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Twilight in the Shadow

von

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Zweites Buch des älteren Gottes

Zweites Buch des älteren Gottes
 

Ich starrte Belock an. „Was willst du?“

„Du weißt genau was ich will.“

„Und du glaubst allen ernstes, ich würde mich darauf einlassen?“

„Nun, ich würde dir mein Wort geben, dass ich die Kleine hier und auch deinen Freund unbeschadet nach Meridian ziehen lasse. Das ist doch ein Wort, oder?“

„Wenn du denkst, das ich auf dein Wort auch nur noch irgendetwas gebe, dann bist du dümmer als ich dachte!“ Ich umklammerte den Griff meines Schwertes fester.

„Gut, dann sind wir aber immer noch kein Stückchen weiter als vorhin Raziel und ich werde langsam ungeduldig. Vielleicht sollte ich etwas machen, was deine Entscheidung beschleunigt.“ Sein Schwert hob sich an Lianas Kehle und diese fing erneut an zu weinen und zu wimmern.

„Warte,“ ich musste unbedingt Zeit gewinnen, bis mir etwas eingefallen war. „Woher hast du überhaupt gewusst, dass wir hier lang reiten. Dieser Überfall ist kein Zufall. Hab ich recht?“ Er ließ das Schwert wieder sinken.

„Ja, ich wusste, das ihr hier heute entlang kommen würdet und ich wusste auch, dass Liana zu ihrem Vater wollte und hier entlang kommen würde. Also beschloss ich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.“

„Das ist keine Antwort auf meine Frage Belock! Woher hast du gewusst, das Atrieleges und ich hier entlang kommen würden?“ Mein Blick schweifte über die Büsche. Jemand belauschte uns.

„Nun, das kann ich dir vielleicht erklären Raziel.“ Beim klang dieser Stimme fuhr ich herum und erkannte eine zweite Person, die aus den Schatten getreten war. Der heimliche Lauscher. Aber bevor er nicht ganz vor mir stand konnte ich es nicht glauben.

„Reag?“

„Ja Raziel, ich. Das hättest du wohl nicht gedacht, oder?“ Er lief an mir vorbei und nahm Belock Liana ab, so das sich erst Genannter nun frei bewegen konnte.

Ich stand stocksteif da. Also nicht nur Belock sondern nun auch noch Reag. Ich begann mich allen ernstes zu fragen, ob überhaupt noch einer meiner Generäle das war, für das ich ihn hielt.

„Nein Raziel, nur Reag steht auf meiner Seite und ehrlich gesagt, es wundert mich, dass du dich nie gefragt hast, wie es mir gelingen konnte einen Vampir wie Reag zu fangen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Gut, dass währe ja noch in Ordnung gewesen, aber warum er ausgerechnet zum selben Zeitpunkt in der selben Zelle mit dir war, dass hätte mir an deiner Stelle zu denken gegeben.“ Er umkreiste mich, wobei ich ihn nicht aus den Augen ließ.

„Warum das alles? Warum diese Spielchen?“

„Eigentlich waren diese ganzen Spielchen gar nicht geplant. Sagen wir mal es hat sich einfach so ergeben. Nachdem mir meine Spitzel in Meridian berichtet hatten, das sie dich wieder frei gelassen haben, setzte ich sofort meine ganzen Verbindungen ein, um zu wissen was genau mit dir passierte. Glaub mir, ich war sehr zufrieden als ich hörte, dass du diese Stadt, in der meine Mittel leider nur sehr begrenzt wahren, endlich verlassen hattest. Leider kam ja dann der kleine Zwischenfall mit dieser Göre dort hinten dazwischen und du bist wieder zurück gegangen. In diesem Moment setzte ich alle Hebel in Bewegung um dich wieder aus der Stadt heraus zu bekommen. Und es hat auch funktioniert.“ Ich sah im direkt in die Augen.

„Das Attentat an dem Bankett ... .“

„Genau, das ging auf meine Rechnung. Und ich habe mich in dir nicht verschätzt. Du hättest Meridian lieber sofort verlassen, als zu riskieren, das Unschuldige und seine es auch nur Menschen wegen dir in Gefahr gerieten.“ Er lachte.

