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Zehn Tage im Dezember

von

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Samstag der 24. Dezember

Samstag der 24. Dezember
 

Hermine war an diesem Morgen mit einem Lächeln auf den Lippen aufgewacht. Freudestrahlend war sie zuerst auf die Toilette und dann unter die Dusche gegangen. Tänzelnd hatte sie sich angezogen. Lachte vor Vergnügen auf, wenn sie bei dem Versuch gleichzeitig Tanzen und Kleidung anzulegen, umkippte.
 

Hermine summte, kicherte und gluckste, während sie sich die Haare machte. Das Strahlen das von ihr ausging, als sie sich durch die missbilligenden Blicke ihrer Hauskameraden hindurch auf zur großen Halle machte hätte locker drei Atomkraftwerke ersetzen können.
 

Singend und lachen hüpfte sie an Ginny vorbei die sich bei ihrem Anblick schnell umdrehte als wäre Hermine ein Basilisk, der sie mit den Augen versteinern könnte. Hermine, der Basilisk, schlug an diesem Morgen auch Dennis Creevey, Jack Slopper, Parvati Patil und Geoffrey Hoope in die Flucht.
 

Nur Lavander Brown schien in Hermines Gegenwart nicht vom dringenden Bedürfnis, so schnell als möglich auf die Toilette verschwinden zu müssen, überwältigt zu werden. Die schenkte ihr an diesem Morgen nicht nur ein Lächeln, sondern sogar mehrere Schokoriegel, einen Lakritz-Zauberstab und sogar eine echte, neue Schreibfeder. Die Feder war sogar komplett verpackt mit Schutzkappe an der Spitze, Glanzfolie und Schmuckbändchen und sah ganz danach aus, als wäre sie ein unwillkommenes Weihnachtsgeschenk an Lavandar selbst, dass sie bequemerweise an Hermine weiterschob, doch heute war Hermine glücklich und verzichtete auf jegliche Art von moralischer Belehrung.
 

Als Hermine den Gemeinschaftsraum betrat, sprang Ginny die sie dort in einem Sessel sitzend wohl schon erwartet hatte auf und begann sie mit überraschend harten Kissen zu bewerfen, während sie ihr gleichzeitig noch viel härtere Worte entgegenschleuderte.
 

Als dann auch Ron mit rot geweinten Augen im Gemeinschaftsraum auftauchte und bei ihrem Anblick würgte, sich die Hand vor den Mund presste und schneller als es ein getunter Feuerblitz vermocht hätte die Treppe zu den Jungenschlafsälen hochschoss, beschloss Hermine, dass heute garantiert der schönste Tag ihres Lebens war.
 

Dümmlich grinsend schob sie sich an Harry vorbei, der sie gerade beiseite ziehen und mit ihr reden wollte. Eventuell hätte sie sich auf ein Gespräch mit ihm eingelassen, wenn sie ihn bemerkt hätte, wenn er in diesem Moment, als sie das leise „Klick-Klack“ eines Schnabels der gegen die Fensterscheibe klopfen hörte, aufgepasst hätte.
 

Doch wie könnte sie Augen für Harry haben, wie könnte ihre Gedanken Ron die Treppe hinauf folgen, wie könnten ihre Ohren hören was die immer noch schimpfende Ginny von sich gab, wo doch draußen vor dem Fenster Dracos weiße Taube Clint auftauchte und genervt sein Köpfchen gegen die Scheibe schlug, nachdem sie beim Hämmern seines Schnabels nicht sofort reagiert hatte.
 

Beglückt aufjauchzend hüpfte sie wie ein Gummiball der Scheibe entgegen, riss diese auf, packte Clint, denn sie vom Fensterbrett gewischt hatte da sie nicht bedachte, dass das Fenster nach außen aufschwang, und riss ihm die kleine Nachricht vom Bein, die Draco ihm zuvor dort mit rosa Seidenband befestigt hatte.
 

Komm in den Garten, mein schöner Engel. DM.
 

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Hermine lustwandelte mit beseeltem Gesichtsausdruck Freude versprühend durch die Eingangshalle. Ein extrem unherminehaftes Lächeln breitet sich quer über ihr ganzes Gesicht aus und wurde mit jedem Schritt breiter, den sie dem Tor nach außen näher kam.
 

Sie war nicht alleine hier, und wie glücklich war sie als sie bemerkte, dass all diese Gesichter sie ebenfalls anstrahlten. Was kümmerte es sie, wenn die vielleicht eher kicherten als freundlich lachten? Was kümmerte es sie, wenn sie ihre Köpfe zusammen steckten und mit dem Finger auf sie zeigten, sobald sie meinten Hermines Sichtfeld entkommen zu sein?
 

Das alles war unwichtig. Unwichtig jetzt, da ihr Herz ihr vor freudiger Erwartung bis zur Kehle hinauf klopfte? Da ihre Handflächen zu kribbeln begannen, ihre Knie prickelten, eine Gänsehaut ihren Körper überzog und ihre Atmung schneller wurde. Jetzt, da sie die Tür erreicht hatte, sie öffnete und ihr Atem in der Sekunde aussetzte, als sie in die hellgrauen Augen von Draco blickte, der einige Meter vor ihr auf einer Unterlage saß und sie erwartetet.
 

Himmelhochjauchzend wie ein ganzer Chor Seraphine und Kerobine schalmeite Hermine „DRACO!“ warf sich ihm selbst in die Arme und fühlte sich wie ein geflügelter Schnatz, als er sie lachend an sich drückte, hochhob und sich kreisrund mit ihr um die eigene Achse drehte.
 

„Sie mal … ich habe eine Überraschung für dich.“ Freudestrahlend setzte er sie auf den Boden zurück, lies eine Hand von ihr ab und deutete glückselige über die eigene Schulter nach hinten auf das, worauf er eben gesessen hatte.
 

„AAAAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRRGGGGGGGGGGGHHHHHHHHH!“
 

Hermines Eingeweide gefroren zu Eis. Wenn die Büsche doch nur dichter bewachsen wären im Winter, dann wäre sie jetzt dankbar gewesen, sich hinter einem dieser Gewächse verstecken zu können. Eine Hacke hätte es auch getan. Damit hätte sie ein tiefes, sehr tiefes Loch graben können, in dem sie sich für alle Zeiten verstecken gekonnt hätte.
 

„Gefällt es dir?“
 

„Es ist … es ist …“ sie fand keine Worte, um ihrem Entsetzen Ausdruck zu verleihen.
 

„Das bist du, mein Engel.“ Verkündetet Draco zwar stolz doch mit einem so diabolischen Funkeln in den Augen, als ob es nie einen netten Malfoy gegeben hätte.
 

Vor dem großen Eichenportal, das in´s Schloss führte stand ein 3 Meter großes, komplett aus Gold gegossenes Abbild eines geflügelten Engels, der Hermine peinlicherweise zum Verwechseln ähnlich sah.
 

