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Sitting, writing, wishing

Feder und Stift
von

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Übung II

Liebes Tagebuch,
 

heute fühle ich mich so richtig mies. Jeden Tag immer das Gleiche und heute noch schlimmer. Meine Wohnung muss ich mir ja mit vielen Leidensgenossen teilen. Ein Zimmer, keine Fenster und die Tür kann nur von meiner, nein, unserer Besitzerin geöffnet werden und das macht sie leider viel zu selten. Statt uns mal an die frische Luft zu holen, werden wir in unserer dunklen Behausung umhergetragen und gerüttelt und geschüttelt, so dass mir hinterher alles weh tut. Dabei stoße ich dauernd mit meinen Mitbewohnern zusammen, ich komme schon gar nicht mehr mit dem Entschuldigen hinterher. Das ist wirklich eine Zumutung, das sage ich dir.

Heute war es sogar noch schlimmer als sonst. Ich bin so herumgewirbelt worden, dass mir ganz schwindlig war. Als unsere Besitzerin dann endlich mal Erbarmen gezeigt hat und die Tür geöffnet hat, hat sich bei mir alles gedreht. Richtig schlecht war mir. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich gebetet habe, dass sie nicht nach mir greift. Ich habe mich extra unter meinen Mitbewohnern versteckt, aber leider hatte ich kein Glück. Sie hat unsere ganze Wohnung durchsucht, ohne sich um die Schmerzensschreie der anderen zu kümmern, bis sie schließlich ihre großen Finger um mich geschlossen hatte. Dann zog sie mich unter den mitleidigen Blicken meiner Mitbewohner hinaus ins Licht. Ich war zuerst völlig geblendet, so grell war es. Noch dazu ließ sie mir nicht mal richtig Zeit, dass ich mich daran gewöhnen könnte, sondern umklammerte mich sofort mit ihrem viel zu festen Griff. Wenn sie mal so zugreift, dann tut das richtig weh.

Was ich auch nicht verstehen kann, dass sie mich immer mit dem Kopf nach unten nehmen muss. Ihr würde das sicher genauso wenig gefallen. Ehrlich, ich habe schon gezittert vor Angst, als ich da in der Luft hing, denn jedes Mal, wenn sie mich rausholt, dann kratzt sie mit meinem Kopf über das Papier. Davon bekomme ich dann immer schreckliche Kopfschmerzen. Aber, als wäre das nicht schon genug, nein, das reicht ihr nicht. Du glaubst nicht, was sie gemacht hat. Sie hat… es ist wirklich grausam, sie hat mich gespitzt! Ich habe geschrien, so laut ich konnte, doch das hat sie nicht gekümmert. Sogar jetzt tut es noch so weh, dass es mir die Tränen hochtreibt.

Das war heute wirklich ein übler Tag, sehr übel. So gerne ich sonst an der Luft und im Licht bin, heute war ich einfach nur erleichtert, als ich zurück in unsere Wohnung durfte. Diese himmlische Ruhe. Glücklicherweise haben meine Mitbewohner Rücksicht auf mich genommen. Als die Tür zu war und wir wieder geschüttelt wurden, haben sie ihr Bestes gegeben, damit ich nicht so hart rumgeschubst werde und haben mich gestützt.

Ich habe wirklich wundervolle Mitbewohner, ich bin dankbar für sie.

Aber, liebes Tagebuch, bete mit mir, dass ich jetzt wieder für eine Weile meine Ruhe habe und mich erholen kann.

In Liebe, dein Blei Stift.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Lily_Toyama
2010-09-01T11:41:52+00:00 01.09.2010 13:41
Wie traurig, da bekommt man ja schon fast ein schlechtes Gewissen seinen Stifen gegenüber.
Was ich nicht so verstehe, wenn er normalerweise gern draußen ist, warum werfen ihm dann die anderen mitleidige Blicke zu?
Aber das ist nun mal mein super genaues Hirn und sonst war es super, besonders die Sache mit den spitzen. Man merkt richtig wie er leidet.
Toll.
Lg Lily
Von:  Knoblauchgurke
2010-01-03T18:20:18+00:00 03.01.2010 19:20
Irgendwie bekomme ich ein schlechtes Gewissen, weil ich letztens die Bleistifte bei uns im Büro angespitzt habe. Alle Q_Q

