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Vera Lamia

von

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Revolution

Irgendwie konnte ich mich nicht dazu durchringen, die Augen zu öffnen. Ich wusste das alles wieder da sein würde, wenn ich es täte. Alle Probleme, alle Aufgaben und das konnte ich einfach noch nicht ertragen. Satorus Arm lag schwer auf meiner Brust. Ein paar meiner Haarstränen kitzelten mich an der Stirn, bewegt durch seinen Atem. Könnte es doch noch eine Weile länger so bleiben. Er gab ein brummendes Geräusch von sich, umarmte mich fester und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. Ohne mich weiter zu bewegen, öffnete ich schließlich meine Augen. Beigefarbene Zimmerdecke, mit schwachem Pflanzenmuster. Ich legte den Kopf leicht schräg. Das war mir bis dahin gar nicht aufgefallen.
 

Satorus Gesicht schob sich in mein Blickfeld. Er hatte sich über mich gelehnt und musterte mich mit ernstem Blick. “Lass uns einfach nach Japan zurück gehen.” Ich schloss meine Augen wieder. “Ich… glaube das kann ich nicht…” Er ließ seine Stirn an meine Schulter fallen. “Wieso..?”, fragte er fast schon jammernd. “Sag bitte nicht, dass du dem König helfen willst..?”, “Nein. Aber… Versteh mich nicht falsch. Ich denke wirklich du wärst ein schrecklicher König…”, “Ja klar, wie sollte ich das falsch verstehen..?” Sarkasmus. “Für einen König bist du viel zu selbstsüchtig und viel zu besessen von…”, “Von dir..?” Ich musste grinsen. “Hör auf mich ständig zu unterbrechen.” Statt zu widersprechen blieb er still. “Die Fürsten sind im Recht. Es wird Zeit das mein Vater…”, ich kam ins stocken, “…das der König abgesetzt wird. Ich denke ich will ihnen helfen…”
 

Es herrschte für eine ganze Weile Schweigen. Dann stand Satoru seufzend auf. “Dann haben wir wohl keine andere Wahl. Wir sollten die nächsten Schritte mit den anderen besprechen.” Er drehte sich um und sah mich fragend an. “Aber ich glaube dazu musst du aufstehen…” Nach dieser Nacht..? Ich lächelte gezwungen. “Ich trau mich nicht…”
 

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Es war niemand unten im Salon. Mit einem seufzen schlich ich zum Haupteingang. Ich brauchte frische Luft. Ein dumpfer Schmerz kroch bei jedem Schritt meine Wirbelsäule hinauf. Aber das hatte ich mir selbst zuzuschreiben. Meine Sachen waren über Nacht getrocknet. Wenigstens etwas gutes. Das einzige was Satoru anzuziehen hatte, war immer noch der Schlafanzug. Er versuchte gerade sein Glück im Wohnzimmer.
 

Ich machte einen Schritt nach draußen und atmete die frische Morgenluft tief ein. “Guten Morgen.”, kam mir Loreleis Stimme entgegen. Sie hockte auf der kleinen Bank neben der Tür. Vor ihr auf dem Boden stand eine Schale Wasser. Ich schenkte ihr ein Lächeln. “Guten Morgen. Was machst du denn da?” Sie schnaufte und sah zur Schale. “Ich wollte wissen, ob du Vater bald verzeihen wirst.” Ich setzte mich vorsichtig zu ihr. “Und?”, “Nichts. Es will immer noch nicht mit mir reden. Das ist alles eure Schuld. Nur weil ich euch geholfen habe.” Ich brauchte einen Moment um den Zusammenhang herstellen zu können. “Tut mir Leid.”
 

Sie sah wieder zu mir. “Bist du ihm noch böse..?” Ich schwieg und sah in den Wald hinein. Zum Tor das ich am Tag zuvor durchquert hatte. Sie lehnte sich an meine Seite. “Du darfst ihm nicht böse sein. Du bist ihm doch so wichtig. Ich will nicht, dass er sich wieder verkriecht.” Erst jetzt merkte ich, dass Satoru nach draußen gekommen war und neben mir an der Wand lehnte. “Was ist mit dir? Hast du ihm verziehen, dass er dich vertrieben und von mir fern gehalten hat..?” Es dauerte einen Moment bis er antwortete: “Seine Art mit Dingen umzugehen ist mit Sicherheit nicht die beste. Aber… In einem Punkt muss ich ihm Recht geben… Es hätte dir mit Sicherheit nicht gut getan, mich in deiner Nähe zu haben. Jetzt wahrscheinlich immer noch nicht.” Er streichelte mir, wie bei einem kleinen Hund über den Kopf.
 

Dann öffnete jemand quietschend das Tor im Wald. Lorelei setzte sich wieder aufrecht hin. “Ist das nicht Sophie? War sie etwa die ganze Nacht weg?”, “Sie wollte Maksim zur Tür bringen. Ich dachte danach wäre sie auf ihr Zimmer gegangen…” Ungläubig beobachtete ich wie sie mit einem schuldbewussten Lächeln langsam auf uns zukam. “Hast du dich verlaufen?”, fragte Satoru, als sie in Hörweite kam. Sie schüttelte den Kopf. “Ich hatte noch ein paar Dinge mit Maksim zu besprechen.” Sie machte eine Pause, bis sie die Stufen der Veranda hinaufstieg. “Wir sind den Vampirfürsten begegnet.” Ich spürte geradezu, wie ich blass wurde. “Soll… das heißen sie sind schon hier..?”
 

Sie antwortete mit einem leichten Nicken: “Sie wollen es heute Nacht beenden.”, “Heute Nacht schon…” Ich war wie erstarrt. Ich hatte gehofft noch ein paar Tage Zeit zu haben. Ich zuckte zusammen, als Satoru meine Schulter berührte. “Dann sollten wir definitiv schon heute Abend da hin.” Ich sah zu ihm auf. Er lächelte zurück: “Du willst doch deine Schwester vorher daraus holen, oder zumindest auf unserer Seite haben, oder?” Ich nickte.
 