Ein wenig sah die Flügel-Hermine ja aus wie die Freiheitsstatue. Statt einer Fackel war der Linke Finger in die höhe gereckt, wie es zuvor so oft im Unterricht beobachtet werden konnte. Die andere Hand umklammerte ein Buch, auf dessen goldener Vorderseite die Worte „Hogwarts: A History“ eingraviert war.
 

Zudem grinste Flügel-Hermine auch noch so widerwärtig glücklich, als hätte sie gerade den besten Beischlaf ihres Lebens gehabt.
 

„Gefällt es dir denn nicht?“ Sein kleinjungen Grinsen war ekelerregend. Lässig lehnte er sich mit in den Taschen vergrabenen Händen gegen Flügel-Hermines Po, und blies kleine Wölkchen kondensierten Atems in die Luft, während Hermine wie ein aufgescheuchtes Huhn mit den Flügeln, nein, Armen flatternd um ihr Ebenbild herumraste.
 

„Malfoy, Malfoy, Malfoy …“ schimpfte Hermine gebetsmühlenartig, klingend wie Fingernägel die Gänsehaut erzeugend über eine Schiefertafel kratzend, während sie weiterhin wie eine wütende Hornisse um ihr Nest herumschwirrte.
 

Draco begann an zu lachen, als Hermine vor ihm auf die Knie viel und die Haare wie eine Heilige die Himmelsvisionen hatte zum Himmel reckte und in höchster Verzweiflung schrie. „ICH BIN NACKT!“
 

Draco brach nun endgültig in schallendes Gelächter aus uns sank leicht in die Knie. Nur Flügel-Hermines straffer, kugelrunder, goldener Hintern, an dem er sich festklammerte, rettete ihn vor einem endgültigen Zusammenbruch.
 

„WARUM?“ Hermine sprang wieder auf ihre Füße, umklammerte des gackernden Malfoys Hals, packte sein Gesicht zwischen ihre Hände und schrie. „WARUM? WARUM BIN ICH NACKT?“
 

Nun war natürlich nicht die echte Hermine kleiderlos, doch die sich fleißig meldende Flügel- Hermine war nicht nur wesentlich üppiger ausgestattet als die echte Hermine, sie zeigte das auch offenherzig an allen Ecken und Ende. Besser gesagt: Rundungen.
 

Draco ging wieder leicht in die Knie und kippte gegen Gold-Hermine und gab dieser einen schmatzenden Kuss auf den blankpolierten Hintern. „Ich weiß gar nicht was du hast. Sieht doch gut aus.“
 

Ein unziemliches Funkeln blitzte in seinen Augen auf, er grinste so breit, dass seine weißen Zähne entblößt wurden, als er mit der Hand an den Schenkeln der 3-Meter-Hermine entlang glitt und seine mit seinen langen, weißen Fingern an deren Scham kitzelte. „Siehst du, sie mag das.“
 

„AARRRGGGHHH“.
 

Hermine stieß Malfoy mit einem kräftigen Stoß weg, breitet die Arme aus und hopste in dem Versuch abwechselnd die goldenen Brüste oder ihren glänzenden Unterleib zu bedeckten herum, als versuche sie zu fliegen. „DU BIST EIN PERVERES SCHWEIN!“
 

„Ach komm schon …“ Draco presste beide Hände auf Hermines, nun ja, der Riesen-Hermines Taille, glitt langsam um diese Hermine, wobei er die tobende, echte Hermine auf den Hinterkopf küsste, und blieb vor dem gewaltigen goldenen Hintern der Statue stehen, den er augenblicklich mit seiner Zunge zu lecken begann. „Sie mag das,“ unterbrach er kurz seine unziemliche Beschäftigung und deutete mit dem Finger, den er eben angedeutet in Flügel-Hermines Hintern geschoben hatte, hinauf zu deren Kopf, die so selig strahlte, dass man Malfoy glatt zu seiner Arbeit beglückwünschen müsste. „Schau doch, wie sie lächelt.“
 

„Aber ich lächle nicht.“ Tobte Hermine auf der anderen Seite weiter. Draco streckte seinen Arm aus, packte die wild in der Luft herumfuchtelnde Hermine und zog sie mit einem kräftigen Ruck an sich, drehte sie in einer halben Walzerdrehung nach hinten an die Statue und presste sie mit seinem Körper gegen ihren eigenen, goldenen Hintern. „Noch nicht. Vielleicht strahlst du aber dann, wenn ich dich auch lecke.“
 

Hermine, zerrissen zwischen den Wünschen ihn an´s Schienbein zu treten, anzuspucken, zu Ohrfeigen oder in die Weichteile zu kicken, zappelte und ruckte in seinen Armen wie ein Dampfkochtopf kurz vor der Explosion, während Draco einfach nur schallend, glockenhell und so unschuldig lachte, dass er dabei doch glatt wie ein kleiner Unschuldsengel wirkte.
 

„Jetzt beruhige dich doch, hör mal zu …“.
 

Aber Hermine wollte nicht zuhören. “ICH WILL NICHT FÜR ALLE EWIGKEITEN NACKIG VOR DEN TOREN VON HOGWARTS STEHEN!“ Sie versuchte sich zu entwinden, doch er presste sie nur noch enger an sich, drückte ihre Wange mit seinem Mund an die Statue und begann erneut, diesmal jedoch ruhig, versöhnlich. „Die Statue wird nachher abgeholt, sie kommt nach Malfoy Manor.“
 

Hermine verstumme, erstarrte und wirkte kurz wie Lots Weib in der Salzsäulenausgabe. Dann jedoch wurden ihre Augen vor Schreck groß und größer, ehe sie wieder zu plärren begann. „ICH WILL AUCH NICHT FÜR ALLE ZEITEN NACKIG IM MANOR DEINER ELTERN STEHEN!“
 

Draco kicherte, sie spürte wie sein Mund, der sich an ihre Wange schmiegte zitterte vor schalkhaftem Lachen, ehe er sich mit einem Kuss selbst zum verstummen brachte. Hermine grummelte und zappelte zwar weiter, doch als er sie noch einmal auf die Wange küsste, noch mal und noch mal, wurde selbst sie langsam ruhiger. „Was soll das überhaupt? Du kannst doch nicht allen ernstes geglaubt haben, dass ich mich darüber freue?“
 

„Wenn Du mir zuhören würdest, vielleicht doch.“ Er lehnte seine Stirn gegen die ihre, lockerte den Griff mit dem er ihre Handgelenke umklammert hatte und wagte sich sogar eine der Hände loszulassen, um stattdessen ihren Rücken zu streicheln so dass sie Beide ein wenig wie Tänzer auf einer Tanzfläche anmuteten. „Die Statue ist aus reinem Gold. Dass ist das letzte Geld, dass ich noch auf meinem Konto hatte.“
 

„Aber“, Hermine drehte den Kopf zu ihm und konnte nur sehr verschwommen seine Augen sehen, da er immer noch viel zu nahe an sie gedrängt war, um seine Konturen scharf erkennen zu können. „Wovon willst du denn leben? Du hast doch gesagt, dein Vater hat dich enterbt? Wieso gibst du denn dein letztes Geld für … eine nackte … Frau aus?“
 

