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Romeo und Julius

von

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Gar nicht wollen

Romeo und Julius
 

Kapitel 17 – Gar nicht wollen
 

Reno wusste nicht so recht, was passiert war, als er langsam die Lider hob. Irgendetwas Warmes lag nur um seine Bauchgegend, das er gerade nicht zuordnen konnte. Die Wärme hatte sich in seinem ganzen Körper ausgebreitet und ließ ihn sich wohl fühlen.
 

Etwas unsicher blickte er an die Decke eines Zimmer, bevor er sich langsam umsah. Er kannte diesen Raum. Ja, es war Juans Zimmer, ganz sicher. Mühsam versuchte er sich aufzurichten und löste dieses warme Ding, das um seinen Bauch herum lag. Wie er jetzt mitbekam, waren es die Arme des anderen.
 

Renos Kopf fühlte sich an, wie als wäre er Achterbahn gefahren und es hätte nur Loopings gegeben. Zaghaft stand er auf und ließ Juan liegen, der – wie es schien – tief und fest schlief. Reno wankte bis zur Zimmertür, dann spürte er geradezu, wie sich auf dem Bett etwas regte.
 

„Du bleibst schön hier...“, meinte da auf einmal Juan und bevor sich Reno versah, lag er schon wieder.

„Ey...!“, fauchte er, bemerkte aber schon einen Moment später den besorgten Blick es Schwarzhaarigen.

„Was denn?“, wollte Reno wissen und hob leicht eine Augenbraue, während er sich wieder aufsetzten wollte.

„Du bist mit Fieber umgekippt... Jetzt scheint's dir aber ja wieder etwas besser zu gehen. Hm...?“
 

Reno begann sich mit der Zeit wieder zu erinnern, was passiert war. Ja, er war weggelaufen, als er Juans trauriges Gesicht gesehen hatte. Zu sehr hatte es ihn an sich selbst erinnert, wie er vor zwei Jahren ausgesehen hatte und es tat weh. Schrecklich weh.
 

Aus irgendeinem Grund war er, als er bei sich zu Hause angekommen war und ihn gesehen hatte, zu ihm. Ein Gefühl hatte ihm gesagt, dass Juan verstand, wie er sich fühlte. Zumindest im Ansatz.
 

Juan fühlte sich seit Jahren allein, obwohl immer jemand bei ihm war. Nur nachts lag er so oft vereinsamt wach. Dabei fühlte er sich doch eigentlich nur unter Leuten wohl. Er hasste es, wenn niemand bei ihm war. Die Leere in ihm zerfraß ihn dann geradezu.
 

„Wäre besser, wenn du wieder weg bist, bevor meine Ma heim kommt... Sie ist immer etwas aufgedreht, wenn ich mal Besuch hab...“

Leicht kratzte sich Juan an der Schläfe. Eigentlich mochte er seine Mutter, sehr sogar. Doch in gewissen Momentan konnte er sie genauso sehr hassen, dabei hatte er gerade dafür keine Grund. Sie tat alles für ihn, aber vielleicht war es gerade das, was ihn aufregte. Immer wieder behandelte sie ihn wie ein kleines Kind, dabei war er das schon lange nicht mehr.
 

„Ich will aber nicht gehen.“

Gerade jetzt würde er sich zu Hause nicht wohl fühlen. Als ob er das überhaupt je tun würde. Diese Eiseskälte, die ihm entgegengebracht wurde, gerade von seinem Vater, tat ihm schon lange nicht mehr gut.
 

„Deine Eltern machen sich doch sicher Sorgen...“

Juan konnte es sich zwar nicht vorstellen, dass es so war, nachdem was er gehört hatte, aber ein Versuch war es wert, Reno dadurch zum Gehen zu bringen.
 

„Als ob es denen was ausmachen würde, wenn ich tagelang weg wäre...“ - Langsam stand er schließlich doch auf. - „Aber wenn ich gehen soll.“ - Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. - „Dann geh ich eben.“

Für einen Moment glaubte Juan nicht, dass er das wirklich hörte. Eher hätte er erwartet, dass sich Reno noch etwas weigern würde und dann vielleicht irgendwann einmal nachgeben. Doch so war es wohl nun nicht.
 

„Deine Sachen bring ich dir morgen, wenn ich meine hole... Ciao.“
 

„Reno...“, flüsterte Juan, als dieser schon längst weg war. Er hatte also wirklich einfach so auf ihn gehört und war gegangen.
 

