Zum Inhalt der Seite

Zehn Tage im Dezember

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Donnerstag der 22. Dezember

Donnerstag der 22. Dezember
 

Ron war feuerrot im Gesicht, hämmerte mit der Faust auf den Tisch und stampfte mit den Füßen auf den Boden. Neben ihm Harry hingegen, war schon zu blauer Gesichtsfarbe übergegangen während er quer über den Tisch prustend Kürbsissaft verspritzte.
 

Hermine hatte vorhin bereits, geistesgegenwärtig wie sie war, einen magischen Schutzwall aus erhärteter Luft beschworen der nun in der Form einer riesigen Käselocke wie in der Hitze flimmernde Luft umgab.
 

Hermines Schutz gegen feuchte Lachanfälle war mittlerweile jedoch nicht mehr durchsichtig sondern schimmerte einer Benzinspur am Boden gleich in allen Farben des Regenbogen, da ihre Freunde nicht müde wurde ihr Frühstück trotz permanenter Lachanfälle fortzusetzen.
 

Hermine holte tief Luft, verdrehte die Augen und murmelte etwas, woraufhin sich Zauberstab in die Luft erhob und ihr, wie der Scheibenwischer eines Autos, ein Guckloch frei wischte.
 

Hermines Augen wurden von der fast hypnotischen Wirkung gefesselt, die Harrys´s Hände auf sie ausübten, jedes Mal wenn er vor Lachen in Ginny´s Rührei schlug. Nicht, dass er das gemerkt hätte. Er merkte von dem Rührei ebenso wenig wie Ron es spürte, dass er Hermine schon dreimal von der Bank gestoßen hatte, als er ihr voller Begeisterung den Tagespropheten des heutigen Tages zeigen wollte.
 

Ron´s glänzende Laune war genauso leicht zu erklären, wie Hermines Trübsinn.
 

Keine Taube am morgen.
 

Nicht nur, dass Malfoys unter einer Identitätskrise litt, eine mutierte Western-Taube an diesem Morgen nicht in Hermines Schlafsaal erschienen war, sie brauchte ihr auch keine Nachricht, als die anderen Zusammen mit der Eulenpost ihre Briefe bekam.
 

Von Malfoy selbst fehlte während des Frühstückes wie so oft jede Spur, nun ja, nicht ganz. Genau genommen hatte sich Harry auf der Karte des Rumtreibers über dessen Aufenthaltsort informiert und dabei herausgefunden, dass Slytherins blondester Egomane zusammen mit Pansy, die wie die meisten Schüler ebenfalls das vergangene Jahr wiederholen musste, Goyle und Zabini im Gemeinschaftsraum der Slytherins weilten.
 

Das, gepaart mit Hermines doch etwas lückenhaften Bericht des letzten Abends versetzte Ron in eine Stimmung, als wäre in seinem Becher kein Kürbissaft, sondern unverdünnter Felix Felicis.
 

Ron strahlte wie seit langem nicht mehr, was Harry und Ginny, denen er wohl mit seinem mürrischen Misstrauen der letzten Tage ziemlich auf die Nerven gefallen war, ebenfalls erleichterte.
 

Ach ja, außerdem war der neuste Tagesprophet erschienen, den Harry und Ron abwechselnd, wer gerade Luft zwischen zwei Lachkrämpfen hatte, einer Schar giggelnder Gryffindors und Ravenclaws vorlas.
 

Hermine hatte sich während der ganzen Unterhaltung kaum bewegt, geschweige den etwas gegessen. Dennoch verharrte sie an Rons Seite und lächelte schwach um den Anschein zu erwecken, dass sie das was ihre Freunde so amüsierte, was immer es auch sein mochte, ebenso lustig fand.
 

Im Grunde hatte sie jedoch keine fünf Sekunden lang zugehört. Immer wieder schweiften ihre Gedanken zum gestrigen Abend zurück. Gedanken die ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend mit sich brachten, das mit Sicherheit nichts mit der ausgelassenen Mahlzeit zu tun hatte.
 

Das, was ihr wirklich Unbehagen bereitete war zum einen das schlechte Gewissen und die peinliche Erinnerungen, der mehr als unpassenden Frage die sie Malfoy gestern Abend gestellt hatte. Zum einen, doch es gab noch eine andere Frage. Die Frage, was denn wohl passiert wäre, wie weit sie gegangen wäre, wenn er nicht überstürzt den Raum verlassen hätte.

Wie viel hätte sie zugelassen? Sie wusste es nicht, das Einzige dessen sie sich schmerzhaft Sicher war, dass die Entscheidung darüber nichts mit ihrer Beziehung zu Ron zu tun gehabt hatte.
 

Sie hatte Malfoy gehört, gefühlt, gerochen und geschmeckt. Sie hatte ihn gewollt, ungeachtet allem anderen. Doch er war regelrecht geflüchtet.
 

Warum eigentlich? Natürlich, ihre Frage war unsensibel. Wie würde es denn schon gewesen sein? Schrecklich, wenn sie dass doch wusste, warum musste sie fragen?
 

Dennoch, es war mehr ein Gefühl als ein Gedanke, dass konnte nicht alles gewesen sein. Irgendetwas fehlte in der Reihe der Kausalitäten. Der Gedankenkette fehlte noch ein Glied, um vollständig zu sein. Es war wie ein Puzzle in dem das mittlere, das entschiedene Stück fehlte, ohne dass das die Summe der Teile kein erkennbares Bild offenbarte.
 

Hermine kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe und versuchte so zu tun, als würde sie irgendetwas von dem mitbekommen was Neville, der sich neben ihr auf den Boden gekniet, ihr mitzuteilen versuchte. Sie nickte stumm und kippte den Kopf leicht in seine Richtung, um in sein rundes Gesicht zu sehen. Ihre Augen jedoch wanderten weiter, spähten so weit wie möglich durch den Raum und suchten nach einem weißblonden Haarschopf.
 

Es ließ ihr einfach keine Ruhe. War es nun ein Anflug schlechten Gewissens oder einfach nur Neugierde, doch als die anderen zu Hagrid gehen wollten, um mit ihm weiter über Rita Kimmkorn zu lästern, erklärte Hermine, dass sie noch ein Weihnachtsgeschenk für Madame Pince einpacken zu müssen (immerhin sah sie kaum einen Menschen in Hogwarts so häufig wie sie). Hermine hatte die Bibliothekarin ein paar besonders Geräuscharme Hausschuhe besorgt, mit denen sie nun noch viel leiser als sonst durch die Gänge der Bibliothek schleichen könnte.
 

Wie zu erwarten, hatten es ihre Freunde daraufhin sehr eilig. Ron meinte, sich sogar daran zu erinnern, das Hagrid während der Mittagszeit nicht da sei, und man ihn deswegen so schnell als möglich aufsuchen müsse. Hermine grinste innerlich, und schlug ihren Weg statt in die Bibliothek, zu den Slytherinkerkern ein.
 

Wie leicht man die anderen doch loswerden konnte. Also wirklich … als ob sie zwei Tage vor Weihnachten ein Geschenk für Madame Pince einpacken wollte. Alle ihre Geschenke hatte sie doch bereits in den Sommerferien besorgt und verschnürt.

So ganz genau wusste sie nicht, was sie denn machen würde wenn sie Malfoy hier unten begegnete. Ob er überhaupt da war?
 

Mit zittrigen Knien stieg Hermine Stufe um Stufe tiefer zu den Kerkern hinab. Das helle, weiße Tageslicht, dass die Eingangshalle durchflutet hatte wich mehr und mehr dem warmen gelb, dass von den an den Wänden hängenden Fackeln hier unten ausging. Ihre Schritte hallten gespenstisch, schienen den ganzen Flur vor ihr auszufüllen. Trotzdem hörte sie selbst weder die Schritte anderer Schüler, die nachschauen wollten wer da kam, das Knarren von Türen noch die Stimmen anderer Menschen. Hermine krallte ihre Hände am Geländer neben ihr fest, die Stufen waren ungewöhnlich hoch und fast fürchtete sie zu stolpern, da ihre Beine mit jedem Schritt schwächer zu werden schienen.
 

Niemand da.
 

Langsam dämmerte Hermine, welcher Tag heute war. Der 22. Dezember, war das nicht der Tag, an dem die Schüler normalerweise nach Hause in die Weihnachtsferien fuhren? Und wenn Malfoy nur deswegen nicht zum Frühstück gekommen war, weil er nach Malfoy Manor gefahren war?
 

Vielleicht war er ihr dann auch gar nicht böse. Doch andererseits, Hermine biss sich auf die Lippen und schüttelte entmutigt den Kopf, hätte er es doch gestern Abend sicher erwähnt, dass er während der Ferien gar nicht hier sein würde.

Hermine stoppte kurz, sie hatte etwas gehört, dass ähnlich dem Geräusch klang, dass das Bild der Schlangentänzerin von sich gegeben hatte, als dieser Junge am Montag auf dem Gemeinschaftsraum heraus gestiegen war. Einen Moment verharrte sie mit erhobenem Fuß halb im Schritt eingefroren auf der Treppe, dann wurde die Stille von einem wütenden Schrei durchbrochen.
 

„LASS MICH ENDLICH IN RUHE!“
 

Malfoy! Hermine keuchte auf und hätte sie ihre Finger nicht wie aus Stein gemeißelt um das Geländer geschlungen, wäre sie nun sicher die Treppe herunter gefallen. Heftiges Poltern schneller Schritte hallte im Flur, Hermine drückte sie gegen die Wand, doch die Schritte verhallten.
 

KLICH! KLACK! KLICK! KLACK!
 

Eine Gänsehaut überzog Hermines Körper, als sie ein Geräusch das sie an Moodys Holzbein erinnerte, in eben jede Richtung folgen hörte, in der Malfoy vorher verschwunden war. Sie zögerte, setzte den Fuß wieder neben den anderen und richtete sich auf.
 

Hatte sie sich nicht gerade die letzte Tage furchtbar darüber aufgeregt, von ihren Freunden ausspioniert worden zu sein? Andererseits, Hermine trat schritt eine Treppenstufe hinab, war Malfoy nicht ihr Freund, noch einen Schritt tiefer, und im Grunde war es nichts neues, Malfoy zu bespitzeln, noch einen Schritt, er sollte sich eigentlich mittlerweile daran gewöhnt haben.