„Da wäre ich nicht der erste Mann, oder?“ Nun, da er einen Schritt zurückgetreten war, sie gänzlich losließ und stattdessen Flügel-Hermine einen Klaps auf deren glänzenden Po gab, konnte sie sehen, dass das dreckige Grinsen seiner Lippen seine Augen nicht erreichte. Er seufzte, fuhr sich mit den Händen durch die Haare, strich diese nach hinten und verharrte einen Moment in dieser Pose. „Nein, ernsthaft.“ Er lies die Arme wieder sinken, drehte sich um und lehnte sich mit verkreuzten Armen neben Hermine. „Ich will ihr Geld nicht. Ich gebe es ihnen ja in gewisser Weise zurück. Oder? Außerdem …“ Er ergriff ihre Hand und küsste ihren Handrücken. „… sehen sie, was mir nun stattdessen wichtig ist. Sie werden sich ziemlich ärgern, meinst du nicht?“
 

„Ja aber …“ sie zog ihre Hand von seinem Mund weg, packte stattdessen wieder sein Gesicht in ihre Hände und sah ihn direkt an, was eine etwas nervöses Augenflattern zur Folge hatte. „Wovon willst du denn jetzt leben?“
 

Schulterzucken. „Mein Schulgeld ist für dieses Jahr bezahlt. Alle wichtigen Bücher die ich eventuell brauchen könnte sind gekauft. Ich habe etwas Taschengeld zurückbehalten für Ausflüge und solche Dinge. Kleider habe ich. Bis zum Jahresende, ist erstmal vorgesorgt und dann …“ er seufzte, senkte den Blick und fixierte seine Füße. „Ich werde eben schnell eine Arbeit finden müssen, nicht?“
 

Er duckte sich, drehte sich unter ihren Armen durch und ging mit ein paar Schritten von ihr weg, in Richtung See. „Wenn nicht, dann … naja. Weiss ich noch nicht.“ Er drehte sich um, legte die Hände ineinander und atmete warmen, dampfenden Atmen auf die schon leicht weissbläulich verfärbten Finger, um diese zu wärmen. Erst jetzt, da Hermine Malfoys Finger sah wurde ihr bewusst, wie sehr sie doch selbst fror. Sie fröstelte, umklammerte ihre Schultern und folgte Draco, der den Weg zum See weiter fortsetzte.
 

Er wirkte seltsam. Eben noch lachend, ging nun eine Kälte von ihm aus die nichts mit dem Winter um sie herum zu tun hatte. Auch keine Kälte des Herzens, eher stumme Aura der Verzweiflung, wie sie von Dementoren verbreitet wurde. Sie beeilte sich um mit ihm Schritt halten zu können und legte ihren Arm um ihn, als sie aufgeholt hatte. „Ich, ich habe vielleicht einen Vorschlag für dich.“
 

„So?“ Er blieb stehen, drehte sich halb zu ihr um und legte die kalten Finger seiner rechten Hand an ihre Wange, deren Daumen sie sanft, wenn wegen der Kälte auch etwas ungelenk streichelten. „Welchen?“
 

„Ich gehe nach der Schule wieder nach Hause, denke ich. Solange eben, bis ich einen festen Job habe. Wenn du überhaupt nicht weißt wo du hinsollst, dann kannst du doch mit zu mir kommen?“
 

„Zu Dir? Ich soll bei deinen Muggel-Eltern leben?“ Seine Augen, sein Mund, seine Züge … sie waren unentschlüsselbar. Doch nur Sekunden, dann schoben sich die Winkel seiner blassrosa Lippen leicht nach oben und ein etwas trauriges, doch liebenswertes Lächeln entstand. „Gerne.“
 

Hermine atmete erleichtert aus. Einen Moment hatte es gewirkt, als fände er diese Vorstellung so abstoßend wie er immer behauptet hätte. „Dann hätten wir das ja geklärt.“ Ein Grinsen, so breit wie der schwarze See, neben dem sie nun standen, nur viel wärmer und schöner, breitete sich auf Hermines Gesicht aus dass nun wie Sonnenstrahlen leuchtete. „Willst du sie kennenlernen? Wollen wir sie die nächsten Tage mal besuchen?“
 

Merkwürdig. Schon wieder dieser seltsame, bedrückte Gesichtsausdruck. Hatte er eben geschluckt? Wieso biss er sich auf die Lippen bevor er leise antwortete. „Ja sicher. Das würde ich gerne.“
 

„Du bist seltsam. So komisch heute.“ Keine Frage, keine Beleidigung. Eine Feststellung.
 

„Es ist nichts.“ Er schüttelte abwehrend den Kopf, entwand sich ihrem Griff, doch griff er nach ihrer Hand, um diese mit der seinen zu umschließen. „Es ist nur … ich war noch nie bei Muggeln. Das wird sicher sehr ungewohnt für mich. Aber heute ist ja eh alles anders.“ Er zuckte die Achseln, zog Hermine mit sich zu einer Bank, die dort in der Nähe stand und sprach, mehr zu sich als zu ihr. „Aber die Dinge haben sich nun mal geändert.“
 

Eine seltsame Bemerkung die Hermine schon hinterfragen wollte, doch bevor sie dazu imstande war ihre Verwunderung in Worte zu fassen, erschrak sie unter einem grellen, platinfarbenen Lichtblitz der den See, das Schloss und alle Ländereien um Hogwarts herum wie eine einschlagende Atombombe ausleuchtete, bevor er mit Geschwindigkeit eines Lidschlages verschwand.
 

Die goldene Statue war weg, vermutlich, wenn man Draco Malfoy glauben konnte, in´s Manor seiner Eltern verschwunden wo Lucius und Narcissa vermutlich versuchen würden, der Schlammbluthexe zumindest Kleidung anzuzaubern. Wenn Narcissa dabei bestimmt auch etwas eifriger sein würde als Lucius.
 

Der Moment war vorbei, die Frage und das Misstrauen waren ihr entfallen und so verbrachten sie den Rest des Vormittages damit, 7 Jahre versäumten Muggel-Kunde- Unterricht für Draco aufzuholen. Immerhin wollte Hermine ja, dass ihre Eltern ihn nicht für einen Steinzeitmenschen hielten.
 

xxx
 

Das Mittagsessen war ein Spies-Rutenlauf gewesen. Alle Vier Häusertische waren in der großen Halle zu einem großen Quadrat zusammengeschoben worden, an dem Lehrer wie Schüler bunt durcheinander gemischt Platz genommen hatten.
 

Draco und Hermine saßen gemeinsam am hinteren Ende des Saales, in der Nähe der Tür. Die anderen Schüler drängten sich recht dicht an die anderen drei Tische, so dass Draco und Hermine ganz alleine an ihrem Tisch waren. Statt in nette Gespräche verwickelt zu werden, wurden sie nur mit finsteren Blicken bedacht.
 

