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Ehre und Stärke III : Maats Flügel

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.

Kommentar: Es tut sich etwas zwischen Treize und Zechs. Außerdem erfahren wir mehr über den Dolch. Wer mehr über das erste Mal von Treize und Merenptah lesen möchte, was Treize Spitzname „Nedjem“ bedeutet und wie er dazu gekommen ist, sollte das fünfte Kapitel von „Amors Pfeile“ nicht verpassen!

Das klingt ja schon, wie in der Werbung. :)
 

Vielen Dank auch für all die Kommentare und Anregungen!
 

Kapitel XV
 

Treize und Zechs erholten sich unterschiedliche schnell von den Strapazen dieses aufregenden Nachmittags.

Bereits nach zwei Tagen hielt es Zechs nicht mehr im Bett aus und entkam so Sallys wachen Augen. Im Gegensatz zu Treize hatte Zechs auch wieder eine gesunde Gesichtsfarbe und schwankte nicht, wenn er auch nur die Beine aus dem Bett schwang, so dass Sally ihn gerne aus ihrer Obhut entließ.

Treize hingegen... nun, es war beschämend. Seine Konstitution hatte zwar große Fortschritte gemacht, doch diese weitere, merkwürdige Begegnung mit den Geistern, Ahnen - oder was immer sie waren – hatte ihn entkräfteter zurückgelassen als zuerst vermutet.

Auch fand er des Nachts kaum Ruhe und musste auf Schlafmittel zurückgreifen, um wenigstens ein, zwei Stunden zu schlafen. Schlaf, den sein Körper dringend benötigte. Sally selbst gestand es ihm zu, dass er Mohnsaft nahm und dies war ein untrügliches Warnsignal dafür wie schwach er noch war.
 

Er würde Zechs heute Nacht darum bitten, wieder solch einen Zauber zu wirken, um ihm einen ruhigen Schlaf zu schenken. So wie damals in Rom. Aber Treize dachte auch mit einem gewissen Schaudern an die Aussicht wieder mit der mysteriösen Macht des Germanen in Berührung zu kommen. Doch gab es einen anderen Weg? Diese Drogen benebelten zunehmend seinen Verstand und bescherten ihm im wachen Zustand bestialische Kopfschmerzen.
 

Außerdem waren er und Zechs bestrebt mehr über diese ‚Begabung‘ des Germanen in Erfahrung zu bringen. Das Schiff, dass sie nach Theben bringen sollte, würde in weniger als einer Woche aufbrechen. Treize musste bei dahin wieder genesen sein. Auf der Fahrt in den Süden würden sie der alten, verlassenen Mine einen Besuch abstatten. Dort wo Merenptah vermutete, dass der Dolch geschmiedet worden war.

Zechs hatte sich ausgeschwiegen, was seine Kenntnisse über den Dolch anging, doch Treize hatte da so seine eigenen Vermutungen und würde sie bestätigt wissen wollen sobald er wieder stark genug war sich mit Zechs zu messen. Es ließ sich nicht gut mit dem Germanen debattieren, wenn er selbst im Bett lag und Zechs es einfach vorzog das Zimmer zu verlassen, wenn ihm Treizes Fragen zu unbequem wurden. Was in den letzten Tagen öfters vorgekommen war.

Außerdem verabscheute es Zechs, wenn Treize Drogen nahm. Auch deshalb hatten sie in den letzten zwei Tagen auch kaum miteinander gesprochen.
 

Ein leises Stöhnen kam über Treizes Lippen und er rieb sich die Stirn. Die Mittagssonne blendete ihn. Warum waren keine Sklaven da um die Fensterläden zu verschließen? Neben dem Bett stand noch der Becher mit Mohnsaft, den er in der Nacht nicht völlig aufgebraucht hatte.

Warum etwas so Kostbares verschwenden? Treize schluckte den Trunk hinunter und tappte dann zu einem der Fenster. Es würde ein bisschen dauern, bis die Droge wirkte und er schläfrig werden würde.

