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Ehre und Stärke III : Maats Flügel

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.

Kommentar: Endlich sind unsere Helden wieder in Rom! :)
 

Kapitel XXXIV
 

Zechs zog die Kapuze seines Umhangs tiefer ins Gesicht und hielt sein Pferd nahe an Treizes, der ähnlich verhüllt war.

Am Morgen waren sie mit ihrem Schiff in Ostia gelandet und sogleich den Weg zurück nach Rom geritten. In gemächlichem Tempo, denn zahlreiche Mitbringsel und die Garderobe von Une waren auf einem Wagen geladen und die Damen selbst zogen eine Sänfte vor.

Außerdem war Treizes Gesundheitszustand noch nicht so gut als dass er sich einen Gewaltritt nach Rom zumuten wollte. Auch wenn die Tatsache wieder festen Boden unter den Füßen zu haben auf seine Konstitution wahre Wunder wirkte.
 

Sobald sie die Stadt erreicht hatten, trennten sich ihre Wege. Treize wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Natürlich hatte man ihn und Quatre in Ostia gesichtet und wahrscheinlich würden schon am nächsten Morgen die Spatzen die Neuigkeit von den Dächern pfeifen. Vielleicht zerrissen sich auch schon heute Abend die Klatschbasen darüber die Mäuler. Doch offiziell war Treize noch nicht nach Rom zurückgekehrt und so wie es schien, wollte der Konsul diesen letzten Abend „in Freiheit“ in Ruhe genießen.
 

Während Une und Sally in die Villa der Witwe gingen und Quatre in das Haus seines Vaters, zogen Duo, Trowa und Heero in Richtung kaiserlichen Palast, um Treizes Stadthaus herzurichten. Zechs hingegen begleitete Treize noch auf seinem kleinen Ausflug in das pulsierende Nachtleben Roms. Es war Frühling, die Reichen und Schönen zeigten sich auf den Straßen und Plätzen. Jetzt, wo es noch angenehm mild war und nicht so drückend heiß und schwül wie im nahenden Sommer.

Es war ein ungewohntes Bild die zahlreichen Römer und Römerinnen zu sehen nach seiner Zeit in Ägypten. Und Rom roch auch anders als zum Beispiel Theben. Zechs hätte es nicht für möglich gehalten, aber so war es. Hier in Rom glaubte er immer eine gewisse Fäulnis und Feuchtigkeit in der Luft zu wissen. In Theben war die Luft trocken und sandig gewesen. Theben war auch eine Stadt in der Wüste, Rom hingegen war auf trockengelegten Sümpfen errichtet. Der Tiber tat außerdem sein Übriges, dieses träge Rinnsal das von den Armen als Kloake benutzt wurde. Kein Wunder, dass es jeden Sommer in einer nahezu erschreckenden Regelmäßigkeit Krankheiten und Seuchen gab.
 

Treize stieg von seinem Pferd und warf einem Gassenjungen eine Münze zu damit dieser auf die beiden Tiere achtgab. Zechs hoffte inständig, dass die Pferde auch später noch da sein würden.

„Wo gehen wir hin?“, fragte Zechs als er Treize Beispiel gefolgt war und sie sich unter die Leute mischten.
 

„Ich weiß nicht. Ich dachte, wir hören uns etwas um.“ Treize zog die Schulter nach oben. „Pass auf deine Geldbörse auf und halt den Messer griffbereit.“ Taschendiebe hielten sich ja bekanntlich gerne in solchen Menschenansammlungen auf.
 

Schon bald betraten sie einen kleinen Park, eine Seltenheit im eng bebauten Stadtkern von Rom. Ein großzügiger Bereich war durch rote Stoffstreifen abgetrennt und die besser betuchten Bürger bezahlten an einer Pforte Eintrittsgeld. Anscheinend eine Attraktion, die es hier zu bestaunen galt. Vielleicht eine Gruppe von Artisten oder eine Theateraufführung? Neugierig steuerte Zechs darauf zu und vertraute darauf, dass Treize ihm folgen würde.