Mal Slytherins, mal Gryffindors, schubsten einander in die Seite, zeigten mit kaum verholener Abneigung in ihre Richtung und steckten die Köpfe zusammen, um miteinander zu tuscheln.
 

Während Hermine so nervös war, dass sie jedes Mal fünf Versuche brauchte bevor sie es endlich schaffte, das eine oder andere Stückchen Fleisch auf ihre Gabel zu spießen und zumindest versuchen konnte, es hinunterzuwürgen, wobei ihre Kehle jedoch wie von einer eisernen Faust zugedrückt schien, schien Draco nahezu unbeeindruckt.
 

Nein, unbeeindruckt war der falsche Ausdruck. Die stoische Ruhe mit der er sich Bissen für Bissen in den Mund schob, kaute und herunterschluckte ließen ihn wie hypnotisiert wirken. Irgendwie … entrückt. Vielleicht war es ihm egal, dass seine Hauskameraden ihn mit zusammengeknüllten Papiertaschentüchern bewarfen und die Lehrer so taten, als würden sie es nicht bemerken. Vielleicht war es ihm egal, dass Hagrid nach dem vierten Kelch Wein lautstark verkündete, dass Seidenschnabel schon lange nichts Lebendiges mehr gejagt hätte und langsam hungrig werden würde.
 

Vielleicht war es egal, dass Blaise demonstrativ laut schmatzend während des ganzen Essens über mit Pansy herumknutschte. Eventuell kümmerte es ihn auch nicht, dass Goyle, der ohne Malfoys Obhut wohl endlich herausgefunden hatte, dass er der englischen Sprache mächtig war diese neue Fähigkeit nutzte, um seine Banknachbarn mit peinlichen Geschichten über Malfoys Vergangenheit zu unterhalten. Vielleicht war es ihm egal, vielleicht hörte es auch gar nicht.
 

Er war starr, schien entrückt und hob nicht einmal eine Augenbraue, als Ron, der ihm direkt gegenübersaß den Zauberstab herausholte, leise Worte murmelte und das Essen, dass Draco auf seinem Teller hatte, krabbelnd zum Leben erwachte. Maden, Kakerlaken, Kellerasseln, Mottenlarven und Spinnen aller Farben und Größen tummelten sich gesellig auf dem überquellenden Geschirr.
 

Ob man ihn unter den Imperiusfluch gestellt hatte? Bevor Hermine ihm den Teller wegreißen konnte, hatte er schon mit der Gabel hineingepickt und schob sich eine Ladung noch windender Krabbeltiere in den Mund, die er daraufhin unter ekelerregendem Knirschen zerkaute.
 

Eindeutig, damit hatte Ron nicht gerechnet. Hermine sah das was nun folgte nicht so genau, da sie würgend zur Seite rutschte und sich schützend die Hände vor Mund und Augen warf, doch als sie wagte wieder aufzusehen, zog McGonagall Gryffindor gerade unter strengstem Schimpfen 100 Hauspunkte ab. Und Draco spießte ungerührt wieder Leberpastete auf seine Gabel, als hätte er nie etwas anderes gegessen.
 

Hermine rutschte ein wenig näher an Draco heran als sie merkte, dass man irgendeine schleimige Substanz auf ihre Bank gehext hatte die sich kriechend von der anderen Seite der Sitzreihe her auf sie zu bewegte. Übel, nach fauligem Abfall riechend, schob sich die gräuliche Masse auch von Dracos Seite hier zu ihnen hinüber. Sie schubste ihn und deutet mit dem Finger und einem Kopfnicken zu ihrer Rechten wie zu seiner Linken, um ihm den heranwabernden Schleim zu zeigen.
 

Er sah nicht auf, sah nicht zu seinen Hauskameraden die in gehässiges, leises Kichern ausbrachen als sie bemerkten wie Draco seinen Kopf von seiner Seite bis an Hermine vorbei drehte um den Grund ihres Unbills sehen zu können. Nein er wurde nicht wütend, er zuckte nur gelangweilt mit den Achseln, stand auf und zog Hermine am Arm mit sich. „Komm, gehen wir nach Hogsmeade. Ich lade dich ein.“
 

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Da es ihnen als Volljährige Schüler erlaubt war, in den Ferien hinunter in´s Dorf zu gehen, war Hermine dankbar für diese Einladung. Doch so schön es auch war mit Draco an ihrer Seite durch den sanft knirschenden Schnee zu gehen, sich die Wintersonne ins Gesicht scheinen zu lassen und den silbernen Schimmer zu bewundern, den das Licht in Dracos weißblondes Haar zauberte, es wollte sich einfach keine rechte Freude bei ihr einstellen.
 

Seit dem Mittagessen hatte sich Dracos Laune Zusehens verschlechtert. Nicht, dass er wütend oder mürrisch gewesen wäre, nicht, dass er sie wieder verletzend und herabwürdigend behandelt hätte. Mit Nichten.
 

Im Gegenteil. Anlehnungsbedürftig wie ein besonders verschmuster Kater war er gewesen. Hatte sich bei jeder Gelegenheit an sie geschmiegt, sie umarmt und gedrückt. Auch jetzt, als sie gemeinsam durch die Straßen von Hogsmeade gingen, klammerte er sich wie ein Ertrinkender an sie. Als sei sie eine Art Rettungsleine, die ihn davor bewahren könnte irgendwo hineinzufallen und zu ertrinken.
 

So glücklich sie auch heute Morgen gewesen war, langsam musste sie sich doch eingestehen, dass sich Angst in ihr ausbreitete.
 

Wäre sie ein Tier gewesen, so hätte sie es eine Witterung genannt. Diese unbenannte, unfassbare, doch langsam heranschleichende Bedrohung die wie eine sich anbahnende Naturkatastrophe zwar ahnen, doch nicht mehr aufhalten lies.
 

Aber Hermine war kein Tier und so lehnte sie es ab, sich auf so etwas wie Witterungen oder Instinkt zu verlassen.
 

Auch dann nicht, als sie schweigend in den Drei Besen beieinander saßen, jeweils die Stirn des einen an die Stirn des anderen abgelehnt und einfach nur 2h Händchen hielten.
 

Man spürt einfach, ob eine Umarmung sexuell intendiert ist, oder nicht. Und Dracos Berührungen waren den ganzen Nachmittag über absolut rein gewesen. Dennoch vergrub er bei jeder Gelegenheit sein Gesicht in ihren Locken, klammerte sich an sie und wirkte, als ob er Trost bräuchte. Nicht so wie gestern, anders. Als ob das, was so schlimm wäre, was ihn so bedrückte, kurz bevorstand.
 

Gegen 18 Uhr machten sie sich auf den Weg zurück nach Hogwards, da bald McGonagalls Fest beginnen sollte. Hermine fühlte sich sehr unbehaglich bei dem Gedanken daran eventuell neben Ron sitzen zu müssen. Wieder von allen Seiten diese Missbilligung ertragen zu müssen, wie eine Aussätzige behandelt zu werden.
 