So schnell wie möglich hastete sie die Treppe hinunter und den Korridor entlang. Kurz stoppte sie als sie neben dem Gemeinschaftsraumeingang ankam. Etwas lag auf dem Boden, sie verengte ihre Augen und beugte sich hinunter. Mit spitzen Fingern hob sie einen kleinen, silbernen Ring auf. Sie drehte ihn prüfend in ihrer Hand hin und her. Schlicht, dünn und silbern. Auf der Innenseite, nicht außen, waren Schlangenlinien eingraviert. Feine Linien formten ein Wort. Hermine hob den Ring dichter an ihre Augen, versuchte das Wort zu entziffern.

Narzissa.
 

Bevor sie sich darüber wundern konnte warum Draco diesen Ring hatte fallen lassen, hörte sie ihn auch schon wieder schreien. „FINDE DICH DAMIT AB!“
 

Schnell glitt der Ring in ihren Umhang, sie erhob sich und eilte der Stimme nach, die sie dort vermutete, wo Draco ihr den Eingang zu dem geheimen Zimmer gezeigt hatte.
 

Sie bog seitlich in seinen Korridor ein und ging so leise als möglich weiterem Geschrei entgegen.

„GEH DOCH ENDLICH! ICH WERDE NICHT MIT DIR KOMMEN! VERSTANDEN?“
 

Sie zögerte, wenn sie sich nicht sehr irrte, dann kam die Stimme genau aus der Richtung, exakt aus dem Korridor, in den er sie gestern geführt hatte. Aber wer mochte mit ihm dort sein? Ein Mädchen das er ebenfalls mit Keksen und Kerzen willig machen wollte? In diesem Fall wäre es aber eine sehr seltsame Taktik sie derart anzuschreien, zumal er die Person, wer immer es auch war (Daphne? Pansy? Millicent?) ja offensichtlich vertreiben wollte.
 

Sachte lies sie sich auf den Boden gleiten, zog in einer schnellen Bewegung ihre Schuhe aus und erhob sich geräuschlos. Sie konnte Draco immer noch hören. Erregt, aufgebraucht, wütend … keineswegs klang das nach einem Date.

Sie hielt sich eng an der Wand während sie sich auf Strümpfen Malfoys Gebrüll entgegen schlich.
 

„DAS IST MIT EGAL. ES IST EGAL WAS DU SAGST, ICH WERDE DA NIE WIEDER HINGEHEN!“
 

Malfoys schrillen Brüllen lies ihre Nackenhaare emporstehen. Hermine Atem beschleunigte sich, etwas, dass sich wie die kalte, grausame Klaue eines von Hagrids Monstern anfühlte, krallte sich in ihren Magen. Etwas stimmte hier nicht. Wieder beschlich sie dieses unangenehme Gefühl, dass sie auch schon während des Frühstücks so verunsichert hatte. Eine unbestimmte Vorahnung von etwas wirklich Schlimmen.
 

Irgendetwas war falsch hier. Das Puzzle, das Malfoy für sie vorbereitet hatte war fast fertig, doch dass entschiedene Stück fehlte.
 

Unwillkürlich schauderte sie, als sie ihn schon wieder schreien hörte.
 

„IST MIR EGAL! IST MIR EGAL! GANZ EGAL!“
 

Hermine bog um die Ecke, die zu dem Korridor des Geheimgangs führte. Einige Sekunden lang sah sie Malfoy, der hinter der Statur hervorgekommen war und mit beiden Händen wild in der Luft gestikulierte. Die Augen weit aufgerissen, dass sonst so sorgsam frisierte Haar hing ihm in wilden Strähnen über das Gesicht und der Mund formte in kaum noch erkennbarer Geschwindigkeit leise Worte. Hermines Unbehagen wuchs von Sekunde zu Sekunde, so kurz der Moment auch war, der Ausdruck puren Entsetzens, ja sogar von Todesangst, der ihm in diesem kurzen Augenblick in´s Gesicht geschrieben stand, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
 

Klick! Klack. Klick.
 

Wieder dieses Geräusch. Es bewegte sich auf Malfoy zu, doch der riss schützend die Arme nach vorne als wolle er einen bösen Geist vertreiben und stürzte aus Hermines Blickfeld davon, vermutlich weiter in den Korridor entlang, dessen hintere Hälfte jedoch teilweise von der Statue verdeckt wurde.
 

Hermine drückte sich mit dem Rücken so flach wie möglich gegen die Wand, hielt die Schuhe vorsorglich vor ihren Bauch, damit sie beim weitergehen auch ja kein Schabendes Geräusch an der Wand hinterlassen würden und glitt so leise wie eine Feder, die über zarte Haut streicht, den Boden entlang, bis sie direkt hinter dem Marmorstandbild stand, dass den Eingang zu ihrem gemeinsamen Geheimgang verbarg.
 

So eng wie möglich presste sie sich an den kalten Stein, rutschte sie auf den Zehenspitzen die Wand entlang soweit nach oben, bis sie fast Spitze tanzte. Trotz des Schuhs in ihrer Hand gelang es ihr, sich am Arm der Statue festzuklammern um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ihre Zehen schmerzten, die Füße überdehnt en sich und wäre sie nicht so begierig darauf gewesen zu sehen, mit wem Draco so herablassend sprach, hätte sie ihre Neugierde spätestens jetzt gezügelt und wäre, vermutlich leicht humpelnd, weggeschlichen.
 

„Du wirst deiner Mutter das Herz brechen, Draco.“
 

Hermine schlug sich die flache Hand vor den Mund, um den Ausruf der Überraschung und Angst zu unterdrücken.

Diese Stimme kannte sie, die ölige, leicht näselnde Stimme Lucius Malfoys. Die reckte den Kopf etwas weiter nach oben und sah wie sich der Hinterkopf eins hochgewachsenen, blonden Mannes mit langen Haaren langsam von der Statue wegbewegte.
 

Klick. Klack. Klick.
 

Malfoy Senior spazierte auf einen Gehstock gestützt an der Statue vorbei in ihre Richtung. Seine Stimme klang ruhig, zu ruhig. Falsche, bemühte Mühe strahlte sie aus, als er weitersprach. „Du wirst jetzt deine Sachen packen und mit mir mitkommen. Es ist Weihnachten, Sohn. Zu diesen Zeiten sollten Familien zusammen sein. Angesichts der Umstände … wir sollten wohl froh sein“ er hustete, drehte sich in Richtung Statue um, da Draco vor seinem Vater ausgewichen war, und schritt mit dem Gehstock polternd auf die Statue zu, hinter der sich Hermine verbarg.
 

Das kaum noch zu unterdrückende Flehen in Lucius Stimme, strafte die beruhigenden Worte Lügen. „Ich bitte dich doch nur, über Weihnachten für ein paar Tage nach Hause zu gehen ...“ Malfoy Senior hob ratlos die Hände, als wüsste er selbst auch nicht, was an diesem Wunsch so viel Gegenwehr erzeugte. „… zu dem Ort, wo du hingehörst.“
 

„ACH VERPISS DICH, LUCIUS!“ Hermine erkannte an der Statue vorbei, Lucius Malfoys Gehstock der von dessen Hand umklammert wurde. Sie sah, wie sich bei dieser respektlosen Anrede die Faust so fest um den griff der Gehilfe schloss, die sich die Fingerknöchel wie bizarre, weiße Hörner nach draußen schoben.
 

Draco konnte nicht weit von seinem Vater weg stehen den als er weiterbrüllte, schien er direkt in Hermines Ohren zu kreische.

„ICH GEHÖRE NICHT MEHR ZU EUCH! HÖRST DU? ICH WILL ES NICHT! DU BIST NICHTS WEITER ALS EIN VERSAGER UND DU HAST MICH ZU EINEM VERLIERER GEMACHT! WAS ERWARTEST DU VON MIR? ICH BIN DAS, WAS DU AUS MIR GEMACHT HAST!“
 

Nun, Hermine zumindest hatte erwartet, das Malfoy Senior ob dieses Vortrages wütend werden würde, dass er zu schreien anfinge oder Draco in´s Gesicht schlüge, doch nichts von alledem geschah. Die Hand, die eben noch den Gehstock umklammert hielt, lehnte diesen nun zur Seite und hob sich sachte nach vorne. Sie konnte es nicht sehen, doch sie war ganz sicher, dass Lucius die Hand seinem Sohn beschwichtigend auf die Schulter legte, als er sanft und fast zärtlich weitersprach. „Das weiß ich doch, Draco. Du machst dir zu viele Gedanken. Du hast das getan, was du musstest. Aber es ist doch nicht alles vorbei, du hast noch so viele Wege die dir offen stehen.“
 

„VERGISS ES! GEH HEIM ZU MUTTER UND SAGE IHR, DASS ICH KEINE LUST MEHR HABE DEINEN RATSCHLÄGEN ZU FOLGEN.“
 

Schritte, Dracos, denn sie hörte keinen Gehstock, stolperten ungeschickt nach vorne, zur gegenüberliegenden Wand. Ob er einer versuchten Umarmung ausgewichen war? Hermine drückte sich ein wenig mehr zur Statue in die Ecke hinein, denn wenn er zu ihr schauen würde, könnte er sie sehen.
 

„Wir habe dir immer alles gegeben was wir konnten.“ Protestierte Lucius, nun schon etwas heftiger.

„ACH WEISS DRAUF! WAS IHR MIR GEGEBEN HABT! ICH WILL DAS NICHT! ICH WILL DIESES LEBEN NICHT, SOLL ES DOCH EIN ANDERER HABEN! SOLL …“.
 

Weiter kam er nicht, denn nun war er vor den humpelnden Schritten seines Vaters weiter zurück gewichen, und starrte mit kreidebleichem Gesicht auf Hermine
 

Der Gehstock polterte wieder. Früher nur ein Zierwerk, um den todbringenden Zauberstab zu verwahren, wurde er nun ganz praktisch gebraucht. Seit der Schlacht und Voldemorts Strafen, war Malfoy Seniors rechtes Bein steif. Man munkelte, dass er zudem auf einem Auge blind war. Dennoch erkannte er sie sofort, als er um die Ecke bog, um Dracos entgeisterten Blick zu folgen.
 

