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Bad Boy

Duke x Ryou
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, ich lebe noch - mehr schlecht als recht, aber immerhin. Und weil ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr hochgeladen habe, meinen Urlaub aber nicht komplett ohne was Neues zu lesen für euch beenden will, gibt's hier mal wieder was von Ryou und seinem Plan. Ich hoffe, ihr werdet es mögen.

Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß beim Schreiben - auch wenn ich lange mit mir gekämpft habe, wie genau die Begegnung zwischen Ryou und Malik nun ablaufen soll. Aber so, wie es sich letztendlich entwickelt hat, bin ich zufrieden.
:)
Ich hoffe, euch gefällt's auch.

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Phase Drei, Teil Eins

Der Samstag begann für Ryou nach einem ausgiebigen und sehr ausgedehnten Frühstück in Gesellschaft seines Bruders und dessen Freundes – Joey, stellte er bei dieser Gelegenheit wieder einmal fest, wohnte mittlerweile schon mehr bei ihnen als in seiner eigenen winzigen Zweizimmerwohnung – mit einem halben Herzinfarkt, als sein Handy ihm, kaum dass er wieder in seinem Zimmer angekommen war, lautstark den Eingang einer SMS verkündete.
 

Mit zitternden Fingern öffnete er die Nachricht, deren Erhalt er seit Mittwoch gleichermaßen gefürchtet wie herbeigesehnt hatte. Immerhin brachte das Treffen mit Malik ihn einerseits der Vollendung seines Plans ein ganzes Stück näher, aber andererseits war Ryou sich nicht sicher, ob er nicht mittlerweile doch etwas Angst vor seiner eigenen Courage haben sollte. Und was in aller Welt sollte er tun, wenn der Ägypter merkte, dass er längst nicht so souverän und erfahren war, wie er zu sein vorgegeben hatte – und wenn er das dann auch noch an Duke weitertratschte? Dann ist endgültig alles aus!
 

Mit einem entschlossenen Kopfschütteln vertrieb Ryou diese Gedanken, las sich die SMS durch und tippte, nachdem er erst noch einmal tief durchgeatmet hatte, schnell eine Antwort an Malik. Dann legte er sein Handy beiseite, ging zu seinem Kleiderschrank hinüber und wühlte so lange darin herum, bis er etwas gefunden hatte, das – zumindest in seinen Augen – dem heutigen Anlass angemessen war. Während er die weiße Hose und das ebenfalls weiße Shirt auf sein Bett warf und sich daran machte, sich umzuziehen, erinnerte er sich mit glühenden Wangen an den Tipp, den Joey ihm am vergangenen Abend noch gegeben hatte, als Bakura gerade nicht in der Nähe gewesen war.
 

"Am besten wär's mit Sicherheit, wenn du's dir heute Nacht noch mal ordentlich selbst machst. Dann hast du im Fall der Fälle morgen nicht solche Probleme mit dem Laufen und so, wenn du abends wieder nach Hause kommst", hatte der Blondschopf ihm geraten und obwohl es Ryou mehr als peinlich gewesen war, hatte er diesen Rat schließlich nach einer circa halbstündigen stummen Debatte mit sich selbst doch noch befolgt. Dafür hatte er das kleine, vibrierende Spielzeug zu Hilfe genommen, das Joey ihm zu seinem letzten Geburtstag heimlich und von Bakura unbemerkt geschenkt hatte.
 

Nur gut, dass die beiden immer so laut sind nachts. Sonst hätten sie mich bestimmt gehört. Bei der Erinnerung an die letzte Nacht begannen Ryous Wangen gleich noch mehr zu glühen. Anfangs war es ein komisches Gefühl gewesen – bis zur vergangenen Nacht hatte er den Vibrator noch nie benutzt –, aber Ryou konnte nicht leugnen, dass es sich schlussendlich wirklich gut angefühlt hatte. Genau genommen war es sogar so gut gewesen, dass er es nicht bei einem Mal hatte belassen können und wollen. Aus diesem Grund war es ihm nur recht gewesen, dass Bakura und Joey an diesem Morgen länger geschlafen hatten und er so bei der Vorbereitung des Frühstücks ganz alleine gewesen war. Bis sein Bruder und dessen Freund aufgestanden waren, hatte er sich wieder so weit im Griff gehabt, dass ihm sein Abenteuer der vergangenen Nacht nicht mehr anzusehen gewesen war.
 