Als sie sich in der Schlange einreihten, hatte sie auch die Möglichkeit die Gespräche der Passanten zu belauschen.

Anscheinend hatte sich in den letzten Monaten in Rom nicht viel ereignet. Man klagte über das schwüle Wetter, über die Steuererhöhung, lobte einen Schauspieler für dessen gestrigen Monolog in einem der Theater. Nicht einmal Treizes Name fiel und dieser entspannte sich sichtlich.
 

Die Menge strömte ins Innere des Parks. Glücklicherweise waren etliche Gestalten zugegen, die ähnlich viel Wert darauf legten, dass sie inkognito blieben wie Treize und Zechs. So musterte man ihre Umhänge doch schweiften die Blicke gleich weiter zu lohnenswerteren und interessanteren Objekten. So wie das Gebilde, das in der Mitte zwischen zwei Hecken aus Ziersträuchern stand. Zechs konnte nicht erkennen was es war. Es schien in der Abenddämmerung und dem Fackelschein zu leuchten, doch bald sah er dass dies die weißen Tücher waren, die die eigentlich Attraktion verdeckten. Anscheinend sollte heute Abend ein neues Kunstwerk feierlich enthüllt werden.

Weder Zechs noch Treize wollten Fragen stellen. Es wäre nur verdächtig gewesen und hätte Aufmerksamkeit erregt. Also suchten sie sich einen Platz, der nahe genug an dem Gebilde war, und warteten gespannt ab.
 

„Ist das der Sohn des Kaisers?“, raunte eine junge Frau zu Zechs‘ Linken, die sich in Begleitung etlicher Sklaven und einer älteren Dame befand. Vielleicht war es ihre Mutter oder Tante. Sie deutete auf eine Stelle, die der ihren direkt gegenüber lag. Dort waren mehr Fackeln aufgestellt worden und ebenso einige Stühle. Ein Römer ließ sich gerade auf einem der Stühle nieder und ignorierte geflissentlich die forschenden Blicke der übrigen Besucher.

Zechs wandte sich zu Treize, der nickte nur unmerklich unter seiner Kapuze. Ja, es war Marcus.
 

„... und wer ist die Kleine?“, fragte Zechs‘ Nachbarin weiter. „Seine Tochter?“
 

„Nein, das ist die Enkelin des alten Barton.“
 

Überrascht suchte Zechs das nähere Umfeld von Marcus ab und richtig, da war Mariemaia. Sie nahm auf einem der Stühle neben dem kaiserlichen Sprössling Platz. Treize neben ihm war zur Salzsäule erstarrte, lediglich ein gequält klingender Laut kam über seine Lippen. Schnell ergriff Zechs seine Hand und flüsterte ihm zu, dass er doch ruhig sein sollte.
 

„Ach ja richtig. Ich hörte davon. Seine Tochter – Leia, so hieß sie doch? - muss ja ein richtiger Wildfang gewesen sein. Man weiß heute noch nicht wer der Vater der Kleinen ist, richtig?“
 

„Nein, aber es gibt Gerüchte...“
 

Gerne hätte Zechs diesem Gespräch weiter zu gehört, doch Treize an seiner Seite hatte den ersten Schock überwunden und drängte sich durch die wartende Menge hindurch. Zechs war ihm dicht auf den Fersen, was ihm die Beschimpfungen der zur Seite Gestoßenen und so manchen Hieb in den Rücken einbrachte.
 

„Verdammt, was tut sie bei ihm?“, stieß Treize hervor als Zechs wieder neben ihm stand. Sie waren vielleicht zwanzig Schritte entfernt.

Zumindest würde Marcus der Kleinen hier nichts antun. Nicht in aller Öffentlichkeit, aber merkwürdig war es schon, warum zeigte er sich mit ihr und wo war ihr Großvater?
 

„Du kannst jetzt nichts tun“, raunte Zechs und machte sich bereit Treize mit all seiner Kraft zurückzuhalten falls dieser gedachte direkt auf Marcus loszustürmen. Es war mehr als deutlich, dass Treize Angst um seine Tochter hatte.
 