Sophie strahlte über das ganze Gesicht. “Also werdet ihr uns helfen?” Wir musterten sie. “Heißt das du hättest ihnen auch notfalls ohne uns beigestanden..?” Sie nickte: “Natürlich. Es ist besser wenn diese beiden aus deinem Leben verschwinden.”, “Ich werde auch helfen!”, mischte sich Lorelei ein. “Wenn ich euch schon nicht mehr sagen kann, was passieren wird, dann wenigstens so!” Sie ließ ihren Arm und somit auch das Wasser aus der Schale nach oben schnellen. Es gefror in der Luft und durchbohrte in Zapfenform das Geländer der Veranda. Ich lächelte gezwungen.
 

“In Ordnung. Trotzdem hoffe ich das wir das nicht brauchen werden…”
 

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Bis zum Einbruch der Dunkelheit verbrachte ich die Zeit damit, auf dem Bett zu liegen und an die Decke zu starren. Ich wusste nichts besseres mit mir anzufangen und hatte auch wenig Lust mich zu bewegen. Vor einer halben Stunde hatte Satoru den Raum verlassen, um sich von James neue Sachen zu holen. Das war ein bisschen viel Zeit, wenn man bedenkt, dass sein Zimmer nur zwei Türen von unserem entfernt war. Vermutlich hatten sie ein paar Dinge zu besprechen.
 

Ich drehte mich zur Seite und sah aus dem halb zugezogenen Fenster. Ich war mir nicht sicher ob James sich uns anschließen würde. Es ging zwar um seine Tochter, aber der Abend zuvor schien ihn ganz schön mitgenommen zu haben. Mich übrigens auch. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich ihm begegnen sollte. Warum war das nur alles so kompliziert..? Warum konnte nicht einmal alles so laufen wie es sollte.
 

Mit einem leichten Quietschen wurde die Zimmertür geöffnet. Ich schnaufte und setzte mich auf, um den Eindringling sehen zu können. Satoru stand im Rahmen und lächelte mich an. Er lächelte in letzter Zeit ziemlich viel. Ich konnte zwar nicht verstehen, wie er in unserer Situation so fröhlich sein konnte, aber das war mir um einiges lieber, als seine böse, unheimliche Seite. Und irgendwie schien es mich ein wenig zu beruhigen. “Ich dachte du würdest schlafen.”, flüsterte er und schloss hinter sich die Tür. “Wie du siehst bin ich wach.“ Ich ließ mich wieder zurück in die Kissen fallen und sah ihm dabei zu, wie er ein paar Sachen aufs Bett legte und sich langsam umzog.
 

“Hast du mit James gesprochen?”, fragte ich schließlich. “Ja… Ein wenig. Er schließt sich uns an.” Als er fertig angezogen war, kletterte er zu mir auf das Bett, beugte sich ein wenig über mich und gab mir einen Kuss. “Ich liebe dich.” Das kam jetzt ein bisschen unerwartet. Ich blinzelte ein paar mal und runzelte die Stirn. “Eh… Das weiß ich…” Er zog daraufhin nur die Augenbrauen hoch und schnaufte enttäuscht. “Ist das alles, was du dazu zu sagen hast..?” Ich wusste genau, was er hören wollte aber irgendwie… “Mmh… Danke..?”
 

Er hatte schon den Mund geöffnet, um zu antworten, als Lorelei ins Zimmer gestürmt kam. Satoru war immer noch über mir und drehte nur leicht den Kopf, um sie sehen zu können. Sie blieb abrupt stehen und sah abwechselnd von mir zu Satoru. “Störe ich..?” Wir antworteten ihr fast gleichzeitig. Satoru mit einem genervten “Ja.” und ich mit einem fast zu freundlichen “Nein, überhaupt nicht.” Dafür kassierte ich einen bösen Blick von Satoru, den ich mit einem gequälten Lächeln erwiderte. Aber was sollte ich machen? Es war mir ganz Recht, dass sie mich aus diesem unangenehmen Gespräch rettete.
 

Er seufzte und ließ von mir ab. “Was ist los?”, “Das Wasser hat wieder mit mir gesprochen.”, antwortete sie trocken. Ich richtete mich leicht auf. “Und..? Gibt es etwas neues zum heutigen Abend?” Sie nickte. “Ja. Aber es scheint mehr so, als wollte es mich ärgern.” Sie sah zu Boden und schwieg ein paar Augenblicke. Satoru verlor die Geduld: “Nun spuck es schon aus!” Lorelei und ich zuckten fast gleichzeitig zusammen. “Ist ja gut! Es hat mir gesagt, dass einer von uns heute Nacht sein Leben verlieren wird.”, “Wer..?”, fragte ich fast tonlos. Ich fühlte wie sich mein Puls beschleunigte. “Das ist es ja gerade. Das hat es mir nicht verraten, damit ich es nicht wieder verhindere.”
 

Ich wand mich an Satoru: “Und was machen wir jetzt..?” Doch er schüttelte nur den Kopf. “Was sollen wir schon tun? Wir wissen ja nicht einmal wer mit ‘einer von uns’ gemeint ist. Es könnte genau so gut sein, dass einer der Vampirfürsten sein Leben verliert.” Aber was würde diese Information dann für einen Sinn haben..? Ich meine, natürlich ist es nicht schön, wenn es einen der Vampirfürsten treffen würde, aber wir kannten sie überhaupt nicht. Es würde für uns nicht unbedingt eine Rolle spielen. Es schien fast so, als wollte er sich dadurch nur beruhigen. “Also bleibt es dabei, dass wir heute Abend eingreifen..?”, fragte ich vorsichtig, obwohl ich die Antwort schon kannte.
 

