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Twilight in the Shadow

von

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Viertes Buch des Königs

Viertes Buch des Königs
 

Ich stand an meinem gewohnten Platz und beobachtete die mir vertraute Silhouette der Stadt, die sich in der untergehenden Sonne abzeichnete. Trotz des kühlen und Nebelverhangenen Morgens war es ein schöner Tag geworden und ich genoss diese letzten Sonnenstrahlen.

Tatsächlich war Atrieleges mein unbekannter Gegner im Nebel gewesen und nach den ersten Momenten der Überraschung hatte sich auch alles sehr schnell geklärt.

Atrieleges war mit einem Teil seiner Soldaten aufgebrochen, weil die Karawane seiner Verlobten überfällig war. Kurz bevor sie in den Wald eingedrungen wahren, hatte ihn das Gefühl überkommen, beobachtet zu werden und er hatte sich von dem Haupttrupp abgesetzt und so waren wie aufeinander getroffen.

Liana war zwar zuerst sehr zurückhaltend und verwirrt, hatte sich aber schließlich wieder gefangen, als wir in Meridian eingeritten wahren. Atrieleges hatte sich mit ihr sofort verabschiedet, um alles mit den Ministern zu besprechen und so hatte ich den ganzen Tag Zeit, mich an einer vertrauten Umgebung und dem Luxus einer großen Stadt zu erfreuen.

Allerdings war ich nicht wirklich zur Ruhe gekommen, wie ich es gehofft oder erwartet hatte. Es war nicht wirklich eine Unruhe, sondern ehr ein Gefühl, dass mir sagte, dass ich hier nichts mehr verloren hatte und das die Tage bei den Menschen vorbei waren. Das ich jetzt irgendwo anders sein sollte.

Wie immer wenn mich solche Gefühle nicht los lassen wollten, hatten mich meine Schritte wie von selbst zum Dach der Feste getragen. Und hier stand ich nun und beobachtete eine Stadt, von der ich geglaubt hatte sie höchstens im Schein der Kriegsfeuer wieder zu sehen.

Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, Atrieleges Liana zu übergeben und mich gleich wieder auf den Rückweg zu machen, aber das ließ er nicht zu. Er bestand darauf, dass ich mit ihm zurück kehren sollte, dass sei er mir schuldig dafür, dass ich seine Verlobte gerettet hatte.

Aber diese Meinung schienen nicht alle gewesen zu sein. Zumindest Il’Banni hatte bei meiner Rückkehr kein besonderst erfreutes Gesicht gemacht. Allerdings schienen die anderen Minister diesmal nicht auf seiner Seite zu stehen und so hatte er mein hier sein missmutig akzeptiert.

Ich konnte ihn spürte, noch bevor ich ihn hören konnte und als ich mich umdrehte stellte ich überrascht fest, dass Atrieleges eben erst das Dach betrat. Erstaunlich, meine Sinne hatten sich in den wenigen Wochen, die ich in den Wäldern von Nosgoth verbracht hatte noch um ein vielfaches verbessert.

„Raziel, ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell wieder sehen würden.“ Ich nickte. Damit hatte wohl keiner von uns gerechnet. „Was hast du jetzt vor?“

Ich drehte mich wieder um und sah auf die nun dunkle Stadt hinunter. „Ich werde Morgen wieder aufbrechen. Eigentlich hätte ich nicht mehr hier her zurück kommen sollen. Ich merke jetzt das es ein Fehler war.“ Atrieleges nickte, als hätte er nichts anderes erwartet.

„Dann warte wenigstens bis Übermorgen Raziel. Morgen Abend will ich bei einem Bankett die Verlobung mit Prinzessin Liana bekannt geben und ich würde mich freuen, wenn du als ihr Retter auch daran Teil nehmen würdest. Liana würde sich bestimmt auch freuen, sie schätzt dich sehr.“ Ich atmete tief ein. Er machte es mir wirklich nicht leicht.

„Ich werde es mir überlegen Atrieleges. Mehr kann ich dir nicht versprechen.“ Er nickte stumm und drehte sich dann wieder um.

„Ich nehme an, dass du alleine sein möchtest. Dein altes Zimmer steht dir natürlich wieder zur Verfügung.“ Damit verschwand er wieder vom Dach und ließ mich allein mit einer unbestimmten Ungewissheit, die mir immer deutlicher machte, dass es ein Fehler war hier zu sein. Ich würde am nächsten Morgen aufbrechen, so war es das Beste.
 