Draco, der ihre Hand hielt, spürte wohl ihr Zögern, ihre Vorbehalte als sie gemeinsam die Treppe hinaufgingen zur großen Halle gingen. „Was ist los? Keinen Hunger?“ fragte er mit einer Stimme, die so gar nicht zu dieser harmlosen Frage passen wollte. Nachdenklich, bedrückt – sie wagte einen kurzen Seitenblick zu ihm, bevor sie wieder auf ihre Füße sah – regelrecht traurig.
 

Es waren die ersten Worte die er seit dem Mittagessen an sie gerichtet hatte. So still war er gewesen, dass es für Hermine den Bruchteil einer Sekunde lang so anmutete, als ob diese Frage von Krummbein und nicht von Draco gekommen wäre.
 

Albernes, dummes Mädchen, schimpfte sie sich selbst.
 

Draco war enterbt, ohne Freunde und musste damit fertig werden, ein Schlammblut zu lieben. Natürlich verwirrte ihn das. Sie zwang sich zu einem recht missglückten Lächeln. „Doch ja, aber diese Leute heute Mittag beim Essen … Sie hassen mich. Das ist so unangenehm.“
 

„Sie hassen nicht dich, sie hassen mich.“ Korrigierte er ruhig. „Dich“, er strich ihr mit dem Finger, mit dem er eben noch auf sie gezeigt hatte über die Wange. „Halten dich nur für unvorsichtig und naiv, weil du mit mir zusammen bist.“
 

Sie zuckte ratlos mit den Achseln. „Mag ja sein, aber trotzdem ist das alles sehr unangenehm. Ich fühle mich ganz komisch bei dem Gedanken, zwischen ihnen zu sitzen und auf das Essen warten zu müssen.“ Sie seufzte. „Ich hab ja schon Hunger, aber ich glaube vor 19 Uhr wird nichts serviert. War bisher immer so. Vorher gibt´s noch ein paar Reden, eventuell singt der Schulchor usw. … Da will ich nicht dabei sein. Eigentlich will ich nur Essen und so schnell wie möglich wieder gehen.“
 

Sein Gesichtsausdruck änderte sich in eine Richtung, die höchst verwirrend schien. Wirkte er eben noch gleichmütig, schien er nun Zunehmens angespannter zu werden.
 

Etwas, irgendetwas ist los … und es wird bald sein. Die Zeit verrinnt, dachte Hermine. Aber so etwas wie weiblichen Instinkt schätzte sie noch nie. Diese Phrase war doch nur erfunden worden, um die früher verbreitete, mangelnde Schulbildung von Mädchen besser klingen zu lassen. Wenn sie schon nichts wussten, dann konnten sie wenigstens ahnen.
 

Hermine wollte nicht ahnen, sie wollte wissen. Aber im Moment, sie biss sich auf die Lippen und schluckte ihre Vorahnung so weit als möglich hinunter, wusste sie nichts.
 

Seine Augen flackerten nervös, seine Lippen bebten und seine Stimme hatte einen erregten, leicht gehetzten Unterton. „Dann lass uns noch mal raus gehen.“ Er drehte sich um und zog sie mit sich die Treppe hinunter. „Wir gehen runter zum See, ich habe da etwas für dich.“
 

Er ging schnell, fast rannte er die Treppe hinunter. Hermine musste aufpassen, um nicht zu stolpern während sie ihm hinterher hastete. „Du hast ein Geschenk für mich?“
 

„Ja.“ Er stoppte, drehte sich halb zu ihr um und lächelte, zum ersten Mal seit heute morgen. „Morgen ist Weihnachten, natürlich habe ich etwas für dich. Wir haben es früher immer so gemacht, dass ich ein Geschenk abends bekam und die restlichen am nächsten Morgen auspacken durfte.“
 

Er lächelte mit dem Mund, nicht mit den Augen. Seine Hände wurden feucht und Hermine musste seine Hand fester umklammern, um nicht abzurutschen. Nervös biss er sich auf die Lippen, ruckte mit dem Kopf in Richtung Treppenfuß und drängte. „Komm mit, ich will es dir zeigen.“
 

Natürlich irritierte es sie, dass er drängte. Dass er ihre Augen gemieden hatte. Der gehetzte Ton in seiner Stimme, die mit einem Mal schlaksigen, ungeschickten Bewegungen die er machte, die schnelle Atmung die ihn wie jemanden aussehen ließ, der gerade einen Marathonlauf hinter sich hatte. Er schwitzte, er zitterte und doch, doch ging er immer schneller.
 

Zog sie durch die Eingangshalle hindurch, hob sie galant, doch etwas zu hektisch um wirklich erfreulich zu sein, die Treppe zum Vorplatz herunter, zerrte sie mehr als das er sie führte hinunter zum See und nahm sie auf den Arm, als er sie zu einer schneeverhangenen Weide trug, die ihre schwer bedeckten Arme über Teile des Ufers und des schwarzen, gefrorenen Wassers hängen lies.
 

„Hier ist es.“ Murmelte er heiser. „Was?“ Hermine spähte neugierig um sich und suchte nach dem, womit er sie überraschen wollte.
 

Er trat einen Schritt zurück, nahm ihre Hände und grinste. „Ich … ich schenke dir mich. Wenn du mich haben willst auch für immer.“
 

Dracos Fingerkuppen glitten sanft über Hermines von Kälte und Freude geröstete Wangen und strichen ihr zärtlich eine Strähne hinter ihr Ohr.
 

Sanft streichelte der Rücken von Dracos Hand ihren Hals wieder hinab, als er mit der anderen Hand eine Locke, die ihr über die Augen hing anhob und ebenfalls hinter ihr Ohr strich.
 

„Ich werde nicht für immer hier sein, in Hogwarts, weißt du?“ Er klang seltsam, nachdenklich und auch ein wenig wehmütig. Hermine lächelte, als sie seine beiden Hände aus ihrem Gesicht nahm und sie zwischen den ihren vergrub. Die beiden Hände über seine aneinandergelegten Fäuste gelegt, trat sie einen Schritt näher auf ihm zu. Nur noch ihre Hände trennten ihrer beider Körper davon, vollkommen geschlossen eine Einheit zu bilden.
 

„Natürlich nicht, eines Tages gehen wir.“
 

Draco lächelte nicht, es irritierte Hermine etwas, dass er so blass und so ernst aussah, wo er sie doch so glücklich machte und wo sie doch mit jeder Faser ihres Seines, ihres Herzens und ihrer Seele spürte, dass er ebenso fühlte.
 

Dennoch, er wirkte angespannt. Er schluckte und sie spürte seine Hände zwischen den ihren leicht zittern. Seine Stimme war liebevoll und warm, schenkte ihr unendlich viel Zuneigung und dennoch fröstelte sie, da sie ebenso die Angst darin hörte.

