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Twilight in the Shadow

von

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Buch der Vampirjünger

Buch der Vampirjünger
 

Langsam schritt ich durch den dunklen Korridor, vorbei an uralten Bildern und Skulpturen, immer dem jungen Vampirjünger hinterher.

Lange hatte ich gezögert hier her zu kommen, aber nachdem noch am selben Tag eine zweiter Botschafter in mein Schloss gekommen war, hatte ich beschlossen den Rückritt nach Meridian, oder zumindest bis zu den Grenzen unseres Reiches, zu verschieben.

Es kam selten genug vor, dass die Hohepriesterin einen Botschafter ausschickte und wenn denen dann gleich zwei kamen und mitteilten, dass sie nach mir verlangte, so musste es etwas ungemein wichtiges sein.

Allerdings war es ein zweischneidiges Schwert sich mit ihr einzulassen, denn sie verfügte über die Gabe anderen ihren Willen aufzuzwingen und das selbst bei unglaublich mächtigen Vampiren. Selbst Kain gebrauchte sich ihrer Macht nicht, wenn es nicht unbedingt nötig war.

Obgleich einige der Meinung waren, dass Kain ihr nur so ungern begegnete, weil sie angeblich noch älter war als unser Gebieter, so glaube ich, dass zwischen Beiden nur ein stiller Respekt herrscht. Denn weder mischte sie sich in irgendeiner Form in die Angelegenheiten Nosgoths ein, noch verpflichtete Kains sie zur treue.

Und da sie sich weder zeigte, noch ihr Schloss verließ und so weiter über den Clan der Vampirjünger herrschte, wusste fast niemand wie sie aussah. Selbst ich, der einer der ältesten Vampire Nosgoths war, war ihr erst einmal als junger Vampir begegnet.

Und so sah ich diesem Treffen mit widersprüchlichen Gefühlen entgegen. Einerseits reizte es mich zu erfahren, warum sie mich zu sich bestellt hatte, andererseits musste ich sehr vorsichtig sein.

Schließlich öffnete der Vampir eine doppelflüglige Tür und bat mich einzutreten, was ich auch tat. Hinter mir schloss er sie wieder.

Ich befand mich in einem großen Zimmer, in dessen Kamin ein warmes Feuer flackerte, davor stand ein Tisch mit Stühlen und die Wände wahren mit wertvollen Teppichen behängt. Offenbar war sie eine Person, die den Luxus liebte.

„Raziel, wie schön das du gekommen bist.“ Ich drehte mich um und sah wie sie aus dem Schatten auf mich zu trat. Seltsam, ich war mir sicher allein gewesen zu sein. Doch als sie endgültig aus dem Schatten heraus getreten war vergaß ich augenblicklich solche Gedanken. Sie war atemberaubend schön.

Eine hochgewachsene Gestallt, deren weiße Haut sich kaum von dem feinen Stoff unterschied, der ihren Körper einhüllte. Lange schwarze Haare, die fast bis auf den Boden reichten hüllten ihr Gesicht ein aus dem mich zwei onyxschwarze Augen lebendig anfunkelnden.

Ein helles Lachen riss mich aus meiner Betrachtung. „Verzeih, ich vergesse immer wieder wie ich auf Fremde wirke.“ Eine helle, für mich Zeitlose Stimme. Sie hielt mir ihre Hand hin und ich verbeugte mich und ergriff sie.

„Ihr habt mich her gebeten?“ Erneut lachte sie amüsiert auf.

„Sei nicht so förmlich Raziel. Komm setz dich.“ Sie führte mich an den Tisch und schenkte mir Wein ein. Dann setzte sie sich mir gegenüber und musterte mich.

„Ja, ich habe dich rufen lassen. Aber dazu später.“ Sie lehnte sich zurück. „Sag mir erst, ob es wahr ist, dass du nun wieder der erste Statthalter bist.“ Was sollte das? Sie hatte die Gabe der Voraussicht und fragte mich Dinge, die selbst der jüngste Vampir im Umkreis der Säulen bereits wusste? Ich stellte den Wein Becher von dem ich eben noch probieren wollte zurück und sah sie direkt an.

„Warum habt ihr mich herbestellt?“ Auch sie ließ den Weinbecher wieder sinken und ihre Augen wanderten zum Fenster.

„Weil ich Gewissheit haben will.“

„Gewissheit über was?“ Ganz gelang es mir nicht, den misstrauischen Unterton aus meiner Stimme zu verbannen.

„Gewissheit über die Frage, des freien Willens.“ Ihre Augen wanderten zu mir zurück und blickten mich durchdringend über ihren Becherrand an. „Glaubst du, das er Existiert?“ Ich starrte sie verwundert an.

„Was wollt ihr damit sagen?“ Sie stellte den Weinbecher ab und faltete die Hände.

„Kennst du die Geschichte dieses Landes?“

„Natürlich, Kain der Vampirgott ... .“ Sie unterbrach mich.

„Ich meine die ganze Geschichte. Die wahre Geschichte von Kain, wie er den Soul Reaver bekam, wie er ein Vampir wurde, wie er die Säulen vernichtete.“ Ich stutze.

„Kain hat die Säulen vernichtet?“ Sie lächelte.

„Ja und Nein und doch steckt in beiden so viel Wahrheit, dass die Verleumdung von einem der beiden eine Lüge währe.“ Sie schüttelte den Kopf. „Lass mich es dir erklären Raziel.“ Ihr Blick wanderte wieder zum Fenster.

„In den Jahrhunderten vor Kains Geburt herrschte ein kleiner Kreis mächtiger Zauberer über das Land, man nannte ihn auch ‚den Kreis der Neun’. Vielleicht hast du davon schon mal etwas gehört?“ Ich schüttelte den Kopf und sie fuhr fort.

„Sie hatten geschworen die Säulen zu hüten und zu bewahren. Die Säulen, jene die als Offenbarung über dem Land thronten und ihm alles Leben schenkten.

Doch dunkle Mächte unterwanderten den Kreis. Ariel, die Hüterin des Gleichgewichts wurde auf grausame weiße ermordet und ihre Ermordung versetzte die Mitglieder des Kreises in völligen Aufruhr und in ihrer Verstörung setzten die verbliebenen Magier ihre Kräfte für dunkle Zwecke ein, vergifteten das Land mit ihrer Zauberei und ließen die Säulen im Stich, als stumme, verfallene Wächter der Vergangenheit.“ Sie machte eine kurze Pause und ihr Blick glitt in weite Ferne, so als würde sie diese Zeit noch einmal durchleben. Ich fragte mich jedoch, was das alles mit mir zu tun hatte und warum sie mir diese erzählte.

„In diese Welt des Verfalls wurde Kain hineingeboren. Als Sohn eines alten Adelsgeschlechts in Nosgoth lebte er zunächst das unbeschwerte, privilegierte Leben eines Aristrohkaten, ohne sich über sein eigentliches, noch unentdecktes Schicksal Gedanken zu machen. Und doch war er von Geburt an zum Nachfolger Ariels auserkoren und dazu bestimmt, ihren Platz als Hüter des Gleichgewichts einzunehmen.“ Ich sah sie verblüfft an.

„Kain ist der Hüter des Gleichgewichts?“ Aber sie schüttelte nur den Kopf und fuhr fort.

„In völliger Unkenntnis seines wahren Schicksals durchstreifte Kain das Land. Auf einer dieser Reisen geriet er an jenem Schicksalshaften Tag in einen Hinterhalt von Briganten und wurde wahrlich bestialisch umgebracht, aufgespießt auf das Schwert seines Mörders.“ Sie lächelte traurig.

„An jenem Tag hätte alles Enden doch gleichzeitig alles neu beginnen können, aber Kain, getrieben von dem Wunsch nach Rache, folgte blind dem Weg seines Schicksals. Er ging bereitwillig auf das Angebot ein, das ihm ein Nekromant namens Mortanius in der Unterwelt machte. Als sich Kain aus seinem Grab erhob stellte er fest, dass er als Vampir wiedergeboren war.

Schnell war sein Durst nach Rache gestillt und er merkte, dass Mortanius ihm keinen Gefallen getan hatte, sondern ihn vielmehr verflucht hatte. Und so machte er sich auf die Suche nach einem Heilmittel.“ Sie blickte kurz auf.

„Was ist Raziel, du siehst verwirrt aus. Ja, auch Kain hat sich am Anfang gegen das gewehrt, was er nun ist. Wie wir alle.“

„Nein, ich empfand es nie als Fluch ein Vampir zu sein.“ Die Hohepriesterin lächelte wissend, sagte aber nichts mehr dazu und fuhr fort.

„Geführt von Mortanius und der spektralen Ariel, die nun hilflos an die verfallenen Säulen gebunden war denen sie einst diente, machte sich Kain auf die suche, nach den korrupten Zauberern, die Nosgoth mittlerweile vergifteten. Nur ihr Tod konnte die Säulen heilen und nur die Widerherstellung des Gleichgewichts konnte Kain von seinem Fluch, ein Vampir zu sein, befreien.

Doch schon bald begann er, dieses Existenz zu akzeptieren und bemerkte, je mehr er sich an die Vorzüge seiner neu gewonnenen Unsterblichkeit gewöhnte, in seiner Seele eine wachsende Unzufriedenheit über die Menschheit.

Während dieser Reise entdeckte und beanspruchte Kain den Soul Reaver für sich und stieß, nicht ganz zufällig auf ein von Möbius, dem Hüter der Zeit, entwickeltes Zeitstromgerät. Kurz darauf lernte er Vorador kennen.“ Sie sah mich an und ich konnte mich eines erbfürchtigen Gefühls nicht erwähren. Vorador. Ein legendärere Vampir, der einst gegen die kriegerische Bruderschaft der Serafan kämpfte.

„Gegen den Rat von Vorador ließ sich Kain in die Angelegenheiten der Menschen verwickeln und fand sich schließlich mitten in einer blutigen Schlacht wieder. Zwischen Ottmars Armee der Hoffnung und der rücksichtslos von Norden heranrückenden Armee der Nemesis.

Als das Schlachtenglück, wenn man es so nennen möchte, sich wendete nutze Kain die einzige Fluchtmöglichkeit die ihm blieb, das Zeitstromgerät, das ihn beinah fünfzig Jahre zurück in Nosgoths Vergangenheit brachte.

In der Hoffnung, das Schicksal Nosgoths noch aufhalten zu können, ernordete Kain den jungen König William den Gerechten, der sich später zu dem teuflischen Tyrannen entwickeln sollte, der als Nemesis in die Geschichte einging.

Nachdem Kain, so glaubte er zumindest, nun alles in Ordnung gebracht hatte, kehrte er in die Gegenwart zurück, nur um festzustellen, dass der Mord an dem geliebten König einen vernichtenden Feldzug gegen die Vampire ausgelöst hatte, angeführt von dem Zeitzstromlenker Möbius persönlich.“ Ihre Augen fingen an durch das Zimmer zu wandern und es schien wirklich so, als würde sie die Bilder vor ihren Augen wieder aufleben sehen. Aber trotzdem fragte ich mich, warum sie mir das alles erzählte.

„Nach seiner Rückkehr wurde Kain Zeuge einer Zukunft, die er selbst heraufbeschworen hatte. Nachdem Möbius den letzten Vertreter des Zeitalters der Vampire, Vorador, hatte hinrichten lassen, gab es nur noch einen überlebenden. Kain.

Und jetzt, nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte und dem Unausweichlichem Weg seines Schicksaals gefolgt war, eröffneten ihm Mortanius und Ariel seine wahre Bestimmung. Er war der Hüter des Gleichgewichts, der die Säulen nur retten konnte, wenn er sich opferte.

Ariel stellte ihn vor die letzte, folgenschwere Entscheidung. Entweder er opferte sich selbst um die Wunden des Landes zu heilen und die Auslöschung der Vampir zu besiegeln oder das Opfer abzulehnen und damit die langsame Vernichtung des Landes zu besiegeln.“ Langsam kehrte ihr blick wieder zurück und ihr Augen suchten die meinen.

„Wie wissen, welchen Weg er gewählt hat. Angewidert von den Machenschaften der menschlichen Zauberer und seiner früheren Menschlichkeit entfremdet entschied sich Kain für den zweiten Weg, lieber regierte er über eine Welt der Verdammten als sich selbst ins Nichts zu stürzen.

Dieser apokalyptische Akt vollendete die Zerstörung der Säulen, die ehemals mächtigen Pfeiler stürzten in sich zusammen und endlich kam Kain zu dem Schluss, das Vorador die ganze Zeit recht gehabt hatte. Vampirismus war kein Fluch sondern ein Segen. Wir sind dunkle Götter, deren einzigste Aufgabe es ist, die menschlichen Massen zu dezimieren.

Mit vorsätzlicher Ironie machte er die verfallenen Säulen zum Symbol seines neuen Imperiums und die nicht wiederhergestellte Säule des Gleichgewichts zu seinem Thron. Doch schließlich wahren die Säulen, wie Kain am Ende heraus fand, mehr als nur menschliches Bauwerk. Ihr Wohlergehen war unauslöschlich verbunden mit dem Wohlergehen Nosgoths. Solange die Säulen zerstört bleiben sickert Verfall in das Land und verwandelt Kains Imperium langsam aber unwiderruflich in eine trostlose Wüste.

Ja Raziel, du musst es doch auch bemerkt haben, in den hundert Jahren deiner Gefangenschaft bei den Menschen hat sich das Land verändert.“ Ich stutze.

„Woher wisst ihr das ich bei den Menschen war?“

„Nun Raziel. Ich weiß noch viel mehr und ich könnte dir noch viel mehr sagen, aber weder kann noch darf ich es. Ich wusste schon bevor du aufgebrochen bist, was dich erwartete. Ich wusste, das dich Belock verraten würde und ich wusste auch, dass du mit einem Menschen nach hundert Jahren zurück kehren würdest. Und ich weiß, dass der Verrat von Belock dich vorsichtig gemacht hat und du niemandem mehr vertrauen willst. Aber dann frage ich dich Raziel. Warum vertraust du dann Kain und diesem Menschen?“ Ich sah auf.

„Wenn ihr alles wisst, warum wisst ihr dann das nicht?“

„Ich weiß es Raziel, aber ich will es von dir wissen.“

„Weil sie mich nicht verraten würden.“

„Das hast du von Belock auch gedacht und trotzdem hat er dich verraten. Also sage mir Raziel, warum glaubst du werden dich diese beiden nicht verraten?“ Ich sah sie an und wusste, dass ich ihr diese Frage nicht beantworten konnte. Wie auch? Es war immer ein Risiko dabei wenn man anderen vertraute. Sie erhob sich und schritt ans Fenster.

„Kain folgte dem Weg, dass das Schicksal für ihn vorhergesehen hatte, er wird ihm auch weiter folgen und somit uns alle vernichten.“ Der Unterton in ihrer Stimme gefiel mir nicht.

„Was meint ihr damit?“ Sie drehte sich um.

„Wie ich dir schon sagte, ich kenne die Zukunft und die in die dieser Weg führt sieht sehr düster aus. Für Kain, für Nosgoth, für die Menschen wie für die Vampir, aber vor allem für dich.“ Sie kam auf mich zu und ich erhob mich langsam von meinem Stuhl.

„Wie meint ihr das?“ Sie lächelte traurig.

„Bisher bist du genau dem Weg gefolgt, den Kain für dich vorhergesehen hat. Was denkst du auf was hat er die letzten hundert Jahre gewartet? Er hat auf dich gewartet. Nur auf deine Rückkehr, weil du der Schlüssel bist.“ Ich war verwirrt. Was meinte sie damit?

„Ja Raziel, deine Seele ist es, die die Macht hat, Schicksale zu ändern und Zeitalter zu überdauern. Erlöser oder Zerstörer, du kannst eines von beidem sein, beides und doch keines davon. Wie auch immer, es liegt an dir Raziel. Gibt es den freien Willen oder nicht, gehst du den bisherigen Weg bis zu seinem Ende oder stellst du dich dir selbst in den Weg? Wagst du es deinem Schicksal zu trotzen?“ Sie war näher gekommen und hatte mich bei den letzten Worten umkreist, wie ein Künstler der sein Werk begutachten muss, bis sie schließlich vor mir stehen geblieben war und langsam ihren Arm hob und ihre Hand auf meine Wange legte.

„Du bist hübsch geworden in den letzten Jahrhunderten und auch deine Macht ist gewachsen Raziel. Sie ist der unseres Gebieters bald ebenbürtig und das weiß Kain auch. Ich kenne deine Zukunft. Deine Seele ist die einzigste, die für die Geschichte ein Paradoxon und daher eine Bedrohung für den Lauf der Zeit, darstellt.“ Ihre Hand wanderte über meinen Hals an meine Brust und mit einer plötzlichen Bewegung presste sie sich an mich.

„Ich weiß was geschehen wird , aber ich will es nicht. Dein Schicksal ist grausam Raziel, drei Geschöpfen schenktest du dein Vertrauen und doch bist und wirst du von allen dreien Verraten werden. Und den, für den du bereit bist alles zu opfern, den du nie hintergehen würdest, jener ist es, der sein grausames Spiel mit dir treibt. Schon von jenem Moment an, als er dein Grabmal schändete.“ Sie sah auf und in ihren Augen lag ein unglaubliches flehen.

„Aber das ist nichts, in direktem Vergleich mit dem wozu er dich noch verdammen wird. Doch ich kenne einen Ausweg und ich bitte dich Raziel hör auf mich, nur so kannst du deinem Schicksal entgehen!“ Ich trat einen Schritt von ihr zurück.

Und erst langsam formten sich ihre Worte zu Gedanken in meinem Kopf und diese Gedanken wurden zu einem Bild. Einem Bild das ich nicht sehen wollte.

„Ihr glaubt also, dass mich mein Herr und Gebieter verraten wird? Mit welchem Recht beschuldigt ihr ihn?“

„Mit dem recht der Gewissheit Raziel, ich habe es gesehen. Ich weiß was geschehen wird!“

„Und was wird geschehen?“ Sie trat einen Schritt zurück.

„Das kann ich dir nicht sagen, dass darf ich dir nicht sagen. Eigentlich habe ich jetzt schon mehr gesagt und getan, als es mir erlaubt ist und ich werde auch die Konsequenzen dafür tragen müssen. Aber ich kann und ich will nicht mit dem Gedanken weiterleben, dass er dieses Land weiter zerstört.“ Ich sah sie skeptisch an.

„Ist das alles?“

„Nein, auch will ich nicht, das der Gott der Zerstörung eigenhändig das einzigst schöne Zerstört, was er je geschaffen hat.“ Sie sah mir wieder in die Augen. „Es ist deine Entscheidung Raziel. Du allein bist im besitz der Macht, die es braucht Nosgoth wieder in ein blühendes Land und die Vampire wieder zu einem stolzen Folk mit einem neuen Gott zu verwandeln. Alles was du dafür tun musst ist Kain zu töten.“ Ich sah sie an und konnte doch nicht ganz glauben, was sie mir eben gesagt hatte. Wie konnte sie nur denken, dass ich Kain jemals verraten würde?

„Die Frage nach dem freien Willen. Ich hatte dich gefragt, ob du glaubst, dass es einen freien Willen gibt Raziel. Nun Kain glaubt, dass jeder sein eigenes Schicksal hat, dem er nicht entkommen kann, aber er ist der Meinung, dass deine Seele der Schlüssel ist, um die Schienen des Schicksals zu sprängen und um das heraus zu finden, ist er bereit alles zu opfern. Sogar wenn das heißt, dich zu verraten und dich mit eigenen Händen zu vernichten. Aber ich bin nicht bereit ein solches Opfer zu bringen. Raziel, du kannst deinem Schicksal entkommen, wenn du Kain jetzt tötest! Nimm dir den Soul Reaver, der rechtmäßig dir gehört und führe uns in eine neue Zukunft!“

Je weiter sie gesprochen hatte, um so weiter war ich vor ihr zurück gewichen. Sie hatte wirklich vor Kain zu verraten! Das konnte ich nicht glauben, sie die sich noch nie in die Geschichte des Landes gemischt hatte wollte plötzlich das über Jahrhunderte andauernde Gleichgewicht brechen? Das konnte ich einfach nicht glauben! Und ich wollte ihren Worten auch nicht weiter zu hören, egal ob sie nun wahr waren oder nicht, allein der Gedanke mich Kain zu stellen und ihn herauszufordern war schon absurd! Aber das sie tatsächlich glaubte, mich dazu zu überreden, dass konnte ich nicht verstehen.

„Glaube mir, du hast die Macht dazu. Du bist stärker als du denkst und so kannst du auch das Leben deines menschlichen Freundes retten. Wenn du Kain jetzt nicht tötest, wird alles was ich gesehen habe sich erfüllen und Atrieleges wird sterben. Aber nicht von Kains Hand oder von der eines anderen, sondern von deiner! Über eurer Freundschaft schwebt der Schatten einer blutroten Rose und du wirst mehr Schmerz erleiden, als du ertragen kannst!“ Mittlerweile hatte sie sich an meine Schulter geklammert und sah flehend zu mir auf.

„Bitte Raziel! Um deiner selbst Willen töte Kain. Vernichte ihn und gib Nosgoth wieder seinen Lebensatem zurück!“ Ich riss mich von ihr los.

„Genug Hohepriesterin, wie könnt ihr auch nur einen Augenblick denken, dass ich Kain verraten würde? Wenn ihr unbedingt einen Attentäter braucht, der für eure Zwecke Kain vernichten soll, warum fragt ihr dann nicht meine Brüder? Sie würden euch garantiert helfen!“

„Aber sie können es nicht. Sie besitzen weder den Stolz noch die Macht die es braucht um ein Vampirgott zu werden. Du bist der einzigste, zeitumspannende Seele, der einzigste, der in der Lage ist das Schicksal zu ändern!“

„Hört auf, ich hege kein Verlangen danach die Macht an mich zu reisen und ich spüre auch kein verlangen mir weiter eure Märchen anzuhören. Ich lass mich von niemanden lenken oder benutzen und ich folge nur dem Weg, den ich für Richtig erachte. Seid gewiss, ich werde vergessen, dass dieses Gespräch je statt gefunden hat. Guten Tag.“ Ich verneigte mich und schritt auf die Tür zu.

„Dann hat Kain also recht, jeder geht den Weg, der für ihn vorgeschrieben ist. Der freie Wille ist nur Illusion. Dann gehe also dahin mein dunkler Nemesis und finde deinen eigenen Weg.“ Sie drehte sich um und verließ das Zimmer und auch ich machte mich auf aus diesem Schloss zu verschwinden.
 

Allerdings kam ich nicht sehr weit. Tief in Gedanken versunken und versuchend ihre Worte aus meinem Gedächtnis verbannend, schritt ich durch die hohen Gänge des Schlosses auf den Ausgang zu.

Als ich um die letzte Ecke bog und meinen Fuß auf die oberste Stufe der Treppenflut setzte, die mich auf den Innenhof hinunter führen sollte, verharrte ich augenblicklich und hob meinen Kopf. Vor mir, nur einige Stufen weiter unten standen die anderen Statthalter. Offenbar war ich nicht der einzigste, den sie eingeladen hatte.

Kurz erwog ich mein Wort an sie zu richten, aber entschied mich dann dagegen und setzte meinen Weg fort. Weit jedoch kam ich nicht, denn anstatt mich durchzulassen trat mir Zephon in den Weg. Ich schaute auf.

„Was soll das? Gib den Weg frei!“ Zephon jedoch bewegte sich kein Stück und ich war nahe daran ihn einfach aus dem Weg zu schieben, was wahrscheinlich in einem Kampf geändert hätte, als er einen Wink von Turel auffing und nun doch den Weg frei gab.

Ich sah mich nicht um, aber meine Augen wanderten zu meinem Bruder. „Wie liebenswürdig von dir Turel. Über was wirst du als nächstes Kontrolle haben?“ Turel lachte.

„Ich kontrolliere was ich will und wen ich will Raziel. Dies ist mein Land und ich lasse nicht zu, dass mir ein Verräter in die Quere kommt.“ Ich setzte meinen Weg fort. Auf dieses Spiel musste ich mich nicht einlassen.

Aber noch bevor ich die unterste Stufe erreicht hatte wurde ich wieder aufgehalten. „Stimmt es eigentlich, was Dumah gesagt hat Bruder? Das du seit neustem anderen Vampiren Dienste erweist?“ Ich verharrte regungslos und meine Hand zuckte zu meinem Schwert, aber noch konnte ich mich beherrschen. Alles was er wollte war mich zu provozieren und darauf ließ ich mich nicht ein.

Turel war hinter mich getreten und auch meine anderen Brüder wahren näher gekommen und ich musste mich nicht umdrehen, um zu merken das Turel seine Hand nach meinem Oberarm ausstreckte. Doch noch bevor sie mich berühren konnte packte ich sein Handgelenk und hielt es fest.

„Dumah behauptet viel. Und bisher entsprach nichts davon der Wahrheit.“ Ich ließ seine Hand los und wollte endlich diesen Hof verlassen, auf dem es vor Ungeziefer und Verrätern mittlerweile zu wimmeln schien, aber wieder wurde ich durch Turel zurück gehalten, der mir mit einem schnellen Schritt in den Weg trat.

„Da fällt mir ein Raziel, wusstest du eigentlich, das Belock noch lebt und nach dir sucht?“ Diesmal konnte ich das verräterische Glitzern in meinen Augen nicht unterdrücken und Turel lächelte überlegen. „Ja, er war dein oberster General, nein, er war mehr als das und du hast ihn noch nicht einmal erwähnt, oder nach ihm gesucht, wie kommt das?“ Meine linke spannte sich noch fester um meinen Schwertgriff.

Ich würde mich nicht von ihm provozieren lassen. Nicht hier und nicht jetzt und schon gar nicht auf diese weise. Und statt einer Antwort bekam er auch nur einen vernichtend Blick und ich lenkte meine Schritte endgültig an ihm vorbei. Dieses Gespräch war eindeutig beendet.

Für mich, aber nicht für ihn und diesmal kam meine Reaktion zu spät, als seine Klauen nah vorne schnellten und mir den Stoff vom Oberarm rissen, so das sich das Brandmal gut sichtbar von meiner Haut abhob.

Ich fuhr zähnefletschend zu ihm herum und zog nun doch mein Schwert aus der Scheide. „Was fällt dir ein?“ Aber ihn ließ meine Wut kalt und mit einem diabolisch, wissenden Lächeln meinte er nur: „Ich hatte also recht. Damals wie heute. Du warst der Vampir in der Arena und hast gegen die Sklaven gekämpft, während Belock seine Spielchen mit dir getrieben hat.“

Ich spürte regelrecht, wie meine Augen sich verengten und wie mein Blut langsam aber sicher anfing zu kochen. „Kein weiteres Wort mehr Turel!“ Aber er ignorierte mich weiter und kam auf mich zu, gefolgt von meinen Brüdern.

„Ich hätte nie gedacht, dass du so tief sinken würdest. Ein Statthalter dient einem anderen Vampir als Objekt der Begierde. Sag mir Bruder, hat es dir gefallen?“ Ich sah auf und konnte meine eigenen Augen in seinen blitzen sehen. Das hätte er nicht sagen dürfen!

Mit einem wütenden Schrei sprang ich nach vorne, warf ihn auf den Boden und setzte ihm die Schwertspitze auf die Brust. „Das war ein Fehler Turel! Du hast doch keine Ahnung! Keine Ahnung davon, was es heißt gefoltert zu werden. Kein Ahnung, was es heißt ... .“ Ich brach ab und taumelte einige Schritte zurück, als mir klar wurde, was ich gesagt hatte. Unbewusst hatte ich genau die selben Worte benutzt, mit denen Belock mich vor über einem Jahrhundert verhöhnt hatte.

War ich jetzt schon so tief gesunken, dass ich meine Selbstbeherrschung verlor und mich von meinen Brüdern übertölpeln ließ? Das ich anfing mich wie ein gewöhnlicher Vampir hinter Ausflüchten zu verstecken? Ich schüttelte meinen Kopf und steckte mein Schwert weg. Nein, so weit würde ich es nicht kommen lassen. Ich drehte mich zu Turel um, der wieder aufgestanden war und mich höhnisch ansah, aber diesmal ließ mich das kalt.

„Du hast recht.“ Er stutzte. „Damals das war ich und Belock hat mich mit einem Bannbrandmal gezeichnet und als sein Eigentum erklärt. Und auch mit deiner Behauptung, dass er mich begehrt hast du recht.“ Ich schaute auf und lass Überraschung in seinen und fast schon Entsetzen in den Augen meiner anderen Brüder.

„Ich werde nicht länger davon laufen Turel. Weder vor dir noch vor meinen anderen Brüdern oder meiner Vergangenheit. Ich bin ich und alles was ich erlebt habe und was mir angetan wurde hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Es gibt also keinen Grund mehr irgendetwas zu verheimlichen. Es ist geschehen und es lässt sich nicht mehr rückgängig machen.“ Ich deutete eine Verbeugung an. „Ich empfehle mich.“ Mit einem kurzen Blick in jedes Gesicht drehte ich mich um und das was ich sah, überzeugte mich davon, dass ich richtig gehandelt hatte.

Die Gesichter meiner Brüder hatten Verwunderung wieder gespiegelt. Verwunderung und Ehrerbietung. Und mir wurde klar, dass sie mich nun wieder als das anerkannt, was ich war. Einen Vampir mit Stolz und Ehre, der sich dem Kreis der Statthalter als würdig erwiesen hatte. Alle.

Alle bis auf Turel, der wohl der Meinung gewesen war, dass ich alles leugnen und davor davonlaufen würde. Womit er beinah recht behalten hätte, aber diesen Fehler würde ich nicht mehr machen.

So schmerzhaft es auch war es sich einzugestehen und so demütigend, so war es doch die Wahrheit. Ich stünde heute nicht als der Vampir hier, der ich war, wenn Belock nicht gewesen währe.

Mit festen Schritten ging ich zu Midnight und schwang mich in den Sattel. Meine schmachvolle Vergangenheit gehörte genauso zu mir, wie meine ruhmvolle Und wenn ich das eine nicht akzeptieren würde, dann währe ich nicht besser als all jene, die sich und alles woran sie glaubten verrieten.

Als ich mich nochmals umdrehte konnte ich meine Brüder immer noch sehen, wie sie langsam die Stufen zurück gingen. Aber ein unbestimmtest Gefühl ließ mich meinen Blick nach oben wenden und über die Erker und Nischen des Schlosses gleiten und auf einem der höchsten Balkone wehte ihr schwarzes Haar im Wind.

Und plötzlich stiegen in mir leichte Zweifel hoch. Was war, wenn sie doch die Wahrheit gesagt hatte?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-09-13T11:57:32+00:00 13.09.2010 13:57
endlich gehts weiter *Q*

*sabber*


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