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Der ewige Göttername

von

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Nach dem Kampf

Besorgt strich Nozomi ihm immer wieder über die Stirn. „Ist auch wirklich alles in Ordnung, Nozomu-chan?“

Er reagierte nicht einmal, da er ihr bereits viermal geantwortet hatte. Selbst für seine Verhältnisse war es irgendwann einmal gut und er schien das nicht als einziger zu denken.

„Er hat schon gesagt, dass es ihm gut geht“, meinte Zetsu leicht genervt. „Lass ihn doch endlich in Ruhe.“

Die anderen sahen zu ihm hinüber, Nozomi schnaubte. „Warum mischst du dich überhaupt ein?“

„Du behandelst ihn wie ein Kind, jeder vernünftige Mensch würde sich da einmischen.“

Für wenige Sekunden lieferten sich die beiden ein Blickduell, das erst endete, als Jatzieta ihm sacht auf den Kopf schlug. „Au! Lass das, alte Frau!“

Die Ärztin kicherte. „Immer noch so empfindlich, Akatsuki?“

Ehe er etwas erwidern konnte, räusperte Salles sich vernehmlich, worauf sich ihm alle Blicke zuwandten.

„Das reicht jetzt“, sagte er in einem ungewohnt gebieterischem Tonfall. „Niemandem ist geholfen, wenn wir uns streiten.“

„Warum sitzen wir überhaupt alle hier?“, fragte Zetsu. „Folgt jetzt die Standpauke, weil wir gestern verloren haben?“

Verunsichert sah Nozomu zu seinem besten Freund. Der Silberhaarige war seit der Rückkehr in das Wohnheim so aggressiv, was Nozomu sich nur damit erklären konnte, dass er sich Sorgen um Leana machte. Das Mädchen war noch während des Kampfes verschwunden, aber so wie Nozomu sie einschätzte ging es ihr verdammt gut – Unkraut verging immerhin nicht.

„Das ist aber nicht nett~“

Auch wenn ihm diese Zurechtweisung nicht gefiel, so war er doch glücklich darüber, wieder Rehmes Stimme hören zu können. Er kannte sie vielleicht erst einige Wochen, aber sie war bereits ein fester Teil seines Lebens geworden – ohne sie fehlte einfach etwas.

Ich muss nicht nett sein, sie ist auch nie zu mir nett.

„Vielleicht... Aber vielleicht ist Leana eine empfindsame Seele, die... okay, okay, ich bin schon still.“

Offenbar wirkte sein skeptischer Blick sogar, wenn er nur an diesen dachte und brachte Rehme zum Verstummen. Daran könnte er sich gewöhnen.

Salles seufzte. „Nein, keine Standpauke. Wir haben alle nicht unser Bestes gegeben – es hätte um einiges besser verlaufen können. Ich schließe mich da selbst nicht aus.“

Es schien Nozomu, dass er eigentlich noch etwas sagen wollte, dann aber doch lieber darüber schwieg. Stattdessen wandte der Gelehrte sich an Nozomi: „Nagamine, das betrifft vor allem dich. Du kannst nicht einfach losstürmen, um Nozomu zu beschützen. Du gefährdest damit dich und die anderen.“

Es war deutlich zu sehen, dass sie sich extrem auf die Zunge beißen musste, damit keine scharfe Erwiderung über ihre Lippen kam. Nozomu konnte sie da zu gut verstehen, er selbst würde Salles im Moment auch nicht widersprechen wollen. Die Züge des Gelehrten waren steinhart und wirkten damit noch unbarmherziger als sonst – wenn Nozomu genauer darüber nachdachte, wirkte er sonst eigentlich immer als ob er müde wäre. Seine Regung im Moment war also mal etwas anderes – aber nicht unbedingt positiv, wenn man ihn fragte.