Er setzte sich auf den Sims des Fensters und beobachtete die Geschehnisse im Park. Zechs saß im Schatten nahe des Wasserbeckens, ganz in Gedanken versunken, oder war auch er eingeschlafen?

Gerade betrat Quatre den Garten und selbst von Treizes Standpunkt aus, konnte er ganz genau erkennen, wie Quatre unbehaglich die Schultern in die Höhe zog als er Zechs erblickte.

Quatre hatte Treize von seiner Vermutung erzählt, Zechs‘ Beschwörung an Bord des Schiffes hätte Trowas sonderbares Verhalten zu Folge gehabt. Treize hatte dies Zechs erzählt und dieser war ehrlich schockiert, ja beinahe schon geängstigt gewesen ob dieser Vermutung. Diese Reaktion zeigte Treize, dass Zechs selbst am wenigstens über seine Kräfte wusste.

Treize würde mit ihm reden... Quatre... und Zechs besser auch. Er gähnte und schloss die Augen.

Der Mohnsaft begann endlich zu wirken.
 

Merenptah wurde zunehmend eifersüchtig auf dieses germanische Pack, das auf den Namen ‚Zechs‘ hörte.

‚Zechs‘ so würde der Ägypter noch nicht einmal einen Hund nennen! Und das Schlimmste an der Sache war, Treize vertraute diesem germanischen Hund!

Er war sich nicht gänzlich sicher, ob Treize und Zechs auch zusammen das Lager teilten. Natürlich hatte er Treize an jenem Morgen nach seiner Ankunft in Memphis aus Zechs‘ Gemächer gehen sehen, noch dazu in einem Zustand sehr nachlässiger Bekleidung, der für sich allein genommen schon Bände sprach. Doch glaubte Merenptah trotzdem nicht, dass die beiden Männer die körperliche Nähe teilten, die er und Treize einander in den letzten Tagen geschenkt hatten.

Aber da war noch etwas anderes: Treize war nie an seiner Seite eingeschlafen oder am Morgen danach zusammen mit ihm erwacht. Schon damals als Treize zum ersten Mal in Ägypten geweilt hatte, war dies so gewesen. Es gab die Leidenschaft und Lust, mehr war es für Treize nicht. Irgendwie kam sich Merenptah dabei zunehmend ausgenutzt vor. Früher hatte ihm das weniger ausgemacht.

Treize schien dagegen keinerlei Bedenken zu haben neben Zechs einzuschlafen. Merenptah hatte es nach dem mysteriösen Zwischenfall mit dem Dolch selbst beobachten können, als er an dem Krankenbett von Treize ausgeharrt hatte. Also vertraute Treize wohl dem Germanen mehr als Merenptah!

Selbst unbewusst, im tiefsten Schlummer gefangen, war Treizes Körper immer näher an Zechs‘ herangekommen.
 

Nun, dies alles hätte keinerlei Eindruck auf Merenptah gemacht, wäre Zechs ein junger, naiver Tempelknabe oder Pferdeknecht, jemand der gesellschaftlich und auf physischer Ebene nicht mit Merenptah in Konkurrenz stand. Mochte Zechs hier in Ägypten als nicht viel mehr als ein Sklave gelten, hoch im Norden, so hatte man Merenptah erklärt, hatte Zechs eine gewisse Stellung innerhalb der Stämme bekleidet. Und was den körperlichen Aspekt betraf: Merenptah war auch hier im Nachteil. Er war attraktiv und hatte noch keinen Wohlstandsspeck angesetzt wie so viele der gleichaltrigen Adligen, doch war er kein Kämpfer, kein Soldat. Er konnte ganz passabel mit Pfeil und Bogen umgehen, zur Jagd genügte es allemal. Und immerhin schnitt er sich nicht selbst, wenn er denn einmal Hand an einen Schwertgriff legte. Mehr jedoch nicht, er hatte noch keinen Menschen töten müssen. Zechs und Treize jedoch... Zechs war Treize in diesem Punkt durchaus ebenbürtig.
 

