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Das Herz des Ozeans

My Heart will go on
von

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Dinner mit Valnar

5. Kapitel: Dinner mit Valnar

 

Valnar befand sich im wohl prunkvollsten Raum des gesamten Schiffes: dem Treppenhaus der ersten Klasse. Im Hintergrund schlug eine Uhr zum Dinner. Ein Angestellter öffnete ihm die Tür bevor er selbst richtig an der Tür war und begrüßte ihn mit einer höflichen Verbeugung und “Sir”. So, als würde Valnar schon immer so aussehen und sei schon gestern Abend dort gewesen. Nervös nickte Valnar ihm zu und durchschritt die Tür. Über ihm war die Glaskuppel die den gesamten Raum erleuchtete. Fast so, als würde die Sonne in diesen Treppenaufgang hineinleuchten. Und in der Mitte der Kuppel hing ein riesiger, mit Juwelen besetzter Kronleuchter. Überall waren reiche Leute und unterhielten sich gedämpft. Einige nickten ihm zum Gruß zu. Im Hintergrund spielte leise die kleine Musikkapelle die nicht mehr als sechs Menschen waren. Sie spielten den Wiener Walzer. Valnar betrat die Wendeltreppe mit mäßigem Schritt und sah sich alles an. Das hochwertigste Holz war verarbeitet worden. Alles, außer der Fußboden war vertäfelt. Die Handläufe bestanden außerdem aus schwarz lackierten Metall, das sich kunstvoll verschlungen in dieses Bild einfügte. Auf der Hälfte der Treppe teilte sie sich und ein Engel aus Messing hielt eine elektrisch beleuchtete Fackel. Überall waren bequeme Sessel im warmen rot, in denen sich ebenfalls Leute hinsetzten und sich unterhielten.

Als er die weit auslaufende Treppe hinter sich gelassen hatte lehnte er sich lässig an eine Säule die aus Mahagoni bestand. Aber als er sah wie die anderen feinen Herren standen versuchte er dies nachzumachen. Gerade wie eine Kerze, eine Hand hinter dem Rücken, die andere auf Jacketthöhe und mit ihr gestikulierend.

Aber dann hörte er lautere Stimmen die von der Hälfte der Treppe ausging. Es war Aysha De Witt Bukater und Asgar Hokley. Die unterhielten sich über das Schiff und über Alaine die wohl noch nicht anwesend war. Sie gingen an Valnar vorbei ohne von ihm Notiz zu nehmen. Er versuchte Asgars förmliche Bewegungen nachzuahmen, damit die anderen Reichen ihn als angehörigen der ersten Klasse hielten. Aber das taten sie wohl schon. Das Aussehen ließ diese Leute wohl schon denken, er sei wohlhabend.

Dann sah er sich erneut um und ihm versagte die Sprache. Vor ihm, an der großen Uhr stand Alaine in einem schwarzen Kleid mit rotem Unterrock. Sie trug weiße Samthandschuhe und Kollier aus Silber und Diamanten. Ihr Haar war am Hinterkopf leicht von Haarbändern zusammengehalten, in die Edelsteine eingefasst waren. Auch sie sah verwundert auf ihren Erretter. Was so ein Smoking schon alles ausmachen konnte. Als er ihre Hand nahm schlug ihr Herz wie verrückt. Er beugte sich galant nach vorn und gab ihr einen Handkuss.

“So einen Handkuss kenne ich aus dem Varieté und wollte ihn seitdem auch mal tun.” flüsterte er lächelnd. Alaine musste kichern. Dann bot der junge Mann ihr den Arm an und sie verschränkte ihn mit ihrem eigenen. Spaßeshalber reckte Valnar seinen Kopf soweit nach vorn, dass man annehmen konnte, dass seine Nase die gläserne Kuppel streifen konnte. Sie gingen auf ihre Mutter und ihren Verlobten zu.

“Darling, du erinnerst dich bestimmt an Mr. Dawson.”

“Dawson? Verblüffend. Sie könnten fast als Gentleman durchgehen.” sagte er erheitert zu Valnars Anzug.

