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Himmel und Hölle

von

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Mehrmals wachte Dayla in der Nacht schreiend auf. Immer wieder durchlebte sie den Nachmittag und jedes Mal erwachte sie in dem Moment, als der Overall gerade ihre Hose herunterzog. Schweißnass schreckte sie hoch und drückte ängstlich die Bettdecke an sich. Doch zwei Minuten später war sie schon wieder eingeschlafen. Dieses Spiel wiederholte sich fünf Mal bis sie kurz vor Morgengrauen die Grenze überschritt und den Traum weiter träumte. Sie sah, wie Kieran sich mit dem Spaten von hinten an den Overall heranschlich und ihn dann k.o. schlug. Sie sah ihn neben sich knien und ihren nackten Körper bedecken. Sie starrte in seine Augen und er starrte in ihre. Ein wunderschönes Blau, so leuchtend und intensiv, richtig magisch. Eine Ewigkeit lösten sie ihre Blicke nicht von einander.

Plötzlich wurde sein Gesicht blasser und entfernte sich von ihr. Sie hörte ein leises Klopfen. Es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass das Klopfen real war und von der Tür kam, während das Gesicht in ihrem Traum sich auflöste.

„Sind Sie schon wach?“ fragte Pepe durch die Tür. Dayla rieb sich die Augen und sah dabei immer noch die Augen von Kieran vor sich.

„So gut wie“, antwortete sie und gähnte. Jetzt hätte sie gern weiter geträumt. Diese Augen…

„Das Frühstück ist fertig und außerdem wartet unten jemand auf Sie.“ Dayla riss erstaunt die Augen auf. Wer sollte das denn sein? Hier kannte sie doch niemand und außerdem wusste auch keiner, wo sie war!

„Ich komme gleich runter!“ rief sie und sprang aus dem Bett.
 

Pepe konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er zweifelte nicht daran, dass Dayla und Kieran irgendwann ein Paar werden würden. Es war offensichtlich: Kieran war total verknallt und Dayla war auch kurz davor. Immerhin hatte sie heute Nacht seinen Namen gerufen. Pepe hatte das auf dem Weg zum Bad ganz deutlich gehört. Und über seine Augen hatte sie auch etwas gesagt, allerdings zu leise. Pepe hatte es nicht verstanden. So oder so, die beiden gehörten zusammen. Und Pepe gönnte es ihnen.
 

Dayla zog sich an und ging dann ins Bad. Als sie fünf Minuten später die Treppe hinunter stieg und das Lokal betrat, saß dort Kieran, in der Hand eine Tasse Kaffee. Als er Dayla sah, stand er auf, um ihr den Stuhl zurecht zu rücken. Sie lächelte schüchtern und staunte nicht schlecht, als sie auf den Tisch sah.

Pepe hatte ein tolles Frühstück aufgefahren und Dayla mampfte bald mit vollen Backen. Immerhin hatte sie seit gestern Mittag nichts mehr gegessen. Kieran nippte an seinem Kaffee und beobachtete sie mit einem verträumten Blick. Als Dayla es bemerkte, schaute er schnell auf seinen Teller. Dayla lächelte verlegen und sah vorsichtig zu Pepe hinüber, der hinter der Theke Gläser einräumte. Er hatte anscheinend nichts mitbekommen.

„Was ist das eigentlich für ein merkwürdiges Lied, das du auf dem Feld gesungen hast? Es war eine komische Sprache. Ein bisschen wie Englisch aber es klang auch irgendwie russisch. Was war das?“ fragte Kieran plötzlich.

Dayla wusste sofort, welches Lied gemeint war. „Das war gälisch – irisch“, antwortete sie. „Du hast das gehört?“

„Ja, habe ich und es war wunderschön. Die anderen Songs klangen etwas gepresst, da musstest du wohl ganz schön keuchen?!“ Kieran grinste als Dayla ihm die Zunge rausstreckte.

„Hast du schon mal versucht, im Gehen zu Singen? Das geht ganz schön an die Lungen!“ erklärte sie etwas beleidigt. „Deshalb bin ich bei diesem speziellen Lied auch stehen geblieben. Komisch, ich hab mich doch umgesehen, da war aber niemand!“

„Tja“, grinste Kieran, stellte seine Tasse ab und legte die Hände an den Hinterkopf, „ich kann mich unsichtbar machen. Schutzengel können so was.“

Dayla lief rot an bei dem Gedanken, dass Kieran sie singen gehört hatte und Kieran schmunzelte, als er es sah.

„Jedenfalls hast du mich aus der Hölle gerettet, wahrscheinlich sogar mein Leben“, gab sie zu und dachte im Stillen: vielleicht bist du wirklich mein Schutzengel.

Zum ersten Mal sah sie bewusst in seine Augen. Dieses Blau! Das war nicht nur ein Traum, er hatte wirklich solche Augen! Kieran bemerkte, wie sie ihn anstarrte.

„Ist irgendwas?“ fragte er. Dayla senkte schnell den Blick und biss verlegen in ihr Brötchen.

„Äh, nein, gar nichts.“ wehrte sie ab und beobachtete mit großem Interesse Pepe, der gerade damit beschäftigt war, ein Geweih an der Wand abzustauben. Aber ihre Gedanken kreisten um Kieran. Diese Augen…

Kieran beobachtete Dayla, die anscheinend fasziniert war von Pepes Entstaubungstechnik. Er wollte so gerne für sie da sein. Traurig und voller Sehnsucht starrte er sie an.

Dayla wollte gerade einen Schluck aus ihrer Tasse nehmen, als sie stutzte. Warum fixierte er sie denn so? Dann fiel ihr auf, dass etwas Anrührendes in seinem Blick lag. Genau konnte sie es nicht erfassen aber es durchdrang sie wie ein Messerstich.

Ihr Herz begann plötzlich zu rasen und sie legte ihr halb aufgegessenes Brötchen auf den Teller zurück, da sich ihr Magen strikt weigerte, weiter zu arbeiten. Er hatte genug mit den Schmetterlingen zu tun, die ihn gerade heftig attackierten.

Eine Minute lang saßen sie so da und blickten sich gegenseitig an. Dann brach Dayla das Schweigen.

„Danke“, sagte sie glücklich, „ich bin so froh, dass du da warst!“

Kieran lächelte. Vorsichtig griff er nach Daylas Hand. Er erwartete, dass sie die Hand erschrocken wegziehen würde. Aber das tat sie nicht. Ein gutes Zeichen!

Er küsste zärtlich ihren Handrücken und entgegnete: „Es war mir eine Ehre, dein Schutzengel zu sein.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Caro-kun
2009-02-15T10:31:47+00:00 15.02.2009 11:31
Haaa~
Toller Schluss ^^

Für mich existieren Schutzengel nur in Menschengestalt ^^
Auch in meinem Leben gibt es immer wieder Situationen, in denen meine Mitmenschen zu Engeln werden ^^

Ich wünsche Dayla und Kieran alles Glück dieser Welt ^^
(Du meine Güte, das hört sich ja an wie bei ner Hochzeit *lach*)



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