Hermine errötete, kam einen Schritt näher da es albern schien, sich weiterhin so offensichtlich zu verstecken und begann, am Ärmel ihres Umhanges nervös herumzuzupfen. „Entschuldigung, ich war nur … zufällig … hörte Stimmen und Draco und …“.

„DRACO?“ Lucius starrte sie an. Hermine wurde wenn überhaupt möglich, noch etwas dunkelröter. Sie hätte nicht Draco sagen dürfen, eine viel zu intime anrede, für einen Feind wie Malfoy. Und warum sollte sie seiner Stimme folgen. Augenblicklich fühlte sie sich unangenehm ertappt.
 

Lucius humpelte einige Schritte näher, starrte sie mit undurchdringlicher Miene an, als müsse er sich erst vergewissern, dass das junge Mädchen vor ihm nicht doch nur ein Trugbild war. Vorsichtig hob er die Hand, den Bruchteil einer Sekunde lang berührten seine Fingerspitzen ihre Stirn als wolle er ertasten, ob sie auch wirklich aus Fleisch und Blut sei. Wie vom Stromschlag getroffen riss er seine Hand zurück und fuhrt herum, zu Draco.
 

Hermine begann zu zittern. In Lucius Malfoys Gesicht sah sie keine Wut, sondern nackte Angst. „Das tust du nicht …“ flüsterte er leise seinem Sohn zu. „So tief kannst du nicht sinken.“
 

Draco zuckte gelangweilt die Achseln, senkte jedoch die Augen und sah erst auf, als sein Vater vollkommen wirr scheinend an Hermine vorbei, zum Ausgang Kerkers hin wegstürmte.
 

Während sein Vater Hermine so seltsam im Blick gehabt hatte, schien Draco gar nicht registriert zu haben, über wen Lucius Malfoy eigentlich redete, doch jetzt, da das Klick-Klack des Gehstocks leise im Flur verhallte, wandte er sich Hermine mit einer Miene zu, die blanken Wahnsinn offenbarte.
 

Die Augen weiter aufgerissen, als Hermine es je für möglich gehalten hätte, schwammen Malfoys kugelrunde, silberblauen Iriden in dem blutunterlaufenen Rot der Augäpfel flackernd hin und her, wie Perlen die in einem Fluss aus Blut zu ertrinken drohten.
 

Er atmete, keuchte, heftig. Spuckte fast, Bläschen hatten sich um seinen Mund gebildet. Wie blass er war, als ihn sein Vater mit solch merkwürdigen Worten verlassen hatte, so tiefrot war er jetzt, nur einen Herzschlag später.

Malfoy drehte den Oberkörper halb zu ihr, ging leicht in die Knie und sah ganz aus wie ein tollwütiges Tier, des jeden Moment zum todbringenden Biss losspringen wollte. Oder wie ein Mensch, der gerade seinen Verstand verloren hatte.
 

„WAS WILLST DU HIER, SCHLAMMBLUT? SPIONIERST DU MIR NACH? IST ES DAS?“
 

Entsetzt schüttelte sie den Kopf, nicht das Schlammblut war es, das sie ihrer Worte beraubte. Sie hatte es oft genug gehört, sondern das Gesicht des Wahnsinns, dass sie durch Malfoys Gestalt in diesem Moment bedrohte. „Nein, ich hab nur … Ich wollte doch nur mit dir reden wegen gestern.“ Sie schluckte hart, unsicher wich sie Fuß hinter Fuß setzend vor ihm zurück, traute sich nicht im den Rücken zu kehren da sie wusste, dass dies Raubtiere zum Angriff anstacheln würde.
 

„Du warst so wütend und ich dachte, ich habe vielleicht etwas Falsches gesagt. Hatte dich geärgert und ich wollte nur runtergehen, um mit dir reden falls du …“ die Stimme versagte ihr fast, leise, schwinden, konnte sie nur noch ein zartes „… wütend bist“ hauchen.
 

Draco warf den Kopf in den Nacken, lachte schrill, laut und bedrohlich. Seine weißen, makellos manikürte Hand deutet auf sie, dann auf sich und wieder auf sie. „DU KOMMST HIER RUNTER GERANNT, WEIL DU DENKST ICH HÄTTE MICH ÜBER DICH GEÄRGERT? SAG MAL, WIE DUMM BIST DU EIGENTLICH HERMINE? “
 

Hermine wich Zentimeter um Zentimeter weiter zurück. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass dies keine Provokation sondern eine ernst gemeinte Frage war. Er hielt sie jetzt, in eben diesem Moment wo sie bei ihm war, für extrem dumm. „Du warst doch ganz nett gestern und dann auf einmal …“ doch ihr matter Protest wurde von einem neuerlichen Schreianfall unterbrochen. „SAG MAL, BIST DU LEBENSMÜDE? ICH BIN NICHT NETT ZU DIR, GRANGER UND ICH WAR ES AUCH NIE! HAST DU NACH ALL DEN JAHREN IMMER NOCH NICHT BERGIFFEN, DASS ICH DICH NICHT LEIDEN KANN?“
 

Hermine zitterte, schlang ihre Arme um sich als können diese ihr Schutz bieten. Vielleicht wäre es vernünftig gewesen in diesem Moment ihren Zauberstab zu ziehen, und ihn auf dieses wild gewordene Etwas, nur wenige Schritte vor ihr entfernt zu richten, doch sie schaffte diesen kleinen, Schutz spendenden Griff in ihre Hosentasche nicht. Wie hypnotisiert stierte sie halb ohnmächtig vor Angst auf Malfoy, der in einem einzigen Satz zu ihr hinüber gesprungen war und sie mit harten Stößen gegen Dekolleté und Schultern vor sich her schubste.
 

„VERSCHWINDE! HAU AB! WAS WILLST DU NOCH HIER?“
 

Hermine riss die Hände hoch und hielt die Seinen fest, als er abermals versuchte sie wie ein Vieh vor sich herzutreiben, bis er sie in die Ecke neben der Statue getrieben hatte, wo sie nun mit dem Rücken zur Wand nicht mehr weiter konnte.

Mehr denn je wirkte er, als hätte er den Verstand verloren. Stumm blickte sie nach oben, in sein schmales, zur Fratze verzerrtes Gesicht. Sie wusste nicht wieso sie es tat, vielleicht ein letzter, verzweifelter Wunsch ihrer geheimen Wünsche, vor dem Tode bewahrt zu bleiben. Ihre rechte Hand löste sich von seiner und legte sich sanft auf seine Wange. „Was ist denn los, Draco?“ fragte sie nicht mehr ängstlich, sondern fast zärtlich, legte den Kopf schief und wagte es, ihm fest und offen in´s Gesicht zu sehen. „Wieso benimmst du dich so?“
 

Dracos Hand schnallte nach vorne, umklammerte ihren Hals und zog diesen, nebst ihrem restlichen Körper soweit nach oben, bis Hermine auf den Zehenspitzen stand.
 

Hermine würgte, ächzte und krallte ihre Hände im Dracos Handgelenke. Verzweifelt begann sie, ihm ihre Fingernägel in´s Fleisch zu bohre. Da urplötzlich, sie konnte ihn kaum auch nur gekratzt haben, löste er seine Hand wieder von ihr, zog sie in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung nach unten zurück und ließ sie zu seiner Stirn gleiten, wie er sich seltsam elegant anmutend die herabhängenden Strähnen aus dem Gesicht strich.
 

Eine Sekunde starrten sie einander an, dann kräuselte sich der Mund des Blonden zu einem grauenhaft hämischen Grinsen. Ungläubig schüttelte er den Kopf als könne er gar nicht glauben, dass es so leicht gewesen war ... was auch immer zu tun? Hermine rieb sich ihren schmerzenden Hals. Das eigenartige Gefühl beschlich sie gerade jetzt, wo er sie nicht bedrohte, ein dummes Tier zu sein, das in eine von ihm gestellte Falle getappt war.
 

Malfoy war den Kopf in den Nacken, und begann schallend zu lachen.
 

„Bist du jetzt völlig durchgedreht, was lachst du so blöd?“ keifte Hermine und schubste Malfoy heftig von sich weg. Der lachte immer noch, knickte seine Körper in der Mitte und beugte sich lachend nach unten, bis sein Oberkörper die Knie traf. Mit einem kräftigen Ruck der Hände gegen die Kniegelenke, schnellte er wieder nach oben und grinste Hermine an. „Du bist so dumm, Schlammblut. So und jetzt husch …“ er hob die Hände und wedelte mit den Handrücken in ihre Richtung, als wäre sie ein Huhn, dass aus seinem Stall ausgebrochen war „… husch, husch … zurück zu den anderen Witzfiguren.“
 

Damit drehte er sich schwungvoll und so elegant um, wie ein Balletttänzer es nicht besser gekonnt hätte, schüttelte immer noch ungläubig glucksend den Kopf, vergrub seine Hände in den Hosentaschen und schlenderte entspannt von dannen, eine sprachlose Hermine zurücklassend, deren Füße mit jedem Meter den er sich von ihr weg bewegte, weiter am Boden entlang rutschten bis sie kurz darauf mit einem unsanften „Plumps“ auf dem Boden saß und ihm nachstarrte.
 

Lange saß sie dort, die Knie zur Brust hochgezogen, den Kopf an die stützende Wand hinter ihr gelehnt, sich selbst mit den Armen umschlingend, als könne ihr das wenigstens etwas Halt geben.
 

Es war natürlich unsinnig gewesen, überhaupt zu ihm zu gehen, nachdem er sie gestern so hastig verlassen hatte. Etwas, eine Ahnung die schon die ganze Zeit da war, begann in ihr zu Dämmern, klarer zu werden und Antworten zu formen.

Natürlich, es gab einen einfachen Grund, warum er sie so umgarnt hatte. Rache. Er wollte sich am Trio dafür Rächen, nun auf der Verliererseite zu stehen. Der Plan war einfach. Sicher, Malfoy war weder ein großer noch ein strategischer Denker. Er schmiss sich an das naive, dumme Schlammblut ran – Hermine boxte sich selbst vor Wut gegen die Stirn, bei diesem Gedanken- legte das gutmütige Ding flach und sorgte damit dafür, dass sie sich das goldene Trio zerstritt. Bedauerlicherweise war gestern Abend Hermines dämliche, abturnende Frage zwischen seine Erektion und Hermines Höschen gekommen, hatte mit den dadurch heraufbeschworenen unangenehmen Fragen Schlimmeres verhindert, woraufhin er genervt das Handtuch geschmissen und hinausgestürmt war.
 