Ein letzter langer Blick in den Spiegel zeigte mir, dass die Kleider passten. Mit einer langsamen Bewegung hob ich den goldenen Gürtel vom Bett und band ihn mir mit samt des sich darin befindlichen Dolches um. Schwerter waren bei einem Bankett nicht erlaubt.

Aber unbewaffnet wollte ich mich nicht unter so viele Menschen begeben. Es war schlimm genug, dass ich mich doch entschieden hatte noch zwei Tage länger hier zu bleiben.

Ein weiterer Blick aus dem Fenster, zeigte mir, dass es langsam Zeit war sich in die Festhalle zu begeben. Il’Banni würde sicher erfreut darüber sein, mich dort zu sehen. Aber diesmal hatte sich Atrieleges erfolgreich gegen ihn durchgesetzt.

Ich betrat den hell erleuchteten Flur und zögerte erneut. Irgendetwas warnte mich mit aller Macht davor, an diesem Bankett Teil zu nehmen und ich war kurz davor, wieder in mein Zimmer zurück zu kehren und einfach meiner Wege zu gehen, als mich ein leises Räuspern aus meinen Gedanken riss.

Ich drehte mich um und erkannte Liana kaum wieder. Sie stand verlegen einige Meter hinter mir und trug ein langes blaues Kleid, das ihre kupfernen Haare unglaublich gut zur Geltung brachte.

„Ihr seht gut aus.“ Sie nickte Verlegen.

„Ihr auch.“

„Was kann ich für euch tun?“ Sie errötete und meinte dann schließlich:

„Ich hab mich verlaufen und wollte Fragen, ob ihr nicht mit mir zum Bankettsaal gehen wollt.“ Ob sie sich wirklich verlaufen hatte oder das Ganze nur ein Vorwand war, um mit mir zu reden ... .

„Was ist mit Atrieleges, immerhin ist er euer Verlobter. Solltet ihr nicht mit ihm zum Bankett gehen?“ Sie nickte wieder.

„Er ist schon dort, weil er die ganzen Würdenträger empfangen musst und dieses Schloss ist so groß... .“ Sie zuckte hilflos mit den Schultern und ich nickte leicht gereizt. Hatte sie sich denn niemand anderen aussuchen können, der mit ihr die Halle betrat?

Schließlich gab ich doch nach und wir liefen schweigend durch die Gänge des Schlosses, wie sie es ausdrückte. Bis wir schließlich vor einer großen Flügeltür ankamen, durch die die Musik eines Bankettes zu uns drängte. Schon wollte ich mich von ihr verabschieden, denn ich hatte keines falls vor, den Saal über diesen Weg zu betreten, da klammerte sie sich regelrecht an meinen Arm und hielt mich zurück.

„Bitte, bitte bleibt. Ich bin schrecklich nervös.“ Vorsichtig versuchte ich mich aus ihrem Griff zu befreien.

„Ihr braucht nicht nervös zu sein Prinzessin. Geht hinein und seid einfach ihr selbst.“ Gott, jetzt versuchte ich auch schon einem Menschen Mut zuzusprechen, es war wirklich Zeit, dass ich die Umgebung dieser Rasse verließ.

„Aber ich schaff das einfach nicht allein. Bitte, ihr habt mir schon so oft geholfen.“ Schließlich wurde mir die Entscheidung abgenommen, denn die beiden Diener die die Türen öffnen sollten, hatten sich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können, um eben genau dies zu tun.

Also fügte ich mich dieser, nun mehr, unvermeidbaren Situation und betrat mit Liana am Arm den Saal, in dem es Augenblicklich still wurde. Und während Liana und ich durch die breite Gasse auf Atrieleges zugingen, fragte ich mich zum wiederholten Male was ich hier tat.

Der Vampir und die Verlobte des Königs. Das konnte ich förmlich in jedem Gesicht lesen. Selbst Atrieleges schien für einen Augenblick um Kontrolle zu ringen und das reichte. Ich würde noch an diesem Abend verschwinden. Endgültig.

Herr Gott noch mal, ich war ein Vampir und kein Kindermädchen. Ich hatte hier absolut nichts verloren und endlich waren wir am Ende dieses Spießrutenlaufes angekommen und ich entließ Liana an den Arm von Atrieleges.

Ich weiß nicht ob es Erleichterung war, oder einfach nur ein erster Atemzug, jedenfalls betrat ich den abgelegensten der Balkone und hatte das Gefühl eine völlig andere Luft einzuatmen, als eben noch im Bankettsaal.