Nozomi nickte widerwillig, statt etwas zu sagen. Salles wandte sich an Zetsu. „Und du, Akatsuki, kannst nicht einfach die Truppe verlassen. Du hast selbst gemerkt, dass du damit in einen Hinterhalt gelockt wurdest.“

Zetsu schnaubte. „Sag doch einfach, dass wir Setoki nicht allein lassen sollen. Der Rest der Truppe ist dir doch egal.“

Erschrocken über diese Widerworte starrten alle ihn wortlos an. Nozomu wunderte sich allerdings mehr darüber, wie der Silberhaarige über ihn sprach. So abfällig und gefühllos, dass es ihn fast schon grauste.

Ich versteh das einfach nicht. Warum sollte ich so wertvoll sein?

Rehme schwieg auf seine Frage, wie er es erwartet hatte, so dass er allein in dieser unwirklichen Szenerie mit dem angespannten Schweigen zurückblieb. Zumindest fühlte er sich plötzlich einsam, auch wenn sich noch andere Personen mit ihm im Raum befanden.

Ein weiterer Schlag von Jatzieta auf Zetsus Hinterkopf beendete das Schweigen.

„Verdammt noch mal!“, fauchte der Silberhaarige. „Lass das endlich!“

„Erst wenn du endlich Respekt lernst!“, erwiderte sie und hob mahnend den Zeigefinger.

Salles schüttelte allerdings hastig den Kopf. „Lass es, Jatzieta. Es ist schon gut.“

Sein Gesichtsausdruck kehrte zu dem übermüdeten von eh und je zurück, aber etwas veränderte sich noch. Es schien Nozomu, dass der Mann plötzlich um einiges älter wirkte. Seine wächserne Haut spannte sich über seine Wangenknochen – er schien dringend Urlaub zu brauchen.

Da wieder Schweigen eingekehrt war, meldete Yumiko sich vorsichtig. „Was ist denn mit Katima Aigears passiert, ai?“

Salles kehrte sofort zu seiner Professionalität zurück. „Sie ist noch bewusstlos, aber das Krankenhaus wird mich anrufen, sobald sie aufwacht.“

Dass der Mann solche Kontakte besaß, verwunderte Nozomu. Rehme dagegen pfiff anerkennend durch die Zähne. „Nicht schlecht, oder?“

Bemerkenswert, ja. Er scheint einige Geheimnisse zu verwahren.

„Wenn es nichts mehr zu sagen gibt, könnt ihr nun tun, was ihr wollt. Das war alles.“

Nozomu hatte das Gefühl, dass Salles eigentlich sehr wohl noch etwas sagen wollte, aber die Müdigkeit schien ihn dermaßen geschwächt zu haben, dass er darauf verzichtete – oder er wollte keinen erneuten Ausfall von Zetsu provozieren.

Ohne großartige Verabschiedung verließen alle bis auf Salles und Jatzieta den Raum.

Vor der Tür schnaubte Nozomi noch einmal. „Ich verstehe nicht, warum er mich zurechtgewiesen hat. Ich habe nichts falsch gemacht.“

Nozomu überlegte, sie darauf hinzuweisen, dass es wirklich kein schlauer Zug war, die Gruppe zu verlassen und blindlings in einen ungesicherten Raum zu stürmen, in dem es von Gegnern wimmelte, doch er verzichtete darauf, um von ihr keinen Ärger zu bekommen.

Sie atmete tief durch. „Ich werde dann mal zu Suzume in die Küche gehen.“

Da sie kein Shinken trug, war das blonde Mädchen nicht bei der Besprechung dabei gewesen, sondern war stattdessen für den Küchendienst eingeteilt worden. Nichtsdestotrotz hinderte Nozomi das nicht daran, ebenfalls beim Kochen mitzumischen.

„Akatsuki, isst du heute mit?“

Der Silberhaarige schüttelte schweigend mit dem Kopf.

„Das überrascht mich~ Akatsuki verzichtet auf etwas zu essen?“

Wahrscheinlich macht er sich noch Sorgen um Vartanian.

Das sah Zetsu zwar nicht sonderlich ähnlich, aber Nozomu hatte inzwischen das Gefühl, dass es immer wieder einen neuen Aspekt an dem Silberhaarigen zu finden gab – so wurde er immerhin nie langweilig.

