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Happy ohne Ende?

von

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Trotzdem

Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit.
 

Ich möchte mich bei Sunny für ihren wunderbaren Kommentar bedanken – das ist nicht selbstverständlich und ich habe mich über jedes einzelne Wort gefreut.
 

Immer noch ein wenig gereizt von Tims dummen Kommentaren, aber durchaus nachdenklich, wandte sich Lena Christian und ihren beiden kleinen Nichten zu. Während Lisa eher gelangweilt da saß und Löcher in die Luft schaute, hatten Christian und die kleine Lena mittlerweile aufgehört zu spielen und versuchten sich nun mit Händen und Füßen zu unterhalten. Dabei warfen sie immer wieder verschwörerischen Blick zu den trainierend Fußballern und steckten die Köpfe zusammen. Dieser Anblick behagte der Psychologin gar nicht, immerhin kannte sie Christian bereits von klein auf und wusste, wann er etwas ausgeheckte. Und wie er dabei aussah, denn von seinem Engelslächeln und dem Dackelblick ließ sie sich nicht mehr täuschen. Er hatte es einfach faustdick hinter den Ohren, egal, wie lieb er dreinschaute – gerade dann heckte er irgendetwas aus. Und diesmal schien er Torstens jüngere Tochter für seinen Vorschlag begeistert zu haben, denn die nickte immer wieder und lächelte Christian bewundernd an. Da schienen sich zwei gesucht und gefunden zu haben.
 

Lena wollte sich gerade zu den beiden setzen, um was auch immer sie ausheckten, zu vereiteln, als sie selbst schüchtern von der Seite angesprochen wurde.
 

„Hallo Lena.“
 

Überrascht drehte sich Lena um und starrte wieder einmal zuerst nur auf eine breite Brust. Wieder einer dieser Momente, in denen sie ihre geringe Größe verfluchte – oder auch diese riesigen Fußballspieler, die alle problemlos auf sie herabsehen konnten. Als sie ihren Blick jedoch weiter noch oben wandern ließ, musste sie unwillkürlich lächeln.
 

„Hey Per“, erwiderte sie seinen Gruß und für einen kleinen Augenblick wurde ihr ganz komisch. Wahrscheinlich war es ihr schlechtes Gewissen, das sich meldete. Immerhin hatte sie Per gesagt, dass sie sich melden würde, sobald sie ein wenig Ordnung in das Chaos in ihrem Kopf geschaffen hatte – aber das war nun schon Wochen her. Gut, sie hatte ihr Gefühlsleben immer noch nicht in Einklang mit ihrem Kopf gebracht, aber es war besser geworden. Jeden Tag ein kleines Bisschen besser. Doch es war noch nicht so, wie sie es gerne hätte – wie sie glaubte, dass es bei „normalen“ Menschen aussehen musste. Bei Menschen, die nicht so emotional gestört waren wie sie und die nicht vor jeder festen Beziehung wegliefen, weil das Risiko besteht, verletzt zu werden.
 

Aber was, wenn er ihr Übel nahm, dass sie sich seit ihrer letzten Begegnung nicht mehr mit ihm hatte treffen wollen? Dass sie jede Gelegenheit, bei der sie sich hätten sehen oder auch nur über den Weg laufen können, vermieden hatte. Was, wenn er nicht verstand, warum sie es getan hatte – warum sie ihm aus dem Weg gegangen war. Nicht für sich – in Ordnung, vielleicht nicht nur für sich, sondern auch für ihn. Damit es ihm besser ging. Denn sie hatte es ja gerade getan, weil sie Per nicht wehtun wollte. Dafür hatte sie den langen Innenverteidiger viel zu lieb gewonnen. Und egal was Tim sagen oder von ihr denken mochte: Sie würde ihn niemals absichtlich verletzen. Deshalb hatte sie sich nicht eher wieder mit ihm treffen wollen, denn nach ihrem Kuss und der Art, wie Per sie angesehen hatte, war Lena sehr wohl klar gewesen, dass sich der Bremer Hoffnungen machte. Hoffnungen auf eine Beziehung, auf eine gemeinsame Zukunft vielleicht sogar – und das, obwohl er wusste, wie es in ihr aussah. Obwohl er ihre Vergangenheit kannte. Oder besser gesagt: trotzdem. Trotzdem schien er sie zu wollen.
 

„Seid ihr fertig mit dem Training? Oder macht ihr nur Pause?“, durchbrach Lena die unangenehme Stille zwischen ihnen. Bisher hatten sie sich noch nie angeschwiegen, aber sie hatten sich ja auch seit ihrem Kuss nicht mehr persönlich gesehen. Und zwischen einem persönlichen Gespräch und einem Telefonat lagen Welten.
 