„Und dann gab ich meinen Häschern den Befehl dich zu finden und jedes Mal wenn eine neue Gruppe von Gefangenen mein Schloss erreichte war Reag in der Zelle, bis er dich schließlich gefunden hatte. Und es hat sich wahrlich gelohnt, denn er hat die Situation mit deinem Freund genau richtig eingeschätzt und reagiert. Anstatt den Wachen bescheid zu geben und sich so zu verraten, hat er dafür gesorgt, dass die anderen Vampire in der Zelle herausbekamen wer du warst und irgendeiner ist immer darunter, der sich aus solch einer Nachricht etwas erhofft. Und so ist es dann auch geschehen. Ich konnte auf den Plan treten und Reag seine Identität wahren.“

„Und die Sache mit Atrieleges Flucht?“

„War gelogen.“ Gab er selbstsicher zurück. „Ich dachte, dass du dich etwas ruhiger verhalten würdest, wenn du dächtest das dein kleiner Freund in Sicherheit währe. Ich wollte ihn eigentlich verkaufen, aber dann funkte mir wieder einmal Turel dazwischen. Er hat dich erkannt und was darauf gefolgt währe, dass kannst du dir ja selber denken. Also musste ich dich gehen lassen und glaub mir, diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. So schickte ich Reag mit Atrieleges los, da ich wusste, das du einen Bogen um die Städte machen würdest gab ich Reag den Befehl so schnell wie möglich zu reiten, das er auf jeden Fall vor dir in deinem Schloss sein würde. Und auch diese Rechnung ging auf.“ Ich nickte. Er hatte recht, nun ergab plötzlich alles einen Sinn.

„Nun allerdings gab es viele Unbekannte und ich war mir bis vor kurzem nicht sicher, ob mein Plan aufgehen würde. Da war zum einen die Sache mit Kain, aber da ich ja wusste, das du unschuldig warst, war mir eigentlich klar, das er dich nicht verurteilen würde. Aber was währe gewesen, wenn er nicht erwacht währe und deine Brüder dich wirklich verurteilt und hingerichtet hätten? Ja ja, das hat mir ganz schön Kopfzerbrechen bereitet. Aber selbst diese Chance war kalkulierbar. Den ich konnte mir nicht denken, das Kain seinen Liebling unter den Statthaltern einfach sterben lassen würde. Und wieder hatte ich recht.“ Er genoss es sichtlich mir mitzuteilen, wie er mich die ganze Zeit manipuliert hatte.

„Und da mir klar war das Kain keinen Menschen bei den Säulen dulden würde, wusste ich, dass du ihn wieder zurück nach Meridian bringen würdest. Denn deinen Freund umbringen, das könntest du nicht. Und so war alles ein sehr kalkulierbares Risiko, das ich einging und, wie man nun sieht, gewann.“ Er baute sich vor mir auf und sah auf mich herab, als hätte er eben einem kleinen Jungen eine äußerst komplizierte Rechnung erklärt. Aber meiner Meinung ging diese Rechnung noch nicht ganz auf.

„Gut, sie ging auf, aber wer sagt dir, dass das Ergebnis auch richtig ist?“ Ich sah ihn herausfordernd an.

„Das sage ich mir, denn egal, wie du dich jetzt entscheidest, ich werde gewinnen.“

„Bist du dir da sicher?“

„Ganz sicher Raziel, ich sehe doch, das du nicht weißt, wie du aus dieser Situation wieder herauskommen kannst. Du willst nicht, das ich dieses Menschlein da hinten töte, aber dich mir freiwillig ergeben willst du dich schon gar nicht. Also was ist, wie lautet deine Entscheidung? Gibst du den Menschen auf oder dich?“ Ich sah an ihm vorbei zu Reag.

„Was hat er dir geboten Reag? Warum hast du dich an ihn verkauft?“ Dieser zuckte mit den Schultern, als hätte ich ihm eine banale Frage gestellt.