Wegen oder gerade trotz dieser Tatsachen führte sein Weg ihn auch jetzt zu Treizes Zimmer. Fast glaubte er, wenn er mehr Zeit mit Treize verbringen würde, würde auch ihr gegenseitiges Vertrauen und Liebe wieder wachsen.

Fast erwartete er den verhassten Germanen an Treizes Bett sitzen zu sehen. Doch Treize war alleine und saß auf dem Fenstersims, anscheinend tief in Gedanken versunken.

Treize reagierte kaum auf ihn, obwohl er doch sehr wohl das Öffnen der Tür bemerkt haben musste. Da fiel Merenptah das Fläschchen mit Mohnsaft auf, das neben dem Bett stand. Die Ärztin hatte Treize eine kleine Portion davon genehmigt und anscheinend hatte Treize es gerade getrunken.
 

„Treize?“ Merenptah trat zu ihm ans Fenster.

Treize selbst hatte die Augen geschlossen und schien trotz der unbequemen Haltung eingeschlafen zu sein. Merenptah fühlte sich um Jahre zurückversetzt. In diesem Moment hatte er wieder den jungen, unerfahrenen Mann vor sich, der in seine Arme, in sein Bett geflüchtet war.

Es kostete ihn einige Mühe, aber dann hob er den Körper des Geliebten in seine Arme und trug ihn ins Bett.

Treize schien es wenig zu stören, er drehte sich gleich auf die Seite als sein Kopf das Kissen berührt hatte und murmelte etwas, das Merenptah nicht verstand.

Zärtlich ließ er eine Hand durch Treizes Haar gleiten. Er beugte sich herab, um Treizes Worte besser zu verstehen.
 

„... ich muss immer stark sein, nur bei dir nicht...“, glaubte Merenptah zu verstehen und lächelte bei diesen Worten und ein wahres Triumphgefühl erfüllte ihn. Also vertraute ihm Treize doch! Wie hatte er sich so täuschen lassen können. Was war schon dieser Zechs verglichen mit ihm.
 

„Warum du Zechs? Warum ausgerechnet du?“, murmelte Treize weiter und Merenptah war, als ob ihn jemand mit einem Eimer kaltes Wasser übergossen hätte. Seine Hand verharrte regungslos auf Treizes Kopf.
 

„Warum hörst du auf?“ Treize drehte sich um, griff nach ihm und zog ihn in das Bett.

Es waren die Drogen, der Mohnsaft, die Treize jene Dinge sehen ließ, von denen er glaubte sie sehen zu wollen.

Das wusste Merenptah ganz genau und doch tat er es. Er beugte sich herab und küsste den Römer. Zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen war er es, der Treize dominierte. Dass er für Treize jedoch jemand ganz anderes war, dass Treize dieses Vertrauen jemand anderem schenkte, versuchte er zu verdrängen.
 

Wie es so üblich war nach einigen Stunden Nachtruhe, die unter dem Einfluss von Mohnsaft standen, war Treize am Morgen danach noch immer etwas benebelt.

Zwar wusste er nicht mehr, wie er in sein Bett gekommen und wie er sich entkleidet hatte doch nahm an, dass alles seine Richtigkeit hatte. Wahrscheinlich hatte ihn Duo ins Bett gebracht.

So saß er mit den anderen auf der Terrasse, von der man einen wundervollen Blick über den Park des Anwesens hatte und genehmigte sich ein stärkendes Frühstück, zum ersten Mal nach dem Zwischenfall mit dem verwunschenen Dolch – wobei Treize noch immer nicht glaubte, dass die Ritualwaffe wirklich ‚verwunschen‘ war. Viel wahrscheinlicher und logischer war die Erklärung, dass der Klinge ein sehr starkes Gift anhaftete und Zechs irgendwie das Gegengift dazu beigesteuert hatte, was Treize vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Treize hatte zwar noch nie von so einer Art von Gift gehört oder gelesen, aber diese Argumentation gefiel seinem logischen, kühlen Geist einfach besser.

