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100 Themes Challenge

every day is writing day
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#17 [Blood]

Pascaaaal!
 

"Pascaaaal!", kreischte er, den Tränen nahe und so aufgelöst, als hätte man ihm das geliebte Haustier massakriert. Was immerhin zur Hälfte stimmte. Nicht, dass er ein Haustier gehabt hätte - aber von einem Massaker konnte man hier definitiv sprechen.
 

Da hat man einmal seinen sozialen Tag und nimmt sich vor, die Küche ein bisschen aufzuräumen (und dem angeschlagenen Pascal ein bisschen Arbeit abzunehmen - der arme Kerl plagt sich schon fast eine ganze Woche lang mit einer fiesen Grippe herum) und wie wird es einem gedankt?

Er konnte nicht hinsehen und hielt seinen Arm deshalb weit von sich gestreckt - wo er ein wenig zitterte - und starrte zur anderen Seite, wo hoffentlich bald Pascal erscheinen würde. Aber er kam nicht, auch nach mehrmaligem Rufen nicht und da erinnerte er sich, dass er wohl grade unter der Dusche stand. In Pascalmanier, was ihm sagte, dass es noch eine ganze Weile dauern konnte und zudem seine Heißwasserrechnung in die Höhe schrauben würde. War ihm im Moment allerdings scheißegal, er verzweifelte nur gerade ein bisschen.

Abspülen hatte er wollen, voller Elan und Tatendrang, stolz auf sich, auch mal ein bisschen was beizutragen zum Haushalt und die Anhäufung von schmutzigem Geschirr zu dezimieren, die sich mittlerweile auf der Ablage stapelte. Kaum fiel Pascal mal für ein paar Tage aus, verwandelte sich das ganze Haus schon in ein Dreckloch und lieferte ihm ein falsches Bild von sich selbst. Er war kein Schwein, dem ne schmutzige Umgebung egal war. Er hatte es ja gern sauber und war nur meistens zu faul, selbst dafür zu sorgen. Deshalb war er heute auch ziemlich engagiert gewesen bei diesem Vorhaben, mal selbst wieder was zu tun, hatte herzhaft in der mit Wasser gefüllten Spüle herumgegraben, um dieses Stöpseldings zu finden, um neues, heißes Wasser reinzulassen - und hatte dabei seine halbe Hand an einem Kochmesser aufgespießt, das irgend ein Trottel da einfach reingeworfen hatte! (Okay, der Trottel war er selbst gewesen.) Aber trotzdem fühlte er sich durch diese Aktion bestätigt, dass Küchendienst nichts für ihn war und außerdem verblutete er grade!

"Oh scheiße, was mach ich jetzt!", jammerte er, weiterhin sein verletztes Händchen weiiiiit von sich gestreckt, als wäre er dann etwas weniger dafür verantwortlich, mochte noch immer nicht hinsehen, denn der erste Blick hatte ihm schon vollkommen gereicht.
 

Egal, wie oft man ihn damit aufziehen mochte. Er wäre eine Dramaqueen, ein Feigling, ein Schwächling, Jammerlappen, Mädchen oder noch nettere Bezeichnungen. Er konnte sich einfach nicht "zusammenreißen", wie man so schön von ihm verlangte. Und wenn sie ihn dreimal auslachten, wenn er angesichts einer so "lächerlichen Wunde" schon die Augen verdrehte und ihm so schlecht wurde, dass er nicht selten die Kloschüssel umarmte. Es war ja auch garnicht der Schmerz, der ihm zu schaffen machte - im Gegenteil tat es nichtmal sehr weh, brannte ein bisschen; aber sobald er Rot sah, war es vorbei mit seiner Fassung. Was niemand verstand, der nicht ebenfalls diese übertriebene Abneigung hatte, die man nicht einfach nur mal abschalten konnte, wenn es unangenehm wurde. Blöde Wichser! Machten sich noch einen Spaß daraus, ihm jedes Mal irgendwelche Wunden unter die Nase zu reiben in der Hoffnung, er würde in Ohnmacht fallen. Zum Glück passierte das nun wirklich selten. Aber Rufschädigung war es allemal.
 

Er machte den Fehler und schielte kurz zur anderen Seite, nur um festzustellen, ob seine Hand in einem spontanen Anfall von Lepra schon abgefallen war; die ganze Handinnenfläche war rot und tropfte momentan ein bisschen vor sich hin, ihm wurde schlecht und sein Magen ballte sich zusammen. Er sollte ein Pflaster draufkleben, oder zumindest mal Küchenkrepp draufdrücken, aber das.. er konnte ja nichtmal hinsehen, geschweigedenn den Gedanken ertragen, da selber mit der Hand herumzudrücken, sich vielleicht die Finger blutig zu schmieren und.. mit blutigen Fingerspitzen verband er sowieso schon traumatische Erlebnisse und.. guaaah, Pascal!!

In dem Moment hörte er eine Tür und japste sofort los, konnte gleich darauf den Anblick eines sieben-Achtel-nassen Pascals mit Handtuch um die Hüften garnicht gebührend genießen und deutete nur nach hinten. Und Pascal sagte zum Glück auch nichts, er war es schon gewohnt, dass solche Bagatellen ihn schon außer Gefecht setzten. Und mittlerweile rollte er auch nichtmal mehr genervt mit den Augen, wenn er sich wieder mal geschnitten, gepiekst oder aufgeschürft hatte und deswegen fast durchdrehte, als hätte man ihm ein Körperteil ohne Betäubung amputiert.
 

"Wie ist das denn passiert?", fragte Pascal mit einer rauen, bröckelnden Stimme, die er innerhalb der letzten Tage voller Husten und Röcheln kultiviert hatte. Franquin zeigte nur kommentarlos zur Spüle, mit der gesunden Hand natürlich, während Pascal mit Küchentüchern seine lädierte (die er dabei nicht ansah - Pascal machte das schon gut so) bearbeitete und dabei ein flüchtiges Grinsen zeigte.



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