„Wo warst du?“, schallte es Reno schon entgegen, kaum das er die Haustür aufgeschlossen hatte.

„Unterwegs...“, murmelte er nur und stapfte die Treppe nach oben in sein Zimmer. Jetzt wollte er nicht mit seiner Mutter reden. Nur noch seine Ruhe, mehr nicht.
 

Er sank auf sein Bett und blieb einige Minuten regungslos liegen. Sein Blick war starr an die Decke gerichtet. Wie Juan ihn im Arm gehalten hatte, das hatte ein Kribbeln in seiner Magengegend ausgelöst und es wollte einfach nicht aufhören.
 

Langsam setzte sich Reno wieder auf, als er Schritte hörte, die die Treppe nach oben kamen. Seine Mutter? Nein, sie war das nicht. Klang eher nach seinem Vater. Reno sank wieder zurück und heftete seinen Blick wieder an die Decke. Den Letzten, den er jetzt sehen wollte, wäre sein Vater. Sollte der doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs.
 

Wie es aussah, kam aber niemand zu ihm. Die Schritte schlurften an seinem Zimmer vorbei weiter den Gang nach hinten ins Badezimmer – wie Reno meinte. Hatte er noch einmal Glück gehabt. Vielleicht hätte er sich trotzdem gegen Juan sträuben sollen und einfach bei ihm bleiben. Womöglich würde er sich jetzt bei ihm besser fühlen, als hier so allein.
 

Da flog auf einmal etwas gegen die Fensterscheibe, das Klirren riss ihn aus seinen Gedanken und schreckte ihn hoch. Unsicher stand er auf und öffnete das Fenster. Ein kalter Wind ließ ihn kurz erschaudern, doch als er Juan sah, wurde ihm etwas wärmer. Dabei war die Temperatur in diesen paar wenigen Sekunden nicht im Ansatz gestiegen.
 

„Ich halt's alleine nicht aus...“, meinte Juan und beugte sich auf das Fensterbrett. Sein Blick wanderte zu dem schmalen Streifen Rasen hinunter, der die beiden Häuser trennte. Ein leichter Nieselregen hatte wieder eingesetzt und benetzte die Grashalme mit einem dünnen Wasserfilm.
 

„Soll ich jetzt etwa wieder zu dir kommen und dann mit dir kuscheln?“

Es lag ein leichter Unterton dabei in seiner Stimme, der nur so danach klang, dass er es gar nicht ernst meinte und doch wollte er es so gerne. Viel zu oft – meinte er in letzter Zeit – sagte er etwas, das er gar nicht so meinte. Von dem er lieber genau das Gegenteil aussprechen wollte. Und jetzt war es genauso.
 

„Nein... Na ja... Ich mein' ja nur...“

Leicht wandte sich Juan ab und dachte wohl, dass Reno vielleicht sauer auf ihn war. Verübeln könnte er es ihm aber auch nicht.
 

„Schau nicht wieder so...“

Auch Reno war nicht mehr in der Lage ihn anzusehen, nicht bei diesem Blick. Da huschte auch schon ein Lächeln über das Gesicht des anderen.
 

„Wieso kannst du es nicht sehen?“, wollte er wissen und in seiner Stimme schwang ein Unterton mit, der nur so auf eine Antwort brannte. Doch er würde genau darauf noch warten müssen. Noch eine ganze Weile.
 

Reno drehte sich um und setzte sich aufs Fensterbrett ohne einen weiteren Ton von sich zu geben. Irritiert hob Juan eine Augenbraue. Und nun? Es würde schwierig werden, etwas aus ihm herauszuquetschen. Dabei wusste Juan noch nicht einmal, wie stur Reno werden konnte. Aber auch erst seit den letzten beiden Jahren. Das damals hatte ihn verändert.
 

Leicht sank Reno zusammen. Wie gerne würde er das alles vergesse. Einfach diese paar Wochen vergessen, in denen es ihm so gut ging. Vielleicht könnte er dann auch die Zeit danach verdrängen.
 

„Ähm... Reno?“

Abrupt fuhr er hoch und wandte sich um. Der Blonde war wohl ziemlich in Gedanken versunken gewesen.
 

