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Velvet Voice

von

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Schweig still, verräterisches Herz, du machst es nur noch schlimmer...

Kapitel 5 Schweig still, verräterisches Herz, du machst es nur noch schlimmer...
 

Dieser Sesshoumaru hatte etwas an sich, das mich in seine Bann zog, aber es war nicht die Art, wie er sprach, sich bewegte oder seine Mitmenschen behandelte... Nein, es waren diese unendlich tiefen Augen, in denen ein abgrundtiefer Schmerz tobte und jedes fröhliche Funkeln vertrieb.

Diese traurigen Augen gaben mir das Gefühl, ihn trösten zu müssen. Ich war erschrocken über meinen Wunsch, ihm nah zu sein und zu helfen, denn so hatte ich noch nie empfunden. Seit anderthalb Jahrzehnten hatte ich niemandem mehr so nah sein wollen, doch Sesshoumaru war irgendwie anders...

Noch immer hielten wir gegenseitig den Blick des anderen mit unserem gefangen, starrten uns einfach nur an.

Ich hatte meine mentalen Barrieren unwillkürlich verstärkt, ich wollte nicht, dass er diese Gedanken mitbekam, doch sein Geist lag offen vor mir, lud mich ein, in ihm zu lesen. Nur mühsam widerstand ich dem Drang, ihn wie ein Buch zu benutzen.

„An was denkst du, Kagome-san?“, die Frage riss mich aus meinen Gedanken.

„An...nichts.“

„Nichts sieht anders aus, meine Liebe.“, neckte er mich.

Wenn er gehofft hatte, mich mit etwas so Kindischem zu reizen, dann hatte er sich – wieder einmal – getäuscht.

„Woher willst du das wissen?“

„Erfahrung..“, gab er nur zurück. „Hast du noch Fragen?“

„Ja...“

„Dann mal los!“, lachte er.

„Warum versuchst du, mich zu reizen?“, meine Stimme war plötzlich nicht mehr so kalt und ich hoffte, dass es ihm nicht zu sehr auffiel.

Anscheinend hatte ich Glück, denn er schloss nur seufzend die Augen und entgegnete: „Weil ich nicht weiß, wie ich mit dir umgehen soll... Noch nie habe ich eine Frau kennen gelernt, die das Gefühlsleben eines Eisblocks besitzt oder vorgibt, es zu besitzen...“

Als er seine Lider hob, war sein Blick schneidend, doch auch sein schleichender Zorn und die Verzweiflung, die ihn in meiner Gegenwart fast resignieren ließ, konnten den Schmerz nicht vertreiben.

„Warum denkst du, das ich nur so tue, als ob?“, bohrte ich mit kühler Stimme weiter.

„Jeder hat Gefühle, selbst du...“

„Na, wenn du meinst... Einbildung ist halt auch ne Bildung.“

Er lächelte nur, als ich versuchte, ihn zu ärgern und dieses Lächeln ließ mein verräterisches Herz höher schlagen.

„Auf den Mund gefallen bist du jedenfalls nicht.“, grinste er.

„Ich möchte in meine Wohnung zurück.“, wechselte ich unvermittelt das Thema.

Sein Grinsen verblasste. „Warum?“

„Weil ich müde bin.“

„Du kannst auch hier schlafen.“

Ich runzelte kurz die Stirn und meinte dann: „Hier? Und dann wahrscheinlich noch mit dir?“

„Nein, in einem Gästezimmer, aber wenn du möchtest, dann kannst...“

„Das würde dir wohl so passen.“, murmelte ich monoton.

Das Grinsen kehrte auf seine Lippen zurück, er schien belustigt über meine Reaktion, auch wenn ich keine übermäßigen Gefühlsregungen zeigte. „Wenn du willst, lasse ich dir ein Zimmer herrichten und...“

„Nein! Ich will nach Hause!“, erwiderte ich scharf.

Sesshoumaru zuckte mit den Schultern. „Wie du willst. Warte einen Moment...“

Damit verschwand er aus dem Zimmer und ließ mich allein.
 

Ich starrte aus dem Fenster, das nächtliche Tokio zog an meinen Augen vorbei und ich versank in Gedanken.