Während er so darüber nachdachte, ob Zechs selbst wohl mehr über die Natur der Waffe wusste, störte ihn Une in seinen Überlegungen: „Hattest du eine angenehme Nacht?“
 

Treize nickte ihr abwesend zu und beachtete die Freundin nicht weiter. Doch irgendetwas musste ihm dabei entgangen sein.
 

Ein empörtes Schnauben, lautes Klirren von Geschirr und Zechs stürmte sprichwörtlich davon. Nun, das bemerkte Treize. Er blickte zuerst auf den nun leeren Platz ihm gegenüber und dann zu Une und Sally, die zu seiner Linken saßen.
 

„Nun, ich denke, er war es nicht“, stellte Sally ohne die geringste Spur von Verlegenheit fest. „Das hätte ich Zechs auch gar nicht zugetraut.“
 

Duo begann zu kichern und Heero legte seinem Geliebten warnend eine Hand auf das Knie.
 

„Bitte?“ Treize verstand nicht. Doch erst jetzt fiel ihm auf, dass nicht nur Zechs an der Tafel fehlte. Merenptah teilte nicht das Morgenmahl mit ihnen. Das sah dem Ägypter gar nicht ähnlich.
 

„Vielleicht holst du deinem Herren einen Spiegel damit er es selbst sieht?“, wurde Duo von Une angewiesen.
 

Treize wollte bereits nachfragen, was er denn sehen sollte, da dämmerte es ihm so langsam. Unauffällig bewegte er sich auf seinem Diwan und die Erkenntnis traf ihn so schmerzhaft wie ein Peitschenhieb. Schamesröte stieg ihm in die Wangen, er konnte es nicht verhindern und Sally verkniff sich gerade noch ein Lachen.

Merenptah! Dieser Hund hatte doch nicht etwa! Aber Treize kannte seinen Körper und kannte auch dieses Gefühl noch, selbst wenn das letzte Mal, das ihn ein Mann so genommen hatte, schon Jahre zurück lag.
 

Der Spiegel, den Duo ihm nun brachte, zeigte ihm die verräterischen, dunkelblauen Flecken von Liebesbissen auf seinem Hals und Brust. Und war dies hier ein Abdruck von Zähnen?
 

Treize hielt noch immer einen wertvollen Becher aus gefärbten Glas in der Hand, der nun mit beachtlicher Kraft, die ihm Sally in seinem angeschlagenen Zustand gar nicht zugetraut hatte, gegen die Wand geschleudert wurde.
 

„Wo ist dieser verfluchte Hurensohn von einem Ägypter?“
 

Nachdem Treize den Ägypter ausfindig gemacht hatte und Stunden später wieder zurückkehrte, fand er Zechs im vorderen Teil des Gartens sitzend, den Rücken an die raue Rinde einer Sykomore gelehnt, den Eingang der Villa genau im Blickfeld. Treize wusste also, dass Zechs ihn sofort bemerkt haben musste als er aus der Sänfte gestiegen war und zum Haupthaus ging.

Er zögerte auf dem Weg ins Innere. Treize gehörte wieder ins Bett, sein Körper hatte diesen Ausflug nicht gerade sehr gut verkraftet. Doch einem spontanen Entschluss folgend, gesellte er sich zu Zechs und ließ sich mit einem hörbaren Ächzen auf den Boden neben ihm sinken.

„Du sollst dich nicht überanstrengen“, kommentierte Zechs dieses Vorgehen. In seiner Stimme lag keinerlei Wut, also hatte er sich auch wieder beruhigt.
 

Ja, das sollte er wirklich nicht. In Treizes Ohren rauschte das Blut und er war außerordentlich dankbar darum, dass er nun saß.
 