Bevor Treize jedoch antworten konnte, begann die Menge begeistert zu applaudieren. Verwirrt wandte sich Zechs um. Zuerst konnte er keinen Grund für den plötzlichen Beifall ausmachen, doch dann sah er niemand anderen als Howard, der jetzt vor die Tücher trat und sich bereit machte eine Ansprache zu halten.

Was für ein Zufall! Howard war mit Treize bekannt und auch Zechs hatte den Künstler kennengelernt. Mit ihm hatte Treize ohnehin noch eine Rechnung zu begleichen. Denn Howard hielt sich wohl nur in Treizes Nähe auf, weil er auf diese Weise wertvolle Informationen nach Ägypten weiterleiten konnte.
 

Zechs achtete nicht so sehr auf die einstudierte Rede des Bildhauers und beobachtete stattdessen Mariemaia. Sie schien sich nicht wohl zu fühlen, jetzt wo er sie genauer betrachtete. Zwar wusste sie es gekonnt zu verbergen: Sie lachte, sie wirkte entspannt doch ihre Augen trugen eine gewisse Traurigkeit in sich. Außerdem neigte sie sich auf unbewusste Weise von Marcus weg. Das war zum einen gut, denn anscheinend vertraute sie diesem Bürschchen nicht. Aber zum anderen drängte sich in Treize und Zechs damit die Frage auf, ob Marcus das Mädchen zu etwas zwang oder sie gar erpresste. Womöglich schwand der Einfluss des alten Barton.
 

Erst als Zechs die Namen ‚Achilles und Patroklos‘ vernahm, fuhr sein Kopf herum. Howard hielt nun einen Zipfel der Leinentücher in der Hand.

Noch bevor ein Laut des hilflosen Protests über Zechs‘ Lippen kam, hatte Howard schon damit begonnen die Verhüllungen zu lösen. Ein kollektives ‚Ah‘ ging durch die Menge, Zechs hingegen stöhnte leidvoll.

Das war doch tatsächlich die Statue, für welche er und Treize Modell gestanden hatten! Und ausgerechnet dieses Werk stand jetzt in einem öffentlichen Park in Rom!
 

„Wir müssen dringend mit Howard reden“, meinte Treize trocken als die Menge sich an ihnen vorbeischob, um sich das Kunstwerk aus der Nähe anzusehen.
 

Zechs hätte den Weg zu Howards Werkstatt nie gefunden, vor allem nicht im Dunkeln. Er kannte sich ja überhaupt in diesem Wirrwarr von Straßen und Gassen aus, das diese so große, mächtige Stadt Rom ausmachte.

Wie immer, wenn Treize durch Überraschungen oder sonstige Wendungen überrumpelt wurde, konnte er fürs Erste den Anschein von Beherrschung wahren. Zechs wollte lieber nicht wissen, was für ein Alkoholexzess oder welche grüblerische Phase wohl auf Mariemaias Gegenwart heute Abend folgen würde. Doch jetzt gerade schien Treize so ziemlich gefasst zu sein und schritt unbemerkt durch so manche Menschenansammlung, die sich eine Theatervorstellung an einer der Straßenecken ansehen oder eine Rede anhörten. Die Pferde hatten sie bei dem Straßenjungen gelassen.
 

Natürlich war die Werkstatt des Künstlers verschlossen. Künstler, pah!

Dieser alte Mann hatte sie alle ganz schön an der Nase herumgeführt. Howard hatte den fünf Waisen angehört, die in der Wüste Ägyptens lebten und die in Zechs so etwas wie ihren Retter aus Roms Unterdrückung sahen.

Howard musste seine fünf Mitstreiter schon damals informiert haben, dass ein Träger der alten Blutlinie in Rom weilte und zwar als Geisel des römischen Konsuls. Nicht nur Treize brannte darauf von Howard die Wahrheit über seine Person zu erfahren. Auch Zechs hatte so manche Frage an den Mann und mit Sicherheit würde er sich nicht mit irgendwelchen billigen Ausflüchten abspeisen lassen.