„Es ist schwer die Macht in einem Land zu behalten, in denen die Machthaber ihre Kraft nicht zu gebrauchen verstehen. Und eine Regel des Überlebens ist, wie du weißt, sich immer an den Stärksten zu halten. Früher warst das du. Jetzt ist es Belock, der mit seinem Handel überall Verbündete hat und somit Macht!“ Gegen meinen Willen musste ich lachen.

„Halte dich immer an den Stärksten? Das ist eine Lebensstrategie für Schwache, Reag!“

„Das mag schon sein Raziel, aber ich stehe lieber an der rechten Seite des Teufels, als ihm im Weg zu sein.“ Ein diabolisches Lächeln huschte über sein Gesicht. „Allerdings warst du in der Wahl deiner Gegner noch nie besonders klug. Du hast dir schon immer die Stärksten herausgesucht und bisher auch immer gewonnen, nur zweifle ich das du es diesmal auch wieder schaffen wirst. Belock kennt diese Zeit. Er weiß was er tun muss, wohingegen du ein Fossil aus der Vergangenheit bist und nicht mehr hier her gehörst. Versteh es endlich Raziel, deine Ideale sind längst überholt und vergessen. Das einzigste was zählt ist Macht!“

„Sei still!“ Belock fuhr herum und raunzte ihn an. „Sei still Reag! Du verstehst es genauso wenig wie alle anderen! Glaubst du allen ernstes, ich würde mich für Raziel auch nur einen Dreck interessieren, wenn er das währe was du gerade behauptet hast? Gerade diese Ideale über die du so verachtend gesprochen hast sind es, die ihn zu etwas Besonderem machen! Also wage nie wieder so über etwas zu reden, von dem du absolut keine Ahnung hast!“ Reag fuhr wie ein geprügelter Hund zusammen.

„Und du Raziel,“ er drehte sich wieder zu mir um. „Bleibst schön stehen und rührst dich nicht einen Schritt von deiner Position oder Reag wird diesem Menschen den Hals brechen.“ Ich blieb stehen und starrte Belock düster an.

„Glaubst du mich kümmert, ob du diesen Menschen tötest oder nicht? Es ist mir egal!“ Reag wirkte leicht verunsichert, aber Belock lächelte nur und kam wieder näher.

„Das war ein erbärmlicher Versuch und ich glaube das weißt du selber Raziel. Mich kannst du nicht hinter das Licht führen, dafür kenne ich dich schon viel zu gut.“ Er kam noch nähernd mit aller Macht wiederstand ich dem Gefühl einfach mein Schwert zu heben um diesen Vampir endgültig zu vernichten.

Statt dessen stand ich einfach stocksteif da und ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen, trotzdem hatte er recht, es war ein schäbiger Versuch gewesen. Er kam wieder ein Stück näher und nun hob ich doch mein Schwert und setzte es ihm auf die Brust.

„Keinen Schritt weiter Belock. Nicht einen einzigen oder ich vergess mich!“ Entgegen meiner Erwartungen blieb er tatsächlich stehen, sein Lächeln aber sagte mir, das er schon längst gewonnen hatte.

Er hob seine Hand und drückte mein Schwert wie beiläufig zur Seite, machte noch einen Schritt und flüsterte mir ins Ohr:

„Die Rechnung geht auf Ratziel und sie ist richtig!“ Ich sagte nichts dazu und starrte nur weiter auf Liana, die mit ängstlichem Blick neben Reag stand. Meine Augen wanderten von ihr zu ihm und wieder zurück. Und sie schien verstanden zu haben, denn kaum hatte ich mein Schwert wieder leicht gehoben trat sie mit aller Kraft zu und entriss einem sichtlich erstaunten Reag ihren Arm.

Mit einer schnellen Drehung stieß ich dem ebenso erstaunten Belock meinen Dolch in die Schulter und sprang auf Reag zu. Dieser, unschlüssig ob er Liana verfolgen, Belock helfen oder mich angreifen sollte entschied sich schließlich für die letzte und damit dümmste aller Möglichkeiten, denn noch bevor er Gelegenheit hatte sein Schwert zu ziehen war ich bei ihm.

Für den Bruchteil einer Sekunde schaute ich noch in seine aufgerissenen Augen, die nicht war haben wollten, das mein Schwert in seinem Herzen steckte, aber dann rutschte er von der Klinge und schlug tot im Gras auf. Ein Verräter weniger, blieb noch einer.

