel leiden müssen, wenn wir es schnell erledigt hätten. Aber egal, wir müssen unseren Bericht abgeben. Wieder haben wir einige Infizierte geläutert.“ Die drei Engel gingen nur wenige Schritte, dann schossen Geschosse an ihnen vorbei und ließen den Boden vor ihnen explodieren. Alle drei sprangen zurück und entgingen so jeglichen Schaden. Dann wandten sie sich um. Flamedramon ließ seinen Arm singen und in seiner linken Hand wuchsen die abgeschossenen Fingerraketen wieder nach.

„Was soll das, Flamedramon?“, fragte der Zweigeflügelte Engel aufgebracht. Der Drache antwortete erst nicht, dann sah er langsam auf. In seinem Gesicht stand reiner Hass geschrieben. Erneut hob es die Arme.

„Ich habe die Schnauze voll. Das war das letzte Mal, dass ich grundlos gekämpft habe. Wie oft habe ich schon unschuldige Digimon sterben gesehen. Auch wenn sie wiedergeboren werden, hat niemand das Recht über das Leben eines anderen zu bestimmen“, sagte er und seine Stimme zitterte leicht dabei, obwohl sein Körper steif wie ein Brett war. Die Frau kicherte und Angemon sagte missmutig: „Du hast dir diese dummen Flausen in den Kopf setzen lassen, wie? Komm wieder runter, diese Zweifel dürfen deine Mission und vor allem deinen Rang nicht gefährden. Deine Aufgabe ist es…“ Doch Flamedramon fiel ihm ins Wort indem er schrie: „Ich scheiß auf meinen ach so hohen Rang und auf die Missionen! Ich werde von nun an nicht mehr eure Lynchjustiz ausüben, denn nichts anderes tut ihr! Ihr nennt euch Engel? Lächerlich! Nie wieder tue ich etwas für euch Virus Busters und jetzt verschwindet! Feuerrakete!“
 

Tsubaki schien geschockt und auch Candlemon sah betroffen zu Boden. Hiroshi schwieg kurz, dann sprach er weiter: „Den Kampf konnte ich nicht gewinnen. Es stand drei gegen einen. Noch dazu war ich damals nicht so stark wie heute. Und gegen Angemon, Piddomon und D´Arcmon kommen sogar nur wenige Perfectdigimon an. Ich denke Okuwamon hatte bloß Glück. Noch dazu war es ja schon vorher sehr geschwächt. Oder Angemon hat nachgelassen. Jedenfalls, konnte ich verletzt und angeschlagen flüchten und gelangte nach einige Zeit durch die Steppe in dieses Dorf. Natürlich empfing man mich nicht gerade mit dem roten Teppich. Agunimon musste sie alle die sich nicht beherrschten konnten regelrecht zurück halten, damit sie mich nicht angriffen.“
 

„Warum hast du sie aufgehalten? Wäre es nicht fair und gerecht, wenn sie mich einfach nieder machen würden?“, fragte Hiroshi, welcher vor Agunimon im Staub saß, sich den rechten Arm hielt und nur noch mit einem Augen sehen konnte, dass das andere von einem Stoßtreffer angeschlagen und geschlossen war. Das Feuerdigimon ging vor ihm in die Hocke und der Junge sah leicht zu ihm auf.

„Was würde es bringen? Würde es die Opfer zurückbringen? Nein. Wenn ich es zugelassen hätte, wäre ich kaum besser wie…“

„Ich…“, beendete der Junge den Satz und sah bestürzt zu Boden.

„Das hast du jetzt gesagt, ich meinte zwar die Virus Buster, doch leider muss ich dir zustimmen“, sagte Agunimon und sah sein Gegenüber weiterhin an. „Wieso bist du hier, vor allem wieso sind diese Wunden schon so alt?“ Hiroshi holte kurz Luft, ehe er anfing: „Ich habe die Schnauze voll von den Engeln. Bei unserem letzten Auftritt hat mir ein kleines Digimon endlich die Meinung gegeigt und musste dabei sterben. So was will ich nie wieder mit ansehen. Ich bin vor ihnen in einem Kampf geflohen und irre nun seid zwei Tagen umher. Ich bin also total ungefährlich für dich und deine Leute. Und mir ist auch egal, was mit mir passiert.“

„Das sollte es aber nicht“, sagte Agunimon, stand auf und zu Hiroshis größten erstaunen, hielt er ihm seine hilfreich ausgestreckte Hand hin. Der Junge zögerte und sah zu seinem Gesprächspartner auf, der nickte und ihn anlächelte.

„Warum?“, fragte er und machte noch keine Anstalten die Hand anzunehmen.

„Weil du, im Gegensatz zu deinen ehemaligen Gefährten, ein gutes Herz hast. Und du brauchst dich nicht zu schämen. Du bist noch jung, doch in dem Moment, an dem du dein Herz hast reden lassen, hast du wahre Größe und Reife bewiesen. Deshalb, erlaube mir bitte, dich bei uns aufzunehmen und dich zu trainieren. Was meint ihr?“, fragte Agunimon und wandte den Kopf zum Eingang. Einige wenige Digimon waren stehen geblieben und hatten offenbar alles mit angehört. Ein großer, gelber Dino mit braunem Kopf und Hörner, ein Mannsgroßer Typ, dessen ganzer Körper in Flammen stand und ein kleines Digimon, welches wie eine Kerze aussah.

„Ich glaube ihm“, sagte der Dino knapp.

„Rein mit ihm, gleich morgen wird er richtig ins Schwitzen gebracht“, sagte er brennende Mann und ließ seine Fingerknöchel knacken.

„Ich finde ihn nett und er sieht echt cool und stark aus“, rief das Kerzendigimon und hüpfte begeistert auf und ab. Dann meldete sich Agunimon wieder lächelnd zu Wort: „Siehst du? Nicht nur ich habe dir längst vergeben. Komm mit mir rein und ruh dich aus, Freund.“ Vielleicht war es das letzte Wort, vielleicht die Nettigkeit all dieser unbekannten Leute, vielleicht auch beides, doch Hiroshi vernebelten Tränen der Rührung den Blick und er nahm Agunimons Hand leicht in seine eigene.
 

„Danke, echt lieb von dir“, sagte Tsubaki lächelnd und pustete leicht in den Tee, den Candlemon ihr nachgeschüttete hatte. Das Digimon machte scherzhaft eine Verbeugung wie ein Butler und stellte die Kanne wieder weg, da Hiroshi keine Anstalten machte ebenfalls Tee trinken zu wollen. Dafür verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich etwas mehr zurück.

„So bist du also hier hergekommen und hast weiter trainiert?“, fragte sie noch mal nach und langsam wurde klar, wieso Hiroshi sich so verändert hatte. Sie hatte noch nie jemanden sterben sehen, erst kein Kind, auch wenn es ein Digimon gewesen war. Noch dazu erschien auch ihr die Vorgehensweise der Engel sehr drastisch und sogar leicht unüberlegt.

„Genau so ist es. Greymon unterrichtete mich im Krafttraining und vererbte mir seine „Megaflamme“ als Uploadattacke. Meramon brachte mir den Defensivkampf und Abwehrtechniken, sowie meine Uploadattacke „Brennende Faust“ bei. Und Agunimon lehrte mich taktische Vorgehensweisen und seine Attacke „Salamandakick“. Da Flamedramon ein Feuertyp ist, konnte ich die Techniken recht leicht lernen. Während des Trainings wurden weitere Kräfte in mir freigesetzt. Insgesamt erlernte ich in den folgenden Wochen zwei weitere Digitationsformen: Raidramon und Gargoylemon.“

„Du kannst zu mehreren Digimon werden?“, fragte Tsubaki sofort und schien total verblüfft. Hiroshi störte Unterbrechung offenbar nicht.

„Ja, kann ich. Allerdings kann ich mit ihnen keine Uploadattacken einsetzen, da ich noch keine mit ihnen gelernt habe. Aber trotzdem lernte ich auch mit diesen Formen das Kämpfen. Doch dann, kam jener Tag…“
 

„Geht es dir wieder gut?“, fragte Hiroshi und sah zu Greymon auf, welcher Anstalt machte die Stadt zu verlassen.

„Ja, alles gut. Ich fühle mich schon viel besser. War wohl nur eine Erkältung. Allerdings wird unser Training heute ausfallen müssen. Wir sehen uns heute Abend, macht’s gut“, sagte es und winkte dem Jungen kurz zu, ehe es durch das Tor schritt.

„Bis dann!“, rief ihm der Junge nach, winkte ebenfalls und ging weiter die Straße entlang. Die Einwohner hatten sich mit seiner Anwesenheit abgefunden und da ihnen des Öfteren half, war sein Ansehen bei vielen sehr hoch gestiegen. Vor allem die Dino- und Drachendigimon mochten ihn sehr gerne.

„Hey Hiroshi, kannst du bitte kurz kommen?“, rief ihm ein leicht zappeliges DemiMeramon zu und der Junge rannte sofort zu ihm.

„Was ist los?“, fragte er sofort und das kleine Digimon deutete nach oben. Über ihnen, hatte sich ein Ballon in einer Baumkrone verfangen. Dann sagte das Digimonkind verlegen: „Das da ist meine und ich hätte ihn gerne wieder, wüsstest du einen Weg?“ Hiroshi grinste und nahm seinen DDNA-Scanner in die Hand.

„Klar doch Sekunde“, sagte er und hielt das Gerät an den Ring aus Daten um seine freie Hand.

„DigiDNA-Code scannen, Upload! Hiroshi, Armordigitation zu Gargoylemon!“ Der Junge leuchtete kurz auf, war von den Flügeln verdeckt und als er sie aufspannte hatte er sich bereits in das Digimon verwandelt. Nur mit zwei Flügelschlägen war er bereits hoch genug, griff die Schnurr des Ballons und als er gelandet war, nahm DemiMeramon ihn lachend entgegen.

„Vielen Dank“, sagte es fröhlich.

„Kein Problem, pass nur besser auf, ja?“, meinte Gargoylemon mit seiner leicht verzerrten Stimme scherzhaft tadelnd und das kleine Digimon machte sich kichernd davon. Das Fantasiedigimon sah ihm kurz nach, dann wollte es davon fliegen, als eine panische Stimme sich näherte. Es war Candlemon, welches auf ihn zuhüpfte und schrie: „Aniki! Aniki! Vor der Stadt sind die drei Engeldigimon aufgetaucht und greifen Greymon an!“ Gargoylemon wandte sich sofort um.

„Nein! Nicht schon wieder!“, rief er, spannte die Flügel aus und flog so schnell er konnte los.
 

Als er die Mauern überflog konnte er bereits die Explosion der Megaflamme hören und sah das Licht der Flammen. Unter ihm rannten Agunimon und Meramon wie von der Tarantel gestochen in dieselbe Richtung. Doch als Gargoylemon in der Nähe des Kraters landete verschlug es ihm die Sprache. Greymon lag am Boden, mehr noch. D´Arcmon sah auf seiner Schnauze und zog ihren Speer aus seinem Kopf. Langsam, wie in Zeitlupe löste sich das Dinodigimon auf und seine Überreste flogen im Wind davon. Der Staub der Attacke hatte sich noch nicht ganz gelegt, weshalb die Engel ihn wohl noch nicht bemerkt hatten.

„Mission erfüllt. Der verdacht auf eine Ansteckung war zwar nicht gänzlich bewiesen, aber sicher ist sicher“, meinte Piddomon altklug und Angemon nickte.

„Mission erfüllt.“ Dieser Satz durchzuckte Gargoylemons Kopf mehrmals und bei jedem mal koch die Wut nur noch mehr in ihm hoch. Er stieß einen gellenden Schrei aus und stürmte sich auf die drei Engel. Mit einem Arm hob er aus und stieß zu. Da er in D´Arcmons Rücken stand, hatte sie den Angriff nicht kommen sehen und es schleuderte sie mehrere Meter weg. Bei dem Aufschlag überschlug sie sich mehrmals und wirbelte nur noch mehr Staub auf. Angemon und Piddomon wichen zurück mit erhobenen Stäben.

„Wer bist du denn?“, fragte Piddomon wütend. Doch anstatt ihnen zu antworten digitierte der Angreifer in deine Menschenform zurück und sah sie zornig an.

„Du?“, fragte Angemon und D´Arcmon stand langsam wieder auf. „Was war das für eine Digitation…“ Doch Hiroshi, den Tränen die Wange runter liefen fiel ihm ins Wort: „Halt das Maul! Ihr habt es schon wieder getan! Greymon hat nichts falsch gemacht, es war nur erkältet, ihr Schweine! Mir reicht es nun endgültig!“ Wieder hob er den DDNA-Scanner und hielt ihn an seinen Datenring.

„DigiDNA-Code scannen, Upload! Hiroshi, Armordigitation zu Raidramon!“ Die Verwandlung, die durch blaue Blitze zu einer leichten Lichtshow wurde, wirbelte wieder eine Menge Staub auf. Als sich dieser lichtete war Hiroshi verschwunden. Die drei Engel sahen sich um.

„Wo ist er? Seid wann kann er zu was anderem als Flamedramon werden?“, fragte Piddomon und sah wandte den Kopf wieder und wieder hin und her.

„Blauer Donner!“, rief eine Stimme und Piddomon schrie auf vor Schmerzen. Ein Stormschlag hatte ihn von hinten erwischt und ließ ihn in die Knie gehen. Als sich Angemon umdrehte hatte er bereits das Gewicht eines schwarzen Digimon auf sich lasten und fiel auf den Rücken. Der Angreifer drückte ihn mit seinem Körpergewicht zu Boden biss dem Engel in die Schulter. Als ob das nicht schmerzhaft genug wäre zuckten auch durch die Zähne des Angreifers starke Stromstöße. Angemon schrie auf vor Schmerzen und versuchte das Untier von sich zu stemmen, doch er schaffte es nicht. D´Arcmon griff erneut mit ihrem Speer an, endlich löste sich das schwarze Digimon von seinem Opfer, sprang und als D´Arcmon ihre Richtung ändern wollte, hatte der Angreifer bereits sein Maul geöffnet und schoss einen Strahl aus Blitzen ab, wobei er rief: „Blitzklinge!“ Das Engeldigimon entging dem Angriff nur knapp. Die anderen zwei Engel standen nun ebenfalls wieder und das schwarze, vierbeinige Digimon landete etwas von ihnen entfernt im Sand. Er knurrte sie an.

„Nett. Hiroshi, ist das ebenfalls eine neue Digitation von dir? Beeindruckend. Eigentlich wollten wir dich in Ruhe lassen, aber wir haben nun genaue Befehle, was dich angeht“, sagte Angemon und deutete mit seinem Stab auf das Drachendigimon, welches verwirrt aussah.

„Hiroshi, hiermit entziehen wir die sämtliche Rechte in dieser Welt zu bleiben. Du wirst uns deinen DDNA-Scanner aushändigen und ohne Umwege in die reale Welt zurück geschickt. Das Urteil wird jetzt vollstreckt und von unserem Herren Seraphimon!“ Der Himmel schien sich von der einen, auf die andere Sekunde strahlend Weiß zu färben und blendete Raidramon gänzlich. Nur einen unscharfen Umriss konnte er erkennen. Als nächstes durchzuckte ein starker Schmerz seinen Körper. Einen stärkeren Schmerz hatte er nie zuvor verspürt. Er glaubte es würde ihn zerreißen. Noch während er zu Boden sank merkte er, wie er zurück digitierte. Unfähig sich zu rühren blieb er liegen. Er sah noch verschwommen wie der Himmel wieder blau wurde und Angemon sich das Gerät nahm, welches neben dem Jungen zu Boden gesunken war.

„Leb wohl Hiroshi, aus dir hätte wirklich etwas werden können“, sagte Angemon, wandte ihm den Rücken zu und alles wurde schwarz. Das Letzte, was Hiroshi noch raus brachte war ein leicht ersticktes: „Dreckskerle… eines Tages… werde ich…“
 

„Und dann bin ich zuhause aufgewacht. Ich weiß auch gar nicht, wieso ich wieder hier bin. Aber ich habe das nie vergessen und ich kann ihnen niemals vergeben“, sagte der Junge und am Ton erkannte man, dass er nicht weiter reden wollte und würde. Candlemon war eingeschlafen. Es war bereits finster. Tsubaki konnte nicht anders, als Mitleid mit ihm zu haben. Sie verstand zwar was ihm vorgehen musste, doch seinen neuen Charakter konnte sie deswegen trotzdem nicht gutheißen.

„Hast du dich in der ganzen zeit, als du hier der einzige Mensch warst nicht etwas einsam gefühlt?“, fragte sie und stand auf. Er sagte erst nichts, dann meinte er mit müder Stimme: „Ich hatte meine Freunde. Aber… ein bisschen schon, ja. Ich habe vieles vermisst.“

„Mich auch?“, fragte sie und flüsterte die Frage fast. Doch mehr als ein Schnarchen bekam sie nicht mehr zu hören. Das Mädchen seufzte. Da war er erst putzmunter und nun schlief er an einer für sie doch so wichtigen Stelle. Aber morgen war ja auch noch ein Tag.

Abreise mit Hindernissen

Ein leises Geräusch, wie Schritte, die sich leise entfernten, ließ Hiroshi langsam die Augen öffnen. Doch nicht dieses Geräusch hatte ihn geweckt, es war etwas anderes gewesen. Nur wusste er gerade nicht was. Er merkte langsam, dass sein Hintern eingeschlafen war, da er etwas unbequem auf dem Holzstuhl saß, auf dem erst am Vorabend eingeschlafen war. Mit einem leisen Seufzer wechselte er die Sitzposition und streckte die Arme aus, deren Knochen dabei leise knackten.

„Schon wach?“, fragte eine leise und bekannte Stimme vom Fenster her und er sah auf. Tsubaki lehnte leicht vorgebeugt vor dem glaslosen Fenster, hatte ihre Arme auf die Fensterbank gelehnt und sah lächelnd zu ihm, wobei sie über ihre Schulter sah.

„Ja, morgen“, sagte der Junge und klang, ohne dass er dies wollte, noch etwas müde. Das Mädchen kicherte kurz und meinte leise, während sie wieder hinaus sah: „Es scheint eh noch etwas früh zu sein, die Sonne ist grade mal ein wenig zu sehen.“ Sie hatte Recht. Wirklich hell, war es nicht. Offenbar konnte sie nicht wirklich schlafen. Genau so war es ihm auch ergangen. Ihr Kopf war offenbar zu aufgewühlt um sich erholen zu wollen. Sein Blick blieb an ihrer Hose hängen. Er musste kurz überlegen, wieso sie seine Sachen trug, bis ihm einfiel, dass er sie ihr selbst gegeben hatte. Zugleich musste er zugeben, dass sie ihr sehr gut standen und sogar ihre Figur betonten. Er hielt sich den Kopf. Was war das eben? Was hatte er eben gedacht? An ihre Figur? Offenbar war er wirklich noch sehr müde oder er wurde verrückt. Über so ein Thema, hatte er noch nie zuvor nachgedacht, vor allem war das nicht die richtige Zeit. Schließlich hatte er besseres zu tun, als sich um seine Kindheitsfreundin zu kümmern. Sein Hintern, der wieder normal durchblutet wurde, fing an unangenehm zu kribbeln. Da er nicht richtig sitzen konnte, wurde er etwas hibbelig und rückte leicht und her.

„Hast du Hummeln im Hintern?“, fragte Tsubaki die sich umgedreht hatte und sich mit dem Rücken an die Wand neben dem Fenster gelehnt hatte.

„Po eingeschlafen“, meinte er knapp und winkte unbetroffen ab.

„Soll ich ihn massieren um die Durchblutung zu fördern?“, fragte sie, lächelte und als er verwirrt die Stirn runzelte fügte sie hinzu: „War nur Spaß.“ Hiroshi lächelte nicht. Seltsam, obwohl er es witzig fand, konnte sich sein Gesicht nicht zu einem Lächeln überwinden. Jetzt fiel ihm auch ein wieso er aufgewacht war. Etwas hatte ihn leicht an der linken Wange berührt. Sofort tastete er sie ab.

„Was hast du…“, fragte er und beäugte seine Fingerspitzen, als hoffte er irgendwelche Spuren darauf sehen zu können. Sie kratzte sich kurz verlegen am Kinn und sagte dann etwas beschämt: „Das war die Entschuldigung wegen meiner Ohrfeige. Jetzt wo ich weiß, was passiert ist, kann ich das schon irgendwie verstehen. Trotzdem, gutheißen kann ich es nicht. Aber immerhin bin ich daran auch nicht beteiligt. Keine Sorge, ich hatte keinen Lippenstift drauf, man sieht keine Spuren.“ Als er zusammenzuckte fing sie an zu lachen.

„Du hast doch nicht…“, begann er, sah sie geradezu entsetzt und mit roten Wangen an und sie streckte die Zunge frech raus.

„Denk was du willst, ich sage nichts. Das bleibt mein Geheimnis.“ Dann sah sie ihn geradezu lieblich an. Er wusste nicht warum, doch dieser Blick ließ ihn leicht erschaudern. Er bekam eine leichte Gänsehaut und wurde nervös. Wie kam es, dass sie plötzlich eine solche Wirkung auf ihm hatte?

„W-Was soll dieser Blick?“, fragte er und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Tsubaki ging auf ihm zu und ging nur zwei Schritte vor ihm in die Hocke.

„Im Schlaf hast du ein fröhliches Gesicht gemacht. Du sahst so sorglos aus und genauso hast du früher immer geschaut. Wenn ich dich wecken kam, habe ich immer dieses süße, schlafende Gesicht gesehen, was fast wie das eines Babys aussieht.“ Hiroshi zuckte heftig zusammen, als sie ihren letzten Satz beendet hatte.

„H-Hör auf, ich bin nicht süß. Und ein Baby erst recht nicht, ich schlafe halt so, dafür kann ich nichts.“, sagte er demonstrierend. Das Mädchen kicherte und meinte leise, so dass er es kaum hören konnte: „Genau wie früher. Wir haben früher immer soviel Spaß gehabt. Bevor du weg warst. Danach war es vorbei. Kann es nicht wieder so sein wie früher? Kannst du nicht wieder so wie früher werden? Ich lie… ich mochte dein altes ´Ich´.“ Hiroshi sah betroffen zur Seite. Er hatte keine Ansatzpunkte und keine Ahnung was er darauf antworten sollte. Kurz bekam er sogar Schuldgefühle, da er das Mädchen offenbar traurig gemacht hatte. Dann hieß ihn eine innere Stimme zur Ordnung. Selbst wenn, er hatte daran keine Schuld. Es war diese Welt und vor allem die Virus Busters, die ihn abgehärtet und anschließend enttäuscht hatten. Trotzdem sagte seine eigene, innere Stimme, dass er etwas tun musste. Wie früher, um ihr zu zeigen dass er immer noch er selbst war, legte er seine rechte Hand auf ihren Kopf und bewegt sie zu einer leichten Streichelbewegung hin und her. Tsubaki sah auf. Diesmal lächelte er tatsächlich. Nicht viel, aber man erkannte es und flüsterte: „Ist okay. Alles ist okay. Sobald das alles vorbei ist, wird es wie früher sein. Versprochen.“
 

Sonnenstrahlen kitzelten Tsubakis Nase und blinzelt öffnete sie die Augen. Sie hob die Hand schützend vor ihr Gesicht, dass sie genau in das grelle Sonnenlicht gesehen und nun bunte Punkte vor den Augen hatte. Als sie ihren Kopf drehte, bemerkte sie, dass sie ihn weich gebettet hatte. Dabei war sie doch gar nicht in ein Bett gegangen. Sie blinzelte erneut und sah auf. Hiroshi saß immer noch auf seinem Stuhl und hockte leicht vorgebeugt darauf, während sie ihren Kopf auf seinen Oberschenkeln und einen kleinen teil ihres Brustkorbs auf seinen Knien gelegt hatte. Nun war sie es, die scharlachrot anlief und so energisch zusammenzuckte und zurückwich, dass auch der Junge aufwachte und sich ruckartig aufsetzte.

