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Großstadtliebe

RoxasSora
von

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OneShot

Hi ;D
 

Ich hoffe die Geschichte gefällt euch. Das Gedicht ist von Mascha Kaleko, die letzten vier Zeilen sind allerdings von mir hinzugefügt

^^
 

~*~*~*~

Ein Seufzer entwich seinen Lippen und stieß leichten Rauch in die kalte Luft um ihn herum. Er warf die noch rauchende Zigarette auf den kalten Straßenasphalt und drückte sie mit dem Fuß aus. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie der Stummel noch ein paar Sekunden glühte und dann nur noch eine dünne Linie bläulich grauen Rauches davon herrührte, dass sie soeben noch zwischen zwei warmen Lippen geklemmt hatte. Eine seltene Annehmlichkeit, die er sich gönnte. Zigaretten waren teuer und für einen einfachen Lehrling im Bäckerhandwerk kaum erschwinglich. Das hieß nicht, dass sie schwer zu bekommen waren. Die Herren der Großindustrie hatten Massen davon und wenn man sich auf den abendlichen Lustveranstaltungen in den Cafés mit ihnen gut stellte konnte man schon mal leicht einen Glimmstängel ergattern. Er hustete, verdrängte jedoch den Gedanken an die von Ärzten angemahnte Beeinträchtigung durch Zigaretten. Ein Schwachsinn war das, allesamt wollten sie doch nur mehr Geld verdienen als bisher. Er war einfach ein wenig erkältet. Die kalte Zeit machte ihm halt zu schaffen.
 

Seine rechte Hand umklammerte die dünne Schnur des Luftballons, der in der grellen Mittagssonne mit seinem leuchtenden Rot nicht gerade unauffällig war. Als er Unter den Linden spazieren ging, drückte man ihm das rote Etwas in die Hand. 'Man' war eigentlich das falsche Wort dafür, 'frau' hätte es heißen müssen, immerhin war es eben so ein Wesen mit pompösen Locken, einem arg kurzen Faltenrock und einem Lächeln, so aufgesetzt und klebrig süß wie Honig auf dem Morgenbrot. Sie sagte nicht einmal ein Wort zu ihm, sondern rannte direkt zum nächsten Passanten, um ihn mit einem der unnötig teuren (Er dachte an die Steuergelder) Werbegeschenke zu 'beglücken'. Ganz Berlin schien hier auf den Beinen zu sein. Sie feierten, obwohl sie nichts zu feiern hatten. Überall lief „Wir marschieren...“ und sie sangen und sie freuten sich auf etwas, dessen Schrecken sie nicht im Ansatz erahnten.
 

Krieg zog über Berlin.
 

Man lernt sich irgendwo ganz flüchtig kennen

Und gibt sich irgendwann ein Rendezvous.

Ein Irgendwas, -’s ist nicht genau zu nennen –

Verführt dazu, sich gar nicht mehr zu trennen.

Beim zweiten Himbeereis sagt man sich »du«.
 

Seine Gedanken schweiften zu dem Grund seines beinahe schon alltäglichen Spaziergangs, der eigentlich dazu gedacht war, eben jene Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Er war ihm irgendwo begegnet, wo genau war ihm nicht mal mehr klar. Als er Sora das erste Mal sah, fiel er ihm nicht einmal besonders auf. Ein Junge unter vielen, Haar wie Zuckerwatte und Augen wie der Himmel im Frühling. Aber das hatte er freilich erst später bemerkt. Viel später.
 

Sie hatten ihr erstes beabsichtigtes Treffen in einem kleinen Café am Stadtrand. Warum sie sich trafen, wusste keiner von beiden so recht. Vielleicht, weil sie gemeinsam philosophieren wollten, denn das taten sie gern, vielleicht aber auch nur, weil der andere sie neugierig machte. Reden tat Sora gerne, über die Politik, die er nicht verstand, über seine vier Schwestern, die jeden Abend zum Verdruss seiner Eltern tanzen gingen und erst spät in der Nacht heimkehrten, oder über Marlene Dietrich, deren Beine er in jedem Film in den Kinos bewunderte. Er selbst hatte sich dies alles stillschweigend angehört, was blieb ihm auch übrig? Er hatte Eis gegessen, daran erinnerte er sich gut, Himbeereis, denn es war Sommer.

Dann hatte Sora gelächelt und er hatte zum ersten Mal seine Augen bemerkt. Vielleicht hatte das diese fürchterliche erste Begegnung gerettet.
 

Man hat sich lieb und ahnt im Grau der Tage

Das Leuchten froher Abendstunden schon.

Man teilt die Alltagssorgen und die Plage,

Man teilt die Freuden der Gehaltszulage,

… Das übrige besorgt das Telephon.
 

Berlin war trist und grau. Straßenzug reihte sich an Straßenzug, immerfort bis man an den Stadtrand und an die ersten grünen Flächen stieß. Die neumodischen Mehrstockhäuser erstreckten sich wie Mahnmale in den Himmel und machten die Gassen beengend und kalt. Der Asphalt unter seinen Füßen schien dennoch zu brennen und zu beben unter dem Getrappel vieler Füße, die in verschiedene Richtungen davon eilten.
 

Das große Feiern war beendet und die Menschen eilten, aus der gerade noch übermäßigen und aufgesetzten Freude gerissen, zurück in ihre Wohnungen. Viele von ihnen hatten nicht die leiseste Ahnung, was die ganze Feierlichkeit und die Dauerfreude in den Gassen nach sich ziehen würde, Andere wussten mehr, als ihnen lieb war. Doch sie schwiegen alle. Dinge totschweigen war besser, als sich mit ihnen auseinandersetzen zu müssen. Sie würden es früh genug merken... das hoffte er.
 

Vielleicht saßen sie jetzt schon Zuhause in den warmen Stuben, kochten Essen für hungrige Ehemänner, hörten den Reichsempfänger oder telefonierten mit entfernten Verwandten. Gedanken machen war einfach nicht ihr Ding, den Alltag zu verfolgen war wesentlich einfacher. Wer konnte es ihnen verübeln?

Er wanderte weiter in den Gassen umher, in denen sich nun kaum jemand befand, während das Licht der Mittagssonne langsam dünner wurde. Auf ihn wartete nichts und niemand an dem Ort, den er Zuhause nannte.
 

Man trifft sich im Gewühl der Großstadtstraßen.

Zu Hause geht es nicht. Man wohnt möbliert.

– Durch das Gewirr von Lärm und Autorasen,

– Vorbei am Klatsch der Tanten und der Basen

Geht man zu zweien still und unberührt.
 

Sie hatten sich damals fast nur an den Montagen gesehen, denn da hatte er frei. Am Montag waren die Straßen voll und sie fielen kaum auf, wenn sie Hand in Hand die Straße entlang spazierten und in die Schaufenster sahen. Am Montag eilten und hetzten die Menschen zur Arbeit und achteten nicht im geringsten auf zwei Liebende, egal welcher Art sie auch waren. Der Lärm um sie herum störte sie nicht, lenkte sie nicht einmal voneinander ab. Sie waren viel zu vertieft in traute Zweisamkeit. Alles an Sora hatte ihn fasziniert. Seine Augen voran über seine weiche Haut bis zu der Art wie er sich ausdrückte. Er hatte einen leichten Sprachfehler und rolle das 'R' auf eine seltsame Art und Weise. Er liebte es, wie er seinen Namen aussprach. Einfach so.

'Roxas'
 

Oft fragte er sich was genau ihn an diesem Jungen hielt, hatten nicht wenig schöne Mädchen um ihn geworben. Ohne zu zögern, wies er sie kaltherzig ab, und wusste dennoch nicht einmal genau warum. Doch jedes Mal, wenn er versuchte die Frage zu beantworten, warf die Antwort die gleiche Frage auf, wie ein niemals endender Kreis, und irgendwann hatte er einfach aufgegeben. Es war einfach so. Nein, es war einfach so gewesen!
 

Man küßt sich dann und wann auf stillen Bänken,

– Beziehungsweise auf dem Paddelboot.

Erotik muß auf Sonntag sich beschränken.

… Wer denkt daran, an später noch zu denken?

Man spricht konkret und wird nur selten rot.
 

Eines musste man zugeben, sie waren naiv gewesen. Natürlich stieß ihre Umwelt sie ab und man redete über sie, doch sie waren nicht reif genug gewesen, um zu erkennen, dass man umso mehr über sie tuschelte desto hartnäckiger sie sich verbergen wollten. Dies war eine Zeit, die von Spaß und Lebenslust gekennzeichnet war, von dem Drang, die Welt bloß durch einen bunten Schleier zu sehen und das andauernde Grau der Tage zu überdecken. Trotz alle dem hatten sie sich versteckt, wo sie nur konnten.
 

Ihr erster Kuss war in einer Seitengasse, fernab allen Tageslichtes und der Straßenlaternen zwischen alten Fahrrädern und Mülltonnen. Fernab von allem eben und besonders von Öffentlichkeit und jeglicher Art von Romantik. Wie jeder Träumer der Neuzeit hatte er sich natürlich gedacht, ein erster Kuss wäre süß wie klebriger Ahornsirup und würde einem sein Leben lang in Erinnerung bleiben. Seine eigene Realität sah anders aus. Während Mücken um seine Ohren sausten und die Streuner am anderen Ende der Gasse nach etwas Essbarem suchten, schmeckte er nicht von der verheißenden Süße, nur Bitterkeit und einen anderen, seltsamen Geschmack. Wenn man ihn heute fragte würde er ihn als 'Sora' bezeichnen, denn nur er schmeckte so. (Und er konnte dies mit Gewissheit sagen, er hatte es ausgetestet)
 

Dann und wann wurden sie mutiger, küssten sich im Park oder am Stadtrand, wo die Leute sie nicht sehen konnten, doch alles in allem war ihre Beziehung ein einziges Geheimnis. Ein Geheimnis das gehütet werden musste.
 

Auch ihr erster Sex war nichts anderes als hemmungsloses Versteckspiel und nicht viel romantischer als ihr erster Kuss. Wie sollte auch zwischen Tante Margaretes alter Couch mit dem Chintzmuster und einem Haufen halb ausgepackter Umzugskartons nur der Hauch von Romantik entstehen? Aber immerhin war es seine eigene Wohnung gewesen, sie hatten nicht auf die Dunkelheit warten müssen.
 

Er hatte zugeben müssen, der Sex war besser als der Kuss. Nun ja, soviel konnte man auf jeden Fall zu seiner Wahrnehmung sagen. Er war sich sehr sicher, Sora sah dies anders. Zumindest konnte er dies seinem schmerzverzerrten Gesicht abgewinnen. Er hatte ihm nur über die Wange gestreichelt und sich nicht darum gekümmert. Immerhin hatte er es ja so gewollt. Vielleicht war das einer seiner Fehler gewesen, vielleicht für das Folgende allerdings auch gänzlich unwichtig. Er wusste es nicht.
 

Man schenkt sich keine Rosen und Narzissen,

Und schickt auch keinen Pagen sich ins Haus.

– Hat man genug von Weekendfahrt und Küssen,

Läßt mans einander durch die Reichspost wissen

Per Stenographenschrift ein Wörtchen: »aus«!
 

Was hatte Sora denn von ihm erwartet? Dass er immer Zeit haben würde wenn er ihn rief? Dass er eilen und springen würde, um ja keine Sekunde ihrer ach so wertvollen Zeit zu verschwenden? Hatte er das verlangt?
 

Ja, das hatte er wohl. Aber er hatte es ihm nicht geben können. Er war nicht dafür gemacht, seine Gefühle wie eines dieser Werbeblätter hinaus zu posaunen, auf denen naturblonde Hausfrauen mit weißen Zähnen für das neuste 100 ml Maggifläschchen warben. Er war nun mal kein Kriegsheld, kein Romantiker oder poetischer Schriftsteller, wie ihn sich pubertierende Siebzehnjährige und Naivlinge wie Sora wünschten, er war kalt und mürrisch und Bäckergeselle. Sora hatte dies gewusst, als sie sich kennen lernten, er hatte es gewusst, also was hatte er denn erwartet?
 