„Ich weiß“, erwiderte er lakonisch und schloss die Augen. Er hatten allen Grund dazu gehabt die Villa zu verlassen und Merenptah in den Räumen seines Geschäftshauses aufzusuchen. Dieser feige Ägypter hatte sich schon am Morgen davongemacht und vorgegeben dringende Geschäfte erledigen zu müssen. Dies allein zeigte doch schon, wie schuldig sich Merenptah gefühlt hatte. Dennoch war er überrascht gewesen Treize zu sehen und noch mehr überrascht als Treize ohne Worte auf ihn zugegangen war und ihm einen Faustschlag verpasst hatte, der noch einen viel stärkeren und schweren Mann als Merenptah von den Füßen gehauen hätte.
 

Voller Genugtuung ballte Treize bei der Erinnerung daran die rechte Faust und schlug dann überrascht die Augen auf, als Zechs seine Hand ergriff. „Was ist das?“

Die Abschürfungen an seinen Knöcheln waren nicht zu übersehen und jede Sehne seiner Hand schmerzte von dem Schlag, aber das war es allemal Wert gewesen. Zechs war nicht auf den Kopf gefallen und konnte sich denken woher diese Art von Verletzungen an seiner Hand rührten.
 

„Merenptah hat es verdient.“ Selbstzufrieden lehnte sich Treize zurück. Was hatte sich dieser Ägypter überhaupt dabei gedacht? Ihn einfach so – noch dazu drogengeschwängert – ins Bett zu zerren und ihn ranzunehmen! Im nüchternem Zustand hätte er das nie erlaubt, noch dazu, dass Merenptah alles andere als zärtlich gewesen war, wie der Biss an seinem Hals zeigte.

Treize war durchaus ein Liebhaber von Männern, die einen raueren Ton anschlugen, aber er ließ sich nicht ungefragt dominieren. Nur weil er dies Merenptah in der Vergangenheit zugestanden hatte, hieß das noch lange nicht...
 

„Ich verstehe dich nicht. Du hast doch sonst auch mit ihm geschlafen“, unterbrach Zechs knurrend seinen Gedankengang und so wie der Germane die Stirn in Falten legte, verstand er es wohl in der Tat nicht. Wahrscheinlich verstand Zechs auch sich selbst nicht, warum es ihn so eifersüchtig machte.

Eifersucht, ja wie sonst war seine Reaktion beim Frühstück zu erklären.
 

„Das ist etwas völlig anderes. Merenptah hat mich ausgenutzt, ich wollte es nicht“, hier stockte Treize und legte den Kopf schräg. „Nein, das stimmt nicht, ich wollte es, aber nicht so.“
 

Zechs quittiert dies mit einem undefinierbaren Laut und schwieg weiter.
 

„Du bist eifersüchtig“, konstatierte Treize und stellte amüsiert fest, wie Zechs sich mit einem völlig überrumpelten Gesichtsausdruck umwandte.

Doch dann, zu Treizes Überraschung nickte er grimmig und ein tiefes Rot überzog seine Wangen.
 

„Du hast keinen Grund dazu.“ Treize fuhr dem anderen durch die blonde Mähne. „Es ist eher so, dass Merenptah auf dich eifersüchtig ist. Deshalb hat er auch letzte Nacht mit mir geschlafen.“
 

„Wieso sollte er auf mich eifersüchtig sein?“, Zechs schluckte.
 

„Ich vertraue dir.“
 

„Du teilst mit Merenptah das Lager!“
 

„Aber das ist doch etwas völlig Anderes. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.“
 

Zechs schüttelte resigniert den Kopf, sagte etwas auf Germanisch und musterte Treize abschätzig.
 

Treize mochte diesen Blick ganz und gar nicht: „Was?“
 

Da beugte sich Zechs nach vorn und küsste ihn, direkt auf die Lippen. Seine Zunge schlängelte sich sanft um Treizes Mund und nach der Länge von ein paar Herzschlägen zog er sich wieder zurück.

Zechs fuhr sich nun selbst mit der Zunge um die Lippen. „Kein Mohnsaft, ich dachte schon, du stündest schon wieder unter Drogen. So wie du sprichst.“
 

Treize fehlten die Worte, etwas was bei weitem nicht häufig vorkam. „Du hast mich geküsst, weil du...“, stammelte er. „Du wolltest wissen, ob ich Mohnsaft...“, versuchte er es ein zweites Mal.
 