Sesshoumaru störte es also, dass ich keine Gefühle zeigte, er versuchte am laufenden Band, mich zu provozieren und war jedes Mal näher dran gewesen, sein Ziel auch zu erreichen.

Ich wusste nicht, warum er unbedingt wollte, dass ich zugab, etwas zu fühlen... Warum hatte er mich mehrmals gefragt, warum ich keine Angst vor ihm hatte? Was bezweckte er damit? Warum schien ich, mich auf sein Spiel einzulassen und es sogar mitzuspielen? Was war mit mir los? Warum schlug mein Herz, wenn er mich anlächelte, höher, schneller? Warum wollte ich in diesen großen, tiefen, unglaublich traurigen Augen versinken, ihn in den Arm nehmen, ihn trösten und – ja, ihn niemals mehr verlassen? Was tat er mit mir, was andere nicht mal im Ansatz in den letzten Jahren geschafft hatten und ihm so leicht zu fallen schien...

Als der Wagen, in dem ich saß, hielt, schreckte ich aus meinen Gedanken hoch. Eine devote Stimme säuselte etwas neben mir, das ich nicht sofort erfassen konnte.

„Äh... Können Sie noch mal wiederholen, was Sie grad zu mir gesagt haben?“, hakte ich vorsichtig, aber mit kühler Stimme nach.

„Natürlich, Herrin!“, der in die Jahre gekommene Dämon war ausgestiegen und hielt mir nun die Beifahrertür auf. „Ich sagte, dass der junge Herr Euch sehr gern zu haben scheint.“

„Meine Sie?“

„Ja, Ihr könnt mir ruhig glauben. Ich habe Sesshoumaru-sama schon lange nicht mehr so gesehen wie heute, Herrin. Und dafür danke ich Euch, Kagome-sama...“

„Ich habe doch gar nichts getan, Touga-san... Wirklich nicht, glauben Sie mir...“, wehrte ich kalt ab.

Der alte Dämon lächelte gütig, wissend. „Es wäre mir eine Freude, Euch öfter im Ayuzawa-Anwesen begrüßen zu können, Herrin. Ihr habt das lange vermisste Licht zurückgebracht und wann immer Ihr Lust habt, uns mit Eurer Anwesenheit zu beehren, seid Ihr Willkommen; ruft nur nach mir.“

Ich lächelte besonnen, kühl und murmelte dann, während ich meine Wohnung aufschloss: „Danke, dass Sie mich nach Hause gefahren haben.“

Die Tür war schon fast zu, als ich noch einmal seine brüchige Stimme vernahm: „Herrin?“

„Ja?“

„Versprecht, dass Ihr uns besucht! Bitte!“

„Okay...aber darf ich Sie noch etwas fragen?“, ich hatte die Tür wieder geöffnet, sah Touga nun ins Gesicht.

„Ja, Herrin; alles, was Ihr wollt.“

„Warum nennen Sie mich immer „Herrin“? Ich bin nicht von Adel...“

„Aber natürlich seid Ihr das! Euer Herr Vater – Gott sei seiner Seele gnädig – entstammte den Ayuzawas, deshalb seid auch Ihr ein Urenkel der großen Silberhunde, Herrin.“, gab er mir ruhig zu verstehen.

Eigentlich wollte ich noch etwas einwenden, doch ich beließ es dabei, verabschiedete mich höflich von ihm und schloss die Tür. Leise hörte ich noch, wie er ein „Gute Nacht, Herrin!“ murmelte, ins Auto stieg und davon fuhr.
 

Dieser Tag war nun schon wieder drei Wochen her und seitdem hatte ich mein sonstiges „Jagdgebiet gemieden; ich hatte es generell vermieden, in der Nacht das Haus zu verlassen.

Immer wenn ich aufwachte, schrie alles in mir nach der Gesellschaft, die ich nur kurz genossen hatte und die mir doch so sehr fehlte. Musste ich im wachen Zustand immer wieder an diese wenigen Stunden denken, so suchten mich im Schlaf Träume einer glücklichen Zeit , eines zufriedenen Sesshoumaru und meines lachenden Ebenbildes heim.

Es war egal, was ich tat, alles schien mich an ihn zu erinnern...