„Ist was?“, fragte er sofort und griff instinktiv nach seinem DDNA-Scanner.

„Nein, nein, alles okay! Ich habe mich nur… erschreckt“, sagte sie schnell, denn sie wollte nicht, dass er seine Energie für eine unnütze Digitation verschwendete. Er seufzte erleichtert und fragte dann: „Und was war los?“ Doch Tsubaki legte ihre Arme auf den Rücken und wandte sich von ihm ab, während sie teilnahmslos meinte: „Och nichts Wichtiges. Mädchenkram halt.“ Hiroshi zog kurz eine Schnute, dann schraken beide bei einem schrillen Aufschrei zusammen: „Guten Morgen Aniki und Nee-san!“, brüllte Candlemon, welches soeben den Raum betreten hatte laut aus und sah beide breit lächelnd an.

„Guten Morgen, Candlemon“, sagte Tsubaki lächelnd und winkte leicht.

„Morgen“, sagte Hiroshi und tätschelte dem Digimon kurz den Kopf. Das Mädchen stutzte erst, dann fragte es: „Tut die Flamme nicht weh?“ Der Junge schüttelte den Kopf und antwortete: „Nur wenn der Kleine die Person nicht mag. Wenn er dich aber gern hat wirst du dich nicht verbrennen.“

„Ach so?“ Sie trat näher und hielt ihre Hand über das Feuer. Tatsächlich fühlte sie außer einer angenehmen Wärme nichts.

„Alles klar, dann wollen wir mal“, sagte Hiroshi und stand leicht stöhnend auf. „Wir sollten uns auf den Weg machen.“

„Ohne vorher etwas einzupacken?“: fragte das Mädchen und sowohl der Junge, als auch das Digimon nickten.

„Glaub mir, man braucht hier nicht viel zu essen. Und wenn man muss, findet man immer was. Das wirst du schon noch sehen“, erklärte er und hielt Tsubaki und Candlemon die Tür auf, durch die dann auch traten und Hiroshi folgte. Als ob er Gedanken lesen könnte, stand Agunimon schon auf der Straße und hatte offenbar auf sie gewartet.

„Guten Morgen zusammen. Bevor ihr geht, könnte ich noch mal kurz mit dir reden Tsubaki?“, fragte er und nach einem leicht nervösen Blick zu Hiroshi ging sie zu dem Digimon und beide entfernten sich einige Schritte von den anderen beiden.

„Okay pass jetzt gut auf Tsubaki. Es geht um deinen DDNA-Scanner. Wenn du Hiroshi nicht behindern willst, solltest du auch digitieren können. Um dich selbst zu schützen, weißt du? Deshalb sage ich dir eines: Er weiß es selbst nicht, aber Digitationen werden durch Gefühle ausgelöst.“ Sofort musste sie eine Zwischenfrage stellen: „Welche Gefühle?“ Agunimon schien kurz überlegen zu müssen. Dann sagte er: „Das ist bei jedem Unterschiedlich. Ich weiß nicht einmal ob es vom Geschlecht abhängt. Bei Hiroshi zum Beispiel waren es Emotionen wie Entschlossenheit, Tapferkeit und anderes. Also eher so Sachen, die ihr Menschen eher mit Jungs verbindet. Das heißt natürlich nicht, dass ihr Mädchen das nicht auch sein könnt, tut mir Leid.“ Den letzten Satz fügte er noch schnell hinzu, denn das Mädchen hatte bedrohlich die Augenbrauen gehoben.

„Der Punkt ist einfach, dass diese Gefühle ehrlich gemeint sein müssen. Sonst hilft das alles nichts. Den Rest musst du selber herausfinden.“, endete er und das Mädchen sah grübelnd auf das Gerät in ihrer Hand hinunter. Dieses tat keinen Mucks.

„Okay, danke. Ich sehe zu was ich machen kann“, sagte das Mädchen und zusammen mit Agunimon ging sie zu der Gruppe zurück.

„Gut, damit wäre alles geklärt. Wir sehen uns in ein paar Tagen. Viel Glück und kommt gesund wieder!“, rief das Digimon ihnen nach winkte.
 

„Was meinte er mit ein paar Tagen?“, fragte Tsubaki. Hiroshi sah sie irritiert an fragte: „Weil wir etwa zwei Tage zu Fuß brauchen um anzukommen. Hatte ich das nicht erwähnt?“

„Nein hast du nicht!“, schrie das Mädchen und ruderte mit den Armen. Er fing an zu lachen.

„Keine Bange, das ist nicht so schlimm.“ Doch Tsubakis Gesicht zeigte, dass sie es sehr wohl schlimm fand.

„Wie kannst du ein Mädchen bloß zwei Tage durch diese Landschaft führen wollen? Meine Füße werden sich bei mir beschweren.“, meinte sie meckernd und verschränkte die Arme.

„Moment mal, du wolltest doch unbedingt mit. Ich wollte dich ja erst da lassen“, sagte der Junge und ehe ein schlimmerer Streit entstehen konnte, meldente sich nun Candlemon zu Wort: „Aniki, wieso trägst du sie nicht einfach? Wozu kannst du denn zu einem Vierbeiner werden?“ Der Junge blieb stehen und grinste.

„Auch eine Möglichkeit“, meinte er und nahm seine DDNA-Scanner.

„DigiDNA-Code scannen, Upload! Hiroshi, Armordigitation zu Raidramon!“ Das Mädchen staunte nicht schlecht. Mit seinen Zacken auf den Rücken war Raidramon sogar etwas größer als sie. Das Drachendigimon ging leicht in die Hocke.

„Aufsitzen und gut festhalten“, sagte er und Tsubaki hob sich hoch und setzte sich breitbeinig hinter seine Zacken, an denen sie sich festhielt. Candlemon machte einen Satz und setzte sich vor den mittleren Zacken. Dann stand Raidramon auf, zögerte noch mal kurz und spurtete los. Er hielt sich extra zurück, schließlich wollte er seine Passagiere nicht unterwegs verlieren. Tsubaki empfand es zwar als etwas zu holprig und spürte sogar schon wie ihr Hintern sich beklagte, doch konnte sie es sich nicht verkneifen zu brüllen: „Wuhu! Das ist toll!“ Raidramon schnaufte.

„Dass ausgerechnet du mich mal reiten würdest hätte ich echt nie gedacht. Peinlich“, meinte er und sprang elegant über einen kleinen Tümpel. Tsubaki grinste und meinte laut: „Das wird aber auch das letzte Mal sein, mein Po bringt mich um.“

„Tut mir ja wirklich leid, Madam“, antwortete Raidramon grinsend und gab noch etwas mehr Gas.
 

Doch schon wenig später musste Tsubaki absitzen. Sie verschwand hinter einen Buschwerk und blieb kurze Zeit verschwunden, dann kam sich mit geröteten Wangen wieder raus.

„Er ist wund“, meinte sie knapp. Raidramon und Candlemon runzelten die Stirn und fragten synchron: „Wer? Was?“ Mit nun ganz roten Wangen haute sie Raidramon leicht auf den Kopf.

„Na mein Po! Ich hatte dir doch gesagt, dass es so enden wird, vielen Dank auch!“, rief sie und wandte sich ab.

„Dann müssen wir wohl wieder laufen“, meinte Candlemon überlegend und Hiroshi wurde demonstrativ wieder zum Menschen.

„Ist mir eh viel lieber. Außerdem ist es gesund“, sagte er und zuckte mit den Schultern. Das Mädchen ließ ein Lachen hören, bohrte einen ihrer Zeigefinger in seine Brust und sagte trocken: „Aber sollten mir die Füße weh tun, kenne ich jemanden der sie dann die ganze Nacht massieren darf.“

„Was? Kommt nicht in Frage, das mache ich nicht! Deine Treter fasse ich nicht an!“, rief er sofort doch Tsubaki hörte nicht hin, packte ihn hinten am Kragen und von Candlemon geführt ging sie weiter. Schließlich hatten sie es noch weit. Hiroshi riss sich los und sah genervt zu Boden, während er den zweien folgte. Nach einiger Zeit blieb das Kerzendigimon jedoch ruckartig stehen. Das Mädchen kam nur wenige Millimeter hinter dem kleinen Kerlchen zum stehen. Doch Hiroshi sah es zu spät und rammte geradezu das Mädchen vor ihm und Rücken an Brust blieben sie stehen.

„Aua, das tat weh Hiroshi… ach nebenbei, du hast den Jackpot. Meine Füße tun weh“, meinte sie und grinste hämisch, doch der Junge überhörte sie absichtlich und fragte stattdessen: „Was ist los Candlemon?“ Auch das Mädchen sah wieder zu dem Digimon. Dieses starrte nach vorne. Nur wenige Schritte vor ihnen war ein Abgrund. Hiroshi kannte ihn, er hatte ihn schon mal auf derselben Strecke überquert. Damals war er über eine Holzbrücke gegangen, doch diesmal war keine zu sehen.

„Die Brücke wurde zerstört“, meinte das Digimon knapp. Die Menschen ließen den Blick wandern. Tatsächlich konnte man die Überreste der Brücke noch erkennen. Doch sie sah aus, als wäre sie nicht einfach eingestürzt, sondern zerstört worden.

„Wer würde denn…“, begann Hiroshi, doch ein Geräusch ließ ihn inne halten und er wandte sich um. Etwas kam näher. Stampfende Schritte verhießen ihnen nichts Gutes. Dann sahen sie es. Das Digimon wirkte wie ein wandelnder Fels, mit dem Körperbau eines Affen. Sein grollendes Brüllen klang wie Gestein, das einen Abhang hinunter rollte.

„Sieht gefährlich aus, wird es uns angreifen?“, fragte Tsubaki und klang ängstlich. Der Junge zog sofort seinen DDNA-Scanner und Candlemon sagte: „Ist zu erwarten. Das ist Rockmon und es ist schon seid Ewigkeiten als Dieb unterwegs.“ Rockmon blieb stehen und sah zu ihnen. Lange Zeit tat es nichts, dann rannte es mit einem lauten Aufschrei auf sie zu.

„Blas dich nicht so auf! DigiDNA-Code scannen, Upload! Hiroshi, Armordigitation zu Flamedramon!“ Nun rannte auch Flamedramon los. Die Flammen, die ihn umhüllt hatten, waren noch nicht ganz verschwunden, da war er schon losgespurtet und rief: „Jetzt zeige ich dir mal, wer hier der Stärkere ist!“ Die zwei Kämpfer krachten in einander und versuchten sich gegenseitig an Kraft zu übertreffen. Das Armstemmen hätte ewig so weitergehen können, doch Flamedramon hatte andere Pläne. Er gab nach, mit Absicht. Mit einem Satz und einen eleganten Salto schlagend sprang er über Rockmon und dieses taumelte völlig überrumpelt vor. Mit dem Gesicht voran fiel es in den Sand und rutschte eine stolze Strecke. Tsubaki und Candlemon brachten sich in Sicherheit.

„Ist es stark?“, fragte das Mädchen verunsichert und das Digimon zuckte knapp mit den Achseln. Sie sahen wieder zu den Kämpfenden. Flamedramon hatte sich auf den Gegner gestürzt. Er drückte ihn zu Boden und holte mit seiner rechten Faust aus, um der sich Flammen züngelten und rief: „Uploadattacke, die brennende Faust!“ Das Drachendigimon schlug zu. Rockmon schrie schmerzerfüllt auf, doch der Drache drückte sein Gesicht wieder in den Satz und hielt seine andere Hand dann an den Kopf seines Gegners.

„Feuerrakete!“ Die Explosion ließ den Sand in der näheren Umgebung aufwirbeln.

„Ich sehe nichts mehr“, sagte Tsubaki und versuchte durch den ganzen Staub und Dreck die Umrisse von Flamedramon zu erkennen. Auch Candlemon zuckte mit dem Kopf hin und her. Dann hörten sie wieder Schritte. Rockmon trat aus der Wolke.

„Oh weh, sein steinharter Körper hat die Attacke überstanden“, sagte das kleine Kerzendigimon fassungslos und als Rockmon dessen Stimme hörte, sah es zu ihnen und rannte los. Candlemon brachte sich mit einem Sprung aus der Gefahrenzone, doch das Mädchen schien vor Angst Bewegungsunfähig.

„Vorsicht Nee-san!“, rief das Kerzendigimon panisch doch es half nichts. Flamedramon spurtete aus dem Staub, sprang und versuchte von hinten in den Rücken des Gegners zu springen, doch er würde es nicht rechtzeitig schaffen. Viel zu spät tat Tsubaki nun den Schritt, doch in die falsche Richtung. Ihr Fuß rutschte hinter ihr ab und wie in Zeitlupe fiel sie rücklings.

„Nein!“, schrie Flamedramon holte mit dem rechten Fuß aus, dieser begann förmlich zu brennen und er rammte ihn mit solcher Wucht in Rockmons rechte Seite, dass er geradezu spürte wie der Steinkörper nachgab und der Gegner zur Seite geschleudert wurde.

„Salamandakick!“ Das Drachendigimon verlor keine Zeit. So schnell er konnte rannte er zum Abhang und sprang kopfüber hinab. Er erreichte Tsubaki sogar noch recht schnell, sie klammerte sich offenbar aus Reflex an seinen linken Arm und die rechten Krallen rammte er in den Felswand und mit den Klauen an seinen Füßen Stoppte er den Fall. Nun hangen sie, nur etwa ein bis zwei Meter vom Hang entfernt.

„Alles okay? Geht es dir gut?“, fragte Flamedramon und drückte das Mädchen leicht an sich. Sie antwortete nicht, sondern zitterte nur und klammerte sich wie ein junger Affe an seinen Arm. „Keine Sorge, ich bring dich hoch.“ Er begann zu klettern, schwerfällig, da ihm nur drei Gliedmaßen zur Verfügung standen, doch er kam immer näher ans Ziel. Tsubaki schämte sich. Sie war echt dumm. Er hätte sicher längst gewonnen, wenn er sie hätte beschützen müssen. Sie war ihm wirklich nur ein nutzloser Klotz am Bein. In diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr, als ihm irgendwie behilflich sein zu können. Dann stutzte sie. Hatte etwas in ihrer Hosentasche vibriert? War das ein Piepen? Flamedramon bemerkte nichts. Die letzten Zentimeter nahm er gerade in Angriff, da vernahmen sie das Grölen. Er sah auf. Rockmon stand genau über ihm ab Abgrund mit erhobenem Arm, bereits zum Schlag. Das Drachendigimon hatte keine Chance. Ein geradezu Gedankenvernebelnder Schmerz durchzuckte seinen gesamten Schädel. Seine Kraft versagte von der einen auf die andere Sekunde und er spürte wie die Luft immer schneller an ihm vorbei sauste. Er war sich sicher wieder zurück verwandelt zu haben. Denn als Tsubaki ihre Arme um ihn legte, hatte sie keine Probleme ihn zu umfassenden. Mit einem schwärzlichen Schleier vor den Augen und einem dunklen Raunen im Hinterkopf sah er sie an. Sie lächelte.

„Alles okay“, hauchte sie fast und durch das Summen der Luft war es kaum zu verstehen. Er glaubte in ihrer linken Handfläche einen komischen Ring sehen zu können. Sie führte ihre Rechte fast mit gespenstischer Ruhe zu ihrer Linken und hielt dabei ein Gerät in den Händen.

„Alles ist okay“, fügte sie hinzu. Dann wurde alles Schwarz.
 

„Hey, aufwachen!“, rief eine bekannte Stimme und eine weitere zischte dazwischen: „Lass ihn, vielleicht hat er eine Gehirnerschütterung.“ Hiroshi machte die Augen auf.

„Er ist wach!“, schrie Candlemon glücklich. Er lag offenbar im Sand, doch sein Kopf war weich gebettet. Er setzte sich auf, doch da ihm schwindelig wurde sank er wieder zurück. Eine Hand fuhr ihm etwas durch die Haare.

„Ganz ruhig, Rockmon ist weg. Ich habe alles erledigt“, sagte Tsubaki mit einer glücklichen Stimme.

„Hm?“, machte der Junge, öffnete ein Auge und sah zu ihr auf. Das Mädchen hielt grinsend ihren DDNA-Scanner hoch.

„Tja, nun bin ich kein unnützes Anhängsel mehr. Du hast echt was verpasst. Aber das erzähl ich dir später.“ Der Junge seufzte. Das konnte ja noch was werden. Aber immerhin ist es noch mal gut gegangen.

Minetown

Voller Angst klammerte sie sich so fest sie konnte an Flamedramons Arm, welcher sich schwerfällig den Hang hoch kämpfte. Tsubaki hatte die Augen fest gekniffen und hatte nur einen Gedanken: „Wieso nur bin ich so unnütz?“ Als ob eine Schallplatte einen Sprung hätte trat diese Frage wieder und wieder in ihrem Kopf auf.

„Ich will auch was tun können. Ich will ihm helfen“, war ihr nächster und neuer Gedanke. Plötzlich fühlte sie in ihrer Hosentasche eine Bewegung. Etwas vibrierte sanft und ein sehr leises Piepen war zu hören. Dann hörte das Mädchen eine Stimme, ganz leise und weit in ihrem Inneren und fragte sanft: „Wie willst du das schaffen?“

„Ich will kämpfen“, antwortete das Mädchen.

„Und wie?“

„Ich will digitieren und nicht mehr der nutzlose Schützling sein. Aber dazu brauche ich Mut und Kraft.“

„Das kann ich dir geben.“

„Wie willst du das machen?“

„Nicht ich werde es machen, sondern du selbst. Wenn du es dir wirklich wünschst, wirst du deinen Weg finden. Was wünscht dir, kleine Tsubaki?“

„Woher… ich… ich wünscht, ich hätte die Fähigkeit zu fliegen und Hiroshi zu helfen.“

„Dann soll es so sein“, sagte die Stimme wie durch einen Sog gezogen befand sie sich wieder in der Wirklichkeit. Geradezu in Zeitlupe bemerkte sie, dass Flamedramon so eben die Spitze erreichte. Doch da war Rockmon und schlug zu. Der Körper des Drachendigimon zuckte heftig zusammen, als dessen Schädel durch die Wucht des Schlages gegen die Steinwand gehämmert wurde. Er verdrehte die Augen und ließ los, wobei er sich in Hiroshi zurückverwandelte. Tsubaki hatte keine große Mühe nach ihm zu greifen und festzuhalten.

„Der DDNA-Scanner…“, dachte sie sich und hatte ihn fast instinktiv schon gegriffen. In ihrer linken Hand erkannte sie denselben Ring, den der Junge immer kurz vor seiner Digitation hatte. Sie wusste was zutun war. Hiroshis Augen waren nur halb geöffnet, doch er sah aus wie jemand, der sich Vorwürfe machen würde.

„Alles okay“, hauchte sie und hielt das summende Gerät an den seltsamen Ring. „Alles ist okay.“ Der DDNA-Scanner begann zu brummen. Tsubaki bekam das Gefühl, dass ihr Flügel wachsen würden. Gleichzeitig spürte sie wie sich ihr ganzer Körper veränderte. Es fühlte sich seltsam an, jedoch nicht unangenehm. Dann hatte sie das dringende Bedürfnis etwas zu rufen und sie tat es automatisch: „DigiDNA-Code scannen, Upload! Tsubaki, Armordigitation zu Nefertimon!“ So war es also zu digitieren. Sie verfügte plötzlich über Wissen, was sie vorher nicht hatte. Wie man fliegt, kämpft und noch vieles mehr. Sie drehte sich bäuchlings, hielt den Körper des Jungen fest und breitete ihre Flügel aus. Als sie in den Gleitflug übergegangen war schlug sie mehrmals kräftig und schwang sich zurück nach oben. Rockmon stand nach immer am Hang und sah hinunter. Nefertimon wusste was zu tun war. Es war sicherlich zu stark für sie, doch sie konnte etwas anderes tun. Sie schoss am Gegner vorbei weiter nach oben und das Digimon verfolgte ihren Flug mit seinen Augen. Dann ging sie wieder in den Sturzflug und ihr Brustpanzer begann zu leuchten. Wie aus dem Nichts formten sich um sie herum fünf Grabsteine.

„Rosetta Stein!“, rief sie und die Steine flogen vor. Um Rockmon herum schlugen sie auf und explodierten. Das Digimon blieb ganz ruhig. Dann vernahm es das Knacken und in der nächsten Sekunde bröckelte der beschossene Teil des Hangs ab und Rockmon stürzte in die Tiefe. Nefertimon landete elegant und ließ Hiroshi runter. Wie eine Katze setzte sie sich neben ihn und sah auf ihn hinab. Sie hatte es geschafft.

„Aniki!“ Das heilige Tierdigimon sah zur Seite. Candlemon kam herangehüpft und schien total aus dem Häuschen. Doch als er Nefertimon sah, blieb er ruckartig stehen und musterte sie verwirrt.

„Nee-san? Bist das wirklich?“, fragte er. Sie nickte und antwortete: „Ja, bin ich.“ Sie stutzte. Ihre Stimme klang nicht nur leicht verzerrt, sondern auch als würde sie durch etwas Festes durchsprechen. Sie tastete leicht in ihrem Gesicht herum. Als Digimon hatte sie offenbar eine Maske auf.

„Wow, du siehst es cool aus! Vor allem dein Helm und die Rüstung!“, sagte Candlemon auf und hüpfte um sie herum um sie zu begutachten.

„Rüstung?“, fragte sie verwirrt und sah hinab. Als sie ihren Brustpanzer sah lief sie knallrot an und begann an diesem herumzutasten.

„Aber wieso… warum sind die so… wieso so plötzlich… sind das meine…“ Doch dann hielt sie inne. Sie hatte das Gefühl in kürzester Zeit leer gesaugt zu werden. Dann wurde sie wieder zum Menschen.

„Huch? So schnell vorbei?“, fragte Tsubaki und sah an sich runter. Sie war wieder sie selbst.

„Du musst wohl erst richtig lernen damit umzugehen. Na ja was ist mit Aniki?“, meinte Candlemon und hüpfte zu dem Jungen, der immer noch am Boden lag.