„Ja Hermine, irgendwann ist es vorbei. Und wenn ich gehe, gehst du dann mit mir?“
 

Hermine schluckte und presste die Lippen aufeinander. Doch bald schon lockerten sich ihre Lippen und die eben noch schmal wirkenden, strengen Lippen verwandelten sich in ein volles, breites Lächeln denn warum eigentlich nicht?
 

Ein Gefühl von grenzenloser Freiheit stieg in Hermine auf als sie Dracos silbergraue Augen sah. Grau wie der Himmel über ihnen. Fast meinte sie, Schneeflocken in den tiefen seiner Pupillen erkennen zu können. Der Himmel der vor ihr lag war keinesfalls wolkenlos und sanft. Nein, stürmisch war er und kündigte Schnee an, der so kalt und doch wunderschön war, dass man bei seinem Anblick weinen möchte und so antwortete sie. „Natürlich.“
 

So würde auch das Leben für das sie sich entschieden hatte als sie ihr Kinn leicht anhob, um ihren Lippen die seinen zu berühren um in einem zarten, immerwährenden Kuss zu verschmelzen, niemals einfach und nett werden, doch es würde ihr Leben sein. Das Leben für das sie sich aus freien Stücken entschieden hatte. Und sie wusste es würde so aufregend, wild und doch voll Liebe werden, wie dieser Kuss. So liebevoll wie die Hände die sich sanft in ihre Locken vergruben, so aufregend wie seine Worte klangen, als ihr sein heißer Atem den Hals umschmeichelte, während er ihr dreckige Worte sagte. So süß, wie seine Zunge schmeckte die über ihre Halsbeuge entlang zu ihrem Kinn strich, sich sanft küssend an den Wangen entlang arbeitete bis sie wieder mit ihrem nach ihm verlangenden Lippen verschmolzen.
 

Je enger er sie an sich zog, je fester er sie hielt, desto freier fühlte sich Hermine.
 

Einer der Momente, in denen man weinen könnte vor Glück. Einer der Momente in denen es den Menschen vergönnt ist, vollkommene Schönheit zu sehen und grenzenloses Glück zu verspüren. Einer dieser Momente in denen es scheint, als ob sich die Tore des Himmels ein klein wenig geöffnet hätten, um einen Vorgeschmack auf das zu geben, was sie im Paradies erwartete.
 

Dracos Lippen lösten sich von den ihren. Seine Hände umfassten ihr Gesicht, streichelten ihre Wangen und führten es soweit nach oben, dass Hermine erneut in den Himmel der seinen Augen innewohnte sah. Leise, leiser wie das Rauschen des Windes, flüsterte er. „Ich liebe Dich.“
 

Ein kleines Stück von Himmel, und Hermine wurde es zuteil.
 

Hermine weinte, weinte vor Glück als sie ihren Kopf an seine Brust schmiegte um dem sanftem Schlag seines Herzens zu lauschen.
 

Hermine Granger, war wahrhaftig glücklich …
 

… bevor sie starb.
 

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Draco Malfoy steht eine Weile stumm da und überlegt, woran ihn Hermines Körper im Schnee erinnert. Sie ist wirklich blass. Sie war schon länger recht blass, aber jetzt im Schnee, da sieht sie besonders bleich aus. Ihre Lippen sind blutrot und leicht geschwollen von seinem Kuss. Ihre Haare deren Farbnuance zwischen Schokoladenbraun und Zimt variierte sind nun schwarz von nassem Blut.
 

Blut, dass ihr so wundschön von ihrem Mund und ihrer zertrümmerten Stirn über die schneeweise Haut fließt, dass es fast den Anschein hätte, dass dies durch die Hand eines Malers entstanden ist.
 

Draco betrachtet versonnen Hermines toten Körper. Den Eiskristall, mit dem er ihr eben den Schädel zertrümmerte, hat er einfach weggeworfen. Er braucht ihn ja nicht mehr. Das Ganze war dann doch unangenehmer geworden, als er vermutete. Zwar hat Granger bereits nach dem ersten unvermuteten Schlag auf den Kopf das Bewusstsein verloren, doch hat es dann bestimmt noch 10 Minuten oder mehr gedauert, bis er es wirklich geschafft hat, Mithilfe des Kristalls und einiger aus dem Schnee herausragender Steine ihr ein Loch in die Schädeldecke zu schlagen.
 

Hermine der Dickschädel. Wirklich … eine mühselige Arbeit.
 

Er lächelt, und streicht ihr zärtlich über die von Blut überströmte Wange, geht in die Knie und beugt sich über sie, um ihr ganz sachte, einen zarten Kuss auf den Mund zu hauchen.
 

Er setzt sich nach hinten auf die Fersen und bemerkt ärgerlich, dass er sich soeben die Ärmel seines Hemdes sowie seine blütenweißen Finger mit Blut verschmiert hat.
 

Statt das Blut wieder einfach nur mit Schnee abzureiben, taucht er mit der Hand erneut in das kleine, klaffende Loch in ihrem Kopf ein, bis er unter sich die wabbelige, glitschige Masse ihres Gehirns spürt. Ganz sicher, nun sind seine Finger wirklich rot. Seine Hand gleitet aus der Wunde heraus, er dreht sich zur Seite, beugt sich in kniender Haltung nach vorne, eine Hand neben ihrem Kopf abgestützt und schreibt mit ihrem Blut ein Wort in den Schnee.
 

SCHNEEWITTCHEN!
 

Die Schönste, die Süßeste und Liebste im Land. Seine Hermine, die im Eis und im Schnee ruht wie im gläsernen Sarg. Doch nicht lange, er weiß es.
 

Draco machte sich nicht die Mühe, Hermines Leiche zu verstecken, bevor er geht denn er weiss, dass sie ja doch gefunden werden wird.
 

Langsam und gemächlich schlendert er durch den Schnee zum Schloss zurück. Wohl wissend, dass man seine Fußspuren erkennen wird. Er macht keinen Versuch Beweise zu verwischen oder gar sich selbst zu verstecken denn ihm ist klar, dass alle wissen werden, dass er der Mörder war.
 

Innerer Frieden, wie er ihn nie zuvor gekannt hatte, durchflutet ihn, als er blutbeschmiert wie er ist, den Weg durch die Eingangshalle hindurch zum Festsaal nimmt. Sinnlos sich zu verstecken, man würde ihn ja doch finden.
 

Ein Lächeln lässt seine Mundwinkel sanft, fast edel, nach oben gleiten, denn es gibt noch mehr, dass Draco Malfoy klar vor Augen hat.
 

Weasley wird den Tod seiner Freundin nicht ertragen, verrückt werden und den Rest seiner Tage in der geschlossen Abteilung von ´s verbringen. Potter, St. Potter, war dem Tod schon lange viel näher gewesen als dem Leben. Dieser neuerliche Schicksalsschlag wird ihn die letzte Schwelle übertreten lassen, so dass er sich dazu entscheiden würde, Sirius zu folgen, da er das Leben hier ihm unter diesen Umständen nichts mehr bieten konnte.
 

