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Happy ohne Ende?

von

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Nach Hause

Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit.
 

Das hier ist für Sunny - zwei Kommentare binnen kürzester Zeit freuen mich sehr =) Und deswegen geht es auch schon so schnell weiter.
 

Per wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Wieder einmal saß Lena reglos da und schien vollkommen in Gedanken vertieft. Es schien so, als wäre sie in eine völlig andere Welt abgetaucht, eine, zu der er keinen Zutritt hatte. Aber er wollte doch so gerne für sie da sein. Ihr beistehen. Ob er nach ihrer Hand greifen und sie streicheln durfte? Oder ob er sie vielleicht sogar in den Arm nehmen und trösten sollte? Es war alles so schwierig und verwirrend. Während der letzten Stunde hatte er all das schon getan, bedenkenlos aus einem plötzlichem Impuls oder auch einem Gefühl heraus, das ihm gesagt hatte, dass es richtig war. Dass sie ihn nicht von sich stoßen würde.
 

Aber jetzt? Jetzt hatte sie hoffentlich erkannt, welchen Fehler sie all die Jahre gemacht hatte. Dass sie den Menschen in ihrer Umgebung unnötig wehgetan hatte – weil sie sich an eine Illusion geklammert hatte gegen die die Realität niemals hatte ankommen können. Das musste schmerzen und Per wusste nicht, ob sie dabei seine Nähe ertragen konnte. Irgendwie war er schließlich dafür verantwortlich, dass sie all das hatte sehen müssen. Vielleicht würde sie ihm irgendwann dafür dankbar sein – aber sich nicht jetzt und bestimmt auch nicht in ein paar Stunden. Sie würde Zeit für sich brauchen, um die Erkenntnisse zu verarbeiten – und um sich zu überlegen, wie es jetzt in ihrem Leben weitergehen sollte. Oder nein, weiterleben, fand Per, war nicht die richtige Bezeichnung. Es würde nicht weitergehen, sondern neu beginnen. Und der lange Innenverteidiger hoffte inständig, dass er einen Platz in ihrem neuen Leben haben würde.
 

„Per, würdest es dir was ausmachen, mich zu Torsten zu bringen? Ich muss jetzt erstmal nachdenken – den Kopf frei bekommen“, murmelte Lena leise und bestätigte damit die Vermutung des Bremer Verteidigers, der mit so etwas schon gerechnet hatte.
 

„Kein Problem, mein Auto steht noch auf dem Parkplatz.“
 

Ohne weitere Worte zu verschwenden erhoben sich die beiden, klopften das Gras von ihrer Kleidung und machten sich auf den Weg zurück zum Weserstadion. Kein einziges Mal schaute Lena Per dabei an, ihre Augen hatte sie zuerst immer auf die Weser, dann, auf dem kleinen Trampelpfad, auf die Erde gerichtet. Und es war nicht so sehr die körperliche Distanz zwischen ihnen beiden, welche Per verunsicherte, sondern die, die sie durch ihr schweigen aufbauten. Doch nach so viel emotionaler und körperlicher Nähe zu Lena wollte Per sich jetzt nicht zurückweisen lassen – wollte nicht zulassen, dass sich die kleine Schwester des „Lutschers“ jetzt wieder in ihr Schneckenhaus zurückzog und niemanden an sich heran ließ. Dafür war sie ihm mittlerweile einfach zu wichtig geworden. Deshalb sprang der gebürtige Niedersachse über seinen Schatten und brach das Schweigen zwischen ihnen:
 

„Hör mir bitte zu Lena: Ich wollte dir nicht wehtun, dich nicht verletzen, in dem ich dich dazu gezwungen habe mir von deiner Vergangenheit zu erzählen. Wirklich nicht. Aber ich kann mich jetzt nicht dafür entschuldigen, dass ich dich die Wahrheit hab sehen lassen. Das wäre heuchlerisch“, sagte Per mit fester Stimme und hielt Lena dabei am Arm fest, damit sie nicht einfach weitergehen konnte. Ihm war klar, dass sie jetzt garantiert nichts von ihm hören wollte, aber diesen Gefallen wollte er ihr nicht tun. Daher fasste er sie leicht ans Kinn und zwang die Blondine aufzublicken und ihn anzusehen. Ihm in die Augen zu schauen.
 

„Ich bin nämlich wahnsinnig froh, dass du erkannt hast, dass deine Liebe zu Ricardo nach all der Zeit einfach nicht mehr das ist, was dich glücklich macht. Dass sie das schon seit längerer Zeit nicht mehr gewesen ist. Denn jetzt hast du vielleicht endlich die Chance den Mann zu finden, der dich glücklich machen kann“, fuhr Per mit erstickter Stimme fort. Ehrlichkeit war für ihn schon immer sehr wichtig gewesen und der Verteidiger ahnte, dass Torstens kleine Schwester vor vielen Jahren, damals, bevor die ganzen Probleme ihren Lauf nahmen, ebenfalls großen Wert auf Ehrlichkeit gelegt haben musste. Womöglich wusste sie es ja immer noch zu schätzen und konnte bloß selbst nicht mit jedem vorbehaltlos ehrlich sein.
 