„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er bewusstlos ist“, sagte Tsubaki, setzte sich auf den Boden und legte vorsichtig Hiroshis Kopf auf ihre Beine, damit dieser nicht auf dem Sand lag. Sanft strich sie ihm durchs Haar und sagte: „Wir warten besser, bis er von alleine aufwacht.“

„Hey, aufwachen!“, reif das Kerzendigimon laut und das Mädchen zischte dazwischen: „Lass ihn, vielleicht hat er eine Gehirnerschütterung.“
 

Hiroshi war allein. Er stand, so wie es für ihn aussah, in einer Art Korridor eines alten Hauses. Die Wände bestanden aus grauem Stein und hin und wieder waren verschiedene Türen darin eingebaut. Obwohl er keine Ahnung, wieso er dies tat, ging er durch diesen hindurch. Er glaubte, am Ende etwas oder jemanden treffen zu müssen. Tatsächlich sah er das Ende. Es war eine große Flügeltür, die aussah als wäre sie in aller Hast und provisorisch eingebaut worden. Hiroshi streckte die Hand aus und hatte gerade die Klinke umfasst, da hörte er eine Stimme hinter sich die sagte: „Tue es nicht Hiroshi. Es wird nur schlimme Folgen haben.“ Die Stimme hatte er bis kurz vor seiner Abreise in die reale Welt des Öfteren gehört, nun meldete sie sich seid dem zum ersten Mal. Langsam wandte er sich um. Eine Gestalt stand nur wenige von ihm entfernt hinter ihm. Es sah aus wie ein kleines, blaues Digimon mit großem Kopf und roten Augen, welches in vorwurfsvoll ansah.

„Es ist meine Schuld, dass es passiert ist Hiroshi. Verzeih mir, ich konnte es nicht verhindern“, sagte es und wandte die Augen von ihm ab, als könnte es das nicht ertragen ihn anzusehen.

„Was meinst du?“, fragte der Junge verwirrt und hatte die Klinke noch immer ergriffen. Das blaue Digimon nickte zur Tür.

„Das da meine ich. Dahinter ist mein Raum, aber jemand anderes wird dahinter sein, wenn du die Tür öffnest. Er ist für deine Veränderung verantwortlich und wird immer stärker. Bitte, lass ihn dort drin.“ Hiroshi verstand kein Wort. Noch dazu kannte er dieses kleine Digimon nicht, auch wenn er sicher war es irgendwie doch zu kennen.

„Wer ist dahinter?“, fragte er schließlich. Das Digimon überlegte kurz, dann sagte es trocken: „Du.“

„Ich?“

„Ja du. Und wiederum ist er etwas total anderes.“ Der Korridor erzitterte leicht und das Digimon sah entschuldigend zu Hiroshi rüber, ehe es sich abwandte und flüsterte: „Hier trennen wir uns erstmal wieder. Aber ich bin mir sicher, uns wird schon noch etwas einfallen.“
 

Hiroshi machte die Augen auf.

„Er ist wach!“, schrie Candlemon glücklich. Er lag offenbar im Sand, doch sein Kopf war weich gebettet. Er setzte sich auf, doch da ihm schwindelig wurde sank er wieder zurück. Eine Hand fuhr ihm etwas durch die Haare.

„Ganz ruhig, Rockmon ist weg. Ich habe alles erledigt“, sagte Tsubaki mit einer glücklichen Stimme.

„Hm?“, machte der Junge, öffnete ein Auge und sah zu ihr auf. Das Mädchen hielt grinsend ihren DDNA-Scanner hoch.

„Tja, nun bin ich kein unnützes Anhängsel mehr. Du hast echt was verpasst. Aber das erzähl ich dir später.“ Der Junge seufzte tief. Sein Herz hatte einen Sprung gemacht, als er wieder an die letzten Ereignisse denken musste. Langsam versuchte er sich wieder aufzurichten doch Tsubaki hielt ihn an den Schultern fest und sagte: „Denk nicht einmal daran, du bleibst erstmal ne Weile liegen.“

„Hör besser auf sie Aniki“, meinte das Kerzendigimon besorgt. Hiroshi hatte im Moment nicht einmal die Kraft sich gegen den Griff des Mädchens zu wehren.

„A-Aber wir müssen weiter…“, sagte der Junge und versuchte Tsubaki wegzudrücken. „Ich digitiere einfach zu Gargoylemon und fliege uns rüber.“

„Du willst fliegen? Dann mache ich das. Wart ab, gleich siehst du ein Superdigimon vor dir“, sagte das Mädchen, stand auf und nahm ihren DDNA-Scanner. Doch als sie ihre linke Hand ansah, war kein Datenring zu erkennen.

„Höh? Aber gerade hatte ich ihn doch“, meinte sie und war irritiert.

„Du musst erst lernen deine Gedanken gezielt einzusetzen. Digitationen basieren auf Gefühlen und je nach dem Gefühl digitierst du anders. Also musst du mit deiner Vorstellungskraft das Gefühl künstlich erzeugen und es festhalten. Sobald du das Gefühl nicht mehr verspürst, digitierst du zurück“, erklärte Hiroshi und hatte es bereits geschafft sich aufzusetzen. Tsubaki überlegte. Eigentlich wollte sie ihm ja nur helfen. Was aber war das Gefühl? Als sie sich auf Freundschaft konzentrierte geschah nichts. Was konnte es sein? Während sie weiter überlegte, sah sie aus dem Augenwinkel wie Candlemon versuchte den Jungen am Boden zu halten.

„Vielleicht war es ja…“, begann sie leise und konzentrierte sich auf etwas anderes. Der Ring erschien endlich. Aber die Tatsache. Dass er schien gab genug Grund dafür rot anzulaufen.

„Oh? Was war’s?“, fragte Hiroshi interessiert und stemmte das Kerzendigimon gerade von sich runter.

„Äh, unwichtig. Pass einfach auf. DigiDNA-Code scannen, Upload! Tsubaki, Armordigitation zu Nefertimon!“ Als das Licht erlosch staunte Hiroshi nicht schlecht. Dass sie zu so einem Digimon werden würde, hatte er nicht gedacht.

„Wow…“, brachte er nur heraus und sie kicherte.

„Danke auch. So, aufsitzen, nur keine Scheu“, sagte Nefertimon und lehnte sich so weit vor, dass sie fast auf dem Boden lag.

„Geht es Aniki?“, fragte Candlemon besorgt, als sich der Junge hinter die Flügel setzte. Hroshi nickte, beugte sich vor um das Kerzendigimon hochzunehmen und setzte ihn vor sich hin.

„Ja es geht schon, ich habe mich davon erholt. Kann losgehen“, meinte der Junge, sah aber trotzdem noch etwas mitgenommen aus. Da sie das wusste, machte Nefertimon nicht volles Tempo, sondern etwas langsamer. Das andere Ende war sehr schnell erreicht und so überflogen sie nun eine Steppe, die langsam in eine steinige Berglandschaft überging.

„Kommen wir näher?“, fragte das fliegende Digimon und Hiroshi nickte.

„Ja, aber ist es noch immer eine ganze Strecke. Aber bei dem Tempo kommen wir locker vor dem Abend an“, sagte er und sah zu wie die Landschaft unter ihnen vorbei ging.
 

„Ich bin völlig fertig, sorry…“, murmelte Tsubaki beschämt und lehnte sich mehr an Hiroshi an. Irgendwann im Flug hatte sie alle Kraft verlassen und sie wären um ein Haar abgestürzt. Eigentlich wollte der Junge nun das Fliegen übernehmen, doch seine Begleiter verboten es. Also trug er das Mädchen nun Huckepack.

„Keine Sorge, sobald du dich daran gewöhnt hast verbrauchst du weniger Energie“, meinte er.

„In der Digiwelt erholt ihr Menschen euch eh viel schneller, als bei euch in der Welt. Keiner weiß wieso, aber es ist so“, erklärte Candlemon, welcher neben Hiroshi hüpfte. Sie gingen bergauf. Tsubaki wunderte sich, wieso Hiroshi nicht längst meckerte, dass er auch allmählich müde wurde. Überhaupt war es seltsam. Sie war völlig fertig, auch wenn sie sich zurückverwandelt hatte. Hiroshi sah aber immer topfit aus, als hätte er selbst gar keine Kraft verbraucht. Oder tat er immer nur so um cool auszusehen?

„Geht es Aniki? Du siehst erschöpft aus“, meinte das Kerzendigimon und sah besorgt zu ihm auf. Das Mädchen horchte auf und sah zu ihm. Von seinem Gesicht sah sie nicht viel, doch seine Haare waren schon leicht verschwitzt und seine Atmung war schnell. Er nickte knapp und er klang etwas abgehetzt als er sagte: „Ja, geht schon. Wir haben es ja nicht mehr weit. Geht schon, keine Bange.“ Fast als wollte er sämtliche Zusatzfragen umgehen, festigte er den Griff um Tsubakis Beine noch etwas mehr und ging dann weiter.

„Wenn du nicht mehr kannst, dann lass mich runter ich laufe alleine“, sagte das Mädchen sofort und machte schon Anstalten abzusteigen, doch der Junge ließ nicht los.

„Sei nicht albern. Hör einfach auf herum zuzappeln, das ist doch nichts“, sagte Hiroshi und ging unbeirrt weiter. Nun mischte sich Candlemon wieder ein: „Als Digimon ist das kein Problem, aber ihr Menschen habt weit weniger Ausdauer und Kraft. Vielleicht solltest du Nee-san wirklich runter lassen. Nicht, dass du zusammenbrichst. Immerhin hast du heute schon einen schweren Kopftreffer einstecken müssen.“

„Unsinn, das war nur ein Kratzer, hat noch nicht mal geblutet“, sagte Hiroshi, blieb aber wirklich stehen um kurz Luft zu holen.

„Lass mich runter! Sei nicht so doof und lass mich runter!“, schrie das Mädchen jetzt förmlich und fing an auf ihm herumzutoben um frei zu kommen. Ehe der Junge wirklich noch nachgeben musste, ertönte erneut die Stimme von Candlemon gewohnt schrill: „Da ist das Schild! Wir sind fast da!“ Er hüpfte vor und Hiroshi folgte ihm. Tsubaki hatte aufgehört mit ihren Versuchen frei zukommen. Nach fünf Minuten weiteren Aufstiegs standen sie nun vor einer Höhle. Doch der Eingang war riesig und von gewaltigen Kerzen erhellt, die an der Wand befestigt waren. Jetzt endlich ließ der Junge das Mädchen runter. Er stöhnte kurz auf und wischte sich dann den Schweiß von der Stirn.

„Du bist selbst Schuld“, meinte Tsubaki mit verschränkten Armen, dann aber beugte sie sich besorgt zu ihm hinunter, tätschelte seinen Rücken und fragte: „Geht es dir gut?“ Er nickte daraufhin knapp und richtete sich wieder auf.

„Das ist der Eingang zu Minetown. In Rekordzeit geschafft. Gleich wird es ganz dunkel sein. Kommt, rein mit uns“, sagte Candlemon ganz freudig und hüpfte voran. Die zwei Menschen folgten. Tsubaki war das große Aushängeschild über dem Eingang schon sofort ins Auge gefallen. Minetown, die Stadt unter dem Berg, stand darauf. Offenbar mussten die Stadtbewohner keine große Angst vor Eindringlingen haben, wenn sie es schon so offensichtlich machten. Sie hatten noch nicht einmal eine sehr lange Strecke hinter sich gebracht, als Hiroshi stutzte und vor rannte. Das Mädchen dachte, er würde vor einem lilafarbenen Felsen stehen bleiben, doch als er den Fels antippte, wandte es sich um. Es war ein Digimon, welches als Nase eine Art Bohrer hatte und auf sie hinab sah.

„Ach nein, Hiroshi“, sagte das Digimon und hob seine beiden Brauen an, als ob es einen Verdacht hatte. „Was treibt dich denn wieder hier her? Hast du von den Vorfällen gehört?“

„Damit hast du dir, so wie früher, deine Frage schon selbst beantwortet“, meinte der Junge belustigt und nickte dann.

„Ah, stimmt…“, sagte das Digimon und kratzte sich am Kopf.

„Lass mal hören, was hier passiert ist Drimogemon“, meinte Hiroshi und bemerkte nicht einmal, dass sich Tsubaki so dicht neben ihn gestellt hatte, dass sich ihre Arme berührten. Candlemon hüpfte vor das Mädchen und musste aufsehen, um Drimogemon ins Auge fassen zu können. Das Maulwurfdigimon überlegte kurz, dann fing es an zu erzählen: „Es war vor etwa zehn Tagen, da begann es unterhalb der Stadt seltsam zu beben und zu brummen. Einige andere Drimogemon und ich machten uns auf dem Weg zu erforschen, was die Ursache war. Wir gruben uns sehr tief hinunter. Irgendwann legten wir einen Hohlraum, viele hundert Meter unter der Stadt frei. Enorme Hitze fegte uns entgegen, es war ein Lavabecken. Der Grund war also, dass der Lavastrom sich weiter ausgedehnt hatte, doch es war nicht gefährlich. Wir gingen und zurück und begannen den Tunnel wieder zu zuschütten. Doch wir hatten ihn so groß gebohrt, dass wir es nicht schafften. Dann erschien wie aus dem Nichts ein Digimon, welches uns erst angriff und anschließend wieder in Richtung Lava verschwand. Und immer wenn wir nun wieder versuchen den Tunnel einstürzen zu lassen, greift es uns an.“ Hiroshi und Candlemon nickten, dann fragten sie synchron: „Und welches Digimon ist es?“

„Ein Greymon. Allerdings viel größer und stärker und mit roten Bändern um die Klauen“, sagte Drimogemon, während es sich den Angreifer vorstellte.

„Vielleicht ein Greymon, was sich angesteckt hat?“, fragte der Junge und das Kerzendigimon hob die Schultern.

„Wer weiß, aber wenn du schon mal hier bist, wirst du doch garantiert nachsehen wollen oder?“, fragte das Maulwurfdigimon und wandte sich schon ab zum gehen.

„Klar“, antwortete der Junge und Drimogemon winkte ihnen zu, damit sie folgten.
 

Minetown war beeindruckend. Die gesamte Stadt befand sich in einem gewaltigen Hohlraum im Berg. Licht spendeten Steinformationen, die man an den Wegen, Straßen und an anderen Stellen sehen konnte.

„Das sind Leuchtsteine. Man findet sie nur in diesem Berg. Sie leuchten durch eine chemische Reaktion ihrer Außenhaut. Darin befindet sich ein Stoff, der mit der Luft oxidiert und es leuchten lässt“, erklärte Hiroshi, da er Tsubakis erstaunten Gesichtsausdruck bemerkt hatte.

„Genau und das Gas, was dabei entsteht, ist Sauerstoff“, fügte Drimogemon hinzu. Tsubaki zuckte förmlich zusammen und fragte: „Was? Sauerstoff? Aber das ergibt doch keinen Sinn. Ich habe noch nie davon gehört, dass Sauerstoff aus Steinen mit Luft entsteht.“ Der Junge tätschelte ihre Schultern um sie zu beruhigen und flüsterte: „Wir sind in der Digiwelt. Hier ist manches anders, schon vergessen?“ Das Mädchen atmete tief durch. Wieder etwas, was keinen Sinn ergab. Aber was regte sie sich eigentlich auf? Immerhin war sie heute schon zwei Mal geflogen. Die Häuser waren denen in Warmcity sehr ähnlich, nur waren sie entweder aus Stein, nicht aus Lehm oder waren in einen großen Fels oder in die Wand gehauen worden. Aus den Straßen traf man auf Drimogemon, Goblimon, Fugamon, Ankylomon und viele weiteren Digimonarten, die Höhlen oder ähnliches Gebiet mochten. Ihr Drimogemon führte sie zu einem Tunnel, der aussah, als wäre er notdürftig in die Wand gehauen worden.

„Das ist jener besagter Tunnel“, sagte das Maulwurfdigimon und deutete ins Innere. Wärme kroch aus diesem heraus und es stank leicht nach Schwefel. Hiroshi warf einen Blick in den Tunnel. Er schien sehr lang zu sein und führte offenbar als Spirale hinunter.

„Und dort am Ende ist dieses seltsame Greymon?“, fragte er, als wieder vom Eingang wegtrat. Drimogemon nickte.

„Gut, gleich morgen gehen wir runter. Heute nicht mehr, ich bin irgendwie müde“, murmelte der Junge und unterdrückte ein Gähnen. Tsubaki seufzte und sagte: „Hätte ich ja echt nicht gedacht. Woher das wohl kommt?“

„Dann schlaft dort drüben, hinter der kleinen Felswand. Dort, wo der Dampf aufsteigt, seht ihr?“, fragte das Maulwurfdigimon und zeigte auf eine Stelle, die etwas weiter entfernt war.

„Und wieso dampft es dort?“, fragte das Mädchen interessiert.

„Heiße Quelle“, antwortete Hiroshi knapp. Tsubakis Augen begannen zu leuchten.

„Quelle? Wasser? Waschen? Baden? Nichts wie hin, komm mit!“, rief sie begeistert, harkte sich bei Hiroshi ein und rannte los. Die Digimon sahen ihnen nach.

„Hm, ist das normal?“, fragte Drimogemon und sah ihnen nach. Candlemon nickte und folgte ihnen dann.

„Warte Tsubaki, da gibt es ein, nein, zwei Probleme“, sagte der Junge und wunderte sich über die plötzliche Kraft des Mädchens. Dieses ging fröhlich summend weiter und fragte nicht wirklich interessiert: „Ach ja?“

„Ja, erstens bin ich viel zu müde und zweitens, sind die Quellen nicht getrennt! Also solltest du besser… Hallo? Hörst du mir eigentlich zu? Hey!“ Doch sie ging einfach weiter, immer dem Dampf nach. Obwohl das Kerzendigimon sie schon nicht mehr sah, brauchte er nur Hiroshis Stimme zu folgen, die hin und wieder rief: „Ich will das nicht! Ich will doch nur ins Bett, Hilfe!“

Showdown an der heißen Quelle

„Jetzt sag mir nicht du bist enttäuscht“, meinte Tsubaki belustigt und warf einen kurzen Blick über die Schulter. Sie und Hiroshi befanden sich in der heißen Quelle, allerdings nicht nur am genau anderen Ende des Beckens, sondern hatten sich auch den Rücken zugedreht. Hiroshi zuckte bei ihrem Satz kaum merklich zusammen.

„Ach was, sei nicht albern…“, meinte er und obwohl nur noch sein Kopf zu sehen war, sank mit diesem noch zusätzlich etwas ab.

„Du sag mal“, begann das Mädchen und ging ebenfalls bis zum Hals ins Wasser runter. „Hörst du auch so komische Stimmen?“

„Was für Stimmen?“, fragte der Junge und wandte sich leicht zu ihr um.

„Na ja… kurz bevor ich digitiert bin, habe ich eine Stimme im Kopf gehört. Sie meinte, dass sie mir Kraft geben wolle. Und dann erst habe ich es geschafft.“ Er schwieg kurz, dann sagte er leise: „Ja, ich weiß was du meinst. Ich habe diese Stimme bisher drei Mal gehört. Beim ersten Mal, als ich den DDNA-Scanner zum ersten Mal in der Hand hielt, dann nachdem ich die Virus Busters verlassen hatte und… als ich bewusstlos war.“

„Und was sind das für Stimmen?“, fragte und wandte sich nun ebenfalls zu ihm um.

„Einer Legende nach, wurden diese Geräte von einem Digimon erschaffen, für Forschungszwecke. Ich weiß nichts genaues, aber angeblich wären in jedem Gerät die Seele oder Daten einer ausgestorbenen Digimonart darin vorhanden. Oder einer ausgestorbenen Kultur… ich weiß es selbst nicht genau. Jedenfalls ist die Nutzung dieses Gerätes angeblich nur durch diese Daten im Inneren möglich. Ich habe Agunimon gefragt was ich darunter verstehen muss. Er meinte, die Seele des DDNA-Scanners reagiere auf die Gefühlswelt des anderen und würde seinen Horizont erweitern. Ich müsse mir unser Bewusstsein als Gang mit vielen Türen vorstellen und das Gerät haut einfach eine weitere Tür hinein, um eine Verbindung zu der anderen Seele herzustellen. Und das sei angeblich das Geheimnis der Digitation.“ Tsubaki lehnte sich leicht an den Stein hinter ihr an. Verstehen tat sie mal wieder nichts. Auch wenn sie das alles langsam als selbstverständlich hinnahm, so wuchs doch fast stündlich ihr Verlangen nach Hause gehen zu wollen.

„Sag mal Hiroshi… wie und wann können wir endlich zurück?“, fragte sie. Der Junge schwieg sehr lange, dann meinte er leise, aber verständlich: „Ich weiß es nicht. Das kann ich dir leider nicht sagen. Ich weiß nicht einmal, wie mich die Virus Busters das letzte Mal zurück geschickt haben.“ Das Mädchen sah traurig auf das Wasser. Sie war froh, dass Hiroshi durch den Dampf nicht sehen konnte, dass sie kurz den Tränen nah war.

“Aber mach dir keine Sorgen, was auch immer passiert, ich passe auf dich auf. Versprochen“, fügte er sofort hinzu und klang sogar zuversichtlich.

„Danke, lieb von dir“, sagte sie und musste lächeln. Offenbar wurde Hiroshi immer mehr wieder so wie er war, bevor er verschwunden war.

„Hör mal, ich lasse dich mal alleine. Ich fühle mich sauber genug. Wenn was sein sollte, ruf mich einfach okay?“, sagte Hiroshi und Tsubaki konnte schon das leise Plätschern hören.

„Du meinst wie meinen Rücken waschen oder deine Strafe einlösen?“, fragte sie neckisch. Der Junge kicherte kurz, dann meinte: „Das erste geht in Ordnung, das zweite verschieben wir erstmal, ich bin echt müde. Aber ich denke, das erste wolltest du nicht wirklich oder?“ Das Mädchen lachte kurz.

„Nein, hättest du wohl gerne, wie? Dann bis später, ich brauche nicht mehr lange“, sagte sie und winkte, bis ihr wieder einfiel, dass er sie ja zum Glück nicht sehen konnte.
 

Hiroshi hatte sich nur notdürftig abgetrocknet und so klebten seine Sachen nun an seinem Körper. Ein Gefühl, was er nie leiden konnte. Außerdem wurde der Stoff nun feucht und kalt. Außerhalb der Quelle wurde ihm erst die Kälte in Minetown bewusst. Als er das Haus, in dem sie übernachten durften, erreichte brannte das Licht. Es musste von Candlemon stammen. Ohne zu klopfen trat er ein und sah das Kerzendigimon vor einem Schrank stehen.

„Na? Was machst du?“, fragte er und trat näher ran. Das Digimon wandte sich um und antwortete: „Nichts besonderes. Ich bin nur Müde, kann aber nicht einschlafen. Ich glaube, das liegt an der fremden Umgebung.“ Hiroshi nickte. Wer konnte das nicht besser verstehen als er selbst?

„Ich glaube, ich lege mich einfach hin und gucke ob es klappt. Bleibst du erstmal eine Weile hier?“, fragte es leise, während es sich an eine sichere Wand lehnte und die Augen schloss.

„Klar“, antwortete der Junge und setzte sich an den Tisch. Doch schon als er nach kurzer Zeit ein leises Schnarchen vernahm, stand er wieder auf und schlich sich hinaus. Die ganze Stadt kam langsam zu Ruhe. Da er keine bessere Möglichkeit hatte, ging Hiroshi eher ziellos die Straßen entlang. Das heißt, so ziemlich ziellos. Insgeheim hoffte er, dass etwas passieren würde. Ihm war egal was. Hauptsache etwas, womit er sich eine Weile beschäftigen könne. Der Junge war nicht einmal fünf Minuten unterwegs gewesen, da spürte er die leichte Erschütterung, hörte das Scheppern und sah aus dem Augenwinkel wie am Eingang das erste Gebäude einstürzte. Kurz war er fassungslos, dann rannte er los. Das durfte doch nicht war sein. Er hatte die Attacke zwar nicht wirklich gesehen, konnte aber schon ahnen wer sich dort Zutritt gewährt hatte. Wenn schon Agunimon Gerüchte über einen vermeintlichen Ansteckungsfall des X-Antikörpers gehört hatte, dann hatten SIE es garantiert schon länger erfahren.
 