Die Idee mit dem Stift gefällt mir jedenfalls, wenn ich auch erst an den Inhalt einer Handtasche dachte, der da immer durchgeschüttelt wird.
Auch der Schreibstil passt zu einem verstörten Bleistift, sofern man sich denn in einen solchen hineinversetzen kann. Deine Formulierungen kommen meiner Vorstellung seiner Gedanken schon ziemlich nahe.
Von:  Vandra
2009-12-31T22:50:35+00:00 31.12.2009 23:50
Also vorneweg: Ich habe wirklich gelacht.
Was grandios ist, egal ob es beabsichtig war oder nicht. Es war einfach eine knackige, amüsante Geschichte, in der keine hehre Botschaft gebracht wurde und die trotzdem lebendig war.
Ich gebe ehrlich zu, dass ich nur für einen winzigen Moment mit dem Bleistift sympathisiert habe: Nämlich, als du den fensterlosen Raum beschrieben hast (also seine Wohnstatt). Die Kopfgeschichte passt zwar zu der gängigen Nomenklatur, aber wäre wirklich reichlich unpraktisch für...den Kopf. Wobei das natürlich die Schmerzensschreie erklären würde...
Noch ein kleiner Punkt: Ich fand es klasse, dass man nicht sofort darauf gestoßen wird, was das für ein Gegenstand ist. Man rätsel, man überlegt und sobald man das mit dem Schreiben mitbekommt, ist die Überraschung gelungen.

Und sprachlich fand ich es ebenfalls passend. Der Bleistift schreib ja offensichtlich nicht so gerne dank seiner Erfahrungen.

Ciao
Vandra
Von:  Blanche-Neige
2009-09-26T15:20:47+00:00 26.09.2009 17:20
oh gott.
ich glaube jetzt kann ich nie wieder einen stift benutzen
das ist ja grausam
aber du hast es wirklich gut hinbekommen dich in einen stift zu versetzen^^

ja ja mach weiter so ;)
Von:  Lysette
2009-07-14T15:29:02+00:00 14.07.2009 17:29
nein wie süß^^

ich fands super geschrieben.
das ist bestimmt nicht so einfach, sich in einen Bleistift zu versetzten xD
war wirklich klasse^^

hdgdl
Von:  Wintersoldier
2009-07-13T11:33:26+00:00 13.07.2009 13:33
Niedlich die Gedanken des Kleinen. Durchaus niedlich und der Schreibstil hat sich schön an die Art des Bleistiftes angepasst. :D Allgemein war es wieder schön flüssig und angenehm zu lesen und die Stimmung passte zu einem Tagebucheintrag.

Was ich mich ein wenig Frage, ist nur, warum ein Bleistift freiwillig schreibt, wenn es ihm weh tut? (Sprich er schreibt am PC, oder? XD) Und warum der Kopf eines Bleistiftes am unteren Ende ist... würde ja bedeuten, dass der ständig weggespitzt wird... verwirrend, verwirrend.

Liebe Grüße
Aya ♥

Von:  Kurumizawa
2009-06-07T14:22:38+00:00 07.06.2009 16:22
also jetzt bin ich baff
bin ich jetzt die einzigste hier die es nicht von anfang/mitte gemerkt hat das es ein bleistift sein sollte
ich dachte da an einem meerschweinchen oder so in der art XD
wo ich den letzten satz gelesen habe saß ich da erst mal und musste grinsen XD
Von:  SailorTerra
2009-04-18T14:20:51+00:00 18.04.2009 16:20
Wirklich interessant...
Man fängt allerdings sehr früh an zu überlegen welcher "leblose" Gegenstand einem dort sein Leid klagt. Vielleicht hättest du es noch mehr verschleiern können, um vielleicht einen Überraschungseffekt zu erzeugen. Allerdings war das ja nicht die Aufgabe.
Die finde ich hast du sehr gut gelöst. Tagebucheinträge sind halt sehr Gefühlslatig und mit wenig Story, da der Schreiber ja weiß worum es geht und das ganze nicht für fremde Augen bestimmt ist.

Was ich mich jetzt allerdings frage ist... wie schreibt ein Bleistift Tagebuch, wenn er doch weiß wie schrecklich schreiben für Stifte ist?
Von: abgemeldet
2009-03-28T19:05:59+00:00 28.03.2009 20:05
:D
Ich finds echt lustig, ich hab wirklich über den Text gelacht!
Und dies bedeutet nicht, dass er negativ ist. Er hat mir so gut gefallen, dass ich drüber lachen musste =)
Ich hab mir gleich gedacht, dass es um einen Stift geht. ^^ Sag deinem Bleistift, dass ich ab heute nur noch nett zu meinen Stiften bin und versuche meine Tasche nicht mehr zu schütteln :P
Du weißt ja so oder so, dass ich deinen Stil mag...*summ*^^

Ich finds gut!

nüsü
Von:  sunshishi
2009-02-13T21:11:25+00:00 13.02.2009 22:11
Liebe chimikochan,

deine Geschichte war spannend und hat mir gut gefallen.
Dein Schreibstil passt gut zu einem Tagebucheintrag und auch die Sprache könnte die eines Bleistifts sein.
Negatives ist mir nicht aufgefallen^^

Liebe Grüße
SuShi


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