“Ja, fast.” entgegnete er trocken. Vorhin hatte er keine Notzi von ihm genommen und nun kam so eine unterschwellige Bemerkung. Dann gingen sie weiter ins Innere des Schiffes wo noch mal so viele Leute waren wie im Treppenhaus. Valnar lächelte kurz etwas verunsichert aber Alaines aufmunternder Blick, dass er es nicht so ernst nehmen sollte, was Asgar sagte, gab ihm wieder etwas Sicherheit.

Ein Stockwerk weiter unten führte Alaine ihre Begleitung in Richtung Speisesaal. Dort zeigte sie ihm all die Reichen und Schönen des Schiffes.

Sie deutete auf eine Frau mit rötlichen Haaren, die ihren schon fast glichen. Das war die Comtesse Jayna von Ross. Dann zu einem schwarzhaarigen älteren Mann der Raron Jacob Astor war. Alaine meinte dass er der reichste Mann auf dem Schiff sei. Seine Frau war in anderen Umständen und so alt wie Alaine. Die junge Frau sah etwas zu ihr, besonders auf ihren leicht gewölbten Bauch.

“Sie versucht es zu verstecken ein regelrechter Skandal. Und das ist Kain Guggenheim und seine Mätresse Madam O´ Bére. Mrs. Guggenheim und die Kinder sind selbstverständlich zu Hause.” und weitere Aristokraten folgen.

 

“Lust ´ne Lady zum Dinner zu geleiten?” fragte plötzlich jemand von hinten. Nyria Brown kam links neben Valnar hervor und lächelte die beiden freundlich an.

“Sicher doch.“ sagte er durch die Nase. Sofort bot der junge Mann ihr seinen linken Arm an. Mit den beiden Frauen, jede an einer Seite gingen er weiter. Asgar rief nach Alaine, die etwas hinter ihm ging. Dann betraten sie den Speisesaal.

“Das reinste Kinderspiel, nicht wahr Valnar? Denken Sie daran: die haben alle nur Geld im Kopf. Tun Sie einfach so als besäßen Sie eine Goldmiene und schon gehören Sie zum Club.” sagte die selbstbewusste Frau als sie den hell erleuchteten Raum betraten. Überall waren Rundtische, die mit blütenweißen Tischdecken und Tischlampen in Reih und Glied aufgestellt waren. Schnell begrüßte sie Raron Astor und gesellte sich ihm.

“Sieh mal an, Hallo Nyria. Schön Sie zu sehen.”

“R.J, Madeline, darf ich Ihnen Valnar Dawson vorstellen?” Alaine war es, die gesprochen hatte. Zuerst gab Valnar Madeline Astor einen Handkuss und dann ihrem Gatten die Hand.

“Nun, Valnar… gehören Sie zu den Klennar Dawsons?” fragte Raron neugierig.

“Nein, Ähm… zu den Limm Dawsons genau gesagt.” antwortete er schnell. Raron sah etwas verwirrt drein, nickte aber. Vielleicht gab es dort einen weiteren Zweig dieser Familie.

Am Dinertisch saßen sechzehn der bedeutendsten Herren des Schiffes. Der Kapitän, Mr. Andrews, Mr. Ismay, die Comtesse, Nyria Brown, Aysha, Alaine, Asgar, Kain Guggenheim und noch weitere. Valnar war sicher nervös aber er ließ es sich nicht anmerken. Alle nahmen an, dass er einer von ihnen war. Der Erbe eines Vermögens bei der Eisenbahn vielleicht. Neureich- gar keine Frage, aber trotzdem ein Mitglied des Clubs. Doch auf Aysha DeWitt Bukater war natürlich verlass.

 

“Erzählen Sie und von den Unterkünften der dritten Klasse, Mr. Dawson. Sie sollen auf diesem Schiff recht annehmlich sein.”

Aber Valnar reagierte charmant. “Die besten die ich je gesehen habe Ma’am. Fast keine Ratten.” Nyria lachte beherzt auf über diesen Witz. Auch Asgar lächelte gekünstelt. “Mr. Dawson ist aus der dritten Klasse zu uns gestoßen. Er kam gestern Abend meiner Verlobten zur Hilfe.” erklärte er.