Yumiko griff nach Bailas Hand und zog diese hinter Nozomi her in die Küche. Rehme würgte.

„Hoffentlich verderben viele Köche nicht wirklich den Brei.“

Zetsu und Nozomu blieben noch immer schweigend im Eingangsbereich stehen. Doch plötzlich räusperte der Silberhaarige sich. „He, Nozomu... wegen dem, was ich da drinnen gesagt habe...“

Er sah den Braunhaarigen an, als hoffte er, dass dieser ihm die Worte abnehmen würde, doch der schwieg und erwiderte den Blick nur.

Schließlich seufzte Zetsu. „Tut mir Leid. Ich meinte das nicht so.“

Nozomu nickte, worauf der Silberhaarige zu lächeln begann. „Wir sind Freunde, nicht? Ich muss jetzt aber los, wir sehen uns, ja?“

Bevor er auch nur Gelegenheit bekam, etwas zu erwidern, verließ Zetsu das Gebäude mit großen Schritten.

„Ich werde ihn nie verstehen.“

Um Nozomus Mundwinkel zuckte ein Lächeln. Das ist doch das Tolle an ihm.
 

Mit einem tiefen Seufzen griff Salles sich an die Stirn. Er nahm die Brille ab und legte diese auf dem Tisch ab. Zwar nahm er seine Umgebung nun nur noch leicht verschwommen war, aber zumindest im Moment störte ihn das nicht. Es gab ohnehin nichts, was zu beachten wert gewesen wäre.

Vorsichtig ging Jatzieta näher, um ihn nicht zu erschrecken. Aus ihrem Blick sprach Besorgnis. „Was ist los mit dir, mein Lieber?“

Selbst ihre Stimme zeigte ausnahmsweise das Ausmaß ihrer Sorgen. Jeglicher Spott war daraus verschwunden.

Er schüttelte sacht den Kopf, damit die Schmerzen des letzten Abends nicht unvermittelt zurückkehrten. „Nichts weiter, kümmere dich nicht darum.“

„Was ist denn gestern eigentlich passiert, während du verschwunden warst?“

Die Neugier plagte sie bereits seit dem Vortag, doch bislang hatte sie nicht zu fragen gewagt. Allerdings war sie sich sicher, dass seine Müdigkeit etwas damit zu tun hatte, weswegen sie sich doch noch überwand.

Doch seine Antwort belohnte diesen Mut nicht: „Unwichtig. Es ist nichts, was jemanden außer mir angeht.“

Er wollte nicht einmal mehr an die Ereignisse denken, also warum sollte er ihr davon erzählen?

Noch dazu war besonders die Unterhaltung seiner Meinung nach dermaßen privat gewesen, dass es niemanden sonst zu interessieren hatte – oder jemand anderes es gar verstehen würde.

„Wenn es mit Nathanael zu tun hat-“

„Hat es nicht“, unterbrach er sie ruhig. „Du musst nicht weiter nachfragen.“

Obwohl sie ganz offensichtlich daran zweifelte, fragte sie wirklich nicht weiter. Sorgenfalten erschienen dafür auf ihrer Stirn. „Du solltest wirklich vorsichtig sein, Salles. Sonst opferst du dich am Ende selbst noch.“

„Ich bin immer vorsichtig. Aber Opfer sind manchmal nötig, um Ziele zu erreichen.“

Und wenn ich das Opfer bin, ist das besser als irgendein anderer.

Diese Antwort gefiel ihr ganz und gar nicht, aber es war auch unnötig, weiter nachzufragen, da war sie sich sicher. Er würde weder antworten noch seine Meinung ändern.

Schließlich setzte er seine Brille wieder auf und erhob sich. „Ich werde mich noch mal ins Bett legen, meine Mana-Reserven sind noch nicht wieder aufgefüllt. Hol mich bitte, wenn es Essen gibt.“

„Selbstverständlich“, sagte sie.

Er verließ den Raum und ließ nur eine besorgt seufzende und ratlose Jatzieta zurück.
 