Wenn Kura von Joeys Geschenk wüsste, würde er erst Joey und dann mir den Hals umdrehen. Ryou seufzte unhörbar und schloss den Reißverschluss seiner neuen Hose – eines der Stücke, die Yami für ihn ausgesucht hatte – deutlich energischer, als es nötig gewesen wäre. Manchmal war der Beschützerinstinkt seines großen Bruders ja ganz praktisch – vor allem dann, wenn man schmierige Grabscher aus den eigenen Vorlesungen loswerden wollte, die ein simples "Nein" als Antwort entweder nicht akzeptieren konnten oder wollten –, aber hin und wieder überstieg er das gesunde Maß einfach um Längen. Immerhin nannte Bakura selbst eine nicht gerade kleine Sammlung an Sexspielzeugen sein Eigen, aber wenn es darum ging, dass sein kleiner Bruder auch nur im Besitz eines einzigen Vibrators war, dann sah er rot.
 

Was für ein Idiot! Schnaubend zerrte Ryou sich das weiße Shirt über den Kopf, trat vor den Spiegel und brachte dort seine etwas durcheinandergeratene Frisur wieder in Ordnung, ehe er sich und sein Outfit einer abschließenden Musterung unterzog. Dabei sollte er doch eigentlich wissen, dass ich schon mal Sex gehabt habe. Immerhin, erinnerte Ryou sich, war genau das doch einer der Gründe dafür gewesen, dass sein Bruder Duke nach ihrer Trennung vor knapp anderthalb Jahren besucht und ihn niedergeschlagen hatte.
 

Ist ja auch egal. Mit einer unwirschen Handbewegung vertrieb Ryou auch diese Gedanken und warf seinem Spiegelbild probeweise ein möglichst verführerisches Lächeln zu. Dieses fiel allerdings nicht wirklich zu seiner Zufriedenheit aus, deshalb schloss er seine Augen, atmete tief durch und beschwor vor seinem inneren Auge das Bild Dukes herauf. Als er seine Augen wieder öffnete, lag auf seinen Lippen auch prompt ein Lächeln, das allerdings eher total verträumt als auch nur ansatzweise verrucht aussah.
 

Immerhin besser als gar nichts, beschloss Ryou, zwinkerte seinem Spiegelbild noch einmal kurz zu und schnappte sich dann noch schnell seinen Schlüssel, sein Portemonnaie und sein Handy. Diese Dinge in seinen Hosentaschen verstauend öffnete er verstohlen seine Zimmertür und linste vorsichtig nach rechts und links. Um keinen Preis der Welt wollte er ausgerechnet jetzt seinem großen Bruder in die Arme laufen und sich von diesem über den Grund seiner Aufmachung ausfragen lassen.
 

Da die Luft ganz offenbar rein war, wie ihm auch ein von innen an der Wohnungstür klebender Zettel versicherte, der ihm mitteilte, dass Joey seinen Bruder mit zu sich genommen hatte, weil er angeblich Bakuras Hilfe bei einem schwerwiegenden Problem benötigte, schlüpfte Ryou im Flur schnell in seine Schuhe, bevor er die Wohnung verließ und die Tür hinter sich zuzog. Dabei schmunzelte er unwillkürlich, denn er hatte eine ausgesprochen genaue Vorstellung davon, wie das ›Problem‹ wohl aussah, das Joey seinen eigenen Worten zufolge hatte. Mit ganz viel Glück bedeutete dieses ›Problem‹ allerdings so etwas Ähnliches wie sturmfreie Bude, weshalb er selbst sich – hoffentlich jedenfalls – keine Sorgen machen musste, falls er, wenn er heimkam, wirklich gewisse Probleme beim Laufen haben sollte.
 