Ich drehte mich zu Belock um, der verschwunden war. Aber weit konnte er noch nicht sein und die Blutspur die er hinterlassen hatte war frisch. So schnell wie ich konnte folgte ich ihr und was sich mir nach einer kurzen Strecke offenbarte, das gefiel mir gar nicht.

Denn schon nach den ersten paar Metern lief seine Spur genau auf die von Liana. Ich fluchte und verdoppelte meine Geschwindigkeit, brach rücksichtslos durch Büsche und als ich schließlich erkannte, das sie nur einen Bogen geschlagen hatte und wieder auf die Lichtung zurück lief, von wo ihre Flucht begonnen hatte, verließ ich die Spur und machte kehrt. Hoffentlich war Belock nicht auf den selben Gedanken gekommen.

Er war.

Gerade als ich durch den letzten Busch drang und erprubt stehen blieb hatte er Liana erreicht und zerrte sie brutal zu sich herum. Ich erkannte die schiere Todesangst in ihren Augen, als sich ihr Blick auf mich richtete.

Ich sprang, überwand die gesamte Distanz zu ihnen binnen Sekunden und doch kamen sie mir vor wie Stunden. Noch währen ich mich abstieß senkten sich Belocks Zähne an ihren Hals. Ich konnte sehen, wie er seinen Mund öffnete und seine Reißzähne entblößte um sie schließlich mit einem starken Druck in Lianas Fleisch zu versenken.

Dann war ich bei ihnen, aber einen Wimpernschlag bevor mein Schwert Belock durchbohrt hätte setzte auch er zum Sprung an und brachte sich in Sicherheit. Ich wirbelte herum, konnte ihn aber nicht mehr sehen. Er musste sich direkt in den Wald katapultiert haben.

Einen Augenblick noch war ich versucht ihm zu folgen, aber dann wand ich mich zu Liana um und erstarrte. Es war zu spät, das konnte ich auf den ersten Blick sehen. Zwar lebte sie noch und sie hätte auch den Biss problemlos überlebt, nicht aber meinen Dolch, den sich Belock aus seiner Wunde gezogen und ihr in den Leib gerammt hatte.

Ich legte mein Schwert weg, ließ mich auf die Knie herunter und hob vorsichtig ihren Oberkörper an. Als ich sie berührte schlug sie die Augen auf und sah mich erst mit verschleierten, dann aber mit klaren Augen an. Schließlich zog ich ihr den Dolch aus ihrem Fleisch und ließ ihn fallen. Blut strömte aus der Bauchwunde und dem Biss an ihrem Hals.

„Raziel.“ Ihre Stimme klang brüchig und unsicher und als sie weiter Sprach musste ich mich vorbeugen um sie zu verstehen. „Dich ... trieft ... keine ... Schuld. Du ... hast ... dein ... möglichstes ... getan ... um ... .“ Sie brach ab und musste husten.

„Sei still, schone deine Kräfte.“ Sie lächelte dünn.

„Ich .... sterbe .... Raziel .... . Ich .... spüre .... es .... .“ Zitternd hob sie ihre Hand, legte sie an meine Wange und zog mein Gesicht zu sich herunter und ich musste all meine Willenskraft aufbieten, um mich ihrem Griff nicht zu entreißen. Das Blut an ihrem Körper, an ihrem Hals, auf meine Kleidern und in meinem Gesicht roch verlockend und ich spürte wie sich der Vampir in mir bemerkbar machte.

Von diesen Gedanken abgelenkt verstand ich erst was sie vorhatte, als sie ihre Lippen auf meine drückte und ich ihr Blut schmeckte. Fast schon gewaltsam riss ich mich von ihr los und versuchte den Geschmack des Blutes zu ignorieren. Vergebens. Der Vampir in mir wollte mehr und ich ertappte mich dabei, wie ich mich vorbeugte und meine Zähne nach ihrem Hals schlugen.