„An sich sind wir fertig“, kam Pers Antwort ähnlich zögerlich und einsilbig wie zuvor Lenas Frage. All die Unsicherheit über ihre Situation schien beide zu beeinflussen. Lena wusste nicht, was sie Per sagen sollte und der lange Innenverteidiger in Bremer Diensten schien auch nicht so genau zu wissen, weshalb er sie überhaupt angesprochen hatte.
 

„Das ist schön“, murmelte die Psychologin deshalb nur und blickte für einen Augenblick auf ihre Füße. Es war ihr irgendwie peinlich Per gegenüber zu stehen und sich zu wissen, worüber man sich mit ihm unterhalten konnte. Ja, es war peinlich – und ungewohnt.
 

„Was ist eigentlich mit uns los Per? Es war doch sonst nicht so zwischen uns. Vom ersten Moment an konnten wir doch über Gott und die Welt reden. Warum stehen wir jetzt hier voreinander, als hätten wir uns nichts zu sagen? Was ist passiert?“, fragte Lena leise, fast schon mehr zu sich selbst als zum Innenverteidiger. Dabei hielt sie die Augen gesenkt und sah dadurch nicht, dass Per sich kurz auf die Lippen biss und seine Hand dann zu ihrem Kinn wandern ließ. Erst als seine rauen, kühlen Finger ihre warme Haut berührten, bemerkte sie es. Mit leichtem Druck zwang er sie dazu, ihn anzusehen und genauso leise fragte er sie:
 

„Weißt du das wirklich nicht?“
 

Ein Blick in Pers traurige Augen verriet der Blondine, dass es, egal wie abgeklärt und gefasst der Innenverteidiger wirken mochte, in seinem Inneren anders aussah. Dass er litt, so wie Tim es beschrieben hatte, obwohl sie ihm nie hatte wehtun wollen. Und trotzdem quälte er sich. Trotzdem. Das verwirrte Lena, weil sie es, verglichen mit ihrem eigenen Verhalten, nicht verstehen konnte. Ihr innerer Selbsterhaltungstrieb hätte sie vermutlich schon längst dazu gebracht wegzulaufen. Weit wegzulaufen und alles hinter sich zu lassen. Zumindest war das ihre Reaktion nach dem Desaster mit Ricardo gewesen – vorher war sie genauso blauäugig wie Per gewesen.
 

„Ja. Nein. Doch. Ach, ich weiß es nicht, Per“, versuchte Lena ihre Achterbahnfahrenden Gedanken in Worte zu fassen. Zu jedem Einerseits gab es ein Andererseits in ihren Gedanken. Einerseits lag es bestimmt an ihrem Kuss und Pers Wissen um ihre Vergangenheit, dass sich etwas zwischen ihnen geändert hatte, andererseits hatte sich ihr Verhältnis zueinander nicht geändert. Und so ging es immer weiter.
 

„Siehst du, da haben wir doch schon einen der Gründe, warum wir nicht mehr normal miteinander reden können – auch wenn wir es eigentlich beide wollen.“
 

Das schüchterne Lächeln, das die beiden austauschten, löste Lena die Zunge und resigniert seufzte sie.
 

„Wieso muss denn alles nur so kompliziert sein?“
 

„Es hat nie jemand behauptet, dass es leicht sein würde. Nur, dass es das Wert sein würde“, meinte Per und ihm war bewusst, dass man seine Aussage so oder so deuten konnte. Genauso wie man Lenas Aussage auf das Leben oder die Liebe im Allgemeinen oder ihre komplizierte Beziehung im speziellen beziehen konnte. Aber der Innenverteidiger in Bremer Diensten war sich sicher, dass die Blondine vor ihm ihn verstehen würde. Sie war ja nicht umsonst Psychologin und hatte gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen. Das bewies auch ihre Frage.
 

„Aber ist es das denn auch? Ist es das Wert?“, wollte Lena von Per wissen und schaute ihm erneut in die Augen. Der gebürtige Pattensener wusste, wie viel von seiner Antwort abhing und sagte deshalb ohne auch nur eine Minute darüber nachzudenken und ohne zu zögern im Brustton der Überzeugung:
 

„Immer.“
 

„Wirklich immer? Auch, wenn’s wehtut?“
 

Lena ließ nicht locker. Sie wollte wissen, ob Per wirklich felsenfest davon überzeugt war, dass es das alles Wert war. Trotz allem, was er garantiert schon mit den Frauen erlebt hatte – und auch trotz allem, was sie ihm erzählt und mittlerweile vielleicht auch zugemutet hatte.
 

