Zwei Shinigamis allein im Wald
Moment mal... diese Stelle kam ihm nur allzu bekannt vor. Hitsugaya seufzte und runzelte die Stirn. Seit Stunden irrten sie nun schon im Kreis; es schien einfach keinen Ausweg aus diesem verdammten Wald zu geben! Matsumoto schien das allerdings nicht im geringsten zu stören. Sie vertrieb sich die Zeit damit, Geschichten über Magier zu erfinden, die sie in diesen verwunschenen Wald verbannt hatten, als Bestrafung für irgendeine Missetat, die sie heute Morgen begangen hatten.
„Matsumoto!“ Ihm riss der Geduldsfaden; bei ihrem ununterbrochenen Gerede konnte er sich unmöglich eine Lösung überlegen. Die Fukutaichou verstummte, nur um sich einen Augenblick später auch schon wieder zu Wort zu melden. „Ne, Taichou, diese Lichtung wäre doch ein idealer Platz um ein Lager aufzuschlagen.“
Hitsugaya sah sich stirnrunzelnd um und musste ihr Recht geben. Dann kam ihm eine Idee. „Matsumoto, geh' Holz für ein Feuer sammeln. Vielleicht sieht man den Rauch...“ Als er sich zu ihr drehte, konnte er es beinahe nicht fassen: seine Fukutaichou hatte doch tatsächlich nichts besseres zu tun, als es sich auf einem Holzstumpf gemütlich zu machen und ihre Frisur in einem kleinen, mitgebrachten Spiegel zu überprüfen.
Sie sah auf, als sie den eiskalten Blick ihres Taichous auf sich spürte und strahlte ihn an. „Er ist richtig hinreißend, oder? Ich habe ihn gestern in der Stadt gekauft, als Inoue und ich shoppen waren...“ Dann runzelte sie die Stirn und zupfte sich ein paar Blätter und kleiner Äste aus den Haaren. „Ne, Taichou, wir sollten so schnell wie möglich einen Weg aus dem Wald finden; ich sehe aus, wie ein Vampir, der gerade seinen Sarg verlassen und noch nie etwas von Haarpflege gehört hat!“
Hitsugaya's Augen verengten sich gefährlich. Auch die Fukutaichou hatte ihren Fehler erkannt und schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Matsumoto... ich dachte, du hättest gestern endlich die Papierarbeit erledigt. Entspricht das der Wahrheit?“ Der bedrohliche Ton jagte ihr einen Schauer über den Rücken und sie suchte verzweifelt nach einer Ausrede, während sie langsam vor Hitsugaya zurückwich, der sich ihr mit blitzenden Augen näherte.
„Ja, also... ich wollte... aber... der Stift! Ja, genau, der Stift war kaputt und dann wollte ich nur schnell einen neuen besorgen. Waah, Taichou, es tut mir Leid!“ Damit drehte sie sich um und flüchtete tiefer in den Wald, einen wütenden Hitsugaya auf den Fersen; seine Größe änderte in dem Moment nichts an der Tatsache, dass er äußerst angsteinflößend war.
Die Verfolgungsjagd endete abrupt, als die Orangenhaarige den plötzlich vor ihr auftauchenden Fluss zu spät bemerkte und mit einem lauten „PLATSCH“ darin landete, dicht gefolgt von Hitsugaya, der ihr dicht auf gefolgt war. Prustend richteten sich beide in dem glücklicherweise niedrigem Wasser auf und schlurften tropfend an Land, den Grund für den Unfall vorerst vergessen.
Brummend schüttelte der Weißhaarige den Kopf, um seine Haare zumindest provisorisch etwas zu trocknen. Dann musste er laut niesen. „Du wirst dir doch wohl keinen Schnupfen eingefangen haben“, meinte Matsumoto und musterte ihren Taichou besorgt. Dieser warf ihr nur einen bösen Blick zu und versuchte dann, eine allzu neugierige Libelle zu verscheuchen, die sich gerade in seinen Haaren einquartieren wollte.
„Auf jeden Fall sollten wir zusehen, uns irgendwo in die Sonne zu setzen, um besser zu trocknen“, meinte er dann mürrisch und ging am Flussufer entlang, um einen solchen Platz zu finden.
Tatsächlich schien das Schicksal es einmal gut mit ihnen zu meinen, denn nach einigen Minuten entdeckten sie auch schon eine nette, sonnenbeschiene Lichtung, wo sie sich ins Gras setzten und von den warmen Sonnenstrahlen aufwärmen ließen.
„Wieviel Uhr ist es eigentlich?“, fragte Matsumoto nach einigen Minuten und brach so das friedliche Schweigen, das bisher geherrscht hatte. Hitsugaya seufzte nur. 'Ich würde alle Edelsteine dieser Welt geben, um auch nur eine Stunde meine Ruhe zu haben', dachte er mürrisch und sah zu seiner Fukutaichou, die entspannt die Augen geschlossen hatte und anscheinend nicht damit rechnete, eine Antwort zu erhalten. Seine Züge entspannten sich etwas. 'Ruhiger als jetzt wird es wohl nicht mehr werden.'
Langsam fielen ihm die Augen zu; die letzten Tage waren anstrengend gewesen und er hatte sich eine kleine Auszeit verdient. Gerade, als er ins Land der Träume glitt, ertönte ein lautes Rauschen, wie das, wenn ein Radio keinen Empfang hat, und er fuhr mit einem Ruck hoch. 'Was zur Hölle...?'
Er blickte zu Matsumoto, die ihn entschuldigend angrinste und ein kleines Radio hochhielt. „Tut mir Leid, ich hätte mir denken können, dass er hier nicht funktioniert. War eh nur ein Schnäppchen, das ich gestern ergattert habe“, meinte sie schulterzuckend und steckte das Gerät wieder in ihre Tasche.
Als sie wieder zu ihrem Taichou sah, wurde ihr klar, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte und seine ohnehin kaum vorhandene Geduld beinahe aufgebraucht war. Sie seufzte. Manchmal waren seine Launen wirklich anstrengend! 'Andererseits kann man sich immer auf ihn verlassen', dachte sie und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.
Aus heiterem Himmel zog sie ihn in eine feste Umarmung und zerzauste Hitsugaya die Haare, was dieser nur zuließ, weil er zu überrumpelt war, um sich zu wehren. Dann ließ sie ihn los und er stolperte einige Schritte zurück, nach Luft schnappend, und sah sie empört an, konnte aber nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht schlich.
„Wir sollten uns so langsam auf den Rückweg machen, Taichou. Sonst verpassen wir noch das Konzert von Aqua Timez heute Abend.“ Daraufhin rollte besagter Taichou nur die Augen. Matsumoto hatte zwei Tickets gekauft, und darauf bestanden, dass er sie auf das Konzert begleiten würde. Dabei hatte sie aus dem Spiel gelassen, dass er alles andere als ein Fan der Gruppe war. Wie der Zufall es so wollte, konnte er sie ganz und gar nicht ausstehen
„Taichou!“ Während er in ganz und gar unangenehme Gedanken versunken war, hatte sich Matsumoto schon auf den Weg gemacht und winkte ihm nun zu. „Ich muss noch zum Frisör, wir sollten uns also beeilen!“ Er zog kurz ein Gesicht, als ob er in eine besonders bittere Zitrone gebissen hätte. Dann folgte er seiner Fukutaichou, die am Fluss entlang wanderte und so schließlich einen Weg zurück in die Zivilisation fand.