Hermine boxte sich jetzt mit beiden Händen vor Scham, Demütigung und Wut gegen sich selbst, gegen die Stirn.

Also bitte. Er nahm Butterbier mit und schleppte sie in einen Raum, wo es kein Möbelstück außer einen großen Couch gab. Wie deutlich konnte er es denn noch zeigen?
 

Aber Hermine, der Masochismus in Person, gab sich damit ja noch nicht zufrieden. Nein, sie musste ihm ja am Ende sogar noch nachlaufen, weil sie glaubte, ihn verletzt zu haben.
 

Super Hermine, wirklich. Wie deutlich kann man den noch zeigen, dass man auf Schmerzen und Herabsetzung steht?

Vor Wut und Scham schluchzend, erhob sie sich schließlich irgendwann, stolperte halb blind vor Tränen den Keller entlang, die Treppe hoch und boxte sich auf halber Höhe durch eine Schar Slytherins hindurch nach oben, die bei ihrem Anblick wie zur Salzsäule erstarrt stehen geblieben waren, doch in lauthalses Jubeln und Gelächter ausbrachen, sobald Hermine die oberste Treppenstufe erklommen hatte und diesen, für sie eindeutig falschen Ort, verließ.
 

xXx
 

Überraschend viele Schüler wollten dieses Jahr die Ferien im Schloss verbringen. Eigentlich nicht erstaunlich, dass die Schüler daraufhin begonnen hatten, eine eigene Weihnachtsparty zu planen, die unorginellerweise im Raum der Wünsche stattfinden sollte.
 

Irgendwann gestern oder heute Morgen in aller Frühe, war dies wohl sogar bis zu den Vertrauensschülern und dem Schulsprecher durchgesickert. Ebenso Details wie Fässer voll Feuerwhisky, eine eigens organisierte Band versprochene Temperaturen im Raum, die Kleidung ganz und gar überflüssig schienen ließen.
 

Selbstverständlich hätte Hermine einer solchen Orgie nie zugestimmt, doch da sie Neville, der sie heute Morgen während des Frühstücks darüber informierte, bedauerlicherweise nicht zuhörte und stattdessen geistesabwesend zu allem treudoof genickt hatte, konnte Hermine die Feier am heutigen Abend nun kaum noch unterbinden.
 

Vielleicht mit Hilfe des Schulsprechers, dann wäre es möglich gewesen. Doch einerseits war sie sicher, dass Malfoy niemanden von einer Party abhalten würde, andererseits hätte das ja so etwas wie Kommunikation erfordert, wozu sie sich im Moment mit Malfoy nicht im geringsten imstande sah.
 

So beschloss sie, den Abend aus Protest alleine im Gryffindorturm zu verbringen und sich dabei KÖSTLICH zu amüsieren. Dummerweise waren nicht wirklich viele Menschen da, die ihr dabei zusehen konnten. Natürlich hatte sie VERSUCHT ihre Freunde ebenfalls davon zu überzeugen, dass solche Orgien nicht nur ungesund, sondern auch unvernünftig und verantwortungslos waren und zudem ein schlechtes Beispiel für die Jüngeren lieferten.
 

Sie hatte Harry doch nun wirklich deutlich erklärt, dass gerade er als leuchtende Ikone der Zaubererwelt darauf achten sollte, Schüler zu moralischer Integrität und Edelmut anzuleiten. Wie wichtig es für all diejenigen wäre, die zu ihm aufblickten, dass ihr Held in jeder Hinsicht tadellos sei … woraufhin Harry meinte, dass er ein tadelloser Partygeher wäre, und die entrüstete Hermine ungerührt zurück lies. Ginny verdrückte sich mit der Ausrede, dass sie es nicht verantworten könnte ihren Freund auch nur eine Sekunde alleine zu lassen.
 

Ron schien ja immerhin ein schlechtes Gewissen zu haben. Seine Ohren waren tiefrot als er ihr weismachen wollte, dass er als Seniorschüler für etwas Anstand unter den Jüngeren sorgen wollte. Er gab sich außerdem wirklich Mühe, sie zum Mitgehen zu überreden. Wobei er Hermine dann doch seinen Segen gab im Turm zu bleiben als er hörte, das Draco Malfoy die Party finanziert hätte und er deswegen ebenfalls den ganzen Abend über anwesend sein würde.
 

Genau genommen, war Hermine mit einer grimmig Schnatternden Schar 11-13jähriger alleine, da man mindestens 14 sein musste, um eingelassen zu werden. Zum Babysitter degradiert, hatte sie sich bereits gegen 21 Uhr in ihr Bett verkrochen, wo ihr immerhin Krummbein schnurrend und wärmend Gesellschaft leistete.
 

Hermine lernte sich durch fünf Kapitel von Zaubertränke für Fortgeschrittene durch, setzte 10 neue Bewerbungen für allerlei Stellen im Ministerium auf, hexte ein eigenes, rosa Erinnerdich für Professor Lockhart in St. Mungo und verfasste drei dramatische Kapitel ihres monumental Werkes „Onkel Dobbys Hütte“ die alle vom schweren Schicksal eines kleinen Elfen handelte, der von der bösartigen Famile Blafoy misshandelt wurde.
 

Gegen 1 Uhr nachts beschloss sie aber, dass weder offen zur Schau gestellter Protest noch Beleidigtsein wirklich Spaß machte, wenn es keiner mitbekam. So zog sie sich also wieder an, und beschloss nun doch einmal im Raum der Wünsche vorbei zusehen. Nicht, dass sie etwa doch mitfeiern wollte. Im Gegenteil, viel eher hoffte sie, ihre Freunde dort loszueisen können um ihnen den Abend zu verderben. Oder sie zumindest dazu überreden könnte, mit ihr gemeinsam zurück zu gehen. Moralisch wertvoll sein war nämlich gleich viel sinnvoller, wenn es mehr als nur ein einsamer, roter Kater mit frommen Reden zum Besseren bekehrt werden konnte.
 

Und außerdem war ihr stinklangweilig.
 

Vorher würde sie aber noch zur Toilette gehen. Heldenhaft hatte sie sich das 4 Stunden lang verkniffen, da sie sich während ihrer Arbeit keine Unterbrechungen gönnte. Aber jetzt hörte sie ja auf und es war doch einigermaßen dringend. So dringend, dass sie gleich zum Badezimmer rannte und den Zauberstab erst dann holen wollte, wenn sie sich Erleichterung verschafft hatte.
 

Als Hermine das Badezimmer verließ war ihr erster, wenn auch alberner, Gedanke, dass Hogwarts von einer terroristischen Geheimorganisation aus dem nahen Osten angegriffen wurde.
 

Zwei mit dicken Palästinenserschals vermummte, orientalisch aussehende Gestalten lauerten Hermine vor der Toilettentür auf. Im Bruchteil einer Sekunde packten sie Hermine und bevor sie auch nur an ihren Zauberstab, der immer auf ihrem Nachttisch neben ihrem Bett lag denken konnte, wurde sie von den beiden Gestalten auch schon an die Wand gedrückt. Die eine Schlang ihr von hinten die Hände um den Hals und umklammerte ihren Mund, die andere verkreuzte ihr die Arme hinter dem Rücken, überdehnte ihre Schultern bis ein scharfes Stechen im Hals und ein hässliches Knacken sie in die Knie gehen ließ, woraufhin die andere vermummte Gestalt sie unsanft auf die Beine riss und Hermine, deren Mund zu sich zu einem erstickten Schrei zu öffnen versuchte, mit in Richtung Porträtloch riss.
 

Ich werde entführt, ich werde ganz sicher entführt, unheilprophezeite Hermine innerlich. Sie zappelte, wimmerte und versuchte zu treten, doch beide Gestalten waren windiger als sie glaubte. Zuerst dachte sie, man wollte sie durch das Porträtloch hinaus zerren, doch kurz vorher tauschten die beiden Unerkannten Blicke, deuteten mit den Köpfen zur Seite und zogen Hermine hinter eine große beigefarbene Sitzgruppe, die direkt neben dem Porträtloch positioniert war. Die Frauen, Hermine war sicher, dass es welche waren, warfen sich zu Boden und zogen Hermine mit sich, zogen sie weit in die Schatten hinein und rissen sich vor der verängstigt wimmernden Hermine die Pali-Tücher von den Milchkaffeebraunen Gesichtern.
 

Hermines Schrei erstarb. Sie riss die Augen auf, rutschte nach vorne auf die Knie und starrte fassungslos in die Gesichter von Padma und Parvati Patil, deren Schals immer noch halb die untere Party ihrer zutiefst beschämten Gesichter verdeckte.

„Äh … sorry, Hermine …“ begann Terroristin eins (halb vermummt und gleich gekleidet, war nicht wirklich nicht zu erkennen wer welche war) „… wir wollten dich nicht erschrecken. Aber wir haben ein Problem und das bedarf größter Diskretion.“

Terroristin zwei deutete mit ausgestrecktem Finger in Richtung Porträtloch. „Und zwar da draußen …“. Die beiden dunkelhäutigen Mädchen tauschten schuldbewusste Blicke, dann seufzte Terroristin eins, hob schon einmal vorsichtshalber abwehrend, oder beschwichtigend?, die Hände and erklärte. „Also wir tun das echt nicht gern, aber wir wurden dazu gezwungenen.“
 

„Mich zu entführen?“ Hermine verstand die Welt nicht mehr.
 

Terroristin zwei zog Augenbrauen und Nase hoch und hielt ihr Tuch fest, dass ihr fast vom Mund heruntergerutscht wäre. „Nein, natürlich nicht. Aber wir kommen gerade von der Party hoch … und da sitzt er. Ja er ist ziemlich besoffen und, keine Ahnung wie er überhaupt hier hoch kam … aber egal. Er sagt, er will unbedingt mit dir reden … und dann hat er uns das hier angetan.“
 

Die Terroristin, die sich wie Parvati anhörte wimmerte, und nahm das Tuch vom Gesicht. Ein strahlend weißer, etwa knapp einen Meter langen Rauschebart rollte sich darunter auf, und viel den beschämt aufschluchzenden jungen Frau über die Brust.