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Als es langsam dunkel wurde, machten wir uns auf den Weg. Keiner von uns wagte es zu sprechen. Es schien sich jeder auf seine Weise, auf das Bevorstehende vorzubereiten. Als wir den kleinen Wald verließen, ergriff Satoru meine linke Hand. Dadurch konnte ich fühlen wie nervös er war. Es war ein wenig intensiver als sonst, ich konnte es fast körperlich spüren, brachte es aber nicht über mein Herz seine Hand loszulassen. Als nur noch ein Feld zwischen uns und dem Anwesen stand, brachte ich sie dazu stehen zu bleiben.
 

“Ich werde erst einmal allein versuchen Luisian da raus zu holen. Wartet bitte hier, bis ich euch rufe.” Satoru wollte gerade protestieren, als James sich einmischte: “Das ist vielleicht gar keine so schlechte Idee. Wenn wir geschlossen da hinein gehen, endet das sicher in einer unschönen Auseinandersetzung.” Ich nickte und wollte mich auf den Weg machen, doch Satoru ließ meine Hand nicht los. Ich drehte mich zu ihm um. “Irgend etwas stimmt hier nicht.”, murmelte er, “Könnt ihr es nicht fühlen..? Da sind zu viele Präsenzen…” Alle schienen plötzlich bedrückt. “Einer von uns soll heute sterben. Das könntest genau so gut du sein, wenn du da allein hinein gehst.” Ich spürte wie immer wieder Angst in kleinen Wellen zu mir schwappte. Er versuchte es scheinbar so gut wie möglich zu verbergen, es gelang ihm aber nicht ganz.
 

Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu und umarmte ihn mit meinem freien Arm. Dann gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihm ins Ohr: “Das wirst du ja wohl verhindern.” und dann sagte ich ihm das, was er schon die ganze Zeit von mir hören wollte: “Ich liebe dich auch, also mach dir keine Sorgen und warte brav hier, in Ordnung?” Er war scheinbar für einen kurzen Moment geschockt. Ich nutzte diese Chance, um meine Hand zu befreien und etwas Abstand zwischen uns zu bringen.
 

“Also dann. Bis gleich.”
 

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Als ich die Eingangshalle betrat, war niemand zu sehen, kein einziges Geräusch war zu hören. Man hätte meinen können dieses Gebäude wäre längst verlassen. Aber Satoru hatte Recht. Hier waren mehr Vampire, als eigentlich möglich. Ich befürchtete das Schlimmste… Aber wieso? Wussten sie etwa von den Plänen der Vampirfürsten? Hatte Maksim sich vielleicht tatsächlich auf deren Seite geschlagen und uns verraten..?
 

“Hallo..? Luisian? Vater? Ist jemand zu hause?” Plötzlich bewegte sich etwas in den Schatten rechts neben mir. Ich wirbelte herum und stand nun vor Luisian die mich finster ansah. Ich musterte sie, versuchte herauszufinden, ob es die echte war. Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. “Warum bist du hier..? Ich dachte du suchst nach Satoru…” Sie packte mich am Arm und zerrte mich in Richtung Terrassentür. “Es ist viel zu gefährlich hier! Die Vampirfürsten haben vor unseren Vater zu stürzen!”, sie flüsterte und benahm sich, als würde hinter jeder Säle ein Feind lauern. “Hat Maksim sie verraten..?” Sie erstarrte in ihren Bewegungen und sah mich schockiert an. “Maksim? Wieso sollte er..? Sag bitte nicht, dass er unter ihnen ist..?”, “Eigentlich wollte er zu dir und dich beschützen.”
 

Sie schien kurz zu überlegen. “Also hast du ihn tatsächlich hier in Frankreich getroffen?” Ich nickte, woraufhin wir uns eine ganze Weile nur anstarrten. “E..eigentlich bin ich hier, um dich genau deshalb von hier wegzubringen. Sie wollen heute Nacht angreifen…”, “Dann müssen wir Vater warnen!”, fuhr sie mir dazwischen. Sie wollte mich mit sich ziehen, ich hielt sie jedoch davon ab. “Bitte lass uns hier erst einmal raus gehen. Ich erklär dir dann alles.” Sie musterte mich verwundert. Dann blieb ihr Blick an meiner linken Hand hängen. Sie wurde schlagartig blass und brachte etwas Abstand zwischen uns.
 

“Satoru lebt..?” Ich nickte zögernd. “Und ihr seid auf deren Seite, oder..?”, “Bitte! Komm mit mir nach draußen, damit ich dir alles erklären kann.” Sie schüttelte nur den Kopf und machte noch ein paar Schritte rückwärts. “Du solltest hier ganz schnell verschwinden…”, murmelte sie noch, drehte sich um und lief die Treppen hinauf zum Arbeitszimmer unseres Vaters. Ich war zu schockiert, um gleich darauf zu reagieren. Das war nun wirklich nicht so gelaufen wie erhofft. Um mich herum schienen sich nun alle Schatten in Bewegung zu setzen. Ich konnte immer wieder knurrende und kratzende Geräusche hören.
 

Ich musste hier raus. Schnellstmöglich.
 

Ich drehte mich um und lief so schnell es ging zur Eingangstür. Die Bewegungen der Schatten wurden hektischer, sie schienen mir zu folgen. Ich knallte die Tür hinter mir zu und rannte so schnell ich konnte zum großen Eingangstor. Ich drehte mich nicht um, wollte eigentlich gar nicht wissen, was mich da womöglich verfolgte. Als ich das Tor passierte, fing mich Satoru ab und zog mich hinter die Begrenzungsmauer des Grundstücks. Mir blieb fast das Herz stehen. Ich schlug ihm gegen die Brust. “Musst du mich so erschrecken?!” Die ganze Truppe hatte scheinbar hier auf mich gewartet. “Hab ich euch nicht gesagt, ihr sollt da hinten warten?!” Ich sprach immer noch im Flüsterton, obwohl es gar nicht mehr nötig gewesen wäre.
 