“Es hat sich herausgestellt, dass Mr. Dawson ein hervorragender Künstler ist. Er war so freundlich mir einige seiner Werke zu zeigen.” fügte Alaine sanft noch hinzu. Aber ihr Verlobter verschaffte ihr einen Dämpfer.

“Alaine und ich definieren Kunst auf eine ganz unterschiedliche Art und Weise. Ohne Ihre Werke in Frage zu stellen.” Nervös wank der junge Mann ab, als Zeichen, dass er es ihm nicht übel nahm.

Alaine räusperte sich in ihre Serviette und bedeutete Valnar damit, dass der Kellner ihm ein Glas Champagner hin stellen wollte. Er sah zu dem Besteck vor sich und fand an die zehn Gabeln und Messer vor sich, die fein säuberlich nach der Größe und Nutzungsweise aufgereiht war.

“Ist das alles für mich?” hackte er bei Mrs. Brown nach. “Ja, arbeiten Sie sich einfach von außen nach innen vor.” antwortete sie ebenso leise mit einer Serviette vor dem Mund. Auch Mr. Andrews und Mr. Ismay unterhielten sich, nur um ein anderes Thema: die Lazalatin. Jinnai Ismay behauptete dass Aaron jede einzelne Schraube dieses Schiffes kennen würde.

“Ihr Schiff ist ein wahres Wunderwerk Mr. Andrews.” fügte Alaine lächelnd hinzu und er bedankte sich.

Bei Valnar wurde gerade Kaviar auf den Teller getan. Der Kellner fragte noch wie er seinen Kaviar essen wollte, aber Valnar wank ab und meinte dass er noch nie Fischeier gemocht hatte. Und wieder eine Frage von Alaines Mutter. Sie wollte wissen wo er denn wohnen würde.

“Also im Augenblick ist meine Adresse noch die RMS Lazalatin. Was danach kommt weiß nur der Liebe Gott.”

“Und woher haben Sie die Mittel zu reisen?” hackte sie nach.

“Ich erarbeite mir die Fahrkarte normalerweise. Sie wissen schon: Handelsmarine und so was. Aber meine Fahrkarte für die Lazalatin verdanke ich einem glücklichen Händchen beim Pokern, einem ausgesprochen glücklichen Händchen.” und sah dabei lächelnd zu Alaine, die gerade an ihrem Champagner nippte. Bei diesem Satz musste Nyria beherzt auflachen.

“Das ganze Leben ist doch von Glück bestimmt.” meinte Mr. Guggenheim. “Ein richtiger Mann hilft seinem Glück auf die Sprünge, nicht wahr Dawson?” entgegnete Asgar. Valnar nickte kurz.

“Und Sie finden dieses bonzenlose Dasein ansprechend, ja?” Aysha trieb es zu weit, selbst für Mrs. Browns Ansichten, da sie selbst einmal kein Lotterleben geführt hatte. Bei dem Blick den Nyria Aysha zuwarf, wäre sie sofort tot umgefallen, würde Nyrias Blick töten, aber Valnar beschwichtigte diesen Streit.

“Oh ja Ma’am, so ist es. Ich meine, ich habe alles was ich benötige bei mir. Ich habe Luft in meinen Lugen und ein paar leere Blatt Papier.” Alaine sah von ihrem Essen auf und sah den jungen Maler an.

“Ich finde es schön morgens aufzuwachen ohne zu wissen was mir passiert oder wer mir begegnet oder wohin es mich verschlägt. Vor einigen Tagen habe ich noch unter einer Brücke geschlafen und jetzt sitz ich hier: auf dem größten Schiff der Welt und trinke mit vornehmen Leuten wie ihnen Champagner.” In dem Moment kam gerade wieder eine Flasche herum und Valnars Glas wurde sofort wieder aufgefüllt. Die Gesellschaft lachte amüsiert über seine ehrliche Aussage.

“Ich finde das Leben ist ein Geschenk und ich habe nicht vor etwas davon zu verschleudern. Man weiß nie was man als nächstes für Karten kriegt. Man lernt das Leben so zu leben wie es gerade kommt. Oh, hier Asgar.” Valnar warf dem Verlobten Alaines eine Schachtel Streichhölzer zu, da Asgar eben nach den selbigen in seinem Frack gesucht hatte und fing sie überrascht auf. Und dann redete er weiter.