Um nicht noch weiter über das Sexualleben seines Bruders und dessen Freundes nachdenken zu müssen, zog Ryou auf dem Weg zur Bushaltestelle sein Handy aus seiner Hosentasche und sah sich noch einmal die Adresse an, die Malik ihm geschickt hatte. Offenbar, stellte er dabei fest, wohnte der Platinblonde mit dem sehr ungewöhnlich klingenden Nachnamen nicht allzu weit von ihm entfernt in einer Gegend, in der er sich – bedingt durch die Nähe dieser Gegend zu seiner Universität – zumindest grob auskannte. Die angegebene Adresse zu finden würde also höchstwahrscheinlich nicht mit allzu großen Schwierigkeiten verbunden sein.
 

Leise vor sich hin summend – hauptsächlich, um sich selbst von seiner Nervosität abzulenken – warf Ryou einen Blick auf den Fahrplan des Busses und stellte zufrieden fest, dass es eine Haltestelle gab, die, dem Namen nach zu urteilen, ganz in der Nähe der Adresse liegen musste, die er von Malik hatte. Gleichermaßen enthusiastisch wie aufgeregt stieg er in den nur fünf Minuten später eintreffenden Bus, erkämpfte sich einen Sitzplatz am Fenster und musterte sein Spiegelbild in der Scheibe. Braune Augen erwiderten seinen Blick etwas verunsichert und Ryou verbiss sich mühsam ein Seufzen. Noch keine zwei Haltestellen von zu Hause entfernt und schon hatte er Muffensausen. Na wunderbar. Am liebsten hätte er das Treffen unter irgendeinem Vorwand abgesagt, doch das verbot sich von selbst. Wie würde er denn auch vor Malik und, schlimmer noch, erst vor Duke dastehen, wenn er jetzt kniff?
 

Denk daran, wofür du das alles überhaupt tust! Mit diesem Gedanken wie ein Mantra im Hinterkopf stieg Ryou schließlich aus dem Bus, orientierte sich kurz und schlug dann den Weg ein, den er für den richtigen hielt. Zu seiner Erleichterung stellte er bald darauf, als vor ihm ein fremdländisch aussehendes Restaurant auftauchte, fest, dass er sich ganz offenbar nicht geirrt hatte. Hatte Malik ihm nicht bei ihrem Telefonat erzählt, dass seine Familie ein eigenes Restaurant besaß?
 

Dann muss ich ganz in der Nähe sein, mutmaßte Ryou, verglich die Hausnummern und überquerte schließlich die Straße, nachdem er bemerkt hatte, dass er sich im Augenblick auf der falschen Seite befand. Das Haus mit der Adresse, die Malik ihm geschickt hatte, befand sich genau gegenüber des Restaurants. So ein kurzer Weg zur Arbeit war sicher nicht unpraktisch. Immerhin war es doch mehr als nervig, morgens noch eine halbe Ewigkeit mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren zu müssen. Da hatte Malik es eindeutig besser getroffen als er.
 

Vor der Haustür packte ihn die Nervosität mit aller Macht, so dass seine Hand leicht zitterte, als er sie nach der mit dem Namen ›Ishtar‹ beschrifteten Klingel ausstreckte. Ehe er seiner plötzlichen Angst jedoch nachgeben und die Flucht antreten konnte, hörte er hinter sich hastige Schritte und gleich darauf eine Stimme, die ihm noch vom vergangenen Freitagabend aus dem Club im Gedächtnis geblieben war. "Du bist früh dran", stellte Malik etwas außer Atem fest und schenkte dem ihn erschrocken anblickenden Ryou ein strahlendes Lächeln.
 

"Ich hoffe, du wartest noch nicht allzu lange. Ich wollte ja eigentlich schon fertig sein, wenn du kommst, aber im Restaurant war heute die Hölle los", fuhr er fort und Ryou gab sich innerlich einen Ruck, um sich wieder zu fassen. Er hatte gewusst, dass er für das Gelingen des Plans Opfer würde bringen müssen. Und Malik war ja nun wirklich alles andere als hässlich, also konnte man von einem richtigen Opfer wohl kaum sprechen – auch wenn sich allein der Gedanke daran, heute möglicherweise mit ihm Sex zu haben, beinahe wie ein Betrug anfühlte.
 

