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Allein

Eine David-FF
von

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Das, was ich bin

Ein paar Wochen gingen ins Land. Wochen, in denen David mehr als genug Zeit zum Nachdenken hatte. Mehr Zeit, als ihm lieb war.
 

Er war ein verdammtes Monster, daran bestand nicht der geringste Zweifel. Für ihn gab es keine Heilung. Das einzige, was ihm für eine Weile Linderung verschaffen konnte, war Menschenblut. Er hatte es bereits mit Rinderblut und allerlei anderem versucht, doch nichts vermochte ihm dasselbe Gefühl zu geben wie das Blut eines Menschen. Allein der Gedanke daran, dass er das alles versucht hatte, widerte ihn an. In seinem vorherigen Leben hatte er schließlich Tiere geliebt und war Vegetarier gewesen. Darauf durfte und konnte er nun keine Rücksicht mehr nehmen. David hatte keine andere Wahl, als sich seinem Schicksal zu fügen.
 

Mittlerweile konnte David Timo kaum noch in die Augen sehen. Es ging ihm nicht gut bei dieser ganzen Sache und er spürte Timos Enttäuschung, die mit jedem Tag mehr und mehr anwuchs. All die Lügen, die David erzählen musste, zehrten an den beiden jungen Männern. Timo wusste, dass David log. Der Schwarzhaarige war noch nie besonders gut im Lügen gewesen.
 

David konnte nicht mehr allzu viel mit Timo unternehmen. Sie konnten ja nicht einmal mehr gemeinsam essen, denn das hätte wohl ziemlich makaber ausgesehen. Und doch war David froh, dass Timo nicht nachfragte. Er würde Timo nur noch mehr anlügen müssen und das schien dieser zu spüren.
 

Irgendwann jedoch erreichte David einen Punkt, an dem er fürchtete, sein Kopf würde explodieren. Zu viele Gedanken und Erinnerungen schwirrten umher. Wenn er nicht endlich ein paar seiner Gedanken loslassen und mit jemandem teilen konnte, würde er sicher wahnsinnig werden.

Er stieg die Treppe hinab und ging ins Wohnzimmer. Wie erwartet saß Timo dort auf dem Sofa. Der Fernseher lief.

"Timo", begann er. Er wusste ja selbst, dass er es nicht ewig vor Timo geheim halten konnte. Und bevor Timo womöglich noch von selbst auf Davids neues Leben stoßen konnte, war es sicher besser, wenn er Timo zuvorkam.

"Ach, du redest ja doch noch mit mir", stellte Timo fest und warf David einen kurzen Blick zu, den dieser nicht einordnen konnte. Dann widmete er sich wieder dem Fernseher. Die Kälte in Timos Stimme konnte er dafür fast körperlich spüren. Und er hatte Recht, denn in der letzten Zeit hatten sie sich wirklich wenig bis gar nicht unterhalten.

"Ich muss unbedingt mit dir reden", fuhr David fort. Er setzte sich ebenfalls auf das Sofa. "Denn so wie jetzt kann es nicht weitergehen."

"Das weiß ich schon lange", brummte Timo zurück. Er schien wirklich sauer zu sein. David verkrampfte sich unmerklich.

Plötzlich änderte sich Timos Tonfall.

"Alter, ich bin mit meinem Latein echt am Ende. Früher konnten wir uns alles erzählen. Warum ist das nicht mehr so?" Er sah David traurig an.

Dieser nickte.

"Ja, ich kann dich gut verstehen. Und ich werde jetzt versuchen, dir alles zu erklären. Du wirst mich zwar für verrückt halten..."

Timo seufzte. "Wir werden sehen."
 

Und David begann. Er redete sich alles von der Seele, erzählte von dem Mädchen mit den eisblauen Augen, seiner Verwandlung, seiner ersten Jagd und wie er die letzten Monate verbracht hatte. Allein den Zwischenfall mit dem großen Kerl ließ er aus.

Während David berichtete, konnte er beobachten, wie Timos Augen sich weiteten. Doch er unterbrach seinen Freund nicht.

Minuten vergingen, die David wie Stunden vorkamen. Auch, als David geendet hatte, sagte Timo eine Weile nichts.

Irgendwann schüttelte er langsam den Kopf. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, doch er schloss ihn wieder.

"Du... du willst mich doch verarschen", behauptete der Braunhaarige.

"Ich wünschte wirklich, ich könnte jetzt ja sagen", murmelte David. "Das will ich wirklich. Aber ich kann es nicht."

"Das kauf ich dir nicht ab."

"Dann pass auf."

David öffnete den Mund und bleckte die Zähne. Zuerst sah man nur seine fast makellosen Zähne. Doch dann musste Timo bei dem Schauspiel fassungslos zusehen. Vor Davids Zähnen wuchs langsam eine Reihe kleiner, spitzer Fangzähne. Timo schreckte zurück. Das war sicher nicht das, was man ein normales Gebiss nennen konnte.

"Das..." Timo stockte. "Das kann nicht wahr sein", versuchte er sich erneut einzureden.

David schloss den Mund wieder. Nun wirkte er nicht mehr so bedrohlich. Er schwieg und blickte Timo traurig an. Was konnte er jetzt auch noch sagen?

Auch Timo war unfähig, auch nur einen Laut von sich zu geben. Sein bester Freund war tatsächlich ein Vampir.



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