Mit einem Ruck richtete ich mich auf und sah auf das verlockende Festmahl hinab. Aber schon nach wenigen Sekunden brach sich der Bann, als meine vampirischen Sinne den Geruch des Todes witterten und mit einem mal verlor sie ihren Reitz für mich.

Der Vampir verschwand wieder und ich drehte mich mit einem erleichterten aufatmen um.

Nur um in Atrieleges erstarrtes Gesicht zu sehen.

Er stand einfach nur da und starrte mich an, unfähig etwas zu sagen. Auch ich stand ihm bewegungslos gegenüber und schließlich war ich es, der den Blickkontakt abbrach und mich nach meinem Schwert bückte um es weg zu stecken.

Die Soldaten, die hinter Atrieleges standen und bei meiner Bewegung ihre Schwerter gehoben hatten, ignorierend. Erst als Atrieleges an mir vorbei getreten war und sich zu Liana hinab beugte sah ich wieder auf und drehte mich zu ihm um.

„Es tut mir leid.“ Und nach einer Weile fügte ich hinzu: „Ich konnte sie nicht mehr retten.“

„Ich konnte oder ich wollte?“ Seine Stimme klang bitter und verletzend. Aber ich nahm es ihm nicht übel. Es lag in der Natur der Menschen, dass sie jemanden suchten, an denen sie ihren Schmerz auslassen konnten und so schwieg ich einfach.

Schließlich richtete er sich auf, drehte sich um und sah mir fest in die Augen und etwas in seinem Blick hatte sich verändert.

„Was ist hier passiert Raziel? Sag mir die Wahrheit!“ Auch seine Stimme war um etliches härter, als ich es von ihm gewohnt war.

„Reag hat uns verraten.“ Ich zeigte auf dessen Leiche. „Und ich hatte ein ungemütliches zusammentreffen mit Belock. Er war es auch der Liana getötet hat.“ Hätte ich es nicht besser gewusste, würde ich behaupten, das Atrieleges Körper bei meinen Worten ein Lachen durchlief und seine Stimme klang fast höhnisch als er antwortete.

„So, Belock also mal wieder, wie? Und wie erklärst du dir dann das hier?“ Er hob seine Hand und hielt mir meinen Dolch mit Lianas Blut entgegen und ich kam mir fast selber unglaubwürdig vor, als ich erwiderte:

„Ich kämpfte mit ihm und dabei habe ich ihn mit dem Dolch verletzt und ihn in seiner Wunde stecken gelassen.“ Warum verteidigte ich mich eigentlich?

„Was ein Zufall! Und er hat dann natürlich mit deinem Dolch Liana erstochen. Glaubst du wirklich, das ich dir das abkaufe?“ Ich strafte meine Schultern. Auch wenn er verletzte war, war das noch lange kein Grund mich zu beleidigen.

„Beruhig dich erst mal wieder Atrieleges. Du bist verwirrt und außerdem würde ich Liana niemals etwas tun, das weißt du.“

„Natürlich weiß ich das! Ich würde auch denjenigen den ich liebe nicht verletzten.“ Nur langsam begriff ich, was er damit meinte, aber noch bevor ich etwas sagen konnte fuhr er fort.

„Du brauchst gar nichts zu sagen Raziel. Endlich ergibt alles einen Sinn. Ich hätte es schon damals merken müssen, als du mit ihr zu unserem Bankett gekommen bist und sie dauernd deine Nähe aufgesucht hatte. Und nun hattest du endlich die Gelegenheit sie zu einer von euch zu machen und als sie sich gewehrt hat, hast du sie einfach erdolcht!“ Seine Stimme hatte immer mehr an Lautstärke zugenommen, bis sie fast hysterisch klang.

„Atrieleges, komm zu dir! Ich habe Liana nicht getötet und diese Erklärung ist Unsinn, das weißt du selber!“

„Unsinn? Und warum klebt dann ihr Blut an deinem Dolch, an deinen Kleidern, ja sogar in deinem Gesicht und auf deinem Mund? Und warum hast sie zwei Bissspuren an ihrem Hals? Glaubst du denn ich bin vorhin blind gewesen?“ Ich fuhr wie unter einem Blitzschlag zusammen. Deshalb also hatte Belock sich die Mühe gemacht sie zu beißen!