In Panik rannten die schwächeren Digimon davon. Andere versuchten die Verschütteten zu bergen und Drimogemon und ein Monochromon, ein Dinodigimon welches auf vier Beinen lief und ein gewaltiges Horn auf der Nase trug, hatten sich als eine Art Schutzwall den Angreifen in den Weg gestellt.

„Was soll das werden? Ich dachte ihr wärt die Boten des Guten und der Gerechtigkeit?“, fragte das Maulwurfdigimon und war sowohl aufgebracht als auch entsetzt.

„Das ist sehr wohl richtig, Einwohner von Minetown, das sind wir. Wir bringen Frieden und Gerechtigkeit über diese Welt. Und deshalb sind wir hier. Uns kam zu Ohren, dass es hier vermutlich ein oder mehr Digimon gibt, die sich mit dem X-Antikörper infiziert haben könnten“, sagte D´Arcmon und sah die zwei mutigen Digimon eindringlich an.

„Das ergibt keinen Sinn! Selbst wenn es so wäre, wieso habt ihr dann begonnen die Stadt zu zerstören!“, fragte das Dinodigimon und begann bedrohlich zu Knurren. Piddomon, welches nun vortrat, erhob beschwörend die Arme und sagte: „Weil wir nur so sämtliche Risiken ausschließen können. Bürger dieser Stadt, im Namen unseres Herren Seraphimon, wird diese Stadt geläutert. Aber wir versichern euch, dass ihr als gereinigte Wesen wiedergeboren werdet!“, rief das Engeldigimon und seine Stimme wurde dabei wie auf magische Weise verstärkt, so dass es alle hören mussten. Alle Anwesenden waren entsetzt.

„Das… Das ist Wahnsinn!“, rief Drimogemon und Schweiß rang ihm das Gesicht hinunter.

„Wahnsinn? Nein, das ist die ausführende Gerechtigkeit und der Vorbote des Friedens“, erwiderte D´Arcmon und zusammen mit ihrem Begleiter ging sie langsam weiter.

„Das lassen wir nicht zu! Nur über unsere Leiche!“, sagten das Maulwurfdigimon und dessen Kamerad synchron und machten sich Kampfbereit.

„Das lässt sich durchaus einrichten“, antwortete das weibliche Engeldigimon und erhob ihren Speer. Dann hielten Alle inne und wandten die Köpfe als eine Stimme rief: „Erst müsst ihr an mir vorbei!“ Die Engeldigimon weiteten die Augen und aus dem Rauch des zerstörten Gebäudes näherte sich mit schnellen Schritten der Umriss eines Menschen. Dann trat er aus der Wolke und stand nun knapp hinter Drimogemon und Monochromon. Hiroshi sah sie mit zornigem Gesichtsausdruck an.

„Ihr schon wieder. Ich nehme euch auseinander!“

„Du? Aber wie…“, begann D´Arcmon, doch der Junge hatte bereits seinen DDNA-Scanner gezückt.

„Halt dein Maul! Jetzt wird nicht geredet!“
 

„Ah verdammter Mist! Wo ist mein Zeug nur hin?“ Völlig in Eile und noch dazu total entblößt huschte Tsubaki auf allen Viere über den Boden und suchte nach ihren Sachen. Die Erschütterung hatte sie schon beunruhigt, doch die Durchsage dieser Stimme hatte sie endgültig in Panik versetzt. Bestimmt war Hiroshi längst am Kämpfen. Sie wäre nur allzu gerne zu Hilfe geeilt, doch ohne Kleidung und vor allem ohne das nette Handgerät war es ihr unmöglich. Dann endlich, nach einer für sie halben Ewigkeit, sah sie ihr T-Shirt. Der Rest musste auch in der Nähe sein. Sie fragte sich, wie ihre Sachen so weit weg kommen konnten, schließlich war sie doch alleine gewesen, oder nicht? Obwohl, war das nicht doch ein Geräusch gewesen? Sie hob das Kleidungsstück auf und sah sich um. Das Mädchen hatte kurz, nachdem Hiroshi gegangen war, Geräusche gehört sich aber nichts weiter dabei gedacht. Geräusche konnten viele Möglichkeiten haben. Doch nun wo sie darüber nachdachte. Es war doch schon seltsam. Es waren Schrittgeräusche gewesen, jedoch sehr leise und langsam, als habe jemand versucht zu schleichen. Erst hatte sie dabei auf Hiroshi getippt, doch als nichts passierte und das Geräusch verstummte hatte sie es schnell wieder vergessen. Sofort sah sie sich genauer um. War hier vielleicht noch jemand? Und hatte dieser jemand ihre Sachen forttragen wollen? Sie erschrak und aus Reflex sprang sie zur Seite. Etwas war soeben in der heißen Quelle gelandet und hatte das Wasser wie ein Geysir in die Höhe spritzen lassen. Klauen ragten erst aus dem Wasser und ergriffen das Gestein, dann zog sich Flamedramon hoch und schnappte hustend nach Luft.

„Hir… nein, Flamedramon, was ist los?“, fragte Tsubaki, blieb aber stehen. Das Drachendigimon richtete sich auf und in seinem Gesicht stand die reine Wut geschrieben. Knurrend antwortete er: „Sie sind hier. SIE! Die Virus Busters! Und sie greifen… w-wieso… bist du… n-n-nackt?“ Die Frage hatte nicht nur die Wut gänzlich vertrieben, sondern ließ Flamedramon sogar überraschend schnell wieder zur Ruhe kommen.

„Was…“, begann das Mädchen und sah an sich runter. Erst jetzt fing sie an zu Kreischen und brachte sich mit einem Sprung hinter einen großen Felsen in Sicherheit. Die kurze Unterbrechung währte aber nicht lange, denn sofort wurde Flamedramon wieder ernst und das war auch gut so. Mit einem schnellen Schlag wehrte er den Tritt von Piddomon ab und wollte mit einem weiteren Hieb kontern, doch D´Arcmon war bereits von oben auf den Drachen herab gestürzt und trat ihn in die nächst beste Felswand.

„Hast du denn nichts gelernt Junge? Du kannst uns nicht besiegen. Niemals. Wir wissen wie du kämpfst“, meinte Piddomon besserwisserisch und wie ein Pärchen standen die zwei Engeldigimon nebeneinander und D´Arcmon legte ihm geradezu liebevoll eine Hand auf die Schulter. Als Mensch sank Hiroshi in die Knie und stützte sich mit den Händen ab. Auch wenn die Quelle ihn halbwegs neue Energie verschafft hatte, so reichte es noch nicht den Schlag von Rockmon gänzlich wirkungslos werden zu lassen. Der Kopftreffer wirkte immer noch und hatte zur Folge, dass seine Bewegungen nicht gewohnt schnell waren und sein Blick hin und wieder leicht verschleierte. Schlaf hätte er besser gebrauchen können.

„Da hast du wohl Recht Piddomon. Flamedramon und Raidramon konntet ihr schon genug im Kampf beobachten und ihr wisst wie sie kämpfen. Aber…“, begann der Junge und startete eine neue Digitation. „Ihn hier nicht! DigiDNA-Code scannen, Upload! Hiroshi, Armordigitation zu Gargoylemon!“ Als er seine Schwingen ausbreitete und seine Arme von sich streckte entglitt Gargoylemon ein grölender Aufschrei aus der Kehle. Auch wenn er sich beherrschen konnte, so war es dennoch vom Typus Virus und deshalb von leicht aggressiver Natur.

„Beeindruckend. Wirklich beeindruckend, dass du scheinbar mit der DDNA im inneren des DDNA-Scanners umgehen kannst. Dir werden sogar neue Digitaionen ermöglicht. Aber trotzdem hast du keine Chance. Wir sind ein Team und du bist alleine“, sagte D´Arcmon und musterte Gargoylemon missbilligend. Den Schlag in ihren Rücken, hatte sie scheinbar immer noch in guter Erinnerung. Gerade als sie alle drei angreifen wollten, flog etwas über die Engel hinweg, landete neben dem Fantasiedigimon und sagte: „Nein, er ist allein. Ich bin auch noch hier im Team!“ Nefertimon sah zu ihrem Kampfpartner. Dieser erwiderte den Blick und schien kurz zu überlegen, dann nickte er, als wolle er ihr zustimmen.

„Gut pass auf, wir machen folgendes“, flüsterte Gargoylemon, leise genug, dass die zwei verwirrten Engel ihn nicht hören konnten. „Du bist eher der Distanzkampftyp. Ich ziehe ihre ganze Aufmerksamkeit auf mich und dann greifst du aus der Ferne an. Verstanden?“ Sie nickte.

„Moment mal. Ein weiteres Armordigimon? Das kann nicht sein, sind es zwei Menschen? Woher hast du deinen DDNA-Scanner?“, fragte Piddomon und war total überrascht und irritiert.

„Das werde ich dir gerade sagen“, antwortete Nefertimon. D´Arcmon trat wieder etwas näher und sah das Fantasiedigimon weiterhin an.

„Viel wichtiger ist aber etwas anderes. Das fällt mir jetzt gerade erst ein. Wieso hast du deinen wieder? Angemon hatte ihn sicher in Verwahrung“, sagte sie, dann hob sie beide Augenbrauen und fragte: „Hast du ihn etwa…“ Doch Gargoylemon fiel ihr ins Wort mit: „Nein! Ich bin nicht so wie ihr und töte nur weil es mir passt! Und wie ich es gerade schon sagte, hier wird nicht geredet!“ Er breitete die Flügel aus und schoss voran. Mit nur einem kraftvollen Flügelschlag war er bereits sehr nah an seinen Gegner dran.

„Rechte Statue!“, rief er und schlug mit seinem rechten Arm zu. Zwar wichen beide Engel aus, doch damit hatte er eh gerechnet, denn schon wurde aus dem Schlag ein Seitenhieb, der D´Arcmon an der Taille traf und sie eine respektable Strecke in einen Felsen schleuderte, der beim Aufprall zerberste. Was Muskelkraft anging, waren Flamedramon und Gargoylemon den Engeln weit überlegen. Piddomon sprang vor und schlug seinen Stab in Gargoylemons Rücken. Auch wenn der Schlag ein Volltreffer war, der Engel war sich zu sicher gewesen. Es sah es nur aus dem Augenwinkel und konnte nicht mehr reagieren. Ein Grabstein traf ihn nun ebenfalls genau im Rücken und explodierte. Die Druckwelle schleuderte ihn von seinem Ziel weg und er landete rücklings auf dem Boden. Die Engel richteten sich auf. Wirklich verletzt waren sie nicht.

„Er will sie decken. Wahrscheinlich ist sie eben erst digitiert und kann noch nicht richtig damit umgehen“, sagte Piddomon laut und grinste. D´Arcmon nickte und stürzte sich auf Gargoylemon. Dieser wehrte den Angriff zwar ab, doch wusste er auch was jetzt geschehen würde. Piddomon wollte sich Nefertimon vornehmen. Das durfte er nicht zulassen. Er hielt die Engelsfrau mit seiner rechten am Kopf fest und versuchte mit seiner Linken einen Magentreffer zu landen, doch sie roch den Braten, sprang und trat nun selbst zu. Wie vor einigen Stunden erlitt er nun wieder einen Kopftreffer und Sterne tanzten für Sekunden vor seinen Augen. Dann hörte er Nefertimons Aufschrei. Als er den Blick zu ihr wandte sah er, wie Piddomon sie am Kopf gepackt hatte und auf den Boden drückte.

„Nimm deine dreckigen Finger von ihr du Bastard!“, schrie Gargoylemon und war bereits losgesprungen, doch D´Arcmon packte seinen Schweif und lenkte seine Flugbahn in Richtung Boden. Krachend landete er auf diesem wieder wurde kurz schwarz vor Augen. Er musste aber schnell etwas unternehmen.

„Paralyseflügel!“ Mit einem Flügelschlag schoss er eine Art Welle auf Piddomon, der zusammenzuckte und von Nefertimon abließ. Diese verwandelte sich wieder in Tsubaki zurück, die zuckend am Boden liegen blieb. Etwas Blut lief ihr die Schläfe hinunter, scheinbar wurde sie als Digimon mit dem Engelstab attackiert. Dann stemmte sie sich langsam auf. Klar, sie war nicht gewöhnt zu kämpfen und trainiert hatte sie bisher auch nie, aber sie fand ihre Vorstellung mehr als Peinlich.

„Mist, ich bin viel zu schlecht. Und Hiroshi gibt alles, obwohl er nicht fit ist“, dachte sie sich und hob ruckartig den Kopf als Gargoylemon einen schmerzerfüllten Aufschrei tat. D´Arcmon hatte seine beiden Arme auf seinen Rücken gedreht und drückte sie unbarmherzig hoch.

„Lass ihn los, hör auf damit!“, rief Tsubaki, doch das Engeldigimon lachte nur schallend. Nicht mehr weiter auf sie achtend machte sie weiter. Bedrohlich knackten die Knochen ihres Opfers.

„Hey Tsubaki, was denkst du?“ Da war wieder diese Stimme und wieder schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen.

„Was meinst du damit?“, fragte das Mädchen und die Stimme antwortete schnell: „Eine wichtige Person für dich braucht dich jetzt mehr als jemals zuvor. Willst du ihm nicht helfen?“

„Ja natürlich will ich das, nur wie soll ich das anstellen? Als Nefertimon kann ich nicht viel ausrichten.“

„Dann versuch doch etwas anderes.“

„Was denn? Was denn verdammt?“

„Wenn du mit Geisteskraft nicht weiter kommst, wie wäre es mit Schnelligkeit? Ich helfe dir, glaub einfach daran, dass du es schaffen kannst!“ Alles wurde wieder normalschnell. Das Mädchen bemerkte den Ring in ihrer linken Hand. Etwas war anders. Sie konnte fühlen, dass nun etwas anderes entstehen würde.

„Nun breche ich dir deine Arme endgültig!“, rief D´Arcmon und setzte an Gargoylemons Arme endgültig zu brechen, doch wieder ging Tsubaki dazwischen: „Wirst du nicht, sieh her! DigiDNA-Code, scannen! Tsubaki, Armordigitation zu Rabbitmon!“ Tatsächlich hielten alle überrascht inne. Nachdem das helle Licht um dem Mädchen erloschen war, konnte man ein neues Digimon erkennen. Es war etwas kleiner als ein ausgewachsener, deutscher Schäferhund, ganz weiß bis auf wenige Stellen die rosa gefärbt waren und hatte verblüffende Ähnlichkeit mit einem Hasen. Die Engeldigimon brachen in schallendes Gelächter aus.

„Was soll das denn sein? Soll das etwa…“, doch D´Arcmon blieb die Spucke weg. Keiner hatte diese blitzschnelle Bewegung gesehen. Rabbitmon war vorgesprungen und ihr Kopf hatte sich tief in die Magengegend des Engeldigimon gedrückt. Die Wucht reichte aus um sie von Gargoylemons Rücken zu drücken. Auch wenn das Säugetierdigimon schwach aussah und es von Muskelkraft auch garantiert war, seine Schnelligkeit machte das mehr als Wett. Noch bevor das erste Opfer den Boden wirklich berührt hatte, war Rabbitmon erneut gesprungen diesmal trat sie Piddomon im vorbeirennen die Beine weg. Dieser fiel der Länge nach hin und keuchte auf. Hiroshi, der sich zurück verwandelt hatte, sah seine Chance. Ihm war eine Idee gekommen. Noch einmal nahm er alle Energiereserven zusammen und rannte zum Wasser.

„Tsubaki, hau ab von hier!“, rief er und Rabbitmon machte einen schnellen Sprung. Nur Sekunden später war sie aus dem Blickfeld und der Junge machte einen Bauchklatscher auf die Wasseroberfläche. Wieder verteilte sich Wasser über das Kampfgebiet und auch die Engel wurden nass. Diese waren bereits wieder aufgestanden.

„Was soll das werden?“, fragte Piddomon. Wie als Antwort sprang Raidramon aus dem Wasser und sah sie grinsend an.

„Was grinst du so dumm?“; fragte D´Arcmon. Raidramon schloss besserwisserisch die Augen und sagte: „Wisst ihr in der realen Welt gehen Kinder zur Schule um allgemeines Wissen zu sammeln. Erst letzte Woche hatten wir ein interessantes Experiment. Wasser ist ein tolles Element. Es spendet Leben, es kann Leben nehmen aber am spannendsten ist die Tatsache, dass es in Verbindung mit Mineralien in der Lage ist Strom zu leiten!“, die letzten Wörter schrie er aus der Kehle und sprang. Die Engel sahen geschockt an sich runter, doch da war es schon zu spät. Knisternde Blitze züngelten um Raidramons Körper und da kam bereits die Attacke runter.

„Blauer Donner!“ Die Blitze ließen die gesamte Umgebung in hellem Licht erstrahlen. Keine Ausweichchance. Es war ein direkter Treffer, garantiert.

Veemon

Das Licht war erst vor Sekunden verloschen, da landete Hiroshi auf dem Boden. Er war am Ende seiner Kräfte. Alle Kraft, die ihm verblieben war, hatte er in den letzten Angriff gesteckt. Etwas kraftlos fühlend sackte er zusammen und kniete mit einem Bein am Boden, wobei er sich mit den Armen abstützte um nicht umzufallen. Hin und wieder konnte er hören, wie sich etwas Elektrizität im Gestein entlud und für weniger als eine Sekunde als Funkensprung sichtbar wurde und laut züngelte. Er sah auf. Die Engel lagen am Boden. Tot waren sie nicht, sonst wären nur noch ihre Eier übrig. Dann zuckten sie und fingen wieder an röchelnd zu atmen. Hiroshis Gesicht wurde ernst. Wenn sie auch nur ein kleines bisschen fitter waren als er, hatte er schlechte Karten. Piddomon stemmte sich mit den Armen langsam und zaghaft hoch, während D´Arcmon schon stark zuckend auf allen Vieren hockte. Langsam sahen die Engel auf.

„Gar nicht mal so schlecht, Junge. Wirklich gut ausgedacht. Auf so etwas muss man erstmal kommen“, sagte D´Arcmon, keuchte zwischen fast jedem Wort kurz schmerzerfüllt auf und stand schließlich mit hängenden Schultern und nach Luft japsent auf den Beinen. Piddomon erging es ähnlich.

„Da muss ich dir zustimmen, D´Arcmon. Aber das ändert natürlich nichts. Nachdem wir dich nun aus dem Weg geräumt haben werden, werden wir…“ Doch weiter kam er mit seinem Satz nicht, denn Rabbitmon sprang nun wieder aus ihrer Deckung und stellte sich schützend vor den Jungen.

„Nicht Tsubaki, die sind zu stark für dich, auch wenn sie angeschlagen sind“, sagte Hiroshi sofort, doch Rabbitmon lächelte ihn kurz an und zwinkerte.

„Du solltest lieber auf ihn hören Kleines, alleine hast du trotzdem keine Chance“, sagte D´Arcmon und machte zwei Schritte, bis eine weitere Stimme sagte: „Alleine vielleicht nicht, aber mit ein paar Leuten mehr schon.“ Alle wandten sich um. Drimogemon, Monochromon und einige weitere Digimon standen am Eingang zur Quelle.

„Verschwindet mal lieber, ehe wir aus euren Flügelfedern einige Besen bauen um den Schutt wegzufegen“, sagte Rabbitmon trocken und sah die zwei grimmig an. Die Engel überlegten einige Sekunden, dann machten sie ein wütendes Geräusch, dass Ähnlichkeit mit einem röchelnden Ausatmen hatte und flogen davon. Die Digimon jubelten, während Tsubaki wieder zu sich selbst wurde und rief: „Juhu, geschafft!“ Sie wandte sich um und lächelte Hiroshi an. Dieser erwiderte den Blick nur schmunzelnd, dann verlor sein Gesicht alle Farbe, sein Blick wurde leer und mit einem schweren Ausatmen fiel er vorn über.

„Hey, Hiroshi! Mach jetzt nicht schlapp, okay?“, sagte das Mädchen laut und fing ihn eher aus Reflex auf. Dabei sackte sie fast zusammen, denn fit war sie auch nicht mehr und eigentlich eh nicht die Stärkste.

„M-Mir geht’s… gut“, murmelte der Junge eher zu sich selbst und versuchte sich von ihr zu lösen, doch mit der Druckkraft eines Säuglings hatte er keine andere Wahl als sich von Tsubaki langsam auf den Boden legen zu lassen. Wieder bette sie seinen Kopf auf ihren Schoß und strich ihm beruhigend durchs haar, da er am ganzen Körper zu zucken begann..

„Rede keinen Mist. Dir geht es gar nicht gut. Du bleibst jetzt eine Weile liegen und dann sehen wir weiter“, sagte sie und es klang sowohl befehlend als auch bittend. Der Junge schloss kurz die Augen. Ein wenig schämte er sich für den erbärmlichen Anblick, den er bieten musste. Nach kurzer Zeit sagte er dann leise, denn laut sprechen konnte er gerade nicht: „Ich muss mich nur einmal richtig ausschlafen, dann geht es wieder. In einer Stunde müsste ich wieder fit genug sein um laufen zu können.“

„Danke noch mal. Du hast mich wieder gerettet“, hauchte sie fast und er riss die Augen vor Überraschung auf. Sie hatte sich so weit vorgebeugt, dass es kaum noch Luft zwischen ihren Gesichtern gab. War sie schon immer so gelenkig gewesen? Sie kam näher. Langsam wurde es grotesk wie weit sie sich vorlehnen konnte. Es konnte unmöglich gut für ihren Rücken sein. Und was wollte sie damit überhaupt erreichen?

„Ich würde dir gerne danken. Und glaube so kann ich es am besten“, sagte sie leise und kam weiterhin näher. Nun weitete er die Augen noch mehr. Wollte sie ihn etwa küssen? Aber das konnte nicht sein.

„Hiroshi? Aufwachen, mir wird langsam kalt und meine Beine schlafen ein.“ Er blinzelte. Tsubaki saß wieder genauso da, bevor er die Augen geschlossen hatte und sah etwas besorgt zu ihm runter.

„Alles okay bei dir? Du hast ihm Schlaf das Gesicht seltsam verzogen“, sagte das Mädchen und legte den Kopf etwas schief. Er sah sich leicht um. Alle waren schon gegangen.

„Wie lange war ich weg?“, fragte er und sie antwortete nach kurzer Überlegung: „Etwa dreißig Minuten.“ Schwer stöhnend richtete er sich Stück für Stück auf, bis er wackelig auf den Beinen stand.

„Das reicht für den Weg. Was ist mit den anderen?“, fragte er und begann sich die Klamotten eher aus Gewohnheit abzuklopfen, denn bringen tat das bei nassen Sachen eh nichts.

„Sie haben sich bei uns, oder eher bei mir bedankt, du hast ja geschlafen, nachdem ich dich hingelegt hatte. Warst sofort weg. Ach übrigens. Danke, dass du mich wieder gerettet hast“, sagte und sah ihn verwundert an, als er sagte: „Das hattest du doch schon gesagt.“ Dann fiel ihm ein, dass es ja nur ein Traum gewesen war und fügte hinzu: „Also ich dachte, du hättest es bereits.“ Sie schüttelte leicht den Kopf und stand schließlich auf.