James warf einen Blick durchs Tor. “Was ist denn passiert?”, “Ich weiß es nicht. Sie wissen von dem Angriff der Fürsten. Ich konnte zwar kurz mit Luisian reden, aber sie nicht rausholen und dann wurde ich von irgendetwas verfolgt!” Sophie lief daraufhin an uns vorbei und sah mit James in den Innenhof. “Aber es ist dir doch gar niemand gefolgt…” Ich hielt mich weiterhin an Satorus Ärmel fest, ging aber zu Sophie und James, um mich selbst zu überzeugen. Und tatsächlich. Es war zwar schon ziemlich dunkel und im Haus waren alle Lichter gelöscht, aber es schien mir niemand zu folgen. Ich atmete erleichtert auf. Aber das sollte nicht von Dauer sein.
 

Die Flügel der Eingangstür öffneten sich mit Schwung und aus dem scheinbar pechschwarzen Inneren kamen Alexandre, Michelle und meine Schwester Luisian. Sophie schien nun doch ziemlich nervös zu werden. “Und was machen wir jetzt..?”, fragte sie mit zitternder Stimme. Lorelei seufzte und ging an uns allen vorbei. “Na was wohl? Wir stellen uns ihnen entgegen.” Nachdem wir den ersten Schrecken überwunden hatten, folgten wir ihr. Meine… ich nenne sie mal ‘ehemalige Familie’ blieb mitten im Hof stehen. Alexandre in der Mitte, meine Schwester zu seiner rechten und Michelle zu seiner linken. Satoru nahm mich wieder bei der Hand. ‘Wut’ und ‘Entschlossenheit’. War es wirklich das was er fühlte, oder nur das was er mir zeigen wollte?
 

Nun standen wir ihnen direkt gegenüber und ich konnte regelrecht spüren, wie alles in mir rebellierte und weg wollte. Satoru drückte meine Hand nur noch fester. “Ihr seid mehr, als ich erwartet hatte. Einen schönen Haufen Haustiere hast du dir da angelacht, William.” Sophie machte ein paar Schritte nach vorn. “Werd ja nicht frech!”, knurrte sie bedrohlich, konnte ihrem Gegenüber damit allerdings nur ein Lächeln abringen. Lorelei musste sie davon abhalten auf ihn loszugehen. “Na los William, hör auf mit den Spielchen auf und komm zurück zu deiner Familie.”, sagte Alexandre lachend. Ich drückte Satorus Hand fester, sah zur Seite und schüttelte leicht den Kopf. Für ein paar Momente herrschte Schweigen. “Wenn das so ist…”, flüsterte er schließlich.
 

Mein Blick wanderte zu einem Fenster des Anwesens. Hatte sich dahinter gerade etwas bewegt..? Ich schluckte und trat nach vorn, ohne Satoru dabei loszulassen. “Wir sind nur hier um Luisian zu holen.” Ich hielt ihr meine freie Hand entgegen. “Bitte komm her. Ich will nicht, dass du in den Kampf der beiden hineingezogen wirst.” Sie schüttelte verächtlich den Kopf. “Es ist auch mein Kampf! Die Fürsten wollen unsere Familie angreifen und ich gehöre nun mal dazu. Du stehst auf der falschen Seite… Du solltest deiner Familie helfen und ihr nicht in den Rücken fallen.” Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter zu James. Er und Alexandre starrten sich an. Ich schloss die Augen und nahm meine Hand wieder herunter.
 

“Das ist es ja, was ich dir erklären wollte, ich stehe auf der Richtigen Seite…” Luisian sah mich verwirrt an und wollte gerade etwas erwidern, als Alexandre sich zwischen uns stellte. Er funkelte nun mich und James abwechselnd an. “So ist das also. Er konnte seinen Mund nicht halten.” Er wand sich an James. “Du hast Ann also verraten..?”, “Das habe ich nicht.” James Stimme war fast nur noch ein Knurren. “Du hast sie verraten. Also lass meine Tochter gehen.” Luisian schob sich an Alexandre vorbei. “Was geht hier eigentlich vor..?” Sie sah Hilfe suchend zu Alexandre, er erwiderte ihren Blick jedoch nicht. Ich ergriff wieder das Wort: “Er ist nicht unser Vater. Er hat uns die ganze Zeit nur etwas vorgemacht. Also komm jetzt endlich von ihnen weg! Sie sind nicht unsere Familie.” Es schienen immer mehr Zweifel und Verwirrung von ihr Besitz zu ergreifen. Ich war mir sicher, dass ich sie gleich soweit haben würde.
 

Plötzlich spürte ich, wie sich meine Nackenhaare aufstellten. Satoru zog mich wieder zu sich. Hinter sämtlichen Fenstern des Anwesens bewegten sich nun Schatten, ein Meer aus knurren und rauschen erfüllte den Hof. Gleichzeitig spürte ich die Präsenz von sehr starken Vampiren, die sich uns langsam näherten. “Sie sind hier…”, flüsterte mir Satoru zu. Langsam wurde ich wirklich nervös. “Luisian! Bitte komm zu mir, wir haben kaum noch Zeit! Bitte vertrau mir doch!” Ich hielt ihr wieder meine Hand entgegen. Sie brauchte sie nur zu ergreifen und wir konnten hier wieder weg. Die Schatten schienen nun schon aus der offenen Einganstür zu züngeln und Michelle ging langsam zurück. “Alexandre. Es wird Zeit.” Luisian war immer noch unentschlossen. Machte dann aber doch ein paar Schritte vor, um meine Hand zu ergreifen.
 