Nun entblätterte sich auch die andere, die Hermine für Padma hielt und wimmerte weiter. „Er hat uns Dumbledore Bärte angehext. Wir haben ja wirklich versucht sie wegzuzaubern, aber es geht nicht.“ Unglücklich zog sie zum Beweis an ihrem Bart als wolle sie zeigen, dass dieser nicht angeklebt war. „Und mit der Schere ging es auch nicht. Er will sie erst wieder weghexen, wenn du rauskommst.“
 

„WER?“ fragte Hermine überflüssigerweise, denn natürlich wusste sie es eh schon. Und obwohl sie Augenblicklich grimassierte und einen sterbensähnlichen „Nicht schon wieder“ Gesichtsausdruck aufsetzte, frohlockte sie innerlich in den höchsten Tönen.
 

Egal warum, egal wann, egal in welchem Zustand … er wollte sie sprechen … er:

„Malfoy“ wimmerte es wieder von der angenommenen Parvati. Beschämt wickelte sie den Bart zu einer Rolle zusammen, schnürte ihn mit einem Haarband zu einem Bienenstock ähnlichen Dutt zusammen und band das Pali-Tuch wieder über ihre untere Gesichtshälfte. „Außerdem hat er gedroht, die fette Dame anzupinkeln, wenn du nicht in 5 Minuten draußen bist.“
 

Nervös schaute die unvermummte Patil auf die Uhr.
 

„WAS?“ Nun gut, das eben noch hüpfende Herz geriert ob dieser Nachricht doch etwas ins stolpern. „Er will …?“
 

Beide Patils zogen die Augenbrauen hoch, setzten Mienen auf, als stünden sie bei ihrer eignen Beerdigung vor ihrem Grab und nickten synchron.
 

Hermine indes sprang auf und hechtete zum Ausgang. Es gab Dinge, die duldeten keinen Aufschub. Taten die vollbracht werden mussten, ohne sie mit Worten hinauszuzögern. Die fette Dame zu retten, war eindeutig eine Unternehmung, die nicht warten konnte.

Draco lag rücklings, alle Viere von sich gestreckt vor der immerhin noch heftig schimpfenden fetten Dame, die zuvor schnell in ein benachbartes Bild flüchtete und nun mit einem Regenschirm bewaffnet zurück gekehrt war. Die Hosen hatte er sich, wohl um seiner Drohung größeren Ausdruck zu verleihen, geöffnet und bis zur Mitte den Kniekehlen hinuntergezogen.
 

Weiter war er wohl nicht gekommen da er dann allem Anschein nach das Gleichgewicht verloren hatte und nach hinten umgekippte war. Immerhin hatte er es nicht mehr geschafft, die satinsilber schimmernden Boxershorts hinunterzuziehen, auf denen in elegant geschwungenen waldgrünen Buchstaben der sinnreiche Spruch „des Meisters Stück“ zu lesen war.
 

Einen Pullover trug er nicht, warum auch, er war knallrot im Gesicht und schwitze so sehr, dass sein geöffnetes Hemd ihm vor Schweiß durchsichtig, weiß auf den Rippen klebte.
 

Brust, Bauchnabel und Boxershorts lagen frei, für alle Blicke zur Bewunderung dargeboten.
 

Malfoy kicherte albern, patschte unbeholfen mit den Füßen als suche er einen Punkt, um sich abzustützen und riss in einer schwingenden Bewegung seine Hand nach oben. „HEeerrrmiiiiiiinnneeeee“, sang er und wedelte mit der Hand um sie herzulocken. „Malfoy“ antwortete sie, nicht gerade originell, doch angesichts sich des ihr darbietenden Anblicks immerhin überraschend klar.
 

Malfoy drückte seinen Oberkörper auf die Ellenbogen gestützt halbwegs nach oben, und grinste sie mit halbgeschlossenen Augen auf eine ausgesprochen dümmliche, betrunkene Art an, während die mutierte, doch strahlend weiße Taube Clint wie ein ecstasysüchtiger Propeller in annähernder Lichtgeschwindigkeit wie ein gefiederter Heiligenschein um seinen blonden Schopf flatterte.
 

Hermine klappte der Mund auf und wieder zu, starr und voller Unglauben hingen ihre Augen an der Taube fest, die nun nur noch als weiße Schlieren in der Luft auszumachen war, bis sie …
 

PLATSCH!
 

… als wäre sie an eine unsichtbare Wand geknallt, mitten in der Luft zum Stillstand, riss die Augen auf und stürzte senkrecht wie ein Stein zu Boden, wo er neben seinem Herren auf den Rücken kullerte und „Spiel mir das Lied vom Tod“ zu gurren begann.
 

Herrmine kam gerade in den Sinn, dass es wohl kaum etwas Merkwürdigeres geben konnte wie die letzte halbe Stunde.

Malfoy hatte sich mittlerweile zum Sitzen hochgedrückt, stützt sich jedoch immer noch mit den Händen hinter ihm auf den Boden ab und strahlte sie an, als … nun ja, als würde er sie mögen. Hermine wich verwirrt einige Schritte weiter zurück und starrte ihn immer noch wortlos an.
 

„Hiillfss´suu mia?“ Malfoy hob eine Hand und streckte sie in ihre Richtung, kippte ohne stützt leicht zur Seite wäre fast umgestützt, würde er nicht sowieso mit dem Rücken zum Geländer sitzen.
 

„Was willst du überhaupt hier?“ Hermine entfernte sich ein wenig von ihrem Platz neben der fetten Dame, die nicht nur einen Regenschirm, sondern auch ihre Freundin Violet geholt hatte, um sich mit hochroten Köpfen gemeinsam über Draco zu entrüsten. Von dem Lärm angelockt schauten jedoch hier und da noch einige andere fremde Gemälde aus Bilderrahmen heraus.

Hermine erkannte einen Ritter - hieß er nicht Sir Gaybriel? – der mit deutlichem Interesse Malfoys Boxershorts fixierte, einen Stift aus seiner Rüstung zog und in großen, dicken Buchstaben die genaue Adresse (Stock, Korridor usw.) seines eigenen Bilderrahmens quer über eine Sumpflandschaft schrieb.
 

Nicht, dass Malfoy das gesehen hätte. Der hatte sich mittlerweile schwerfällig umgedreht und zog sich wie ein Bergsteiger am Geländer hinter ihm hoch. Hermine tauschte unsichere Blicke mit Parvati und Padma. „Wie ist der denn jemals hier hochgekommen?“
 

„Auf allen Vieren, war fast oben als wir ihn gesehen haben.“ Die Padma-Verdächtige senkte beschämt den Blick und Hermine verstand, wollte sie nicht zwingen zuzugeben, dass die beiden Mädchen dem Slytherin den Rest des Weges nach oben geholfen hatten, wo er sie doch so undekorativ für ihre Mühe belohnt hatte.
 

Malfoy seinerseits hing halbwegs über dem Geländer, tat sein Bestes nicht das Gleichgewicht zu verlieren und ihn die Tiefe zu stürzen. Im Grunde ein recht possierlicher Anblick. Wenn man ihn so ansah, der heruntergerutschte Hemd und die immer noch locker sitzende Hose, verschwitzt und benebelt wie er war, hatte er etwas von einem Stripteasetänzer.
 

„Hey Malfoy“ bei der Nennung seines Namens wirbelte der Blonde herum, stolperte und wäre fast auf den armen Clint geknallt, wenn sich Hermine nicht in einem gewagten Sprung dazwischen geworfen und ihn aufgefangen hätte.
 

Malfoy schlang die Arme fest um Hermines Hals, strampelte sich mit den Füßen zum Stand nach oben und strahlte sie überglücklich an. „Ich muss mal.“
 

Eine Hand rutschte von Hermines Hals hinunter zu seinen Boxershorts.
 

Die fette Dame schrie kreischend um Hilfe und stürzte Hals über Kopf aus ihrem Rahmen heraus. Rings um Hermine startete eine übereilte Völkerwanderung die nicht hätte lauter klingen können, wenn eine Horde Elefanten sich zum Joggen verabredet hätten. Innerhalb von Sekunden waren alle Gemälde leer, und Hermine tat ihr Bestes, nicht mitsamt ihres Verehrers umzufallen.

„Doch nicht hier“ schimpfte sie und zog ihn einige Schritte in Richtung Gemeinschaftsraum.
 

„Du bringst ihn auf keinen Fall zu uns sein“ drohte Parvati (vermutlich sie) und sah mit Schal und Bart so finster aus, dass Hermine unwillkürlich zurückwich. Malfoy hatte es mittlerweile geschafft sein bestes Stück aus den Shorts herauszuzerren und murmelte halblaut so etwas das wie „Kann nicht warten“ klang.
 

Hermine schwitzte Blut und Wasser, war sich der Gefahr in der sie schwebte mehr als bewusst. „Du kannst nicht hier pinkeln ich äh … ich bring doch runter und …“ Hermine wurde knallrot. „Du kannst dir unten im Stock einen hübschen Blumentopf suchen.“
 

„Komm´s su mit?“ Draco, die Augen auf Halbmast, nun wieder beide Arme um sie schlingend, drückte sein feuchtes Gesicht in ihre Halsbeuge während sein Körper ein perfektes Dreieck zusammen mit Hermine und dem Boden bildete, so schräg stand/lag er über Hermine gebeugt.
 

„Ja, ja …“.
 

„ZUERS HEXT DU UNS ABER WIEDER DIE BÄRTE WEG!“ protestierten die Zwillinge synchron.

Überrascht wie klar Draco auf einmal wirkte, als er ein gewohnt süffisantes Grinsen aufsetzte und Padma und Parvati schielend angrinste. Hermine hatte es ja befürchtet, wo hätte er sonst sein sollen, dennoch fand sie es mehr als unpassend, als Malfoy in seine Unterhose griff und den im Bund oben eingeklemmten Zauberstab herauszog.

„Sicher? Isch kann eusch auch woansers einen baaat häxen“.
 

Parvati und Padma kreischten auf und schlangen die Arme umeinander. Es dauerte dann noch einige Minuten, bis Malfoy die Worte halbwegs zustande brachte und den Zauberstab, Hermine schauderte, sich erneut genüsslich in den Boxershorts festklemmte.
 