Na, damit wären Duke und ich ja dann quitt. Und außerdem, erinnerte Ryou sich selbst energisch, musste man erst mal überhaupt eine Beziehung haben, um seinen Partner hintergehen zu können. Da Duke und er allerdings schon seit anderthalb Jahren nicht mehr zusammen waren, konnte er den Schwarzhaarigen ja wohl kaum betrügen. Trotzdem war das Lächeln, mit dem er Malik bedachte, eher aufgesetzt als wirklich erfreut. Das schien Malik, der gerade die Tür aufschloss und sie für seinen Besucher aufhielt, jedoch nicht zu bemerken.
 

"Ich bin selbst auch gerade erst gekommen", entgegnete Ryou mit etwas Verspätung auf dessen Worte und auf Maliks Lippen erschien ein sehr zweideutiges Grinsen. "Na, dann hoffe dich doch mal, dass du dich noch nicht vollkommen verausgabt hast. Das wär doch echt zu schade", witzelte er und Ryou musste beinahe gegen seinen Willen auch ein wenig schmunzeln. "Verausgabt hab ich mich letzte Nacht", erwiderte er, beschließend, sich nicht länger verrückt zu machen. Er würde den heutigen Tag einfach so nehmen, wie er kam, und sich keine unnötigen Gedanken mehr machen. Die halfen ihm schließlich auch nicht weiter.
 

"Aber keine Sorge, heute bin ich fit und ausgeruht", schob er deshalb noch hinterher und folgte Malik die Treppe hinauf in den ersten Stock, in dem offenbar die Wohnung der Ishtar-Geschwister lag. Dabei wunderte er sich insgeheim ein wenig über sich selbst. So schlagfertig war er sonst eigentlich nicht unbedingt. Scheinbar zahlten sich all die Übungsstunden mit Yami und der Zuspruch und die Unterstützung von Joey und all seinen anderen Freunden, die von dem Plan wussten, langsam tatsächlich aus. Er war noch immer etwas nervös bei dem Gedanken an das, was ihn an diesem Nachmittag erwartete, aber er nahm sich fest vor, sich von dieser Nervosität nicht bremsen zu lassen. Gehemmt, schüchtern und verklemmt war er lange genug gewesen. Und dadurch hatte er schließlich erst das verloren, worum er jetzt mit Verspätung zu kämpfen entschlossen war. Damals hatte er das nicht geschafft, aber noch einmal würde er ganz sicher nicht verlieren.
 

"Das freut mich doch zu hören", unterbrach Maliks Stimme seine Gedanken und Ryou zwang sich, sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um in der Vergangenheit zu schwelgen. Aus diesem Grund schenkte er Malik statt einer Antwort einfach nur ein zweideutiges Zwinkern und schob sich, nachdem die Wohnungstür ebenfalls offen war, so nah an diesem vorbei, dass er seinen Po an Maliks Schritt reiben konnte – nur kurz, aber dennoch verschaffte die zwar etwas überraschte, aber dennoch recht eindeutige Reaktion darauf ihm ein Hochgefühl.
 

Und das war nicht alles, wie Ryou etwas erstaunt über sich selbst feststellte. Der kurze Körperkontakt und Maliks Hand, die für einen Moment auf seiner Hüfte lag, ehe Malik ihn wieder losließ, ließ auch Ryou selbst nicht kalt. Er war sich nicht sicher, ob seine eigene Reaktion an seiner langen Abstinenz, an den Geschehnissen des vergangenen Mittwochs oder an den Experimenten der letzten Nacht lag, aber noch ehe er so recht darüber nachdenken konnte, lenkte ihn die Einrichtung der Wohnung äußerst effektiv davon ab.
 

Der Flur war schlicht in Weiß gehalten, aber das war es nicht, was Ryous Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war vielmehr die beinahe kniehohe Statue der Bastet, die ihn sofort in ihren Bann zog. Die mit schwarzer Farbe bemalte Figur stand direkt neben dem Türrahmen, der scheinbar den Eingang zum Wohnzimmer darstellte. Obwohl er eigentlich aus einem vollkommen anderen Grund hier war, ging Ryou dennoch neben der Statue in die Hocke, um sie sich aus der Nähe ansehen zu können, denn er konnte einfach nicht anders. Die Farbe war stellenweise schon etwas abgeblättert, aber dennoch war es eine unbestreitbar schöne Arbeit – wenn auch, wie Ryou mit Kennerblick feststellte, eindeutig keine echte Antiquität, obwohl es auf den ersten Blick so ausgesehen hatte.
 