Der Knabe, der ihnen die Tür an der Werkstattpforte öffnete, blinzelte sie verschlafen an und lugte vorsichtig hinter seiner Tür hervor. Erst einen Steinwurf weiter, brannte wieder eine Fackel an einer der Ecken und mit Sicherheit erkannte der Sklave sie nicht.

Treize spielte hörbar mit zwei Münzen und verlangte ‚den Meister‘ zu sprechen.
 

„Er ist noch nicht wieder zurück“, kam die verschlafene Antwort.
 

„Das weiß ich selbst, lass uns in die Werkstatt. Es soll dein Schaden nicht sein.“ Mit Sicherheit waren es nicht nur die Münzen allein, die ihnen die Tür öffneten, sondern auch Treizes vornehme Ausdrucksweise. Ein jeder Sklave in Rom würde so einem Mann öffnen auch wenn er ihn nicht kannte. Kein Sklave würde sich erdreisten einen Adligen auf offener Straße, noch dazu mitten in der Nacht, stehen zu lassen.
 

Man bot ihnen sogar Wein und Brot an. Doch beide ließen sie die Erfrischung unberührt auf dem Tablett stehen. Treize saß auf einer der Werkbänke und starrte in die Flamme des Kohlenfeuers. Zwar hatte der Frühling bereits begonnen, doch die Nächte waren noch immer recht frisch und brachten manchmal sogar noch Frost. Zwar nicht hier in der Stadt, aber weiter draußen, auf dem Land.

Bis jetzt hatte Zechs noch gar nicht darüber nachdenken können, was er davon halten sollte, dass diese Statue von ihm und Treize jetzt für alle Öffentlichkeit in einem Park in Rom zu bewundern war.

Er hatte ja damals nicht geahnt, dass Howard ein Projekt solchen Ausmaßes vorgeschwebt hatte als er Zechs dazu überredet hatte doch für ihn Modell zu stehen. Zusammen mit Treize, was damals für Zechs eine hochnotpeinliche Erfahrung gewesen war. Er fragte sich, ob ihn die Römer und Römerinnen erkannten, wenn sie das Kunstwerk betrachteten. Doch sicher nicht, wer kannte ihn hier schon. Aber mit Sicherheit würden sie Treizes Gesichtszüge wiedererkennen.

Treize, dessen Gesicht nun das des Helden Achilles schmückte, der über seinen toten Kameraden kniete. Es war ein Kunstwerk unbestreitbar. Zechs würde den Statuen bei Tageslicht noch einmal einen Besuch abstatten und sie in aller Ruhe betrachten. Doch auch im Halbdunkel des Parks, im flackernden Licht der unzähligen Feuer, hatte die Szene ihren Reiz gehabt. Die Schattenspiele auf dem weißen Marmor hatten den Statuen fast etwas lebendiges verliehen als ob sich die Muskeln der heldenhaften Krieger zum letzten Wurf, zum letzten Stich anspannen würden.

Und Howard hatte nicht gegeizt bei der Darstellung von Zechs‘ männlichsten Attributen. Mit einem gewissen Stolz, aber auch Scham, hatte er zufällig zwei Römerinnen belauscht, die sich über die Geschlechtsteile der Statuen unterhalten hatten, ob die Abbildungen wohl der Wahrheit entsprachen.

Treize war ja nun auch nicht gerade spärlich ausgestattet.
 

Anscheinend schienen die Römer zu wissen, wer Modell gesessen hatte. Oder zumindest, dass Treize damit involviert gewesen war, denn Zechs bezweifelte, dass es Howards Ruf dienlich wäre, wenn die feine Gesellschaft wüsste, dass der Künstler einen Germanen darum gebeten ihm Modell zu stehen.
 

Endlich hörten sie wie erneut die Tür zur Straße hin geöffnet wurde und vernahmen sogleich Howards Stimme, der man die Zufriedenheit über den Verlauf des heutigen Abends deutlich anhörte. Man meldete ihm den unerwarteten Besuch und obgleich Treize dem Sklaven seinen Namen genannt hatte und Howard demnach wissen musste, wer auf ihn wartete, war er doch überrascht. Auch wenn man ihm es nicht unbedingt ansah.
 