Möglicherweise ja gar kein Zufall, eventuell hatte er ja eine Art Vibratorzauber vollbracht, der das tragen von Boxershorts zum Vergnügen werden lies.
 

Hermine, die eigentlich geplant hatte, Malfoy von Parvati und Padma wieder beseitigen zu lassen (wer es anschleppt, muss es zurückbringen) war wohl einen Tick zu langsam, denn gerade als sie sich umdrehte um nach den bartlosen Mädchen zu rufen, hörte sie:
 

„Si tacuisses, philosophus mansisses“ (Hättest Du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben) artikuliert hatten, verschwanden sie auch sogleich und Hermine war wieder allein.
 

Draco, seine Hose hing immer noch über seinen Schuhen, stolperte zwei Schritte nach vorne, warf die Arme in die Luft und sprang auf sie, als würde er sich von einem hohen Schwimmbadsprungturm in die Tiefen stürzen. Hermine konnte ihn gerade noch auffangen, doch die Last seines Gewichtes und die Wucht des Aufpralls lies Beide rücklings nach hinten kippen. Malfoy klammerte sich an sie, als sei er ein Ertrinkender während Hermine jeden Halt verlor, ihre Füße abrutschten und sie die Beine seitlich abwinkelnd in die Luft warf.
 

„AAAAUUUUU!!“
 

Hermine knallte schmerzhaft mit dem Hinterkopf auf den kalten Steinfußboden. Ein dumpfer Schmerz breitete sich auf ihrem Rücken aus, der ihre Lungen für einen Moment lähmte und auch danach nur ein qualvolles Keuchen zuließ. Der Schmerz hingegen, der in ihr Becken gefahren war, war schrill, stechend und so durchdringend, dass er ihre Beine lähmte, die gespreizt auf dem Boden zur Rechten und Linken von Malfoys schlaffem Körper weggestreckt hatte.
 

Malfoy selbst lag platt, erdrückend und albern kichernd auf ihr. Sein Becken zwischen ihre Beine wippte bei jedem Lacher auf und ab, die Füße auf den Boden gepresst, schob er Hermine mit samt seiner selbst langsam den schmutzigen Flur entlang. Die Ellenbogen unterhalb ihren Achselhöhlen abgestützt, hatte er seinen Oberkörper soweit Hochdrücken können, um diesen weit genug nach hinten rutschen zu lassen, um sein Gesicht zwischen Hermines Brüsten ruhend in derem Dekolleté zu vergraben.

Hermine unter ihm zappelte, stöhnte und schrie. Malfoy musste heimlich ein Kampfsportexperte sein, so gekonnt wie er sich auf ihr platziert hatte und sie umklammert hielt war es ihr praktisch unmöglich sich auch nur zur Seite zu drehen.
 

„Äh … hallo Hermine.“
 

Hermine schrie erschrocken auf und spürte, wie Malfoys Gesicht, der gerade zu sabbern angefangen hatte, glitschig ein Stück weiter nach oben, zu ihrem Hals hin, eine feucht-schmierige Schleimspur zog.
 

„Hallo Neville.“ Hermine überstreckte den Kopf nach hinten, bis sie den über ihr stehenden Jungen sehen konnte der offenbar zutiefst peinlich berührt überlegte, warum Hermine nicht zumindest einen anderen Ort gesucht hatte um …

Malfoy hob den Kopf und wischte seine Nase ein Hermines Locken ab. Angeekelt krächzend, krallte sie ihre Finger in seinen mittlerweile fettig, klebrigen Blondschopf und ihn von sich hochzuziehen.
 

„Oh, äh … hallo Malfoy, du auch hier?“ Neville wurde knallrot.
 

„Verpiss dich, Droddel“ lallte Draco in müdem Protest und lies sich mit einem zufriedenen Seufzen wieder auf Hermine plumpsen. „Ich willl hier schlaaaafen.“
 

Hermine zappelte und stöhnte ärgerlich und versuchte Draco endlich von ihr herunter zuschieben. Das sah möglicherweise dann nach etwas anderem aus, als Hermine beabsichtigte. So müde und schlaff Draco auch war, ihre Brust fand er jedenfalls schnell und begann diese mit einem seligen Schnurren zu kneten.
 

Neville räusperte sich. „Ja also … ich wollte ja eigentlich nur mal nachsehen, ob du nicht doch vorbei kommen willst. Aber äh …“ er hustete verlegen „… ich glaub, du bist ja beschäftigt.“
 

Tiefrot im Gesicht, drehte er sich beschämt um, schüttelte befremdet den Kopf, drehte sich um und ging. „Entschuldigt bitte … ich wollte nicht stören.“
 

„HEY“ schrie Hermine ihm verzweifelt nach „ES IST NICHT SO WIE ES AUSSIEHT! ICH LIEGE NUR REIN ZUFÄLLIG UNTER IHM!“ zur Bekräftigung ihrer Worte ruderte sie verzweifelt wie ein umgestürzte Käfer mit Armen und Beinen.

Ein letzter Funken Hoffnung keimte in ihr auf, als Neville sich halb zu ihr umwandte und die Augen verengten. „Soll ich, ähm … soll ich dir helfen? Soll ich Ron und Harry holen?“
 

„NEIN!“ das war nun wirklich das letzte, was Harry oder Ron sehen sollten. „Ach, ja also … äh …. dann lasst euch mal nicht stören.“ Nun ehe Hermines Protestschrei verklang, war Neville auch schon an der fetten Dame vorbei verschwunden.

Hermine weinte, schrie und zappelte. Was um Merlins Willen hatte Neville den nur gedacht? Bedauerlicherweise stellte sich heraus, dass das Geschunkel dem Draco ausgesetzt war, keineswegs empfehlenswert in seinem Zustand war. Eine Sekunde meinte Hermine Glück zu haben, als er den Oberkörper über sie hochdrückte und nicht mehr grinste, sondern überraschend ernst aussah. Und grün.
 

Es war eine Sekunde nur, kaum mehr, viel zu kurz als das Hermine hätte flüchten können … bis Draco zu würgen begann und sich in einem gewaltigen, stinkenden, plätschernden Schwall quer über Hermines Gesicht und Oberkörper erbrach und ohnmächtig wurde.
 

Immerhin konnte sie ihn nun endlich von sich herunter schieben. Sich selbst reinigen hingegen schien unmöglich. Sicher … Draco hatte einen Zauberstab, den hätte sie benutzen können. Da der Trottel ihn jedoch wieder in seine Boxershorts gesteckt hatte … Hermine wischte sich die saure Brühe aus dem Gesicht. Jammerte, heulte und bibberte vor Ekel.

Trotzdem … als ihre Hand ganz knapp vor seiner Hose war erstarrte sie. Bestimmt fünf Minuten kniete sie mit ausgestreckter Hand vor Malfoys Boxershorts, die Hand erhoben. Senkte sie nieder und riss sie wieder hoch. Niemals in Berührung mit auch nur einem Millimeter Stoff.
 

Dann gab sie auf. Nein, sie konnte es einfach nicht. Ganz zu schweigen davon was Ron nun denken würde, falls er zufällig jetzt gerade zurück käme und Hermine mit der Hand in Malfoys Hose erwischte. Sie schüttelte sich als ihr einfiel, wobei Neville sie gerade „erwischt“ hatte. Doch das musste warten.
 

Statt also ihre Hand an Dracos Heiligtum zu legen, zog sie ihm seine schwarze Stoffhose hoch, machte den Reißverschluss zu, gürtete ihn und packte ihn von hinten, in dem sie ihre Arme unter seine Achselhöhlen um seine Brust schlang, und zog ihn schwerfällig hinter sich herziehend zur Treppe.
 

Einen Moment lang erinnerte sie sich daran, wie er sie heute Morgen ausgelacht hatte und zog es ernsthaft in Erwähnung, ihn mit einem Fußtritt einfach hinunter zustoßen. Andererseits bestand eine sehr realistische Chance, dass Neville, der nicht mehr ganz nüchtern gewirkt hatte, morgen zuerst mit ihr sprechen würde, bevor er irgendetwas zu Ron sagte. Parvati und Padma würden freiwillig mit Sicherheit auch nichts über ihre Begegnung mit dem Slytherinspross preisgeben.
 

Es bestand also immer noch die Chance mehr oder weniger unbescholten aus der Sache herauszukommen, wenn sie Draco hier nur wegschaffen könnte.
 

Ihn die Treppe hinunterzuschleifen erwies sich mehr als schwierig. Doch die ganze Zeit in der Hermine sich abmühte, die schlaffe Gestalt wie einen schweren Sack Mehl die Treppe nach unten zu zerren, lag er wie ein Toter in ihren Armen, abgesehen von gelegentlichem Schnarchen, kein weiteres Zeichen von sich das darauf hinweisen würde, dass er noch unter den Lebenden weilte.
 

Fluchend, ächzend und schnaufend hatte sie ihn irgendwann tatsächlich bis hinunter zu den Slytherins geschleift. Sich selbst verfluchend, dass sie im entscheidenden Moment ihren Zauberstab nicht bei sich gehabt hatte und bog um die letzte Ecke, die sie noch von der Befreiung ihrer Bürde trennte.
 

Sie schleppte Malfoy mittlerweile nicht mehr unter den Armen mit sich. Sondern hatte ihn flach auf den Rücken gelegt und zog ihn an den Beinen, als sei sie ein Pferd das vor eine Kutsche gespannt worden war.
 

Zwei Jungen standen da, wo Hermine das Porträt der Tänzerin vermutete und starrten sie mit weit aufgerissenen Augen an. Theodor Nott und Marcus Flint, die irgendein Kraut rauchend an der Wand gelehnt Hermine verfolgten, wie sie übel fluchend ein Mitglied des edlen Slytherinhauses heranschleppte.
 

„Was soll das denn, Granger?“ Nott zog den Rauch seiner Zigarette tief ein, und warf Hermine über die Schulter einen perplexen Blick zu. „Was machst du da mit Malfoy?“
 

Angekommen am Ziel, ließ Hermine los, begradigte sich und erklärte. „Er lag vor unserem Eingang rum. Ich dachte ich bring ihn euch zurück.“ Hermine errötete, da sie gerade selbst feststellen musste, dass sie von Malfoy wo von irgendeinem alten Socken redete, denn man unbeabsichtigt in einer Turnhalle liegen gelassen hatte.
 