Was dann geschah, ging so schnell, dass ich es kaum registrierte. Alexandre machte etwas mit seinem Gehstock. “Luisian bekommt ihr sicher nicht.“ Er packte sie breit grinsend am Arm und eine silberne lange Klinge, wie die eines Degens, kam mir durch ihre Brust entgegen und stoppte nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht. Mit einem Ruck zog er sie wieder heraus und Luisian fiel in meine Arme. Ich sackte durch ihr Gewicht zu Boden und starrte Alexandre fassungslos an, als dieser wenige Augenblicke später von James zu Boden gerissen wurde. Michelle war für einen Moment wie erstarrt, rannte dann aber zurück ins Haus. Sophie folgte ihr und kaum war sie im Haus verschwunden, breitete sich von dort ein Schleier aus Schwarzen Schatten aus, der in wenigen Augenblicken, das ganze Gebäude überzog. Aus dieser dicken schwarzen Masse lösten sich nun Teile, tropften zähflüssig zu Boden und nahmen dort menschliche Gestalt an.
 

Kazuki rannte zu mir und nahm den leblosen Körper von Luisian hoch. “Ich bringe sie zu Maksim. Er kann nicht weit sein.” Satoru zog mich wieder auf die Beine, während Kazuki mit ihr durch das Eingangstor verschwand. Ich starrte ihnen nach, immer noch nicht in der Lage mich zu bewegen. Bis sich mehr als ein dutzend Vampirfürsten am Tor abzeichneten und nur wenig später zu uns aufschlossen. Satoru nahm mein Gesicht in seine Hände und hielt es so, dass ich ihn ansehen musste. “Es ist alles in Ordnung! Sie schaffen das schon! Also bitte konzentrier dich auf das hier und jetzt, sonst wird es gefährlich!” Ich nickte schwach und löste mich von ihm. Ich musste mich zusammen reißen. Trotzdem wurde mir ganz anders, da immer wieder ‘einer von uns’ in meinen Kopf kreiste.
 

Ich wandte mich wieder in Richtung Haus, dorthin wo ich Alexandre und James vermutete. Doch von ihnen war keine Spur mehr. “Wo ist er hin?!”, rief ich schon fast panisch. “Er macht das, was er am besten kann. Weglaufen. Keine Sorge, James wird ihn nicht entkommen lassen. Wir sollten uns jetzt erst einmal damit beschäftigen.” Er deutete zum Haus. Immer mehr Gestalten entstanden aus den Schatten, lauerten und knurrten. Sie warteten auf das Zeichen zum Angriff. “D..das sind ja die Angestellten…” Ich erkannte ein paar Dienstmädchen und einen Butler, dann den selben Butler noch einmal und noch einmal… Ich runzelte die Stirn. Michelle musste sie erschaffen. Sie waren perfekte Kopien. Aber sie schienen alles andere als menschlich.
 

Lorelei kam an meine Seite. “Ich dachte wir wollten uns aus dem eigentlichen Kampf heraushalten?”, “Dafür ist es wohl ein wenig zu spät.”, entgegnete ihr Satoru. Sie schnaufte: “Tut mir Leid, wenn ihr ein wenig nass werdet.” Sie hob beide Arme und fast Augenblicklich zog sich der sternenklare Himmel zu und ein extrem starker Regenschauer fiel nieder. Ich war innerhalb weniger Augenblicke nass bis auf die Knochen. Auch die Vampirfürsten machten sich bereit. Als hätten sie nur darauf gewartet, stürzten nun die Schattenwesen auf uns zu. Satoru stellte sich vor mich. Ein gigantischer Blitz erhellte den Himmel, traf auf Satoru und wurde zu seiner Waffe. So schaltete er fast zehn von ihnen aus, sie lösten sich einfach in Luft auf. Lorelei ließ die Regentropfen gefrieren und schleuderte sie auf ihre Angreifer.
 

“Das ist Michelles Werk. Wir müssen irgendwie ins Haus und sie ausschalten.”, schrie einer der Fürsten, er war durch den Regen und den ernormen Donner, von Satorus Blitz, kaum zu verstehen. Ich für meinen Teil nutze den kleinen Trick mit dem ich auch Maksim einen Abend zuvor ziemlich zugesetzt hatte. Ich baute mir ein Schutzschild aus Lichtkugeln auf. Alle um einiges größer, als am Abend zuvor. Durch den starken Regen hatte ich allerdings ein wenig Probleme sie unter Kontrolle zu halten. Sobald eine der Gestalten mit meinen Kugeln in Berührung kam, löste sie sich in einem hellen Lichtblitz auf. So kamen wir ein ganzes Stück näher an das Gebäude.
 

Allerdings schien Michelle nun darauf zu reagieren und ließ immer mehr Gestalten entstehen. “Was ist eigentlich mit Sophie?! Hat sie es nicht hinein geschafft?!”, rief ich Satoru zu, der gerade zwei Angreifer beiseite stieß, die ihm zu nahe gekommen waren. Antwort bekam ich allerdings von einem Fürsten mit englischem Akzent. “Ja. Genau wie geplant.”, “Was!?” Ich starrte ihn entsetzt an. “Wir hatten mit so etwas ähnlichem schon gerechnet. Sie soll die Barriere von Innen zerstören.” Ich sah wieder zu der schwarzen Masse, die sich zähflüssig um das Gebäude zu bewegen schien. “Wie will sie das denn schaffen..?”
 