„Beindruckendes Werk. Du hast dich einmal mehr selbst übertroffen“, befand Treize als sie sich begrüßt hatten und Howard ihnen erneut etwas von dem Wein angeboten hatte.
 

„Das sagte ich doch! Etwas anderes war auch nicht zu erwarten“, der alte Mann schielte auffällig oft zu Zechs, schien dem Germanen sogar mehr Aufmerksamkeit zu schenken als Treize.
 

„Ich nehme an, ihr wart bei meinen alten Bekannten in Ägypten. Ich dachte mir bereits, dass es das Schicksal so gewollt hat.“

Das war ja interessant: Anscheinend wusste Howard nicht mit Sicherheit, ob Zechs die fünf Waisen getroffen hatte. Doch immerhin kam er gleich zum Thema und lenkte nicht ab.
 

„Ihr steht nicht mit ihnen in Kontakt?“, hakte Treize nach – wie immer so wachsam wie eine dieser Wildkatzen, die sie in Ägypten beobachtet hatten.
 

„Es ist schwierig geworden zuverlässige Boten zu finden.“ Howard zog eine Schulter nach oben. „Ich habe meine Pflicht getan und ihnen mitgeteilt, dass Zechs in Rom ist. Ja, ich habe sofort gespürt, dass du über altes Blut verfügst“, kam er den offensichtlichen Fragen zuvor. „Doch ich halte nichts davon wie die Fünf in der Wüste zu sitzen und mir das Hirn von der Sonne durchbraten zu lassen, deshalb bin ich schon vor zwanzig Jahren nach Rom gezogen.“
 

„Sie glauben an eine alte Prophezeiung“, Zechs legte die beiden Amulette auf den Tisch der Werkstatt.
 

„Ah... woher habt ihr sie?“ Fast schon zärtlich berührte der alte Künstler die Schmuckstücke.
 

„Ich bekam das Medaillon von meiner Mutter. Das Gegenstück fanden wir auf der großen Pyramide.“
 

„Interessant. Ich glaube nicht an Prophezeiungen. Manchmal jedoch scheinen die Zufälle zu groß zu sein und es scheint als ob es eine alte Macht dahinter gibt.“ Howard musterte zuerst Treize dann Zechs. „Ich weiß, von welcher Prophezeiung ihr redet und sie lässt sich gut auf euch Beide ummünzen. Horus und Seth, die sich im Kampf gegenüberstehen. Ein Römer und ein Germane... Allerdings seht ihr mir nicht so aus, als ob ihr euch an die Gurgel gehen wolltet. Was übrigens beim letzten Mal als ihr hier in meiner Werkstatt gewesen wart, noch ganz anders war.“ Howard lächelte wissend und Zechs nestelte verlegen an seinem Umhang herum. War es so offensichtlich, dass er Gefühle für Treize hegte?

Treize hingegen sah ihn mit einem nachsichtigen Lächeln an.
 

„Aber egal, ob ihr euch einmal im Kampf gegenübersteht oder nicht. Jetzt wo Zechs über seine Ahnen Bescheid weiß, solltest du das hier zu dir nehmen.“ Howard fing an in einer alten Truhe zu kramen und zog schließlich ein Stück Metall hervor, das er neben den Weinbechern auf den Tisch legte. Neugierig beugten sie sich darüber.
 

Treize schob eines der Öllichter näher heran, dann berührte er vorsichtig das Stück. „Es ist Metall, aber... so weiß und leicht. Was ist das?“, verblüfft wiegte der Konsul das Stück in der Hand und reichte es dann Zechs weiter.
 

„Ein Teil des Tallgeese.“
 

„Was?“, entfuhr es Zechs und er ließ das Stück fallen. Treize fing es gerade noch auf, bevor es laut scheppernd auf dem Boden gelandet wäre.

Noch einmal besah sich Zechs dieses merkwürdige Stück Metall. Konnte das wirklich ein Stück des Tallgeese sein? Niemand wusste, was der Tallgeese eigentlich war. Zumindest keiner der Germanen. Auch er hatte nur Mutmaßungen darüber anstellen können. Aber dafür hatte es ja auch den Wegweiser gegeben, der von der Familie seines Vaters gehütet worden war und jetzt gerade in einer unscheinbaren Kleiderkiste verborgen war, die just in diesem Augenblick nach Rom ins Treizes Villa gebracht wurde. Natürlich hatten sie den Dolch nicht in Ägypten zurückgelassen.