„Vielleicht, ja. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht habe ich diesen Mann aber auch schon längst vergrault. Oder er will mich einfach nicht, kann doch sein. Und ich würd’s ihm nicht einmal verübeln. Denn wer will denn auch schon freiwillig eine Frau, die so verkorkst ist wie ich? Niemand, genau“, sprach die gelernte Psychologin all die Ängste aus, die ihr in den letzten Minuten durch den Kopf gegangen waren. Lena war zwar nun klar geworden, dass sie nicht für den Rest ihres Lebens allein bleiben wollte – doch was nützte ihr diese Erkenntnis, wenn sie all den wunderbaren Männern in ihrem Leben bereits mehrfach mit voller Kraft vor den Kopf gestoßen hatten?
 

„Du bist nicht verkorkst, du hast nur wie alle anderen Menschen auch Probleme – eine Vergangenheit. Das ist doch vollkommen normal. Find mal einen, der keine hat, da wirst du keinen Erfolg haben. Als trau dich!“, versuchte Per Lena weiter neuen Mut zu geben. Er wollte die Wahl-Spanierin nicht aufgeben, wollte sie nicht so resigniert zu ihrem Bruder zurückbringen. Weil es für sie doch gar keinen Grund gab zu resignieren: Gut, sie hatte bestimmt den ein- oder andern Mann von sich gestoßen, aber der Innenverteidiger konnte sich nicht vorstellen, dass die nicht bereits wären, ihr noch eine zweite Chance zu geben. Oder überhaupt eine erste, so wie er.
 

„Das ist ziemlich-“, setzte Lena an, doch Per unterbrach sie und beendete ihren Satz für sie.
 

„- Riskant, natürlich. Ohne Risiko geht’s aber eben nicht.“
 

Vielleicht hätte es den 1,98-Meter-Mann erstaunen sollen, wie sehr Torstens kleine Schwester auf Sicherheit bedacht war, doch nach alle, was sie ihm bereits von sich erzählt hatte, wunderte ihn fast gar nichts mehr an dieser Frau. Und vielleicht übte gerade das ja auch diese Anziehungskraft auf ihn aus.
 

„Und wer garantiert mir, dass ich nicht vielleicht-“
 

„Wenn du eine Garantie willst, kauf dir einen Toaster!“, wurde Per so langsam ärgerlich, dass die Blondine scheinbar einfach nicht verstehen wollte, dass es in der Liebe keine Sicherheiten oder Garantien gab. Da riskierte man alles, weil man ohne Netz und doppelten Boden arbeitete. Man konnte es nicht vorher üben, konnte es nicht proben – man versuchte es einfach und ging ein Risiko ein. Entweder es klappte oder man fiel auf die Nase. Ende der Geschichte. So war es bisher immer gewesen und so würde es vermutlich auch noch in hundert Jahren sein. Niemand würde je eine Garantie auf die Liebe verteilen.

Klar, ihre Zukunftsträume von Ricardo und sich waren sicher gewesen, die hatte sie kontrollieren können und in ihnen war nie etwas Unvorhergesehenes geschehen – eben weil es nichts weiter als Träume waren. Die Realität sah anders aus.
 

Eine Weile spazierten die beiden weiter schweigend Richtung Weserstadion. Per bereute seine harschen, sarkastischen Worte, wusste jedoch nicht, wie er sich entschuldigen sollte. Oder ob er sich überhaupt entschuldigen musste, denn an sich hatte er ja nichts als die Wahrheit gesagt. Gut, sein Ton war alles andere als einfühlsam und verständnisvoll gewesen, aber bisher hatten die Samthandschuhe bei Lena noch nie etwas gebracht. Sie schien halt einfach die Holzhammermethode zu bevorzugen.
 

„Ich benehme mich ziemlich kindisch, oder?“, wollte Lena mit einem leichten Lächeln auf den Lippen wissen, als die ersten Trainingsplätze des Weserstadions wieder in Sicht kamen. Dabei schaute sie Per zum ersten Mal seit ihrer Erkenntnis wieder freiwillig in die Augen. Es fiel ihr mit einem Mal gar nicht mehr so schwer wie noch vor einigen Minuten.
 

„Ein bisschen“, gab der Bremer Innenverteidiger Torstens Schwester Recht. Eine Lüge hätte sie sowieso durchschaut, also gab sich Per gar keine Mühe. Warum auch, er wollte ja ehrlich mit ihr sein.
 