Ich bekam zu spät mit, dass sich eines der Zimmermädchen mit einem Küchenmesser auf mich stürzte. Lorelei zog mich in letzter Sekunde beiseite, so verletzte sie nur meinen Arm. Der englische Vampirfürst ließ die Angreiferin sofort in Flammen aufgehen. “Könnest du dich bitte konzentrieren?!”, blaffte mich Lorelei an. Bevor ich mich jedoch entschuldigen konnte, zog der starke Geruch von verbranntem Fleisch meine Aufmerksamkeit auf sich. Die Angreiferin war nicht verschwunden. Die Flammen erloschen langsam im Regen und enthüllten den verkohlten Körper. “Sie war echt..?” Scheinbar hatte Michelle die Angestellten nicht nur geklont, sondern auch verwandelt und mit in den Kampf geschickt. “Wie konnte sie nur..?!” All diese unschuldigen Menschen..! Ich war außer mir vor Wut. Alles was sich angestaut hatte, die Wut auf Alexandre, auf meine Tante, die ganze Situation… Ich fühlte wie tief in mir etwas riss…
 

Ich konzentrierte alle Kraft die ich aufbringen konnte und schleuderte sie in Richtung Eingangstür. Es entstand eine Schneise, durch die ich sofort rannte. Ich musste einfach mit ihr abrechnen. “William!” Ich hörte Satoru meinen Namen rufen, wusste aber, dass er mir nicht mehr folgen konnte. Die Gestalten schlossen sofort hinter mir die Lücke. Wieder erhellten gigantische Blitze den Himmel, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner. Als ich direkt vor dem Eingang ankam, baute ich mein Schutzfeld wieder auf. Gerade rechtzeitig, denn alle umstehenden Gestalten konzentrierten sich nun auf mich. Ich wusste nicht recht, wie ich nun durch diesen dicken schwarzen Schleier kommen sollte. Vorsichtig streckte ich die Hand aus. Die schwarze Masse wich vor meinen Fingerspitzen zurück, bis sich wieder der Türgriff abzeichnete. Sobald ich ihn berührte, erschien die komplette Tür und ich konnte eintreten.
 

Innen war es komplett dunkel. Ohne meine Lichtkugeln, hätte ich die Hand vor Augen nicht sehen können. Mir blieb fast das Herz stehen, als die Tür mit einem lauten knall hinter mir zuschlug. Dann war es ruhig. Zu ruhig. Man hörte nicht einen Ton. Keinen Donner keinen Regen. Er erreichte das Dach scheinbar nicht einmal. Aber wo waren Sophie und Michelle? Ich machte vorsichtig ein paar Schritte weiter in das Innere. Keines dieser Schattenwesen schien hier zu sein. Erst jetzt viel mir auf, dass ich den Atem angehalten hatte. Ich atmete einmal tief ein, schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Stille. Wenn die beiden hier waren musste man es hören. Ich stand ein paar Augenblicke so da. Lauschte.
 

Und tatsächlich… Da war etwas… Ein Rauschen und es kam näher. Ich riss die Augen wieder auf und fast im selben Moment rauschte eine riesige Flutwelle aus dem ersten Stock die Treppen hinunter und auf mich zu. Ich machte einen Satz zurück, wurde aber trotzdem davon erfasst und mit dem Rücken gegen die Tür gespült. Nach Luft schnappend richtete ich mich wieder auf. Ich ließ den kompletten Raum von meine Lichtkugeln erhellen. Das viele Wasser bildete nun kleinere Wirbel und wanderte wieder die Treppe hinauf.
 

“William..?” Sofort richtete ich meinen Blick auf die Person am oberen Absatz der Treppe. Es war James, den die kleinen Wasserkreisel schützend umgaben. “Was machst du denn hier..?”, zischte er halb in Panik. “Das könnte ich dich genauso fragen!” Ein stöhnendes Geräusch direkt vor mir brachte mich dazu zu Boden zu sehen. Zu meinen Füßen versuchte Alexandre gerade wieder auf die Beine zu kommen. Seine Kleidung war halb zerfetzt und schmutzig, er sah ganz schön mitgenommen aus. Als er mich sah umspielte ein verzweifeltes Lächeln seine Lippen. “William..! Du musst mir helfen! Du kannst doch nicht einfach zusehen, wie er deinen alten Vater umbringt!” Er versuchte nach meinem Bein zu greifen, ich machte einen Schritt nach hinten, sodass der Versuch ins leere ging.
 

“Jetzt reicht es aber!”, schimpfte James. Das Wasser, das mir im ganzen Raum, fast bis zu den Knöcheln reichte, versammelte sich unter Alexandre, beförderte ihn nach oben und gefror augenblicklich. Es bildete eine gigantische Säule aus Eis, in dessen Inneren der falsche König eingeschlossen war. Wie erstarrt betrachtete ich seinen entsetzten Gesichtsausdruck. Solange bis James neben mir auftauchte und mir über den Kopf strich. “Es ist vorbei.”, “Nein… Michelle hat da draußen eine Arme aus Schattenwesen erschaffen. Satoru und die Fürsten kämpfen gerade gegen sie. Wo ist Michelle? Wir müssen sie aufhalten! Und Sophie ist hier auch irgendwo!” Er sah mich gleichermaßen entsetzt und verwirrt an. “Ich habe Alexandre durch das halbe Haus gejagt, habe aber keinen von beiden gesehen…”
 

In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. “Wo warst du nicht?”, “Im oberen linken Flügel und im Keller.” Wir nickten uns leicht zu und liefen los. Wir versuchten es als erstes im Keller. Die einzige Möglichkeit dort hin zu kommen, war über eine lange, schmale Wendeltreppe neben der Terrassentür. Sie führte uns erst an der Küche vorbei und dann weiter nach unten. Da rechts und links massive Steinwände emporragten konnte man das Ende nicht sehen. Aber da war etwas. Ich blieb stehen und James lief beinahe in mich hinein. “Was..?” Ich bedeutete ihm still zu sein, dann löschte ich die Lichter. Und tatsächlich. Von unten aus dem Keller kam ein schwaches oranges Licht. Es flackerte immer wieder, wie eine Kerze, außerdem schien es bei jedem Schritt wärmer zu werden.
 