„Brauchst du Hilfe beim gehen?“, fragte sie. Er winkte ab und tat die ersten Schritte. So also fühlte es sich wohl an, wenn ein Kleinkind das Laufen lernte, dachte er sich. Das Mädchen folgte ihm langsam und so erreichten sie nach einiger Zeit endlich das Haus, in dem sie wohnen sollten. Candlemon lehnte immer noch an der Wand und schlief fest. Hiroshi legte sich auf das nächst beste. In einer Ecke lag ein Heuhaufen. Etwas was mehr einladend aussah, konnte er sich im Moment gar nicht vorstellen. Als er nah genug dran stand, ließ er sich einfach vorfallen. Sofort fielen ihm vor Erschöpfung die Augen zu. Tsubaki hatte ihm wohl noch etwas sagen wollen, doch das bekam er nicht mehr mit.
 

„Hiroshi? Wach auf.“ Eine Stimme und das Gefühl erdrückt zu werden ließen ihn aufwachen. Er musste zweimal blinzeln bis er klar sah.

„Ist es das was du willst, Hiroshi?“, fragte jemand. Dieser jemand war Tsubaki und sie hockte auf seinem Bauch. Hiroshi stutzte. Eigentlich müsste sie doch viel schwerer sein, noch dazu saß sie auf seinem Bauch. Er hob seine rechte Hand und hielt sie vor sein Gesicht. Seine hand schloss und öffnete sich. Etwas stimmte nicht.

„Nein“, antwortete er schließlich.

„Nein? Aber so hast du es dir doch oft vorgestellt, nicht wahr, Hiroshi?“, fragte Tsubaki und lehnte sich leicht vor. Er verzog das Gesicht diesmal nicht, sondern sagte trocken: „Nicht so. Nein. Das bin nicht ich, der so denkt.“ Tsubakis Lächeln wurde zu einem Grinsen, welches sich geradezu teuflisch verzerrte. Ihre Stimme verzerrte sich ebenfalls als sie sagte: „Na gut du Weichei. Willst du mich dafür verurteilen, dass ich etwas versuche auszuleben, dass du nicht kannst? Oh, habe ich dich kalt erwischt?“ Hiroshi wurde es langsam unheimlich.

„Wer bist du verdammt?“, fragte er laut und versuchte dieses Wesen von sich herunter zuwerfen.

„Das sage, nein, das zeige ich dir sogar sehr gerne“, antwortete das Ding und vor seinen Augen veränderte es sich. Das Wesen, was vorher Tsubaki war, verwandelte sich in ihn und wiederum nicht. Während Hiroshi schwarze Haare hatte, waren die des anderen blond, ja fast weiß. Seine Augen waren braun, die des anderen grau. Dann sagte es: „Ich bin du, Hiroshi. Erkennst du mich etwa nicht? Ich bin das, was du sein willst. Wehre dich nicht dagegen und vergiss das blaue Mistding hier drin. Ich bin dein wahres Ich, also lass mich endlich frei!“ Während der andere Hiroshi das geradezu als Beschwörung rief und ihn dabei mehrmals auf den Boden drückte, ertönte eine weitere Stimme: „Vee-Kopfnuss!“ Der andere wurde weggerissen und Hiroshi setzte sich auf. Das blaue Digimon vom letzten Mal half ihm auf.

„Beeil dich Hiroshi, wir müssen hier raus. Er hat deine Bewusstlosigkeit ausgenutzt um sich in deinen Kopf Zugang zu verschaffen!“, rief das Digimon, nahm ihn bei der Hand und rannte los. Während der Junge mitgeschleift wurde, schossen ihm Erinnerungen durch den Kopf. Er wusste wie der kleine Kerl hieß und sagte schließlich: „Veemon, was ist hier los?“ Veemon sah kurz verwundert über die Schulter, dann gab er noch mal Gas.

„Später, wir sind fast draußen.“

„Ihr entkommt mir nicht!“, schrie der andere und Hiroshi wandte den Kopf. Wie in einem Horrorfilm kam der unechte Hiroshi mit einem wahnsinnigen und schrillen Lachen auf sie zu, wobei er bedrohlich mit den Armen herumwedelte. Der Junge konnte einen erschrockenen Aufschrei nicht unterdrücken. Das Digimon wandte sich um und schlug zu.

„Vee-Schlag!“, der Hieb traf und der andere wurde wieder etwas zurück geschleudert.

„Schnell, raus hier!“, rief Veemon und beide traten hinaus. Mit vereinten Kräften schlossen sie die Tür und verriegelten diese. Hiroshi keuchte, obwohl er gar nicht außer Atem war. Er sah zu dem Digimon und fragte noch einmal: „Veemon, was ist hier los?“ Das Digimon sah auf. Es schmunzelte, als es sprach: „Du erinnerst dich also. Ein Glück. Als du zurück in die reale Welt bist, war unsere Verbindung brutal unterbrochen worden. Du hast die Erinnerungen an mich verloren und durch den Kontaktabbruch, entkam deine negative Seite. Sie übernahm zu einem gewissen Teil die Kontrolle über dich, das hat sich auf dein Auftreten ausgewirkt, wie du sicherlich gemerkt hattest. Als Tsubaki und dein DDNA-Scanner wieder zu dir zurückkehrten, schaffte ich es ihn endlich wegzusperren. Doch er ist stark. Solange du dich aber weiterhin wie früher benimmst, kann ich ihn festhalten. Wenn er einmal außer Kontrolle geraten sollte, wird es üble Folgen haben.“ Er nickte. Seine böse Seite also? Davon hatte er schon oft in Geschichten etwas gelesen. Gut und Böse. Dann war wohl Veemon so etwas wie sein Schutzengel.

„Was bist du? Eine Seele? Oder ein Datenrest?“, fragte Hiroshi, den die Frage plagte ihn.

„Sowohl, als auch“, antwortete das kleine, blaue Digimon. Dann fragte Hiroshi: „Was hat Tsubaki mit dem ganzen zutun?“

„Du magst sie oder?“

„Ja, schon. A-Aber nicht so! Eher wie eine Schwester oder beste Freundin, mehr nicht.“

„Das ist egal. Deine böse Seite würde ihr vermutlich etwas Schlimmes antun, wenn er zum Zug kommt. Hiroshi, pass auf. Es ist wichtig, dass du nichts mehr tust, was dich zu falschen Taten zwingt. Keine Wutausbrüche, das nährt ihn nur und verschafft ihn mehr Kraft.“

„Na gut, okay. Aber wie ist so etwas überhaupt aus mir entstanden?“, fragte der Junge und hatte langsam wieder dieses saugende Gefühl. Das blaue Digimon seufzte enttäuscht als es sagte: „Unsere Zeit ist leider gleich wieder um. Ich hoffe nächstes Mal treffen uns mit besseren Umständen. Hiroshi, der andere entstand aus den korruptierten Daten der X-Antikörper, die du besiegt hast. Du tötest du Digimon während der Läuterung ja nicht, sondern saugst den Virus aus ihnen heraus und eigentlich sollte er hier drin dann gelöscht werden. Doch ein kleiner Rest entkam diesem Vorgang. Das Resultat haben wir soeben eingeschlossen. Nun musst du gehen Hiroshi, wir sehen uns wieder.“
 

Langsam öffnete er die Augen. Er fühlte sich zwar um einiges besser, doch spürte er, dass etwas Schlaf fehlte. Seine Armen waren noch immer etwas zu schwer, ebenso der Rest des Körpers. Dennoch stand er auf und es ging um einiges besser als das letzte Mal. Er ging zum Fenster und sah hinaus. Obwohl man die Sonne natürlich nicht sehen konnte war es sich sicher, dass es draußen hellen Sonnenschein gab. Jetzt wo er eine Weile auf den Beinen stand ging es ihm schon um einiges besser. Als kleine Probe nahm er sich vor ein paar Felsen zu zerschmettern um nachzuprüfen, ob er sich wieder hinlegen musste. So schlich er sich aus dem Haus und ging in den Steinbruch, der eine ganze Strecke entfernt lag. Allein war er jedoch nicht. Schon kaum dass er einen Schritt in den Steinbruch getan hatte, kam ihm schon eine Stimme entgegen die sagte: „Du siehst noch erschöpft aus. Vielleicht solltest du dich wieder hinlegen?“ Hiroshi wandte den Kopf. Drimogemon stand nur wenige Meter von ihm entfernt und sah ihn fast schon bewundernd an.

„Deshalb bin ich hier. Ich will schauen ob ich es nötig habe mehr zu schlafen“, sagte der Junge und stellte sich vor eine andere Felswand.

„Na dann viel Erfolg. Ich hoffe du weißt wie sehr wir dich seid gestern Abend bewundern oder? Alleine gegen die Virus Busters und immerhin hast du sie vertrieben“, sagte das Digimon und sah aus dem Augenwinkeln die Digitation. Flamedramon schnaufte und sagte: „Ja, aber leider nur vertrieben. Das heißt sie stiften weiter Unruhe.“ Dann begann es auf die Felsen einzuschlagen und zu treten und fügte hinzu: „Außerdem habe ich nicht alleine gekämpft und vertrieben habe ich sie auch nicht, das waren Tsubaki und ihr. Ich hatte lediglich das Vergnügen sie etwas zusammen zuschlagen.“ Schon nach wenigen Angriffen brach die Wand vor ihm fast gänzlich auseinander. Ein letzter Schlag genügt um das Gestein zu lösen und es verbreitete sich vor ihm auf den Boden.

„Dein Fazit?“, fragte das Maulwurfdigimon und sah zu ihm herüber. Flamedramon schüttelte den Kopf und antwortete: „Ich lege mich besser noch mal hin.“

„Dann sehen wir uns später, schätze ich“, sagte Drimogemon und sah ihm nach, als der Junge den Steinbruch wieder verlies.
 

Als er die Tür öffnete sah er, dass Tsubaki auf einen Stuhl am Fenster saß und hinaus sah. Sie zuckte etwas zusammen als er eintrat und sah zu ihm hinüber.

„Oh, da bist du also. Ich hatte mich schon gewundert. Ist alles okay?“, fragte sie und folgte mit den Augen seinem Weg zurück auf den Strohhaufen. Irgendwie mochte er diese Ecke.

„Ja, ich leg mich nur noch mal hin. Was ist mit dir?“, sagte er und während er die Frage stellte fiel ihm ein, dass sie einen Kopftreffer einstecken musste aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht angezogen war, bevor und kurz nachdem der Kampf geendet hatte. Das letzte Thema schien erledigt, jetzt hatte sie was an. Nun sah er, dass sie eine Ärmellose Bluse und einen Rock trug.

„Mir geht’s gut. Die Wunde am Kopf ist irgendwie sehr schnell verheilt, alles okay“, sagte sie lächelnd und strich ihr Haar etwas bei Seite, damit er die Stelle sehen konnte, die gänzlich verheilt war und sie fügte hinzu als sie seinem Blick folgte: „Oh du meinst meine Anziehsachen? Die habe ich einer Kiste oben gefunden. Passen wie angegossen.“ Er nickte bloß um zu zeigen, dass er zugehört hatte und gähnte dann. Doch anstatt sich hinzulegen, sah er sich kurz um und fragte: „Wo ist Candlemon? Als ich wegging war es noch da. Glaube ich.“ Das Mädchen hob die Schultern. Anscheinend wusste sie es auch nicht. Hiroshi ging zum Fenster und sah hinaus. Er konnte den Tunnel sehen, aus dessen Grund er eigentlich hier war. Gerade wollte er den Blick abwenden, da hörte es scheppern und Gestein bersten. Sofort sah er zum Tunnel, aus dessen Richtung es gekommen war. Der Eingang brach langsam aber Stück für Stück zusammen. Tsubaki stellte sich dicht hinter ihn und sah ebenfalls hinaus. Ein Brüllen wie von einem wilden Tier erklang und einige Digimon flüchteten schon in heller Panik.

„Was ist da los? Die Virus Busters?“, fragte Tsubaki verwirrt, doch Hiroshi war bereits aus dem Fenster gesprungen und rannte den Weg entlang.

„Warte!“, rief sie und rannte ihm so schnell sie konnte nach.
 

„Was ist das?“, schrie ein Gotsumon und sprang vor Herhabfallenden Bruchstücken in Deckung. Monochromon und Drimogemon stellten sich schützend vor die Bürger. Ein massiger, gewaltiger, orangefarbener Körper richtete sich auf. Dieses Ding musste den Einfall des Tunnels verursacht haben. Denn der Eingang war nun verschüttet. Das Digimon, welches wie ein Greymon aussah wandte sich um und sah die anderen Digimon grimmig an. Langsam schritt es auf sie zu.

„Stehen geblieben!“, schrie eine Stimme und vor dem Greymon explodierte der Boden leicht als wären Geschosse darauf aufgeschlagen. Das Digimon wandte sich um. Flamedramon und Nefertimon kamen so eben den Weg herunter. Das Dinodigimon blinzelte verwirrt.

„Nicht ich sollte angegriffen werden“, rief es und wandte sich nun den Zweien zu. Flamedramon blieb stehen und fragte: „Bist du ein Greymon? Du bist so riesig.“ Das Digimon schüttelte den Kopf sagte: „Ich bin GeoGreymon. Und ich bin nun hier um euch zu warnen. Ihr müsst alle fliehen!“

Showdown in Minetown

„Vor einigen Jahren streifte ich zusammen mit meinem Freund MetalTyrannomon durch die Digiwelt. Wir hatten eine Vision. Freiheit für jene, die keine haben. Er als Ultralevel hatte keine großen Probleme sich den Feinden gegenüber Respekt zu verschaffen. Oft war der Kampf bei klugen Gegnern schon vorbei, bevor er überhaupt beginnen konnte. Lange Zeit war alles gut. Doch dann kam jener Tag. Er geriet in unzähmbare Wut und zerstörte alles in seinem Umfeld. Obwohl ich schwächer war kämpfte ich gegen meinen besten Freund und lockte ihn in die Lava hinunter. Der Hohlraum hatte bis vor weniger Zeit eigentlich nur einen Eingang. Jedenfalls lockte ich ihn tiefer hinein. Bis zu einem unterirdischen See, eine heiße Quelle. So heiß, dass das Wasser kochte. Wasser ist seine Schwäche, es stört seine Schaltkreise. Als ich es mit letzten Kräften schaffte ließ ich den Eingang einstürzen und sperrte ihn weg. Doch ich wusste, es würde nicht ewig halten, denn sobald irgendetwas seine Ruhe stören würde, müsste er wieder aufwachen. Also habe ich immer darauf aufgepasst, dass nichts passiert. Bis dann dieser Tunnel plötzlich da war. Ich verjagte die Eindringlinge und verhinderte den Einriss des Tunnels, aus Angst, dass es MetalTyrannomon aufwecken könnte wenn es scheppert und die Erde bebt. Doch irgendetwas muss gestern passiert sein. Als ich heute nachsehen wollte, hörte ich das mir so vertraute Brummen. Sofort versperrte ich meinen Durchgang und ging durch diesen hinaus um ihn ebenfalls einstürzen zu lassen. Doch wer weiß wie lange es hält“, erzählte GeoGreymon und wandte danach den Kopf mit besorgte Mine zum Schutthaufen. Es hatte schnell gesprochen aber jeder hatte es verstanden.

„Wieso sollten wir dir glauben?“, fragte Monochromon. „Wer sagt usn denn, dass du dir das ganze nicht…“ Doch als wollte jemand oder etwas diese Frage noch vor dessen Stellung beantworten, ertönte ein düsteres Brummen von der anderen Seite des eingestürzten Eingangs. Drimogemon schlucke und sagte dann leise: „Monochromon, wir evakuieren lieber die Stadt. Hiroshi?“ Flamedramon nickte und hob den Daumen.

„Überlass das mir“, sagte er und die anderen außer Nefertimon und GeoGreymon gingen.

„Ich frage mich gerade wie er wieder auferstehen konnte“, murmelte GeoGreymon. „Zumal er letztlich doch noch von Wasser fast gänzlich umgeben war.“ Flamedramon entgleisten nach kurzer Zeit die Gesichtszüge.

„Was ist los?“, fragte Nefertimon und auch das Dinodigimon wandte sich ihm zu.

„W-Was ist wenn… wenn alle Quellen miteinander verbunden sind? Ich habe doch gestern Abend eine Quelle unter Starkstrom gesetzt. Was wenn es bis zu MetalTyrannomon durchgekommen wäre und seinem Herz befohlen hat wieder zu schlagen?“ GeoGreymon schnappte schwer nach Luft als er das hörte und sagte fassungslos: „Du warst das also… du hast ihn wieder aufgeweckt… Auch wenn du es nicht wusstest, du hast keine Ahnung was du entfesselt hast. Er ist auf dem Ultralevel, frisch mit Strom versorgt und meiner Meinung nach mit dem X-Antikörper infiziert.“

„Was ist dieser Antikörper eigentlich?“; fragte Nefertimon und diese Frage hörte sich in jenem Moment so unnötig an, dass sie sich schämte.

„Eine Seuche. Eine Art Krankheit, wie in der realen Welt die schwarze Pest. Verbreitet sich durch Körperkontakt und befällt alle Digimonarten. Einige mutieren darauf zwar zu den X-Digimon, bleiben aber seelisch dieselben und man muss keine Angst haben sich nach einer Mutation zu infizieren, das geschieht während der Mutation. Andere der mutierten Digimon werden wahnsinnig und wiederum andere sterben noch während ihrer Mutationsphase. Wie Meramon“, erklärte Flamedramon und nach dem letzten Satz verfiel er in Schweigen und sah betroffen zu Boden. Die Erde bebte kurz aber heftig. Nefertimon fiel um, während sich die anderen beiden auf den Beinen halten konnten.

„Es kommt!, sagte GeoGreymon laut und wurde sehr ernst. Das Drachendigimon ging in Stellung, da bröckelte die Gesteinbarrikade auch schon in sich zusammen. Rotglühende Augen waren im Rauch zu erkennen und schwere Schritte nährten sich. Das bedrohliche Brummen wurde lauter. Nach drei Schritten war der Feind gut zu erkennen. Doch dem Dinodigimonstand das Entsetzen auf dem Gesicht geschrieben.

„Was ist… wieso hat er sich so verwandelt? Ist er Mutiert?“, fragte er und trat unwillkürlich zwei Schritte zurück.

„Ja, leider. Es ist sicher um einiges gewachsen und sein gesamtes Äußeres wirkt bedrohlicher als normal, was?“, fragte Flamedramon und sah das Kopfnicken des anderen aus den Augenwinkeln. MetalTyrannomon schnüffelte. Als er die drei erspäht hatte wandte er sich ihnen zu. Dann riss er das Maul auf und stieß einen Schrei aus: „Zerstören!“ Seine rechte Metallklaue schnellte nach hinten um zuzuschlagen. Während GeoGreymon und Nefertimon wegrannten, blieb Flamedramon stehen. Alles was er tat war stehen zubleiben, nur seine Standposition änderte er etwas.

„Sei nicht dumm! Diesen Schlag überlebst du nicht Kleiner!“, rief das Dinodigimon und sah fassungslos zurück.

„Du musst da!“, schrie Nefertimon, doch zu spät. Die Kralle schnellte nach unten und traf. Flamedramon hatte das Gefühl zerdrückt zu werden. Mit aller Kraft hinderte er den Gegner ihn zu zerdrücken und sank dabei mit den Armen ein. GeoGreymons Maul stand offen. Dann witterte er seine Chance und griff an.

„Megabrenner!“, schrie er und schoss aus seinem Maul einen Strahl gebündelten Feuers ab. Er traf den Gegner genau im Gesicht, doch bis auf ein überraschtes Aufkeuchen und einem Kopfzucken erreichte er nicht viel. Langsam hob Flamedramon die Klaue an und befreite seine Beine aus der Erde.

„M-Mir geht’s gut! Oh ja und wie, ich bin fast topfit, passt gut auf!“, rief er und stieß die Kralle hoch. MetalTyrannomon schien verwirrt über die Kraft des Kleinen. Dieser stand nun breitbeinig, leicht gehockt und hatte die Arme leicht zum Körper angewinkelt. Flammen züngelten sich um seinen Körper und wuchsen langsam an zu einer wahren Feuerwand, die ihn umgab.

„Feuerschweif!“, rief Flamedramon und sprang. Er war schnell, sehr schnell. Zu schnell für das massige Riesendigimon. Fast im vorbeifliegen versetzt er dem Gesicht seinen Gegners einen kraftvollen Tritt. Zwar warf er diesen nicht um, doch es sorgte für kurze Verwunderung. Tsubaki fühlte sich nutzlos, während sie ihre Kreise in der Luft zog. Dann entschloss sie sich zum Angriff. Doch eine Stimme ließ sie nicht anfangen: „Hey Nefertimon, kannst du mich mal zurückschleudern? Benutzt deine komischen Grabstein und schieß einen auf mich, der Schwung sollte ausreichen!“, rief das Drachendigimon, welches immer noch im Flammen stand und langsam in den Fall überging. Sie nickte, flog hinter ihm und schoss. Der Stein explodierte genau in dem Moment als sich Flamedramon abstieß und so bekam er sogar noch mehr Schwung. Doch nun wanderten die Flammen um seinen Körper in seine rechte Kralle und konzentrierten sich dort zu einem Ball.

„Schluck das! Flammenschweif Faust mit Rosettasteinschwung!“, rief Flamedramon und stieß seine Faust in den Rücken des Gegners. Er konnte förmlich spüren wie der Metallpanzer nachgab, schmolz oder was auch immer. MetalTyrannomon schrie auf. Sofort begann es seinen ganzen Körper zu schütteln und so rutschte das Drachendigimon Stück für Stück runter. Schließlich verlor er dann Halt und fiel. Das wäre nicht schlimm gewesen, den Fall hätte er wegstecken können, doch das Sausen, das er hörte, machte ihn klar was gleich passieren würde. Schon wurde er von der linken Klaue des Gegners im Flug erwischt und in das nächst beste Haus geschleudert, welches sofort zusammenbrach.

„Hiroshi!“, schrie Nefertimon und wäre zu gerne zu ihm geflogen, doch MetalTyrannomon hatte sie entdeckt. Langsam hob es die linke Klaue an und spreizte die Metallfinger. In der Handfläche begann die blaue Linse zu leuchten und zu summen. Dann schoss der Laser auf sie zu. Obwohl sie nicht einmal drei Sekunden hatte gelang ihr ein meisterhaftes Ausweichmanöver.

„Nefertimon, die Beine! Konzentrieren wir uns auf sein rechtes Bein, damit wir ihn zu Fall bringen!“, rief GeoGreymon und rannte los. Das heilige Tierdigimon ging in den Sturzflug.

„Megabrenner!“

„Fluch der Königin!“ Die beiden Attacken trafen fast zeitgleich und punktgenau an derselben Stelle. MetalTyrannomons Bein zuckte kurz und es sah kurz so aus als würde es stürzen, doch es konnte dies verhindern, indem es mit dem anderen Bein fest auftrat. Dann sah es zornig nach unten zu GeoGreymon.

„Ihr stört mich!“, schrie das Metaldigimon und verpasste dem Dinodigimon vor ihm einen so starken Schwinger, dass dieses einige Meter weggeschleudert wurde und über den Boden rollte. Dann sah der Feind wieder auf und sah Nefertimon noch immer in der Luft fliegen.

