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100 Themes Challenge

every day is writing day
von

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#6 [Break]

"Ich dich auch."
 

Ich schäme mich.

Es ging furchtbar schnell. Ich bin so anders als du. Wenn du mich sehen könntest. Vermutlich würde es dich mehr abstoßen als alles andere. Würde es mich auch, wenn ich es von außen sehen könnte. Da kann dir keiner einen Vorwurf machen. Würdest dastehen und dich fragen, wozu du überhaupt hergekommen bist. Und es würde dich verletzen, frustrieren, wütend machen. Oder deprimieren. Alles zusammen. Und würdest dich mit mir, für mich, schämen.
 

Es ging schrecklich schnell. Es fühlt sich erbärmlich an. Wenn du mich sehen könntest. Ich habe Angst davor, vor diesem Blick. Deinem mitleidigen, angewiderten Blick. Der fragt, was passiert ist. Wieso. Und wie. Wie konnte das passieren? Schreit mir nicht ins Gesicht, sieht mich nur an und ich will unter diesem Blick wegsterben, um ihm zu entkommen. Dein Blick, der es nicht fassen kann; der mich nicht begreifen kann, nicht nachvollziehen, was mit mir passiert ist. Mich ansieht, wie einen Fremden, der vergessen hat, was Würde ist. Wie man Stolz buchstabiert. Der es nicht wert ist, dass man Mühen auf sich nimmt. Es tut mir so leid..
 

Es passierte so plötzlich. Ich hatte Angst, in dieses Loch zu fallen. Du kennst das Loch. Du standest doch schon öfter am Rand und hast reingeschaut, dich manchmal drin verloren. Das Loch ist gefährlich. Ich wollte nicht verschluckt werden, hatte Angst, nicht mehr zu leben. Lebendig, aber nicht am Leben. Du weißt, welches Loch ich meine. Ich saß am Rand, hab mich festgekrallt, völlig verzweifelt. Du hättest dich sicher verschlucken lassen. Hocherhobenen Hauptes. Oder auch nicht. Vielleicht wäre es garnicht so weit gekommen. Wahrscheinlich wärst du eher an deinem Lachen erstickt. Dich in Zynismus gerettet. Ich kann das nicht. Ich bin nicht so wie du. So ganz anders. Kein Held.
 

Es waren nur ein paar Stunden. Du hättest Wochen so weitermachen können, ganz sicher. Du bist der Typ dafür. Du hättest das alles ertragen, ohne den kleinsten Riss in deiner Seele zurückzubehalten. Du bist so ganz anders. Härter. Stärker. Trotziger? Ich beneide dich. Was bin ich für ein Feigling. Eine feige Sau. Eine dreckige Hure. Verkauft hab ich mich, mit allem drum und dran. Ich dachte, ich halte es nicht aus. Verzeih mir. Verzeih meine Schwäche. Ich bin nicht wie du.
 

So schnell habe ich aufgegeben. Ich will nicht, dass du mich so siehst. Mittlerweile habe ich mehr Angst vor deiner Reaktion, als vor allem anderen. Vielleicht ist es besser, wenn du mich gar nicht so siehst. Wenn du mich in Erinnerung behältst als das, was ich war. Oder wie du mich zumindest gesehen hast. Als du meine Schwäche noch nicht kanntest. Ich will nicht, dass ich dir deine Erinnerungen an mich kaputtmache. Ich ertrage diesen Blick nicht, der mir mit Verachtung begegnet. Abscheu. Ekel. Enttäuschung, bodenlose.

Es tut mir leid, dass ich nicht stark bin! Dass ich den leichten Weg gehe, statt durchzuhalten!

ES TUT MIR LEID!
 

Egal, was du sagen wirst. Wie du mich ansehen wirst. Was passieren wird:

Ich habe gesehen, wer ich bin; was für eine jämmerliche Gestalt das ist unter dieser glänzenden Schale; wie verrottet und schämenswert mein wahres Ich. Und jedes Mal, wenn ich in einen Spiegel sehe, werde ich mich daran erinnern und mich dafür hassen, was ich getan habe.
 

Mal sehen, wie lange ich diesen Anblick ertragen kann.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kumquat
2009-02-06T01:42:57+00:00 06.02.2009 02:42
Ich hab ganz nasse Äuglein. Hah.
Das ist wunderbar intensiv. Durch die ganzen strategisch wichtigen Wiederholungen vor allem. Wobei ich nicht mal glaube, dass Pascal so abweisend reagieren muss - es käme ganz auf die Umstände an (hoho) - aber Frankie hat ja auch den Hang zum Dramatisieren, gell.
Geschrieben ist es ganz großartig. Und erzähl mir nichts anderes, duu..!


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