Die Temperatur stieg so stark, dass meine Kleider, unten angekommen, schon fast wieder trocken waren. Wenn man nach rechts ging, fand man sich im Weinkeller wieder. Auf der linken Seite ging es über in ein Labyrinth aus Gewölben. Doch genau von dort kam das Licht. Hinter ein paar Abbiegungen, gelangten wir in einen großen Raum, in dem sich fast über die gesamte Fläche ein Becken erstreckte, dass früher wahrscheinlich als Wasserspeicher genutzt wurde. Mitten über diesem Becken schwebend, befand sich jetzt jedoch ein riesiger Feuerball, dessen Flammen immer wieder die umliegenden Wände berührten und pechschwarz färbten.
 

Und in diesem rot glühendem Ball war Sophie. Die Ränder ihres Kleides hatten durch die Flammen schon ziemlich gelitten. Sie hatte die Augen geschlossen und führte mit ihren Händen immer wieder kreisende Bewegungen aus. James machte Anstalten das Feuer zu löschen, ich hielt ihn jedoch davon ab. “Sophie!” Ich rief immer wieder ihren Namen, doch es dauerte eine Weile, bis sie darauf reagierte und langsam die Augen öffnete. Sie sah uns schockiert an. “Was macht ihr denn hier?!” Ihre Stimme klang durch das Feuer ziemlich gedämpft. Wollte sie so etwa die Barriere durchbrechen?! Ich sah mich um. Wir waren hier wohl genau mittig unter dem Gebäude.
 

“Ihr müsst hier sofort raus! Von dem Gebäude wird nicht mehr viel übrig bleiben, wenn ich damit fertig bin!” Die Hitze war kaum noch auszuhalten. Ich hörte wie im Weinkeller immer wieder Flaschen durch den Druck zersprangen. “Sie hat Recht! Lass uns hier verschwinden!” James packte meinen Arm und versuchte mich mit sich zu ziehen. Ich konnte mich nicht lange dagegen wehren. “Und was ist mit dir?!” Erst schien sie erstaunt, doch dann schenkte sie mir ein friedliches Lächeln. Die Flammenkugel hatte sich jetzt schon bis zu den Seitenwenden ausgedehnt.
 

“Ich habe nichts mehr, was da draußen auf mich wartet… Die Menschen die ich beschützen wollte gibt es nicht mehr. Außerdem… Du hast es doch selbst gesagt. Alles was mir bleibt, ist dabei zuzusehen wie mein Körper zerfällt… und das will ich nicht. Es ist besser so. Auf diese Weise kann ich euch wenigstens noch nützlich sein…”, “Das… das ist verdammt egoistisch, weißt du das?!” Sie schloss wieder die Augen und die Kugel weitete sich schneller aus. James nahm mich hoch, damit ich mich nicht mehr weheren konnte.
 

“Was ist mit uns?! Wir warten da draußen auf dich, verdammt!!” Bei meinem letzten Satz riss sie die Augen wieder erschrocken auf, doch dann war James auch schon mit mir um die nächste Ecke gebogen und ich verlor sie aus den Augen. Ich schlug ihm auf den Rücken. “Lass mich runter.”, “Tut mir Leid. Erst wenn wir draußen sind.” Er rannte die Treppe hoch und durch die große Eingangshalle. Vorbei an der großen Eissäule, die langsam anfing zu schmelzen. James versuchte die Tür zu öffnen doch es ging nicht. Endlich ließ er mich runter. “Was jetzt?” Mich hatte die Tür schon einmal durchgelassen, also ergriff ich den Knauf und hoffte das beste. Und tatsächlich ließ er sich drehen. James packte mich am Handgelenk stieß die Tür mit Schwung auf und zerrte mich nach draußen.
 

Kurz bevor sich die Tür hinter uns schloss sah ich noch einmal zurück, auf die Eissäule, auf den Mann den ich solange für meinen Vater gehalten hatte und… auf Michelle… Ich erschauderte. Durch den nur noch wenige Zentimeter großen Spalt sah ich Michelle oben auf dem Treppenabsatz stehen. Sie schien mir direkt in die Augen zu sehen. Dann fiel die Tür ins Schloss und die schwarzen Schatten begruben sie wieder unter sich.
 

James nahm nicht viel Rücksicht auf die vielen Schattenwesen. Ohne sein Tempo zu verringern zog er mich durch die Masse, immer weiter weg von dem unheimlichen schwarzen Ding, das mal mein Zuhause gewesen war. “Schnell! Geht in Deckung!”, rief er den anderen zu. Nur Satoru lief auf uns zu und fing mich auf. Alle Angreifer schienen schon im nächsten Augenblick zu erstarren. Auf der schwarzen Oberfläche des Gebäudes zeichneten sich immer mehr orangefarbene Risse ab. Kurz darauf gab es eine gigantische Explosion, die den gesamten Himmel in orange-rotes Licht tauchte, alle Schattenwesen auslöschte und uns durch die Druckwelle zu Boden riss.
 

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Als die Sonne aufging, saß ich auf den Überresten der Grundstücksmauer und starrte auf die immer noch qualmenden Ruinen. Satoru lag neben mir, mit dem Kopf auf meinem Schoß. Ich war mir nicht sicher, ob er mich anstarrte oder den Himmel. “Ich fasse es nicht, dass wir das überlebt haben.” Satoru grinste breit. “Das war doch klar. Wir werden noch verdammt lange leben. Bis wir alt und runzelig irgendwo nebeneinander im Schaukelstuhl sitzen und dem Gras beim wachsen zusehen.” Ich erwiderte sein Lächeln und wuschelte ihm durchs Haar. “Alt und runzelig, ja?”, “Klar. Und selbst dann werde ich noch nicht genug von dir haben.” Er schloss die Augen und lächelte weiter friedlich vor sich hin.
 

“Meine Güte! Euch scheint es wirklich zu gut zu gehen!”, meckerte Lorelei die rechts neben mir saß und ihre zu kurzen Beine baumeln ließ. Einige Vampirfürsten waren dabei in den Ruinen nach etwas noch verwertbarem zu suchen. Ich beobachtete sie. Ich hatte nicht einmal Zeit gehabt ein Andenken mitzunehmen und jetzt war alles weg… Meine gesamte Vergangenheit. Mit einem seufzen stellte sich James hinter Lorelei und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. “Luisian ist jetzt aufgewacht. Kommt ihr wieder mit zum Haus?”
 