“Weil jeder Tag zählt.” Und viele pflichteten ihm bei, so wie Nyria und Kain Guggenheim. Und Alaine erhob ihr Glas um diesen Satz als Toast auszusprechen. Alle anderen erhoben ihre Gläser ebenso und sprachen den Satz nach. Der junge Maler nickte verlegen und erhob sein Glas.

Die folgenden Stunden waren erfreulicher. Nyria erzählte gerade eine Geschichte, die ihrem Mann passiert war.

“Und Mr. Brown hatte keine Ahnung, dass ich das Geld in den Ofen versteckt hab. Und als er nach Hause kam, betrunken wie eine Trauergemeinde, zündete er den Ofen an.” Alle lachten, alle, außer Valnar. Er konnte nicht begreifen, dass sie sich über verbranntes Geld amüsierten. Aber das tun wohl alle Reichen. Er lächelte gezwungen und sah in die Runde.

Alaine beugte sich etwas nach vorn zu Valnar, weil sie wusste was nun geschehen würde.

“Als nächstes werden Brandys im Rauchsalon eingenommen.” sagte sie leise zu ihm und in dem Moment erhob sich Mr. Guggenheim.

“Würden Sie mir bei einem Brandy Gesellschaft leisen Gentleman?” Die junge Frau neigte leicht genervt den Kopf zu Boden, so als hätte sie es gewusst, was nun kommen würde. “Wollen Sie sich in eine Rauchwolke zurückziehen und sich beglückwünschen die Schöpfer des Universums zu sein?” fragte sie. Mr. Ismay stand auf und bedankte sich bei den Damen für den Abend. Und auch Asgar wollte gerade Alaines Stuhl zurückziehen, damit sie aufstehen konnte.

“Alaine, möchtest du dass ich dich zu deinem Zimmer geleite?” “Nein, ich geh noch nicht.” antwortete sie und ihr Verlobter ließ von ihr ab. Auch Valnar stand vom Tisch auf und gab Nyria noch ihren Bleistift zurück, den er sich von ihr ausgeliehen hatte. Mr. Guggenheim wollte die Anwesenheit des jungen Mannes noch genießen und bot so Valnar noch an mit zukommen. Aber er lehnte freundlich ab.

“Ist wohl am besten so. Es geht sowieso nur um Geschäfte. Würde Sie nicht interessieren.” meinte Asgar, erleichtert diesen Abend hinter sich gebracht zu haben. Dann warf er noch die Streichhölzer seinem Besitzer zurück mit einem “Danke“ - wohl für beides. Valnar wandte sich noch einmal um, um sich von Alaine zu verabschieden.

“Valnar, müssen Sie schon gehen?” fragte sie wehmütig.

“Es ist Zeit wieder mit den andern Sklaven zu rudern.” antwortete er ironisch, was Alaine ein lächeln ins Gesicht zauberte. Dann beugte er sich zu ihr runter und küsste ihre Hand zum Abschied, hinterließ aber einen kleinen Zettel in ihrer Hand. Aysha sah der ganzen Sache zu, wandte sich aber nachdem er gegangen war wieder den Gesprächen zu.

Valnar ging. Und Alaine blieb allein zurück. Sie besah sich heimlich den kleinen Zettel, den er ihr in die Hand gelegt hatte.

“Damit es zählt. Treffen Sie mich an der Uhr.” stand geschrieben. Etwas aufgeregt sah sie auf.

 

Nervös kam Alaine der großen Treppe näher. Die Uhr schlug neun. Noch einmal atmete sie tief ein bevor sich Valnar zu ihr umdrehte, mit einem lächeln auf dem Gesicht.

“Haben Sie Lust auf eine richtige Party zu gehen?”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Catayane-
2009-03-28T07:49:02+00:00 28.03.2009 08:49
Toll, einfach toll.
Nyria gefällt mir ^^ Die ist so hübsch menschlich geblieben.
Aber Valnar war wirklich gut in seiner Posse.

Mach weiter so ^^


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