Es war alles geplant gewesen! Bis ins kleinste Detail. Nun ergab auch seine Behauptung einen Sinn, dass ich verloren hätte, egal wie ich mich entscheiden würde. Es war Absicht gewesen. Er hatte genau gewusst, das ich mich nicht auf seinen Handel einlassen würde. Er hatte sogar gewollt, dass ich ihn angriff und er hatte sich erhofft so einen Keil zwischen mich und Atrieleges treiben zu können.

„Du sagst ja gar nichts Raziel? Warum? Weil ich recht habe? So ist es doch, oder?“ Er sah mich an und kam einen Schritt näher.

„Atrieleges, hör mir jetzt genau zu und überdenke deine wie auch meine Worte. Ich habe Liana nicht getötet und ich weiß jetzt auch warum Belock es getan hat. Er will Macht und dabei stehen ihm du wie auch ich im Weg. Aber nicht nur wir allein, sondern vor allem unsere Freundschaft. Jetzt stell dir vor, was passieren würde, wenn er es schaffen würde uns so gegeneinander aufzubringen, das einer den anderen tötet. Egal wer gewinnen würde, er währe doch geschwächt und leicht angreifbar oder sogar kontrollierbar. Das würde ihn sehr in seinem tun weiter bringen. Und nun überlege dir auch noch, welchen wirklichen Grund ich haben könnte Liana zu töten. Wenn ich sie wirklich lieben würde, wie du behauptest und sie zu einer der unseren machen wollte, glaubst du nicht, dass mir das, als ich sie zu dir brachte viel leichter gefallen währe?“ Atrieleges starrte mich einfach nur weiter an und plötzlich schien alle Kraft aus ihm zu weichen und er sank auf die Knie zusammen und hämmerte mit den Fäusten auf den Boden ein.

„Aber warum? Warum Liana? Sie hatte doch mit all dem nichts zu tun! Sie war unschuldig! Warum sie?“ Ich trat an ihn heran.

„Weil er eben genau das erreichen wollte, was du eben auch gedacht hast. Aber ich verspreche dir Atrieleges, wir werden ihn finden und er wird dafür bezahlen, was er dir und mir angetan hat.“ Atrieleges sah auf und ich streckte ihm eine Hand entgegen.

„Wir werden es schaffen. Vertrau mir. Wir schaffen es. Zusammen.“ Er hob seine Hand und wollte die meine Ergreifen, zögerte dann aber nochmals einen Augenblick und seine Augen schweiften über mein Gesicht und ich konnte in seinen Augen lesen, wie Unglauben und Hass mit der Vernunft und dem Vertrauen rangen und schließlich lächelte er und senkte seinen Blick.

„Beinah, beinah war es so weit. Beinah hast du mich so weit gehabt, Raziel. Beinah hätte ich deinen Worten glauben geschenkt!“ Er hob seinen Kopf und starrte mich an. Und diese Augen taten so weh, das ich zurück prallte. Augen, in denen nichts anderes zu lesen war als der blanke Hass. Er richtete sich auf.

„Du bist ein geschickter Manipulator erster Sohn Kains. Der Beste Intrigant und Spion hätte es nicht besser hin bekommen als du. Aber nun verstehe ich es endlich! Diesmal hast du dich verraten! Ich falle nicht länger auf deine Lügen herein! Das ganze Gerede von Freundschaft und vertrauen. Alles gelogen!“ Er zog sein Schwert.

„Und ich bin darauf herein gefallen. Von Anfang an. Du wolltest nichts weiter, als uns kenne lernen. Du wolltest die Schwächen von den Menschen kennen lernen und die von Meridian für einen zweiten großen Angriff der Vampire. Das war der einzigste Grund, warum du noch bei mir geblieben bist. Und auch das Gewäsch, dass du Liana zurück gebracht hast. Alles lehre Worte. Du wolltest nur testen, was sie mir bedeutet!“

„Atrieleges! Hör auf! Du weißt genau das das nicht wahr ist!“ Aber er schien meine Worte gar nicht zu hören und unter den fanatischen Glanz des Hasses mischte sich noch etwas anderes, das fast an Besessenheit heran reichte.