Und Ginny, seine Freundin, wird genau wie die restlichen Weasleys mitsamt allen Mitgliedern des Phönixordens keinen glücklichen Tag mehr erleben, da sie den Freitod ihres Retters nicht verhindern konnten.
 

So hatte Draco am Ende gewonnen, hatte die Gewinner dort verletzt, wo es am meisten weh tat.
 

Die Dinge hatten sich geändert.
 

Doch der Grund warum Draco sich so befreit, so erleichtert fühlt, ist ein anderer. Er ist zum ersten Mal seit langem vollkommen ruhig und zufrieden, da er weiss, dass Weasley, bevor alles andere geschieht, ihn töten wird.
 

Deswegen macht Draco auch keine Anstalten hinab in den Kerker der Slytherins zu steigen, um sich dort seinen Zauberstab zu holen. Er wird ihn nicht brauchen. Der Kampf ist vorbei.
 

Der Plan war von Anfang an leicht, oder schwer. Je nachdem. Draco will sterben. Seine Familie ist entehrt, all das was ihm wichtig war und woran er glaubte, ist zerstört. Er betrauert tote Familienmitglieder und tote Freunde. Aber damit kann er leben.
 

Womit er nicht leben kann ist das, was er selbst getan hat. Draco ist kein Mörder, er ist nicht der Typ dafür, Menschen umzubringen. Dumbledore hatte Recht.
 

Trotzdem hat er es getan. Voldemort hat ihn gezwungen Menschen zu foltern und zu töten. Seit dem ersten Mord vergeht kein Tag und keine Nacht, in der er nicht von den Stimmen, grauen Gesichtern der Leichen verfolgt wird. Sie sind die Schatten, die in der Dunkelheit lauern. Sie sind der kleine Fleck, den man aus den Augenwinkeln hinter sich bewegen sehen kann. Sie sind das Flüstern das man hört, wenn alles still und leise ist.
 

Sie lauern unter Betten, in Toilettenschüsseln, in verschlossenen Taschen, in Kühlschränken und in Badewannen. Niemals sieht er sie, doch überall nimmt er sie war. Nur nachts, in jeder Nacht eigentlich, kann er sie sehen. Wenn sie ihn verfolgen und ihn mit ihren toten, gebrochenen Augen anklagend ansehen. Wenn sie ihre kalten, leblosen Hände heben um ihn zu packen um ihn mit sich zu reißen, dorthin, wo er seine gerechte Strafe verbüßen sollte.
 

Er hat alles ertragen. Die Übelkeit, die Gewissensbisse, die Kopfschmerzen, die Appetitlosigkeit, die Albträume und den Verfolgungswahn. Nur um seine Familie zu schützen.
 

Er hat für sie, wenn auch nicht überlebt, so doch existiert. Aber die Dinge haben sich geändert und er kann und will nicht mehr.
 

Seine Familie muss ihn gehen lassen. Das ist sie ihm nach all seinen Opfern schuldig. Doch Draco ist der letzte Dreck, er ist nicht nur einer, der getötet hat, er ist auch noch ein Feigling und hat sich nicht getraut, es selbst zu tun. Monatelang hat er mit sich gerungen, doch nie hat er es über sich gebracht. Deswegen die Planänderung.
 

Als ihm der neue Heiland, Potter, im dunklen Flur im 4. Stock so triumphierend gegenüberstand, als er Weasley und das Schlammblut am gleichen Abend über ihn spotten hörte wusste er, dass es einen Ausweg gibt.
 

Sie sollen tun, was er nicht tun kann. Und dabei wird er soviel von diesen schönen, guten, glücklichen Menschen zerstören, wie er nur kann. Sie, die über sein Elend so widerwärtig triumphieren. Er wird sie vernichten. Er ist eh schon Abschaum, es kann nicht mehr schlimmer kommen und er kann nicht mehr tiefer sinken.
 

Also hat er beschlossen es mit Granger zu versuchen. Sie ist naiv und aufdringlich genug, um auf diese Masche anzuspringen. Zudem ein Mädchen. Wer würde ihm schon glauben, wenn er Potter oder Weasley umgarnen würde?
 

So hat er Granger gewählt. Es war lustig zu sehen, wie sie nach seinen Wünschen gesprungen ist. Wie sie sich so schön mit ihren dummen Freunden gestritten hat, wegen ihm. Das hat ihn befriedigt. Ja natürlich gibt es nun Streit mit den anderen Sltytherins deswegen.
 

Was soll´s. Sie können ihm eh nicht helfen, keiner kann es.
 

Wer nicht sah was er gesehen hat, der versteht ihn nicht. Am Abend als er mit Granger in diesem geheimen Zimmer war, ist etwas Dummes passiert. Eigentlich hatte er sie in dieses Zimmer gelockt, um sie dort drinnen umzubringen. Doch er zögerte, hatte die Tat vor sich hergeschoben und gewartet. Vielleicht lag es an den Mistelzweigen, dem Bier oder an den Kerzen. Aber er hat sich wohl mit ihr gefühlt. Geborgen, wie seit langem nicht mehr, weil sie sich nicht geekelt hat, wie er sich vor sich selbst ekelt und ihm all diese albernen Dinge anvertraut hat als wäre er jemand, mit dem man sich unterhalten sollte.
 

Dann kamen der Kuss, das Betatschen und ihre Frage. Die Frage war einfach nur dumm, aber das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass Granger ihn mochte. Sie hat sich Sorgen um ihn gemacht und er hat sich wohl bei ihr gefühlt.
 

Und dann wollte er es nicht mehr tun. Er wollte nicht. Am nächsten Tag war sein Vater da um ihn mit nach Hause zu nehmen, doch Draco will nicht mehr nach Hause. Nie wieder, er will sterben. Allein, so wie er es verdient hat. Sein Vater ist nicht dumm, er ist viel klüger und versteht viel mehr, als manch einer denkt. Er wäre nicht gekommen, er hätte nicht über seine Mutter gesprochen wenn er nicht geahnt hätte, dass er seinen Sohn vielleicht nie wieder sehen würde.
 

Und als das Schlammblut kam, sein Schlammblut, hat Lucius verstanden. Er hat verstanden, dass Draco nicht alleine gehen will und jemanden mitnehmen wird, jemand, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, welche Rolle er in Dracos Spiel spielen sollte.
 

Und Draco weiß, dass Lucius verstanden hat … dass er nicht wütend wurde, weil er eventuell Hermine Granger fickte, sondern weil Lucius ahnte, dass Draco an ihr, die sie ahnungslos und naiv zu ihm zurückkam, seine Rache an der Welt, die er nicht mehr ertragen kann, verüben wird.
 

Nicht mehr, denn er hat sie weg gejagt. Sie sollte doch einfach gehen, vielleicht, wenn er sich nur genug Mut antrinken würde auf der Weihnachtsfeier, könnte er es selbst tun. Stattdessen ist er in seinem besoffenen Kopf zu ihr hochgekrochen, weil er es nicht ertragen hat zu wissen, dass sie enttäuscht von ihm war.
 