„Ich hätte den Saft geschmeckt, aber du bist anscheinend völlig nüchtern.“ Zechs klang so, als ob er das nicht begrüßen würde. Fast so als wäre es ihm lieber gewesen, wenn Treize nicht ganz er selbst gewesen wäre.
 

„Leg dich hin, du bist ja ganz blass.“ Zechs zog ihn auf den Boden und Treizes Kopf ruhte auf dessen Schoß. Gedankenverloren strich ihm nun Zechs durch die Haare. Es hatte es unheimlich Beruhigendes.

Treize musste lächeln bei dem Gedanken, dass sie ausgerechnet unter einer Sykomore saßen. Es war der Baum der Liebesgöttin Hathor. Ob er Zechs dies sagen sollte?, überlegte er während er hinauf in das Blätterdach des Baumes blickte.
 

„Gib es endlich zu“, murmelte Treize stattdessen und legte eine Hand auf Zechs‘ Knie.
 

„Was soll ich zugeben?“ Verwirrt blickte ihn Zechs von oben herab an.
 

„Dass du mich magst.“ Bei diesen Worten sandte Treize ein kurzes Gebet an besagte Göttin Hathor.
 

„Nein.“
 

„Ein kleines Bisschen aber doch schon.“
 

Wieder nur jener undefinierbare Laut aus den Tiefen von Zechs‘ Kehle. „Manchmal“, flüsterte er leise.
 

„Ha!“ Treize schloss die Augen und genoss diesen seltenen Moment von Ruhe. Kein Merenptah, der ihn mit Argusaugen musterte, keine Sally, die nicht mit frechen Kommentaren gegeizt hätte oder einer der Diener, die irgendetwas von ihm wissen wollten.

Doch schon bald merkte er, dass Zechs in Gedanken ganz woanders war. „Was beschäftigt dich?“ Treize reckte sich und seine Finger glitten über Zechs‘ Stirn. So als ob er versuchen wollte die Falten zu glätten, die sich dort eingegraben hatten.
 

„Die Sache mit Trowa.“
 

„Es hat sich doch alles zum Guten gewendet“, warf Treize ein. Wenn Zechs nicht gewesen wäre, dann würden er und Quatre höchstwahrscheinlich gar nicht mehr unter Apollos Augen wandeln.
 

„Aber was wäre geschehen, wenn Trowa nicht wieder zu sich selbst gefunden hätte? Ich habe das verschuldet! Was wäre geschehen, wenn er sich etwas angetan hätte, so verwirrt wie er war? Und hast du bemerkt wie Quatre mich nun ansieht? Er hat Angst vor mir. Und Sally auch!“
 

„Quatre ist römischer Tribun, der hat keine Angst vor einem Germanen.“
 

„Treize, nimm mich ernst.“
 

„Gut.“ Treize setzte sich auf. „Du hast auch mir Angst gemacht“, gestand er. Es war wohl an der Zeit, dass er von der Begebenheit auf der großen Pyramide erzählte. Oder besser gesagt, dass er Zechs die volle Wahrheit erzählte. Zechs wusste noch nichts von dem Medaillon und wie es in Treizes Hände gelangt war.

Als er seine Erzählung geendet hatte, stützte Zechs sein Gesicht in den Händen. „Ich verstehe das alles nicht“, bekannte er mit sichtlicher Mühe.
 

„Deshalb fahren wir auch nach Theben. Ich habe an jenem Nachmittag, an dem ich zusammengebrochen bin, das Medaillon und den Dolch Merenptah gezeigt. Er meint, der Stein auf dem Dolch stamme aus einer alten Mine in der Nähe von Theben. Ich glaube, dort finden wir Antworten auf deine Fragen.“ Oder zumindest hoffte er es stark.
 

„Der Dolch, woher hast du ihn?“ Zechs gab sich Mühe nicht bemüht zu klingen, aber diese Frage schien ihm unter den Nägeln zu brennen.
 