"Die hat mein Bruder Rishid gemacht, als er zehn war", riss Maliks Stimme Ryou aus seiner Betrachtung und Malik schmunzelte, als er die Überraschung im Gesicht seines Gastes sah. "Nicht alleine selbstverständlich. Unser Vater hat ihm bei den Feinheiten etwas unter die Arme gegriffen", führte er weiter aus, hockte sich neben Ryou und deutete auf die Inschrift, die in den Sockel der Statue gemeißelt war. "Sie war ein Geschenk für unsere Mutter. Vater hat die Inschrift gemacht, aber formuliert hat Rishid sie. Hier steht ›Möge die mächtige Bastet dich auf all deinen Wegen schützen und leiten‹", übersetzte er und Ryous Augen wurden groß.
 

"Du kannst Hieroglyphen lesen?", wollte er neugierig wissen. Malik nickte. "Nicht nur. Auch hieratische Schrift. Das ist eine Keilschrift, die …", begann er, doch Ryou ließ ihn nicht ausreden. "Ich weiß, was hieratische Schrift ist. Ich studiere Ägyptologie und Archäologie", sagte er und nun war es an Malik, ihn überrascht anzusehen. "Das hatte ich nicht erwartet", gab er zu, stand auf und zog Ryou ebenfalls wieder in die Höhe.
 

"Mein Vater war Archäologe", erklärte dieser. "Er hat meinen Bruder und mich mal zu einer Ausgrabung ins Tal der Könige mitgenommen, als wir noch Kinder waren. Damals habe ich beschlossen, dass ich das auch mal machen will, wenn ich erwachsen bin", erzählte er weiter und auf Maliks Lippen erschien ein Grinsen. "Meine Familie kommt aus Ägypten. Wir sind nach Japan gezogen, als ich fünfzehn war. Meine Mutter hat früher in Kairo im Museum gearbeitet. Meine Geschwister und ich sind praktisch dort aufgewachsen. Zusammen mit dem arabischen Alphabet haben wir auch Hieroglyphen und Keilschrift gelernt und haben im Keller des Museums zwischen Mumien und anderen Exponaten Verstecken gespielt."
 

"Das heißt, wenn ich mal irgendwelche Fragen zu meinem Studium habe oder mit einem Text nicht weiterkomme, kannst du mir bestimmt weiterhelfen." Ryou strahlte seinen Gastgeber an. Manche Zufälle waren doch wirklich absolut unglaublich. "Darf ich dich als meinen persönlichen Joker missbrauchen, wenn ich mal eine Hausarbeit schreiben muss und nicht weiter weiß?", fragte er und Malik nickte. "Klar, gerne", antwortete er. Dann kehrte das zweideutige Grinsen auf seine Lippen zurück und er trat zwei Schritte näher, bis er direkt vor Ryou stand. "Aber das ist nicht das Einzige, wofür du mich gerne … missbrauchen darfst", raunte er diesem zu und Ryou bekam eine Gänsehaut.
 

Der Gedanke an Sex mit Malik, der ihn am Vortag und auch an diesem Morgen noch so geängstigt hatte, klang mit einem Mal regelrecht verlockend. Wie mochte es sich wohl anfühlen, die Finger in die platinblonden Haare des Anderen zu krallen und ihn so zu sich zu ziehen, um ihn zu küssen? Wie mochte die bronzefarbene Haut wohl schmecken? Ryous Mund wurde trocken bei der Vorstellung, all das wohl in nicht allzu ferner Zukunft zu erfahren.
 

"Klingt verlockend", brachte er heiser über die Lippen, kam aber nicht dazu, mehr zu sagen. Noch ehe er so recht wusste, wie ihm geschah, fand er sich auch schon an die Wand gedrängt wieder, Malik so dicht vor sich, dass noch nicht mal mehr ein Haar zwischen ihnen Platz gefunden hätte. Und nur einen Sekundenbruchteil später lagen die Lippen des Ägypters auch schon auf seinen. Ryou gab ein halb überraschtes, halb angetanes Geräusch von sich und schob den ersten Gedanken, der sich ungebeten eingestellt hatte – Malik küsst ganz anders als Duke. –, in den hintersten Winkel seines Bewusstseins. Er war nicht hier, um Vergleiche zwischen Malik und seinem Exfreund anzustellen, sondern aus einem vollkommen anderen Grund.
 