Diesmal machten wir uns nicht extra die Mühe auf den Wegen zu bleiben. Wir liefen quer über das Feld, direkt auf das kleine Waldstück zu. “Wo sind eigentlich die anderen Vampirfürsten?”, fragte ich ganz beiläufig. “Sie versuchen den Leuten im Dorf zu erklären, was hier letzte Nacht los war.” Ich verzog das Gesicht. “Unschöne Aufgabe…” James lachte. “Das schienen sie gewohnt zu sein.”, “Sie müssen sich wohl einen anderen Sitz für ihren neuen König suchen.” Satoru überholte mich leicht, so das er mein Gesicht sehen konnte. “Aber wir gehen doch jetzt zurück nach Japan oder..?” Ich musste mir das Lachen verkneifen und nahm ihn bei der Hand.
 

“Klar.”
 

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öhm… del fin… O.o

wow… ich habs echt geschafft…

an dieser stelle möchte ich mich herzlich bei meinen lesern bedanken. ich weiß das mach ich eigentlich ständig… XD aber egal! ich danke allen die bis jetzt am ball geblieben sind!
 

UND JAAANZ WICHTIG!!!
 

nisch gleich die geschichte aus der favo liste schmeißen! Ich hab euch ja in der umfrage versprochen, dass ich noch was tolles mache, wenn jemand bestimmtes gewinnt: Satoru hat gewonnen, also hab ich ein extra kappi geschrieben! (kommt die woche noch)
 

ich hoffe wir lesen uns mal wieder!



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2011-04-22T22:01:26+00:00 23.04.2011 00:01
nooooin, es ist zu ende :(
hihi, aber ich bin trotzdem hoch zu frieden :) jetzt nur schnell das extra kappi und dann such ich di enæchste fanfic :)
tschada <3
Von:  Ginji92
2011-04-05T19:37:29+00:00 05.04.2011 21:37
geile Story und vor allem auch gut geschrieben, hab ja schon ein anderes ff von dir gelesen und du bist wirklich gut, Story war so geil am besten wäre es wenn du noch ewig weiter drann schreiebn würdest, weil genau solche Storys selten sind und deswegen noch ruhig weitergeschrieben werden können (les mir gleich noch Zusatzkapi durch *total drauf freu xD*)
Mach auf jeden Fall so weiter wie bisher
Von:  Deida-chan
2010-05-19T17:53:25+00:00 19.05.2010 19:53
WAHHHH voll tollo !
*knutscher geb*
Is echt gut geworden die ff!
war bis zu letzt spannend und nervenkitzelnd !
Satoru und Will sind voll lieb, sie sind einen wirklich an das Herz gewachsen.
Das ende ist Klasse vielleicht kann man das ende ausbauen aber ich finde es so schön wie es jetzt ist.
also ich weis nicht was ich noch dazu sagen soll
ausser

weiter machen !

lg deida
Von:  KarenChan
2010-05-17T08:18:31+00:00 17.05.2010 10:18
wirklich ein tolles letztes kapitel *-* ich hatte auch befürchtet dass lorelai was passiert, aber sophie is nich sooo tragisch...
vielen dank dass ich die FF lesen konnte, hat echt spaß gemacht!

ich freu mich schon auf das extra kap ^^
Von:  Sakura-Kiss
2010-05-17T06:47:50+00:00 17.05.2010 08:47
schade das sophie stterben musste...aber es war ein echt schönes ande!!
hast du super gemacht :)

freu mich schon aufs nächste extrakapi^.^
Von: abgemeldet
2010-05-16T16:33:23+00:00 16.05.2010 18:33
perfektes ende genau wie es sein sollte mit einem reißen kampf!:P
boom bamm explosion XD
aber wer hätte gadacht das sophie dabei drauf geht?!?!...
will wird wohl ne menge zu tun haben mit satouru... so anghänglich wie der is... lol
freu mich scho aufs extra kapi ^^
glg miha
Von: abgemeldet
2010-05-16T15:12:44+00:00 16.05.2010 17:12
Oh - der Fehlerteufel hat sich eingeschlichen - ziemlich am Schluss hast du statt Lorelei Sophie geschrieben, was ja nicht geht, da diese ja bereits tot ist.
Ok...
War ein cooles Kap - a lot of action zum Schluss, hat mir gefallen!! ^,^
Auch wenn dadurch das Ende irgendwie apruppt kam...aber es ist schön, dass am Ende die Bösen alle vernichtet wurden und Lorelai nichts passiert ist (hatte für einen kurzen Moment die Befürchtung gehabt). ^^
Sophie ist jetzt für mich nicht so dramatisch, weil ich sie nie besonders ins Herz geschlossen hatte...
Ach ja, und was Satoru angeht... - man der Typ entwickelt sich so langsam zu einer echten Klette, armer Will!! *gg*
Alles in allem ein seeehr schöner FF!!
Freu mich schon auf den nächsten *hehe*
*KUSS*

^_______^
Von:  Fischi-san
2010-05-16T10:28:29+00:00 16.05.2010 12:28
Ich liebe dieses Ende! Erst diese Dramatik, dann Action und dann Zuckerwatte!!! Einfach ein würdiges und genauso gutes Ende für diese FF.
Ich muss sagen, dass es schade ist, dass jetzt hier Schluss ist, aber die FF war einfach nur toll und klasse zu lesen. Die Charas sind mir richtig ans Herz gewachsen! Und ich werd sie vermissen!
Nun, ich freu mich auf das was noch folgt und kann dir einfach nur einen großen Berg Lob und beste Wünsche dalassen, auf dass du immer so weiter machst!
LG
Aki


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