„Weg mit dir, Nuklear Laser!“, schrie es und aus seiner Kralle schoss wieder der Strahl. Diesmal traf er. Tsubaki digitierte nach dem Treffer sofort zurück. So heftig war der Angriff gewesen. Ihr wurde buchstäblich schwarz vor Augen und sie fühlte wie die Luft an ihr vorbeisauste. Dann wurde sie aufgefangen und auf Händen getragen. Sie sah benommen zur Seite. Flamedramon hatte sie aufgefangen in dem er gesprungen war. Nach der Landung lehnte er sie an eine Hauswand. Sein Gesicht war emotionslos und er sah mitgenommen aus. Er blutete am Kopf und viele Kratzer, wovon auch einige blutig waren, konnte man an seinem Körper zerstreut sehen. Dann richtete er sich auf und wandte sich seinem Gegner zu.

„Du wieder? Glaubst du ihm ernst mich besiegen zu können?“, fragte MetalTyrannomon und klang dabei spöttisch und provozierend. Flamedramon beugte sich leicht gehockt vor und hielt sich den rechten Arm, dessen Klauenhand offen war und nun zum Boden zeigte. Dann sagte er leise: „Nein das glaube ich nicht. Ich weiß es!“ Den letzten Satz schrie er, als sich Flammen aus seinem Körper in seiner Krallenhand sammelten und eine Art Kugel aus Feuerenergie bildeten.

„Meine Lehrer haben mir mal gezeigt wie ich meine Attacken kombinieren kann. Wenn ich zum Beispiel die Feuerenergie meines Feuerschweifs in die brennende Faust lege, wird sie mehr als dreimal so stark Aber wenn ich wiederum diese Mischattacke noch mal in einer andere lege, wird es sechsmal so heftig, jetzt mach dich frisch!“, schrie er und rannte los. MetalTyrannomon holte aus und schlug auf den Boden. Doch das Drachendigimon sprang, nutzte die Metalkrallen noch mal zum Schwung holen und sprang wieder so hoch, dass er auf Brusthöhe zum Gegner war. Mit der brennenden Kralle zeigte er auf den Gegner.

„Hier, nimm das! Brennende Flammenschweifrakete!“
 

„Du willst gehen?“ Angemon wandte sich um. Gerade als er einige Schritte aus Warmcity getan hatte, wurde ihm diese Frage zugerufen.

„Ja, das werde ich. Ich habe hier nichts zu suchen. Auch wenn es unhöflich ist, einfach zu gehen. Aber da du ja jetzt hier bist, hab Dank für die Übernachtungsmöglichkeit.“ Agunimon, welcher mit verschränkten Armen im Tor stand, musterte das Engeldigimon genau. Dieses sah ihn gewohnt emotionslos an.

„Gibt es noch was?“, fragte Angemon. Agunimon überlegte kurz, dann fragte er: „Warum hast du Hiroshi seinen DDNA-Scanner gegeben. Auch wenn dein Leben in Gefahr war, nach allem was geschehen ist damals, hast du verdächtig schnell nachgegeben.“ Angemon antwortete erst nicht, dann schlich langsam ein Lächeln über sein Gesicht.

„Ich hatte dafür meinen persönlichen Grund. Das sollte nicht deine Sorge sein, Agunimon. Sorge lieber dafür, dass es so bleibt wie es ist.“ Der andere hob beide Brauen. Dann rief er: „Du hast deine Meinung geändert, stimmt doch oder?“ Das Engeldigimon wandte sich ab und ging weiter.

„Sagen wir einfach, dass auch ältere Digimon dazulernen. Aber du solltest hoffen, dass wir uns erstmal nicht wieder sehen“, sagte er und flog in den Himmel rauf.
 

Die Explosion war gewaltig. Tsubaki, die immer noch gegen ihre Ohnmacht ankämpfte, wurde von der Druckwelle an die Steinwand gedrückt. Doch seltsame Weise rüttelte sie das wach. Nachdem die Druckwelle verebbt war, richtete sie sich auf. Kaum dass sie einen recht sicheren Stand hatte, krachte vor ihr etwas in den Boden. Sie trat näher und als der Staub sich verzogen hatte, sah sie Hiroshi auf dem Boden liegen. Sein gesamter Körper zuckte, seine Augen waren geschlossen, dafür stand sein Mund weit auf. Die Kopfwunde und die Kratzer zeigten sich nun noch deutlicher ab. Noch dazu sah er aus, als wäre er durch Feuer gelaufen. Hin und wieder war seine Haut von Ruß bedeckt.

„Hey Hiroshi, geht es dir gut? Sag doch was“, sagte sie und schüttelte ihn leicht. Er reagierte allerdings nicht. Sie sah auf. Der Tunneleingang war weiter offen als früher. Die Explosion hatte die Wände noch mehr eingerissen. MetalTyrannmon war verschwunden. Vermutlich war es zurück geschleudert worden. Hiroshi hatte es allerdings auch erwischt.

„Es ist noch nicht vorbei.“ Tsubakis ah auf. GeoGreymon stand hinter ihr. Es sah angeschlagen aus und hielt ein Auge zugekniffen.

„Aber Hut ab, dieser Junge hat echt Kraft. Nur muss er damit besser umgehen lernen“, sagte das Digimon und sah auf den Jungen hinab. Das Mädchen stand auf, sah zu dem Dinodigimon auf und sagte: „Also machen wir zwei erstmal ohne ihn weiter.“ GeoGreymon nickte und wandte sich um zum gehen. Tsubaki hatte gerade mal einen Schritt getan, da wurde sie am Fußgelenk gepackt und festgehalten. Sie sah leicht erschrocken hinunter. Hiroshi hatte sie gepackt.

„D-D-Das ist z-zu g-gefährlich…“, stotterte er, zuckte heftig am ganzen Körper und sah sie ernst an. Sie sah ihn sehr besorgt an, dann beugte sie sich vor und löste seine Griff ohne große Probleme.

„Ich weiß“, sagte sie. „Und deshalb gehen wir auch jetzt da rein und bringen es zu Ende. Komm GeoGreymon.“ Das Digimon nickte erneut und die beiden machten sich auf den Weg.

„W-Wartet…“, sagte Kiroshi, doch schreien konnte er nicht. Mit trübem Blick sah er ihnen nach.

„Mist, wieso musste es so schief gehen?“, dachte er sich und konnte nichts anderes tun als einfach liegen zu bleiben. Dann hörte er es. Die Schritte, welche sich näherten. Er wandte den Kopf und schon stand die Person direkt neben ihm. Ein leichtes Grinsen huschte über Hiroshis Gesicht und er sagte: „Sag bloß… d-du hast das w-während meiner Abwesenheit gelernt?“
 

„Irgendwie ist das unheimlich“, sagte Tsubaki und sah die Steinwand an, die sie umgab. Damit es schneller ging hatte GeoGreymon ihr erlaubt, sich auf seinen Kopf zu setzen. Das Stampfen seiner Schritte hallte von allen Seiten wieder und dröhnte schon fast in den Ohrend es Mädchens. Dann endlich erreichten sie die Lavakammer. Die Wäre war ihnen bereits am Anfang entgegen gekommen, nun spürte Tsubaki sie ganz und begann unweigerlich zu schwitzen. Sie kletterte wieder runter und sah sich um. Blubbernd floss die Lava am Rand der Felsen entlang.

„Du solltest vermeiden da rein zu fallen, Mädchen. Sogar mir würde es ziemlich schlecht gehen“, sagte das Dinodigimon und ließ den Blick umherwandern.

„Irgendetwas stimmt aber nicht. Wo ist MetalTyrannomon?“, fragte er und ging etwas weiter. Auch das Mädchen sah sich um. Durch das flüssige Gestein war der Raum recht gut beleuchtet. Nichts war zu sehen außer Lava und festes Steinwerk.

„Seltsam…“, murmelte Tsubaki. Die beiden suchten eine ganze Weile. Ihr kam es wie mindestens zehn Minuten vor. Sogar die kleineren Nebenhöhlen nahmen sie unter die Lupe. Doch nicht die kleinste Spur war zu sehen.

„Vielleicht ist es gestorben…“, murmelte das Mädchen und GeoGreymon sagte sofort scharf: „Das ist unmöglich. Selbst bei diesem Angriff konnte er unmöglich sterben. Wenn dein Freund es überleben konnte, dann er erst recht.“ Sie wollte etwas darauf antworten, doch da begann es wieder zu beben. Direkt am Tunneleingang schoss die Lava plötzlich in die Höhe und tropfte bedrohlich von der Decke runter.

„Was…“, kam es verwirrt von GeoGreymon, doch als sich langsam aber sicher MetalTyrannomon aus der Lava erhob verschlug es ihm die Sprache. Dessen gesamter Körper glühte hell und das flüssige Gestein floss wie Regentropfen an ihm herunter, als er sich auf das Festland zwang.

„Er wurde in die Lava geschleudert und hat es überlebt?“, schrie Tsubaki und ihr blieb die Spucke fast gänzlich weg. In der nächsten Sekunde bereute sie es, denn das Digimon nahm nun sie und GeoGreymon ins Visier.

„Ihr… es ist so heiß… es fühlt sich an, als würde ich brennen… ich mag das nicht…“, brüllte es und beendete den Satz mit ein weiteren animalischen Grölen.

„Es kommt!“, rief das Dinodigimon und Tsubaki reagierte schnell.

„Seine Rüstung ist von der Lava aufgeweicht. Nun können wir sie zerstören! DigiDNA-Code scannen, Upload! Tsubaki, Armordigitation zu Nefertimon!“ Sie hob Flügelschlagend ab und flog auf den Gegner zu.

„Rosettastein!“, rief sie und jeder Stein traf. Tatsächlich wurde die Rüstung verbogen und verformte sich.

„Sehr gut, dann wollen wir mal verhindern, dass er wieder erkaltet, Megabrenner!“, schrie GeoGreymon und bedeckte MetalTyrannomons gesamten Körper mit der Attacke um die Rüstung heiß zu halten. Dieser verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Dann fingen seine Augen an zu leuchten. Nefertimon flog eine Kurve und griff von links an.

„Rosettastein!, rief sie erneut und schoss. Der Feind tat erst nichts, dann hob er den linken Arm und die Steine trafen bloß die Klauen, die schon einiger Maßen abgekühlt waren. Dann holte es aus, schlug aber nur knapp daneben, da Nefertimon einen Salto flog und somit auswich. GeoGreymon rief: „Sei vorsichtig! Wenn es dich einmal richtig trifft fällst du in die Lava!“ Das wäre ihr auch ohne seinen Ruf klar gewesen. Distanz war in diesem Kampf die beste Alternative.

„Hey, achte auf deinen Rücken!“, schrie ihr Kampfpartner und sie ging in den Sturzflug, keine Sekunde zu früh. So schoss der Laserstrahl daneben. Nefertimon änderte ihre Richtung wieder zum Gegner hin und feuerte erneut ihre Grabsteine.

„So kommen wir auf die Dauer nicht weiter“, murmelte GeoGreymon und überlegte sich einen Ausweg. Sie waren einfach nicht stark genug, auch wenn die ihrem Gegner von Schnelligkeit und Technik her weit überlegen waren.

„Donnerwolke!“ MetalTyrannomon zuckte mehrmals kurz zusammen. Eine kleine Wolke hatte sich über ihm gebildet und ließ Blitze in seinen Körper schießen.

„Was…“, begannen Nefertimon und GeoGreymon synchron, doch da konnten sie schon sehen, wie ein in einem Mantel gehüllter Mann mit Hut zu ihnen gerannt kam.

„Nee-san, GeoGreymon, zielt auf sein linkes Bein!“, rief dieser und sprang elegant einem Hieb von MetalTyrannomon aus. Sie stutzte bei dem Nee-san, reagierte aber sofort und alle drei konzentrierten ihre Attacken auf das linke Bein ihres Feindes. Diesmal brach der Koloss zusammen und ging in die Knie, wobei er sich leicht vorbeugte und aufkeuchte.

„Jetzt bist du dran!“, rief eine bekannte Stimme und Nefertimon horchte auf. Flamedramon kam von hinten angesprungen und als er über dem Metaldigimon war, stieß er sich mit seinen Füßen ab und schoss nach unten. Flammen umgaben ihn und er schlug zu: „Flammenschweifstoß!“ Er traf genau den Hinterkopf. Das weiche Metal gab nun ganz nach. MetalTyrannomon fiel langsam vorn über.

„Los GeoGreymon!“, rief das Drachendigimon und sprang aus der Schusslinie. Scheinbar war er der Ansicht, dass ihm der finale Schlag gebührte. GeoGreymon war sowohl gerührt als auch traurig. Er rannte los und stieß sein Horn gegen den Kopf seines ehemaligen Freundes. Das Metaldigimon gab keinen Mucks von sich, fiel nach hinten und blieb nach seinem krachenden Aufprall liegen.

„Ich… ich kann ihn nicht umbringen…“, sagte das Dinodigimon und sah MetalTyrannomons Körper traurig an.

„Das musst du auch nicht“, sagte Flamedramon und trat näher. Wie aus dem nichts erschien sein DDNA-Scanner in seiner rechten Kralle und er legte es auf die Stirn des Metaldigimon. Das folgende Schauspiel dauerte nicht lange. Das Digimon leuchtete weiß auf. Und als sich das Licht verzogen hatte, traute GeoGreymon seinen Augen nicht. Vor ihm lag, langsam wieder zu Bewusstsein kommend, MetalTyrannomon. Aber rein, befreit von dem Antikörper.

„D-Das… das ist ja…“, stotterte das Dinodigimon und sah Flamedramon fragend an. Dieser lächelte und erklärte: „Dieses kleine Gerät hier kann geschwächten Digimon, die Mutiert sind oder mutieren werden, den Antikörper rauben und löschen.“

„Was ist passiert? Wo bin ich?“, fragte das total verwirrte MetalTyrannomon und stand langsam auf. Geogreymon trat vor und sagte: „Komm mit mir, alter Freund. Ich habe dir viel zu erzählen.“
 

„Wer bist du eigentlich?“, fragte Tsubaki den seltsamen Typ und dieser sah sie irritiert an.

„Wizardmon“, antwortete er knapp.

„Und wieso hast du mich Nee-san genannt?“, fragte sie skeptisch.

„Weil das Candlemon ist. Er ist bloß digitiert“, antwortete Hiroshi und als wäre dies ein Stichwort gewesen digitierte der Typ mit Umhang wieder zu der kleinen Kerze zurück. Das Mädchen machte große Augen: „Also deshalb warst du weg. Du bist digitert und wolltest den Helden spielen, wie?“

„Das hat auch gut geklappt“, sagte Hiroshi und klopfte sich die Klamotten ab. „Wäre er nicht gekommen und hätte mich in die heiße Quelle geworfen, damit ich mich ein wenig erhole, hätte ich euch nicht helfen können.“ Sie alle standen nun vor der Steinmauer, die vorher der Eingang zum Lavabecken gewesen war. GeoGreymon und MetalTyrannomon wurden herzlich in der Stadt aufgenommen, was die beiden fast zu Tränen rührte.

„Wir möchten euch danken“, sagte GeoGreymon und trat näher an Hiroshi an. „und dir mein Freund, will ich etwas geben. Hier, bitte nimm es an.“ In seiner ausgestreckten Kralle hielt er einen Datenstrang in der Hand. Der Junge machte große Augen.

„Ist das… eine Uploadattacke?“, fragte er und nach einem Nicken des Digimon nahm er die Daten in die Hand und sein DDNA-Scanner saugte die Informationen geradezu ein. Es piepte kurz, dann ertönte eine mechanische Stimme die sagte: „Attacke erkannt. Megabrenner. Nutzbar von: Flamedramon. Attackendaten werden übertragen. Gespeichert. Attacke steht nun zur Verfügung.“

„Vielen Danke“, sagte er. GeoGreymon schüttelte nur den Kopf, dann ging es wieder.

„Wir sollten uns auch langsam zum Gehen zwingen“, sagte Candlemon und hüpfte aufgeregt umher. „Agunimon wird sich freuen. Und ich will mal langsam wieder die Sonne sehen.“ Gesagt, getan. Unter jubelnden Rufen verließen Hiroshi, Tsubaki und Candlemon Minetown und mussten sich beim Anblick der Sonne einige Zeit die Hand schützend vors Gesicht halten.

„Hiroshi? Ich habe eine Bitte an dich“, sagte das Mädchen plötzlich und er wandte sich ihr fragend zu.

„Was denn?“

„Ich will, dass du mir das Kämpfen beibringst. Ich bin dir keine Hilfe. Nach einem Angriff liege ich schon am Boden. Ich bin nur ein Klotz am Bein. Bist du damit einverstanden?“ Hiroshi musterte sie lange und genau. Ihr war es ernst, das merkte er. Langsam nickte er und sagte: „Also gut. Aber es wird nicht einfach werden, weißt du?“ Sie nickte. Offenbar hatte sie sich mit ihrer Situation abgefunden und wollte mit ihm zusammen dieser Welt helfen. Vielleicht, so hoffte sie wohl, könnten sie so einen Weg nach Hause finden.

Training und dessen Folgen

Die Felswand gab nach und zerbröckelte in kleine Teile. Das Geräusch des fallenden und rollenden Gesteins erfüllte die Luft. Tsubaki keuchte schwer. Seid Tagen waren sie, Hiroshi und Wizardmon am trainieren. Nachdem sie von Minetown zurückgekehrt waren und Agunimon alles erzählt hatten, hatte Hiroshi sie mit in die Berge genommen. Er meinte, dort habe er öfters trainiert. Tatsachlich war Tsubaki nun in der Lage wesendlich länger ihre Digimonformen anzunehmen und sogar wenn sie schwerere Treffer abbekam blieb sie in ihrer Kampfform. Auch ihre Angriffe und Beweglichkeit hatten zugenommen. Und sie glaubte auch sonst etwas abgenommen zu haben. Zumindest rutschte ihr Rock hin und wieder etwas hinab. Jetzt aber brauchte sie eine Pause. Sie setzte sich an einen großen Felsen und lehnte sich seufzend an. Etwas Schweiß lief ihr über die Stirn und sogar ihren Hals hinunter. Ihr war nach einem Bad.

„Machst du auch eine Pause, Nee-san?“, fragte Candlemon, welches neben ihr stand und sie nickte. „Ich auch. Aber nur kurz, danach geht es weiter.“ Beide sahen dann auf. Einiges von ihnen entfernt konnten sie Flamedramon sehen. Es feuerte seine neue Attacke Megabrenner um Felsen zu schmelzen. Zumindest versucht er das. Tatsache war leider, dass seine Attacken etwas an Kraft verloren hatten, seitdem er die neue Attacke übernommen hatte. Agunimon hatte gemeint, dass die Stärke der Uploadattacken nach der dritten Attacke langsam sinken würde. Durch Training könnte man dieses aber ausgleichen. Außerdem arbeitete Flamedramon an einem Weg seine Megaflamme etwas umgänglicher zu gestalten. Doch wie konnte man aus einem Riesenfeuerball einen kleineren mit gleicher Sprengkraft erzeugen?

„Sag mal Nee-san, stimmt das? Hat Angemon etwas hier gelassen für dich?“, fragte das Kerzendigimon und Tsubaki nickte erneut als sie ihren DDNA-Scanner hervorzog.

„Ja, hier. Eine Uploadattacke. Gottesturm, toll oder? Agunimon meinte, die Attacke lag auf dem Tisch mit diesem Brief. Ich lese ihn mal vor.“ Sie kramte ein Blatt Papier hervor und las ihn vor: „An Tsubaki. Ich bedauere es wirklich, dass wir leider nicht soviel Zeit hatten uns zu unterhalten. Wie ich aber gehört und gesehen habe, scheint Hiroshi etwas von seiner Aggressivität verloren zu haben und folgt wieder seinem Weg. Ich persönlich versuche meinen eigenen Weg zu finden. In dich setze ich nun mein Vertrauen. Ich hinterlasse dir dies. Bitte sage Hiroshi nichts von meinen Bedenken. Mein Gefühl sagt mir, dass wir uns bald wieder begegnen. Bis dahin alles Gute, Angemon.“ Als sie fertig gelesen hatte, verstaute sie den Zettel wieder dezent in ihrem Dekollete.

„Komischer Brief. Heißt das jetzt er ist auf unserer Seite?“, fragte Candlemon und machte Anstalten wieder zu gehen. Das Mädchen zuckte mit den Schultern und sagte ehrlich: „Ich weiß nicht, aber das wäre doch toll oder?“

„Ich weiß nicht. Wird sich ja noch zeigen, ich gehe mal wieder, bis später“, sagte das Kerzendigimon und hüpfte davon. Langsam stand Tsubaki auf, klopfte sich den Dreck von ihren Sachen und ging in Richtung Flamedramon.
 

„Wie wär’s mit einer Pause?“ Flamedramon wandte sich um. Tsubaki stand nur wenige Schritte hinter ihm, hatte die Arme auf dem Rücken verschränkt und lächelte. Er holte hastig Luft. Seine Methode war sehr anstrengend, aber effektiv. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: „Mir geht es gut, danke. Nur noch ein bisschen, dann hör ich auf.“ Dann wandte er sich sofort wieder um und schlug einige Male auf das Massivgestein ein.

„Du bist echt ein Sturkopf“, sagte Tsubaki nach einer Weile. „Fang bloß nicht an zu meckern, wenn du zusammen brichst.“ Ein lautes Knurren durchzog die Situation. Langsam drehte sich das Mädchen um und Flamedramon, der in seiner Bewegung erstarrt war, lief knallrot an. Langsam huschte ein fieses Grinsen über Tsubakis Gesicht und sie fragte spöttisch: „Hat da etwa jemand Hunger? Kein Wunder, seid wir in der Digiwelt sind hast du kaum was gegessen.“

„Man muss hier auch nicht viel essen. Aber… ja okay, ich mach Futterpause, aber danach geht es sofort weiter.“ Mit den Worten digitierte er wieder zurück und wandte sich gehen. Als wäre das ein Startzeichen gewesen wurde ihm plötzlich schwarz vor Augen. Er begann zu taumeln und hörte Tsubaki etwas sagen, doch es klang seltsam verzerrt. Dann konnte er fühlen, wie er nach vorne fiel.

„Vorsicht!“, rief das Mädchen nun laut und der Junge fühlte wie er gegen sie stieß. Sie fing die Wucht auf und bewegte sich komischer Weise keinen Schritt zurück.

„Wow bin ich stark geworden. Alles okay Hiroshi?“ Tatsächlich ging es ihm langsam besser. Er nickte und murmelte: „Ja, wahrscheinlich nur ein kleiner Kreislaufkollaps. Geht schon wieder, entschuldige.“

„Aber nicht doch…“, hauchte sie leise und ihr Klammergriff festigte sich etwas. „Schon gut, wirklich. Ich warte schon länger darauf. Endlich sind wir Zwei mal etwas alleine.“ Erst lief Hiroshi rot an und ihm kamen seltsame Gedanken. Dann traf ihn die Realität wie ein Hieb mit einem Vorschlaghammer. So was hatte er in letzter Zeit oft erlebt und geträumt und in den meisten Fällen war es Traum. Da er diesmal aber alles genau spüren konnte, vom Griff bis hin zu Tsubakis leises Atmen, gab es nur eine Erklärung. Sofort reagierte und stieß das Mädchen weg.