Und ich wusste einfach nicht mehr, was mit mir los war. Immer wenn ich an ihn dachte, wurde mir warm ums Herz, es fing an, schneller zu schlagen und ich wusste nicht, warum...denn so etwas hatte ich noch nie gefühlt... Ja, ich fühlte wieder etwas und doch wollte ich es nicht glauben, wollte es nicht mit Sesshoumaru in Verbindung bringen...

Ich wollte nicht zugeben, dass er mir wirklich fehlte...dass mir seine Art fehlte, wie er mich nervte, wie er versuchte, mich zu verärgern, um mir endlich ein Gefühl zu entlocken. Dabei kannte ich ihn doch erst drei Wochen...hatte ihn davor nur das eine Mal in seiner dämonischen Gestalt gesehen und schon damals diesen Schmerz gefühlt, der ihn machtlos machte, der ihn so traurig erscheinen ließ, der mich dazu verführte, ihm helfen zu wollen.

Immer wieder aufs Neue stellte ich mir die Frage, was ihm wohl passiert war. Was vor so langer Zeit geschehen war und noch immer seine Schatten bis in die heutige Zeit warf.

Seufzend stand ich auf, zog mir ein schwarzes Tanktop, darunter ein rotes, eine schwarze Röhre und rote Chucks an, legte ein leichtes Make-up auf und schnappte mir schließlich noch eine meiner schwarzen Sweatshirtjacken. Danach nahm ich meine kleine Reisetasche, die ich schon vor Tagen gepackt und die nur darauf gewartet hatte, zum Einsatz zu kommen, und verschloss von außen meine Wohnungstür. Worauf ließ ich mich nur ein?

Ich schüttelte ungläubig den Kopf, öffnete dann aber meine Lippen und stieß einen gellenden Pfiff aus. Anschließend wartete ich darauf, dass der alte Diener der Ayuzawas erschien.

Ich musste nicht lange warten, keine zehn Minuten später hielt der schwarze BMW neben mir, Touga sprang obgleich seines beträchtlichen Alters behände aus dem Auto, nahm mir die Tasche ab, verstaute sie im Kofferraum und hielt mir dann die Tür auf, das alles geschah in einem solchen Tempo, dass ich nur staunen konnte. Er bewegte sich ja fast so schnell wie ich...!
 

„Schön, dass Ihr Euch entschieden habt, uns zu besuchen, Herrin.“, durchbrach er die Stille.

„Mmh...“, machte ich nur und schaute aus dem Fenster.

„Freut Ihr Euch nicht, Herrin?“

„Doch...es war ja meine freie Entscheidung.“, antwortete ich leise, ruhig.

„Ihr werdet es nicht bereuen! Der junge Herr freut sich schon auf Euch...“, gestand er mir grinsend.

„Wenn Sie meinen...“
 

Die Fahrt verging rasend schnell, es fühlte sich an wie ein Wimpernschlag und schon fuhren wir durch das schmiedeeiserne Tor des Anwesens und den Weg zum Haus entlang.

Die Wege waren von hohen japanischen Kirschen gesäumt. War ich das letzte Mal blind gewesen? Warum hatte ich dieses wunderschöne Anwesen nicht beachtet?

Vielleicht, weil du abgelenkt warst?, lachte eine Stimme in meinem Kopf.

Verdammt! Was sollte das? Ich hatte ihm nicht erlaubt, meine Gedanken zu lesen.

Das brauchst du nicht...allerdings weiß ich auch nicht, wie das funktioniert...

Na super! Jetzt hatte ich einen aufdringlichen Dämon in meinem Kopf! Toll, ganz toll...

Oh, war das so was wie ein Gefühl, meine Liebe? Oder irre ich mich etwa?

Du irrst dich, Sesshoumaru..., meinte ich monoton in seinen Kopf hinein und sperrte ihn dann endgültig aus.
 

Touga führte mich mehrere Treppen hoch und blieb dann vor einer Tür stehen, die mir irgendwie bekannt vorkam.

„Die Herrschaften erwarten Euch schon, Herrin. Tretet nur ein.“, er nahm mir meine Tasche ab, verbeugte sich ein letztes Mal galant vor mir, klopfte dann kurz an die Tür und verschwand.

Na super... Augen zu und durch, Kagome!, ermutigte ich mich, legte die Hand auf die Klinke und öffnete dann langsam und bedächtig die Tür.