Die Musik setzte wieder ein und auch die Gespräche wurden fortgeführt und ich war überrascht, dass mir erst jetzt auffiel, wie still es bei unserem eintreten geworden war.

Und genau auf jenem Balkon blieb ich, manchmal kamen Diener, die Speisen und Getränke servierten, aber bis auf einen Becher Wein, lehnte ich alles ab. Einige der mutigeren Hofdamen, forderten mich auch zum tanzen auf, aber nachdem ich mich entschuldigt und ein paar mal abgelehnt hatte, hatte ich den Balkon für mich alleine.

Die meiste Zeit, beobachtete ich, wie sich die Menschen immer und immer wieder zu den selben Klängen im Kreis drehten, wie Damen koketthaft lachten und Männer sich lauthals über Dinge unterhielten, von denen sie keine Ahnung hatten.

Langsam begann ich die andere Seite dieser Rasse zu sehen, die mir allerdings immer weniger gefiel. Dumme sterbliche Wesen, denen einziger Lebenssinn darin bestand für den Wimpernschlag an Zeit, denn sie auf der Welt verbrachten Macht und Reichtum anzuhäufen.

Die wenigsten scherten sich um Würde und Ehre und ich wurde es bald müde, immer wieder die selben Argumente zu den selben Themen und das selbe hohe Lachen zu den selben Witzen zu hören. Wie konnte es nur sein, dass eine Rasse solch zwei unterschiedliche Gesichter haben konnte. Selbst Atrieleges, denn ich bisher als kühl, überlegt und distanziert kannte, schien sich in dieser Stimmung zu verändern.

Ich stellte meinen Weinbecher auf einen Sockel und drehte mich der Dunkelheit Nosgoths zu, schloss meine Augen und versuchte die Geräusche des Bankettes zu ignorieren. Versuchte mich ganz auf die Geräusche des Windes und des Meeres, dass nicht unweit an die Felsen schlug, zu konzentrieren und den Sinnen freien lauf zu lassen.

Es musste bereits nach Mitternacht sein, als mich ein leises Räuspern aus dieser Erstarrung riss, in der ich nach einem kurzen Blick auf den Stand des Mondes, wohl mehrere Stunden verbracht haben musste.

„Ich habe euch in der Menge gesucht, es erstaunt mich, dass ihr die ganze Zeit hier draußen gestanden habt.“ Ich drehte mich zu Liana um. Sie sah sehr erschöpft aus und einige Strähnen ihres Haares hatten sich aus ihrer Frisur gelöst.

„Ich halte nichts von solchen Festen.“ Sie schritt weiter auf den Balkon hinaus und ließ sich schließlich mit einem erschöpften Seufzen auf eine der Steinbänke sinken.

„Ich kann nicht mehr. Solche Feste sind schrecklich anstrengend und irgendwie beneide ich euch, dass ihr die ganze Zeit hier draußen sein konntet.“ Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung war und sah, wie zwei Männer die Köpfe zusammensteckten und begannen zu tuscheln und ich hielt es für das Beste, jetzt meinen Entschluss war zu machen.

„Entschuldigt mich bitte Prinzessin, aber ich glaube, ich werde jetzt gehen.“ Sie sprang auf und hielt mich zurück.

„Wartet Raziel, ich verstehe euch nicht. Seit wir in Meridian sind verhaltet ihr euch mir gegenüber so distanziert. Was ist mit euch los.“ Hatte sie die ganzen Blicke wirklich nicht bemerkt, als wir die Halle betreten hatten?

„Prinzessin ... .“

„Nennt mich doch Liana.“

„Prinzessin,“ wiederholte ich. „Schaut euch um. Was seht ihr dann?“ Sie schaute mich verwirrt an, folgte dann aber meiner Aufforderung.

„Ich sehe Menschen und ... .“

„Sehr richtig. Ihr seht Menschen. Euer Folk. Nicht mein Folk. Ich bin ein Vampir und ich werde morgen zu meinem Folk zurück kehren. Warum sollte ich dann noch versuchen, irgendjemandem etwas vorzuspielen?“

„Aber mögt ihr den Atrieleges und mich nicht?“

„Doch und genau das ist der Grund, warum es besser ist, wenn ich verschwinde. Lebt wohl.“ Ich deutete eine Verbeugung an und war im Begriff, den Balkon zu verlassen, als mich ein spitzer Ausstoß meines Namens noch einmal auf den Balkon zurück rief.

„Was habt ihr?“ .Liana drehte sich zu mir um und zeigte in den Garten hinaus, der einen Meter unterhalb des Balkons begann.

„Ich bin mir nicht sicher,“ stammelte sie. „Aber ich glaube, ich habe Schatten gesehen, die sich bewegten.“ Ich glaubte zwar ehr, dass sie eben nur geglaubt hatte etwas zu sehen, denn ich hatte die ganze zeit, die ich auf dem Balkon gestanden hatte nichts war genommen, aber trotzdem beugte ich mich über die Balustrade und lies meine Augen über die Dunkelheit im Garten schweifen, mit dem selben Ergebnis, dass ich vermutet hatte.

„Ihr müsst euch geirrt haben Prinzessin, ich sehe dort unten nichts.“ Ich drehte mich zu ihr um und wollte dann gehen.

„Aber, dort unten hat sich etwas bewegt!“ Leicht gereizt wandte ich mich wieder zu ihr, um ihr zu sagen, dass sie solche Spielchen lassen sollte um Personen bei sich zu behalten. Allerdings wurde aus der Drehung ein Sprung, als sich hinter Liana ein Schatten auf den Balkon schwang.

Liana stieß einen spitzen Schrei aus, als ich sie zur Seite stieß, und die Hand des Schattens packte um ihm den Dolch zu entringen. Allerdings befand ich mich in einer unglücklichen Position und so schaffte es der unbekannte Angreifer mich ein Stück zurück zu stoßen und endgültig auf den Balkon zu steigen.

Ein warf einen kurzen Blick zu Liana, die mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden lag und den unbekannten Angreifer anstarrte.

„Lauft!“ Erst schien sie nicht zu resignieren, was ich von ihr wollte, aber als der Schatten einen Schritt auf sie zumachte sprang sie auf und wollte in Richtung Halle verschwinden, blieb aber stehen und ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, das sich mindestens noch zwei weitere Angreifer auf den Balkon geschwungen hatten.

Als sich ebenfalls hinter dem ersten noch drei Schatten aus der Dunkelheit abhoben wurde die Sache eng. Ich währ ohne weiteres mit ihnen fertig geworden, aber nicht, wenn ich mich dabei auch noch um Liana kümmern musste, die sich entschieden hatte, meinen Arm umklammert zu halten.

Und ein weiterer kurzer Blick in die Halle zeigte mir, dass von den großspurigen Rednern keiner einen Hilfeschrei von einem amüsanten Aufschrei unterscheiden konnte. Also war ich auf mich selbst gestellt. Nun gut, sie sollten merken, dass es ein Fehler war sich mit mir anzulegen.

„Liana! Liana! Lasst meinen Arm los!“ Aber sie schüttelte nur verängstigt den Kopf und hielt ihn weiter verkrampft fest. Aber dafür hatte ich keine Zeit. Mit einer entschlossenen und nicht gerade sanften Bewegung stieß ich sie von mir weg. Keinen Moment zu früh.

Der erste ließ seinen Dolch durch die Luft fliegen, dem ich durch eine Rolle auswich und ich aus der selben Bewegung her angriff. Er zog sein Schwert, zu langsam. Ich krümmte meine Krallen und wollte sie ihm in den Leib rammen, wich dann aber nach rechts aus, um einen weitern Dolchwurf zu entgehen, der sich leider nicht in die Brust meines ersten Angreifers bohrte.

Ein weiterer, der nun mehr sechs Gestalten sprang auf mich zu. Ich schlug ihm das Schwert aus der Hand, trat ihm die Beine weg und hob in der selben Bewegung Schwert wie Dolch auf. Einer weiteren Schwertattacke entging ich, indem ich mich zur Seite warf und mit einer Rolle aus der Schwertbahn kommen wollte, allerdings hinderte mich der begrenzte Raum des Balkons daran mein Ausweichmanöver auszuführen und ich stieß schmerzhaft an die Balustrade.

In den Garten springen wollte ich nicht, denn ich wusste nicht, ob sie nur hinter mir her wahren und ich wollte es auch nicht darauf ankommen lassen. Also versuchte ich den nächsten Schwerthieb so gut es ging zu parieren, was von dem Erfolg gekrönt war, dass mein Angreifer mir die Waffe aus der Hand schlug und mich über die Begrenzung des Balkons drückte, die Dolchsspitze nur noch Zentimeter von meinem Herzen entfernt.

„Stirb du elender Blutsauger!“ Zischte mein Angreifer durch sein vermummtes Gesicht. Aber diesen gefallen würde ich ihm nicht tun. Ich drückte ihn nach oben und trat einem zweiten der heranstürmte die Beine weg, ich entwand ihm seinen Dolch und schleuderte ihn durch seine Freunde hindurch in den Saal.

Spitze Schreie und empörte Ausrufe gaben mir bekannt, dass nun auch die Menschen von diesem kleinen Scharmützel Wind bekommen hatten. Durch den fliegenden Kameraden war der Weg in den Saal frei geworden.

Ich würde nicht warten, bis mir dieser wieder versperrt war. Schnell packte ich Liana zog sie auf die Beine und hinter mir her in den Saal, indem sich nun mehr ein großer Kreis in der Menge gebildet hatte, wo zwei der Angreifer standen und mir mit gezogenen Schwertern entgegenblickten.

Ich konnte Atrieleges ausmachen, der sich versuchte durch die Menge zu mir vor zu arbeiten und wartete nicht lange. Ich packte Liana und warf sie ihm, über die Köpfe der zwei Angreifer in die Arme. Durch dieses Manöver ablenkt sah ich nicht, wie eine der vier Gestallten die mir folgten, einen weiteren Wurfdolch durch die Luft schickte, der diesmal sein Ziel traf.

Ich fletschte meine Zähne, riss ihn mit einer entschlossenen Bewegung aus meiner Schulter und sah den sechs Angreifern wütend entgegen, die nun einen Kreis um mich gebildet hatten. Aus den Augenwinkeln nahm ich war, dass Atrieleges seinen Wachen einen Wink gab und auch er selbst sich dem Schauplatz des Kampfes näherte. Ich schüttelte unmerklich meinen Kopf und er hielt seine Soldaten zurück. Das war mein Kampf!

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Gegner. Sie hatten mich herausgefordert und nun sollten sie die Konsequenzen ihres Tuns auch tragen. Ich brauchte keine Waffen, ich brauchte keine Rüstung, alles was ich brauchte besaß ich, denn ich war ein Vampir, ein Raubtier, dass sich angegriffen fühlte.

Meine Hände veränderten sich zu Klauen, die mir schon in so manchem Kampf mehr gebracht hatten als jedes Schwert und ich ließ meine Reißzähne aufblitzen. Ein wütendes, verwundetes Raubtier.

Einer der Gestalten warf seinen Dolch, den ich zur Seite schlug und nach vorne sprang. Ich packte ihn am Arm, schlug ihm das Schwert aus der Hand und mit einer weiteren Bewegung meiner Hand brach ich ihm den Arm.

Der ihm nächststehende griff mich an und kurz darauf auch die anderen. Ja, sollten sie nur kommen, sie würden erleben, was es heißt, mich wütend zu machen. Ich wich ihren Schlägen aus und riss Knochentief wunden in ihr Fleisch. Wunden die schmerzten, nicht tödlich wahren.

Ich wollte es genießen, dieses lang vergessenen Gefühl menschliches Fleisch zu zerreisen und meine Klauen im Blute meiner Gegner zu baden.

Ich nahm nichts mehr wahr. Keine Hofdamen, die schrieen, keine Männer die entsetzt die Augen aufrissen und auch keinen Atrieleges, der blass einem Blutbad zusah und wohl zum ersten mal begriff, was es hieß einen Vampir zum Feind zu haben.

Ich nahm nur noch das brechen von Knochen und den süßen Geruch von Blut war und ein lang nicht mehr vernommenes Hochgefühl überkam mich, als ich meine Zähne in den Hals meines nächsten Angreifers schlug, und ihm das Blut nahm. Ich war der Jäger!

Ich wurde verletzt, Kratzer die sich sofort wieder schlossen, unbedeutende Wunden. Selbst als mir einer meinen gesamten Arm aufschlitze hielt ich nicht inne. Ich wollte töten. Ich wollte Fleisch zerreisen. Ich wollte jagen!

Bis schließlich nur noch ein einziger der ehemals sechs Angreifer stand, zitternd und sein Schwert mehr stützend als verteidigend vor sich auf dem Boden. Ich schritt auf ihn zu langsam watend durch das Blut seiner gefallenen Freunde. Berechnend und seine Angst herraufbeschwörend.

Ängstlich griff er unter seinen Umhang und schleuderte einen weiteren Dolch nach mir. Ich hätte ausweichen können, aber ich tat es nicht und genoss das Gefühl, als sich die Waffe in meine Schulter bohrte und der Soldat kalkweiß zurückwich, als er sah, das ich mich nicht einmal begnügte den Dolch heraus zu ziehen.

Ich packte dieses zitternde Häufchen von Mensch und beugte mich über ihn. „Wer ist nun der Verlierer Mensch? Ihr habt es zu sechst nicht geschafft mich aufzuhalten, was glaubst du, kannst du alleine ausrichten?“

Er ließ sein Schwert fallen und fiel auf die Knie. Aber ich kannte kein Erbarmen, kannte keine Gefühle, ich ließ mich in die rote Flüssigkeit nieder und beugte mich erneut über ihn, bis ich mein Spiegelbild in seinen weit aufgerissenen Augen sehen konnte.

„Wer?“ War alles was ich über meine Lippen brachte, aber er sagte kein Wort. „Sag mir wer, oder du wirst morgen um diese Zeit keine Vampire sondern Menschen jagen!“ Seine Augen weiteten sich noch ein weiteres Stück und er brachte einen einzigen Namen über seine Lippen.

„Il .... .... ... . Il’B... ...... Il’Banni.“ Ich lächelte und brach ihn mit einer schnellen Bewegung das Genick und alles was ich in seinen Augen lesen konnte, war eine heillose Überraschung, als währe der Tod unvorbereitet gekommen. Ich hatte nicht gesagt, dass ich ihn am Leben lassen würde.

Langsam richtete ich mich auf und wie in Trance schweifte meine Augen über die Menschen, über die Beute in diesem Raum. Ich war mir bewusst, was sie sehen mussten.

Ein Wesen, weder Mensch noch Vampir, weder Teufel noch Dämon, mit zerrissenen, blutdurchdrängten Kleidern. Klauen, die mühelos Knochen zerbrechen konnten, die sich ohne Reue in Fleisch gruben und von denen das Blut in kleinen Bächen auf den Boden tropfte. Zähne sie rot getränkt wahren und Tod wie auch verfluchtes Leben bringen konnten.

Ein Wesen, das keinen Schmerz kannte. Ein Wesen, dass sich lächelnd einen Dolch aus der Schulter zog und ihn achtlos fallen ließ. Ein verfluchtes Wesen. Eine rasende Bestie. Einen Vampir.

Ich suchte nach ihm, bis ich ihn in der Menschenmenge ausfindig gemacht hatte und ließ meine eiskalten Augen auf ihm ruhen bis ich mich in seine Richtung bewegte. Die Menschen wichen panisch zur Seite, als ich an ihnen vorüber lief, um vor einem erstarrten Il’Banni stehen zu bleiben.

Ich hob meine Klaue und legte sie ihm auf die Schulter, wobei er zusammenzuckte, als hätte ich ihm einen Dolch in den Leib gerammt. Dann beugte ich mich zu ihm hinunter und brachte meine Zähne an sein Ohr.

„Wag es nie wieder. Mensch.“ Ich ließ ihn los und verließ den Saal auf dem selben Weg, wie ich gekommen war.
 

Ich stand auf dem Dach und beobachtete wie die Sonne aufging. Ließ mir den frischen Meerwind durch die Haare wehen und versuchte mich zu beruhigen. Das Blut in meinen Kleidern war bereits angetrocknet, als Atrieleges neben mich trat.

„War das Absicht?“

„Nein, so kämpfen wir. Das ist unser wahres Wesen.“ Er nickte.

„Du wirst Meridian wohl heute verlassen, oder?“ Jetzt nickte ich.

„Es gibt keinen Grund hier zu bleiben und ich will es auch nicht. Ich habe mich entschieden.“

„Das hab ich auch. Ich werde dich begleiten.“ Er drehte sich zu mir um.

„Nein.“

„Doch das werde ich Raziel. Du hast mir gezeigt, dass es noch so einiges gibt, dass ich nicht weiß, aber wissen müsste und deshalb werde ich mit dir reiten, um dein Folk kennen zu lernen.“

„Das wirst du nicht Atrieleges. Es währe dein sicherer Tod und du weißt das. Meine Welt hat sich verändert und ich weiß nicht ob zum Positiven oder Negativen. Ich weiß auch nicht was auf mich zukommen wird und so ist es besser, wenn ich allein reite.“ Atrieleges nickte und ich hoffte, dass er es verstanden hatte, um Seinetwillen.

Ich maß ihn noch mal mit einem langen Blick und wandte mich dann um. In meinem Zimmer fand ich neue Kleider und eine leichte Rüstung, die ich auch anlegte. Dann band ich mir mein Schwert um und ließ mich über mein Fenster in den Hof hinab gleiten, wo die Menschen mit erschrockenen Rufen auseinander sprangen und einen großen Bogen um mich machten.

Schließlich war ich bei den Ställen angelangt und stieß einen langen Pfiff aus. Und wenige Sekunden später trabte mir Midnight aus der Herde der anderen Pferde entgegen. Es war mir nur mit viel Mühe gelungen ihn davon zu überzeugen wieder einen Huf in die Stadt zu setzen, um so freudiger wieherte er jetzt, da er zu wissen schien, dass wir diese Stadt nun wieder verließen.

Ich sattelte ihn, schwang mich auf seinen Rücken und warf noch mal einen langen Blick die Mauern der Feste hinauf. Dann trieb ich ihn zum Tor und wir ritten ein weiteres mal durch die engen Gassen Meridians dem Land Nosgoth entgegen.

Unterwegs trafen wir auf wenige Menschen, die sich bei unserem Anblick schnell in Häusern versteckten und ich konnte mich eines freudigen Gefühls nicht erwähren, als ich die Worte ‚verfluchte Bestie auf ihrem schwarzen Teufelspferd’ hörte.

Denn genau das war ich. Ein Geschöpf der Dunkelheit. Als wir die Zugbrücke hinter uns hatten ließ ich Midnight seinen Willen, als er weit ausgriff um nun schon zum zweiten mal in die Freiheit zu entlaufen.
 

Ich zündete das Lagerfeuer an, während sich Atrieleges um die Pferde kümmerte. Dann setzte er sich zu mir und begann sich einen Hasen zu braten, denn er erlegt hatte. Wir befanden uns nun nicht unweit der Stelle, an der ich damals auf Liana getroffen war und war entsprechend vorsichtig.

Ich warf einen kurzen Blick zu Atrieleges, der nun doch seinen Willen bekommen hatte. Einige Tage nach denen ich Meridian verlassen hatte, wurde mir bewusst, dass ich verfolgt wurde. Ich stellte dem Verfolger eine Falle und war überrascht, dass es sich dabei um Atrieleges handelte.

Er hatte beschlossen, die Vampire besser kennen zu lernen, ob jetzt mit oder ohne meine Hilfe, war ihm egal und er hatte mir gesagt, das er auch weiterhin Richtung Norden reiten würde, was ich auch immer zu ihm sagen würde.

Nach einem kurzen Streit hatte ich schließlich beschlossen, dass es wohl besser war, wenn wir zusammen reiten würden, als wenn er mir folgte. So konnte ich ihn besser im Augen behalten und auch schützen. Und schon nach wenigen Tagen hatte sich mein Entschluss ihn doch mitzunehmen als richtig erwiesen, wenn auch ahnderster, als ich gedacht hätte.

Denn nicht ich, sondern er hals mir. Wir waren gerade dabei, durch ein dichtes Waldgebiet zu reiten, als plötzlich etliche Menschen aus dem Unterholz hervor stürmten und uns angriffen.

Sie hatten von der blutrünstigen Bestie von Meridian gehört und wollten ihr Dorf vor ihr retten, bis Atrieleges sich als König zu erkennen gab und ihnen erklärte was wirklich passiert war. Richtig zufrieden wahren sie allerdings erst, als er ihnen erklärte, dass er unterwegs war, um mich zurück ins Grenzland zu bringen, was zwar nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber seinen Zweck erfüllte.

Und so wahren wir nun hier angekommen. Im Grenzland. Ab hier würde die ganze Sache schwieriger werden, weil weder er noch ich genau wussten, was uns erwarten würde. ich rechnete zwar nicht mit großen Schwierigkeiten, aber einige würde es ganz bestimmt geben.

„Willst du auch etwas essen?“ Er hielt mir ein Stück von dem Hasen hin, aber ich lehnte es ab. Er zuckte mit den Schultern und aß es selbst.

„Und du willst wirklich mit? Jetzt kannst du noch umkehren, es ist deine letzte Chance.“ Atrieleges sah mich fast vorwurfsvoll an.

„Das haben wir doch jetzt oft genug besprochen Raziel. Ich werde mit dir zu den Säulen reiten. Ich möchte wenigstens einen kurzen Blick auf dein Folk werfen.“ Die selbe Antwort wie immer. Ich hätte mich auch schwer gewundert, wenn er sich doch entschieden hätte umzukehren.

„Ich weiß das du dir Sorgen machst Raziel, aber ich kann ... .“ Ich unterbrach ihn mit einem Wink meiner Hand und beobachtete aufmerksam den Wald. Plötzlich ließ Midnight ein allarmierendes Schnauben hören und Atrieleges griff wie beiläufig zu seinem Schwert. Auch meine Hand wanderte an meinen Gürtel.

„Wie viele?“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Einige.“ Atrieleges nickte fast unmerklich, dann stand er auf und tat so, als wollte er zu den Pferden gehen und in diesem Augenblick kam ein Dolch aus der Dunkelheit des Waldes geflogen und bohrte sich an der Stelle in den Boden, an dem Atrieleges eben noch gesessen hatte. Ich sprang auf und zog mein Schwert und auch Atrieleges ließ seine Scheide fallen und stampfte das Feuer aus.

„Kommt raus!“ Aber es blieb alles ruhig, bis ich ein leises Pfeifen wahr nahm und sich kurz darauf etwas in meinen Hals bohrte, nicht größer als eine Nadel.

„Hat dich eben auch etwas gestochen?“ Ich sah zu Atrieleges hinüber und konnte seine Gestallt nur verschwommen war nehmen. „Atrieleges?“ Ich drehte mich ganz zu ihm um und konnte gerade noch sehen, wie er auf dem Boden aufschlug. Ein Betäubungsmittel? Dann mussten es Menschen sein, aber warum konnte ich dann keine Atemzüge hören?

„Kommt raus!“ Forderte ich sie ein zweites mal auf und dies mal lösten sie sich aus ihren Verstecken und ich erblickte mehrere vermummte Gestalten, die denen die mich beim Bankett angegriffen hatten zum verwechseln ähnlich sahen. Allerdings bestand zwischen ihnen ein gravierender Unterschied. Auf dem Bankett wahren es Menschen gewesen, dass hier waren Vampire.

„Du stehst immer noch?“ Ich drehte mich um und stand wohl dem Anführer gegenüber.

„Wer bist du?“ Ich versuchte ihn zu erkennen, was mir seltsamer weise nicht gelang.

„Sie an, du bist also ein Vampir. Seltsam, das ein Vampir und ein Mensch zusammen reiten.“ Warum blieb er so ruhig, obwohl er keine Waffe hatte und mein Schwert sich praktisch an seinem herzen lag?!

„Ich wiederhole mich nur sehr ungern, also wer bist du?“

„Wir gehören zu der ‚Blutroten Rose’, du wirst sicher schon von uns gehört haben, da du ja auch zu unserem Volk gehörst.“

„Ich muss dich enttäuschen.“ Ich schüttelte den Kopf, hatte er sich eben bewegt, oder fing ich an zu schwanken?

„Nun, dass spielt jetzt auch keine Rolle mehr Vampir. Du gehörst eh uns.“ Er schnippte mit den Fingern und weiter Gestalten lösten sich aus dem Schatten des Waldes. Ich drehte mich im Kreis, halt nein, ich drehte mich nicht im Kreis, bewegte sich etwa der Wald? Und warum war mein Schwert plötzlich so schwer, dass ich es kaum halten konnte.

„Was ist los mit dir?“ Mein Gegenüber lächelte. „Wirkt das Gift?“ Gift? Das konnte nicht sein, jegliche Art von Giften wirkten bei Vampiren nicht. Wir wahren von Natur aus immun gegen jegliche Art davon und doch wurde ich plötzlich so müde... .

Ich viel auf die Knie und klammerte mich krampfhaft an mein Schwert, aber alles half nichts. Bis ich schließlich ganz umkippte und das Bewusstsein verlor.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-06-29T00:08:42+00:00 29.06.2010 02:08
mein lieblingskapitel O,.O

konnt nich mehr aufhören zu lesen...jetzt is es schon 2 uhr nachts und ich muss in 3 stunden wieda aufstehn xDDDDDDD
du bist schuld u.u''
xDDDDDDDDDDDDDDD

egal habs ja jetzt durch und warte auf weitere kapitel ****Q****

ich liebe Raziel!!! ich hab damals das spiel an 2 Tagen durchgezockt ohne schlafen zu gehn xDDDDDDDDD
heut nacht werd ich bestimmt von ihm träumen xDDDDD
harrrrr.....


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