„Nicht du schon wieder, hau ab!“ Das Mädchen fing schrill an zu lachen und fing den Sturz ab. Als sie sich aufrichtete sagte sie: „Aber mein Liebster. Ich bin es doch. Ich bin das, was du willst, was ich bin. Deine feste Freundin, deine Seelenverwandte, deine Geliebte!“ Sie sprang auf ihn zu und ihm Flug wurde sie zu dem bösen Hiroshi.

„Vee-Kopfnuss!“ Doch der Böse war diesmal vorbereitet. Mit den Worten: „Überlege dir mal was neues, Blauschimmel!“ drehte er sich um, packte Veemon im Ansturm am Kopf und warf es in eine andere Richtung. Hiroshi reagierte nun auch und trat zu. Tatsächlich traf seine böse Seite im Rücken und rannte dann zu dem kleinen Drachendigimon herüber.

„Alles okay?“, fragte er, als er Veemon auf die Beine half und das Digimon nickte.

„Ja, alles okay. Aber aus irgendeinem Grund wird er immer stärker. Ich weiß noch nicht warum, aber er ist gerade ausgebrochen, als du zusammengebrochen bist.“ Der böse Hiroshi lachte wieder auf. Veemon sprang vor und sagte ernst: „Das klären wir später. Erstmal müssen wir ihn loswerden. Komm Hiroshi, wir digitieren.“

„Und wie?“, fragte der Junge interessiert.

„Fass mich an den Schultern“, sagte das blaue Drachendigimon und als der Junge es tat geschah es tatsächlich.

„Veemon digitiert zu Flamedramon!“ Flamedramon sah auf seine Krallen. In seinem eigenen Unterbewusstsein war Hiroshi tatsächlich zu Flamedramon digitiert. Das Lachen erstarb und ein böses, fast diabolisches Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht des bösen Hiroshi.

„Ihr Pfeifen. Eure Digitation ist auch meine Digitation.“

„Was?“, fragte das Drachendigimon entsetzt und schon geschah es.

„Hiroshi, Armordigitation zu BlackFlamedramon!“ Da stand er. Es war Flamedramon und doch wieder nicht. Statt einer roten Rüstung, war sie pechschwarz. Das gelbe und orangene Flammenmuster war weiß bis grau gefärbt und seine Augen waren giftgrün. Das Grinsen war geblieben. BlackFlamedramon leckte sich genüsslich über eine seiner Krallen und ein wahnsinniger Ausdruck lag in seinen Augen.

„Diese Kraft ist unglaublich. Ja, die Macht eines waren Kriegers. Kämpfen wir los! Kämpfen nur um des Kämpfens Willen, ohne Regeln, bis zum Ende!“, rief er und rannte los. Flamedramon tat es ihm gleich.

„Kämpfen und Verletzen aus Spaß? Niemals wieder, diese Zeit ist längst vorbei! Ich werde dich ausschalten! Ein für alle mal!“ Er sprang und holte aus.

„Brennende Faust!“, rief er und schlug zu. BlackFlamedramon lachte, sprang zur Seite und zielte auf sein gutes Gegenstück.

„Schwarzfeuerrakete!“, rief er und schoss. Die Krallengeschosse verfehlten nur knapp, da das gute Drachendigimon seinen Kopf nach hinten wegzog, zwei Saltos schlug und erneut angriff.

„Megabrenner!“, rief er und das Laserfeuer schoss auf den Feind zu. Dieser sprang und wich somit erneut aus.

„Gib auf Hirolein! Wir haben beide einen Heimvorteil und sind gleichstark! Das könnte ewig so weitergehen!“ Beide landeten mit einem weiten Abstand von einander auf dem Boden und sahen sich an.

„Was willst du eigentlich?“, fragte Flamedramon ernst.

„Das sein, was du nicht sein kannst“, antwortete der andere.

„Wie meinst du das?“

„Kaltherzig, rau, ernst und Besitzt ergreifend.“

„Wieso sollte ich das sein wollen?“

„Du willst kaltherzig sein um deine Feinde zu erledigen. Du willst rau sein um der Welt zu trotzen und du willst, dass dir das gehört, was du als ein Eigentum ansiehst.“

„Das wollte ich damals alles sein, ja. Aber was sollte ich schon besitzen wollen? Sprichst du von Tsubaki?“

„Ja.“

„Wir sind nur Freunde!“

„Wer es glaubt. Du siehst doch schon seid damals zu ihr auf. Du kannst mir nichts vormachen. Ich bin du und wiederum ganz anders. Ich bin das, was du werden wolltest, ich hatte den Mut so zu sein, wie du sein wolltest und ich werde es auch sein, der dich ablösen wird! Als erstes, wird die Kleine leiden!“

„Lass Tsubaki aus dem Spiel, sie hat nichts damit zu tun!“, rief Flamedramon aufgebracht und ballte bedrohlich die Faust.

„Ich befürchte seid dem sie hier ist, schon. Sie hat eine seltene Gabe weißt du? Solange sie um dich ist und ihr beiden euch gegenseitig Zuneigung zeigt, kann ich unter Kontrolle bleiben. Bei so Dingen wie Ohnmacht oder Wutanfällen, wo dein Verstand also nicht mehr klar funktioniert kann ich frei kommen. Doch solange euer rumgeturtelt andauert bin ich machtlos gegen dein dummes Gefühl! Weißt du noch bei Okuwamon, wo sie sagte, dass sie dich hassen würde? Das war der Auslöser für meine erste Gefangennahme. Du hast wieder angefangen… zu lieben!“ Flamedramon wurde rot, doch dann fing er an zu grinsen und sagte: „Wenn das so ist, weiß ich was zu tun ist. Du sagst also mein dummes Gefühl sperrt dich weg, ja? Das hier ist MEINE Welt! Und ich werde dich verscheuchen!“ Er hob einen Arm und zielte.

„Feuerrakete!“ Das Geschoss flog und Schlangenlinien auf BlackFlamedramon zu. Dieser lachte und holte aus als er rief: „Ich sagte doch schon, es hat keinen Sinn!“ Er schlug zu um die Rakete wohl umzulenken, doch stattdessen explodierte sie und die Druckwelle riss den Getroffenen von den Füßen.

„Was zum…?“ Zum ersten Mal seid er denken konnte, sah Flamedramon in dem Gesicht seines Gegners etwas, was er noch nie bei ihm gesehen hatte. Panik, ja gar Furcht. Er grinste. Es war herrlich ihn so zu sehen.

„Wie hast du…“, begann BlackFlamedramon doch beendete seinen Satz nicht.

„Ist doch ganz klar“, sagte das gute Drachendigimon und lächelte besserwisserisch. „Wenn dich meine Gefühle in Ketten legen, dann sollte ich diese Gefühle mal öfters walten lassen. Und wenn es sein muss, dass ich es zugeben muss Tsubaki zu mögen…“ Langsam hob er seine beiden Armen und zielte genau. „Dann soll es so sein! Jawohl, ich mag sie, mag sie, mag sie, mag sie, mag sie, mag sie…“ Bei jedem Ruf schoss er eine weitere Rakete. Die Sprengkraft war enorm. Die böse Seite wich am Anfang zwar aus, doch irgendwann war es einfach unmöglich. Die Schockwellen ließen ihn irgendwann taumeln und schließlich wurde er von den folgenden Explosionen erfasst. Schwer atmend sank Hiroshi auf die Knie. Veemon strahlte und hüpfte vor Freude als er rief: „Das war toll Hiroshi! Er ist weg. Zumindest fürs erste. Aber keine Sorge, wir finden einen Weg ihn zu vertreiben.“ Der Junge holte ein letztes Mal tief Luft, dann ging es ihm wieder gut. Er nickte bei der letzten Aussage und stand auf.
 

Langsam öffnete er blinzelnd die Augen. Das Gefühl, dass ihm jemand die Wange tätscheln würde hatte ihn zurück in die Realität geholt. Schon traten die Kopfschmerzen ein.

„Au… mein Kopf…“, keuchte er und verzog das Gesicht.

„Ich hatte ja gesagt, du bist ein Sturkopf. Die Pause kam viel zu spät, hier trink das“, sagte Tsubaki und hielt ihm einen Tonbecher hin. Der Junge richtete sich etwas auf und trank den Becher sofort leer. Es war normales Wasser. Offenbar befanden sie sich in Candlemons Haus und er lag im Bett.

„Danke…“, sagte er und stellte den Becher ab. „Kreislauf?“, fügte er trocken hinzu und sie verschränkte nach einem Nicken die Arme vor ihrer Brust.

„Klar, was sonst? Du hast zwei Schritte getan und schon wurde ich unter dir begraben“, erzählte sie leicht ärgerlich und Hiroshi konnte sich ein schmunzeln nicht verkneifen.

„Und du hast ihm Schlaf geredet.“ Er horchte auf und schluckte schwer.

„U-und über was?“, fragte er und seine Stimme wurde leicht zittrig. Tsubaki sah erst weg, dann wandte sie sich mit leicht geröteten Wangen wieder zu ihm um. Hiroshis Gesicht entgleiste dafür bevor die Röte einsetzte. Ihr Gesicht blieb zwar ernst, doch es lag noch etwas anderes darin. Schämte sie sich?

„Du meintest mehrmals hintereinander… dass du…nein, besser du sagstest…“ Innerlich machte sich der Junge auf ein Gewitter gefasst, doch dann: „Ich will mich ausziehen.“

„Hah?“ Er brauchte einige Sekunden, bis er den Satz in einen logischen Zusammenhang bringen konnte. Aus seinem „Ich mag sie.“ hatte sie ein: „Ich will mich ausziehen.“ herausgehört? Oder wollte sie ihn bloß veralbern?

„Wieso wolltest du das? Was… träumst du denn so?“, fragte sie und klang sogar wirklich interessiert. Es verwunderte ihn auch nicht wirklich, dass sie sich etwas näher zu ihm setzte, denn das ganze war wirklich einfach zu lächerlich. Immerhin war er gerettet.

„Ähm… also… ich träumte… ich… sei… an… einem… FKK-Strand“, schloss er knapp und sah plötzlich sehr am Himmel interessiert nach draußen. Dieser schöne blaue Farbton war ihm nie zuvor aufgefallen. Tsubaki harkte aber weiter nach: „So? Und was willst du an einem FKK-Strand?“

„Ich äh… bin gerne… manchmal… also hin und wieder muss es einfach sein… dass ich… die Hüllen fallen lasse. Und da ich das Meer liebe…“ Weiter redete er nicht. Flog da grade ein Vogeldigimon am Himmel?

„Aha. Ist ja interessant. Wenn das so ist, sollten wir in Zukunft etwas Abstand halten“, sagte sie und wollte aufstehen, doch aus Reflex hielt er sie am Handgelenk fest.

„Ist noch was?“, fragte sie und blinzelte ihn an.

„Das war doch alles nur Quatsch. Ich habe nur geträumt dass Hochsommer ist und ich konnte mich ned abkühlen.“ Ja, diese Geschichte war um einiges Jugendfreier und wesendlich erträglicher. Das Mädchen lächelte und sagte: „Ach so? Gut zu wissen, ich hatte schon kurz den Verdacht, du seiest seltsam veranlagt… wie andere komische Menschen. Aber ich lasse dich trotzdem kurz alleine, ich müsste mal dringend wohin. Natürlich nur, wenn du mich freundlicher Weise loslassen würdest.“ Sofort lies er sie los und sie verlies den Raum. Kaum, dass die Tür sich geschlossen hatte, schoss ihm der kurze Kampf mit seiner bösen Seite in den Kopf. Hatte der böse Hiroshi nicht gesagt, nur mit Tsubaki in seiner Nähe könnte er der sein, der er schon immer war? Nur durch ihr auftauchen könnte er sich selbst unter Kontrolle halten? Plötzlich ergab Angemons Satz von damals Sinn.

„Das wirst du schon noch sehen. Nun ist jemand da, der dich aufhalten kann.“ Das hatte er damals gesagt. Wusste er das etwa schon, nachdem er Tsubaki nur einmal gesehen hatte? Immerhin hatte Hiroshi damals niemals ihren Namen genannt oder auch nur erwähnt, welche Freunde er in der realen Welt hatte. Oder konnte Angemon seine Gefühle besser spüren als Hiroshi selbst? Und wohin war der Engel verschwunden? Nach Agunimons Schilderung hörte es sich nicht so an, als wäre er zu den Virus Busters zurückgekehrt. Wo war Angemon jetzt wohl?

„Huhu. Hiroshi, hallo?“ Er blinzelte und zuckte überrascht zusammen. Tsubaki stand nicht neben ihm winkte, sondern hockte auf seinen Beinen und winkte mit einer Hand vor seinem Gesicht rum.

„Tschuldige, ich habe bloß… wieso sitzt du auf meinen Beinen?“

„Darf ich nicht? Du hast mich ja ignoriert. Stimmt was nicht?“

„Nein, alles okay.“ Sie stieg wieder vom Bett runter und fing an zu gähnen und sich zu strecken.

„Man bin ich müde, ich glaube, ich lege mich für eine Stunde hin“, sagte sie und mit einem Winken verlies sie sein Zimmer erneut. Der Junge sah aus dem Fenster und dachte: „Angemon… was ist deine Rolle in diesem Spiel? Auch wenn ich dir niemals vergeben kann, welche Position hast du wirklich? Feind oder Freund?“
 

„Und du bist sicher, dass du das machen willst?“, fragte das Feendigimon und sah Angemon besorgt von der Seite an. Dieser nickte knapp und sah von dem Berg herab auf die Digiwelt hinunter. Er hatte einen Entschluss gefasst.

„Ja, es muss sein. Meisterin Ophanimon sagte mir einmal, dass man immer seinem Herzen folgen soll. Ich bin zwar ein Virus Buster und somit Seraphimon verpflichtet, aber ich bin auch ein Wing Guardian und somit auch Ophanimon unterstellt. Ich habe mich entschieden Lillymon und gehe zu euch Wing Guardians. Und dann werde ich Nachforschungen anstellen. Irgendetwas stimmt seid längerer Zeit nicht mehr.“ Lillymon rieb sich den linken Oberarm und sah das Engeldigimon etwas besorgt an. Zwar würde er keinen Ärger bekommen, weil er weiterhin im Dienst eines Engels stand, doch sie war sich sicher, dass Seraphimon misstrauisch werden würde.

„Das bleibt letztlich deine Entscheidung. Aber was machst du jetzt wegen den Kindern?“, fragte sie, trat neben ihn und deutete auf das nicht sehr weit entfernte Warmcity. Angemon schüttelte als Antwort nur den Kopf und wandte sich um zum gehen. Das Feendigimon folgte ihm dicht und lächelte ein wenig.
 

„Entschuldigt bitte die Störung“, begann Agunimon, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Aber wir haben ein Problem.“ Nach seinem letzten Satz, legte er einem kleinen Digimon neben sich eine Hand auf die Schulter.

„Das hier ist Tentomon. Es stammt aus dem Buglands und scheinbar gibt es dort einige Schwierigkeiten. Erzähl es nochmal, ja?“ Das Insektendigimon nickte knapp. Obwohl es sprach, konnte man keiner leih Anzeichen dafür erkennen, da es keinen Mund besaß: „Vor wenigen Stunden sind zwei seltsame Digimon bei uns aufgetaucht, die scheinbar grundlos in unserem Land wüten. Ich konnte zwar entkommen, doch viele meiner Freunde hatten weniger Glück…“

„Wer greift euer Land an?“, fragte Hiroshi sofort, da ihn die genannte Zahl Nummer zwei schon ein dumpfes Gefühl im Magen verschaffte.

„Das sind zwei Engel. Eines hieß Piddomon und…“ Doch ehe Tentomon weiter reden konnte war Hiroshi bereits vorgesprungen und wollte die Tür aufreißen, doch Agunimon hielt ihn zurück.

„Warte Hiroshi, du kannst nicht wieder einfach ohne Vorbereitungen in den Kampf ziehen.“

„Los lassen! Diesmal haue ich sie endgültig weg!“ Ein lautes klatschen folgte. Alle verstummten und sowohl Hiroshi, als auch Agunimon erstarrten in ihrer Bewegung. Tsubaki sah ihn mit rötlichen Wangen an und ließ die Hand sinken, mit der sie ihm soeben eine Ohrfeige verpasst hatte.

„Reiß dich zusammen man!“, rief sie schrill und Hiroshi wurde losgelassen, da er sich tatsächlich beruhigt hatte. Langsam sah er auf und sah sie an. Sein Gesichtsausdruck war zur ihrer Verwunderung sehr nachdenklich.

„Was ist?“, fragte sie jetzt etwas beschämt. Irgendwie war es ihr ein wenig unangenehm von ihm so angeschaut zu werden. Dann sagte er langsam: „Du… hast… echt… Muskeln.“ Die Stille wurde nochmal um einigen ruhiger. Tsubaki verarbeitete den Satz noch, als Agunimon langsam und in weiser Voraussicht zwei Schritte zurück trat. Das nächste, was Hiroshi spürte, war ein leichtes Ziehen an seiner Schläfe, doch er konnte nicht erkennen wer oder was es war, denn schon wurde ihm schwarz vor Augen.
 

„Gut, dann ist das geklärt“, sagte das Feuerdigimon schließlich und zusammen mit Tentomon begab er sich zur Tür. „Ihr reist morgen zusammen ab. Und ihr seid sehr vorsichtig, ja?“

„Sind wir“, antwortete das Mädchen zustimmend und schloss die Tür, nachdem die zwei Digimon das Haus verlassen hatten. Hiroshi wachte auf. Er lag zu seiner Verwunderung am Boden und hatte Kopfschmerzen. Langsam setzte er sich auf und rieb sich den Hinterkopf.

„Was war los?“, fragte er verwirrt. Candlemon sah demonstrativ weg, als hätte er Angst vor irgendetwas. Tsubaki, die sich nicht umdrehte, wandte sich einem Fenster zu und öffnete es ein wenig.

„Du bist ausgerutscht“, antwortete sie knapp.

Rumble im Wald

„Und ihr seid sicher, dass es alleine angehen wollt? Ich würde sonst mit euch kommen“, sagte Agunimon und sah fragend in die Runde. Doch Hiroshi schüttelte sofort den Kopf und antwortete: „Bloß nicht, wer soll dann auf die Stadt aufpassen? Wir schaffen das, aber jetzt müssen wir uns beeilen. Auf geht’s!“ Damit nickten die anderen und folgten Tentomon, welches sie führte. Bildete sich der Junge das nur ein, oder folgte Agunimons Blick ihnen diesmal länger als sonst?
 

Sie brauchten etwa zwei Stunden, bis sie den Wald sahen. Raidramon war bereits dabei Tsubaki, Candlemon und Tentomon auf seinem Rücken zu tragen. Ansonsten hätte es weitaus länger gedauert. Der Wald war prächtig. Grün, große Bäume und viel Vegetation am Boden. Der Boden selbst war weich, fast gummiartig.

„Ist es noch weiß?“, fragte Candlemon irgendwann. Tentomon schüttelte den Kopf und deutete nach vorne, als er sagte: „Noch diese Bäume dort und wir sind…“ Doch weiter sprach er nicht. Raidramon war gesprungen und so befanden sie sich bereits hinter den Baumkronen. Ihnen blieb die Luft weg. Für das Drachendigimon blieb die Zeit kurz stehen. Das Dorf brannte, mehr noch. Überall verteilt lagen Digieier. Und dort standen sie. Piddomon hielt noch ein zitterndes Flymon in den Händen und drückte ihm in diesem Moment die Kehle zu. D´Arcmon hatte sich über ein Kunemon gebaut und stieß in selber Sekunde ihren Speer in dessen Körper. Raidramon schrie. Es war ein Kampfschrei, nichts hielt ihn mehr. Alle sprangen aus Schreck ab und er zauste vor. Blanker Zorn stand in seinen Augen. Piddomon wollte sich noch umdrehen, doch zu spät. Schon gruben sich Raidramons Vorderkrallen in dessen Schultern und mit seinem Gewicht drückte er den Engel zu Boden. Dieser keuchte schmerzerfüllt auf und trat zu. Dass Raidramon genau im Bauch getroffen wurde ignorierte er im Moment total. Er riss das Maul auf und blaue Blitze züngelten sich in dessen Mundhöhle.

„Blitzklinge!“, rief er, doch ehe er feuern konnte stieß ihn D´Arcmon ihren Speer in die Seite und stieß ihn weg. Die Wucht reichte aus, um Raidramon in den nächsten Baum zu schleudern. Tsubaki kam angerannt, den DDNA-Scanner bereits gezückt.

„Wir sind dran Candlemon! Digi-DNA scannen, Upload! Tsubaki, Armordigitation zu Rabbitmon!“

„Candlemon digitiert zu Wizardmon!“ Die beiden Digimon rannten weiter. Rabbtimon gab Gas. Sie war so schnell, dass D´Arcmon sie erst sah, als es zu spät war um auszuweichen. Mit dem Kopf voran warf sich das kleine Digimon in deren Brust und warf sie nach hinten.

„Donnerwolke!° Wizardmons Angriff war heftig, doch Piddomon sprang hoch und entkam der Auswirkung der Attacke. Den Stab gezückt ließ er sich auf Wizardmon herabfallen.

„Dein Ende naht!“, rief der Engel.

„Nein! Dein Ende naht!“ Das Engeldigimon sah zur Seite. Flamedramon kam angesprungen, die Faust bereits für den Angriff ausgeholt. Dann schlug er zu. Piddomon wollte noch ausweichen, doch dieser Schlag kam zu überraschend.

„Brennende Faust!“ Den Engel warf es zu Boden. Krachend landete er in dieser.

„Diesmal seid ihr dran!“, rief Rabbitmon und zusammen mit Flamedramon und Wizardmon bildete sie eine Mauer. Die Engel standen auf. Sichtlich erschöpft. Diesmal würden sie nicht entkommen.

„Ach ja? Meint ihr das? Hiroshi, mein Süßer, du solltest es besser wissen.“ Die Stimme kam von über ihnen. Alle drei sahen auf. Ein wunderschöner Engel stand mit vor den Armen verschränkter Brust auf einem dicken Ast über ihnen. Eine Frau, mit langen, blonden Haaren. Flamedramon begann noch mehr zu knurren und murmelte: „Angewomon…“ Der weibliche Engel hielt sich den Handrücken vor den Mund, während sie kicherte und sagte anschließend: „Du erinnerst dich also noch? Wie süß von dir, mein Schatz. Dann weiß du doch sicher auch noch wem du den Umstand zu verdanken ahst, dass du überhaupt kämpfen kannst, ja? Also, sei jetzt ein braves Kind und komm zurück zu uns. Seraphimon wird dir alles vergeben.“ Man konnte die Wut und den Zorn in Flamedramons Augen nicht in Worte fassen. Er begann am ganzen Körper zu zittern. Zähne knirschend antwortete er auf die, für ihn, im Moment einzig logische Weise. Er stieß sich vom Boden ab und schoss auf Angewomon zu. Diese fing an zu lachen, ein irres Lachen und dem Drachen mit ausgebreiteten Flügeln entgegen. Sie trat elegant zu, während er einen plump aussehenden Schlag tat. Beide brachten aufeinander. Der Engel gewann den Zweikampf nach kürzester Zeit. Mit lautem Krachen landete Flamedramon auf dem Boden, wirbelte mächtig Staub auf und hinterließ einen kleinen Krater.