„Schweig!“ Donnerte er. „Jedes Wort, das aus deinem Mund kommt ist gelogen! Jetzt verstehe ich auch, warum du nicht wolltest, das ich dich zu den Vampiren begleite. Du hattest Angst das ich etwas mitbekommen würde von eurer geplanten Invasion! Und als du merktest, dass ich dir folgte nahmst du mich mit, weil du mich so besser unter Kontrolle halten und aufpassen konntest was ich sehen und was ich nicht sehe!“ Er kam auf mich zu und auch meine Hand senkte sich auf den Schwertgriff und die Soldaten hinter mir nahmen eine eindeutig drohende Stellung ein. Aber anstatt mein Schwert zu ziehen versuchte ich es anders.

„Und was war als du mich befreit hast? Glaubst du, ich hätte mich freiwillig hundert Jahre lang einsperren lassen? Einfach so aus Spaß?“ Er stockte kurz, aber dann erschien ein überlegenes Lächeln auf seinem Gesicht.

„Gutes Argument Vampir, aber nicht gut genug! Vielleicht warst du ja gar nicht hundert Jahre eingesperrt sondern nur wenige Tage? Vielleicht bist du ja mit den Verrätern in meinem Reich im Bunde! Und sie haben all die Geschichten über dich gefälscht um mich zu verwirren!“ Langsam wurde ich nervös. Er schien wirklich nicht mehr klaren Verstandes zu sein.

„Denk doch nach Atrieleges! Die Freske an der Wand gibt es schon viel länger, als dich und auch das was dein Vater dir am Sterbebett gesagt hat! Wie passt das in diesen Gedanken?“

„Ganz einfach. Mein Vater war ein alter sterbender Mann, dem man viel vorsagen konnte, dass er dann nachplapperte und die Freske an der Wand kann sich wirklich so zugetragen haben, nur eben mit einem anderen Vampir und die Verräter haben sich dich ausgesucht, weil du dem Bild ähnlich siehst um mich zu verwirren. Du siehst,“ er machte eine ausladenden Bewegung mit seinem Schwert. „Es passt alles zusammen. Dein Spiel ist durchschaut Vampir! Also gestehe endlich!“ Er holte mit dem Schwert aus und schlug nach mir.

Nun zog ich doch endlich meines und wich seinem Schlag aus, rappelte mich wieder hoch und fand mich in der Mitte eines Kreises aus Soldaten wieder. Vorsichtig drehte ich mich um mich selbst.

Verletzen wollte ich niemand, aber mich töten lassen wollte ich genauso wenig und wenn ich Atrieleges nicht zur Vernunft brachte, dann würden nicht die Vampire den nächsten großen Krieg in Nosgoth einläuten sondern die Menschen.

Aber wenn ich Atrieleges in die Augen sah, dann wurde mir auch klar, das man im Moment absolut nicht mit ihm reden konnte. Wenn der Glanz in seinen Augen auch nicht an Wahnsinn heran reichte, so machte er es doch unmöglich, auch nur ein vernünftiges Wort mit ihm zu wechseln.

Die einzige Möglichkeit war zu entkommen und später noch mal mit ihm zu reden, wenn er sich wieder beruhigt hatte und über alles in Ruhe nachgedacht hatte. Dann war ich mir sicher, würden ihm seine eigenen Argumentationen total überflüssig und verkehr vorkommen.

Entkommen, nun das war leichter gesagt als getan. Immerhin stand ich einer übermacht von gut zwanzig Mann gegenüber. Nicht zu vergessen Atrieleges, dem es in seinem jetzigen Zustand durchaus zuzutrauen war, das er mich umbrachte. Der Kreis öffnete sich und Atrieleges betrat ihn.

„Atrieleges, verdammt noch mal komm endlich wieder zu dir! Ich will nicht gegen dich kämpfen!“ Aber er lachte nur.

„Ach, jetzt schlottern dir plötzlich die Knie was Kreatur. Wehrlose Frauen hinmeucheln das kannst du, aber nicht gegen einen gleichwertigen Gegner kämpfen!“ Er schwang erneut sein Schwert und hielt es schließlich auf mich gerichtet.