Deshalb nahm Ryou sich vor, sich nur auf die kribbelnde Erregung zu konzentrieren, die sich in seinem Körper ausbreitete. Es war erstaunlich aufregend, jemandem so nahe zu sein, den man eigentlich gar nicht kannte. Sicher, das hier war nicht das erste Mal, dass er mit jemandem herumknutschte und fummelte, aber dennoch war das hier anders. Immerhin waren Malik und er kein Paar, sondern hatten sich nur für Sex getroffen und sonst nichts.
 

War es vielleicht das, fragte Ryou sich etwas benebelt, während Maliks Finger sich bereits damit beschäftigten, sein Hemd aufzuknöpfen, was das Ganze hier so aufregend machte? Das Wissen, dass es hier nicht um irgendwelche Gefühle ging, sondern nur um gegenseitige Befriedigung – etwas, das er noch nie vorher getan hatte und das ihm vielleicht gerade deshalb einen zusätzlichen Kick verschaffte? Hier und jetzt war er weder der strebsame Student noch der brave, oft etwas zu naive kleine Bruder. Hier konnte er ein völlig anderer Mensch sein, konnte eine Seite von sich ausleben, von der er gar nicht gewusst hatte, dass es sie überhaupt gab. Der schüchterne, verklemmte Ryou war heute nicht da.
 

Bühne frei für den neuen Ryou, dachte der Weißhaarige verschwommen, während er seinerseits an Maliks Shirtsaum zu ziehen begann. Wie hatte er nur so lange damit warten können, endlich wieder richtig zu leben? Und wieso in aller Welt hatte er so verdammt lange darauf verzichtet, so zu berühren und berührt zu werden? Das hier war doch viel zu gut, um es sich selbst jahrelang vorzuenthalten! Ryou murrte unwillig, als Malik sich von ihm löste und seine Lippen freigab. Der Ägypter war wirklich ein verdammt guter Küsser. Aber warum, verdammt noch mal, hörte er einfach so auf? Das konnte er doch nicht machen!
 

"Wir sollten lieber in meinem Zimmer weitermachen, meinst du nicht auch?", bekam Ryou beinahe postwendend die Antwort auf seine unausgesprochene Frage und der seltsam heisere Unterton in Maliks Stimme entlockte ihm ein sehr zweideutiges Grinsen. "Klingt gut für mich", gab er zurück und wunderte sich insgeheim ein bisschen darüber, dass er tatsächlich noch einen ganzen Satz herausbekommen hatte. Seine eigene Stimme, stellte er fest, klang nicht weniger dunkel und erregt als die des Ägypters.
 

"Aber das kann hierbleiben. Das stört." Mit diesen Worten beförderte Ryou Maliks Shirt doch endlich auf den Boden, ehe er zuließ, dass der Ägypter ihn hinter sich her in Richtung seines Zimmers zog. Malik gab ihm jedoch nicht viel Gelegenheit, sich dort umzusehen. Noch ehe Ryou so recht wusste, wie ihm geschah, fand er sich auch schon rücklings auf Maliks Bett wieder und dieser war halb über ihm, sein Knie so zwischen Ryous Beinen positioniert, dass dieser sich daran reiben konnte, während er ihn in einen weiteren hungrigen Kuss verwickelte.
 

Immer mehr Stoff fand seinen Weg auf den Boden neben dem Bett, bis nichts mehr übrig blieb als nackte Haut auf nackter Haut. Und ganz entgegen allem, was er bisher gekannt hatte, ließ Ryou sich jetzt einfach nur gehen. Er war zwar eigentlich nur hergekommen, weil es seinem Plan dienlich war, aber im Augenblick kümmerte ihn der Plan nicht besonders. Dafür war das, was er hier geboten bekam, einfach zu gut – viel zu gut, um es nicht bis zur Neige auszukosten. Maliks heiße Haut unter seinen Fingern, das Keuchen des Ägypters in seinen Ohren und Maliks Geschmack auf seiner Zunge verwoben sich zu etwas, das Ryou einfach mitriss. Und auch wenn er es eigentlich nicht gewollt hatte, so ließ er es doch einfach geschehen. Dieses eine Mal wollte er nicht vorsichtig sein, wollte keine Rücksichtnahme und keine Sicherheit. Jetzt und hier wollte er einfach nur fühlen, sonst nichts.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und wer kann's ihm verdenken? Ich sicher nicht.
*rawr*