„Ihr zwei, los, geht zu den letzten Überlebenden. Danach, kümmert euch um den roten Käfer dahinten, los“, sagte Angewomon befehlend zu den anderen zwei Virus Bustern. Diese nickten und rannten los. Doch zu taten bloß drei Schritte, denn ehe Rabbitmon und Wizardmon sich einmischen konnten, explodierte unter den Engeln der Boden und schleuderte es einige Meter nach Vorne. Alle sahen auf. In den Baumkronen schwebten zwei Gestalten, eigentlich drei. Das feenartige Digimon trug ein lilafarbene Digimon auf dem Arm, was wie eine Echse mit Fell aussah und das andere war Angemon, welcher mit verschränkten Armen wie ein Bodyguard neben der Fee schwebte und mit ernster Miene herabsah. Angewomon verzog leicht genervt das Gesicht und meinte: „Ich ahnte doch, dass ich dreckige Verräter gerochen habe.“

„Dorumon!“, schrie Tentomon glücklich und das Echsendigimon rief ebenfalls erleichtert: „Tentomon!“ Das Feendigimon fing an zu lächeln und musterte die anderen am Boden. Ihr Blick blieb an Flamedramon haften, der sich soeben aus dem Krater erhob und ebenfalls aufsah. Bei Angemon verfinsterte sich sein Gesicht erneut.

„Du hast Recht Angemon, der Drache ist wirklich schlecht auf dich zu sprechen. Aber glaubst du, ich könnte mich mit ihm anfreunden?“, fragte sie und ging langsam in den Sinkflug, da Dorumon alles tat um nach unten zu Tentomon zu kommen.

„Versuch es ruhig. Mit mir will er nichts zu tun haben und das kann ich ihm nun wirklich nicht verübeln.“, begann Angemon und sah zu dem Drachendigimon herab, als er seine Stimme anhob und weiter sprach: „Hiroshi, hör mir zu. Ich, Angemon, ehemaliges Mitglied der Virus Busters… bitte hiermit auf untertänigste um Vergebung.“ Damit verbeugte sich der Engel in der Luft. Totenstille herrschte. Sogar Flamedramons Knurren erstarb. Er war verwundert.

„Natürlich gibt es keine Entschuldigung für mein früheres Handeln und dass du mir vergibst, verlange ich gar nicht. Wie du früher, war auch ich geblendet. Aber nun bin ich jemand anderes. Nachdem du damals gegangen warst, wollte ich deinen DDNA-Scanner an Seraphimon übergeben, doch da leuchtete das Gerät auf und die Seele im Inneren nahm mit mir Kontakt auf. Seid dem, habe ich mit den Virus Busters abgeschlossen. Nun gehöre ich zu Ophanimons Truppen, den Wing Guadians. Mit Lillymon hier, sorge ich nun auf die richtige Weise für Gerechtigkeit. Mit Geduld, Tugend und Respekt anderen gegenüber. Ich weiß, du glaubst es mir nicht, doch es ist wahr und ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst.“ Damit beendete Angemon seine Rede. Er sah hinab. Flamedramon hatte seine Augen geschlossen. Er war ganz ruhig.

„Du bist Schuld… an dem Tod von Greymon und so vieler anderer unschuldiger Digimon“, sagte er schließlich.

„Ich weiß“, antwortete der Engel. Langsam sah der Drache auf. Sein gesicht war sehr ernst. Langsam hob er einen Arm und zielte auf Angemon.

„Hiroshi…“, begann Tsubaki, die wieder ihre Menschenform angenommen hatte um Kraft zu sparen und war fassungslos. Lillymon, die Dorumon abgesetzt hatte sah ebenfalls überrascht zu dem Armordigimon herüber.

„Du weißt das… verstehe, wenn das so ist!“ Es klickte, er war bereit zum feuern.

„Du kannst mir also nicht verzeihen, das erkenne ich an. Und erkenne auch deine Strafe an, schieß.“ Tatsächlich schoss das Drachendigimon, ohne weiter zu zögern. Tsubaki riss die Hände vor den Mund und sah weg. Dann ertönte die Explosion. Ein Körper schlug auf den Boden auf. Doch es war nicht Angemon, es war D´Arcmon. Sie hatte sich an den Engel heran geschlichen und wollte ihn angreifen. Fassungslos sahen Angemon, Lillymon, Tsubaki und Wizardmon zu Flamedramon herüber, der seine Kralle langsam wieder sinken ließ.

„Mein Lehrer sagte mir mal… dass jeder eine zweite Chance verdient hätte“, sagte er trocken und sah von Angemon weg. Lillymon grinste und sah den Drachen musternd an.

„Wow, ein interessanter Bursche. Und gut aussehen, tut er auch.“ Tsubaki schmollte. Die Fee sah sie lächelnd an. Angemon war fassungslos. Damit hatte er zwar gehofft, aber nicht gerechnet. Er war sichtlich gerührt und sagte langsam: „Ich… ich danke dir, Hiroshi.“

„Himmelspfeil!“ Alle reagierten sofort. Lillymon hatte Tsubaki weggestoßen und Wizardmin war aus dem Weg gesprungen. Angewomons Attacke verfehlte nur knapp. Sie war wütend.

„Jetzt habe ich von euch die Schnauze voll! Piddomon und D´Arcmon, zu mir!“ Die Engel gehorchten und sprangen zu ihrer Herrin. Diese hob beide Arme und über den Dreien ergoss sich eine Art Regen aus bunten Farben. Vor den Augen aller heilten sich die Wunden der zwei Championlevel. Dann wandten sie sich, wieder bereit für den Kampf, um. Piddomon warf seinen Stab, wie ein Bumerang und tatsächlich schlug er eine Kurve, während er Flamedramon, Wizardmon und letztlich Lillymon umwarf.

„Tsubaki, Armordigitation zu Nefertimon!“ Sie flog hoch, zu Angemons Seite. Beide nickten und schossen gleichzeitig ihre Attacke ab: „Doppelter Gottessturm!“ Ein Wirbelsturm schoss auf D´Arcmon herab. Sie hob schützend die Arme, doch um gepustet wurde sie trotzdem. Doch schon wurde Nefertimon von Piddomon angegriffen, ausweichen konnte sie zwar, doch der Angriff hatte ihren Flügel gestreift. Kurz war sie aus dem Takt und das nutzte der Engel um nachzusetzen. Schmerzerfüllt keuchte sie auf und fiel zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Gargoylemon, Lillymon und Wizardmon an ihr vorbeiflogen. Mit dem Kopf voran landete sie auf dem Boden. Das Training hatte sich gelohnt. Sie konnte das Armorlevel jetzt halten, trotz Schmerzen. Langsam richtete sie sich auf.

„Geht es dir gut?“, fragte jemand neben ihr. Sie wandte den Kopf. Tentomon und Dorumon waren bei ihr.

„Ja, es geht schon. Aber ihr müsst weg von, ihr könnt uns nicht helfen. Ihr könnt nicht digitieren“, sagte sie ernst.

„Du irrst dich, wir können sehr wohl digitieren. Wir haben es trainiert, seit ich vor einigen Monaten hier gelandet bin. Nur kann Tentomon sich nicht kontrollieren und ich will ihn mit meiner Digitation nicht kränken…“, meinte Dorumon und sah etwas entschuldigend zu dem Insektendigimon, welches nur abwinkte.

„Gelandet?“, fragte Nefertimon nach und sah immer wieder zu dem Kampf über ihnen auf. Eine große Wolke mit Blitzgewitter verriet ihr, dass Wizardmon gerade alles zu geben schien. Das Echsendigimon sprach weiter: „Ja gelandet. Ich war auf einmal da. Keine Ahnung wer oder was vorher war. Ich kenne eigentlich nichts anderes außer diesen Wald, Tentomon, die anderen Insektendigimon und Jiro.“

„Das ist ja eigenartig, vorallem weil doch Hiroshi auch vor einigen Monaten erstmals… wer ist Jiro?“ Tsubaki stutzte. Jiro? Das war ein Jungenname. Sehr ungewöhnlich für ein Digimon. Nun war es Tentomon, der antwortete: „Das ist der Junge, der in unserem Dorf gelandet ist. Er hat die meisten von uns evakuiert und wollte danach hier her zurück, um zu kämpfen.“ Ein dumpfes Surren, wie das Schlagen von Flügeln war zu hören. Dann kam aus den Baumkronen ein großer, grüner Käfer geflogen. Seine Rüstung an Kopf, Händen, Füßen und Flügeln erinnerte stark an das Muster von Flamedramon.

„Da ist er ja, das ist Shadramon!“ Shadramon schlug zu. Gargoylemon wandte sich um. Er hatte sich D´Arcmon vorknüpfen wollen, doch dieser neue Kämpfer war dazwischen gefunkt.

„Das ist mir jetzt wirklich zu voll! Rückzug, Virus Busters! Aber wartet es nur ab, nächstes Mal haben wir unseren besten Kämpfer dabei!“ Die Engel flogen wenige Meter, dann verschwanden sie in einem hellen Licht. Ein überraschtes Keuchen folgte. Angemon schmetterte es zu Boden.

„Angemon!“, schrie Lillymon überrascht. Shadramon ging in den Sturzflug und holte erneut aus.

„Stirb, Virus Buster!“ Seine Faust begann zu brennen. Er schlug zu, doch wie aus dem Nichts erschien Flamedramon schützend vor dem Engel und hielt den Angriff mit einer Kralle auf. Beide Feuerdigimon sahen sich ernst an.

„Was machst du da, Fremder?“, fragte das Käferdigimon leicht gereizt und versuchte etwas Druck nachzusetzen. Doch den Drachen kratzte das nicht. Zwar musste er sich etwas anstrengen, doch er hielt dem Druck stand.

„Das sollte ich besser dich fragen, Kumpel. Angemon ist nicht der Feind, er wäre den anderen doch gefolgt, oder? Hör auf unnötig den Helden zu spielen.“ Shadramon gab auf und sprang zurück.

„Unnötiges Heldspielen, machst du doch wohl eher. Tentomon, das hätte ich auch alleine geschafft… vertraust du mir etwa nicht?“, fragte das Digimon und wandte sich zu dem roten Käfer um. Dieses sah beschämt zu Boden und antwortete: „Doch natürlich… aber…“, doch Nefertimon ging dazwischen: „Hey du, nun mach den Kleinen nicht an, er hat sich doch bloß Sorgen um alle gemacht und das zurecht.“ Shadramon horchte auf und sah sie an.

„So eine Stimme… ein Mädchen?“ Fast gleichzeitig digitierten Hiroshi und Tsubaki zurück. Das Käferdigimon machte große Augen, dann leuchtete es kurz auf und letztlich stand dort nun ein junge, mit kurzen, braunen Haaren.

„Wahnsinn… ist das lange her, dass ich mal andere Menschen gesehen habe“, sagte der Junge und sah von einem zur anderen.

„Das kann ich mir vorstellen…“, meinte Hiroshi und verschränkte die Arme. Er war sauer auf den Jungen. Er hatte seinen Kampf unterbrochen und die Virus Busters waren daraufhin geflüchtet. Er sah, dass auch Candlemon wieder zum Rookie wurde.

„Aniki… ich habe Hunger…“, sagte das kleine Kerzendigimon und sah etwas erledigt aus.

„Ja, ich auch etwas. Wir gehen gleich auf die Suche nach…“, doch weiter kam Hiroshi nicht, denn er hörte die Stimme von dem neuen Jungen, der jemanden ausfragte: „Hi, ich bin Jiro. Wie heißt du? Wie alt bist du? Hast du einen Freund?“

„Aniki, ich glaube dieser Junge da, versucht Nee-chan auszuhorchen“, meinte Candlemon flüsternd. Tsubaki sah leicht irritiert aus. Nicht nur, dass dieser Jiro ihre körperliche Nähe suchte, was er durch das Halten ihrer Hände signalisierte, sondern war mit seinem Gesicht dem ihren so nah, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.

„Äh…hallo Jiro… Tsubaki… 13… und nein, habe ich nicht…“, meinte sie und antwortete somit auf seine Fragen. Hiroshi nahm grade einen Schluck Wasser aus einer Flasche, die ihm Lillymon gereicht hatte, als er von Jiro die Wörter hörte: „Wie wäre es denn dann, wenn du mich zu deinem festen Freund nimmst?“ Sofort prustete er alle Flüssigkeit wieder aus dem Mund. Das Mädchen fing beschämt an zu kichern und sagte langsam: „Du verlierst wohl keine Zeit, wie? Ich äh… denke drüber nach. Aber ich tendiere eher zu einem nein.“ Doch die versteckte Abfuhr, die selbst Candlemon verstand, überhörte der Neue entweder gekonnt oder er hatte es nicht verstanden, denn dieser meinte locker: „Lass dir Zeit. Aber ich muss sagen für dein Alter drückst du dich wirklich gewählt aus. Ich denke was Sprache angeht schlägst du mich um Längen und ich bin immerhin 14 und somit eine Klasse höher.“

„Tja, es sind eben nicht nur Qualität, sondern auch Quantität, nicht wahr?“, gab Hiroshi übertrieben laut von.

„Was ist denn der Unterschied?“, fragten die Rookielevel sofort und sahen ihn interessiert an. Hiroshi sah darauf nur zu Boden, da man ihn beim klugscheißern ertappt hatte. Jiro grinste, als er zu Tsubaki sagte: „Komm, lass diesen Loser da links liegen. Was kann er schon groß außer Sprüche klopfen und…“

„Sehr viel“, sagte Tsubaki sofort und riss ihre Hände los. „Er ist vielleicht nicht so klug wie andere, aber er hat ein gutes Herz und das ist mir jedenfalls mehr wert als alles andere.“ Damit ging sie zu Hiroshi, harkte sich bei ihm ein und zog ihn fast mit.

„Komm Hiroshi, wir gehen die Insektendigimon und etwas zu essen suchen.“ Angemon tauschte mit Lillymon einige Blicke, dann folgten sie. Nach kurzer Überlegungspause, ging ihnen dann auch Jiro nach.
 

„Aua! Geht das auch sanfter?“, fragte Hiroshi knurrend und hielt Lillymons Handgelenk fest. Sie war, laut ihrer eigenen Aussage, ein Sanitäter und hatte die winzig kleine Platzwunde an Hiroshis Kopf bemerkt, die er noch vom Aufprall auf den Boden davongetragen hatte. Das Feendigimon kicherte nur und riss ihre Hand los um weiter Alkohol auf die Wunde zu tropfen.

„Halt einfach still, dann ist es schnell vorbei. Hat der große Krieger etwas Angst vor ein paar Schmerzen?“ Sie hatten mit Jiros Führungskraft die Höhle gefunden, in der sich die restlichen Insektendigimon aufhielten. Sie waren allesamt verängstigt.

„Wir müssen aufpassen. Ich weiß wen Angewomon meinte. Hiroshi kennt ihn auch. Wenn sie wirklich wieder kommen und davon gehe ich aus, werden sie MagnaAngemon im Schlepptau haben. Dieser Engel ist gefährlicher, als alle anderen zusammen. Er hat ein ganzes Dorf voller Ultralevel in wenigen Minuten ausgelöscht. MagnaAngemon… beherrscht die Attacke Himmelstor, mit der er alles und jeden in die Dark Area verbannen kann. Wenn man erst mal dort ist, gibt es keinen Weg zurück.“ Die Digimon um sie herum begannen aufgeregt zu tuscheln.

„Das ist nicht gut. Und woher weiß man, dass es keinen Weg zurück gibt?“, fragte Tsubaki.

„Weil man niemanden, der jemals dort war, wiedergesehen hat“, antwortete der Engel und sah ernst in die Runde.

„Deshalb müssen wir hier weg, schnell. Ihr alle müsst fliehen, wenn es zu einem Kampf kommen sollte, werden wir euch solange wie möglich beschützen.“ Ein missbilligendes Schnauben war zu hören.

„Hey, hast du irgendein Problem?“, fragte Hiroshi gereizt, da Jiro dieses Geräusch von sich gegeben hatte. Dieser hatte desselben Tonfall als er antwortete: „Ja allerdings. Ihr taucht hier einfach auf, bringt die süße Tsubaki in Gefahr und nun klugscheißert dein Engel dort vor sich hin. Mich interessiert dieser Magnadingdongmon nicht oder sein Schimmelhorn. Keiner hier wird sich vom Fleck rühren, dieser Ort ist sicher wie ein Staatsgefängnis. Und wenn sie kommen, werde ich sie alle verteidigen, ich bin stark genug.“

„Du Trottel, man kann sich nicht ständig mit dem Rücken zur Wand stellen und hoffen den nächsten Schlag an dieser abprallen zu lassen!“, sagte Hiroshi und klang immer gereizter. Doch Jiro hatte, die für ihn, passenden Antwort parat: „Ach nein? Diese Wand im Rücken gibt einem Sicherheit, man kann nicht umgeworfen werden, nichts, man steht wie eine Eins und kann jeden Hieb abwehren!“

„Sei nicht dumm! An einer Wand kann man nicht ausweichen! Sie werden euch hier auslöschen wie eine Schlange den Bau eines Vogels! Mach du was du willst, aber alle anderen sollten fliehen!“

„Für wen hältst du dich eigentlich, Kleiner?“, fauchte Jiro, packte Hiroshi am Kragen und hob ihn an. Tsubaki sprang auf, doch Candlemon hielt ihre Hand fest und schüttelte den Kopf.

„Kannst du wirklich… kannst du wirklich verantworten, dass alle diese Digimon hier nur durch deine Idee möglicher Weise ihre Leben verlieren?“, fragte Hiroshi und war plötzlich völlig ruhig.

„Klar, denn durch eure Idee würden sie noch eher sterben“, antwortete Jiro und war ebenfalls wie durch Zauberei ganz ruhig. „Es wäre besser, wenn ihr jetzt geht. Tsubaki kann bleiben, aber ihr verschwindet. Diese Digimon haben schon zu viel für mich geopfert, als dass ich jetzt unnötige Risiken eingehe. Sie haben mich aufgenommen, mich beschützt und nun kann ich es ihnen zurückzahlen.“ Damit ließ er Hiroshi los. Dessen Zorn war verflogen. Jiros letzte Sätze hatten ihn an wen erinnert. An ihn selbst, denn er dachte genauso. Auch er war von Digimon aufgenommen worden als er Hilfe brauchte und auch er hatte damals alles versucht um Greymon zu retten ohne bei klarem Verstand zu sein. Jemand legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Er wandte den Kopf und sah in Tsubakis lächelndes Gesicht, die nickte. Er sah zu Angemon, Lillymon und Candlemon. Auch sie nickten.

„Was wäre denn ein Heldenspiel, ohne den Versuch einen Plan von jemand anderen durchzusetzen?“, fragte er dann laut. Jiro blieb stehen und wandte sich langsam um. Beide sahen sich minutenlang an.

„Ich… habe dich noch gar nicht nach deinen Namen gefragt…“, sagte Jiro langsam.

„Hiroshi.“

„So, so. Keine bange, den werde ich mir merken. Und… danke, dass ihr hier bleibt.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von: abgemeldet
2009-06-23T08:54:52+00:00 23.06.2009 10:54
♥w♥
Shadramon!!!!!
Du triffst echt meinen Geschmack.
XDDD
lol
(Fast) alle weiblichen Digimon finden Flamedramon schick.
kan man auch nachvollziehen.
X3
Na, dieser Jiro is für mich echt der typische Macho.
Hiro bekommt Konkurrenz.
XP
Ich bin mal auf das teampsiel von dennen gespannt.
^w^
Von: abgemeldet
2009-06-17T13:11:12+00:00 17.06.2009 15:11
Juhu, es geht weiter.
*dich knuffel*
X3
Ich mag BlackFlamedramon.
*_*
Der is so schön brutal.
XDDD
ABer Hiroshis erste Ausrede war auch genial.
FKK-Strand.
Ja, ne is klar.
XDDDDDDDDD
Und dann Tsubakis Kommentar später.
"Du bist ausgerutscht."
Klar, glaub ich sofort.
XDDDD

Hoffentlich dauert das nächste Kapitel net wieder so lang.
X3
Von: abgemeldet
2009-05-06T12:50:30+00:00 06.05.2009 14:50
Aw! Ich liebe dieses Kapitel <3
so geil wie sie nackt vor ihm steht und es nicht mitbekommt *weglol*
Und auch der Angriff ist spannend geschrieben. Das ist bisher mein Lieblingskapitel ^^
Von: abgemeldet
2009-04-15T14:16:02+00:00 15.04.2009 16:16
hehe, im Gegensatz zu den anderen beiden find ichs gut, dass Flamedramon öfter dran kommt als die anderen.
X3
Ih bin vollends zufrieden.

Der Kampf war wirklich genial.
Und das Candlemon zu Wizardmon digitiert is fand ich auch toll.
X3
Mach ruhig weiter so.
Von:  Heruvim
2009-04-12T17:12:01+00:00 12.04.2009 19:12
Super Kampf, hat mir gut gefallen, allerdings wirkte Flamedramon uebertriben stark, genau wie MetalTyrannomon, selbst fuer ein Ultra und einem Infizierten !
Ist schon klar, dass es mit dem Trainig zusammenhaengt, aber Tsubaki bleibt wirklich auf der Strecke.

In diesem Kapitel wurde auch meine Frage wegen Angemon geklaert ;)

LG ... Heruvim
Von:  Heruvim
2009-04-12T16:30:01+00:00 12.04.2009 18:30
Ich verstehe nicht, warum du meinst, dass dieses kapitel nicht gut sei. Mir gefaellt die Idee mit der boesen Seite von Hiroshi.
Ich finde die Bedingungen fuer sein Freikommen (das des Boesen) ebenfalls sehr logisch!
Dadurch wurde auch sein Auftreten in den frueheren Kapiteln erklaert, eigentlich gut!
Was ist ueberhaupt mit Angemon passiert?
Von:  Selma
2009-04-12T09:44:10+00:00 12.04.2009 11:44
War wieder ein sehr schönes Kapitel und jetzt weiß man endlich auch mal wie das mit diesen Upload-Attacken geht.
Aber im Moment ist irgendwie nur Flame der Nutznießer dieser Sachen und die Anderen bleiben etwas auf der Strecke.
Von: abgemeldet
2009-04-07T12:29:37+00:00 07.04.2009 14:29
Okay, die Ruhe nach dem kampf.
Diese Geschichte mit dem bösem Ich von Hiroshi find ich wirklich interessant.
Hoffentlich kann Veemon ihn weiter so beschützen.
Aber wovor GeoGreymon sie jetzt wohl warnen will?
Bin scho sehr gespannt.
X3
Von: abgemeldet
2009-03-29T19:43:32+00:00 29.03.2009 21:43
Bitte, bitte.
Lass sie tot sein.
XDDD
Oder wenigstens gut durchgebraten.

Also diese Sache mit den Türen und so find ich schon toll.
X3
AUch wenn ich das selber nicht so kapiere.
^^°
Aber ich denk mal, dass wird nocht aufgeklärt.
Hoffentlich kannste bald wieder weiterschreiben.
Von:  Selma
2009-03-28T15:37:55+00:00 28.03.2009 16:37
Ich würde jetzt sagen, eine spanungsgeladene Sache, in mehrerlei Hinsicht.
Die Idee das Bewusstsein mit nem Gang mit mehreren Türen zu vergleichen fand ich recht interessant. Ok, ich dachte auchn bissle an Matrix, ich gebs zu.
Jo stimmt Heruvim, was wurde aus Angemon?



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