„Verteidige dich!“ Und mit diesen Worten griff er an. Ich konnte seinem Schlag mühelos ausweichen. Er war fahrig und unkoordiniert. Von der vorherigen Eleganz und dem überlegten Angriffen war nichts geblieben und so dauerte es nicht lang, bis ich ihm das Schwert aus der Hand geschlagen hatte und er meine Klinge an seinem Hals spürte. Aber kaum hatte ich ihn entwaffnet zog ich mein Schwert wieder zurück.

„Ich will dich nicht töten Atrieleges. Ich will auch nicht, dass wir kämpfen. Ich will, dass du endlich wieder zu dir kommst! Wir sind Freunde!“ Er stand auf und lachte.

„Freunde! Pah! Kein Freund bringt die Frau seines Freundes um!“

„Ich habe Liana nicht umgebracht! Das hab ich dir gesagt!“

„Und ich habe dir gesagt, dass ihr Blut an deinen Kleidern, ja selbst auf deinen Zähnen diese Aussage von dir Lügen straft! Packt ihn!“ Und noch ehe ich etwas tun konnte stürzten sich sämtliche Soldaten auf mich.

Schnell duckte ich mich unter ihrem ersten Angriff weg und versuchte ihren Schlägen auszuweichen, aber die bloße Übermacht und der tödliche ernst, mit dem sie den Befehl ausführten machte einen Wiederstand nahezu unmöglich.

Es dauerte nicht lange, da hatten sie mich entwaffnet und zwischen sich festgesetzt. Kaum war ich in sicherer Verwahrung, trat Atrieleges wieder auf mich zu.

„Weißt du, ich frage mich, wie es sich anfühlt wenn man aufgespießt wird. Aber vielleicht kannst du mir das ja gleich sagen. Freund!“ Und mit diesen Worten rammte er mir meinen Dolch in den Leib.

Ich schrie auf und krümmte mich zusammen, aber der Schmerz ebbte schnell wieder ab und nachdem er den Dolch wieder heraus gezogen hatte, schloss sich auch die Wunde.

„Deiner Reaktion nach zu urteile ist es kein angenehmes Gefühl.“ Ich sah auf und musste mich ehrlich beherrschen um in ihm nicht doch irgendeinen Menschen zu sehen. Er beugte sich zu mir vor und setzte die Dolchspitze über meinem Herzen auf meine Brust.

„Was passiert jetzt, wen ich zustoße? Schreist du dann auch auf, oder sackst du einfach in dich zusammen?“ Ich schloss die Augen um ihn nicht sehen zu müssen, denn wenn ich es tat dann würde er mich unweigerlich an jemanden erinnern und wenn ich anfing ihn dann als das zu sehen, was mir dieses Bild dann vorgaukelte, währe es nicht nur für unsere Freundschaft zu spät gewesen.

„Keine Angst Raziel. Ich bring dich schon nicht um. Zumindest nicht sofort. Ich habe eine viel bessere Idee, auf die du mich selbst gebracht hast. Aber dafür, müssen wir zurück nach Meridian.“ Und noch bevor ich etwas erwidern konnte rammte er mir den Dolch erneut ins Fleisch, aber diesmal nicht in den Leib sondern in die Brust.

Ich schrie auf und riss mich von den Soldaten los, nur um im nächsten Moment zusammen zu brechen. Ein noch nie verspürter Schmerz schoss durch meinen ganzen Körper und kaum hatte dieser seinen Höhepunkt erreicht nur um in langsam abklingen Wellen immer und immer wieder durch meinen Körper zu laufen, merkte ich, wie ich langsam das Bewusstsein verlor.

Meine letzte Reaktion war der Griff zu dem Dolch, der mein Herz geritzt hatte. Dann verschwand alles in Dunkelheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-10-22T17:58:03+00:00 22.10.2010 19:58
wahhhhhhhhhh verdammt schrieb weiter ;O;
*im kreis renn*
ahhhhhhh ich halts nich aus! ich will wissen wie es wietergeht @_@
an so einer stelle aufzuhören ;O; das ist sooooo gemein >___<


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