„Ah, Willkommen, Kagome-san! Wir haben uns schon gefragt, wann du uns wieder beehrst.“, begrüßte mich der Inu no Taishou.

„Hallo.“

„Setz dich doch; Inuyasha und Sesshoumaru werden auch gleich kommen. Sie freuen sich bestimmt auch über seine Besuch.“, lächelte er und lud mich mit einer Handbewegung ein, neben ihm Platz zu nehmen.

„Na, da bin ich mir nicht so sicher...“, flüsterte ich, während ich mich neben ihm niederließ.

„Warum glaubst du das nicht?“, fragte er fröhlich.

Ich erwiderte seine Blick kalt. „Weil Inuyasha mich nicht mag...und Sesshoumaru...“

„Mein Ältester mag dich, Kagome-san. Und Inuyasha ist ein bisschen schwierig...“

„Du wolltest, dass wir herkommen, Vater...“, schnarrte ein dunkle Stimme und unterbrach Takanari damit.

„Inuyasha! Weißt du, wie man anklopft?“, knurrte eine andere, aber sie klang sanfter, wie Musik in meinen Ohren.

„Streitet euch nicht! Immerhin haben wir Besuch!“, stutzte ihr Vater sie zurecht.

„Entschuldigung, Vater...“, gaben die beiden unisono zurück und setzen sich an den Tisch; Sesshoumaru ließ sich mir gegenüber nieder, Inuyasha rechts von mir.

„Guten Tag, Kagome-san.“, meinte Sesshoumaru und blickte mir tief in die Augen.

Ich erwiderte den Blick so kühl, ich konnte und sagte: „Dir auch, Sesshoumaru-kun.“

Inuyasha blieb stumm, starrte auf den Tisch.

„Hallo, Inuyasha-kun.“, ich lächelte ihn kalt n.

„Mmh...“, machte er nur und wandte sich dann an seinen Vater: „Hast du uns nur wegen ihr gerufen?“

Takanari öffnete seine Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, meinte ich kalt, monoton: „Anscheinend kannst du nicht nett und höflich zu einer Frau sein, die es zu dir ist... Hast du einen Komplex, weil du keine abkriegst?“

Inuyasha lief vor Wut rot an, er schnaubte, versuchte vergebens, sich zurückzuhalten, denn im nächsten Moment brüllte er schon los: „Halt bloß die Klappe, Weib! Du weißt doch gar nichts...du hast keine Ahnung...“

„Wovon habe ich keine Ahnung? Wie es ist, jemanden zu verlieren, den man liebt?“ Noch immer war meine Stimme ruhig, meine Beherrschung war nicht mal angeknackst, während er vor unterdrücktem Zorn fast platzte.

Sesshoumaru erhob sich. „Kagome-san, komm mit auf mein Zimmer. Sonst dreht mein Bruder noch durch, weil du dich einfach nicht provozieren lässt.“

Ich holte tief Luft, stand dann jedoch auf und folgte ihm. Während wir den Gang entlang gingen, der hinter dem Raum lag, in dem noch Inuyasha und Takanari saßen, lief er die ganze Zeit hinter mir her, da er mir natürlich – gentelman-like – die Tür aufgehalten hatte. Ich spürte seinen interessierten Blick auf mir.

Kleine Kagome, wann wirst du wieder etwas fühlen?

„Das geht dich gar nichts an.“, sprach ich laut aus, ging nicht auf diese Intimität ein.

„Wirklich nicht?“, neckte er mich, doch ich schüttelte nur den Kopf und schwieg dann. „Schade...“
 

Ich zuckte leicht zusammen, als ich nach einer Weile seine Stimme wieder vernahm: „Dein Zimmer ist übrigens direkt neben meinem...“

Innerlich stöhnte ich auf. Womit hatte ich das verdient? Und doch, mein Herz, dieses verräterische Ding, schlug schneller, als meine Ohren diese lockende Nachricht vernahmen.

Wieder lachte er, diesmal allerdings zärtlich. Schweig still, verräterisches Herz..., hallte es in meinem Kopf.

Und ich beendete den Satz: ...du machst es nur noch schlimmer...
 

***********************
 

So und das war nun auch das 5. Kapitel^^

Eure Meinungen interessieren mich!!!
 

ggglg

eure Oki-chan



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