Unglaublich, der Wegweiser in Rom und noch dazu ein Stück des Tallgeese. Es ließe sich ganz leicht beweisen, ob Howard die Wahrheit sprach. Zechs müsste dieses Stück einfach in die Nähe des Dolches bringen, dann würde er es schon spüren.
 

„Ist es vielleicht eine Art Panzer?“ Zechs wandte sich Treize zu und legte sich das Metall auf den Unterarm. Es würde den Arm perfekt vor Schlägen schützen, sofern man ein paar Lederriemen anbrachte damit man es sich umschnallen konnte.
 

„Ein solcher Panzer wäre viel leichter zu tragen als unsere Bronzepanzer und vermutlich auch bei weitem viel widerstandsfähiger. Nach welchem Verfahren ist es geschmiedet worden?“ Treize dachte bereits einen Schritt weiter.
 

„Das darf ich euch nicht sagen Konsul. Dieses Wissen ist nur den Mitgliedern unserer Priesterschaft vorbehalten.“
 

„Das heißt, ich dürfte es wissen?“ Zechs sah überrascht auf.
 

„Natürlich und eines Tages werde ich es dich vielleicht sogar lehren, aber nicht jetzt.“

Für Howard schien hiermit das Treffen beendet zu sein. Doch Treize hielt ihn noch zurück als der Mann den Sklaven rufen wollte, der sie nach draußen begleiten sollte.
 

„Wie ist der Zustand des Kaisers? Was wisst ihr?“
 

„Ich bin nicht verpflichtet euch irgendetwas zu erzählen.“ Also schien Howard etwas zu wissen.
 

„Nein, mir nicht.“ Treize seufzte, bei den fünf Waisen in Ägypten war es genau so gewesen. Er blickte hilfesuchend zu Zechs und der nickte. Natürlich verstand er sofort.
 

„Du wirst es jedoch mir sagen.“
 

Howard wand sich, er wollte seinem Feind keinen Vorteil verschaffen, denn für die Priesterschaft war Treize genau dies.
 

„Der Zustand des Kaisers hat sich rapide verschlechtert. Die Leibärzte sind ratlos und schließen eine Vergiftung mittlerweile aus.“
 

„Wer profitiert deiner Meinung am meisten von dieser Lage und wie steht OZ dazu?“ Zechs sah Treize bei diesen Worten anerkennend lächeln. Anscheinend hatte Zechs genau die richtigen Fragen gestellt.
 

„Wie ihr sicher schon wisst – oder vermutet – steht OZ unter dem Einfluss und Führung eures Onkels und Marcus, der Sohn des Kaisers, ist ihm völlig hörig. Man muss nicht besonders intelligent sein, um sich Dermails Plan ausmalen zu können.“
 

„Ich warne euch, täuscht euch nicht in diesem Kerl“, Treize trat an Zechs Seite und legte ihm eine Hand auf den Arm. Das genügte ihm fürs Erste.

„Ich danke euch“, er neigte gegenüber Howard den Kopf, eine aufrichtige Geste des Respekts. „Doch ich versichere euch, wäre ich Kaiser, würde mir das Wohl Ägyptens besonders am Herzen liegen. Überlegt ob dies auch der Fall sein wird, wenn Marcus oder Dermail auf dem Thron sitzen.
 

„Wieso?“
 

„Ägypten war mir eine Heimat, als es Rom nicht war.“
 

Zechs bemerkte das leichte Lächeln, das Treize Lippen bei diesem Bekenntnis umspielte. Früher hätte er diese Worte nicht so versöhnlich hervorgebracht.
 

„Überlegt euch gut, wem eure Unterstützung gilt“, und so begann der Griff nach dem Thron in der ewigen Stadt in der unscheinbaren Werkstatt eines Bildhauers.



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