Hinter Zetsu fiel die Tür wieder ins Schloss. Normalerweise fing er sie immer ab, um sie leise zu schließen, damit er weniger Aufmerksamkeit auf sich zog, aber im Moment war es ihm egal. Seine Gedanken waren ganz woanders, weswegen er auch nicht auf den Aufzug wartete, sondern die Treppe in seine Etage hinaufhastete.

Mit einem flauen Gefühl im Magen lief er den Gang hinunter. Je näher er der speziellen Wohnung kam, desto flauer wurde das Gefühl. Ob sie inzwischen wieder da war? Ob es ihr gut ging?

Vor der Tür blieb er stehen. Er versuchte zu lauschen, ob ein Laut aus ihrer Wohnung erklang, doch sein Herz klopfte zu schnell, so dass er nur sein eigenes Blut in seinen Ohren rauschen hörte.

Also zuckte er mit den Schultern und klopfte einfach, egal wie sie darauf reagieren würde.

Es dauerte einen kurzen Moment, bis tatsächlich jemand die Tür öffnete. Zetsus Mundwinkel zuckten nach oben, als er Leana erkannte. „Du bist wieder da~“

Sie hob eine Augenbraue. „Und?“

„Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht.“

Er war froh, dass sonst gerade niemand da war. Diese Worte in Verbindung mit seiner Stimme klangen selbst in seinen eigenen Ohren so unglaublich falsch, dass es ihm grauste. Aber zumindest im Moment störte es ihn nicht.

„Bin ich deine Mutter oder was?“, fragte sie genervt.

„Ist es so seltsam, dass sich jemand Sorgen um dich macht?“

Sie pustete Luft durch ihre geschlossenen Lippen und wandte das Gesicht ein wenig ab. Es kam Zetsu vor, als ob ihr diese Situation nur unangenehm wäre, aber er ging nicht weiter darauf ein.

Schließlich sah sie ihn wieder an. „Ich brauche niemanden, der sich Sorgen um mich macht. Und schon gar nicht dich.“

Er schmunzelte. Fast genau denselben Wortlaut hatte er damals auch genutzt – dann war er niedergeschlagen und von Salles verschleppt worden. Ihm war es aufgedrückt worden, dass es Leute gab, die sich um ihn sorgten – und er würde das auch bei ihr machen, wenn es sein musste. Es hatte ihm gut getan und das würde es bei ihr auch.

Er sagte nichts, aber sie schloss aus seinem Schweigen, was er wollte. „Du wirst nicht gehen? Auch, wenn ich dich darum bitte?“

„Zumindest nicht für einige Stunden“, stimmte er zu.

Seufzend ging sie einen Schritt zurück, um ihn hereinzulassen. „Dann komm. Je schneller wir es hinter uns haben desto besser.“

„Du klingst, als ob ich was Schlimmes mit dir vorhätte.“

Er betrat die Wohnung, während sie mit den Augen rollte. „Mit dir Zeit zu verbringen, ist schlimm.“

„Wie auch immer~“

Während er ins Wohnzimmer ging, nahm er keine Notiz von dem zufriedenen, aber finsteren Lächeln, das über ihr Gesicht huschte. Aber selbst wenn, im Moment war er so erleichtert, sie lebend zu sehen, dass ihn das gar nicht gestört hätte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2010-07-24T11:42:24+00:00 24.07.2010 13:42
Kaum lese ich wieder den Anfang, schon möchte ich Nozomi eine reinhauen! Sie ist SO nervig! Und so aufdringlich! Argh, ist das ätzend! *Nozomi tret*
Ha-Ha! Salles schimpft sie aus! Hat sie verdient >D

Aber wieso ist Zetsu so fies zu Noz? Sie sind doch Freunde T____T
*Zetsu hau*
Schäm dich! Aber ich verzeihe dir nochmal, weil du dir ja nur Sorgen um Lea machst XD
Waaah~ Ich finds so süß, wie er direkt an ihre Tür klopft, um sie zu sehen. Und dann gleich bei ihr bleiben will. Ich kann das nächste Kapi gar nicht abwarten. Schreib schnell weiter X3




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