Ich hoffe, es hat euch gefallen. Teil Zwei wird hoffentlich nicht so lange auf sich warten lassen. Angefangen ist er schon; ich muss das Kapitel nur noch beenden. Drückt mir die Daumen, dass die Inspiration bleibt.

Feedback freut das Schreiberherzchen, also immer her damit!

Man liest sich!

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hypsilon
2021-04-29T18:40:53+00:00 29.04.2021 20:40
Da kannst wem ja gar nicht schnell genug gehen hihi

Der Anfang lässt ja ahnen, dass er es bereuen wird, aber das hat sich ja wunderbar gewendet.
Manchmal wird halt aus einer Pflicht (aus dem Plan heraus) auch mal ein Vergnügen, wenn man es mit Marik zu tun hat ;)

Von:  Soichiro
2017-06-27T12:45:22+00:00 27.06.2017 14:45
Hey :)

Ein wirklich gelungenes Kapitel!
Ich hatte mir schon etwas Sorgen um Ryou gemacht und dass er das hier vielleicht nur wegen Duke durchziehen würde und nicht, weil er es will.
Doch umso besser, dass Ryou Duke jetzt einfach mal verdrängen konnte und er sich nur auf Malik konzentriert ;)
Malik ist ja auch viel zu heiß um nur ein Mittel zum Zweck zu sein, das sollte man schon genießen xD

Ich wüsste aber zu gern wie Duke reagiert, wenn er mitbekommt, dass Malik das getan hat, was er selbst nicht über sich gebracht hat. Von mir aus darf er natürlich gern etwas eifersüchtig sein :D
Freu mich schon darauf das nächste Kapitel zu lesen :)
Antwort von: Karma
02.07.2017 20:46
Hi!

Freut mich, dass du Spaß beim Lesen hattest. Den hatte ich beim Schreiben auch. Ursprünglich sollten die Zwei gar nicht wirklich miteinander im Bett landen, aber irgendwie passte es so, wie's jetzt gelaufen ist, doch besser. Und ich finde, Ryou hat sich lange genug vergraben. Der hat sich ein bisschen Spaß mehr als verdient.

Was Dukes Reaktion betrifft, wirst du leider noch etwas warten müssen. Ich komme im Moment einfach nicht dazu, das angefangene Kapitel zu beenden. Aber ab Mitte Juli hab ich Urlaub; ich hoffe das Beste für die Zeit. Die erste Woche ist zwar verplant, aber in der zweiten Woche hab ich nichts weiter vor bisher, also sollte da Zeit sein zum Schreiben.
:)
Von:  jyorie
2017-06-16T06:29:32+00:00 16.06.2017 08:29
Hi, ৫(”ړ৫)˒˒˒˒⛅️

*schnurrr* ein heißes Kapitel :)

so schön wie sich das mit Ryou und Malik anhört, könnte man glatt vergessen, dass er eigentlich Duke haben will. Ich drück Ryou die Daumen, das es auch weiter gut für ihn ist mit Malik und er es genießen kann.

⛱ Viele Grüße, Jyorie =͟͟͞͞ʕ•̫͡•ʔ☀

Antwort von: Karma
16.06.2017 19:37
*kicher*
Freut mich, dass es dir gefallen hat. Und ja, ich hatte beim Schreiben irgendwie auch mehrfach das Gefühl, dass die beiden auch ganz gut zusammenpassen würden, wenn Ryou nicht schon anderweitig verplant wäre. Und ich glaube, für Malik hab ich auch eine Idee.
*grins*
Aber erst mal muss ich Teil Zwei abschließen, bevor ich weitermachen kann.
:)

Lieb von dir, dass du Ryou die Daumen drückst. Ich weiß zwar, wie's ausgehen soll, aber ich fiebere beim Schreiben irgendwie trotzdem immer mit.
^^°


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