„Ich geh' dann mal ins Bett... Wir sehen uns morgen...?“

Juan wartete noch einen Moment, bis der andere langsam genickt hatte und sich verabschiedete, erst dann schloss er das Fenster. Mit einem Schwung zog er den Vorhang zu, bevor er vor dem Fenster auf die Knie sank. Etwas sagte ihm, dass er wissen musste, was Reno widerfahren war, doch ein anderer Teil in ihm, schrie geradezu danach, dass er warten sollte. Warten darauf, dass er es von sich aus sagte.
 

Mühsam raffte er sich wieder hoch und entledigte sich seinen Klamotten, die er achtlos zu Boden fallen ließ. Erschöpft glitt er auf sein Bett und verkroch sich unter der Decke. Leicht kauerte er sich zusammen. Doch nicht lange konnte er mehr über irgendetwas nachdenken, da ihn schon die Müdigkeit übermann hatte und er eingeschlafen war.
 

Reno wälzte sich noch eine ganze Weile in seinem Bett hin und her. Es wäre ihm fast über die Lippen gekommen. Nur einen Moment länger und er hätte es einfach gesagt. War sein Vertrauen in Juan etwa schon so groß? Sonst ging es eigentlich nicht so schnell, er war einfach vorsichtiger geworden.
 

Er setzte sich wieder auf und starrte in die Dunkelheit. Wieso gerade Juan? Was war an ihm anderes, als an jedem davor? Vielleicht was es Kribbeln in Renos Magengegend. Genau das gleiche Kribbeln, das auch jetzt wieder da war.
 

Er schwang die Beine aus dem Bett und stand langsam auf. Mit leisen Schritten ging auf den Gang hinaus und schlürfte nach unten ins Wohnzimmer. Ich wusste nicht recht wieso, aber auf der Couch fühlte ich mich gerade um einiges wohler.
 

„Reno...? Kannst du auch nicht schlafen?“

Er fuhr abrupt vom Sofa hoch, wo er gerade noch gelegen hatte. Zaghaft lächelte ihn seine Mutter an. Nur langsam begann er zu nicken, bevor er den Kopf abwandte und zu Boden sah. Schon lange konnten sie nicht in Ruhe reden, ohne dass sein Vater ihnen zuhörte. Eigentlich kamen sie nie wirklich dazu zu reden, wenn er dabei war.
 

Sie setzte sich neben ihn und blickte einen Moment sein Profil an, da er starr gerade aussah, bis er sich kurz zu ihr wandte und schwach lächelte.

„Du bist immer noch der hübscheste Junge der ganzen Straße...“, murmelte sie. Oft hatte sie das zu ihm gesagt, als er noch ein kleiner – normaler – Junge gewesen war. Mit der Zeit war es seltener über ihre Lippe gekommen.
 

Er erhob sich und massierte sich leicht die Schläfe, jede Bewegung folgten ihre aufmerksamen Augen.

„Wieso kannst du nicht schlafen?“, wollte sie wissen, kurz lachte er leise auf.

„Wenn ich es dir sage, dann gehst du nur wieder zu Dad, petzten...“, erwiderte er tonlos. Aber auch so – ohne direkte Antwort – würde sie verstehen. Abrupt senkte sie auch den Kopf.
 

Reno schlurfte wieder nach oben. Eigentlich hätte er sich wohl unten den Fernseher angemacht und wäre dort die ganze Nacht gesessen, aber nicht wenn sie dabei war. Alles über das sie redeten – wenn sie einmal wieder dazu kamen – hatte sie seinem Vater weiter erzählt und wenn es etwas Falsches war, dann hatte er seine Trachtprügel dafür bekommen. Nein, lieber würde er sich oben in seinem Bett wälzen und darauf warten, dass er sich für die Schule fertig machen könnte.
 

Er kuschelte sich wieder in seine Decke und starrte an die Decke. Jede Nacht das Gleiche. Immer lag er hier allein. Es war so schön neben Juan zu liegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Xai
2010-08-07T19:55:43+00:00 07.08.2010 21:55
schreib den beiden mal bitte ein schönes kapitel, wo sie beide kuscheln ^^ das haben die beiden verdient ^^
Von: abgemeldet
2010-07-20T06:25:57+00:00 20.07.2010 08:25
Mir tut Reno so leid TT______TT
Ich will ihm helfebn argh TT____TT
*ihn mal knuddel iund in die Tasche steck*

Soo XD
nein wieder sehr schönes Kapitel :33
Hach ich liebe es wie du schreibst >///<


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