Flint ging an ihr vorbei, umrundete Malfoy und kniete sich neben seinem Kopf auf den Boden. Zwei – dreimal gab er ihm vorsichtige Ohrfeigen, die allesamt nur mit einem müden Grunzen beantwortet wurden.
 

Dann sprang er auf, schlich etwas verlegen dreinblickend neben Nott und murmelte ihm etwas in´s Ohr, der daraufhin kurz zu überlegen schien, dann aber nickte und sich Hermine zuwandte. „Ja, äh ... setz ihn mal da an die Wand. Wir sind gleich wieder da.“
 

Ehe sie auch nur protestieren konnte, waren die beiden auch schon im Gemälde verschwunden und ließen Hermine mit nichts als einem großen Fragezeichen über ihrem Kopf zurück. Mehr oder weniger erfolgreich schaffte sie es, Draco auf den Rücken zu drehen und ihn an die Wand zu schieben.
 

Matt wimmernd wachte er auf, als sie ihn an Ärmel und Kragen ziehend zum Sitzen hochzog.
 

Es dauerte wohl einige Sekunden bis ihm bewusst wurde, wer vor ihm kniete und seine Knie so anwinkelte, dass er nicht umfallen würde. Vielleicht erkannte er sie auch überhaupt nicht. Wie sonst sollte man erklären, dass er unbeholfen um sich herum fuchteln ihre Hand traf, diese festhielt und ein leises „Entschuldigung“ murmelte.
 

Was immer er auch sagen mochte, sie würde es nicht ernst nehmen, nicht nur, weil er ein intriganter Lügner war, sondern zudem auch nicht zurechnungsfähig im Moment.
 

Sie schüttelte abwehrend den Kopf, drehte sich, um sich zu erheben, doch wurde überraschend fest von seiner Hand zurückgehalten, sie sich um ihren Nacken gelegt hatte.
 

Leicht erschrocken stellte sie fest, dass Draco sie nun aus großen, silbergrauen Augen fest ansah. „Ich will nicht das du böse auf mich bist“ er schluckte, kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und Hermine fürchtete schon, dass er sich wieder übergeben müsste, doch er schaffte es den Brechreiz zurückzudrängen. Die Augen qualvoll zusammengepresst, der Mund kaum mehr als eine haardünne Linie zog er stattdessen ihren Kopf näher an sich heran. Süss-saurer Atem schlug ihr entgegen, als er überraschend sicher und klar zu sprechen begann. „Ich will nicht, dass du böse bist, aber du solltest gehen solange du noch kannst.“ Erneut musste er stoppen, atmete tief durch und flüsterte. „Ich habe Probleme, weißt Du? Geh besser …“.
 

Dracos Hand glitt von ihrem Rücken, nicht ohne ihr dabei erneut sanft über die Hand zu streichen, sein Kopf kippte wieder nach hinten und die Augen fielen ihm zu. Hilfe suchend sah sich Hermine um. Wo waren denn diese Slytherins nun? Draco war doch wirklich in keinem Zustand, in dem man ihn allein lassen konnte. Er fantasierte ja anscheinend schon, oder nicht?
 

Die Schlangenfrau verblasste, besser gesagt, verschwarzte und offenbarte wieder den in dunklen Schatten gelegenen Einblick in das Slytherinreich. Zwei dunkle Gestalten kamen näher, zuerst Schemenhaft, als wären sie eben erst als Bleistiftentwurf gemalt worden, dann allmählich wurden ihre Konturen schärfer, kantiger und Farben kehrten auf den schwarz-weißen Formen der Jungen ein, bis schließlich die deutlich sichtbaren Gesichter von Theodor Nott und Marcus Flint Hermine erneut aus dem Bilderrahmen entgegenfunkelten.
 

Draco stöhnte, und steckte sich den Kopf zwischen die Knie, als versuche er damit dessen imaginäres Hin- und Herschaukeln abzufangen. Eine kleine Bewegung nur, doch schon wieder begann er gefährlich zu kippen und hätte ihn Hermine nicht festgehalten, wäre er komplett zur Seite weggesackt. Der Dank dafür war ein Laut, der ziemlich gut das Muhen einer Kuh imitierte.
 

Flint und Nott stiegen aus dem Porträt. Sie standen eng beisammen, jeweils einen Arm hinter dem Rücken verschränkt, tauschten sie Rat suchende Blicke. Eine stumme Konversation der Augen, Mundwinkel, Augenbrauen und Achselzucken.

Flint beendete diesen ungesagten Dialog, indem er entnervt die Augen rollte, den Mund verzog und mit dem Kopf und Hermines und Dracos Richtung ruckte. Nott antwortete ebenfalls mit einem Schulterzucken – waren sich Slytherins überhaupt über die Errungenschaft des gesprochenen Wortes bewusst? - griff hinter sich, und holte einen großen, leicht rostigen Kupferkessel hervor, den er Hermine vor die entrüstet gekräuselte Nase stellte. „Spezialausrüstung.“ Kommentierte er mit einem Anflug schlechten Gewissens in der Stimme.
 

Ein scheuer Blick zu Nott, der die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte und angestrengt die Spinnweben an der Decke fixierte. Kaum merklich neigte er zu einer angedeuteten, zustimmenden Geste den Kopf, drehte sich so schnell um als wolle er apparieren und ehe Hermine es richtig mitbekam, waren er und Flint auch schon wieder halb mit ihren Körpern im Bild versunken.
 

„Hey, Moment mal. Und was wird aus ihm?“ rief Hermine ihnen nach, aufgebracht mit den Armen in Richtung Malfoy wedelnd. Die beiden Slytherins zuckten die Achseln und klammerten sich am Bildrahmen fest, um sich elegant in´s Innere schwingen zu können.
 

Geistesgegenwärtig sprang Hermine auf ihre Füße, erwischte Flint am Ärmel, Nott am Hosenbund während sie sich der Länge nach ausgestreckt wie eine Rubgy-Spielerin nach vorne warf und die beiden Jungen mit sich nach unten riss.

Hinter ihr kippte Malfoy zur Seite, einem Geräusch, das wie ein verstopfter Wasserhahn klang, folgte ein beißende, saurer Geruch der, gepaart mit Hermines auf einem feuchtem, warmen Hosenbein nur den Schluss zuließ, dass Draco Hermine gerade auf die Beine gewürgt hatte.
 

Hermine hustete und rieb sich mit schmerzverzerrter Miene ihr Kinn, auf dem sie eben so unelegant gelandet war. Nott nutzte die Gelegenheit, zog die Beine an und hievte sich mit einem angeekelten Ächzen, auf Flints´s Kopf aufstützend, auf seine Füße zurück. „Also tut uns ja leid …“, setzte Nott an. „… aber WIR müssten heute Nacht mit ihm in einem Zimmer schlafen.“ Beendete Flint, der überraschend schnell von Hermine weggekrabbelt war, und sich nun wieder am Bilderrahmen festklammerte, als fürchte er, von einem tobenden Wirbelsturm weggerissen zu werden.
 

„Genau. Ist nicht toll für ihn … aber wir müssten den Gestank ertragen. Lass ihn doch einfach da liegen.“ Nott schüttelte ein Bein im verzweifelten Versuch Hermine abzuwimmeln, die wie ein Soldat im Manöver zu ihm herangerobbt war und sich nun eine Ertrinkende an dessen Bein festklammerte.
 

Unbeholfen um sich strampeln fand sie festen Boden unter den Füßen und zog sich an Nott geklammert hoch, der nun die Hände vom Bildrahmen nahm um seine Hose festzuhalten, die Hermine ihm beim hochhangeln fast heruntergezogen hätte.

„Äh … lass das.“ Nott wand sich hin und her wie eine Hula –Tänzerin. Hilfe suchend sah er sich nach Flint um, der sich aber schon mit einem gewagten Sprung in das Porträt hinein, in herminesicheres Gelände gebracht hatte und ihm süffisant grinsend hinaus Salutierte.
 

Grimmig wandte er sich um, wollte gerade schon zu einem wütenden Kommentar ansetzen, als er sich überraschend aufrichtete, Hermine von oben bis unten musterte und in schallendes Gelächter ausbrach. „Du siehst echt zum Kotzen aus, Granger.“
 

Hermine errötete und sah an sich hinunter. Zweifelsohne … Ihre buschigen Locken klatschten ihr in fingerdicken, nass-dunklen Strähnen über Gesicht und Bluse. Die oberen Knöpfe der Bluse selbst waren aufgerissen (oder abgebissen?). Hermine warf einen wütenden Blick über die Schulter nach hinten zu einem schnarchenden Draco, das weiß der Bluse wer von dekorativen, gelblich-braunen Mustern verziert, die durchaus mit Batik-Mustern der 60er Jahre Hippies Konkurrieren konnten, Überreste von in Feuerwhiskey mariniertem Nudelsalat zierte bröckchenförmig ihre Hose und Socken wie Schuhe waren so triefend nass, als wäre sie eben in eine Schlammpfütze gehüpft.
 

Hermine strich sich beschämt eine Ringelnudel aus dem Gesicht, wrang unbeholfen ihre sauren Haare aus und murmelte, den Boden unter ihr mit Magensäure betröpfelnd. „Ich hab meinen Zauberstab vergessen. Ich musste ihn schnell wegschaffen, da war keine Zeit mehr und ich hab eh nicht daran gedacht. Er wollte die … äh … unseren Eingang zum Gemeinschaftsraum anpinkeln …“
 

Nott´s schallendes Gelächter unterbrach Hermine. Vor lauter Lachen vergaß er ganz, seine Hose festzuhalten, die ihm sofort herunterrutschten.
 

Gryffindors derzeitig klügste Schülerin rollte, um Gnade oder zumindest bessere Nerven, flehend die Augen, fischte einige Wurstbröckchen aus ihren Haaren und schritt von dannen, hinüber zu Malfoy wobei ihre nassen Socken bei jedem Schritt ein Geräusch von sich gaben das klang, als würde sie durch einen Sumpf waten.
 