Aber damit hat er alles ruiniert. Am nächsten Morgen war klar, dass er nicht mehr umkehren konnte. Es war zu weit um umzukehren.
 

Also hat er sich hingesetzt und den Brief geschrieben, die Clint nun zu seinen Eltern fliegt.
 

Seine Eltern … sie waren mit Sicherheit weit davon entfernt perfekt zu sein, dennoch weiß er, dass sie ihn lieben und das Lucius nicht log als er sagte, er wolle ihm helfen.
 

Aber es gibt keine Hilfe mehr. Er will nicht, die Zeit in der er selbst noch daran glaubte, dass alles wieder gut werden könnte sind schon lange vorbei. Er hat fünf Menschen umgebracht, egal warum, nichts kann jemals wieder gut werden.
 

Er hat in den letzten Monaten nichts gefühlt. Er hatte keine große Angst, wofür auch? Er war nicht traurig, denn Trauer würde so etwas wie Hoffnung oder Enttäuschung implizieren. Er war einfach nur da gewesen, anwesend und innerlich tot.
 

Zu keiner Emotion mehr fähig, bis er das Schlammblut geküsst hat.
 

Und so ließ er Granger kommen, zu ihm. Eigentlich wurde das Ganze noch leichter, da sie ihm ja regelrecht nachrannte. Jetzt.
 

Sie war glücklich ihn zu sehen und er beschließt, dass das Leben ihm etwas schuldet. Einen letzten, glücklichen Tag in seinem Leben.
 

So ganz genau weiß er selbst nicht was er vorhatte, als er ihr gestern die verfluchte, verhexte Augenbinde umgelegt hat. Sollte der dorthinein gefluchte Imperiuszauber nur dazu dienen, um noch ein letztes mal Sex in seinem Leben haben zu können, oder war es die Möglichkeit, Hermine im Badewasser ertränken zu können ohne ihr dabei in die Augen sehen zu müssen?
 

Nein, er weiß es nicht so genau. Er weiß nur dass er erleichtert, ja fast glücklich gewesen war, als diese Irre Luna und der Trottel Longbottom in´s Bad hineinplatzten und sie störten. Nicht nur glücklich, sondern auch dankbar. So dankbar, dass er heute Morgen 3000 Exemplare des Klitterers gekauft und bezahlt hat. So dankbar, dass er einen magischen Cateringservice damit beauftragt hatte, sofort ein Festdinner auszufahren, sobald Longbottom das Zimmer von Nevilles Eltern in betreten würden.
 

Immerhin haben die beiden ihm die Möglichkeit gegeben einen letzten Tag lang zu glauben, dass sein Leben hätte glücklich sein können, wenn er sich früher anders entschieden hätte.
 

Er hat Hermine am See nicht etwa gefragt ob sie bei ihm bleiben will, weil es eine Rolle gespielt hat. Ihr Tod war gut geplant, ebenso wie seiner, nicht mehr abzuwenden.
 

Sie geht ihm jetzt voraus und er macht sich auf den Weg, um ihr zu folgen. Und er ist nicht mehr alleine. Er kann wieder fühlen.
 

Draco Malfoy fühlt sich wohl.
 

Weil er weiß, das Potter und Weasley ihn umbringen werden.
 

Die Tür zur Halle öffnete sich und Draco geht erfüllt von innerem Frieden und Vorfreude hinein. Er breitet seine Arme aus und hebt sein Kinn.
 

Triefend nass von Hermines Blut. Ihr Gehirn an seinen schönen Händen.
 

Panische Schreie.
 

Frieden.
 

xxx
 

Eine grau-braune Schleiereule glitt nahezu ohne mit den Flügeln zu schlagen durch die Nacht. Flog zu einem verschneiten, blassgelben Haus in dessen Garten eine 4 Meter hohe Tanne stand, die über und über mit Lichterketten behangen war.
 

Die Eule setzte zur Landung an und streifte mit ihren Füßen den kalten Schnee der auf der Tanne lag, bevor sie auf einem Fensterbrett im Erdgeschoss landete, und dort mit dem Schnabel gegen ein mit Weihnachtssternen dekoriertes Fenster klopfte.
 

Eine kleine Nachricht war an ihrem Bein befestigt und wartete darauf, von den Muggeln die hier lebt gelesen zu werden.
 

Meine lieben Eltern. Ich muss euch etwas Trauriges und etwas Schönes mitteilen. Das Traurige zuerst. Ich werde euch dieses Jahr nicht mit Ron Weasley zusammen besuchen, denn wir haben uns getrennt. Ron, er ist ein lieber Kerl doch habe ich in den letzten Tagen festgestellt, dass er mir leider nicht das Liebste ist. Und das ist das Schöne, das ich euch mitteilen will. Und nun ratet mal wen. Ja, es gibt einen anderen. DRACO MALFOY! Genau, dieser große, blonde Junge aus Slytherin. Ausgerechnet er. Ist das nicht unfassbar? Und dennoch ist es wahr. Ich kann selbst nur darüber lachen und es kaum glauben, doch es ist so. Der Krieg hat ihn verändert, hat ihm gezeigt, wie krank und falsch seine vorherigen Ideale waren. Und er ist … unglaublich. Meine lieben Eltern lasst euch sagen, ich war noch nie so verliebt. Aber überzeugt euch selbst, er will euch kennenlernen. Wir werden euch nächste Woche besuchen. Ich schicke euch noch mal eine Eule, wenn ich den genauen Tag weiß. Ich küsse und umarme euch. Euer glückliches Kind.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Nira26
2010-11-24T12:11:43+00:00 24.11.2010 13:11
Wow, wirklich ein überraschendes Ende. Obwohl irgendwie immer das Gefühl blieb das mit Draco doch noch irgendwas nicht stimmen könnte, das er Hermoine nicht alles gesagt hat, war ich doch total unvorbereitet auf so ein dunkles Ende. Diese FF ist wirklich mal eine etwas andere Draco und Hermoine Geschichte. Es hat sehr viel Spaß gemacht sie zu lesen.

Lieben Gruß,
Nira
Von:  RaraLu
2009-03-09T01:56:48+00:00 09.03.2009 02:56
ERSCHRECKEND ...wie gut du schreibst ... ich bin hin und weg und wie du n der uhrzeit siehst richtig gefesselt O.o
normalerweise bin ich kein fan von so düsterem, aber diese geschichte ist "qualitativ auf einem sehr hohen level" :)
schreib mehr :)

LG
Nalla
Von:  _Sarenka_
2009-03-01T09:51:44+00:00 01.03.2009 10:51
*schock* Ô__Ô
also, ähm mir fehlen die Worte.. Wow o_Ö''
Das er sowas tut kann man ihm zutraun, aber die story hat eigentlich keinen wirklichen hinweis gegeben darauf das er so denkt, dachte eig das es so ein o-8-15 ende wird und dann so ne wendung..
ich bin sprachlos...
wenn du nochmal sowas schreiben solltest schick mir bitte ne ens.
Dein Schreibstil gefällt mir :3

lg törtchen


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