„Gerade dann. Denn wenn es wehtut, hast du alles gegeben.“
 

Per hatte keinen blassen Schimmer, woher diese Worte kamen, die so weise und erwachsen klangen. Womöglich färbte Lenas Anwesenheit auf ihn ab, wer konnte das schon mit Sicherheit sagen? Letztlich war es aber auch egal. Er spürte nur, dass er wirklich von ihnen überzeugt war.
 

„Und womöglich nichts zurück bekommen“, beendete Lena Pers eigentlich schon vollendeten Satz. Die unterschwellige Bitterkeit verriet dem 1,98-Meter-Mann, dass sie schon wieder an ihre eigene Vergangenheit zurück dachte. Dabei hatte sie ihm doch bei ihrem letzten Treffen versprochen, dass sie das alles verarbeiten und abharken würde. Damit sie ihre Vergangenheit endlich hinter sich bringen konnte, wie Timon und Pumba im „König der Löwen“ immer so schön rieten. Einen kurzen Moment stutzte Per innerlich, als ihm klar wurde, dass er da gedanklich gerade einen Disney-Film zitiert hatte. Gut, er liebte diese Zeichentrickfilme und wusste, dass sie immer sehr lehrreiche Lektionen hatten – aber sie in Gedanken schon zu zitieren? Das war dann doch nicht das, was er erwartet hatte. Bevor der Innenverteidiger sich jedoch weiter über seine Schwäche für Filme von Walt Disney Gedanken machen konnte, setzte er lieber sein Gespräch mit Lena fort.
 

„Das stimmt nicht. Du bekommst immer etwas zurück. Sonst würdest du nicht so lange weitermachen.“
 

Wo er Recht hatte, hatte er Recht, musste Lena ihm im Stillen zugestehen, doch die ganze Sache hatte immer noch einen Harken und den teilte sie Per auch mit.
 

„Aber am Ende ist es doch nicht das, was ich mir erhofft habe.“
 

Leise seufzend fuhr Per sich durch seine kurzen, feuchten Haare und zuckte nur mit den Schultern, so als ob Lenas Einwand grundsätzlich nicht der Rede Wert sei. Allein diese Geste ließ Torstens kleine Schwester schon Luft holen, um Per das Nötige dazu zu sagen, doch bevor sie auch nur anfangen konnte, untermalte Per seine Geste mit Worten:
 

„Kann sein. Kann aber auch nicht sein. Muss denn eine Beziehung immer wie im Märchen sein? Glücklich sein reicht doch fürs Erste.“
 

To be continued
 

Jetzt ist dieses Kapitel doch um einiges tiefsinniger und weniger locker geworden, als ich es mir eigentlich vorgestellt hatte. Irgendwie bringt die Kombination aus Per und Lena immer diese Seite in mir zum Vorschein, während Clemens, Tim oder auch Markus da ganz andere Reaktionen provozieren. Ich hoffe natürlich, dass es euch trotzdem gefallen hat. So ein bisschen Per und Lena kann ja eigentlich nie schaden, denn jedes Gespräch ist ein Schritt vorwärts.

Wie schätzt ihr Pers Haltung ein? In diesem Kapitel hat er ja wieder einmal einiges über sich verraten. Hat er Recht, dass es immer dann, wenn es besonders wehtut, sehr tief gegangen ist? Und dass das, was man vorher bekommen hat, das alles Wert ist? Denn dass niemand einem versprochen hat, dass es leicht wird, das ist ja mal klar, ich denke, darüber wird sich niemand mit mir streiten wollen… ;) Oder haltet ihr es eher mit Lena, die am Ende immer nur den Schmerz sieht?

Und was haltet ihr von meinen/Pers letzten Sätzen? Wahr, falsch oder irgendwo dazwischen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sunny12
2014-03-20T14:07:33+00:00 20.03.2014 15:07
Hey!
Ich finds super, dass das neue Kapitel so schnell hinterher gekommen ist :)
Es war auch nicht schlimm, dass es etwas tiefsinniger gewesen ist. Das passte richtig gut zu den beiden.
Weh tut es eigentlich immer, zumindest ist das meine Erfahrung ;) Aber es ist, denke ich mal, auch irgendwo Voraussetzung ist, dass es nicht nur eine oberflächliche Beziehung gewesen ist. Ansonsten gibt es ja eigentlich nichts, das diesen Schmerz auslösen kann. Ob das Vorangegangene den Schmerz allerdings wert ist, darüber lässt sich vermutlich streiten, da halte ich mich erstmal zurück ;) Letztendlich muss das doch jeder selbst entscheiden. Und leicht ist es wirklich nie...
Ich finde, die letzten Sätze sind dir wirklich gut gelungen. Eine Beziehung wie im Märchen wäre dann doch langweilig ;)
Ich freu mich auf das nächste Kapitel :)
GLG sunny


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