Malfoy lag zur Seite umgekippt, zur Embryonalstellung verkrümmt in einer großen Lache seines eigenen Erbrochenen. Mit einem kurzen entschlossenen Griff, packte Hermine Malfoys Bein als wäre es der Hals einer Schlange, des es galt bewegungsunfähig zu pressen bevor er zugebissen wurde, und schleifte den Blonden hinter sich her.
 

Nott war mittlerweile wieder dazu in der Lage, Mund und Handmotorik miteinander zu koordinieren, so dass er immerhin seine Hose schon auf Halbmast, zwischen den immer noch vor Kichern bebenden Knien gezogen hatte. Ein Ruck, die Hose war oben und zugeknöpft.
 

Lässig stützte er sich mit einer Hand an der Wand ab, während die andere Hand wie zum offenen Beweis in einer angedeuteten Linie über Malfoy entlangglitt. „Ja und da wundert es dich, dass wir ihn nicht in unserem Schlafsaal haben wollen? Am Ende pinkelt er noch in´s Bett.“ Nott rollte die Augen nach oben, wobei sein ganzes Gesicht wie durch eine Art Ideenlifting nach oben gezogen wurde und die Augenbrauen, die nun fast unter dem Haaransatz verschwanden, auch die Lippen mitrissen, so dass zwei der Mund des dunkelhaarigen dessen vampirartige Hasenzähne entlarvten.
 

„Ja aber, vielleicht wird ihm ja noch schlecht und wenn ihr das nicht bemerkt, dann erstickt er noch an seiner Kotze. Kuck doch“ wie zum Beweis schüttelte Hermine Dracos Bein, der daraufhin, wie auf Befehl, gefährlich zu Gurgeln begann.

Nott´s Gesichtspartie rutschte wieder tiefer. Augen verengt, Mundwinkel nach unten gezogen und Nase zu einer angestrengten Denkermiene verzogen, kratzte er sich Draco zugewandt das unrasierte Kinn. Hermine hoffte schon, dass er doch ein Einsehen haben würde, als sich das Gesicht ihres Gegenübers freudig aushellte, er die Hand in die Luft reckte und glücklich wirkend mit den Fingern schnalzte. „Kein Problem. Sieh mal die Truhe da hinten.“ Die schnalzende Hand senkte sich und deutet in Richtung einer schweren Holztruhe, deren Größe und Format verdächtig an einen Sarg erinnerte. Nun ja, ein bischen höher vielleicht.
 

„Häng ihn einfach darüber. Er kotzt dann nach unten.“ Nott strahlte Hermine an, als habe er eben eine nobelpreisverdächtige Erfindung gemacht. „Haben wir auch mit Goyle letzte Woche gemacht.“ Er verdrehte angestrengt die Augen und schielte nach innen. „Und ich glaub, äh … mit Pansy“ er deutete mit dem Daumen über die Schulter nach hinten. „Auch … naja. Also lass ihn doch einfach da liegen.“
 

Hermine musterte die Truhe nicht wirklich glücklich. In ihrem Kopf ratterte es so heftig, dass es sie nicht gewundert hätte, wenn weis-graue Dampfwolken aus ihren Ohren herausgedampft wären. Diese Truhe sah ja nun wirklich alles andere als angemessen für den Erben der Malfoys aus, andererseits erkannte sie selbst, dass es mehr als albern gewesen wäre Nott um einen schöneren Gegenstand für diesen Zweck zu bitten. Zudem war sie müde und der Gedanke Malfoy schnell und praktisch, wenn auch nicht schon zum Trocknen, so doch wenigstens zum Einweichen aufhängen zu können, war äußerst verlockend.

Ron fragte sich bestimmt schon wo sie war. „Hmm … ich weiß nicht ob ich ihn darüber wuchten kann.“
 

Eine schwache Ausrede, doch eine bessere wollte ihr im Moment einfach nicht einfallen.
 

„Auch kein Problem, ich helf dir.“ Bevor Hermine etwas sagen konnte, hatte der überaus hilfsbereite Slytherin sie auch schon zur Seite geschubst, packte nebst des rechten Beines nun auch noch Dracos linkes Bein, und zog ihn beschwingt hinter sich her.
 

Malfoys leicht grünliches Gesicht zuckte. Seine Augen waren halb offenen, die Hände zuckten leicht. Irgendetwas murmelte er. Ganz leise und schwach, kaum zu verstehen. Vermutlich ein schwacher Protest gegen die unangenehme Ortsverlagerung.

Nott wollte sie loswerden, soviel stand fest. Immer wieder wandte er den Kopf um und zog die Augenbrauen zusammen. Offensichtlich zutiefst verwundert, warum Hermine immer noch nicht ging. Sie wollte ja auch, was hatte sie hier unten schon verloren? Doch war sie im Moment einfach zu verwirrt, um solch eine komplexe Bewegung wie Gehen mit dem finden des richtigen Weges durchführen zu können.
 

Nott drehte die Kiste quietschend zur Seite, ging einen Schritt hinter Draco, packte ihn unter den Achselhöhlen und wuchtete ihn mit einer einzigen, fliesenden Bewegung über die Truhe.
 

Da hing Malfoy nun, wie ein Handtuch das zum Trocknen aufgehängt worden war, oder ein Teppich, den man ausklopfen wollte.
 

„Au …“. Malfoys Hand patschte unbeholfen auf dem Boden herum, sein Hintern wackelte unbeholfen als versuchte er sich mit seine Knien irgendwo abzustützen, doch kurz darauf war er schon wieder bewegungslos, in Sekundenschnelle zurück im Reich der alkoholisierten Träume.
 

Immer noch fühlte Hermine sich mit dieser Lösung nicht wirklich wohl. Weniger die recht unwürdige Haltung, die gönnte sie ihm allein schon für seinen Strip für der fetten Dame, nein, die Gesamtsituation beunruhigte sie.
 

Während Hermine triefend, stinkend und so geräuschlos wie möglich – immerhin wollte sie auf keinen Fall irgendjemandem Begegnen, der sie selbst für ein Opfer der Party halten könnte - zurück in Richtung Gryffindorturm.
 

Komasaufen passte einfach nicht zu Malfoy. Sich derart gehen zulassen passte nicht zu dem Bild, dass er selbst so gerne von sich hatte. Irgendetwas stimmte hier nicht.
 

Die heftige Reaktion am gestrigen Abend auf die Todesserfrage, erschien nun in einem ganz anderen Licht. Nein, ein Malfoy der sich besinnungslos trank war ganz sicher nicht das Resultat, einer unbedachten Frage.
 

Hermine schauderte, als sie an den panischen, nein wahnsinnigen Ausdruck seiner Augen dachte, als er seinen Vater beschimpft und angebrüllt hatte. Mit einem Frösteln rief sie sich das Flehen in Lucius Stimme zurück, die Angst, die Mauern seiner sonst so unnahbare Aura wie mit einem Katapult zu Fall gebracht hatte und immer wieder Draco, immer wieder kam ihr Draco vor Augen der tobte wie ein tollwütiger Hund.
 

Wie er auf sie losgegangen war … Sie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen.
 

Es mochte ja angehen, dass sein ganzes Verhalten der letzten Tage nur zum Ziel hatte, sie zu Demütigen. Aber warum sollte er deswegen seinen Vater beleidigen?
 

Hermine schüttelte den Kopf, ignorierte die stichelnden Bemerkungen der fetten Dame an der vorbei sie den Gemeinschaftsraum betrat, um sich still und leise in das nächstgelegene Badezimmer zu schleichen.
 

Nein, so sagte Hermine unter der Dusche stehend zu sich selbst, während Fluten von lavendelfarbenen Schaums ihren Körper herunter rann, ein Malfoy der sich in´s Koma trinkt und seinen Vater „Versager“ nennt ist ebenso verrückt, wie einer, der einem Schlammblut Liebesbriefe schreibt.
 

Ein Malfoy der sagte, dass er Probleme habe und Hermine gehen sollte, solange sie noch könnte.
 

Das Puzzlebild begannen sich zu offenbaren, das letzte Teil, sie hatte es. Vielleicht noch nicht richtig eingepasst, doch zweifellos hatte sie alle Teile die nötig waren, um hinter Malfoys Geheimnis zu kommen.
 

Dracos Familie waren ehemalige Todesser.
 

Draco hatte sie benutzt, um damit seine Familie zu schocken.
 

Draco hatte mit seiner Familie gebrochen.
 

Aber sie war ihm NICHT egal, deswegen war er wütend, als sie von Lucius entdeckt wurde. Deswegen hatte er sie weggeschickt, deswegen hatte er ihr gesagt sie solle gehen, solange sie könnte. Er hatte sich Sorgen um sie gemacht, denn sie war in Gefahr.
 

Als Hermine zum Gryffindorturm zurück kam, lag Clint immer noch mit abgespreizten Flügeln aus dem Boden und schlug sich, wohl im Versuch eine vermeintliche Fliege zu fangen, mit der giftgrünen Zunge wie das Geschoss einer Kanone selbst auf den Kopf. In einem Anflug von Mitleid hatte sie sich des mutierten Vogels angenommen und ihn im Badezimmer unter den kalten Wasserhahn gehängt. Nun saß er mit säuerlicher Miene neben ihrem Bettpfosten, an den sie ihn mit etwas Elfenhutwolle wie einen Indianer an den Marterpfahl gebunden hatte, und schrieb eine Nachricht, die sie dem zeternden Clint danach per Dauerkleberfluch auf den Bauch hexte.
 

„ANTWORTEN. H.G.“
 

Das Fenster wurde geöffnet und der arme Täuberich erbarmungslos wie einen übervollen Aschenbecher aus dem Fenster gekippt.
 

Sie musste recht haben, irgendetwas stimmte nicht. Es war so offensichtlich und wer Augen hatte, der sollte sehen. Selbst wenn es gefährlich für sie sein könnte, ihr Jagdinstinkt war geweckt. Sie würde keine Ruhe geben, bis Draco ehrlich zu ihr war.

All diese Dinge, sie stimmten und passten nicht. Nicht der ungeheizte Raum, nicht das nur noch lauwarme Wasser das von ihrer Haut perlte oder die leicht geöffneten Fenster die sie um des Sauerstoff willens aufgestellt hatte, ließen sie in dieser Dezembernacht frösteln, es war Angst, nicht um sich selbst, sondern um Draco.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück