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Die Chronik der anderen Welt

von

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Erste Schritte

„Ich hab dir was zu Essen gebracht, Sevvie,“ lächelte Serena und stellte ein Tablett auf den Tisch, sah zu ihrem Bruder, der da auf dem Bett saß, ein Bein aufgestellt, eine Akte dagegen gelehnt, während er an deren Inhalt arbeitete. Er schenkte seiner Schwester einen bösen Blick. „Und?“, fraget Serena unbeeindruckt weiter. „Thea hat gesagt, es geht ihm besser.“
 

„Er wird überleben, “ Gab Severus nur zurück und strich über Harrys Haare. Der Junge lag auf dem Bein, das noch ganz auf der Matratze lag. „Er ist ein Dickkopf.“
 

Die Ältere schüttelte amüsiert ihren Kopf. Ihr Bruder hatte eben seine ganz eigene Art. Und allein, dass er bei Harry blieb und ihn nicht allein ließ, um seine Sachen zu erledigen, zeigte, wie viel der Junge dem Tränkemeister bedeutete. Dass der das nicht schon vorher gemerkt haben wollte, war für sie immer noch unverständlich. „Lass es dir schmecken, “ meinte sie nur und ging wieder.
 

Erst, als Serena weg war, legte Severus seine Akte beiseite und beugte sich zu Harry. „Aufwachen, Grünauge, “ lächelte er. „Das Essen ist da und dein komisches Vieh verlangt nach Streicheleinheiten, ich weigere mich, es anzufassen, außer um es aus dem Bett zu werfen.“
 

Tatsächlich begann Harry, sich zu rühren. Sein erster Reflex war es, die Decke über den Kopf zu ziehen, er fühlte sich immer nach schlapp und mitgenommen. Gerade jetzt, wo er nicht träumte, wurde er geweckt!
 

Aber dann, auf ein Mal, schoss er in die Höhe, sah in das Gesicht des Tränkemeisters. Kein Traum! Das... das alles war kein Traum gewesen! Severus war immer noch da! „Du... bist kein Traum gewesen!“ Ohne nachzudenken, schlang er seine Arme wieder um den Älteren, spürte ihn. Er war da, er war wirklich da!
 

„Wenn, dann bin ich ein Alptraum,“ gab Severus nur fast schon empört zurück, nachdem er sich von der Überraschung erholte hatte. Er strich kurz über Harrys Rücken, küsste ihn auf die Stirn: „Komm, das Essen ist da und du brauchst dringend einige Pfunde mehr auf den Rippen.“
 

Harry schniefte noch mal, nickte aber dann und löste seine Arme ein wenig widerwillig, er wollte die Großzügigkeit des Anderen nicht ausnutzen. Er wusste nicht, ob er Hunger hatte, aber zumindest hatte er kaum noch Schmerzen.
 

Severus lächelte nur und wuschelte Harry durch die Haare, bevor er selbst aufstand. „Komm, Ich helfe dir und nach dem Essen marschierst du schnurstracks ins Bad, ich habe dir schon Kleidung hingelegt, danach kannst du weiter schlafen.“
 

„Was ist mit... meinem Panther?“, fragte Harry vorsichtig.
 

„Sie ist hier, “ gab Severus zurück und zeigte auf das Knäuel am anderen Ende des Bettes. „Und sie bekommt auch gleich ihr Essen.“ Er streckte Harry die Hand entgegen und half ihm, vor allem, da er fast umkippte, als er auf dem Boden stand. „Keine Sorge, dein Kreislauf braucht nur etwas Zeit, “ meinte er nur, als die grünen Augen ihn vorsichtig ansahen. Er hob Harry einfach auf und brachte ihn die wenigen Schritte zu seinem kleinen Tisch.
 

Es war Harry peinlich, so viel Hilfe zu brauchen, gerade, nachdem er auch so lang allein gewesen war, aber er war einfach auch nur froh, dass er wieder bei Severus war. Das der Andere wirklich am Leben war. Er verstand nicht, warum der Andere sich um ihn kümmerte und ihn offensichtlich mit in seine Wohnung genommen hatte, die auch nicht dem entsprach, was man sich so erzählt hatte. Er beobachtete, wie der Andere zwei Teller füllte. Mit verschiedenem Fingerfood, das viel aus Gemüse und magerem Fleisch bestand. Tomate- Mozzarellasalat, Putenbruststückchen mit verschiedenen Soßen zum Tunken, anderes Gemüse zum Tunken.
 

Severus gab Harry einen der Teller, bevor er sich selbst neben den Jüngeren setzte. „Iss, so viel du schaffst.“
 

Harry nickte und knabberte vorsichtig an einem der einfachen Brotteilchen und erst, als ihm davon nicht übel wurde, wagte er sich an andere Sachen. Er schaffte immerhin ein Drittel der Dinge, bevor er sich vorsichtig an Severus lehnte, der ihn damit überraschte, dass er einen Arm um ihn legte und ihn etwas streichelte, während er selbst weiter aß.
 

Der Tränkemeister lächelte, als er sah, wie Harry wieder mit der Müdigkeit kämpfte. Er aß sein letztes Stück, tunkte das Brot in die übrig gebliebene Soße und aß auch das, strich Harry dann über die Seite, gab ihm eine weitere Phiole, die der auch ohne Frage trank. „Ich bringe dich ins Bad, “ lächelte er und half Harry auf, der nun wieder sicherer auf den Beinen stand. Er zeigte dem Jüngeren, welche Tür zum Bad führte, deutete dann auf einen Stapel. Mehrere frische Handtücher standen da, daneben war ein Stapel mit Unterwäsche und eines seiner großen Shirts, die Harry über Nacht tragen konnte. „Wenn was ist, ruf einfach, ich bin nebenan.“
 

Harry nickte und wartete, bis die Tür sich schloss, bevor er die Boxer fallen ließ und in die Dusche trat, wo sofort warmes Wasser auf ihn prasselte. Er lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Er konnte es immer noch nicht fassen. Hier, nur eine Tür von ihm entfernt, war Severus, der Andere hatte den Schlangenbiss wirklich überlebt! Er war sogar zurückgekommen und hatte Harry geholt!
 

Der Grünäugige griff nach einem der Shampoos und schloss die Augen. Es war wie ein Traum, aber er war sich sicher, dass es das dieses Mal nicht war. So was Verrücktes, wie die spitzen Ohren des Tränkemeisters konnte nicht mal er sich ausdenken. Nicht zu Vergessen die komischen Zeichen auf seiner Brust und um seinen Nabel, der er nun das erste Mal vorsichtig nachfuhr.
 

Was ihn aber verwirrte, war, dass gerade Severus so viel Nähe zuließ. Ja, der Andere hatte sich auch in Hogwarts um ihn gekümmert, aber es war nie über ein Tee trinken hinaus gegangen, nie hatte der Andere Berührungen zugelassen.
 

„Hgnnn..!“, auf ein Mal musste Harry die Zähne heftig zusammen beißen, als ein heftiger Schmerz einsetzte, der seine Brust zu zerreißen schien. Er merkte kaum, wie er zusammen sackte. Was war das? Warum hatte der Tränkemeister es nicht gemerkt? Es waren dieselben Symptome, wie er sie vor seinem Geburtstag gehabt hatte.
 

Es dauerte keine zehn Minuten, bevor Severus nervös wurde. Er klopfte, aber als er keine Antwort bekam, ging er hinein. Er wusste sofort, was geschehen war und packte ein großes Handtuch, bevor er mit einer Bewegung die Dusche stoppte und Harry wortlos aufhalf. Also keine so lange Trennung, bis die Transformation wirklich vorbei war. Er setzte sich mit dem Jüngeren auf dem Arm auf die kleine Bank, wo auch die Kleidung lag, legte seine Hand auf dessen Brustkorb. „Ganz ruhig, tief durchatmen, es ist gleich vorbei, “ sprach er leise auf den Jüngeren ein, der sich nur langsam wieder beruhigte. Wie hatte Harry das nur so lange ausgehalten?!
 

Harry spürte, wie der Schmerz nachließ und das überraschend schnell. Er sackte nur gegen den Anderen und ließ zu, dass der ihn mit einem weiteren Handtuch abzutrocknen begann. „Ich... tut mir leid, ich weiß nicht, was...“
 

„Harry, könntest du mal aufhören, dich für Dinge zu entschuldigen, für die du absolut rein gar nichts kannst?“, fragte Severus nur milde. „Du hattest Schmerzen und bist zusammen gebrochen. Sind sie jetzt besser?“
 

Harry nickte. „Warum? Was... was ist das? Ich verstehe das einfach nicht!“
 

Sanft half Severus dem Jüngeren in die Kleidung zurück, er hob Harry auf, brachte ihn wieder ins Bett. „Es hat mit deiner Umwandlung zu tun, “ erklärte Severus leise. „Es gibt viele Gründe, warum die Aloja so kostbar und so wenige sind – die Meisten überleben ihre Volljährigkeit dank der Engstirnigkeit der Zauberer nicht.“
 

„Was... hat das mit den Schmerzen zu Tun?“, fragte Harry schwach. „Und... warum ist er jetzt wieder weg?“
 

Severus überlegte lange, bevor er schließlich antwortete. „Aloja brauchen bei ihrer Umwandlung große magische Kräfte, “ erklärte er langsam. „Um ihre Umgebung zu schützen, ziehen sie diese Magie aber wieder in sich und brauchen Jemanden, der die Magie filtert, um zu verhindern, dass sie sich gegen ihre Körper wendet.“
 

„Das heißt, Aloja... bringen sich selbst um?“
 

„Nein, nichts Dergleichen. Im Normalfall können die Eltern diesen Job erledigen – sie machen es automatisch, ob sie selbst Aloja sind oder nicht. Sollten die Eltern nicht mehr da sein, ist die einzige Möglichkeit zu überleben, der Gefährte. Keine Sorge, die Schmerzen dauern nicht mehr lange, ein, zwei Wochen, vielleicht bis zu Vieren, dann ist es vorbei.“
 

„Du...?“
 

Der Ältere nickte. „Ja.“ Gab er leise zurück. „Wir sind Gefährten. Mach dir keine Gedanken.“
 

„Aber... aber du...!“
 

Severus küsste den Anderen auf die Stirn. „Du wärest wohl kaum hier, wenn ich dich nicht haben wollte, oder?“, fragte er nur. „Mach dir nicht so verdammt viele Gedanken. Ruh dich aus und komm auf die Beine, dann habe ich hier Einiges, was ich dir zeigen möchte. Immerhin wartet meine unmögliche Schwester darauf, dich auszufragen, ein großes Schloss muss erkundet und der Garten entweiht werden.“
 

Harry blickte den Anderen verständnislos an. Wie konnte der nur so ruhig bleiben? Er hatte ihm gerade erzählt, dass sie Gefährten waren! Er wusste selbst nicht, was er erwartete, das Severus sauer war vielleicht. Das er zynisch war, aber nicht, das er sogar recht zufrieden wirkte. Obwohl er mit einem Freak gestraft war, der es nicht mal schaffte, zu duschen, ohne zusammen zu klappen!
 

Der Tränkemeister strich über Harrys Wange. „Nun schlaf schon, “ lächelte er. „Du bist immer noch vollkommen am Ende, das ist in Ordnung. Ich wecke dich zum Frühstück.“ Er beobachtete, wie Harry schließlich wieder einschlief, vollkommen am Ende und das trotz der kurzen Zeit, die er nur wach gewesen war. Dabei hatte er Harry doch von der Gefährtensache noch gar nichts sagen wollen, bis es ihm besser ging.
 

Nun ja, es war eben anders gekommen. Wann ging es schon nach Plan, wenn es um Harry ging? Sanft deckte er den Jungen zu und strich kurz über dessen Lippen. Er freute sich schon darauf, dem Jüngeren die Gärten und all die anderen Dinge zu zeigen. Das würde ihn sicher von seinen trüben Gedanken ablenken und dann musste er für seinen jungen Gefährten einen Plan erschaffen, mit dem er lernen konnte, er wollte nicht, dass Harry seinen Abschluss versäumte. Er würde lernen, hier, die Dinge, die ihm lagen und Severus hatte eine gute Idee, was das sein könnte.
 

Als Aloja hatte er eine natürliche Affinität zu Tieren, was auch der lächerlich anhängliche Panther bewies, der es sich gerade am Fußende des Bettes bequem machte. Harry konnte im Freien mit den Tieren arbeiten oder vielleicht als Heiler, etwas in der Art. Das Einzige, was ihm Leid tat, war, dass Harry auch den Krieg miterleben würde – noch einen in seinem bisher so kurzen Leben.
 

Aber dann sollte es vorbei sein, das schwor Severus sich. Harry hatte ein besseres Leben verdient und er würde es bekommen...
 


 


 

Am nächsten Morgen erwachte Severus früh – dank eines Tritts in seinen Bauch. Nur Millimeter tiefer und... abrupt richtete er sich auf, automatisch packte er Harry, der ganz offensichtlich einen heftigen Alptraum hatte. „Schhhhh, es ist in Ordnung, “ murmelte er immer wieder.
 

„Nicht...! nicht.... Sev.... Nein!!... bitte... lass mich zu ihnen...“
 

„Ich bin da, du Dummkopf, “ sprach Severus auf den Jüngeren ein, als ihm klar wurde, worum es in dem Alptraum ging. Er hielt Harry, bis der aufhörte, wild um sich zu schlagen und in seine Arme zurück sackte, während eine einzelne Träne seine Wange herab rann. Aber er war nicht aufgewacht. Sanft küsste Severus die Träne weg. Er hielt ihn einfach nur fest, bis er sich sicher war, das Harry ruhig weiter schlafen würde. Vorsichtig strich er über die durcheinander geratenen Haare, legte den Jüngeren dann wieder auf die Kissen, wo er zum Glück auch einfach weiter schlief.
 

Erst dann erhob Severus sich selbst, deckte Harry aber wieder fest zu und setzte auch das dumme Vieh zu ihm, bevor er ins Bad verschwand, um sich anzuziehen. Dieses Mal endlich wieder die Kleidung der Elfen, wenn auch Einfache. Auch für Harry hatte er etwas Ähnliches anfertigen lassen.
 

Danach rief Severus nach einer Hauselfe und befahl ihr, das Essen auf der Veranda anzurichten, die er in diesen Gemächern hatte, in seinen und jetzt auch in Harrys. Er hatte nicht vor, Gemächer zu wechseln, diese hier waren wirklich groß genug und er wollte seinen Gefährten bei sich behalten.
 

Als das alles geklärt war, trat er wieder zum Bett und setzte sich, mit einem ganz normalen Buch. Er strich sanft über Harrys Haare, während er etwas las, es war gerade mal sieben Uhr morgens und der Kleine konnte wirklich noch zwei Stunden schlafen nach dem Alptraum und er hatte schon viel zu lange kein gutes Buch mehr genießen können.
 

Erst um kurz vor Neun legte Severus sein Buch weg, auch, weil er sah, wie die Hauselfen begannen, sich um den Tisch zu kümmern. „Harry... aufwachen, es gibt gleich Frühstück.“
 

Nur langsam erwachte Harry, er erinnerte sich an seinen Alptraum, er hatte sie wieder sterben sehen, aber die Hand in seinen Haaren sagte ihm, dass zumindest eine Person nicht tot war. Langsam öffnete er die Augen, er sah, wie Severus ihn anlächelte. Wieder spukte dieses eine Wort in seinem Kopf herum. Gefährte.
 

„Guten Morgen, “ lächelte Severus. „Komm, ich habe dir ein paar passende Klamotten anfertigen lassen. Ich bringe dich ins Bad und du kannst dich fertig machen. Dieses Mal bleibe ich allerdings dabei.“ Er grinste, als er das doch leicht entsetzte Gesicht sah. „Ich drehe mich auch um, “ zog er Harry auf, küsste ihn dann auf die Stirn. „Ich will nur nicht, dass du wieder umknickst.“
 

Harry blickte den Anderen verwirrt an, das waren zu viele Informationen dafür, dass er gerade erst aufgewacht war, doch er vertraute Severus einfach. Kurz streichelte er seine Kleine, wobei ihm auffiel, dass es doch langsam Zeit für einen Namen wurde.
 

„Also komm, die Elfen haben sich mit dem Frühstück, fürchte ich, viel zu viel Mühe gegeben.“
 

Harry nickte und richtete sich langsam auf, er ließ sich helfen, aus dem Bett zu kommen, tapste dann im Halbschlaf zum Bad, er war sich erst mal gar nicht bewusst, dass der Andere ihm folgte, tapste einfach weiter und machte sich fertig, immer mal wieder spürte er allerdings, wie Severus zu ihm trat, immer dann, wann er begann, sein Gesicht zu verziehen. Jedes Mal verschwand der Schmerz und außerdem begann Severus dann, ihm die Haare zu kämmen.
 

Der Tränkemeister lächelte, als er Harry in den engen Hosen und der Tunika sah. Diese Dinge standen ihm. Ohne groß darüber nachzudenken, umarmte er Harry. „Du siehst gut aus, “ stellte er leise fest. „Und wenn du noch ein paar Kilo auf den Rippen hast, schadet das auch nicht. Komm, gehen wir zum Frühstück.“
 

Harry nickte und folgte dem Anderen, überrascht, dass sie nicht zum Tisch gingen, sondern das Severus eine Tür öffnete, die er nicht bemerkt hatte. „Wow!“
 

Severus lächelte nur und dirigierte Harry auf die große Terrasse, die schon fast ein kleiner Garten an sich war. Auf ihr wuchs sogar Gras. Hier hatten die Elfen den Tisch aus weißem Holz gedeckt, sehr, sehr reichlich nebenbei bemerkt. Er sollte doch noch mal mit den Elfen reden und klar stellen, was er mit einem normalen Frühstück meinte.
 

Dazu kam, dass man von der Terrasse aus einen Teil des Parks sehen konnte. Allerdings gab es magische Schilde, so, dass man selbst nicht gesehen werden konnte, ähnlich wie Spiegelgläser eben, denn Severus mochte es sicher nicht, wenn man ihn beobachtete. So schien die Terrasse meist leer, wenn Andere hoch sahen. „Es ist nett, “ gab er daher zurück, während er beobachtete, wie Harry sich umsah.
 

„Das... der Park da ist ja Wahnsinn!“; rief der Grünäugige begeistert. Er lehnte sich über die Brüstung, um mehr zu sehen. „Wo sind wir hier?!“
 

Na, die Frage kam früh, dachte Severus sich, stellte sich hinter den Anderen, so, dass der zwischen seinen Armen stand. „Naphthalla, “ erklärte er. „Die Elfenwelt. Wir haben uns früh von den Anderen getrennt, da wir keine Lust hatten, verfolgt und in Kriege herein gezogen zu werden. Wir greifen nur ein, wenn unser Leben gefährdet ist und nur Wenige von uns gehen regelmäßig in die andere Welt, um Handel zu treiben und um auf dem neuesten Stand zu bleiben.“
 

„Sind... wir dann nicht mehr auf der Erde?“, fragte Harry verwirrt.
 

„Natürlich sind wir da, “ gab Severus zurück. „Wir haben nur unsere Welt mit Zaubern versteckt und es gibt weltweit nur wenige Stellen, um sie zu betreten, dummerweise hat Voldemort einen der Zugänge entdeckt, das war es, was uns zum Handeln gezwungen hat, darum bin ich von hier weggegangen, für gute zwanzig Jahre, etwas länger sogar.“
 

„Das… verstehe ich nicht,“ murmelte Harry, der sich wieder mal richtig dumm vorkam.
 

Severus lächelte nur und legte einen Arm um dessen Taille. „Es ist auch kompliziert, “ gab der Tränkemeister zurück. „Wesentlich komplizierter, als die Schilde um Hogwarts oder die Winkelgasse, auf eine gewisse Weise ist es wirklich wie eine eigene Welt. Viele magische Wesen haben das im Laufe der Zeit getan, um sich zu schützen. Veela zum Beispiel gibt es mehr, als die Meisten denken, aber sie leben in abgeschiedenen Kolonien, so, wie Fae auch. Aloja leben sogar noch extremer, so, wie wir. Darum wundert es mich, wie du zu diesem Erbe gekommen bist, aber das finden wir auch noch raus. Und jetzt komm, sonst war die Mühe der Hauselfen umsonst.“
 

Harry blickte zu dem Anderen. Er verstand sehr wohl, dass sie sich versteckten, das war es ja, was er auch selbst getan hatte. Er nickte und ließ sich zu der Bank bringen, die aufgestellt worden war. Und der Tisch schien sich zu biegen unter all den Köstlichkeiten. Viele davon hatte Harry noch nie gesehen, vor allem die Früchte.
 

Der Ältere lächelte, als er den Blick sah: „Na los, probier dich durch.“ Er goss etwas in einen Becher, gab ihn an Harry weiter. „Heiße Schokolade. Das ist besser, als das Kabapulver.“
 

Der Jüngere lächelte dankbar und nippte daran. Hmmmm, war das lecker! Danach griff er, wenn auch etwas zögerlich, nach all den Sachen, die ihm neu waren, auch, wenn er nie viel nahm. Granatäpfel, Passionsfrucht, andere Dinge. Es war wirklich lecker. Als er schließlich satt war, hielt er nur noch seine Tasse fest und lehnte sich wieder an den Älteren. Es war schön hier draußen an der frischen Luft, denn die roch hier ganz anders, als er es gewohnt war. Vollkommen frei von Abgasen und anderen Dingen, als wäre die Zeit lange vor dem Mittelalter stehen geblieben.
 

„Es gefällt dir also draußen, “ lächelte Severus, während er weiter aß und Harrys Nacken etwas kraulte. Er aß meistens draußen, wenn das Wetter es zuließ. Dafür hatte er ja seine Terrasse.
 

„Es ist ganz anders hier! Nicht mal Hogwarts ist so toll!“
 

„Hogwarts, “ wiederholte Severus nur abfällig. „Was ist Hogwarts schon? Du hättest sehen sollen, wie es früher war, “ fügte er an. „Morgen können wir durch den Park, wenn du dich fit genug fühlst, heute kannst du ja mal die Zimmer erforschen, “ schlug Severus vor. „Oder eine Weile draußen bleiben.“ Er lächelte und deutete auf die Sitzschaukel, die an der Decke verankert war. Seine Schwester hatte darauf bestanden, er hatte sie nie benutzt, er sah keinen Sinn darin, sich in ein Stoffstück zu setzen und dann hin und her zu schaukeln.
 

Harry sah kurz auf und lächelte etwas, er beobachtete, wie seine Kleine gerade auch auf die Terrasse stolperte. „Wie soll ich sie nennen?“, fragte Harry dann, als sie zu ihm kam und auf seinen Schoß sprang, sich vom Tisch aber auch ein Stück Speck erbeutete.
 

„Nervtöter?“, fragte Severus ohne zu zögern. „Pest?“ Er ließ sich seine Verwunderung über die Erkenntnis, dass das Tier gar keinen Namen hatte, erst einmal nicht anmerken. Es zeigte ihm nur zu deutlich, dass Harry sein Leben aufgegeben hatte. Und ja, er hatte doch irgendwo ein schlechtes Gewissen, nicht gleich nach Harry gesehen zu haben.
 

Harry kicherte. „Sei doch nicht so gemein zu ihr! Sie ist doch noch ein Baby!“, rügte er den Anderen, hob die Kleine hoch und streichelte sie. „Wie wäre es mit Blacky? Oder... Aurora wegen ihrer Augen? Oder vielleicht doch Sitara?“
 

„Sitara ist gut, “ lächelte Severus. „Und es ist ein Name, den nicht Jeder hat.“
 

„Dann heißt du jetzt Sitara!“, bestimmte Harry und lachte, als die Kleine seine Wange ableckte, setzte sie dann wieder nach unten und ließ sie schnüffeln. Was sie auch sofort ausgiebigst tat.
 

Severus beobachtete, wie Harry mit der kleinen Pantherdame umging. Der Junge musste die Kleine wirklich lieben, aber er hatte schon immer alle Tiere gern gehabt. Er lächelte einfach nur und kraulte den Jüngeren.
 

„Hast... du denn nichts zu tun?“, fragte der Jüngere nach einer ganzen Weile verwirrt. „Ich... will dich nicht aufhalten...“
 

„Tust du nicht,“ gab Severus zurück. „Meine Schwester kümmert sich um alles Wichtige, “ fügte er an. Er sagte nicht, dass er wieder arbeiten würde, wenn Harry schlief. „Außerdem hab ich mir nach fünfundzwanzig Jahren purem Stress auch etwas Ruhe verdient...“
 

„Ich... du bist anders,“ stellte Harry leise fest. „In der Schule...“
 

„Musste ich zwei Trottel in die Irre führen, “ gab er nur zurück. „Ich konnte mich schlecht so geben, wie ich wirklich bin. Ich konnte mir weder Schwächen noch Gefühle erlauben. Aber ich habe sie trotzdem gezeigt, glaub mir, außer Draco und dir war niemand je in meinen Quartieren, nicht mal der Direktor, ich habe ihn immer in meinem Büro empfangen.“ Er strich leicht über Harrys Handfläche. „Ich mag kein Romantiker sein, aber ich bin nicht so gefühllos, wie alle immer denken wollten. Ich war hart, aber ich hatte meine Gründe, viele der Trankzutaten sind hochgefährlich. Durch den Druck wollte ich verhindern, dass ihr Fehler macht, zumindest so gravierende, dass Schlimmeres passiert.“
 

Harry sah den Anderen an und lächelte etwas: „Ich... mag dich so lieber, “ gab er leise zurück.

„Gut für dich, “ gab der Tränkemeister amüsiert zurück. Er strich etwas über Harrys Handfläche und genoss die noch milde Morgensonne, sah dann zu seinem Gefährten, der seinen kleinen Panther beobachtete. Es herrschte Stille, aber es war keine Unangenehme. Severus war vor allem überrascht darüber, das Harry so ruhig blieb, aber er wusste auch, dass das eigentlich typisch für Aloja war. Der Gefährte konnte sie vollkommen beruhigen. Gerade, wenn sie noch so jung waren.
 

„Kann... Draco mal zu Besuch kommen?“, fragte Harry auf ein Mal. „Und Mine und Ron und die Zwillinge...“
 

„Sicher, warum nicht. Hier sollte genug Platz sein, dass ich den Weasleys nicht notgedrungen begegnen muss, “ meiner Severus, aber er grinste dabei. Ja, die rothaarige Familie war nervig, aber er hatte wahrlich schon Schlimmeres erlebt und er würde auch fast alles tun, um seinen Gefährten glücklich zu machen. Der hatte so schon genug mitgemacht.
 

Apropos mitgemacht. Er sah in Harrys Gesicht, er wusste, sie sollten noch über dessen Kindheit reden, über das, was Thea festgestellt hatte, aber gerade jetzt brachte er es einfach nicht über sich. Nicht, wo Harry gerade so glücklich aussah. Er wollte dem Jüngeren noch etwas Zeit geben, zumindest bis die Umwandlung ganz um sein würde.
 

Harry lächelte begeistert. „Ich muss Dray bescheid sagen, wo ich bin, damit er sich keine Sorgen macht...“ Automatisch strich er sich über die Schwurnarbe.
 

„Dann bist du zu spät dran, Draco hat sich schon Sorgen gemacht, ich hab ihm schon eine Nachricht geschickt.“
 

„Oh...“
 

Der Ältere lachte nur leise. „Du bist immerhin schon vier Tage hier und Draco hat schon an deinem Geburtstag Alarm geschlagen, “ erklärte er, während er mit zusammengekniffenen Augen beobachtete, wie der schwarze Alptraum sich in der Sitzschaukel breit machte, gähnte und in Ruhe einschlief. Freches Vieh!
 

„Er wollte doch erst... später kommen...“
 

„Das nennt sich Überraschung, “ gab Severus nur trocken zurück. Er sah nicht mal auf, als das Essen zu verschwinden begann und stattdessen einige kristallene und silberne Karaffen, feines Porzellan, Kelche und eine Schüssel mit Gebäck auftauchte. Er sah nur auf den Jungen, dessen Kopf irgendwie im Verlauf des Gesprächs auf seinem Schoß gelandet war.
 

„Ich... mag keine Überraschungen... sie bringen selten was Gutes.“ Harry hatte alle Mühe, ein Schaudern zu unterdrücken, als er an die letzten ‚Überraschungen’ dachte, die seine geliebte Verwandtschaft ihm hatte angedeihen lassen.
 

Severus runzelte die Stirn, legte seine Hand auf Harrys Brust, der wieder etwas zuckte, dann aber ganz ruhig wurde, sich entspannte. Seltsame Reaktion, beschloss er. „Nicht alle müssen schlecht sein;“ gab er nur zurück, sah dem Jüngeren in die tiefgrünen Augen, die nun nicht mehr von einem Gestell bedeckt waren. „Oder... war es so schlimm, rauszufinden, dass ich nicht tot bin?“
 

„Sag... sag so was nicht! Ich... ich war so froh, als ich dich gesehen hab!“, sofort hatte Harry sich aufgerichtet, seine Arme um den Hals des Älteren geschlungen.
 

Der Tränkemeister lächelte etwas, umarmte Harry ebenfalls fest. „Siehst du?“, fragte er leise. „Nicht alle Überraschungen sind von Grund auf schlecht.“ Er trennte sich etwas von dem Jüngeren, sah ihn eine Weile lang an, bevor er sich vor beugte und Harry einfach küsste, auf die Lippen, sanft, zärtlich. Er lächelte, als er den Anderen dann ansah. „Keine Sorge, hier ist es anders, als in England...“
 

Im ersten Augenblick war Harry von dem Kuss vollkommen überrascht und kurz versteifte er sich, bevor er vollkommen gegen den Anderen schmolz. Diese Berührung war nur so kurz und doch so sanft, sie machte ihm keine Angst, sie war nicht brutal. Im Gegenteil, er war enttäuscht, als die Berührung endete.
 

Severus lächelte etwas, als er das erkannte und strich eines der nun wesentlich längeren Haare zurück, die nun aber auch wirkten, als könne man sie auch zähmen. „Ich achte darauf, dass es so wenig unschöne Überraschungen wie möglich gibt, “ versprach er leise. „Und selbst wenn, bist du sicher nicht alleine.“ Er drückte den Jüngeren sanft an sich.
 

Allein die Vorstellung, jemanden haben zu können, war für Harry etwas vollkommen Neues, er kannte so etwas nicht. Und er wusste, wenn er sich auf jemanden verlassen konnte, dann auf den Tränkemeister. Das hatte er immer wieder bewiesen. Denn auch, wenn es sogar in seinen eigenen Ohren lächerlich klang, er konnte sich nicht mehr vorstellen, ohne den Anderen irgendwo zu sein. Und dabei war er sich der Anwesenheit des Älteren gerade mal zwei Tage wirklich bewusst. Andererseits wusste er nur zu gut, wie er gelitten hatte, als er dachte, dass der Tränkemeister tot war.
 

Severus beobachtete wie der Jüngere sich an ihn kuschelte, er schien verwirrt, aber ihn aber nicht wirklich wunderte. Er merkte auch, wie Harry dösiger wurde. Nach dem Mittagessen würde er wohl wieder etwas schlafen, dann konnte er die Akten durchgehen. „Willst du nicht etwas nach Drinnen, um dein neues Reich zu erforschen?“, fragte Severus sanft.
 

Harry blickte auf und nickte dann. Er war gern draußen, aber er wollte auch sehen, wie es sonst aussah und was sich alles hinter den Türen verbarg.
 

„Dann komm, “ lächelte Severus und stand auf, so, dass auch der Andere hoch kam. Er griff nach der dünnen Hand des Jüngeren, brachte ihn wieder in das Schlafzimmer, das eine Hauselfe schon aufgeräumt hatte.
 

„Meine... meine Sachen!“, rief Harry auf ein Mal. „Meine Klamotten...!“
 

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte Severus nur. „Denkst du, ich lasse dich in diesen Lumpen rumrennen? Du bist so dürr, du würdest durch den Halsausschnitt der meisten Oberteile durchrutschen!“ Er strich über Harrys Handrücken. „Ich habe mehrere Sachen für dich anfertigen lassen und wenn du auf einem normalen Gewicht bist, kann ich eine Garderobe in Auftrag geben.“
 

„Aber...!“
 

Der Ältere lächelte und hob Harrys Kinn. „Glaub mir, ich kann es mir leisten, “ meinte er nur. „Wenn du dir wieder mal um solche Lächerlichkeiten Gedanken machst.“ Er küsste Harry sanft, deutete dann auf eine der Türen, die Harry noch gar nicht gesehen hatte, sie war direkt neben dem Bett, versteckt mit einer darüber drapierten Stoffbahn. Dahinter war ein vollkommen leerer Raum mit Holzfußboden, Schränken und einem wirklich großen Spiegel, eingefasst in einen wunderschönen, silbernen Rahmen.
 

„Das Ankleidezimmer, “ erklärte Severus und deutete auf die linke Seite. „Da werden deine Sachen untergebracht. Bisher sind nur im ersten Schrank ein paar Kleinigkeiten, aber das werden wir schon noch korrigieren...“
 

Überrascht starrte Harry den Anderen an doch der warnende Blick des Älteren hielt ihn davon ab, zu versuchen, abzulehnen. Er wusste, es würde sinnlos sein. Also schloss er den Mund wieder. „Danke, “ lächelte er schüchtern.
 

Der Ältere küsste Harry auf die Wange. „Dafür nicht, “ gab er leise zurück.
 

Sie verließen das Zimmer wieder und Severus trat in eine weitere, versteckte Tür, die sie nun in sein Arbeitszimmer führte, in das er aber bereits einen weiteren Tisch hatte bringen lassen. „Hier sind viele Bücher, “ erklärte er und deutete auf einige Regale. „Und nein, nicht nur Tränkebücher, “ grinste er. „Aber auch nichts so Interessantes für dich, fürchte ich. Viele Gesetzestexte, Geschichtsbücher – oh, und deine Schulbücher.“
 

„Schulbücher?“, fragte Harry nun. „Ich will nicht..:!“
 

„Niemand sagt etwas von Hogwarts, “ gab der Tränkemeister zurück. „Aber du kannst nicht einfach so abbrechen. Keine Sorge, ich bringe dir das Wichtigste bei, vor allem die Kontrolle über deine neuen Kräfte, bei Bedarf wird sich sicher auch ein Tutor finden.“
 

„Aber... ich hab nicht mal mehr einen Zauberstab, er... ist explodiert...“ Harry wusste nicht, was er davon halten sollte, wirklich nicht. Er war geflüchtet, um sich vor diesen Dingen zu drücken und nun... musste er doch wieder lernen.
 

Der Ältere lachte nur leise. „Erst mal wirst du den kaum noch brauchen und dann hab ich hier Spezialisten, die dir einen anfertigen können, mach dir keine Sorgen. Außerdem habe ich auch nicht gesagt, dass du gleich wieder lernen musst. Erst mal brauchst du Zeit, um dich an all das Neue zu gewöhnen, “ erklärte er, er hatte die Gefühle, die über Harrys Gesicht gerutscht waren, schnell erkannt. „Du hast erst mal genug zu verarbeiten...“
 

Erleichtert atmete Harry auf, er hätte es nicht gepackt, sofort wieder in eine Art Schulalltag aufzunehmen. „Was... ist hinter der Tür da?“
 

Severus blickte in die Richtung, in die Harry zeigte. Es war eine Tür zwischen zwei Regalen. „Oh, das ist mein persönlicher Zugang zur Bücherei. Zu der Großen.“
 

„Noch mehr Bücher?“, fragte Harry überrascht.
 

„Viel mehr, “ gab der Tränkemeister amüsiert zurück. „Viel, viel mehr. Es ist ein Stockwerk voller Schriftstücke, etwa achtmal so groß, wie Hogwarts mit unzähligen Werken mehr, wir haben auch noch viele, die die Meisten schon lange verloren haben. Sowie das Wissen darin, wozu auch der Wolfsbann gehört...“
 

„Können... können wir mal hoch?“, fragte Harry hoffnungsvoll. Er mochte nicht Hermine sein, aber auch er las gern, nur hatte er ja nie Bücher bekommen und in Hogwarts hatte man ihn nicht in der Bibliothek erwartet! Er hatte Quiddich zu spielen und Unsinn zu machen, nur durchschnittliche Leistungen zu erbringen. Er hatte sich einfach angepasst.
 

Severus hob überrascht die Augenbraue, nickte aber dann. „Sicher, “ gab er zurück. „Es steht dir frei, überall hin zu gehen.“ Er lächelte und öffnete die Tür, die zu einer Treppe führte. „Einfach hoch laufen, “ erklärte er. Er war wirklich positiv überrascht. Nun, vielleicht konnten sie ja nachher noch vorsichtig mit einigen Gesprächen beginnen.
 

Aufgeregt lief Harry nach oben und schob eine weitere Tür zur Seite. Ja, er war in Hermines Paradies angekommen. Reihe um Reihe voller Regale mit unzähligen Büchern und Pergamentrollen. „Wow!“ Und hier sollte er sich überall, ohne Einschränkung, bewegen können? Es war ein Traum! Ohne groß darüber nachzudenken und vergessend, dass er ja gar nicht allein war, begann er, durch die Reihen zu laufen, er fand in einer Reihe ganz unten sogar etwas Besonderes. Einen uralten Band voller Märchen und Legenden, den er vorsichtig hervorzog.
 

Severus beobachtete das, überrascht, dass Harry sich im Grunde für ein Kinderbuch entschied, vollständig, sogar mit bewegten Bildern. „Märchen?“, fragte er. „Bist du nicht zu alt dafür?“
 

„Ich... ich kenne keine, “ flüsterte Harry. „Mir... hat man sie nie vorgelesen...“
 

Jetzt war eine so gute Zeit, wie jede Andere. Die Bücherei war leer. Severus setzte sich zu Harry, zog ihn an sich. „Willst du damit sagen, deine Verwandten haben dir nie Märchen erzählt?“
 

Der Jüngere sackte regelrecht in sich zusammen, nickte aber dann.
 

„Warum nicht?“, fragte der Tränkemeister leise. Er legte seine Hand um Harrys Taille, zog ihn an sich und schloss den Buchdeckel. „Jedem Kind werden die alten Märchen erzählt...“
 

„Ich...“, Harry stockte etwas. Er wollte nicht darüber reden, aber er spürte, dass der Ältere nicht nachgeben würde. „Sie... haben mich nie als... Kind gesehen, nur... als überflüssigen Ballast, der... zu Nichts gut ist... schon gar nicht dazu, dass man... ihm etwas vorliest oder sich mit ihm beschäftigt... Ich... war nur der elternlose, anormale Freak, der... Dudley den Platz... weggenommen hat..:“
 

Sanft strich Severus dem Jüngeren über die Arme, es war klar, dass der nicht gern darüber reden wollte, doch Harry musste sich damit auseinander setzen, sonst würde er sein Leben lang damit kämpfen. Dafür war Severus da, er konnte mit Harry kämpfen, dass er endlich verarbeiten konnte, was er durchgemacht hatte, denn Harrys Zustand hatte gezeigt, dass er mehr verbarg, als er in ihren Stunden Legethimetik und Okklumetik je erfahren hatte. „Ich hoffe, du weißt, dass das nicht stimmt, “ sprach Severus sanft.
 

Harry zuckte mit den Schultern: „Ich weiß, dass... sie sich falsch verhalten haben, “ gab er zurück. „Aber....“
 

„Aber was?“, bohrte Severus weiter. Er strich über dessen Seiten um ihm zu zeigen, dass er da war und auch nicht vorhatte, Harry loszulassen.
 

„Bitte...“
 

Sanft küsste Severus den Jüngeren in den Nacken. „Was?“, bohrte er weiter. „Du kannst es nicht ewig in dich rein fressen...“
 

Harry wandte sich etwas um, sah den Anderen mit großen, feuchten Augen an. „Manchmal... hab ich... gedacht, dass... dass... dass sie doch nicht alle Unrecht haben können... und Dumbledore hat... gesagt, dass... ich nicht… zu erwarten brauche, einen Irren zu...besiegen, wenn ich nicht mal... mit so was fertig...“
 

„Dumbledore wusste davon?“, fragte Severus entsetzt.
 

Harry nickte dumpf.
 

Kurz glitt regelrechter Hass über das Gesicht des Tränkemeisters, doch er ließ es Harry nicht merken, er drückte den Jüngeren fest an sich. „Wann haben sie begonnen, dich zu schlagen?“

„Was....?! Das hab ich nie..!“
 

„Harry, ich weiß, welche Verletzungen du während deiner Schulzeit hattest und du hattest nicht so viele Brüche, wie meine Heilerin bei dir festgestellt hat. Ich habe mich an das erinnert, was ich bei unseren Legethimetikstunden gesehen habe, die Schlussfolgerung war nicht schwer.“ Severus tat sich wirklich schwer, ruhig zu bleiben. „Wann haben sie angefangen, dich zu verletzen?“
 

„Ich... weiß nicht, ich... kann mich nicht erinnern, dass sie es mal nicht getan haben, “ gab Harry zu, wobei man nun merkte, dass er offensichtlich zu weinen begonnen hatte.
 

Sanft strich Severus über Harrys Haare, vor allem entsetzt, dass Thea in allen Einzelheiten Recht gehabt hatte. Er drückte den Kopf des Jüngeren sanft an seine Brust, wischte dessen Tränen ab. Er küsste den Jüngeren sanft auf die Stirn. „Dumbledore ist nicht der Krieger für das Licht, für das ihn alle halten, glaub mir, das habe ich am eigenen Leib erfahren. Und ganz sicher hat er nicht immer Recht, im Grunde hat er fast nie Recht, wenn man es sich so überlegt. Er hat immer nur von Anderen profitiert. Wusstest du zum Beispiel, dass er Grindelwald früher unterstützt und sich erst später gegen ihn gewandt hat, um den Ruhm einzustreichen?“
 

Er strich weiter durch Harrys Haare, ließ ihn einfach weinen. Er wusste, für heute sollte er nicht weiter bohren. Sonst würde es zu viel werden. Er wollte auf keinen Fall, dass Harry begann, sich bei ihm nicht wohl zu fühlen.
 

Er wartete, bis sein Gefährte begann, wieder etwas ruhiger zu werden, bevor er ihn und das schwere Buch aufnahm, zurück in sein Schlafzimmer ging. Dort setzte er sich auf das Bett und schlug das Buch auf. Ohne etwas zu sagen, suchte er eines der alten, schönen Märchen und begann, es vorzulesen. Es war höchste Zeit, das mal zu tun. Er lächelte, als er sah, wie Harry sich wieder entspannte und beruhigte und schließlich auch einschlief.
 

Severus ließ ihn, er weckte ihn nicht, das Mittagessen war nicht so wichtig, immerhin bekam der Jüngere den Nährtrank. Da tat es dann auch das Abendessen. Er beobachtete den schlafenden Teenager eine ganze Weile, bevor er nach seiner ersten Akte griff, ohne Harry loszulassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von:  Bessere_Haelfte
2009-02-27T22:34:57+00:00 27.02.2009 23:34
das ist sowas vonb süüüüß!
sev kümmert sich so gut und liebevoll um harry! *freu*
die swester von sev ist lustig, ich mag sie!

und der name der kleinen pantherdame gefällt mir auch sehr gut!
ui und ies beiden haben sich geküsst! *sweet*

schade dass harry so in der vergangentheit leiden musste, scheiß dumbi und "familie"...
Von:  Lilly-san
2009-02-25T18:15:41+00:00 25.02.2009 19:15
Ein erneut klasse Kapitel^^
Ist wieder toll geschrieben.
Freu mich schon, wenn es weiter geht^^

Von:  katsuja
2009-02-25T11:36:54+00:00 25.02.2009 12:36
mal ein Kapitel zum entspannen

Auch wenn noch viele Fragen zu klären sind zwischen den Beiden und man annehmen kann das die Familie Dursley das Ende der Fanfiktion nicht mehr erleben wird .

Bis demnächst Katsuja
Von:  HisoChan
2009-02-25T09:57:06+00:00 25.02.2009 10:57
Wieder mal ne klasse FF die ich erst jetzt entdeckt habe ^^
ich finds klasse was für ideen du hast und wie du sie umsetzt. wirklich gut geschrieben^^
freu mich schon auf das nächste Kapi^^
lg

HisoChan
Von:  ai-lila
2009-02-24T22:49:11+00:00 24.02.2009 23:49
Hi~~

Das war ein richtig schönes ruhiges Kapi.
Es war gefühlvoll und ließ nichts zu wünschen übrig. *schmacht*
Ja, ich gestehe... ich liebe es wenn die Beiden mal Zeit für sich selbst haben.
Sie wissen ja noch so wenig von einander.

Das war ein klasse Kapi.
Freue mich schon auf das Nächste.
lg deine ai
Von:  dragoni
2009-02-24T21:21:18+00:00 24.02.2009 22:21
klasse kapitel^^
die beiden sind ja zum knuddeln.
freu mich auf das nächste kap.
lg
dragoni
Von:  sky74
2009-02-24T20:21:47+00:00 24.02.2009 21:21
Hallo Da-chan,

und schon wieder (ich kann eben nichts anderes sagen, auch wenn ich mich wiederhole), ein Kapitel, das mir sehr gefällt.

Die sanfte Seite, die Sev gegenüber Harry an den Tag legt, das Beschützende, das ist so sweet.

Und wie Sev mit unserer kleinen Panther-Dame umgeht... *lach* Das ist echt witzig geschrieben. *g*

Besonders haben mir auch die Szenen auf dem "Balkon" und in der Bibliothek gefallen. *verzückt seufzt*

Dann mal hopp hopp. Schreib schnell weiter, denn dies ist eine ungeduldige Leserin, die dringend mehr von dem Lesestoff braucht. *grins*

Bye
sky
Von:  miaga
2009-02-24T19:02:23+00:00 24.02.2009 20:02
klasse kapi.
Von:  xuxu713
2009-02-24T18:54:50+00:00 24.02.2009 19:54
Die sanften Berührungen und Annäherungen gefallen mir sehr. Es wirkt alles sehr harmonisch, auch wie Severus Harry zum sprechen gebracht hat. Die Namensfindung für den Panther seitens Severus fand ich auch sehr lustig. Aber was mich wirklich bewegt hat ist das vorlesen der Märchen. Das wr einen super Idee von dir. Klasse.
Von:  sann
2009-02-24T15:34:14+00:00 24.02.2009 16:34
tolles kapi
hat mir sehr gefallen
schreib schnell weiter



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