„Dann sollte ich wohl so langsam anfangen und erwachsen werden“, entgegnete Lena und das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde ein paar Millimeter breiter und ein kleines bisschen herzlicher. So langsam erreichte es ihre Augen und verwandelte sie wieder in die unbeschwerte, fröhliche junge Frau, die sie gewesen war, als sie Per zum Eisessen angeholt hatte – bevor er sie dazu gezwungen hatte Probleme zu wälzen und schwerwiegende Erkenntnisse anzunehmen.
 

„Vielleicht. Aber werd’ bitte nicht zu schnell erwachsen, sonst hältst du es irgendwann noch für unter deiner Würde deine Zeit mit Kindern wie uns zu verbringen“, scherzte Per und traute sich nun endlich seinen Arm um Lenas Schulter zu legen und sie näher zu sich heran zu ziehen.
 

„Nie im Leben, dafür habe ich den Kindergarten hier schon viel zu sehr ins Herz geschlossen. Außerdem sind meine Jungs zu Hause manchmal auch nicht viel erwachsener. Obwohl mir das Carles und Xavi bestimmt widersprechen würden“, ging die Psychologin auf Pers lockeres Geplänkel ein und legte schließlich sogar ihren linken Arm um ihn. Die Nähe eines guten Freundes, denn als genau den betrachtete Lena Per mittlerweile, tat der jungen Frau gut und sie wusste, dass sie sich bei ihm würde fallen lassen können – ohne Bedingungen, ohne wenn und aber.
 

„Ich glaube, dass man als Fußballer automatisch immer ein kleines bisschen Kind bleibt – zumindest sobald man den Platz betritt. Es hat sich zwar seitdem viel verändert und man spielt nicht mehr nur aus Spaß, sondern hat auch gewisse Erwartungen zu erfüllen, aber im Grunde genommen machen wir alle immer noch das, was wir schon als kleine Jungen gemacht und geliebt haben: Fußball spielen“, versuchte Per dieses Phänomen zu erklären und er war sich ziemlich sicher, dass Lena ihn verstand. Weil sie ihn sonst bisher auch immer verstanden hatte.
 

„Manchmal glaube ich, dass du und Lionel Brüder sein könntet. Na ja, zumindest im Geiste“, befand Lena und musste ein schmunzeln unterdrücken, als sie sich Per und ihren kleinen Wirbelwind nebeneinander vorstellte. Es musste wahrscheinlich ungefähr genauso komisch aussehen wie Per und sie jetzt, denn da war der Größenunterschied sogar noch um einige Zentimeter größer.
 

Der gebürtige Pattensener konnte auf Lenas Worte nur stumm nicken. Ja, er hielt es auch für möglich, dass er und der Weltfußballer Brüder im Geiste sein könnten, aber nicht, weil sie dieselbe Ansicht übers Fußballspielen teilten, das taten auch noch einige andere außer ihnen und mit denen hatte der ruhige Innenverteidiger sonst nichts gemeinsam, sondern weil sie beide, Lionel Messi und er, Per Mertesacker, den gleichen Frauengeschmack hatten. Und vermutlich beide masochistisch genug veranlagt waren, um in Lenas Nähe zu sein und es zu ertragen, dass sie von einem anderen träumte. Oder sich mit einem anderen betäubte.
 

To be continued
 

Hat Per mit seinen Worten Recht? Oder ist er mit seinem Urteil ein kleines Bisschen zu hart? Verhält Lena sich kindisch, nur weil sie Sicherheiten und Garantien haben will, wo es einfach keine geben kann? Und hat sich jetzt wohl etwas Grundlegendes zwischen den beiden verändert, wo Lena doch so offen zu ihm war?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sunny12
2012-12-19T16:46:13+00:00 19.12.2012 17:46
Yippie, das nächste Kapitel :D
Supi, dass es so schnell weiterging.

Es ist dir wieder sehr gut gelungen. Gut, dass Lena erst einmal über alles nachdenken will und vielleicht sollte Per nicht immer wieder damit anfangen. Er meint es zwar nur gut, aber irgendwann ist es genug und er sollte Lena auch wirklich ein bisschen nachdenken lassen.

Und die Vorstellung, Lionel und Per als Brüder ist echt schräg, allein schon der Größenunterschied :D

Ich frage mich ja auch, wie es mit den beiden (und auch zwischen Lena und Leo), vor allem weil Lena Per nur als guten Freund sieht... Naja, ich werd mich einfach mal überraschen lassen ;)
Es lässt sich auch nicht wirklich als kindisch bezeichnen, dass Lena eine gewisse Sicherheit haben möchte usw. Nach den ganzen Sachen, die sie erlebt hat, kann ich das gut nachvollziehen.

Aber ich bin dann mal gespannt, womit es als nächstes weitergeht,
LG sunny12


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