Und trotzdem fühlte er Stiche in der Herzensgegend, wenn er an das kalte, leblose Blatt Papier in seinem Nachtschrank dachte. Es war so ganz und gar nicht Soras Art gewesen, diese drei kleinen Zeichen in steriler schwarzer Tinte auf dem leicht gelblich wirkenden Papier. 'Aus' stand da, und wie einer der seltsamen Irren in den Anstalten hatte er tausendmal darüber lesen müssen, um dieses einfache kleine Wort zu begreifen.

Es war einfach nicht Soras Stil gewesen, nicht sein Stil... eher sein eigener.
 

Jemand rempelte ihn an. Er hatte ihn nicht kommen sehen, hatte nicht auf seine Füße und den Boden geachtet und wusste nicht einmal, wo er sich befand. Sein Kopf zuckte hoch und er sah einen schwarzen Mantel, ein rotes Tuch und braunes Zuckerwattehaar.
 

Seine Hand löste sich ein wenig und die Schnur des roten Ballons entglitt ihm. Das runde Etwas stieg leuchtend Rot in den Himmel, verfing sich einen Moment in den Ästen eines kahlen Baumes und kämpfte unerbittlich um Freiheit. Ein sachter Windstoß trieb ihn schließlich von dort fort, vorbei an den Schornsteinen und hinauf in den graublauen Nachmittagshimmel.

„Sora!“
 

Er wandte sich um, ebenso sein Begleiter in schwarzem Mantel, dessen Blick er zuerst begegnete. Seine Augen funkelten ihn an und schienen eine stumme Herausforderung an ihn zu senden. Dies war vielleicht der Moment in dem er Begriff was er verloren hatte...und DASS er verloren hatte. Es brachte nichts zu denken, zu grübeln und zu vermissen, wenn man nicht wusste, was einem genau fehlte. Er wusste es jetzt, und obwohl er ahnte, dass sein Leid sich nicht mindern, sondern nur stärken würde. Doch Leid rief endlich den Schmerz, nach dem er suchte, der Schmerz riss endlich Wunden, die er vermisst hatte, und die Wunden heilte die Zeit... irgendwann.
 

Ein letzter Blick aus den himmelblauen Augen, dann bogen die beiden um eine Ecke und verschwanden aus seinem Sichtfeld, aus seinen Gedanken und aus seinem Leben. Zurück blieb ein schwarzes Loch, das es nun zu füllen galt.

Doch vielleicht war es besser so.
 

Und wird man dann,

nach manchen Tagen

den Liebsten im Arm des Andern sehn

-Dann kommt noch, zu den stillen Fragen

-Wie schnell kann doch die Liebe gehen.
 

~*~*~*~

The End



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Xemnas
2009-02-17T18:32:42+00:00 17.02.2009 19:32
Joo alsoo dann bekommst du jetzt deinen verdienten Kommi.
Also ich find diese ff echt geillo.. soaaa und jetzt warum?..
du hast die aufgabe sehr shcön umgesetzt. Also ich hatte auch immer genau das Bild vor Augen und konnte mir deine Story shcön vorstellen. Außerdem finde ich, dass du eine sehr shcöne Idee hattest- da kommt nicht jeder drauf.^^
Also das in die Ziet zu setzen.
und du hast viele einzelheiten eingebaut, die die story viel authentischer machen, wie z.B. die Werbeblätter mit den Maggifläschchen usw. ich denk du weißt was ich mein.
Ach jaa und du hast das Gedicht hübsch weiter fortgesetzt. Also klingt echt schön und fällt garnicht auf, dass es erst nicht dazu gehörte.

Xemnas
Von:  Hielo
2009-02-17T13:38:17+00:00 17.02.2009 14:38
Wow...du weißt was ich von dieser FF halte...
Und du weißt ja auch wie ich reagiert hab....
Ich glaube das reicht dir als Kommi, oder....
Ich muss jetzt weinen gehn....
*gerührt desu*


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