„Es ist der Wegweiser, nicht wahr?“ Treize war schließlich zwei Tage ans Bett gefesselt gewesen und hatte Zeit genug gehabt sich darüber Gedanken zu machen. Er erinnerte sich ganz genau an diesen Tag als Zechs vom Kaiser befragt worden war und er zum ersten Mal von dieser Legende gehört hatte. Den Tallgeese und das Amulett, das den Weg zu ihm zeigte. Auf ihrer Überfahrt nach Ägypten hatte er Zechs damit konfrontiert. Zechs hatte zugegeben, dass er in Wirklichkeit Milliardo Peacecraft war und dass es den Wegweiser in der Tat gegeben hatte.
 

„Es ist der Wegweiser“, bestätigte Zechs und lachte freudlos auf. „Er wurde mir anvertraut als meine Eltern gestorben waren! Es ist meine Schuld, dass er jetzt nicht mehr in Germanien ist, sondern in der Hand von euch Römern.“
 

„Wie alt warst du damals? Du warst sicher noch ein Knabe!“
 

„Als mein Vater diesem Komplott zum Opfer fiel war ich sechs Jahre alt. Die wenigen Getreuen, die mich und... und eine Handvoll andere gerettet haben, gaben mir den Wegweiser zur Verwahrung.“

Treize überhörte taktvoll die kurze Pause. Zechs sprach nicht ganz die Wahrheit, wusste wieder einmal mehr als er Treize erzählen wollte. Es kränkte ihn, wie Treize sich eingestehen musste. Zechs schien ihm noch immer nicht rückhaltlos zu vertrauen.
 

„Keinem Kind sollte man so eine Bürde auferlegen.“ Treize schlang einen Arm um Zechs‘ Schultern und drückte ihn. „Du hast sicher dein Bestes getan.“
 

Zechs ging nicht auf die tröstenden Worte ein: „Wo hast du ihn gefunden? Du hast ihn doch in Germanien gefunden.“
 

„Am Tag nach der letzten Schlacht. Kannst du dich noch daran erinnern? Trowa und ich trafen dich morgens im Wald.“
 

„Flüchtig, vieles von damals war zu schrecklich als dass ich mich daran erinnern möchte“, gab Zechs mit belegter Stimme zurück.
 

„Nachdem Trowa dich ins Lager gebracht hatte, bin ich zur Jagd geritten, habe einen Hirsch erlegt und bin danach zum Fluss gegangen. Dort habe ich ihn gefunden.“
 

Zechs schüttelte fassungslos den Kopf. „Dann lag er all die Jahre dort. Ich war damals auf der Flucht, habe in den Wälder gelebt, ganz allein auf mich gestellt bevor ich den Mut aufbrachte mich wieder einem Stamm anzuschließen.

Eines Nachts musste ich mein Lager aufgeben, weil mir Jäger zu nahe gekommen waren. Sie hatten mich entdeckt und verfolgten mich, dabei habe ich den Dolch verloren. Ich habe noch tagelang nach ihm gesucht. Und ausgerechnet du findest ihn dann!“ Ein bitteres Lachen folgte. „Aber der Wegweiser sucht sich seinen Besitzer, so war es schon immer gewesen.“
 

„Dann schreibe ich diesem Amulett keine hohe Urteilskraft zu.“ Treize nahm dieses Gerede nicht gänzlich ernst. „Ich war wohl nicht die richtige Wahl.“
 

„Nun, wie sagst du immer? Fortunas Wege sind unergründlich.“
 

Da konnte Treize nichts darauf erwidern und brummte nur etwas in sich hinein. Gerade er, wo doch noch nie einen Deut auf Magie, Beschwörungen, Vogelschau und diesen ganzen Kram gegeben hatte, steckte bis über beide Ohren darin fest.

Es wurde Zeit, dass sie nach Theben aufbrachen. Diese Mine fanden und dort hoffentlich ein paar Anhaltspunkte, was es mit dem Dolch, dem Medaillon und Zechs‘ Kräften auf sich hatte.



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